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Thema: [SGA] Virenverseucht

  1. #1
    Senior Master Sergeant Avatar von Khamonai
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    Standard [SGA] Virenverseucht

    Titel: Virenverseucht
    Autor: Khamonai
    Serie: Stargate Atlantis
    Genre: Allgemein, etwas Drama und Humor
    Charakter: Atlantis, John, Rodney und Carson
    Rating: PG-12
    Staffel/Spoiler: 2. Staffel, da Ronon schon da ist und John befördert wurde...
    Anmerkung des Autors: Als das Plotbunny beim zweiten Mal geläutet hat und ich wehrlos war, hat es mich überfallen und zum Schreiben gezwungen... Nix Neues also ^^ Es gehört in das selbe Universum wie Traumfänger, ist also in gewisser Weise ein Nachfolger. Viel Spaß beim Lesen des Ergebnisses!
    Kurzinhalt: Atlantis ist eine hoch entwickelte KI. Was aber passiert, wenn sie sich eines Tages einen Virus einfängt und … Grippe bekommt?

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    Virenverseucht

    Sie alle hatten bald nach ihrer Ankunft erfahren, dass Atlantis eine hoch entwickelte künstliche Intelligenz war. Es war ja eigentlich auch kein Wunder, wenn man den Wissensstand der Antiker berücksichtigte. Es waren allerdings die ATA-Gen-Träger gewesen, die sich als erste mit dieser Tatsache konfrontiert sahen. Allen voran John Sheppard, der als erster von Atlantis 'überfallen' worden war...

    Es war an jenem Abend gewesen, als sie zusammen mit den Athosianern auf eine gemeinsame Zukunft angestoßen hatten.

    Seit ihrer Ankunft hatte er, solange er sich innerhalb der Stadt befand, immer ein unterschwelliges sanftes und beruhigendes Summen in seinem Hinterkopf gehört und selbst während sie auf Athos gewesen waren, war es nur leiser geworden, aber nie vollständig verschwunden. Aus irgendeinem Grund klang es für ihn auch meistens zufrieden, fast schon glücklich, aber das konnte ja wohl nicht sein, oder? Wie sollte ein Summen Gefühle ausdrücken? Und selbst wenn... wessen Gefühlen verlieh es Ausdruck? Seine waren es nicht – da war zu viel Unterschied gewesen. Und dann war da die Erinnerung an diesen Sessel in der Antarktis, der auch ein wenig ähnlich auf seine Anwesenheit reagiert hatte... Aber das war sicher alles nur Einbildung, versicherte er sich. Resultierend aus der Fülle an Andersartigkeit und Neuheit, auf die sie hier gestoßen waren. Kein Grund zur Sorge also.

    An diesem Abend aber waren, zurück in seinem Quartier und auf dem Bett liegend, das jetzt seines war, langsam aus dem Summen Worte geworden. Eine weibliche Stimme. Angenehm hell und voller überschäumender Energie. Atlantis war sehr lange Zeit einsam gewesen und hatte die erste (naja, nicht ganz die erste... sie wollte John ja nicht gleich verschrecken und außerdem hatte er bis zu diesem Augenblick andere Sorgen gehabt) Gelegenheit genutzt, um sich gleich mal bei ihm vorzustellen.

    Einige Minuten später hatte sie nach einer Frage dann auch ihre Holoform gezeigt, aber die Stadt hatte sich trotz ihres ersten Besuchs bei John als erstaunlich wählerisch herausgestellt, wem sie sich tatsächlich zeigte, aber auch mit welchen der ATA-Gen-Träger sie direkt kommunizierte. Die meiste Kommunikation mit Atlantis lief aus diesem Grund über die verschiedenen Terminals, die überall in der Stadt zu finden waren oder die die Menschen mit Atlantis zusammengeschlossen hatten.

