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Thema: The core

  1. #41
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Feelings

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Da wirds noch heiß hergehen- nicht so, wie du vielleicht jetzt denkst. Und auf unseren Johnnboy wird eine Überraschung zukommen, mit der er nicht gerechnet hat und sie ihm bei gewissen Sachen helfen wird.
    Spoiler 
    Oder vielleicht doch heiß? John ist schließlich dafür bekannt, "Sachen" in die Hand zu nehmen


    Feelings

    No matter what I say or do I'll still feel you here 'til the moment I'm gone.

    „ Der Umgang müsste Ihnen eigentlich vertraut sein“, meinte Rodney, ohne ihn anzusehen- er war viel zu sehr damit beschäftigt seinen Computer zu malträtieren und auf ihn einzuhacken. „ Es sollte Ihnen also nicht allzu schwer fallen sich in die Technik hineinzudenken.“ Der Kanadier lachte trocken auf.

    Im wahrsten Sinne des Wortes, dachte John. Schweigend sah er sich in dem kleinen Raum um, in den Rodney ihn geführt hatte; die dunklen Wände mit antikischen Schriftzeichen und eine sprudelnde Säule an der Wand. Er fühlte sich an den Stuhlraum in Atlantis erinnert.
    Der Kontrollstuhl, der inmitten des Raumes auf einer kleinen Plattform stand, glich dem Exemplar in Atlantis in wirklich allem. Rodney hatte Recht: Es würde ihm nicht schwer fallen, sich in das neutrale Interface hineinzuversetzen. Doch was ihm viel mehr Sorgen bereitete, war die Ungewissheit. Er wusste nicht, wonach er genau zu suchen hatte.

    „ Denken Sie einfach an ‚Informationen’.“ Rodney schien seine Gedanken erraten zu haben.
    „ Sie haben gut reden“, gab John mit einem schwachen Lächeln zurück und stieg ehrfürchtigen Blickes auf die kleine Plattform, auf der der Stuhl stand.
    „ Elizabeth meinte, Sie seien am besten ambitioniert für diese Aufgabe, also geben Sie nicht mir die Schuld“, verteidigte sich Rodney.

    John seufzte und stellte sich vor dem Stuhl auf, betrachtete ihn eingehend und stemmte die Hände in die Hüften- nein, er unterschied sich wirklich nicht von dem in Atlantis, nicht die kleinste Abweichung war zu erkennen.
    Langsam ließ er sich gegen die Lehne sinken und legte seine Hände auf die das Gerät bedienende Gel-Kissen.

    Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass nichts geschah; das Schiff zuckelte schon seit fast zehntausend Jahren durch die Galaxis und er bezweifelte, dass es in dieser Zeit von irgendjemanden betreten worden war. Vielleicht hatte die Technologie darunter gelitten…
    Doch das hatte sie nicht. John erschrak, als sich eine genaue Beschreibung des Schiffes vor ihm auftat und ihm jeder noch so kleinste Winkel vor Augen geführt wurde. Die ‚Artemis’ reagierte auf ihn oder vielmehr auf sein Gen… und das nach über zehntausend Jahren!

    „ Und? Was ist?“, hörte er Rodney aufgeregt und neugierig fragen, doch er war nicht in der Lage ihm zu antworten. Still ließ er die Eindrücke, die sich ihm boten, auf sich wirken. Es waren so viele, es verschlug ihm die Sprache! Es war einfach… unglaublich.

    "Willkommen", begrüßte ihn eine melodisch klingende Stimme und er zuckte zusammen, riss die Augen auf- er stand inmitten eines Korridors, der hell erleuchtet war.
    „ Was zur…?“, brachte er heraus und wirbelte herum- nein, das konnte nicht sein! Wiewarum....
    "Es wäre zu umständlich dir dies zu erklären", meinte die Stimme wieder; sie klang wie ein silbernes Windspiel, sie verzauberte ihn.
    „ Wer bist du?“, fragte er in die Stille hinein, hörte sie wenige Augenblicke später silbrig lachen.
    "Das brauchst du noch zu fragen, John Sheppard?"
    „ Woher kennst du meinen Namen?“, fragte er und sah sich weiter um. Es war nichts zu sehen, nur der leere Korridor.
    "Es ist leicht in dir zu lesen", antwortete die Stimme und ihr Lachen verklang. "Es ist nicht schwer."

    John kniff die Augen zusammen, als er Schritte hörte, die sich ihm näherten. Er drehte sich um, sah eine schlanke, lichtumstrahlte Gestalt auf sich zukommen. Ihre Bewegungen waren elegant und flossen nur so ineinander. Sie kam langsam näher und er erkannte ihr Gesicht; es war ein schönes Gesicht, weiche Züge. Tiefbraune Augen blickten ihn an.
    Lange braune Haare umspielten ihr hübsches Gesicht und fielen ihr locker über ihre schlanken Schultern.
    Sie trug ein langes weißes Gewand, was auf dem Boden schleifte. Um ihren Hals trug sie eine silbrige Kette mit einem kleinen herzförmigen Anhänger, der im Licht der Deckenleuchten violett schimmerte und ein perfekter Kontrast zu ihren braunen Augen war.
    „ Was…“, setzte John verwirrt an, als sie ihm so nahe war, dass ihm ihre Gesichtszüge erschreckend vertraut vorkamen. Er zog die Augenbrauen zusammen. „ Teyla?“

    Die Gestalt lächelte milde und ihm wurde schwindelig. "Deine Gedanken sind wirr und du denkst an sie. Ich bin nur ein Gespinst deiner Fantasie."
    John sah sie ungläubig an. Alles an ihr wirkte so real. Sie erinnerte ihn an… sie. Alles an ihr war perfekt- von ihren braunen Augen bis hin zu ihrem perfekt durchtrainierten Körper. Es war einfach alles perfekt an ihr!
    „ Wer bist du?“, fragte er sie noch einmal.
    Sie neigte ihren Kopf zur Seite und ihre braunen Haare fielen wie flüssige Seide auf ihre Schultern. "Du kannst dir die Antwort selber geben. Du hast mich gerufen. Warum bist du hier?"

    Warum er hier war? Eigentlich eine gute Frage. John schluckte. Was hatte Elizabeth noch einmal zu ihm gesagt? Was sollte er fragen?
    Seine Gedanken waren auf einmal wie weggepustet und es fiel ihm schwer klar zu denken; ihre Gestalt und ihre umwerfende Schönheit raubten ihm den Atem und er verfluchte seine eigene Fantasie. Hätte er sich nicht etwas anderes vorstellen können?

    Sie schien seine Gedanken lesen zu können, denn sie fing plötzlich an zu lächeln; eine Reihe perfekt weiße Zähne blitzte hervor. "Deine Seele ist aufgewühlt. Es fällt dir schwer, dich zu konzentrieren. Du musst all deine Kraft zusammennehmen. Nun… wer ist diese…Teyla?"

    Na, toll, dachte John- jetzt fing schon ein uraltes Antikerschiff an ihn auszufragen. „ Nun ja… ähem…“ Es war komisch auf ihre Frage eine passende Antwort zu finden, denn sie stand vor ihm. Sie, die ihm vor nicht einmal vier Stunden zurückgewiesen hatte. Und nun war es ihr Gesicht, ihre Stimme, die ihn fragte.
    „ Eine Freundin“, antwortete John schnell und fügte gedanklich hinzu: Wenn sie das überhaupt noch ist.
    "Du denkst oft an sie", meinte sie- die Artemis, das Schiff oder wie immer man es noch nennen konnte. "Sehr oft. Du scheinst viel für sie zu empfinden, doch da ist irgendetwas, was dich zurückhält. Sag es mir… was hält dich zurück?"
    „ Kannst du das nicht sehen?“, fragte er sie sarkastisch. Konnte sie denn nicht in seinen Gedanken lesen, dass er Teyla zutiefst gekränkt hatte? Sie konnte doch sonst alles in seinen Gedanken erkennen, warum dies nicht?
    "Du willst es mir nicht sagen, habe ich Recht?"

    Er gab ihr keine Antwort. Es war befremdend über sie zu sprechen und sie dabei immer vor sich zu sehen. Er wusste, dass das nur eine Einbildung war, doch sie war so real… Er glaubte sogar ihren Atem zu spüren, der Geruch von athosianischen Kräutern stieg ihm in die Nase, wohlriechend.
    "Du solltest mit dir reden."
    „ Ich sollte erst einmal mit dir reden“, gab er ihr zu verstehen.
    "Deine Gedanken sind nicht klar. Wie kannst du dann mit mir reden?"
    „ Ich kann es einfach“, antwortete John.
    "Der Meinung bin ich nicht", erwiderte sie. "Du solltest erst mit ihr reden, ehe du zurückkommst."
    „ Du weist mich ab?“
    "Du bist innerlich aufgewühlt. Es fällt dir schwer diese Verbindung aufrecht zu erhalten. Ich will dir nicht schaden, John. Ich spüre die Last, die auf dir liegt, sie zerdrückt dich. Du solltest dich von ihr befreien."

    Das Lächeln was über ihre perfekten Lippen zuckte, drohte ihn verrückt zu machen. Langsam begann sie sich umzudrehen und sich mit tänzelnden Schritten von ihm zu entfernen. Er wollte sie daran hindern, ihr nachlaufen, doch er vermochte es nicht- seine Beine schienen aus Blei zu bestehen. Er konnte sich nicht bewegen.
    "Ich spüre die Last, die auf dir liegt, sie zerdrückt dich. Du solltest dich von ihr befreien", hörte er ihre zarte Stimme aus dem Nichts hallen und irgendetwas gab ihm das Gefühl, dass sie Recht hatte.

    John schnappte nach Luft, schlug die Augen auf und starrte gen Decke- nichts war geblieben von dem hell erleuchteten Flur, stattdessen war da wieder dieses erdrückende Grau des Stuhlraumes.

    „ John… ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Es kostete Zeit, bis er registrierte, dass er und Rodney nicht mehr allein waren- Elizabeth war da, stand neben ihm, hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt.
    Versucht seine Gedanken zu ordnen sah John die Expeditionsleiterin an; sie schien zu merken, dass etwas anders war und kräuselte die Stirn.
    „ Was hat… was hat es gesagt?“, fragte sie mit gesenkter Stimme. Rodney kam zu ihnen beiden herüber und lugte über ihre Schulter.
    „ Sie…“- John biss sich auf die Zunge- „… es hat gesagt… es... tut mir Leid. Ich konnte keine Verbindung aufstellen.“ Das war eine verdammte Lüge, doch er wusste einfach nicht, was er ihnen sagen sollte. Er schüttelte mit dem Kopf und sah Elizabeth und Rodney betroffen an. „ Es tut mir wirklich leid.“
    „ Es muss Ihnen nicht leid tun, John“, sagte Elizabeth und lächelte, tätschelte ihm die Schulter. „ Sie haben es wenigstens versucht.“
    John nickte. „ Ja, das habe ich. Wenn Sie nun erlauben…“ Er stemmte sich von dem Stuhl ab, stellte sich auf die Beine.
    „ Natürlich.“ Elizabeth nickte. „ Wir werden es später noch einmal versuchen, aber Sie sollten sich vielleicht ausruhen. Die letzten Stunden waren sehr anstrengend.“

    John ging nicht mehr darauf ein, verabschiedete sich von seiner Vorgesetzten und von Rodney nur mit einem kurzen Nicken.
    Kaum, dass er den Stuhlraum verlassen und sich vergewissert hatte, dass sich die Türen hinter ihm geschlossen hatten und dass er außer Sichtweite seiner beiden Freunde war, zog er das Tempo an.
    Bilder der Begegnung mit der Artemis zogen an seinen Augen vorbei und er musste schlucken; diese braunen Augen hatten sich in seinem Gedächtnis eingebrannt und ihre Worte wollten ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Deine Gedanken sind nicht klar. Du solltest mit ihr reden. Teyla’s enttäuschtes Gesicht flackerte auf, verschwand binnen Sekunden aber wieder.

    John seufzte tief. Ihm war jetzt bewusst, dass er sie gekränkt haben musste und ihm war ebenso bewusst, dass er sich bei ihr entschuldigen musste.
    Sag es mir… was hält dich zurück?

    ---------------------

    Zusammengesunken saß Teyla auf der Kante ihres Bettes und versuchte den an ihrem Fenster vorbeifliegenden Sternen mit ihren braunen Augen zu folgen. Die glänzenden Himmelskörper schienen sich langsam zu nähern, schossen dann innerhalb eines Augenblickes an ihr vorbei und das Letzte, was sie zu sehen bekam, war der helle Schweif, den sie hinter sich her zogen. Sie zogen weiter.

    Resigniert seufzte Teyla auf und ließ sich gegen das Kissen sinken. Sie wusste nicht, was mehr schmerzte: das Gefühl auf diesem Schiff gefangen zu sein oder der Schmerz ihres herausgerissenen Herzens. Oder war beides gleich schlimm?
    Mit einem weiteren Seufzen rollte sie sich zusammen, wie eine schlafende Katze, und versuchte den brennenden Schmerz in ihrem Brustkorb zu ignorieren und die heißen Tränen, die ihre Wange hinabströmten. Ihr Kopf dröhnte- nicht, weil sie zuletzt vor vierundzwanzig Stunden geschlafen hatte, sondern vielmehr weil sie diese Bilder nicht mehr aus ihrem Kopf bekam. Diese Bilder…

    Sie musste zugeben, dass der Kuss sie überrascht hatte, und ihr war klar gewesen, dass er es als einen Fehler abstempeln und vorschlagen würde, dass sie es einfach vergessen sollten. So, wie sie es auch beim letzten Mal getan hatten…
    Doch dieses Mal war es irgendwie anders gewesen. Sie konnte nicht genau sagen, warum… es war einfach so gewesen. Zum ersten Mal seit Monaten hatte sie sich ihm wieder richtig nahe gefühlt und er wollte, dass sie es vergaß! Doch das konnte sie nicht, so sehr sie es auch versucht hatte! Seine Berührungen und der Geschmack seiner Lippen… es war unvergleichlich gewesen… unmöglich, dass sie es so einfach vergessen konnte!
    Und dann das… Eigentlich kannte sie ihn ja gut genug und sie hätte wissen müssen, wie das ganze ausging.

    Auf einmal verspürte sie eine scheinbar unbändige Wut auf dieses… dieses Flittchen und auf ihn, aber auch auf sich selbst. Warum hatte er es überhaupt so weit kommen lassen? Und warum hatte sie selbst seiner naiven Idee- das was zwischen ihnen passiert war einfach so zu vergessen- überhaupt zugestimmt? Darauf wusste sie keine Antwort…

    Teyla seufzte tief und schlug sich die Hand vor Augen, als ob sie da durch verhindern konnte der Wahrheit ins Gesicht zu sehen: Der Kuss zwischen ihr und John hatte etwas verändert. Sie konnte nicht genau sagen was, doch irgendwas war anders als zuvor…

    Ein leises, aber dennoch penetrantes Summen von der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Langsam erhob sie sich und schlurfte in Richtung Tür- sie hatte es nicht eilig. Warum auch?
    Teyla seufzte leise, als sie vor der noch verschlossenen Türe stand und strich sich eine rostbraune Strähne aus dem Gesicht. Sie war eigentlich nicht in der Stimmung jemanden zu empfangen.
    Ein zweites, schon etwas eindringlicher klingendes Summen brachte sie schließlich dazu mit der rechten Hand über das Wandpanel zu fahren, das den Öffnungsmechanismus der stählernen Tür betätigte. Die beiden Türhälften glitten etwas verzögert und ziemlich geräuschvoll auseinander und gaben den Blick auf den Besucher frei.

    Sie musste unwillkürlich schlucken.
    „ John…“, brachte sie mühsam hervor, versuchte freundlich zu klingen, scheiterte jedoch auf ganzer Linie. Sie konnte nicht freundlich sein, nach dem was passiert war und wie sie ihn vorhin abgewiesen hatte. Es überraschte sie, dass er sich hierher verirrt hatte.
    „ Können wir reden?“, fragte er mit gesenkter Stimme und blickte nervös über seine Schulter, als ob er Angst hatte, dass jemand sie beobachtete. Doch dann sah er sie wieder an. „ Bitte.“

    Etwas tief in ihrem Inneren schlug Alarm, versuchte sie davor zu warnen, dass dies ein schrecklicher Fehler war. Doch ein anderer Teil stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    Sie nickte schwach und trat einen Schritt beiseite, sodass er eintreten konnte. Mit zwei großen Schritten stand er inmitten des Quartiers, welches sie sich erwählt hatte, und drehte sich dann zu ihr um.

    Obwohl sie wusste, dass er darauf brannte mit ihr zu reden, ließ sie sich Zeit; sie wartete, bis sich die Türe wieder geschlossen hatte und starrte die beiden, sich berührenden Türhälften mehrere Sekunden lang an, ehe sie sich ganz langsam zu ihm umwandte.

    John stand inmitten des Raumes, hatte die Hände in die Hüften gestemmt, die Lippen fest aufeinander gepresst und eine schuldbewusste Miene aufgesetzt. Es war so, als konnte man seinen innerlichen Konflikt sehen- seine Gesichtsmuskeln zuckten unaufhörlich.

    Eine unangenehme Stille entstand, die ihnen beiden peinlich zu sein schien. Sie wartete auf sein für ihn charakteristisches Lächeln, doch es kam nicht; er stand einfach da, seine Gesichtsmuskeln zuckten zwar, aber ein Lächeln suchte man vergebens. Er war vollkommen ernst.
    „ Was ich getan habe…“, sagte John schließlich langsam, betonte jedes einzelne Wort übermäßig, „… war falsch. Ich hätte daran denken müssen, dass Sie… dass du...“
    Teyla wusste, worauf er hinaus wollte und sie wollte es nicht hören. Die Bilder, die in ihrem Kopf herumspukten reichten aus- ein stechender Schmerz für durch ihren Brustkorb, Tränen sammelten sich in ihren Augen und am liebsten hätte sie nach Luft geschnappt. Doch sie tat es nicht. Stattdessen lauschte sie ihm…
    „ Es war falsch, dass ich nicht auf Ih… deine Gefühle geachtet habe“, redete er weiter. Seine Stimme klang nun nicht mehr ganz so ernst, sondern weicher, einfühlsamer. Teyla schluckte, als das deine über seine Lippen kam und seine haselnussfarbenen Augen sie dabei ansahen.
    John machte einen zögerlichen Schritt auf sie zu; seine Miene verriet, dass er mit sich selbst haderte.

    Sie merkte, wie ihr Herz wild zu klopfen begann und wie die Tränen über ihre Wangen liefen. Sie erwartete, dass er zurückschreckte. Sie wollte, dass er ging, doch das tat er nicht- stattdessen machte er noch einen kleinen Schritt auf sie zu, der aber ausreichte… er stand dicht vor ihr, blickte auf sie herab und… War das ein schuldbewusstes Seufzen gewesen?
    Teyla wollte seinem Blick ausweichen, doch sie konnte es nicht. Obwohl es sich anfühlte, als würde der Schmerz und die Enttäuschung ihren Brustkorb zerreißen… Sie konnte es einfach nicht! Die Tränen ließen ihre Sicht zwar verschwimmen, doch sie konnte sein Gesicht immer noch wahrnehmen- er hatte eine schuldbewusste Miene aufgesetzt und da war kein Lächeln…
    „ Es tut mir wirklich leid, Teyla“, sagte John. „ Es war falsch von mir und dumm und dämlich und... Es tut mir leid. Bitte verzeih mir.“

    Das konnte ihm so passen, moserte ihre innere Stimme erbost. Denkt sich, er kann hier herkommen, sich entschuldigen und alles sei wieder gut.
    Teyla ignorierte sie. Sie wusste nicht, wie sie auf seine Entschuldigung reagieren sollte- ein Teil von ihr war immer noch wütend auf ihn und hätte ihn am liebsten hinausgeschmissen. Der andere Teil war bei seinen Worten dahin geschmolzen; sie hatte ihn noch nie so reden gehört.
    John legte seinen Kopf schief und zog die Augenbrauen zusammen. „ Bitte. Es tut mir leid.“
    Sie schüttelte mit dem Kopf. „ Ich kann nicht… versuch wenigstens es zu verstehen.“ Endlich schaffte sie es den Blick von ihm abzuwenden, sein Gesichtsausdruck trieb ihr nur unnötig die Tränen in die Augen. Sie drohte die Kontrolle über sich zu verlieren und das erschrak sie! So schlimm war es noch nie gewesen!

    „ Ich wünschte, ich könnte es wieder gutmachen“, sagte John leise und sah dabei aus, als würde er nicht mit ihr reden, sondern seinen Gedanken nachhängen und ihn laut aussprechen.
    Sie presste die Lippen fest aufeinander. „ Es bedeutet mir viel, dass S… du dich entschuldigt hast, aber ich weiß nicht, ob…“

    Teyla hielt erschrocken die Luft an und hielt in ihrer Bewegung inne, als sich Johns Lippen auf die ihren legten. Sie wusste, dass er so seine Methoden hatte, aber das hatte sie jetzt nicht erwartet!
    Ihr Herz überschlug sich fast und in ihrem Bauch begann es wild zu flattern. Sie schloss ihre Augen und gab sich ihm hin. Warum sie das tat, wusste sie nicht, aber sie empfand es für richtig…

    Es dauerte nicht allzu lange, bis sie beide sich aus dem scheuen Kuss lösten und nach Luft japsend ihre Stirn gegen die des anderen lehnten. Sie beide hielten ihre Augen geschlossen, als ob sie der Wahrheit nichts ins Antlitz sehen wollten.
    „ Ich wünschte ich könnte es wieder gutmachen“, hörte Teyla ihn atemlos murmeln, doch sie wagte es nicht, ihre Augen zu öffnen und ihm ins Gesicht zu sehen. „ Es tut mir so leid.“

    Die Athosianerin erschrak, als etwas Warmes erst die Konturen ihres Gesichts nachzeichnete und dann über ihre Lippen glitt- Johns Finger zitterte ebenso, wie es ihre Lippen taten.
    „ I…ich…“, stammelte sie und schlug ihre Augen auf, sah ihn an; Johns Augenlider flatterten, seine haselnussfarbenen Augen starrten sie an, sein Finger ruhte auf ihren Lippen. Sie musste sich zusammenreißen und holte zweimal tief Luft, ehe sie sich in der Lage fühlte weiterzureden. Leicht mit dem Kopf schüttelnd sah sie ihn an. „ U…und du denkst, damit ist alles…“
    „ Nein, das ist es nicht“, antwortete er und setzte in ihr Kopfschütteln ein. Ein schwaches, träges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er streckte seine Hand nach ihr aus und umfasste ihr Gesicht vorsichtig, als hatte er Angst es zu zerbrechen.

    Teyla spürte ihn über ihr Gesicht streichen, spürte wie sein Blick jeden Augenblick einzufangen versuchte.
    Johns Meine wurde weicher und seine Gesichtszüge glätten sich ein kleines bisschen. „ Aber lass es mich versuchen. Bitte. Ich möchte es versuchen.“

    Ihre innere Stimme und ihre Vernunft zeterten. Ihre Sinne erbebten und in ihr keimte das Gefühl auf, einen schrecklichen Fehler zu begehen, als sie die kratzige Bettdecke unter ihrem Rücken spürte und erschauderte. John hielt sie mit einem Arm gegen die Matratze gedrückt; den anderen hatte er um ihre Hüften geschlungen, schmiegte sich eng an sie. Seine Lippen wanderten über ihr Gesicht, über ihren Nacken, über ihren Hals und nachdem er mit zitterten Fingern die Knöpfe ihres Tops geöffnet hatte auch über ihr Dekolletee und über ihren Oberkörper, bedeckten ihre Haut mit zarten, fast kaum spürbaren Küssen, die eher einem Kitzeln gleich kamen.

    Teyla konnte sich trotz allem ein Kichern nicht verkneifen. Ihre Hände wanderten von seinen Schultern über seinen Oberkörper und schoben sich unter sein Shirt, ruhten schließlich auf seinem Brustkorb; sie spürte seinen schnellen Herzschlag unter ihrer Handfläche.

    Er schob ihre Haare beiseite und begann an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, hob ihren Kopf dabei vorsichtig mit einer Hand hoch. Sie stützte sich auf ihre Ellenbogen und ließ ihn gewähren.
    „ E...es tut mir leid“, wisperte er ihr nach Luft ringend ins Ohr. Seine Lippen fanden an ihrem Ohr keinen Halt, wanderten darum wieder über ihren Hals, dann über ihr Gesicht und bedeckten ihren Mund erneut mit einem Kuss.

    Dieser war anders, als der beim ersten Mal- nicht zögerlich oder vorsichtig, sondern rein leidenschaftlich und feurig. Der Kuss kribbelte auf ihren Lippen und sein Atem brannte in ihrem Mund wie Feuer.
    Teyla stöhnte leise auf- zum einem, weil es ihr gefiel, was sie beide taten und wie er mit ihr umging und zum anderen, weil sie genau wusste, dass es falsch war. Sie durften das nicht!
    „ Verzeih mir.“ Mit der einen Hand streifte John das Top von ihren Schultern und zog sich sein Shirt über den Kopf, beugte sich über sie und tastete mit der anderen Hand nach dem Lichtschalter.

    Beende es, bevor es zu spät ist, warnte ihre innere Stimme plötzlich und machte ihr mit einem stechenden Gefühl in ihrem Brustkorb klar, dass das, was sie und John da taten, in jederlei Hinsicht falsch war.
    Es war schwer sich von seinen warmen Lippen zu lösen und ihn mit ihrer Hand auf Distanz zu halten. Widerstrebend tat sie es aber…

    „ Was ist?“, fragte er und sah sie irritiert an; Verwirrung flackerte in seinen haselnussfarbenen Augen auf.
    Teyla kniff die Lippen fest aufeinander und schloss ihre Augen; sie war außer Atem und es dauerte, bis sie wieder einigermaßen klar denken konnte. Sie seufzte schwer. „ Bitte geh.“
    „ Was? Warum?“ John klang überrascht.
    „ Wir sollten das nicht tun und das weißt du ebenso gut wie ich“, antwortete sie ihm und rutschte etwas von ihm weg. „ E…es wäre ein Fehler und außerdem…“ Sie verstummte und wandte ihren Blick ab.
    „ Teyla?“
    Sie schüttelte mit dem Kopf. „ Verschwinde, John. Bitte. Ich will nichts tun, was ich später bereue. Mach es nicht unnötig schwer.“

    Sie glaubte Enttäuschung in seinen Augen zu erkennen. John verzog den Mund und seufzte tief.
    „ Es tut mir leid“, sagte er, doch diesmal meinte er nicht das, weshalb er eigentlich zu ihr gekommen war. Er erhob sich, sammelte sein Shirt und sein Uniformshemd ein, die er auf dem Weg in Richtung Bett verloren hatte, und zog sie sich wieder über. Schnell schnappte er sich noch seine Armbanduhr, legte sie locker um sein Handgelenk.
    Teyla beobachtete ihn dabei, folgte jeder seiner Bewegungen, sagte nichts,
    als er sich zu ihr hinunterbeugte und ihr einen Kuss über die Stirn hauchte und auch nicht, als er sie wortlos allein zurückließ und verschwand.

    Kaum hatte sich die Türe hinter ihm geschlossen, schluchzte sie und warf sich gegen ihr Kissen. Ihr wurde bewusst, dass sie beide noch weiter gegangen wären, hätte sie es nicht beendet. Und ihr wurde auch bewusst, wie schwer es ihr gefallen war und das es eigentlich genau das war, was sie sich gewünscht hatte.

    TBC

  2. Danke sagten:


  3. #42
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    So ein schöner Teil! Auch wenn Teyla sich zum Schluss ein wenig gesträubt und die Sache beendet hat. Schade eigentlich. Trotzdem hat mich der Teil etwas aufgemuntert, weil ich nämlich krank zu Hause bin und mich fast schon zu tode langweile, gäbe es nicht deine FF und ein paar andere. Freue mich schon auf einen neuen Teil.

  4. #43
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Gerüchte & Spieglein, Spieglein

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Du Ärmste; Kranksein ist echt nicht toll und am Schlimmsten ist echt die Langeweile. Dann tue ich dir jetzt mal was Gutes und poste dieses Mal gleich zwei Kapitel... nur für dich! Damit dir bloß nicht langweilig wird.


    Gerüchte

    Sue Thompson seufzte auf- so wie schon unzählige Male zuvor. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Nicht nur, dass die Berechnungen, dir ihr Computer ausspuckte, völliger Quatsch waren- nein, einfach alles! Es war zum Verrücktwerden.

    Erbost ließ sie von ihrem Computer ab und ließ sich in den Stuhl plumpsen, der mehr oder weniger bequem war. Aber das war ihr egal; sie hatte es ganze dreieinhalb Stunden ausgehalten, da würden sie ein paar Minuten schon nicht umbringen.

    Dreieinhalb Stunden. Ihr Magen grummelte leise und forderte somit sein ihm von Gott gegebenes Recht auf Nahrung ein, doch im Moment gab es Wichtigeres. Die Ergebnisse die präsentabel auf dem Monitor ihres PC aufblinkten waren einfach nur Murks und zu nichts zu gebrauchen. Und dafür hatte sie kostbare dreieinhalb Stunden verschwendet!

    Sue seufzte wieder und schob den Computer mit gespreizten Fingern von sich, als sei es ein vollbeladener Teller mit giftgrünem Spinat. Bah, widerlich!
    Einem dritten Seufzen ergeben, fuhr sie mit den Fingern durch ihre blonden Haare, strich sie sich aus dem Gesicht hinters Ohr.

    Langsam lehnte sie sich in dem Stuhl zurück, was dieser mit einem leisen Knacksen quittierte. Ihre grünblauen Augen waren müde von dem flimmernden Computermonitor und ihr war leicht schwindelig wegen der im Raum stehenden, staubigen Luft. Und außerdem knurrte ihr Magen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal etwas Richtiges gegessen, geschweige denn getrunken hatte. War es heute morgen gewesen, als sie sich mit Clara McGee in der lantianischen Kantine getroffen hatte oder war es gar bereits gestern gewesen, als ihr netter französischer Kollege Pierre sie zum Abendessen eingeladen hatte? Zählte der Powerbar, denn sie vorhin hinunter geschlungen hatte, auch?

    Der Stuhl knarckste ein weiteres Mal, als sie sich mit den Beinen vom Tisch wegstieß und sich samt Stuhl einmal um ihre eigene Achse drehte. Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte und legte ihr Gesicht in ihre Hände, betrachtete die ihr gegenüber liegende dunkle Wand.
    Es war still, sie war allein. Ihre Kollegin Amanda war von Dr. Beckett fortgeschickt worden, nachdem sie sich über Kopfschmerzen beklagt hatte. Auch Sue hatte Kopfschmerzen und sie wollte gar nicht wissen, wie sie aussah. Sie fühlte sich schlapp und erschöpft, schmierig, unsauber und unwohl. Sie hatte das Labor seit geschlagenen sechse Stunden nicht verlassen. So langsam sehnte sie sich nach einem Bett oder wenigstens einem einigermaßen gemütlichen Stuhl. Außerdem wäre es nicht schlecht, sich mal wieder unter eine Dusche stellen zu können- heiß oder kalt, dass war ihr vollkommen egal; sie fühlte sich unsauber.

    Ihr Vorgesetzter hatte vorhin einmal kurz vorbei geschaut. Sie mochte ihn nicht; er war ein arroganter, selbstverliebter, egozentrischer und neurotischer kleiner kanadischer Wicht, der es liebte andere herunterzumachen und sich nicht scheute anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, so lange er nur heil davon kam. Er war verabscheuungswert und sie hatte seinetwegen nicht nur einmal eine Versetzung beantragt.
    „ Sie sollten sich ein Quartier für die Nacht suchen“, hatte er gemeint, mit diesem falschen Lächeln. „ Bevor die besten weg sind.“ Sue war sich sicher, dass er sich schon eines gesichert hatte. Elender Schleimbeutel! Widerwärtiger…

    „ Sie sollten etwas leiser über andere Leute herziehen. Man kann Sie bis um die Ecke herum hören, meine Liebe." Carson Becketts Stimme ereilte sie und ließ sie aufblicken- der schottische Arzt lehnte im Türrahmen und hatte die Arme vor dem Brustkorb verschränkt. Sein schelmisches Lächeln verriet, dass sie das letzte wohl laut gedacht haben musste.
    Sue errötete und lächelte verlegen. „ Ich nehme an, dass ich nicht gerade freundlich geklungen habe.“
    Carson grinste. „ Sie haben geschimpft ein Rohrspatz.“ Er stieß sich mit den Ellenbogen von dem Türrahmen weg und kam langsam zu ihr herüber geschlendert. „ Hat er es denn wenigstens verdient?“
    „ Darauf können Sie sich selbst eine Antwort geben, Doc“, lächelte Sue, seufzte dann tief und rieb sich ihre müden Augen.
    „ Sie sollten Schluss machen und sich ein bisschen ausruhen“, sagte Carson und runzelte die Stirn. „ Das würde Ihnen sicherlich gut tun.“
    „ Ihre Sorge ist unbegründet, Doc, mir geht’s gut.“ Sue deutete auf ihren Computer. „ Außerdem möchte ich das noch fertig bekommen.“
    „ Wir alle haben etwas Schlaf verdient, Sie inbegriffen.“
    Sue stöhnte. „ Carson...“
    „ Ich meine es ernst, meine Liebe.“
    „ Ich auch“, erwiderte sie ihm und beugte sich demonstrativ über ihren PC, obwohl das Flimmern sie verrückt zu machen drohte. „ Es ist wichtig für mich.“
    „ Wichtig für Sie oder für Dr. McKay?“, fragte ihr Gegenüber.
    „ Darum geht es nicht“, murmelte Sue und schnitt eine Grimasse.
    Carson lachte einmal kehlig, aber laut auf. „ Oh, doch. Und wie es darum geht. Ich dachte sie mögen ihn nicht besonders?“
    „ Da mögen Sie vielleicht recht haben“, antwortete Sue. „ Er ist ein Ekel, aber das ist noch lange kein Grund, weshalb ich meine Arbeit nicht richtig erledigen sollte.“
    Carson zuckte mit den Schultern. „ Wenn Sie meinen…“

    Sue seufzte resigniert auf. Einerseits freute sie sich über etwas Gesellschaft, denn seit Amanda weg war, war es ruhig geworden. Anderseits fand sie die Art des Mediziners schon ein bisschen lästig.
    Sie verschränkte ihre Arme, legte sie auf die Tischplatte, stützte ihren Oberkörper darauf und musterte den Arzt. „ Müssten Sie nicht eigentlich auf der Krankenstation sein?“
    „ Hausbesuch“, meinte er einfach nur und wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen.
    „ Was Sie nicht sagen.“ Sue konnte nicht anders und lächelte. Irgendwie schaffte es Carson immer, sie zum Lachen oder wenigstens zum Schmunzeln zu bringen.
    Carson stimmte in ihr Lächeln an und drehte sich dann langsam um. „ Wenn Sie mir versprechen, dass Sie bald Schluss machen und sich dann ein wenig ausruhen, dann werde ich jetzt gehen.“
    „ Großes Indianerehrenwort.“ Sue kreuzte theatralisch ihre Finger.
    Carson setzte dieses Ich-glaube-Ihnen-kein-Wort-Gesicht auf, sagte aber nichts, lächelte, tippte mit dem Zeigefinger auf die Anzeige seiner Uhr und verabschiedete sich mit einem Lächeln.

    Sue sah ihm nach, bis er verschwunden war und verdrehte dann lächelnd die Augen.