    Wohl auch aus diesem Grund war Rodney McKay so stolz (und nicht nur ein wenig eingebildet) darauf, dass Atlantis darauf bestanden hatte, vorwiegend John als 'Medium' zu nutzen, um mit ihm zu sprechen und sich – außer in einigen wenigen Fällen – geweigert hatte, ausschließlich ein Terminal als Kommunikationsmittel zu verwenden. Zumindest bis die Gentherapie bei ihm angeschlagen hatte und sie sich auch endlich mit unterhalten (und ihr Leid klagen) konnte. Es hatte zwar bei den notwendigen Reparaturen sehr geholfen, dass Atlantis ihn an die wichtigsten Orte lotsen konnte, wo unbedingt etwas getan werden musste, war aber Rodneys Schlafmenge nicht allzu zuträglich, da sein Wissensdrang zu groß war und er am liebsten alles sofort von ihr wissen wollte und seine Fragen kaum ein Ende nahmen, bis die arme Stadt keinen anderen Ausweg mehr sah, als ihn mit einer Drohung ins Bett zu schicken.

    Die Sache mit der Bezeichnung 'Techniker' hatte allerdings die Beziehung zwischen Rodney und Atlantis für einige Zeit auf Eis gelegt, da sie einfach nicht verstanden hatte, warum Rodney so beleidigt gewesen war, nachdem er davon erfahren hatte, wie sie ihn betitelt hatte. Schließlich war es in ihren Augen ein großes Kompliment, bedeutete es doch, dass sie ihm vertraute mit ihren Systemen zu arbeiten und sie zu reparieren, ohne weiteren Schaden anzurichten. Bis dieses Missverständnis endlich aus dem Weg geräumt war, hatte es jedoch einige Tage gedauert und John viele Kopfschmerzen beschert, da Atlantis sich ständig erkundigt hatte, ob Rodney denn immer noch beleidigt sei und wieso und warum und und und...

    Zu Beginn hatte Atlantis etwas eigenwilliges Kommunikationsverhalten noch für einige Verwirrung gesorgt. Insbesondere dann, wenn die Stadt mal wieder eigenwillig eine Art Konferenzschaltung erzeugte, wenn sie der Ansicht war, dass mehrere Personen eine gewisse Information benötigten oder sie wollte, dass verschiedene Meinungen in ein Gespräch einflossen. Es war allerdings eben etwas verwirrend, wenn man plötzlich nicht nur Atlantis Stimme im Kopf hatte, sondern auch die eines anderen Menschen. Wirklich kompliziert wurde es aber nur (für die Betroffenen), wenn Atlantis in eine derartige Schaltung auch Terminals miteinbezog... Inzwischen hatten sie sich aber auch daran größtenteils gewöhnt.

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    Atlantis' volle Rechenkapazität wurde kaum je voll ausgeschöpft, da den Menschen einerseits immer noch vieles unbekannt war und sie erst noch lernen mussten, es andererseits viele andere Dinge zu erledigen gab, die die Wissenschaftler in Anspruch nahmen – vor allem Reparaturen, da dort Fachwissen gefragt und ihre Zahl begrenzt war. Dazu kam noch, dass ihr maximales Potential nur mit der vollen Anzahl an ZPMs möglich war und die Stadt derzeit hauptsächlich mit Solarenergie betrieben wurde.

    Dazu kam noch, dass Atlantis ja eigentlich an eine größere Anzahl von Einwohnern gewöhnt war, aber nach so langer Zeit der Einsamkeit, die nur hin und wieder von ihrer Schläferin unterbrochen worden war, und jeder Menge Schlaf, war sie schon für so ziemlich jede Abwechslung dankbar, die ihr ihre jetzigen Bewohner boten. Menschen zu beobachten war interessant. Sie hatten so viele kleine Eigenheiten und Angewohnheiten! Und wenn sie einmal etwas nicht verstand... dann gab es ja immer noch John, Rodney und Carson, die ihre bevorzugten Opfer für solche Fragen waren. Erstere traf es besonders häufig, nur waren sie leider nicht immer zu erreichen oder zu beschäftigt (sie schaute vorher immer höflich nach, ob sie auch Zeit hatten, ihr genügend Aufmerksamkeit zu widmen).