    -----------

    „ Erhöhen Sie auf fünfzig oder wir vergessen das Ganze gleich wieder!“
    Lt. Matt Scott verdrehte die Augen und fischte seufzend einen fünfzig Dollar Schein aus seiner Hosentasche. Was tat man nicht alles, für ein bisschen mehr Reichtum…
    „ Aber nur, weil Sie es sind“, zischelte er zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor und drückte Lt. Greg Everett den Geldschein in die Hand. Der Marine begann zu grinsen und tiefe Lachfalten bildeten sich in seinem sonnengebräunten Gesicht. Seine grauen Augen blitzten auf und ein spitzbübisches Grinsen huschte über seine Lippen.
    „ Lieutenant, es hat mich gefreut mit Ihnen Geschäfte zu machen“, sagte er und sein Grinsen wurde noch breiter.
    Lt. Scott schnaubte abfällig. „ Geschäfte? Ich sag Ihnen, was das ist… das ist Abzocke und sollte bestraft werden!“

    Everett zuckte mit den Achseln und zog einen ganzen Batzen Geld aus seiner Westentasche, begann es zu zählen. „ Wenn Sie so ein schlechter Verlierer sind, dann hätten Sie gar nicht erst einsteigen sollen. Tja, ihr Pech, mein Glück.“

    Scott gab sich einem weiteren Seufzen hin, stutzte dann aber und kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen. Misstrauisch fixierte er seinen texanischen Kameraden. „ Wer sagt mir, dass es wahr ist, was Sie behaupten?“
    Lt. Everett zog eine Schnute. „ Sie werfen mir Betrug vor? Also, jetzt bin ich wirklich enttäuscht.“
    „ Immerhin haben Sie mir letztens meinen Schokopudding gemopst“, erinnerte Scott ihn.
    „ Nah“, machte Everett. „ Fragen Sie Dr. McLaine. Sie hat’s auch gesehen. Uns Sie werfen mir…“
    „ Jaja, schon gut. Ich glaube Ihnen ja.“ Matt Scott runzelte die Stirn, während er betrachtete wie sein Fünfzigdollarschein in Everetts Hosentasche verschwand; zusammen mit den anderen- es mussten an die 250 Dollar sei, die der Lieutenant jetzt sein Eigentum nennen durfte. Es war einfach unerhört, so etwas.

    Scott kaute lustlos auf seinem Kaugummi herum; es schmeckt schon lange nicht mehr und begann sich nun langsam in seinem Mund aufzulösen. Doch irgendwie hatte er keine Lust es auszuspucken. War immer noch besser, als daran zu denken, dass er gerade mal eben fünfzig Dollar verloren hatte. Das war echt eine Schande!

    Er verfluchte den Tag, an dem er in diese dämliche Wette eingestiegen war. Leichtverdientes Geld, hatte er sich damals gedacht und Lt. Everett schon immer gestichelt, doch heute war es der Texaner der triumphal lächelte und spitze Kommentare von sich gab.

    Scott verzog wütend die Mundwinkel. Bis vor ein paar Minuten hatte er Everett nicht geglaubt, als dieser ihm erzählte, dass er ihren Vorgesetzten dabei beobachtet hatte, wie er aus einem Quartier- das wohlgemerkt nicht das seine war- kam, dabei seine Uniform zuknöpfte und es sichtlich eilig hatte.
    Es war nicht, dass er es dem Colonel nicht zutraute, aber ausgerechnet in so einer verzwickten Situation? Naja, er hatte so einige Geschichten über ihn gehört und ein Kind von Traurigkeit schien er nicht gerade zu sein.

    „ Hey, träumen Sie etwa?“ Lt. Everetts Stimme riss ihn aus seinen Gedanken zurück in den spärlich beleuchteten Korridor, den die beiden schon seit gefühlten zehn Stunden auf und ab liefen. Col. Sheppard hatte sie angewiesen niemanden in das „Gaterium“ zu lassen, es sei denn dieser jemand hörte auf den Namen Dr. McKay, Dr. Weir, Dr. Jackson oder er war es selbst. Keine besonders anspruchsvolle Aufgabe, denn außer ein paar Wissenschaftlern hatte sich noch niemand hierher verirrt.
    „ Ach, hören Sie auf“, knurrte Matt Scott und boxte seinem Kameraden in die Seite.
    „ Hab’ ich Sie bei irgendetwas gestört, Lieutenant?“, fragte Everett und ein amüsiertes Grinsen stahl sich über sein Gesicht.
    „ Sie sind albern, Mann. Wir sollten uns lieber auf unseren Befehl konzentrieren.“ Scott verschränkte die Arme vor der Brust; seine P90 baumelte locker an dem Befestigunsriemen vor sich hin. Er glaubte nicht, dass er sie gebrauchen müsste…
    „ Während sich andere amüsieren?“ Wieder wackelte Greg Everett mit seinen Augenbrauen und wieder blitzten seine grauen Augen verschmitzt.
    Scott stöhnte auf und holte aus, um ihn erneut in die Seite zu boxen, doch sein Gegenüber war diesmal vorbereitet und duckte sich lachend weg.

    „ Wie ich sehe, haben Sie endlich an Ihrer Reaktion gefeilt, Lieutenant.“ Eine raue Stimme ließ sie beiden zusammenzucken und das selbstgefällige Grinsen in Everetts Gesicht verebbte binnen Sekunden. „ Sir, wir haben niemanden erwartet.“
    „ Das nehme ich an.“ Ein verhaltenes Lächeln umspielte Col. Sheppards Mundwinkel, ehe er mit einer schnellen Handbewegung bedeutete: „ Stehen Sie bequem.“ Er duckte sich unter einem dicken, freihängenden Kabel hindurch und bewegte sich langsam auf sie zu. Als er sie erreicht hatte und sich vor ihnen aufbaute, musste Matt Scott unwillkürlich schlucken und an die 250 Dollar in Everetts Hosentasche denken. Ein unangenehmes Gluckern breitete sich in seiner Kehle aus und er wusste, dass er sich jetzt zusammenreißen musste.

    Greg Everett schien es ebenfalls so zu gehen; er hatte die Lippen fest zusammengekniffen und er schien froh darüber zu sein, dass der Colonel sein knallrot angelaufenes Gesicht in diesem Licht nicht bemerkte.
    Sheppard stemmte seine Hände in die Hüften und musterte sie beiden. Der Blick, der von seinen haselnussfarbenen Augen ausging, war ebenso unangenehm wie das Gluckern in Lt. Scotts Hals, das er angestrengt zu ignorieren versuchte.
    „ Und… hier alles in Ordnung?“, fragte ihr Vorgesetzte schließlich nach scheinbar nicht enden wollenden Augenblicken.
    „ Ja, Sir“, antwortete Everett schnell.
    „ Hier ist alles in bester Ordnung, Sir“, fügte Scott hinzu, panisch darauf bedacht, dass das Gluckern nicht als Lachen über seine Lippen brach. Sheppard schien den seltsamen in Unterton in seiner Stimme bemerkt zu haben, runzelte skeptisch die Stirn, sagte aber nichts. Er nickte nur kurz.

    Greg Everett begann von einem Bein auf das nächste zu hopsen und unmerklich das Gesicht zu verziehen, als ob ihm etwas wehtat. Vielleicht war es das Geld, was in seiner Hosentasche brannte.
    Col. Sheppard schien das nicht zu bemerken und wenn doch, dann ließ er sich nichts anmerken. Er nickte ihnen noch einmal zu und verabschiedete sich mit einem „ Weitermachen, Jungs“.

    „ Boah, das war knapp“, keuchte Everett, als der Colonel außer Sicht- und Hörweite war. Theatralisch wischte er sich über die Stirn.
    Matt Scott verdrehte die Augen, musste dann aber grinsen. „ Sie sind echt unmöglich.“
    Everett schloss sich seinem Grinsen an. „ Das müssen Sie gerade sagen, mein lieber Soldatenfreund.“

    -------------

    „ Und wenn es Ihnen doch sage.“ Tamara McLaine’s Wangen waren puterot angelaufen und ihre kristallklare Stimme überschlug sich fast. „ Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Denken Sie ich würde Sie belügen?“
    „ Das würde ich nie auch nur in Erwägung ziehen, aber…“ Dr. Jennifer Keller schüttelte mit dem Kopf. Sie hatte sich die Geschichte nun schon zweimal angehört, aber glauben konnte sie sie immer noch nicht wirklich. „ Ich finde, es klingt nicht wirklich… ähem…“
    „… überzeugend?“, beendete ihre Kollegin ihren Satz und schüttelte dann mit dem Kopf. „ Glauben Sie mir… das, was ich gesehen habe, war mehr als überzeugend. Fragen Sie doch Lt. Everett- er wird Ihnen dasselbe erzählen.“
    Jennifer legte ihre ineinander verschränkten Hände auf die Tischplatte und kräuselte skeptisch die Lippen. „ Und Sie sind sich wirklich sicher… der Colonel? Wirklich?“
    Tamara seufzte und verdrehte die Augen in Richtung Decke. „ Nein, es sei denn, Sie kennen noch einen anderen Colonel mit schwarzen Haaren und grünen Augen.“
    „ Haselnussfarben“, verbesserte Jennifer die energische Brünette leise.
    „ Was?“, fragte diese.
    „ Sie sind haselnussfarben“, erwiderte sie. „ Seine Augen meine ich.“
    Tamara McLaine kniff ihre braunen Augen zusammen und fing leise an zu kichern. „ Aha, aha, aha. Was hör ich denn da? Gibt es da etwas, was ich vielleicht wissen sollte?“

    Jennifer seufzte. „ Wenn es etwas gäbe, dann würde Sie das sowieso nichts angehen, meine Liebe. Und nein… er war vor einem Monat auf der Krankenstation, nachdem er und sein Team von ihrer Mission nach M5H8834 zurückgekehrt sind. Er hat ziemlich übel am Kopf geblutet und…“
    Das würde ich jetzt auch behaupten.“
    „ Tamara…“, stöhnte Jennifer und schnitt ihrer Kollegin eine Grimasse. Sie konnte es einfach nicht ausstehen, wenn Leute falsche Schlüsse zogen. Obwohl schon ihre Mutter damals immer zu ihr gesagt hatte, dass sie manchmal selber Schuld daran war, dass sich die Leute etwas anderes vorstellten; sie redete manchmal wirklich wirres Zeug.
    „ Tja…“- Ihre Kollegin strich sich die braunen Locken aus dem Gesicht und verzog ihre vollen Lippen zu einem Grinsen-„… was auch immer Scheint so, als hätte sich der Colonel…“
    „ Tamara!“, rief Jennifer schrill. „ Können wir bitte über etwas anderes reden? Dieses Getratsche über anderer Leute Privatleben macht mich wahnsinnig!“
    Ihre Gesprächspartnerin zog die Stirn kraus. „ Sie sind nur sauer, weil Everett das ganze Geld abgeräumt hat.“
    „ Ich wette nicht. Habe ich noch nie getan.“
    „ Ich könnte Ihnen einen kleinen Einführungskurs anbieten.“
    „ Nein, danke. Ich verzichte.“

    Mit diesen Worten, erhob sich Jennifer Keller, schaltete mit ein paar geschickten Handgriffen ihren PC aus und klemmte sich ihn dann unter den Arm. „ Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, aber ich bin erschöpft und mein Bett ruft nach mir.“
    „ Träumen Sie süß“, rief Tamara McLaine ihr hinterher und ihr schelmisches, helles Lachen war nicht zu überhören.
    Jennifer verdrehte zwar schwach, musste aber grinsen, als sie aus der Krankenstation auf den Korridor hinaustrat.



    Spieglein, Spieglein

    „ Ich brauche Paracetamol oder Aspirin oder am besten beides. Und zwar schnell.“
    Carson Beckett blickte auf und verdrehte die Augen. Gerade erst war er von seiner Streife durch die Korridore zurückgekehrt, hatte sich vergewissert, dass Sue Thompson- die attraktive Wissenschaftlerin- auch wirklich gegangen war, um sich auszuruhen und dann das…

    „ Ich freue mich auch Sie zu sehen, Rodney.“ In seiner Stimme schwang Sarkasmus mit, doch diesen quittierte der kanadische Physiker nur mit einer kühlen Grimasse; er sah erschöpft aus und Carson vermutete, dass Rodney den Maschinenraum, beziehungsweise das Labor seit Stunden nicht verlassen hatte- und das sah man ihm an! Sein Blick war müde und erschöpft. Unter seinen blauen Augen waren tiefe Schatten. Seine Gesichtszüge waren angespannt, hart, schienen wie versteinert.
    „ Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus, Carson“, grummelte Rodney, verzog schwach den Mund. „ Ich habe rasende Kopfschmerzen und die machen mich wahnsinnig!“
    „ Sie sollten das Labor auch ab und zu mal verlassen“, meinte Carson, erhob sich von seinem Stuhl und ging zu seinem kleinen Erste Hilfe-Köfferchen, um darin nach einer Schmerztablette zu kramen. Rodney war nicht der Erste gewesen, der mit solchen Beschwerden gekommen war; Dr. Amanda Grisham- die Kollegin von Sue Thompson- hatte er schon vor ein paar Stunden in ihr Quartier geschickt. Vor einer Stunde hatten ihn zwei Marines aufgesucht und erst vor einer halben Stunde hatte Col. Mitchell bei ihm vorbeigeschaut. So langsam gingen seine Aspirin-Reserven zur Neige. Er hoffte, dass es nicht schlimmer wurde.

    „ Sie haben Glück.“ Geschickt fischte er ein kleines, orange schimmerndes Döschen aus dem Koffer und reichte es Rodney. „ Sie scheinen nicht der Einzige zu sein, dem es elend geht.“
    „ Ich bin das Elend in Person“, versuchte Rodney zu scherzen, als er die kleine Pille in seinem Schlund verschwinden ließ.
    Carson seufzte und setzte sich wieder, musterte seinen Kameraden, als dieser angewidert das Gesicht verzog. „ Sie sollten wirklich…“
    „ Das ist nett gemeint, doch im Moment gibt es Wichtigeres, um das ich mich kümmern muss“, unterbrach Rodney ihn barsch. „ Glauben Sie mir, wenn ich könnte, hätte ich schon längst meine Füße hochgelegt.“ Er seufzte schwer.
    „ Sie sind immer noch mit den Energieschwankungen beschäftigt?“, fragte Carson.
    „ Ja.“ Rodney lehnte sich gegen die Tischplatte, rieb sich über sein fahles Gesicht und seufzte wieder. „ Die Übersetzungen gestalten sich als schwierig; Elizabeth und Dr. Jackson können nicht immer helfen und wenn ich ehrlich sein soll… sie sehen noch schlechter aus als ich.“
    „ Aha.“ Carson reckte sein Kinn ein bisschen, gab Rodney damit zu verstehen, dass er einsah, dass es sich dabei um ein Problem handelte. Keiner von ihnen beiden wollte, dass das Schiff samt Besatzung- wenn man es so nennen durfte- im Nirgendwo strandete.
    „ Es ist kompliziert“, meinte Rodney nur; er hatte wieder sein Tablettlaptop in den Händen und tippte auf den flimmernden Bildschirm ein, als gäbe es kein morgen mehr.

    Carson seufzte resigniert und beschloss, den Kanadier in Ruhe zu lassen, damit er seine Arbeit weitermachen konnte. Er war sich sicher, dass er eh gleich wieder verschwinden würde.
    Nach einem weiteren Seufzen wandte er sich wieder seinem Computer zu, überflog die Zeilen; es waren Krankenakten der Besatzung, die damals auf der Artemis gelebt hatten. Er hatte sie zwar schon dreimal durchgelesen, aber vielleicht hatte er ja etwas übersehen. Sein Antikisch war nicht gerade das Beste und er war sich sicher, dass ihm der ein oder andere Fehler unterlaufen war.

    Die Crew der Artemis- so hatte er es aus den Daten erschließen können- bestand zu Hochzeiten des Schiffes aus fast dreihundert Personen- vielleicht erklärte dies, die immense Menge an Wohnquartieren. Sie hatten sich- zu seinem Bedauern- bester Gesundheit erfreut… nur manchmal war eine leichte Erkältung oder ein Fieber aufgeführt.

    So, wie er es aus den Daten erkennen konnte, bestand die Crew aus Männern, Frauen und sogar Kindern; es war ungewöhnlich, dass Kinder an Bord von Raumschiffe gelassen wurden und dann auch noch dort lebten. Doch Ausnahmen schien es schon damals gegeben zu haben…

    Der Kommandant der Artemis hörte auf den Namen Eolion und war vor seiner Zeit als Kommandant Mitglied des lantianischen Rates gewesen, hatte eine Frau und zwei Söhne gehabt- der Name seiner Frau war Helia, die seiner Söhne Persus und Catan.

    Carson fand es interessant, mehr über die Geschichte der Crew zu erfahren und vor allem über ihre zwischenmenschlichen Beziehungen; so wie es aussah, waren die meisten von ihnen verheiratet und hatten Kinder. Vermählungen und Geburten waren aufgezeichnet worden. Todesfälle waren dokumentiert. Die Artemis schien ein intaktes soziales System gewesen zu sein, bis… An diesem Punkt stutzte Carson. Urplötzlich gab es keine Aufzeichnungen mehr- sie hörten einfach auf. Merkwürdig…

    „ Hhm“, machte Rodney und riss ihn aus seinen Gedanken; er starrte nachdenklich auf seinen Computer, hatte die Stirn gerunzelt, die Lippen fest aufeinander gepresst, sodass sie eine gerade Linie bildeten. „ Interessant.“
    „ Was ist los?“ Carson beugte sich ein kleines bisschen vor, um einen Blick zu erhaschen, doch da war Rodney schon aufgesprungen. Den Blick fest auf seinen Computer fixiert, lief er an ihm vorbei.
    „ Rodney?“, fragte Carson noch einmal, skeptisch, misstrauisch.
    „ Es gab eben eine Energieschwankung“, erwiderte Rodney wie im Trance, sah ihn nicht an.
    „ Oh, sollten Sie dann nicht lieber in den Maschinenraum zurückkehren oder wenigstens Elizabeth Bescheid geben?“
    „ Ja und nein.“ Rodney ließ durch den Raum, wie ein aufgescheuchtes Huhn, schien nach etwas zu suchen. Sein Blick wanderte nervös durch den Raum, schien das, wonach er suchte, aber nicht zu finden. Mit einem Seufzen wandte er sich um. „ Gibt es hier irgendwo einen abgesperrten Bereich oder so?“
    Carson hob die Augenbrauen. „ Wieso fragen Sie mich das? Sie sind der Wissenschaftler und ich bin nur der Arzt.“
    „ Versuchen Sie ernst zu bleiben, Carson.“ Rodney verdrehte die Augen. „ Hier muss es einen abgesperrten Raum geben. Ich habe eine kräftige Energiespitze gemessen.“

    Carson kniff die Augen zusammen und überlegte. Ihm fiel nur eines ein, dass Rodney vielleicht meinte.
    „ Ja“, meinte er nickend, „ dort hinten gibt es einen Durchgang, der sich nicht öffnen lässt.“ Er deutete mit der Hand in die Richtung und sprang schnell von seinem Stuhl, als Rodney loslief und vor dem Durchgang zum Stehen kam. Rechts, neben der Tür, befand sich eine Steuerkonsole, die Rodney binnen Sekunden aufgebrochen hatte; bunte, schimmernde Kristalle ragten heraus.
    Carson lugte Rodney über die Schulter, der leise vor sich hin fluchte, während er herumwerkelte.
    „ Und… bekommen Sie es hin?“, fragte der Schotte vorsichtig.
    „ Es würde wesentlich schneller gehen, wenn Sie nicht immer dazwischen quatschen würden“, antwortete Rodney spitz, seufzte dann und aktivierte sein Headset. „ Dr. Weir, hier Dr. McKay.“
    „ Was gibt’s, Rodney?“, erklang Elizabeths Stimme Sekunden später aus dem Headset.
    „ Sie sollten auf die Krankenstation kommen. Ich habe hier was Interessantes gefunden.“
    „ Okay, ich bin in ein paar Minuten da.“
    „ Und bringen Sie Col. Sheppard mit, falls Sie ihn treffen. Er könnte uns behilflich sein.“
    „ Verstanden. Weir Ende.“


    ------------

    „ Was hat er denn diesmal Weltbewegendes entdeckt?“, fragte John leicht entnervt, als er neben Elizabeth durch die Korridore hetzte. Er hatte sich gerade hingelegt, um wenigstens ein paar Minuten Schlaf zu bekommen, als ihr Funkspruch ihn hatte hochfahren lassen.
    „ Versuchen Sie ihm gegenüber ein bisschen mehr Interesse an den Tag zu legen, John“, meinte die Expeditionsleiterin und sah ihn ernst an. „ Ich weiß, dass Sie erschöpft sind, aber das sind wir alle.“
    „ Ich habe nur gefragt“, seufzte John. Es war unübersehbar oder beziehungsweise unüberhörbar, dass Elizabeth noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen war, was wohl hauptsächlich an seiner missglückten „Schadensbegrenzung“ lag- aber wenigstens sprach sie wieder mit ihm und das war schon ein gutes Zeichen!

    Den Rest des Weges legten sie beide schweigend hinter sich. Als die Tür zur Krankenstation in Sicht kam, entspannte sich John ein wenig. Die Tatsache, dass er gleich auf Rodney stoßen würde, war zwar schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn er ehrlich sein sollte, kam ihm die neuste Entdeckung des Kanadiers nur zu recht.

    Mit einem Seufzen fiel er hinter Elizabeth zurück, um der Expeditionsleiterin den Vortritt zu lassen und betrat nach ihr die Krankenstation, nur um ein weiteres, leicht gequält klingendes Seufzen ertönen zu lassen.
    Teylas braune Augen fixierten Elizabeth und ihn kurz, doch als er sie ansah, wandte sie sich weg und John seufzte tief und lang. Es war gerade einmal vier Stunden her, dass die Athosianerin ihn aus ihrem Quartier hinausgeworfen hatte, nachdem sie beide…

    John schluckte den Rest des Gedanken runter. Ihm war bewusst, dass sie beide fast zu weit gegangen waren. Doch er hatte die Kontrolle über sich verloren, als sie den Kuss erwiderte und ihn gewähren ließ. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt es so weit kommen zu lassen, dass sie beide fast miteinander… Er hatte es nicht so weit kommen lassen wollen. Und er war froh, dass sie es beendet hatte, da er nicht wusste, ob er dazu in der Lage gewesen wäre.

    Ronon stand neben ihr und musterte sie beiden genau. Er schien die Blicke, die sie sich mehr oder weniger zuwarfen zu bemerken und zog die Stirn kraus. Es war schon manchmal ein Schauspiel: Ronon schien für Teyla wie ein großer Bruder zu sein. Und sie konnte glatt als seine Schwester durchgehen. Sie beide hielten zueinander und es war unmöglich sich die beiden ohne den anderen vorzustellen. Es ging einfach nicht…

    John schenkte dem Sateder ein kurzes Nicken, ehe er an ihm und an Teyla vorbeischritt und sich zu Elizabeth gesellte, die bereits in ein Gespräch mit Rodney vertieft war. Der Kanadier hatte wie fast immer in den letzten Stunden- oder inzwischen mussten es schon fast drei Tage sein, die sie auf diesem verdammten Schiff waren- seinen Tablettlaptop in der Hand und tippte auf ihn ein, während er redete ohne dabei Luft zu holen.

    John fing nur Gesprächsfetzen auf, zu sehr brannte ihm Teylas vernichtender und Ronons fragender Blick im Nacken. Außerdem fesselte etwas anderes seine Aufmerksamkeit: ein verschlossener Durchgang, vor dem Rodney stand und so wild mit den Händen gestikulierte, dass ihm fast sein Computer aus der Hand fiel. Die Steuerkonsole war demontiert worden- ohne jeden Zweifel Rodneys Werk.

    Der Durchgang an sich war wie die Schiffwände mit antikischen Schriftzeichen verziert, die er nicht entziffern konnte. Er bestand aus einem gräulichen Metall, die Schriftzeichen aus einem etwas dunklerem.
    „ Lassen Sie mich raten“, sagte er ihn Rodneys längst überfällige Atempause hinein, „ da müssen wir hinein.“
    Rodney nickte. „ So sieht es aus. Ich habe versucht, ihn manuell zu öffnen und ich habe sogar versucht ihn kurzzuschließen… doch nichts. Ich dachte, dass Sie vielleicht…“

    John nickte ergeben. Er konnte sich schon ungefähr denken, worauf sein kanadischer Freund hinaus wollte. Links der Tür befand sich seine Art Steuermodul, die der Steuerkonsole, die Rodney auseinander genommen hatte, zum Verwechseln ähnlich sah. In ihr waren zwei Vertiefungen hineingelassen und er konnte mit bloßem Auge erkennen, dass seine Hände dort geradeso hineinpassten.
    „ Okay“, sagte er leise zu sich selbst, krempelte die Ärmel seines Uniformhemdes hoch, streckte beide Arme aus und…
    „ Warten Sie!“, schrillte Elizabeth plötzlich und er zuckte zusammen, drehte sich zu ihr um.
    „ Was ist?“, fragte Rodney, der ebenso überrascht war wie alle anderen im Raum Anwesenden auch. „ Was ist los?“

    Elizabeth deutete mit zittrigem Finger auf die Schriftzeichen, zog ihre Konturen nach und presste die Lippen so fest aufeinander, dass sämtliche Farbe aus ihnen wich. Ihre Stirn warf Falten, ihre Miene wirkte angestrengt.
    John zog seine Hände zurück. „ Was bedeuten diese Zeichen, Elizabeth?“
    „ I…ich bin mir nicht sicher“, erwiderte sie und deutete auf das Erste der beiden, welches zudem auch größer aus sah. „ D…das bedeutet Tod.“ Sie zeigte auf das Zweite. „ Und dieses hier bedeutet Verderben.“
    „ Oho“, machte Rodney und begann heftig mit dem Kopf zu schütteln. „ Also, wenn Sie mich fragen, sind „Tod“ und „Verderben“ nicht gerade die Wörter, die ich in einer solchen Verbindung sehen möchte.“

    John runzelte die Stirn. Tod und Verderben- klang wie aus Abenteuerfilmen, die im alten Ägypten oder in Südamerika spielten. Meistens wurde derjenige, der sie missachtete, aufgespießt oder starb eines anderen, meist qualvollen und nicht gerade angenehmen, Todes.
    Trotzdem war da etwas, was ihn dazu anstachelte es zu versuchen. Irgendetwas schien ihn zu rufen.
    „ Wir sollten es trotzdem versuchen“, meinte er trocken und sah Elizabeth aus dem Augenwinkel hinaus nicken.
    „ Was?!“, rief Rodney erschrocken. „ Haben Sie das denn nicht verstanden? Es könnte uns alle umbringen!“

    John ignorierte die Protestrufe des Kanadiers und auch Teylas leicht alarmierten Blick. Vorsichtig legte er seine Handflächen in die beiden Vertiefungen und zuckte zusammen, als nur Sekunden später ein leichtes Kribbeln durch seinen Körper fuhr.
    „ Colonel?“, hörte er Elizabeth besorgt fragen.
    „ Warten Sie“, zischelte er und schloss konzentriert die Augen; das seltsame Kribbeln kroch durch seine Adern, brachte sein Herz zum Pochen und seinen Puls zum rasen. Er merkte, wie der Schweiß auf seine Stirn trieb. Seine Kehle war trocken und brannte wie Feuer. Seine Schläfen durchzog ein stechender Schmerz, der in Ohnmacht zu gipfeln drohte, doch er riss zusammen und verzog das Gesicht. Plötzlich…

    John riss die Augen auf und schnappte erschrocken nach Luft, japste wie es auch ein Fisch auf dem Trockenen tat.
    „ Verdammt, John!“ Elizabeth war binnen Sekunden neben ihm, ihre Hand lag auf seiner Schulter. Sie beobachtete sorgenvoll, wie er nach Luft japste und wie sich seine Augen unnatürlich weiteten. „ Ist alles in Ordnung mit…“

    Ein leises Zischen unterbrach sie; die beiden Türhälften glitten auseinander, gaben den Blick frei, auf einen dunklen Raum. Er schien nicht sehr groß zu sein, am Boden leuchteten kleine Lämpchen auf, markierten den Weg.
    „ Was zur…“, dröhnte Ronons Stimme an sein Ohr. Rodney gab einen erstickten Laut von sich. Teyla atmete leise. Elizabeth schien die Luft anzuhalten.

    John tastete nach seiner 9mm und richtete den Lauf in die Dunkelheit hinein, den Finger am Abzug. Er glaubte zwar nicht, dass sie ein Monster um die nächste Ecke erwartete, aber man konnte nie vorsichtig genug sein.
    „ Ronon.“ Er winkte dem Sateder zu, der daraufhin nickte und ebenfalls seine Waffe zückte.

    Die beiden traten vorsichtig in die Dunkelheit hinein; John zuerst, Ronon folgte ihm auf dem Fuße.
    Die Lampen sprangen an, kaum dass John den Raum betreten hatte; es war ein kleiner Raum, aber größer als erwartet. Er war etwa drei, vier Meter breit und acht bis zehn Meter lang. An den Seiten war er von länglichen Kästen flankiert, die ebenso wie die Schiffwände voll und ganz mit Schriftzeichen verziert waren.
    „ Sagen Sie mir nicht, dass es das ist, wofür ich es halte“, sagte Elizabeth atemlos.
    „ Sind das…“
    „… Särge“, beendete John Teylas Frage. „ Das sind Särge.“
    „ Ich empfange schwache Energiewerte“, murmelte Rodney und deutete auf drei der hinteren. „ Die da.“

    Vorsichtig trat John auf die Särge zu, die Rodney gemeint hatte; an ihren Seiten waren kleine Monitore angebracht. Der eine schien völlig tot zu sein, an dem anderen blinkte ein rotes Licht auf.
    „ Dieser Energiewert ist der stärkste“, sagte Rodney ihm, verzog aber gleichzeitig das Gesicht ganz nach dem Motto Rot ist niemals gut.
    „ Okay.“ John steckte seine 9mm wieder weg, während Ronon seine Waffe auf den Sarg richtete. „ Dann wollen wir mal.“ Er biss sich auf die Unterlippe und berührte den Monitor.
    Sekunden lang blieb es still; er hörte Rodneys nervöses Atem und er glaubte seinen eigenen Herzschlag zu hören.
    Doch dann… Der Monitor begann wild zu blinken und dann zu flackern, zu
    piepen und zu fiepen und dann…
    John hielt erschrocken die Luft an und er wusste, dass es die anderen auch taten.
    „ D…das…“, stotterte Rodney, verstummte aber sofort wieder. Die Mienen der anderen waren erstarrt.
    John schluckte, als er in ein ihm nur allzu bekanntes Gesicht sah. Zwei haselnussfarbene Augen starrten ihn und die anderen an. Ein Moment der Stille folgte, ehe sich die Stimme erhob:

    „ Hi, mein Name ist Lieutenant Colonel John Sheppard, US Air Force, 34 Jahre. Mir wurde gesagt, ich sollte ein paar Worte sagen, also… ähem… naja, ich habe eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich niemals gedacht hätte, auf diese Weise zu sterben.“


    TBC

  5. Danke sagten:


  6. #44
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    Zwei schöne Teile!

    „ Erhöhen Sie auf fünfzig oder wir vergessen das Ganze gleich wieder!“
    Lt. Matt Scott verdrehte die Augen und fischte seufzend einen fünfzig Dollar Schein aus seiner Hosentasche. Was tat man nicht alles, für ein bisschen mehr Reichtum…
    „ Aber nur, weil Sie es sind“, zischelte er zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor und drückte Lt. Greg Everett den Geldschein in die Hand. Der Marine begann zu grinsen und tiefe Lachfalten bildeten sich in seinem sonnengebräunten Gesicht. Seine grauen Augen blitzten auf und ein spitzbübisches Grinsen huschte über seine Lippen.
    „ Lieutenant, es hat mich gefreut mit Ihnen Geschäfte zu machen“, sagte er und sein Grinsen wurde noch breiter.
    Lt. Scott schnaubte abfällig. „ Geschäfte? Ich sag Ihnen, was das ist… das ist Abzocke und sollte bestraft werden!“

    Everett zuckte mit den Achseln und zog einen ganzen Batzen Geld aus seiner Westentasche, begann es zu zählen. „ Wenn Sie so ein schlechter Verlierer sind, dann hätten Sie gar nicht erst einsteigen sollen. Tja, ihr Pech, mein Glück.“

    Scott gab sich einem weiteren Seufzen hin, stutzte dann aber und kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen. Misstrauisch fixierte er seinen texanischen Kameraden. „ Wer sagt mir, dass es wahr ist, was Sie behaupten?“
    Lt. Everett zog eine Schnute. „ Sie werfen mir Betrug vor? Also, jetzt bin ich wirklich enttäuscht.“
    „ Immerhin haben Sie mir letztens meinen Schokopudding gemopst“, erinnerte Scott ihn.
    „ Nah“, machte Everett. „ Fragen Sie Dr. McLaine. Sie hat’s auch gesehen. Uns Sie werfen mir…“
    „ Jaja, schon gut. Ich glaube Ihnen ja.“ Matt Scott runzelte die Stirn, während er betrachtete wie sein Fünfzigdollarschein in Everetts Hosentasche verschwand; zusammen mit den anderen- es mussten an die 250 Dollar sei, die der Lieutenant jetzt sein Eigentum nennen durfte. Es war einfach unerhört, so etwas.

    Scott kaute lustlos auf seinem Kaugummi herum; es schmeckt schon lange nicht mehr und begann sich nun langsam in seinem Mund aufzulösen. Doch irgendwie hatte er keine Lust es auszuspucken. War immer noch besser, als daran zu denken, dass er gerade mal eben fünfzig Dollar verloren hatte. Das war echt eine Schande!

    Er verfluchte den Tag, an dem er in diese dämliche Wette eingestiegen war. Leichtverdientes Geld, hatte er sich damals gedacht und Lt. Everett schon immer gestichelt, doch heute war es der Texaner der triumphal lächelte und spitze Kommentare von sich gab.

    Scott verzog wütend die Mundwinkel. Bis vor ein paar Minuten hatte er Everett nicht geglaubt, als dieser ihm erzählte, dass er ihren Vorgesetzten dabei beobachtet hatte, wie er aus einem Quartier- das wohlgemerkt nicht das seine war- kam, dabei seine Uniform zuknöpfte und es sichtlich eilig hatte.
    Es war nicht, dass er es dem Colonel nicht zutraute, aber ausgerechnet in so einer verzwickten Situation? Naja, er hatte so einige Geschichten über ihn gehört und ein Kind von Traurigkeit schien er nicht gerade zu sein.
    Oh, Mann! Die haben doch tatächlich gewettet! Eigentlich mag ich so was gar nicht. Wenn man wegen einer Beziehung wettet, aber das gibt der Story was lustiges.

    John schluckte, als er in ein ihm nur allzu bekanntes Gesicht sah. Zwei haselnussfarbene Augen starrten ihn und die anderen an. Ein Moment der Stille folgte, ehe sich die Stimme erhob:

    „ Hi, mein Name ist Lieutenant Colonel John Sheppard, US Air Force, 34 Jahre. Mir wurde gesagt, ich sollte ein paar Worte sagen, also… ähem… naja, ich habe eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich niemals gedacht hätte, auf diese Weise zu sterben.“
    Sie treffen also auf John. Wie der sich wohl fühlen mag, wenn er sich selbst trifft.