    Nichtsdestotrotz änderte das nichts an der Tatsache, dass ihr jetzt gerade langweilig war. Wirklich sehr sehr langweilig. John und sein Team waren auf einer Erkundungstour auf irgendeinem fremden Planeten – wie gemein, dass sie nicht mitkommen durfte! … Auch wenn es physikalisch etwas kompliziert gewesen wäre, aber das war ja wohl eine ganz andere Geschichte und hatte nichts damit zu tun! – und Carson... sie warf einen schnellen Blick in die Krankenstation und strich flüchtig über seine Gedanken... er war mit einem Experiment beschäftigt und ging so darin auf, dass es schwer werden würde, ihn zu stören. Außerdem war er begeistert. Glücklich. Nein, sie wollte ihn nicht stören. Sie konnte sich auch anders ablenken. Nur... was sollte sie machen? Atlantis überlegte.

    Ihr war nicht nur langweilig, sondern sie war auch neugierig. Sie hatte mit ihren Langstreckensensoren und einigen Tricks, die sie sich von dem ein oder anderen Computer der Erdenmenschen abgeguckt hatte, als ihr das letzte Mal langweilig gewesen war – Was die da alles an Information ungeschützt liegen ließen! Eines Tages... ja... eines Tages würde sie John und Rodney vielleicht davon erzählen, was sie alles von ihren mitgebrachten Computern gelernt hatte, aber bis dahin konnte sie sich ja noch eine Weile amüsieren, oder? – einige neue alte (ihr nach einer flüchtigen Durchforstung ihrer Datenbanken mehr oder wenig bekannte) Satelliten entdeckt.

    Ihr 'Ziel' war ein Satellit, der laut ihrer Datenbank den Namen Sagittarius trug. Ihn zu erreichen und mit ihm zu kommunizieren, selbst wenn es nur die minimale Datenkommunikation war und nicht der Austausch mit einer anderen Stadtintelligenz, wie sie es war, oder einem der alten Schiffe, so würde es ihr doch Abwechslung genug bieten, um sich eine Weile zu beschäftigen.

    Um Sagittarius aber zu erreichen, musste sie einen weiten Umweg über diverse Relaissatelliten und Stationen machen, da er sonst viel zu weit entfernt war. Es war eine Herausforderung. Atlantis wollte zwar Abwechslung, aber ihre Menschen behindern wollte sie auch nicht. Also waren insofern einige Vorsichtsmaßnahmen angebracht. Sie begann damit ihre Leistung zu optimieren und umzuverteilen. Lang nicht mehr genutzte Subroutinen wurden entstaubt, neue getestet und entweder für gut befunden und übernommen oder wieder verworfen.

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    10.000 Jahre Abgeschiedenheit in der Tiefe des Ozeans von Lantea hatten ihren Tribut gefordert.

    Interne Schutzprogramme waren hoffnungslos veraltet, ihr Code schadhaft geworden und teilweise irreversibel gelöscht, Schutzmechanismen außer Funktion gesetzt, da sie nur Energie verbrauchten und ohnehin nicht mehr benötigt wurden und später hatten sie nicht mehr genügend Priorität besessen, um wieder reaktiviert zu werden. Das Virenschutzsystem von Atlantis war in Vergessenheit geraten.Und es gab auch nicht den geringsten Grund zur Annahme, warum sich die Stadt nicht schützen können sollte... immerhin war sie gegen physische Angriffe ja auch ausgezeichnet geschützt (solange sie genügend Energie dafür hatte). Warum sollte es also an elektronischer Front anders sein? Denn wer dachte wirklich schon an Viren, die in der Lage waren, ein so hochentwickeltes System angreifen zu können?

    Nur wenige Stunden nach Atlantis' verhängnisvollem kleinen Ausflug zeigten sich die ersten Auswirkungen. Datentransfers waren bereits betroffen – irgendein Prozess belegte mehr und mehr Leistung, ohne dass erkennbar war, wer da so viel Energie und Rechenleistung beanspruchte (es waren auch keine Experimente beantragt worden, die z.B. die maximale Kapazität von Atlantis' Leistung austesten sollten...), aber noch nicht lahmgelegt.

    Den nächsten Hinweis lieferte Atlantis selbst.