    Na ja, ich hab ja auch noch meine FanFictions zu schreiben, denn ich bastel bereits an der 2.

  7. Danke sagten:


  8. #45
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Totenwache & Desire

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Ach, ich finds immer ganz witzig, wenn Marines untereinander wetten... natürlich nicht über Beziehungen- aber was sollen die armen Schwei**** sonst auf dem Schiff machen. Man hat ja bei SGU gesehen, wie das aussehen kann; Yogaübungen, künstlerisch aktiv werden, auf anderem Gebiet*räusper* aktiv werden.... viele Möglichkeiten! Warum dann nicht wetten?


    Jetzt gibt's wieder zwei Kapitel. Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen...

    Totenwache

    Though like the wanderer, the sun gone down,
    Darkness be over me, my rest a stone.
    Yet in my dreams I’d be nearer, my God to Thee.


    „ Hi, mein Name ist Lieutenant Colonel John Sheppard, US Air Force, 34 Jahre. Mir wurde gesagt, ich sollte ein paar Worte sagen, also… ähem… naja, ich habe eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich niemals gedacht hätte, auf diese Weise zu sterben.“
    Seine Stimme klang überraschend gefasst; sie zitterte kein bisschen, er verhaspelte sich nicht einmal. Alles an ihm schien normal zu sein, doch… doch sein Gesicht sprach Bände.

    Für einen 34 jährigen sah er ziemlich erschöpft aus; die Wangenknochen waren eingefallen, die Mundwinkel deuteten nach unten. Unter seinen matten, glanzlosen haselnussfarbenen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Er war bleich- seine Haut, ebenso seine vertrockneten Lippen. Unter der blassen Haut schimmerten die blauen, pulsierenden Adern hindurch.
    Er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst, sodass sämtliche, möglicherweise noch übrig gebliebene Farbe aus ihnen wich. Der Ausdruck in seinem fahlen Gesicht wirkte hart und angespannt. Die Augen zuckten in ihren Höhlen nervös umher. Immer wieder hielt er inne und warf einen verunsicherten, fast schon ängstlich wirkenden Blick über seine dürren Schultern.

    Das bin nicht ich, fiel es John ein, als sich der Monitor verdunkelte, das Gesicht und die Stimme verschwanden, und er sich ein weiteres Mal vorbeugte und den Monitor berührte. Er hatte aufgehört zu zählen, wusste nicht wie oft er es sich jetzt schon angesehen hatte.
    Obwohl es sein Gesicht war, in das er blickte. Obwohl es seine Augen waren, die ihn anblickten. Obwohl es seine Stimme war, die da zu ihm sprach… John konnte und wollte nicht glauben, dass er es war. Das war einfach unmöglich!

    „ …naja, ich habe eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich niemals gedacht hätte, auf diese Weise zu sterben“, tönte es da wieder aus den Lautsprechern des Monitors und wieder zuckte John zusammen. Er klang mitgenommen und schien ohne jede Hoffnung zu sein.

    Der Monitor verdunkelte sich wieder und John seufzte. Wieder schoss sein Finger beinahe automatisch nach vorne, um die Aufnahme erneut starten zu lassen, doch diesmal hielt er sich zurück. Nein, noch einmal wollte er sich das nicht ansehen.

    Elizabeth und die anderen hatten ihn allein gelassen, obwohl sie genau so wie er wissen wollten, was es damit auf sich hatte.
    Die Expeditionsleiterin hatte ihm aufmunternd auf die Schulter geklopft und irgendetwas zu ihm gesagt, doch er hatte sie nicht verstanden.
    Rodney hatte ihn nur geschockt angesehen und unwirsch mit den Händen gestikuliert, als Ronon ihn hinter sich her zog.
    Teyla war wie versteinert stehen geblieben und hatte auf die Särge gestarrt, hatte dann doch tatsächlich ein kleines, aufmunterndes Lächeln erübrigen können und war dann den anderen gefolgt. Es wäre ihm lieber, einer von ihnen wäre bei ihm geblieben.

    Da die Aufnahme nicht mehr lief, überkam eine fast schon unheimliche Stille den Raum und ihm wurde nur noch mehr bewusst, dass mit diesem Schiff etwas nicht stimmte.
    Da, in diesem Kasten- er vermiet das Wort Sarg, es wollte einfach nicht über seine Lippen kommen-….in diesem Kasten lag er oder zumindest eine Ausführung seinerselbst. Und das fand er unheimlich!
    Er hatte während den drei Jahren, die er jetzt schon in Atlantis dienen durfte, so einiges erlebt: Lebenskraft raubende Weltraumvampire, bösartige sich ständig replizierende, menschenähnliche Maschinen und rachesüchtige Halbwesen, doch so etwas… nein, so etwas hatte er noch nicht erlebt! Er hatte davon gehört, aber er hatte es noch nie erlebt….

    John sog scharf die Luft ein und fuhr sich unschlüssig durch seine schwarzen, wirren Haare.
    Die Aufnahme war gestoppt, die Stimme verstummt, doch noch immer sah er in das Gesicht… in sein Gesicht. Je mehr John auch versuchte sich einzureden, dass dieser Mann er war, desto mehr stieß er auf Abneigung. Dieser Mann sah zwar wie er aus, sprach vielleicht wie er und hörte auf den gleichen Namen, doch das war er einfach nicht! Dieser Mann war anders als er. Irgendwie. John wusste nur noch nicht genau, warum.

    Im hinteren Bereich der Krankenstation öffnete sich die Türe mit einem leisen Zischen, doch John ignorierte es und presste die Lippen fest aufeinander. Er wollte nicht, dass es vorbei war. Er brauchte noch etwas Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten. Er war einfach noch nicht soweit.

    „ John? Ist alles in Ordnung mit…dir?“ Es war Teyla. Er erkannte ihre sanfte und einfühlsame Stimme sofort, widerstand aber dem Drang sich zu ihr umzudrehen.
    Er hörte, wie sie unschlüssig im Türrahmen stehen blieb. Doch dann hörte er ihre Schritte, hörte wie sie sich langsam auf ihn zu bewegte. Ein Teil von ihm sehnte sich nach ihr, der andere wollte sich zu ihr umdrehen und sie anschnauzen, dass sie ihn gefälligst in Ruhe lassen soll.

    Sie sind viel zu sehr Gentleman, um so etwas zu tun, hatte Elizabeth irgendwann einmal zu ihm gesagt. Damals hatte er darüber nur geschmunzelt, doch jetzt wusste er, dass sie Recht gehabt hatte. Er konnte sie nicht zurückweisen, ganz gleich, was zwischen ihr und ihm vorgefallen war. Sie war immerhin noch seine beste Freundin. Zumindest hoffte er das…

    „ Bist du okay?“ Teyla setzte sich neben ihn, so dicht, dass ihre Schultern einander berührten. Jetzt war sie nur eine Freundin, die mit ihm reden und ihm helfen wollte. Nicht mehr…
    John zog die Schultern hoch und obwohl er vorhatte ehrlich und gewissenhaft zu antworten, übermannte ihn sein eigener Sarkasmus. Er grinste verächtlich und verzog den Mund.
    „ Es ist verständlich, dass du dich so fühlst, John“, sagte Teyla und ihre Stimmlage wurde noch weicher.
    „ Klar, jeder würde sich so fühlen, wenn er erfährt, dass er tot ist“, entgegnete er spitz. „ Aber soll ich ehrlich sein? Ich fühl mich beschissen.“
    „ Ich verstehe das.“ Teyla legte ihm eine Hand auf die Schulter und als er sich dazu durchringen konnte, und sie ansah, brachte ihn ihr warmes, freundliches Lächeln fast um den Verstand. Zaghaft lächelte er zurück, obwohl ihm so gar nicht danach war.

    Danach sagte sie beide nichts mehr, genossen einfach nur den ruhigen Moment. Teyla schien völlig darauf konzentriert zu sein, ihn zu trösten, und es erweckte den Anschein, dass sie nicht mehr an die Geschehnisse von vorhin dachte… und wenn doch, dann erweckte es den Anschein, dass sie nicht wollte, dass es ihm auffiel.

    John seufzte leise. Obwohl er nicht wollte, dass das hier endete- der friedliche Moment zwischen ihm und Teyla-, schüttelte er ganz langsam ihre Hand von seiner Schultern und erhob sich ebenso langsam.
    „ Rodney ist sicher ganz versessen darauf, hier zu wüten“, sagte er leise mit einem scheuen Lächeln.
    Teyla sah zu ihm auf. „ Und dich interessiert das überhaupt nicht?“
    John schüttelte mit dem Kopf. „ Nein. Ich habe mir das jetzt lange genug angesehen und ich muss den Kopf freikriegen. Bleibst… ähem… bleibst du hier?“
    „ Wenn ich nicht soll, dann kann ich auch gehen“, antwortete die Athosianerin und erhob sich ebenfalls. „ Wenn du das möchtest. Aber wenn…“
    „ Nein, schon gut.“ John nickte ihr schnell zu und sie nickte zurück; sie hatte verstanden.

    Sie tauschten noch ein Lächeln aus, ehe sich John umdrehte und ganz langsam in Richtung Ausgang ging.
    „ Colonel?“ Elizabeth erhob sich geschwind, als er aus der Krankenstation auf den Korridor hinaustrat. „ Ist alles in Ordnung?“
    John bedachte sie nur eines flüchtigen Blickes, ehe er sich an Rodney wandte, der ihn ebenso erwartungsvoll ansah, wie Dr. Jackson und Col. Carter, die zu der kleinen Gruppe gestoßen waren: „ Sie können anfangen, McKay. Machen Sie mit ihm, was immer Sie für richtig halten.“
    „ Aber…“, hörte er Elizabeths Einwand, doch er ignorierte sie. Stattdessen ließ er die Gruppe hinter sich und blieb nicht stehen, obwohl er die Blicke im Nacken spürte. Er musste den Kopf frei kriegen! Und zwar schnell!

    ------------

    „ Oh, mein Gott“, murmelte Samantha Carter erschrocken, als die Aufzeichnung endete uns sich der Monitor verdunkelte. „ Das… das ist ja richtig…“
    „…unheimlich“, beendete Daniel Jackson ihren Satz und wandte sich zu Rodney um. „ Und Sie sind sich sicher, dass…“
    Der Kanadier blickte von seinem Computer auf. „ Nein, ich denke nicht, dass es sich hierbei um einen schlechten Scherz handelt. Und auch die Annahme, dass der Colonel einen Zwillingsbruder hat, scheint mir mehr als abwegig.“ Er sah zu Ronon herüber.
    „ War nur `ne Vermutung“, brummelte dieser und verdrehte schwach die Augen.
    „ Eine verdammt schlechte, wenn ich das hinzufügen darf“, zischte Rodney überheben.
    „ Rodney“, tadelte Elizabeth, ohne ihn dabei anzusehen. „ Ich denke jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Ihre albernen Kindereien.“
    „ Jaja, schon gut“, murmelte Rodney und befasste sich wieder mit den Anzeigen auf seinem Tablettlaptop.

    Mit gerunzelter Stirn musterte Samantha Carter den eisernen Sarg von allen Seiten, von oben bis unten.
    „ Ist es möglich“, begann sie, „ dass wir es hierbei vielleicht mit…“
    „ Ja, das ist durchaus möglich“, fiel Rodney ihr ins Wort.
    „ Wissen Sie überhaupt, was ich sagen wollte?“, fragte Sam.
    „ Bei Ihren Gedankengängen dürfte das kein Problem sein“, antwortete der Kanadier ihr und sie schnappte empört nach Luft, obwohl sie eigentlich schon an solche Sticheleien gewöhnt sein müsste.
    „ Sie reden von der Möglichkeit einer alternativen Zeitlinie?“ Elizabeth sah zwischen ihnen hin und her, hatte dabei nachdenklich die Stirn in Falten geworfen und die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt.
    „ Die Möglichkeit besteht“, antwortete Sam ihr mit einem Nicken. „ Es wäre nicht verwunderlich.“
    Elizabeth legte den Kopf schief und ihre Miene wurde noch nachdenklicher, skeptischer. „ Das würde dann aber bedeuten…“
    „ Ich glaube nicht, dass dieses Schiff fähig ist, durch Dimensionen zu springen“, sagte Rodney. „ Das ist höchste Physik und selbst bei Menschen kann es zu Problemen kommen, wie Sie sich eigentlich unschwer erinnern müssten.“
    „ Sie meinen Rod…“
    „ Wir hätten fast ein Loch in sein und in unser Universum gerissen. Daher halte ich für eher unwahrscheinlich, dass die Artemis…“
    „ Aber was, wenn es nicht das Schiff ist.“ Daniel Jackson hielt sich sein Kinn und hatte ebenso nachdenklich wie Elizabeth das Gesicht verzogen. Er sah zu den anderen auf. „ Was, wenn es etwas anderes ist.“
    Elizabeth zog die Stirn kraus. „ Ich fürchte, wir können Ihnen nicht folgen, Dr. Jackson.“
    „ Es muss nicht immer das Schiff sein“, erwiderte der Archäologe und rückte seine Brille zurecht.
    „ Das Gate“, sagte Sam atemlos. „ Er meint das Gate.“ Sie sah Rodney an. „ Das ist durchaus möglich und das wissen Sie auch, McKay.“

    Der Kanadier antwortete nicht, sondern starrte stattdessen gebannt auf seinen Computer. Seine Augen wurden schmal und weiteten sich dann unnatürlich.
    „ Rodney?“ Elizabeth konnte nicht verhindern, dass sie leicht nervös klang, machte einen zögerlichen Schritt auf den Astrophysiker zu. „ Was ist los, Rodney?“
    „ Oh, nein“, brachte Rodney zustande und sah sie dann an. Leichte Panik flammte in seinen blauen Augen auf.
    „ Diesen Ausdruck kenne ich.“ Ronon trat ebenfalls an den Wissenschaftler heran. „ Der ist nicht gut.“
    „ Rodney“, versuchte es Elizabeth noch einmal. „ Was ist los? Was ist passiert?“
    „ D…das können Sie ihn gleich selber fragen“, erwiderte Rodney.

    Ein leises Zischen ließ alle im Raum Anwesenden zusammenzucken und erstarren. Die Symbole auf dem Sarg fingen an leicht bläulich zu leuchten und das Verdeck schien dahin zu schmelzen, wie es Eis in der Sonne tat.


    Desire

    Sie hatte entschieden, dass es für sie besser war zu gehen. Er hatte es zwar nicht von ihr verlangt…trotzdem tat sie es. Er hatte es nicht gesagt, dennoch hatte sie geglaubt dieses traurige Funkeln in seinen Augen gesehen zu haben. Er war ihr Freund und sie wollte seine Entscheidungen respektieren. Deshalb war sie gegangen…
    Aber, war das wirklich der Grund gewesen? War sie gegangen, weil sie es für richtig hieß? Oder war sie vielmehr gegangen, weil sie den Gedanken ihren mit Abstand besten Freund tot zu sehen, abstoßend fand?
    Sie wusste es nicht. Vielleicht war es ja eine Mischung aus beidem; Respekt und Verabscheuung. Aber wer konnte das schon genau sagen…

    Teyla verlangsamte das Tempo ein bisschen, als sie um eine Ecke bog und auf den Korridor trat in dem sich die Quartiere der Besatzung befanden.
    Sie gähnte einmal herzhaft und rieb sich ihre erschöpften Augen; es war schon so lange her, seit sie zum letzten Mal ein Auge zugetan hatte. So lange, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte. Auch ihr Magen gab leise Protestgeräusche von sich. Eigentlich hätte sie ja schon längst bei ihrem Volk sein sollen; die Festivitäten begannen kurz vor Sonnenuntergang.

    Bei diesem Gedanken seufzte Teyla leise. Rodney hatte gemeint, dass das Schiff- und somit auch sie- sich in einem anderen Verhältnis zur Zeit befand. Niemand schien genau sagen zu können, was dies nun konkret bedeutete, doch jeder konnte sich seinen Teil zusammenreimen.

    Für sie bedeutete es, dass das Tandulfest vorbei war. Es war bestimmt schön gewesen. Alle ihre Freunde hatten sich amüsiert und waren jetzt sicherlich schon gegangen. Halling, Jinto, Wex… und Kanaan.
    Wieder seufzte Teyla. Sie hatte sich schon so darauf gefreut ihren Freund wiederzusehen. Sie beide hatten einander fast zehn Jahre nicht gesehen und nun… Ja, nun war sicherlich auch er schon gegangen. Und wieder hatten sie sich nicht gesehen. Was für eine Schande!

    Die Tür ihres Quartiers kam in Sicht und Teyla gab einen erleichterten Laut von sich. Vielleicht gelang es ihr ja jetzt wenigstens für ein paar Stunden die Augen zu schließen und den Schlaf nachzuholen, den sie versäumt hatte.
    Mit einer Hand öffnete sie den Reißverschluss ihres Uniformjacketts, mit der anderen wollte sie ihren Pferdeschwanz lösen und sich durch ihre rostbraunen Haare fahren, doch stattdessen ließ sie ein hinter ihr vorbeihuschender Schatten zusammenzucken.
    Sie blieb stehen und lauschte… nichts. Nur das Brummen des Antriebs und das gelegentliche Knacken in den Leitungen- daran hatte sie sich schon gewöhnt und empfand es längst nicht mehr so unangenehm wie zu Anfang.
    Teyla warf einen kurzen Blick über ihre Schulter, doch der Gang hinter ihr war leer. Sie zog die Augenbrauen zusammen und ging weiter; es wurde Zeit, dass sie endlich ein bisschen Schlaf bekam.

    Obwohl sie sich sicher war, dass sie allein war und dass ihr niemand folgte, zog sie vorsichtshalber das Tempo an. Ihre Schritte wurden größer, ihre Bewegungen hektischer.
    Sie wusste nicht warum, aber als sie die Tür zu ihrem Quartier erreicht hatte, lief es ihr eiskalt über den Rücken und als sie ihre Hand ausstreckte, um die Tür zu öffnen, erstarrte sie; ein Windzug ließ sie zusammenzucken und eine an ihr vorbeihuschende Gestalt ließ ihr den Atem stocken.
    „ Hallo?“, fragte sie in die Stille hinein, wagte es noch immer nicht sich umzudrehen. „ Hallo, ist da…“

    Teyla verstummte, als sie Schritte vernahm, die sich ihr ohne jeden Zweifel näherten und von einem eisigen, röchelnden Atmen begleitet wurden, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. In ihrer Brust fing ihr Herz an wild zu schlagen, Adrenalin jagte unaufhaltsam durch ihre Blutbahnen, stachelte ihr Herz an schneller zu schlagen. Ihr Magen flatterte, ihr Atem ging schnell und unregelmäßig.
    Es überraschte sie selbst, dass sie die Beherrschung über sich selbst zu verlieren schien, doch da war irgendetwas was alles durcheinander brachte und ihre Sinne verrückt spielen ließ.

    Sie begann am ganzen Körper zu zittern, als etwas Eiskaltes ihren Nacken streifte. Ein seltsamer Duft stieg ihr in die Nase: es roch angenehm süßlich nach Schokolade, doch zugleich widerlich rostig, metallen wie frisches Blut.
    Teyla schloss ihre Augen; der süßliche Duft ließ ihr schwindelig werden. Zugleich stieg Übelkeit in ihr auf, kratzte unangenehm ihre Speiseröhre hinauf- der rostige, metallene Duft brannte in ihrer Kehle. Sie biss sich auf die Lippen.

    Die Schritte wurden lauter und langsamer- wer immer da auf sie zukam, er war nahe.
    Auch das Atem wurde lauter, fast schon aufdringlich. Es streifte ihren Nacken, ihre Haut- es war unheimlich.
    Plötzlich spürte sie einen Blick im Nacken, der sie erschaudern ließ. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie merkte, wie ihre Fingerspitzen nach ihrer 9mm tasteten.
    „ Hallo?“, fragte sie noch einmal. „ Ist da jemand?“ Die Frage war abwegig- natürlich war da jemand. Teylas Finger klammerten sich um das kühle Metall ihrer Waffe, ihr Zeigefinger legte sich auf den Abzug.

    In den nächsten beiden Sekunden passierten zwei Dinge; sie spürte, wie sich zwei starke Arme um ihre Taille schlangen und wie jemand nach ihrer Hüfte ausholte. Blitzschnell drehte sie sich um und zielte mit ihrer Waffe nach demjenigen, der die Frechheit besaß sich an sie heranzuschleichen.

    Teyla erschrak. Genauso schnell, wie sie herumgewirbelt war und dabei ihre Waffe gezückt hatte, ließ sie sie auch wieder sinken und seufzte vor Erleichterung.
    „ John…“, brachte sie außer Atem hervor. „ Herrgott, musst du mich so erschrecken?“
    Der dunkelhaarige Soldat stand nur wenige Meter von ihr entfernt, hatte den Blick gesenkt… dennoch merkte sie, dass seine haselnussfarbenen Augen sie musterten. Er hielt die Hände in seinen Hosentaschen verborgen.

    „ Hab ich dich etwa erschreckt?“, hörte sie ihn mit eisiger, blechern klingender Stimme fragen. Seine Lippen schienen sich nicht zu bewegen.
    „ Ja, das hast du“, antwortete Teyla ihm und nickte. „ Du müsstest eigentlich wissen, dass ich es hasse, wenn man sich an mich heranschleicht.“ Sie sah kurz an sich herab, ließ ihre Waffe zurück in den Holster gleiten.
    „ Das tut mir Leid.“ Seine Stimme klang plötzlich erschreckend nahe und als sie wieder aufsah, blickte sie direkt in sein Gesicht. Ein erschrockener und zugleich überrascht klingender Laut kam über ihre Lippen und sie wich zurück, stieß mit dem Rücken gegen die verschlossene Tür ihres Quartiers. „ Wie…“
    „ Ich wollte dich nicht erschrecken, Teyla“, sagte John sanft. Sein eiskalter Atem kitzelte über ihre Lippen und seine ebenso kalte Hand umklammerte ihr Handgelenk. Sein Griff tat nicht weh, schmerzte nicht, war aber so fest, dass es unmöglich schien sich daraus zu befreien.

    Teyla lächelte verlegen, obwohl ihr ganz anders zumute war. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie Angst hatte, dass es einfach aufhören würde zu schlagen.
    „ I…ich dachte, du wolltest d…dich ausruhen“, stammelte sie und eine leichte Röte schoss in ihre Wangen.
    „ Das habe ich auch“, antwortete er und dabei schlug ihr dieser betörende Duft entgegen. Teyla konnte nicht anders und schloss ihre Augen. Ihre Nasenflügel bebten, als sie den süßlichen Duft einzog. Sie stöhnte leise und stützte sich gegen die immer noch verschlossene Tür, als ihr schwindelig wurde.
    „ Und ich habe nachgedacht“, hörte sie John sagen; seine Stimme klang nun nicht mehr blechern und eisig- sie klang nunmehr wie ein sich bewegendes Windspiel, kristallklar und unglaublich verführerisch.
    „ Worüber hast du nachgedacht?“, fragte Teyla ihn, ohne ihre Augen zu öffnen, immer noch diesen betörenden Duft genießend.
    Er schwieg für einen Moment, ehe er antwortete. Im Vergleich zu seiner Stimme, klang das Rumoren des Antriebes schon fast brutal und dröhnte in den Ohren.
    „ Ich habe über uns nachgedacht.“

    Teyla öffnete ihre Augen und blinzelte ihn verwundert an. „ Über uns? Du hast über…“ Sie wollte weiterreden, vermochte es aber nicht, schnappte stattdessen nach Luft, als sich Johns Arme um ihre Taille schlangen und sie mit seinem Körper gegen die Tür drückte. Sein Gesicht war nur wenige Millimeter von ihrem entfernt.
    „ In der Tat, dass habe ich“, sagte er so leise, dass es fast einem Flüstern gleich kam.
    „ Du…“ Teyla vermochte es nicht, ihren Satz zu beenden. Vielleicht lag es aber auch daran, dass John einen seiner eiskalten Finger auf ihre Lippen legte, sanft ihre Konturen nachzeichnete und sich dabei in Faszination zu verlieren schien; sein Blick veränderte sich, es war, als läge sich ein Schleier vor seine Augen.
    Die Berührung seines Fingers ließ Teyla erschaudern, doch sie war nicht in der Lage sich dagegen zu wehren. Still- ohne zu murren- ließ sie es über sich ergehen. Sie konnte sich einfach nicht dagegen wehren. Sie konnte es nicht…

    Sie wehrte sich auch nicht, als Johns eisige Hände unter ihr Top glitten und seine Fingerkuppen über ihren Rücken tänzelten. Er schmiegte sich noch enger an sie, so nah dass sie seinen Atem über ihre Haut prickeln fühlte. Seine Lippen wanderten über ihr Gesicht, ohne es zu berühren; sie bebten, zitterten, flatterten… aber kein Wort kam über sie.
    Teyla schloss ihre Augen wieder, sog beständig dieses betörende Duftgemisch ein, dass sie fortweg verrückt zu machen drohte. Sie schluckte, als sie sich daran erinnerte, wie sie ihn zurückgewiesen hatte. Sein enttäuschtes Gesicht hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Und jetzt…

    John lehnte seine Stirn gegen die ihre, seine eiskalten Finger wanderten an ihrem Hals hinab, umfassten dann sanft ihr Kinn und hoben es sanft an, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. Doch sie tat es nicht, sie hielt ihre eigenen weiterhin geschlossen.
    „ Ich liebe dich“, hauchte er ihr zu, glitt mit seinen Fingern an ihrem Kinn entlang und küsste sie dann zärtlich.

    Teyla öffnete ihre Augen; ihr Magen flatterte und ihre Lippen kribbelten. Sie hatte das Gefühl, dass alles anfing sich zu drehen. Vor ihren Augen begann es zu flimmern.
    Im Gegensatz zu seinen Händen und zu dem Rest seines Körpers waren seine Lippen warm… was immer sie berührten, begann zu brennen wie Feuer- ihr Gesicht, ihre Lippen, ihr Hals, einfach alles. Es fühlte sich fremd an, doch zugleich war es wunderschön und mit nichts anderem vergleichbar.
    Teyla schlang ihre Arme um seinen Oberkörper. Ihre Hände zitterten, als sie über seinen Brustkorb strich, in dem sein Herz blechern schlug.
    „ John…“, japste sie, als sich ihre Lippen für einen Moment voneinander lösten und sie beide nach Luft schnappten. „ Nicht…“

    Er erwiderte nichts, drückte sie nur noch fester gegen sich, sodass sie das Gefühl hatte zu ersticken. Ihr Oberkörper spannte, doch es war ihr nicht unangenehm.
    Sie stöhnte leise, als er sie unterhalb ihres Oberschenkels zu packen bekamm und mit seinen Fingern langsam an dessen Innenseite hochwanderte.
    Seine Lippen schwebten über ihren Hals, bedeckten ihn mit Küssen, die eigentlich keine waren, sich aber so anfühlten.
    „ Ich lass mir nichts mehr vorschreiben“, hörte sie ihn wispern. „ Nie mehr, hörst du? Nie mehr!“

    Es war fast zu schön um wahr zu sein. Teyla merkte, wie es in ihrem ganzen Körper zu kribbeln anfing; ihre Finger zuckten zurück, als sie sich unter Johns schwarzes Shirt schoben und über seine Brust strichen. Wie vorhin fanden seine Lippen an ihr Ohrläppchen, verharrten dort aber nur für einen kurzen Moment, ehe sie langsam über ihre Gesicht hinab zu ihrem Hals wanderten. Es schmerzte jetzt geradezu, als er sie über ihre Haut zog.
    Teyla stöhnte wieder und ihre Finger verkrallten sich instinktiv in den Stoff seines Shirts. Es war einfach…

    „ Teyla!“ Eine laute, donnernde Stimme riss sie aus diesem ekstasenähnlichen Zustand. Mit einem widerwilligen Laut schlug sie ihre Augen auf, blickte über Johns Schultern hinweg und registrierte erst jetzt, dass sie beide sich noch immer auf dem Korridor befanden- alle konnten sie sehen… Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen und sie merkte, wie dieses besitzergreifende Gefühl, die Erregung, blitzartig verebbte

    „ Verdammt, Teyla!“, erklang da wieder die donnernde Männerstimme, wurde von einem elektrisch klingenden Klicken begleitet, dass sich ganz danach anhörte, als entsicherte da jemand seine Waffe. „ Verschwinden Sie da!“
    Teyla sah verwirrt in Ronons wild flackernde Augen; die Mundwinkel des Sateders zuckten unaufhörlich, er hielt seine Waffe in ihre Richtung.
    „ Ronon, was…“, setzte sich an, doch ein tiefes Grollen aus Johns Brustkorb unterbrach sie. Erschrocken starrte sie den dunkelhaarigen Mann an; er hielt sie nun nicht mehr in seinem Arm, hatte eine leicht kauernde Position eingenommen und…

    „ Oh, mein Gott!“ Teyla wich entsetzt und ängstlich zugleich zurück, stolperte fast über ihre eigenen Füße. „ John, was…“
    Der Mann, der sie bis eben noch in den Armen gehalten hatte, der sie mit zarten Küssen überhäuft hatte….fletschte wütend mit den Zähnen und ein fauchendes Geräusch drang aus seiner Kehle. Seine Augen hatten sich verdunkelt, sahen aus, als hätte sich ein schwarzer Schleier über sie gelegt. Undefinierbare Substanz triefte seine Mundwinkel hinab.

    „ John!“ Teyla verspürte das Verlangen ihre Hände nach ihm auszustrecken, doch alles was er dafür übrig hatte, war ein trockenes Fauchen und ein dunkles, furchteinflößendes Knurren, was tief aus seiner Brust kam. Mit einem fast schon animalischen Schrei stieß er sich von dem Boden ab und machte einen Satz auf sie zu.

    Was in den nächsten zweieinhalb Sekunden passierte, war wie aus einem Film: Als der grellrote Strahl von Ronons Waffe John traf, bäumte sich sein Körper kurz auf, ein wildes Knurren brach über seine Lippen und seine Augen verschwanden in seinem Hinterkopf, ehe er leblos zusammensackte und regunslos zu Teylas Füßen liegen blieb.

    Die Waffe noch immer auf seinen regungslosen Freund gerichtet, sah Ronon zu ihr hinüber, hatte die Stirn kraus gezogen: „ Sind Sie in Ordnung? Hat er Ihnen was getan? Hat er Sie…“
    Teyla schaffte es nicht dem Sateder zu antworten, starrte stattdessen auf John hinab, der besinnungslos, in einer unnatürlich gekrümmten Körperhaltung zu ihren Füßen lag; sein Gesicht war schmerzverzerrt, wirkte fahl.
    „ W…was…“, stammelte sie, zuckte zusammen, als Ronon ihr eine seiner prankenartigen Hände auf die Schultern legte.
    „ McKay sollte Ihnen das erklären“, meinte er und zerrte sie dann sanft mit sich. „ Ich sollte Sie jetzt lieber zu Dr. Beckett bringen.“
    Teyla sträubte sich für einen Moment gegen die Hilfe des Sateders, blickte sich erneut zu John um. „ A..aber w…was ist…“
    „ Das ist nicht Sheppard“, sagte Ronon ruhig, als sei es das Normalste auf der Welt.
    Verständnislos sah Teyla ihren hünenhaften Freund an. „ W…was…“
    „ Kommen Sie, Teyla. McKay wird Ihnen alles erklären.“

    Spoiler 


    TBC
    Geändert von Ailya (12.09.2010 um 14:16 Uhr)

  9. Danke sagten:


  10. #46
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Zwei schöne Teile! Oh mein Gott! Das ist echt grausam, seinem toten "ich" gegenüber stehen zu müssen! Das ist echt grußelig!!!
    Himmel, was hat Rodney jetzt wieder angestellt??? Mir jagt die Gänsehaut noch immer über den Rücken. Das Teyla das aber auch nicht gemerkt hat. Ein eiskalter und eigentlich toter John berührt sie und sie merkt es nicht. Liebe macht wohl doch blind

  11. Danke sagten:


  12. #47
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Remember me

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Wer sagt, dass Rodney Schuld hat? Okay, die Statistik- in den meisten Fällen hat er Schuld...
    Jaja, Liebe macht blind. Aber vielleicht hatte die Athosianerin ja gar keine andere Wahl*zwinker*?


    Soso, jetzt ab jetzt gibt's wieder nur ein Kapitel. Viel Spaß beim Lesen

    Remember me


    Es tat Elizabeth in der Seele weh, ihre Freundin so zu sehen; Teyla saß wie ein Häufchen Elend da, in sich zusammengesunken, zitternd am ganzen Leib. Sie sah mitgenommen aus, vollkommen am Ende. Die Tasse Tee, die Carson ihr gegeben hat, war noch immer unberührt- sie beachtete sie nicht einmal. Unaufhörlich schlugen ihre Lippen aufeinander, bebten still vor sich hin.

    Elizabeth seufzte auf. Die Athosianerin tat ihr leid. Nicht im Geringsten wünschte sie sich das, was ihr widerfahren war, obwohl sie nicht alle Einzelheiten kannte. Und nachdem, was Ronon sich in seinen Bart gegrummelt hatte, war Elizabeth sich nicht sicher, ob sie überhaupt alles wissen wollte. Vielleicht war es besser, dass sie den Sateder gebeten hatte, ihr nur das Wichtigste zu erzählen.

    Sie sah wieder zu Teyla; an ihrer Körperhaltung hatte sich nichts geändert, außer das sie ihren Kopf gegen Vala Mal Dorans Schulter lehnte, die ihr aufmunternd über den Rücken strich. Elizabeth traf den Blick der Schwarzhaarigen; Vala schürzte die Lippen, nickte dann aber.
    Keine Sorge, ich kümmere mich um sie, schien sie sagen zu wollen und Elizabeth mühte sich um ein schwaches Lächeln, nickte erleichtert. Seit sie sie kannte, hatte sie die tapfere Kämpferin noch nie in einem solchen Zustand erlebt; Teyla schien geradezu geschockt zu sein!

    Elizabeths stille Sorge um ihre Freundin wurde von leisem Fluchen begleitet; Rodney tippte unentwegt auf seinen Computer ein, während er eine Beschimpfungsarie auf den mehr oder weniger „sensationellen“ Fund herabregnen ließ. Es war schon verwunderlich, was für Ausdrücke der Kanadier dabei in den Mund nahm und scheinbar interessierte es ihn gar nicht, dass der ein oder andere entnervt die Augen verdrehte.