    Bei der Rückkehr des Erkundungsteams kam es bei der Aktivierung des Gates zu leichten, aber immer noch unauffälligen Verzögerungen. Aber als das Team dann durch das Gate kam, wurden sie zwar mit der üblichen Begeisterung von Atlantis empfangen, aber irgendetwas schien doch anders.

    Vielleicht lag es daran, dass sie sich schon so sehr an die übliche überschäumende Energie von Atlantis' Begrüßung gewöhnt hatten und sich daher wunderten, dass diese nicht ganz so enthusiastisch wie sonst auch ausfiel, da die Stadt die Angewohnheit hatte, sich immer sofort auf die jeweiligen (oder die stärksten) ATA-Gen-Träger der Teams zu stürzen und zu beginnen, sie neugierig mit Fragen zu löchern.

    Diese Tatsache war seit ihrer Ankunft immer deutlicher geworden und wenn genügend Zeit vorhanden war, bereiteten sich alle rückkehrenden Teams schon auf diesen Fragenkatalog vor. Die Teams nahmen es inzwischen mit gelassenem Humor und es gab auch einzelne Wetten, was Atlantis alles in welcher Reihenfolge fragte, wie viele Details sie wissen wollte und wie oft sie nachhakte, um etwas zu verstehen.

    So aber waren es diesmal John und Rodney, die sich – zwar schon müde und ausgelaugt – innerlich schon auf die Fragerei (oder auch scherzhaft Inquisition genannt – Major Lorne hatte bereits vor einer Weile halb im Scherz den Antrag gestellt, doch einfach Atlantis die Missionsberichte schreiben zu lassen und so Zeit zu sparen, da sie im Augenblick alle Missionen doppelt durchgingen und sich Atlantis sowieso hin und wieder bei den Nachbesprechungen einmischte, wenn ein Detail vergessen worden war...) vorbereitet hatten und so über das Ausbleiben überrascht waren, dass sie sich stattdessen bei Atlantis meldeten und besorgte Fragen stellten.

    Fühlte sie sich müde? Hatte sie auch noch genügend Energie? (John) Hatten diese neuen Soldaten schon wieder irgendeinen Blödsinn angestellt und sie brauchte Reparaturen? (Rodney) War alles in Ordnung mit ihr? (synchron)

    Atlantis beruhigte sie, es gehe ihr gut, nein, die Neuen hatten sich benommen und natürlich war sie in Ordnung!... Weiter kam die Stadt mit ihrem Beruhigungsversuch nicht, denn sie nieste. Laut. Durch den ganzen Stadtkomplex lief ein kurzes Zittern. Gleich darauf wiederholte sich das Spektakel. Bei jedem Nieser wurden überall die Datenströme für Sekundenbruchteile unterbrochen.

    ~Atlantis?~

    //Ja?// Ein mentales Schniefen.

    ~... Was war das da gerade?~

    Schweigen. Und Atlantis nieste noch ein drittes Mal. Und wieder bebte die ganze Stadt und schaukelte ein wenig auf den entstandenen Wellen.

    Binnen Sekunden liefen sämtliche Headsets heiß, da natürlich jeder wissen wollte, was denn los sei und die ersten Wissenschaftler waren schon eifrig auf der Suche nach der Lösung und konnten doch nur spekulierten, da noch keine Daten vorhanden waren und die Meinungen auseinandergingen, was gerade los war. An seltsame Ereignisse waren sie alle ja schon gewöhnt, aber das hier war dann doch ein klein wenig seltsamer als sonst.

    ~Hast du gerade... geniest?~

    „Unmöglich, Major Sheppard. Atlantis ist eine Stadt. Wie sollte sie da denn bitte so etwas wie einen Schnupfen bekommen?! Das ist unmöglich!“

    John zuckte nur mit den Schultern.

    „Ein Virus vielleicht? … Und es heißt inzwischen Colonel, Rodney.“

    „Und wo sollte sie sich den geholt haben? Dafür gibts doch …. Viren...schutz...pro...gramme...“

    Der Wissenschaftler wurde mit jedem Wort bleicher und sprach immer langsamer, bevor er völlig abbrach und Sheppard erstmal nur mit großen Augen anstarrte. Beide teilten den gleichen Gedanken und sie vergaßen alle Müdigkeit.