    Elizabeth schüttelte nur mit dem Kopf, unterbrach ihn aber nicht, denn jedes Mitglied der Atlantisexpedition wusste, dass man einen Rodney McKay gefälligst in Ruhe zu lassen hatte, wenn er „arbeitete“.
    „ Verdammt“, zischelte er in diesem Augenblick und schlug mit der flachen Hand auf den Monitor seines Laptops; tiefe Falten warfen sich auf seiner Stirn und ärgerlich zuckte er mit den Mundwinkeln, presste die Lippen wütend zusammen.
    „ Rodney“, setzte Elizabeth an, doch der Kanadier hob nur seinen Finger und wedelte mit ihm vor ihrem Gesicht herum.
    „ Geben Sie mir nur eine Minute, Elizabeth.“

    Die Expeditionsleiterin sah ihn unverständlich an. „ Ich habe Ihnen mehr als eine Minute zugesprochen, Rodney.“
    Er sah zu ihr auf. „ Da hatten wir aber noch nicht dieses Problem.“
    „ Ich dachte, Sie hätten es im Griff!“
    „ Hatte ich, bis Colonel Ich-weiß-alles-besser auf die dämliche Idee gekommen ist, mal zu schauen, wer sich wohl in den anderen… Särgen befindet.“

    Elizabeth sah aus dem Augenwinkel heraus, wie Col. Mitchell den Kanadier empört ansah. „ Seien Sie ehrlich, Doc… Sie sind auch neugierig!“
    Rodney löste seinen Blick von ihr und sah den Teamleader von SG1 an. „ Ja, ich bin neugierig, aber im Gegensatz zu Ihnen habe ich in der Schule aufgepasst und weiß, dass man fremde, merkwürdige Sachen nicht angrabbeln soll!“
    Elizabeth seufzte. „ Rodney, bleiben Sie freundlich.“
    „ Das fällt mir sehr schwer, wenn irgendwelche unwissenden Schwachköpfe dauernd über meine Füße stolpern und alle möglichen Sachen anfassen, von denen sie nicht wissen, wofür sie eigentlich da sind“, entrüstete sich der Kanadier und sein Gesicht nahm eine leicht rötliche Farbe an.
    Cameron Mitchell hob die Augenbrauen. „ Ach, Sie nennen mich einen Schwachkopf?“
    „ Haben Sie etwa ein Problem damit, Colonel?“, zischelte Rodney.
    Mitchell setzte ein säuerliches Lächeln auf. „ Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht sollten Sie öfters mal in den Spiegel schauen, Doktor.“
    Rodney gab einen entsetzten Laut von sich. „ Sie…“
    „ Okay, okay, jetzt kommen wir alle mal wieder runter und versuchen uns zu beruhigen!“

    Elizabeth seufzte erleichtert auf, als John einen energischen Schritt nach vorne machte und sich zwischen die beiden Streithähne stellte; Rodney funkelte Mitchell wütend an, während der Colonel nur spitzbübisch grinste.

    „ Beruhigen Sie sich bitte.“ John ließ die Arme wieder sinken. „ Wir haben keine Zeit für alberne Streitereien.“ Er warf Rodney einen warnenden Blick zu und bedachte Mitchell mit einem kurzen Nicken, ehe er sich wieder umdrehte und sich neben sie stellte.
    „ Danke“, flüsterte Elizabeth ihm leise zu.
    „ Ich sage es Ihnen- das wird eines Tages in einer Meuterei enden und dann kann ich für nichts mehr garantieren", wisperte John mit einem zaghaften Lächeln zurück.
    „ Wenn Sie das meinen.“ Elizabeth war erleichtert. Auf das für ihn charakteristische schiefe Lächeln wartete sie zwar vergebens, aber wenigstens wirkte John ein kleines bisschen entspannter, als noch vor ein paar Minuten. Er sah zwar immer noch ziemlich betroffen aus und man konnte ihm ansehen, dass ihn das Ganze ganz schön mitgenommen hatte.

    Er hatte Ronon still gelauscht, als dieser ihm erzählte, was vorgefallen war, und hatte regungslos da gesessen, doch seine immer härter werdende Miene hatte ihn verraten: Er fühlte sich schuldig für das, was passiert war! Und das blieb auch so, egal wie sehr man versuchte es ihm auszureden und sagte, dass es nicht seine Schuld war.

    Elizabeth lächelte ihn noch einmal an, John lächelte schwach zurück und drehte dann seinen Kopf in die Richtung, wo Teyla und Vala saßen. Im Gegensatz zu ihr hatte er alles erfahren wollen und so hatte im Ronon auch alles erzählt. Im Nachhinein zweifelte Elizabeth, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war.

    John sah Teyla betroffen an. Die Athosianerin blickte zu ihm auf und ihre Miene wurde ausdruckslos. In ihren Augen blitzte etwas auf, das Elizabeth nicht genau zuzuordnen wusste.
    Egal, was da vorhin vorgefallen war: Es ging beide etwas an- sowohl John als auch Teyla- und es schien unausweichlich, dass sie beide darüber reden mussten.

    Doch- was immer es auch war-, es ging sie nichts an, also schenkte Elizabeth Teyla noch einen schnellen ermutigenden Blick, bevor sie sich wieder an Rodney wandte, der sich scheinbar beruhigt hatte.
    „ Sie sagten, Sie hätten etwas für uns, Rodney“, sprach sie ihn mit ruhiger Stimme an.
    Der Kanadier nickte, seufzte dann aber schwerlich und warf einen unmerklichen Blick zu Col. Mitchell. „ Es ist mir gelungen das Programm, mit dem die… Särge verbunden sind zu knacken. Somit kann ich auf alle Daten zurückgreifen, die wir benötigen.“
    „ Was meinen Sie mit „ alle Daten“?“, fragte John stirnrunzelnd. „ Es gibt noch mehr?“
    „ Können Sie mir nicht zuhören?“ Rodney seufzte. „ Nur ein einziges Mal? Mit „alle Daten“ meine wann die… Särge aktiviert wurden- sprich wie lange sie schon sie schon in Betrieb sind- und so weiter und so weiter…“ Er machte eine ausladende Handbewegung, die ausdrücken sollte, dass er diese Aufzählung noch unendlich weiterführen könnte.

    Elizabeth stützte sich mit ihren Handflächen auf eine der Kisten- sie benutzte das Wort „Särge“ nicht gern, obschon es welche waren- und sah ihren Chefwissenschaftler fragend an. „ Und was bedeutet das nun konkret?“
    „ Haha“, machte Rodney. „ Mir ist es außerdem gelungen, die Videodatei des Colonels weiter zu entschlüsseln. Sie werden überrascht sein.“
    „ Das erklärt aber immer noch nicht die Tatsache, dass ein verrücktes zweites Ich in den Gängen Amok läuft und…“, zischelte John, der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken und voller Unbehagen sah er zu Teyla herüber, die bei seinen Worten zusammengezuckt war.
    „ Mein lieber Freund, Sie sollten niemals das Genie von Rodney McKay unterschätzen.“
    John sah seinen Freund wieder an, zog die Augenbrauen hoch und rollte mit den Augen.
    „ Vielleicht kann uns der Colonel ja sagen, was mit ihm und der Rest der Crew passiert ist.“ Bei Rodneys Worten blickten alle Anwesenden ihn an.
    „ Ich verstehe nicht“, sagte Col. Mitchell.
    „ Das können Sie allerdings laut sagen“, pflichtete ihm John bei und schüttelte mit dem Kopf. „ Was meinen Sie damit, Rodney?“
    „ Die Aufnahme geht noch weiter“, platzte Elizabeth mit ihrem Gedanken heraus. Das war die einzige Möglichkeit. Die Aufnahme konnte noch nicht vorbei sein. Sie schaute Rodney an, der daraufhin langsam zu nicken anfing.
    „ Bei weitem nicht“, erwiderte er und grinste.

    -----------

    „ Mir wurde gesagt, ich sollte ein paar Worte sagen, also…ähem… naja, ich habe eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich niemals gedacht hätte auf diese Weise zu sterben.“
    Unbehagen stand ihm in sein blasses, aschfahles Gesicht geschrieben. Er starrte in die Kamera, fuhr sich dann mit den Händen über sein Gesicht, als wollte er sich selbst aus einem schlechten Traum wachrütteln.

    „ Vier Jahre“, begann er schließlich, nach einer langen Pause. „ Diesen Monat sind es vier Jahre. Ich hab’ nicht gedacht, dass Zeit so schnell verfliegen kann…es ist fast schon unheimlich.“
    Ein schwaches Lächeln umspielte seine aufgesprungenen Lippen und für einen kurzen Augenblick hatte es den Anschein, als lichteten sich die dunklen Ringe unter seinen Augen. „ Vier Jahre sind ne’ verdammt lange Zeit.“ Er strich sich durch seine matten, wirren Haare und seufzte. „ Ich kann’s echt nicht glauben. Diesen Monat sind’s tatsächlich vier Jahre. Vier Jahre auf diesem verdammten Schiffen.“ Er biss sich auf die Lippen, wandte seinen müden Blick von der Kamera ab, blinzelte verunsichert über seine Schulter.

    „ Ähem… ja… vielleicht, wenn das hier irgendjemand mal zu sehen bekommt. Ich…ähem… wurde darum gebeten unsere Geschichte… also, wir… wir kamen vor rund vier Jahren auf dieses Schiff. Dachten es sei ein Glücksfall. Ist es aber nicht. Dieses verdammte Ding bringt einem nichts als Tod. In den letzten vier Jahren habe ich mehr Leute zu Grabe getragen, als in den Jahren zuvor. Ne’ Schande ist das.“ Er grinste vielsagend. „ Mag jetzt vielleicht hart klingen, aber…man sollte von diesem Schiff verschwinden, solange man noch die Möglichkeit dazu hat.“

    Seine Miene wurde wieder ernst und seine Augen verloren sich irgendwo hinter der Kamera, dort wo sie nicht hin konnte.

    „ Ich habe viele meiner Freunde verloren“,
    sagte er mit ausdrucksloser Stimme, die in sich zusammenzusacken drohte. „ Und es werden bald noch mehr werden.“ Er seufzte betroffen, warf wieder einen nervösen Blick über seine Schulter und blickte- als er sich wieder umgedreht hatte- noch trauriger in die Kamera; in seinen haselnussfarbenen Augen schimmerten Tränen. Seine Stimme klang blechern, als er fortfuhr:

    „ Es begann vor… vor vier Wochen. Das Schiff fiel aus dem Hyperraum, das Gate wählte sich automatisch an, wir stellten ein Team zusammen, erkundeten den Planeten, füllten unsere Vorräte auf, das wars. Alles war normal, bis…“ Er hielt inne, schien zu überlegen, ob es richtig war, was er tat. Man konnte den Konflikt sehen und dass es ihm schwer fiel, darüber zu sprechen. Immer wieder sah er über seine Schulter, als ob er fürchtete, rücklings überfallen zu werden.

    „… bis das mit Lt. Matt Scott war“, fuhr er schließlich fort. „ Zuerst dachten wir, er hätte sich ne’ Erkältung eingefangen, als wir auf dem Planeten von einem starken Unwetter überrascht wurden. Carson gab ihm etwas, doch es wurde nicht besser. Es war unheimlich, zu beobachten, wie sich der Lieutenant immer mehr veränderte. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, es gab mehrere Übergriffe auf andere Crewmitglieder. Carson, Rodney und Sam taten ihr Bestes, um ihm zu helfen, doch…“ Er schluckte den Kloß hinunter, der in seinem Hals festzustecken schien. „…doch es war vergebens. Lt. Matt Scott verstarb sechs Tage, nachdem er von dem Planeten zurückgekehrt war. Wir dachten es sei vorbei, doch… da irrten wir uns.“


    Er seufzte schwer und sein Blick löste sich von dem Nichtexistenten in der Ferne, fixierte wieder das Objektiv der Kamera. „ Vier Wochen ist das jetzt her und viele sind dem Lieutenant gefolgt. Elizabeth, Cam, Mike Branton… es würde zu lange dauern alle aufzuzählen. Rodney hat vorgeschlagen, die Übriggebliebenen auf den nächstbesten Planeten zu evakuieren, obwohl ich nicht weiß, was das bringen soll. Wir alle wissen, dass wir sterben werden müssen, doch keiner weiß, wen es als nächstes treffen wird. Ist wie Glücksspiel.“
    Er lachte verbittert auf; sein Lachen klang wie ein kränkelnder Motor, der seine besten Zeiten schon längst hinter sich hatte.

    „ So… sonst gibt’s eigentlich nichts mehr zu erzählen… außer, dass wir alle und langsam in blutrünstige Monster verwandeln, aber das ist in dieser Galaxie nichts Neues… wenn wir uns überhaupt noch in dieser Galaxie befinden. Gott weiß, was in den letzten vier Jahren alles passiert ist. Es würde mich schon interessieren, wie es auf Atlantis weitergegangen ist.“ Gedankenverloren kratzte er sich am Kinn.

    „ Also…“, redete er dann weiter. „ Ich weiß nicht, wie viel dieses Ding aufnehmen kann, also… vielleicht noch ein paar persönliche Sachen zum Schluss. Mein Sohn…“- Ein breites Lächeln zuckte über sein Gesicht und seine Augen begannen zu funkeln- „… er wird morgen zwei Jahre alt. T.J ist ein klasse Junge und ich bin froh, dass ich ihn habe.“ Er rümpfte die Nase, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „ Er ist das Einzige, was mir von…“

    John zuckte zusammen, als die Aufnahme urplötzlich abbrach und der Monitor, den er in seinen leicht zitternden Händen hielt, sich verdunkelte.
    „ Tut mir leid, aber das war alles“, hörte er Rodney sagen und spürte Elizabeths Hand auf seiner Schulter. Er sah nicht zu ihnen auf, starrte stattdessen weiter auf den dunklen Bildschirm, spielte die Aufnahme noch einmal in seinem Kopf ab.
    Was auch immer mit seinem zweiten Ich und seinen Freunden passiert war… es konnte ihnen ebenso widerfahren!

    Gegen das dumpfe Gefühl in seinem Kopf ankämpfend sah er zu Rodney auf, der erwartungsvoll zu ihm hinunterblickte. „ W…wer ist in den anderen…“
    Rodney schien zu merken, dass es ihm schwerfiel das Wort „ Särge“ zu gebrauchen, signalisierte ihm mit einem schnellen Nicken, dass er verstanden hatte.
    „ So wie es aussieht, sind nur zwei weitere aktiv“, antwortete er. „ Von dem einen geht nur ein schwaches Energiesignal aus. Das System steht kurz vor dem Zusammenbruch.“
    „ Was ist mit dem anderen?“, fragte Elizabeth.
    „ Das Signal ist stärker, aber nicht nur unmerklich. Beide Systeme arbeiten schon seit etlichen Jahren.“ Rodney schüttelte mit dem Kopf. „ Ich kann nicht sagen, wie lange sie noch mit Energie gespeist werden können.“
    „ Können wir Sie nicht einfach öffnen, um zu sehen wer drin liegt?“, fragte Ronon. „ Ich meine, wir könnten doch…“

    „ Nein.“ John war allein der Gedanke, noch eine dieser Bestien freizulassen, zuwider. Er wollte nicht noch mehr aufs Spiel setzen, schüttelte deswegen konsequent mit dem Kopf. „ Nein, das werden wir nicht tun.“
    „ Wir sollten an unser eigener Wohl denken“, stimmte Elizabeth ihm zu. „ Es ist zwar davon auszugehen, dass sie uns nicht sonderlich viel anhaben können, aber ich möchte das Risiko nicht eingehen.“
    „ Sollten wir sie nicht von hier wegschaffen?“, wandte Col. Mitchell ein. „ Sie scheinen die größten Energiefresser zu sein und da…“

    Rodneys nervöses Schnipsen unterbrach ihn. „ Ich sage es nicht gerne, aber der Colonel hat Recht. Es könnte mir gelingen, sie vom Energiekreislauf abzukapseln und dann könnten wir sie problemlos…“
    „ …entsorgen?“, beendete Ronon seinen Satz.
    „ Ich hätte es anders gesagt, aber…ja.“ Rodney verdrehte schwach die Augen.
    „ Es gilt immer noch zu bedenken, dass es sich dabei höchstwahrscheinlich um Mitglieder der Expedition handelt“, sagte Elizabeth und runzelte ihre Stirn. „ Ich befürchte, dass wir das nicht ignorieren können. Auch wenn sie nicht mehr die sind, die sie in den Augen der anderen einmal waren… sie haben trotzdem nicht so ein Ende verdient. Rodney, wann erreichen wir den nächsten Planeten?“
    „ Hhm, gute Frage… den Daten des Schiffes zufolge, müssten wir in etwa einer Woche aus dem Hyperraum fallen“, antwortete der Kanadier und lächelte ein stilles Lächeln. „ Aber Sie wissen ja, dass darauf nicht sonderlich Verlass ist.“
    Elizabeth nickte. „ Ich möchte, dass alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen werden.“

    Es spielte sich alles wie ein Schwarzweißfilm vor seinen Augen ab: Seine Freunde diskutierten darüber, wie sie den Personen- wenn man sie überhaupt noch so nennen konnte- in den Särgen die letzte Ehre erweisen konnte. Elizabeth wies Mitchell und Rodney an, dass sie sich um alles weitere kümmern sollten und ging dann- Mitchell begleitete sie.

    Rodney schnappte sich seinen Computer und machte sich an die Arbeit. Ronon sah ihm ein paar Minuten dabei zu, ging dann aber auch. Teyla war von Vala hinausbegleitet worden, bevor die Aufnahme gestartet wurde.

    In sich zusammengesunken John einfach nur da, den Monitor noch immer in den Händen haltend, und ließ die vergangenen Minuten und die Aufnahme seinerselbst noch einmal Revue passieren. Mit den Worten seines zweiten Ichs hatte er nicht besonders viel anfangen können: Er war ein normaler Mann gewesen, so wie er. Sie beide hatte dasselbe Schicksal ereilt, nämlich auf diesem Schiff festzusitzen, ohne zu wissen, was wohl als nächstes passieren würde.
    Aber wo er genauer darüber nachdachte, erkannte John, dass der „Andere“ vielleicht doch die schlechtere Karte gezogen hatte: Er wusste, dass er und alle seine Freunde sterben würden. Er wusste, dass sein… Sohn sterben würde.