    Rodney aktivierte hastig sein Headset und sorgte erstmal energisch für Ruhe im Äther – So könne man ja wohl nicht arbeiten! Und dann noch dieser Lärm... wie sollte man sich da denn bitte konzentrieren? Sie hätten jetzt wichtigere Probleme, als zu diskutieren, wie hoch die resultierenden Wellen von Atlantis' Nieser seien oder wo das 'Epizentrum' des Niesens war – und trommelte seine Wissenschaftler zusammen.

    Sie sollten gefälligst anfangen zu prüfen, wie es mit dem Virenschutzprogramm von Atlantis aussah und ein paar Virenscanner durch das ganze System jagen, egal wieviel Energie und Leistung das jetzt kostete und hatten sie Tomaten auf den Ohren? Er hatte sich ja doch wohl klar und deutlich ausgedrückt! In zehn Minuten wollte er Ergebnisse sehen, wenn er ins Labor kam. Oder wollten sie einen neuen Langsamkeitsrekord aufstellen? An die Arbeit!

    John begann stattdessen Berichte von allen Abteilungen einzuholen, um festzustellen, ob es Schäden – und falls ja, in welcher Höhe – gegeben hatte, es Verletzte gab und generell für Ordnung zu sorgen. Langsam kehrte wieder ein wenig Ordnung in das Chaos ein, aber... Was zwar noch niemand aussprach, aber jeder fürchtete: Wenn ihre erste (zwar nicht ganz ernst gemeinte, aber bei der Beweislage nicht von der Hand zu weisenden) Annahme sich als wahr erweisen sollte und Atlantis sich tatsächlich einen Virus eingefangen hatte, dann... hatten sie ein ernsthaftes Problem.

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    Minuten waren zu Stunden geworden und aus langen Stunden schließlich Tage. Der Kampf gegen Atlantis Grippe, denn zu dem hatte sich ihr Virus tatsächlich ausgewachsen, musste mit allen zur Verfügung stehenden und eigens entwickelten Mitteln und Kräften geführt werden.

    Jeder mit, und seien es auch noch so rudimentäre, Kenntnissen in Antikisch und genügend Ahnung von Computern oder besser noch dem Programmieren wurde kurzfristig in eine eigens dafür neu geschaffene Abteilung verfrachtet, um bei der Virusbekämpfung zu helfen. Alle anderen Projekte wurden kurzfristig auf Eis gelegt oder, wenn möglich (falls die daran arbeitenden Forscher nicht in die Virenbekämpfungsabteilung verfrachtet worden waren) aufs Festland verlegt.

    Das Virus, mit dem sich Atlantis bei dem Satelliten angesteckt hatte – der lediglich als Trägermedium fungiert hatte, aber nicht selbst infiziert war und somit auch keine Hilfe bei der Bekämpfung war – hatte sich rasend schnell aus einem kleinen Datenpaket verbreitet und schlussendlich waren alle Systeme der Stadt infiziert. Als der 'Schnupfen' ausgebrochen war, war es schon längst zu spät gewesen.

    Atlantis war krank. Sie hatte das Äquivalent einer Grippe. Atlantis litt. Und jeder ihrer Bewohner mit ihr.

    Wer nicht – direkt oder indirekt – bei der Virusbekämpfung helfen konnte, wurde kurzfristig – auch zur eigenen Sicherheit – aufs Festland zu den Athosianern ausquartiert. Der Rest gab sein Bestes, um Atlantis zu heilen, auch wenn die meisten Helfer von den Auswirkungen mehr oder minder betroffen waren.

    Menschen mit einem natürlichen ATA-Gen litten durchgehend an heftigen Atlantis-induzierten Kopfschmerzen – je stärker das Gen, desto stärker die Verbindung zu Atlantis und desto stärker der Schmerz. Aber selbst diejenigen, deren ATA-Gen 'nur' künstlich war, zählten zu den Betroffenen. Bei ihnen äußerte es sich allerdings in einer etwas anderen Form – sie wurden weitaus schneller als gewöhnlich müde. Die Krankenstation füllte sich täglich mit Betroffenen, die bis zur völligen Erschöpfung gearbeitet hatten und dort schließlich zur Ruhe gezwungen werden mussten.

    Die physischen Auswirkungen von Atlantis' Grippe waren zum Leidwesen aller Einsatzkräfte nicht vernachlässigbar (auch wenn sie zuerst unterschätzt worden waren), und beeinträchtigte ihre Bemühungen nicht selten und legte sie öfter für kurze Zeitabschnitte sogar komplett lahm, da sie in solchen Fällen erst die Symptome bekämpfen mussten, um wieder am eigentlichen Problem weiterarbeiten zu können – oder um überhaupt wieder die Arbeit aufnehmen zu können.

    Aus den Niesattacken waren mit der Zeit richtige Hustenanfälle geworden – sie glichen in ihrer Wirkung schweren Erdbeben (was zu einer drastischen Zunahme an kaputten Gegenständen geführt hatte), hatten dafür aber glücklicherweise im Vergleich zu der ursprünglichen Nieserei an Häufigkeit abgenommen. Als Konsequenz hatten sie sich mit Atlantis ein Warnsignal ausgemacht, das diese ertönen lassen sollte, falls sie einen ihrer Hustenanfälle voraussagen konnte, damit sich alle Zurückgebliebenen zumindest noch schnell irgendwo anhalten konnten und nicht völlig überrascht wurden. Falls durch diese Maßnahme auch weitere Gegenstände vor der Zerstörung bewahrt wurden, so war das ein Bonus mit dem aber niemand ernsthaft rechnete, da die Warnung meist wirklich sehr kurzfristig kam.

    Atlantis Rechenkapazität war empfindlich verringert, genauso wie ihre Fähigkeit ihren Systemen neue Energie zuzuführen, ihre mentale Sprachkommunikation unbrauchbar, da sie völlig unverständlich war (Atlantis klang nicht nur völlig verschnupft, sondern nuschelte auch noch furchtbar) und hin und wieder die Sprache wechselte (was wohl zu einem späteren Zeitpunkt bei den Sprachforschern wahre Begeisterungsstürme auslösen würde, jetzt aber nur ein weiteres frustrierendes Problem darstellte), die Textausgabe an den Terminals war auch nicht sehr viel besser, weswegen die Menschen lieber ihre eigenen Systeme nutzten und nur einige wenige Computer als Interface mit den Systemen von Atlantis geschaltet ließen, um zu testen, wie ihre Lösungen funktionierten, aber gleichzeitig zu vermeiden, dass sich ihre eigenen Systeme auch noch infizierten (in diesem Punkt waren sich die Wissenschaftler zwar uneins, ob die Kompatibilität hoch genug war, aber niemand wollte die Fähigkeiten des Virus bezüglich seiner Anpassungsfähigkeit an verschiedene Betriebssysteme austesten – dieses Risiko war ihnen allen dann doch zu hoch).

    Das Fieber stellte ihr nächstes Problem dar und betraf sämtliche Einsatzkräfte gleichermaßen, da sämtliche Klimakontrollen der Stadt beeinträchtigt waren und entweder für fast schon arktische Temperaturen sorgten oder Hitzewellen auslösten. Die Umweltbedingungen wechselten mehrmals pro Tag und schwankten dabei von einem Extrem zum nächsten – hielten sich aber glücklicherweise an ein bestimmtes Muster, welches durchaus mit Fieber zu vergleichen war. Zwischen den heftigeren Fieberschüben gab es zwar einige kleinere Schwankungen, aber diese waren im Vergleich nur minimal.

    Wer konnte, der war mit zwei verschiedenen Monturen zum wechseln unterwegs – Winter und Sommer – da sonst kaum an Arbeit zu denken war. Es war kein seltenes Bild mehr, dass sich Männer und Frauen, Soldaten und Wissenschaftler gleichermaßen, in den Gängen – je nachdem wie eilig sie es hatten, an ihren Zielort zu gelange – auch schon mal halb im Laufen (was dann meistens zu einem Hüpfen wurde) versuchten so rasch wie möglich die Kleidung zu wechseln. Diese Aktionen entwickelten sich langsam zu einer neuen Kunstform heran.

    Sie hatten versucht, die Labors, in denen sie arbeiten, so nahe beieinander und bei den Quartieren zu halten wie nur irgendwie möglich, da Schnelligkeit im Augenblick das Einzige war, was zählte und die Aufzüge nicht immer einwandfrei funktionierten und sie zu Fuß meist sogar schneller waren und so hasteten alle hin und her. Nichtsdestotrotz war die Leere zu merken, die die Abwesenheit der anderen Mitglieder der Expedition hinterlassen hatte.

    Die Bedingungen, unter denen die Helfer arbeiten mussten, zehren an ihren Kräften, aber kein einziger von ihnen war bereit einfach aufzugeben und sich auf die vage Hoffnung zu verlassen, dass Atlantis ihre Grippe von alleine überstehen würde, denn die Gefahr, dass sich die Situation stattdessen nur verschlimmerte, war zu hoch. Ein Risiko, das niemand eingehen konnte und wollte.

    Nachdem Atlantis zum ersten Mal gehustet hatte, waren sämtliche Drohnen von den Soldaten aus den Abschussrampen und zur Vorsicht sogar aus dem ganzen Bereich entfernt und gut verschnürt worden, um sicherzustellen, dass Atlantis sie weder aus Versehen abschießen, noch irgendwie aktivieren und verwenden konnte. Denn genau das war damals passiert. Es hatte sich glücklicherweise nur um eine einzelne Drohne gehandelt, aber... diese war aktiviert und beim Husten abgefeuert worden. Eine kontrollierte Lenkung oder Abschaltung war nicht möglich gewesen und es hatte mehrere Versuche von John auf dem Kontrollstuhl gebraucht, um sie immerhin zur Detonation zu zwingen.

    Es war unmöglich vorauszusagen, welche Auswirkungen länger andauerndes hohes Fieber auf die Stadt hatte – einmal hatten sie schon den Zustand des Deliriums live miterlebt... und das wollte keiner von ihnen erneut erleben!

    Manche Auswüchse dieses Ereignisses entbehrten aber auch nicht einer gewissen Komik, wie z.B. der Fall von Carson Beckett, der – nach einer langen hitzigen (im wahrsten Sinne des Wortes, da Atlantis' Fieber zu diesem Zeitpunkt gerade mal wieder im Sinken gewesen war) Diskussion mit den Programmierern und Wissenschaftlern – versucht hatte, Dr. Weir den derzeitigen Status zu erklären und dabei verschiedene technisch/medizinische Vergleiche zog (laut ihm sollte man sich das ursprüngliche Virenschutzprogramm als die natürlichen Abwehrkräften eines Körpers vorstellen, die aber geschädigt waren, da das Programm schon so lange nicht mehr gebraucht und aktualisiert worden war, die im Entwicklungsstadium befindlichen Programme und ungetesteten Arzneien, …) Es war ein denkwürdiges und für beide Seiten äußerst verwirrendes Gespräch.

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    9 Tage lokaler Atlantiszeit hatte es gedauert, bis sie das Virus endlich wieder unter Kontrolle gehabt hatten. 9 Tage intensivster Arbeit im durchgehenden Schichtbetrieb und unter härtesten Bedingungen. In den Berichten fand die Bezeichnung „Die 9 Tage der Höllengrippe“ Einzug, aber sie hatten es geschafft – sie hatten Atlantis gerettet und dabei auch deren Virenschutzprogramme nicht nur wiederhergestellt, sondern ihnen auch ihr längst schon überfälliges Update verpasst. Sie hatten es überstanden.

    Und Atlantis hatte gelernt, dass sie besser aufpassen musste, mit wem sie direkten Kontakt aufnahm, selbst wenn sie die betreffenden Einrichtungen noch von früher kannte. Das war einfach nicht genügend Schutz. Viren waren hartnäckig, konnten auch Jahrtausende überdauern und sehr sehr adaptierungsfreudig... Vielleicht sollten sie probieren, den Wraith eine Kopie dieses Virus zu senden und sich dann zurücklehnen und warten was passierte? Eine Überlegung war es auf jeden Fall wert.

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  3. #2
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Die Sache mit der Bezeichnung 'Techniker' hatte allerdings die Beziehung zwischen Rodney und Atlantis für einige Zeit auf Eis gelegt, da sie einfach nicht verstanden hatte, warum Rodney so beleidigt gewesen war
    Da hat so wohl noch einiges zu lernen ... *g*

    Nette Idee, dass sich auch eine Stadt einen Virus einfangen kann, der dann zu Grippesymptomen führt, die alle beeinträchtigen, die das Gen haben.

    Und das alles nur aus Neugier! Die Menschen sorgen wohl lieber mal für ein bisschen Abwechslung. *g*

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  5. #3
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Hi,

    danke für diesen absolut amüsanten Einblick in ein "Grippe-geplagtes" Atlantis. Das hat mir gerade die Mittagspause versüßt und die ganzen Parallelen zwischen echten Viren und Computerviren und deren Auswirkungen waren klasse.

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


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  7. #4
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
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    Oh Gott - was ist das denn für ein irrer Einfall Atlantis ist langweilig, "schlitzt aus" und holt sich einen Grippevirus - ich krieg mich vor Lachen kaum noch ein.
    Nachdem Atlantis zum ersten Mal gehustet hatte, waren sämtliche Drohnen von den Soldaten aus den Abschussrampen und zur Vorsicht sogar aus dem ganzen Bereich entfernt und gut verschnürt worden, um sicherzustellen, dass Atlantis sie weder aus Versehen abschießen, noch irgendwie aktivieren und verwenden konnte.


    Es war auf alle Fälle sehr amüsant zu lesen, was alles passiert, wenn eine derartige Epidemie um sich greift.

    Allerdings musste ich dazu erst die Destiny-Ki und die Pflanzen-Ki der letzten beiden FF's, die ich gerade gelesen habe, aus meinem Kopf verbannen.

    Und jetzt schwirren bei mir sämtliche Kis durcheinander.

    Hatschi - Hoffentlich hab ich mir jetzt keinen Ki-Virus eingefangen.

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  9. #5
    Senior Master Sergeant Avatar von Khamonai
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    Freut mich, dass es euch so gut gefallen hat! *grinst* Und mit einem verspäteten großen Dankeschön an Sinaida, deren Kommentar die Reaktion von Rodney auf das Techniker-Kommentar von Atlantis ausgelöst hat!

    @Antares: Manchmal frag ich mich allerdings woher solche Plotbunnies kommen *grinst* Auch wenns mir im Nachhinein logischer erscheint als beim ersten Mal durchüberlegen ^^

    @Valdan: hihi - Ich hab extra nochmal nachgefragt bei den Vergleichen (meine ursprünglich angenommenen Parallelen haben leider nicht ganz gestimmt)

    @Liljana: Zu der Epidemie... die kriegen höchstens die Wraith-Schiffe, wenn Atlantis ihnen tatsächlich das Virus zukommen lässt *unschuldig pfeift* Immerhin sind die Dinger ja - wenn ich mich richtig erinner - teilweise organisch und (möglicherweise - ich weiß mal wieder zu wenig und stell gerne Theorien auf ^^) miteinander vernetzt? Das gibt dann wirklich Chaos!

    LG
    Khamonai

  10. #6
    Herrin des Lichts Avatar von Borealis
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    *lol* die Idee ist echt gut.


    Die Menschen fragen sich, ob es intelligentes Leben auf anderen Planeten gibt, doch ist meiner Meinung nach die Frage eher, ob es intelligentes Leben auf diesem Planeten gibt.

    PAINTBALL-TREFF (ab 18) 2012/13!
    Like the weighted companion cube, adding a <3 makes instant likable.

  11. Danke sagten:


  12. #7
    Archäologin Avatar von Yamuri
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    Sehr schön. Es gibt shcon eine Art Fortsetzung von Traumfänger. xD
    Die arme Atlantis, gebeutelt von Viren.
    Dabei wollte sie sich doch nur ein wenig die Zeit vertreiben.
    Die Ewigkeit kann schon anstrengend sein.
    Freu mich schon auf weitere FFs aus Sicht von Atlantis.

  13. Danke sagten:


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