    John hatte verdutzt aufgeblickt, als sein zweites Ich von seinem Sohn zu sprechen begann; er schien doch ein anderes Leben zu führen, als er selbst. Vielleicht hatte das ja auch etwas zu bedeuten…

    Mit einem leisen Seufzen legte John den Monitor weg und erhob sich schwerfällig. Er hörte, wie Rodney kurz von seiner Arbeit abließ und ihn anstarrte.
    „ Alles in Ordnung?“, fragte der Kanadier.
    „ Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie an meiner Stelle wären?“, fragte John zurück, bedachte seinen Freund mit einem eindringlichen Blick. „ Wenn Sie mich brauchen… ich bin in meinem Quartier.“ Langsam drehte er sich um, ging, wartete nicht mehr auf Rodneys Reaktion. Er hatte einiges, worüber er nachdenken wollte. Und da gab es etwas, was schwer auf seinem Herzen lastete…

    TBC

  13. Danke sagten:


  14. #48
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Na ja, wenn man ne Theorie hat und die lange genug dreht und wendet, ist am Ende halt doch Rodney Schuld, auch wenn ihn eigentlich keine Schuld trifft. *grins*
    Ah, da hat John, doch noch ein paar Worte mehr gesagt. Ob das wohl mit dem Planeten zusammenhängt, auf dem sie waren? Das sie sich alle in Blutrünstige Monster verwandeln? Hoffentlich passiert es jetzt nicht gleich wieder.
    Oh, wie süß... John hat nen Sohn. Vermutlich mit Teyla???

  15. Danke sagten:


  16. #49
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Hello and Goodbye Part I

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Hhm, wer weiß, wer weiß... Vielleicht hast du mit deiner Vermutung noch nicht einmal so Unrecht, meine Liebe. Jetzt starten wir aber erst einmal mit dem neuen Kapitel... und ein bisschen Romantik


    Hello and Goodbye Part I

    Bisher hatte sie immer ihre Zeit gebraucht, um Leuten vertrauen zu können. Sie wollte sie immer erst kennenlernen, bevor sie sich mit ihnen einließ. Sie wollte immer erst mehr über sie wissen, bevor sie sie an sich heranließ. Nein, sie war nicht die Art von Person, die sofort jedem ihr Vertrauen schenkte- das musste man sich erarbeiten, man musste sich es verdienen.

    Doch bei Vala Mal Doran war es anders gewesen. Sie hatte die flippige Schwarzhaarige erst einmal gesehen und sie war ihr sofort sympathisch gewesen. Vala hatte ein durchweg freundliches Wesen, war stets gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt. Doch wenn man sie darum bat, konnte sie auch eine gute Zuhörerin sein. Sie konnte einen trösten, wenn man traurig war und sie konnte aufmuntern, wenn man entmutigt war.

    Teyla mochte das Energiebündel von SG1 und unterhielt sich gern mit ihr, obwohl Vala das krasse Gegenteil ihrerselbst war. Vala lachte gern und viel, hielt sich nur selten zurück und es kam schon mal vor, dass ihr eine flapsige Bemerkung über die Lippen rutschte, wenn ihr etwas nicht passte. Da kannte Vala kein Pardon!

    Sie war eine eigenwillige Person, die genau wusste, was sie wollte und auch nichts unversucht ließ, um ihren Willen zu bekommen oder durchzusetzen.
    Und das gefiel Teyla an ihr. Sie selbst war eher zurückhaltend, hatte kein so lockeres Mundwerk wie die Schwarzhaarige und war längst nicht immer so gut gelaunt wie sie. Sie beide waren eigentlich wie Feuer und Wasser, passten aber dennoch perfekt zusammen.
    Der Gedanke war abwegig- das wusste Teyla-, doch das war ihr egal. Sie mochte Vala, auch wenn ihre direkte Art manchmal etwas… gewöhnungsbedürftig war.

    Und so war Teyla auf froh darüber, dass ihr Vala jetzt zur Seite stand; sie hatte ihr einen Arm um die Taille gelegt und stützte sie, obwohl das nicht nötig war. Sie hatte die ganze Zeit neben ihr gesessen und ihr aufmunternd entweder über den Rücken gestrichen oder ihr auf die Schulter geklopft.
    Das alles war eigentlich nicht nötig gewesen, dennoch empfand Teyla Dankbarkeit dafür. Es war ein tolles Gefühl zu wissen, dass jemand für sie da war.


    „ Nun“, meinte Vala, als sie auf den Korridor traten, wo sich die Quartiere befanden und wo es passiert war. „ Ich wusste gar nicht, dass Sie und der Colonel ein Paar sind.“
    Teyla schluckte und verlangsamte das Tempo. Sie wusste, worauf Vala hinaus wollte: Sie wollte ihr helfen, dass Geschehene zu verarbeiten, obschon es vielleicht nicht danach klang.
    „ Wir sind kein Paar“, erwiderte sie schnell. „ Wie kommen Sie da rauf, dass wir…“
    „ Ach, nur so.“ Vala passte sich ihrem Tempo an, schien zu merken, dass der Korridor unangenehme Erinnerungen hervorrief.

    Teyla spürte, wie ihr jeder Schritt schwerer fiel und wie ihr Herz wild in ihrem Brustkorb zu schlagen begann. Obwohl sie und Vala alleine waren… Die Erinnerungen reichten aus.
    Sie hatte genaugenommen nichts Schlimmes getan, aber dennoch tat es ihr weh, sich daran zurückzuerinnern. Ihr Magen krampfte sich zusammen und ein eiskalter Schauer lief an ihrem Rücken hinab, als sie beide die Stelle passierten, wo er Zähne fletschend und wild knurrend von Ronon niedergeschossen worden war.

    Teyla presste die Lippen zusammen, als die Bilder vor ihren Augen auftauchten; das wilde Flackern in seinen Augen, das furchterregende Knurren aus seinem Brustkorb, die gekauerte Angriffsposition- das alles, war nicht John gewesen, obwohl er versucht hatte, sie davon zu überzeugen.
    Eigentlich hätte sie es gleich merken müssen. Schon als er plötzlich hinter ihr aufgetaucht war, als sie diesen seltsamen, betörenden Duft wahrgenommen hatte und als er sie mit seinen eiskalten Fingern berührt hatte. Sie hätte es dort schon merken müssen! Sie hätte merken müssen, dass etwas nicht stimmte! Doch stattdessen hatte sie sich hinreißen lassen. Er hatte sie schamlos um den Finger gewickelt. Gott weiß, was hätte passieren können.
    Auf einmal verspürte Teyla eine große Dankbarkeit. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn Ronon nicht gekommen wäre. Allein der Gedanke daran war angsteinflössend.
    Sie klammerte sich fester an Valas Arm, was die Schwarzhaarige mit einem freundlichen Lächeln quittierte.

    Sie beide hatten ihr Quartier schon fast erreicht, als sie eine Stimme ereilte, die Teyla das Blut in den Adern gefrieren ließ. Vala registrierte das und spähte misstrauisch über ihre Schulter.
    „ Colonel, was für eine Überraschung“, sagte sie voller Missgunst. „ Was verschafft uns die Ehre?“
    „ Kann ich Teyla allein sprechen?“, hörte sie ihn fragen und spürte, wie sich Valas Griff im nächsten Augenblick verstärkte.
    „ Ich denke nicht, dass sie…“
    „ Bitte.“ In seiner rauen Stimme lag Nachdruck. „ Bitte lassen Sie mich allein mit ihr sprechen.“
    „ Ich komme schon allein klar“, sagte Teyla zu Vala, die sie daraufhin fragend ansah und ihre Stirn runzelte. „ Wirklich. Gehen Sie.“
    Die Falten auf Valas Stirn wurden noch tiefer. Sie schien nicht glücklich mit der Situation zu sein, nickte dann aber.
    „ Rufen Sie mich, wenn Sie irgendetwas brauchen oder wenn…“- Sie hob den Blick, sah ihn an-„… irgendetwas sein sollte.“
    Teyla lächelte schwach. „ Danke, Vala. Ich bin Ihnen etwas schuldig.“
    „ Sie schulden mir rein gar nichts“, erwiderte die Schwarzhaarige und verabschiedete sich dann.

    Kaum war sie gegangen, glaubte Teyla in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen. Vala positive Energie und ihre Wärme war mit ihr gegangen. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, schien alles zu verschlingen, was sich ihr in den Weg zu stellen wagte.
    „ Wollen wir nicht weitergehen?“, fragte er.

    Teyla wollte dem Drang widerstehen, doch vermochte es nicht. Sie hob langsam ihren Kopf, bis sie in seine haselnussfarbenen Augen blickte.
    „ Ich wollte schon viel früher nach dir sehen“, sagte John verlegen drein blickend. Er schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte. Ein flüchtiges Lächeln blitzte auf und er fuhr sich nervös durch seine wirren Haare- so, wie er es immer tat, wenn er nicht weiter wusste.

    Teyla starrte ihn weiter ein. So viele Gedanken schossen durch ihren Kopf, doch sie wusste sie nicht in einem Satz zusammenzufassen, der dann auch noch Sinn ergeben sollte.
    „ Und warum hast du es nicht getan?“, wollte sie wissen.
    „ Ich war mir nicht sicher, ob du mich auch sehen wolltest“, antwortete John. „ Ich war mir nicht sicher, ob es nicht zu früh…“
    „ Es ist schön, dass du doch noch gekommen bist“, fiel Teyla ihm ins Wort, ehe er die Unterhaltung auf das Thema lenken konnte. Doch das schien unausweichlich zu sein.

    John schien sich nicht wohl zu fühlen; zum zweiten Mal innerhalb einer Minute spähte er über seine Schultern hinweg. Als er sich wieder umwandte, hatte er die Lippen fest aufeinander gepresst und eine Miene aufgesetzt, die sich aus irgendeinem Grund nicht deuten ließ.
    Ist irgendwas, wollte Teyla fragen, hielt stattdessen die Luft an, als John ihr einen Arm um die Taille legte und sie sanft vorwärts schob. Sie spürte Panik in sich aufsteigen und ihr Atem ging schneller.

    Ihre Reaktion blieb ihm nicht verborgen; schnell ließ er sie wieder los und wandte seinen Blick. „ `Tschuldigung, ich wollte nicht…“
    „ Schon gut, John. Es ist nicht schlimm“, versicherte ihm Teyla, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie diese Worte überhaupt ernst meinte.
    „ Hör zu“, setzte John an, „ ich….ähem… ich wollte mich nur bei dir entschuldigen, was da vorhin…passiert ist. Es tut mir leid.“
    Teyla schüttelte mit dem Kopf. „ Du musst dich nicht schuldig fühlen. Es ist doch nicht deine Schuld gewesen.“

    John stimmte in ihr Kopfschütteln ein. „ Nein, Teyla, nein. Es fühlt sich aber so an. Du kannst mir sagen, was immer du willst. Die anderen können sagen, was immer sie wollen. Das ändert nichts daran, dass ich mich für das verantwortlich fühle, was…er getan hat. Kannst du das verstehen?“
    Teyla nickte. „ Ich verstehe das.“ Diesmal tat sie es wirklich. Sie wusste zwar ebenso gut wie er, dass es nicht seine Schuld gewesen war, aber sie konnte sich genauso gut vorstellen, wie er sich jetzt fühlen musste. Wahrscheinlich hätte sie sich so ähnlich gefühlt- miserabel, schuldig, betroffen.

    „ Er hat dir doch nicht wehgetan, oder?“ Seine Frage riss sie aus ihren Gedanken und sie realisierte, dass sie beide sich nicht mehr auf dem Korridor befanden, sondern in ihrem Quartier.
    „ Wie bitte?“
    „ Hat er dir… ähem…wehgetan?“, wiederholte John seine Frage verlegen, unterstrich sie mit einer wirren Handbewegung. „ Ich meine…“
    „ Nein.“ Teyla schüttelte mit dem Kopf. „ Nein, er hat nichts dergleichen getan.“
    „ Oh, gut.“ Ihre Antwort schien ihn sichtlich zu beruhigen, aber dennoch flackerte da immer noch eine gewisse Sorge in seinen haselnussfarbenen Augen.
    Teyla kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „ Er hat mir nichts getan, John. Wirklich.“
    Er schüttelte mit dem Kopf. „ Das habe ich nicht bezweifelt. Es ist nur… naja, als ich auf dem Weg hierher war, hat Ronon mich abgefangen.“

    Nein. Teyla seufzte. Es gab keine Person, deren Freundschaft sie mehr schätzte, als Ronon, aber manchmal… Der Sateder redete nicht besonders viel, aber wenn er es tat, dann tat er es richtig.
    „ Also… er hat mir erzählt, was zwischen dir und… dem anderen passiert ist“, sagte John ruhig.
    Was hatte Ronon ihm erzählt? Teyla wusste nicht, wie lange Ronon da gestanden und sie beobachtet hatte. Er hatte ein hitziges Temperament und wenn es darum ging, sie oder ein anderes Teammitglied- selbst Rodney- zu beschützen, fackelte der Sateder nicht lange. Was auch immer er gesehen hatte…

    „ Es war…“, setzte Teyla zur Antwort ein, doch die Worte entfielen ihr, kaum dass sie den Mund aufgetan hatte. Was sollte sie ihm schon groß erwidern? Das, was er eh schon wusste?
    „ Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen.“ Johns Stimme war noch immer ruhig und er klang noch immer beherrscht, doch sie sah seine Hände zittern.
    Er bemerkte ihren Blick, ließ seine Hände in den Hosentaschen verschwinden.
    „ Darf ich dir eine Frage stellen?“
    Teyla nickte. „ Natürlich darfst du das.“
    „ Versprichst du mir, ehrlich darauf zu antworten?“
    „ Warum sollte ich…“
    „ Versprich es mir“, unterbrach John sie energisch. „ Versprich mir, dass du ehrlich antwortest, was auch immer ich frage.“
    Sie konnte seinem durchdringenden Blick nicht ausweichen oder gar standhalten, deshalb nickte sie. „ Ich verspreche es dir.“

    John, der bis jetzt einen gewissen Abstand gewahrt hatte, machte einen zögerlichen Schritt nach vorne. Er sah ihr dabei direkt ins Gesicht und ließ ihr keine Chance, ihren Blick abzuwenden.
    „ Warum hast du das gemacht?“, fragte er. „ Warum hast du ihn gewähren lassen?“
    Teyla sah ihn irritiert an, merkte wie ihr Herz wild zu flattern anfing und gegen ihren Brustkorb hämmerte. „ Ich verstehe nicht.“
    „ Du kannst mir nicht weismachen wollen, Teyla, dass du keine Ahnung hattest.“
    „ Du unterstellst mir, dass ich nicht unterscheiden kann? Ist es das?“, fragte sie.
    „ Ich will dir gar nichts unterstellen“, entgegnete John. „ Das war nur eine Frage.“
    „ Und du verlangst von mir darauf zu antworten?“ Teyla schüttelte mit dem Kopf.
    „ Du hast mir eine ehrliche Antwort versprochen“, erinnerte er sie. „ Also, warum? Warum hast du das getan?“

    Teyla schluckte ihre in ihr aufkeimende Wut wieder herunter. Er hatte es nicht verdient, dass sie ihn anherrschte, zumal das eine berechtigte Frage war. Warum hatte sie das getan?
    Sie forschte in ihrem Gedächtnis und zuckte dann zusammen; die Antwort erschrak sie.
    „ Ich… ich dachte…“
    John machte einen Schritt auf sie zu, dann noch einen und noch einen, bis er direkt vor ihr stand. „ Was dachtest du, Teyla?“
    Die Antwort war simpel, aber dennoch sträubte sich irgendwas in ihr, sie auszusprechen.
    „ Ich dachte…“ Teyla blickte ihm in seine Augen. „ Ich dachte, du seiest es gewesen.“

    Die Antwort schien ihn nicht sonderlich zu überraschen, trotzdem schüttelte John mit dem Kopf. „ Ich war es aber nicht. Hättest du es auch getan, wenn du gewusst hättest, dass ich es nicht bin?“
    Teyla neigte ihren Kopf zur Seite. Die Antwort lag ihr auf der Zunge, doch auf einmal kam es ihr vor, als ob dieser süßliche Duft ihr wieder in die Nase stieg. Erschrocken fuhr sie zusammen. Nein, das konnte nicht sein.
    Sie sah ihn an, streckte ihre Hand vorsichtig nach ihm aus. Wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt, hielt sie inne. „ Darf ich?“
    John nickte nur verwundert.

    Vorsichtig glitt Teyla mit ihrem Zeigefinger über seine Wange… und seufzte erleichtert auf. Seine Haut war warm, nicht eiskalt. Sie kribbelte unter ihren Fingerkuppen. Die Wärme zog sich durch ihre Finger, wanderte ihre Hand hinauf und verlor sich in ihrem Arm.
    Teyla war erleichtert. Einen Moment lang hatte sie befürchtet gefangen in einem schlechten Traum zu sein, doch dem war nicht so.
    „ Darf ich noch etwas probieren?“, fragte sie ihn.
    „ Was willst du probieren?“, fragte John zurück und runzelte die Stirn.
    „ Ich will nur etwas… überprüfen“, antwortete sie mit einem Lächeln und legte ihren Finger auf seine Lippen. „ Halt still.“

    Er hielt still, bewegte sich nicht, machte keinen Mucks, als sie mit ihrem Finger über sie Lippen strich; sie waren auch warm.
    Ihr Atem fing an zu flattern und sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde aus ihrer Brust springen, so wild schlug es.
    Teyla schloss ihre Augen, als sie sein Gesicht zwischen ihre Handflächen legte und mit ihren Lippen über die seinen wanderte. Sie berührten einander nicht, dennoch spürte sie die Wärme, die er ausstrahlte, auf ihrer Haut kribbeln.
    „ Überprüfung abgeschlossen?“, hörte sie John wispern und der spitzbübische Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Teyla schlug ihre Augen wieder auf. Ihre Blicke trafen sich, seine Augen blitzten.
    Sie schüttelte mit dem Kopf, was er voller Wohlwollen und mit einem schiefen Lächeln aufnahm.
    „ Nein“, hauchte sie gegen seine Lippen. Ihre Mundwinkel umspielte ein Lächeln, als sie den ersten Knopf seines Uniformhemds öffnete. „ Nein.“
    John ließ sie für einen kurzen Moment gewähren, umfasste jedoch dann ihre Hand mit seiner, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es an, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte.

    Ihre Gesichter waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt, ihre Nasenspitzen berührten einander. Sein Atem kitzelte über ihre Lippen und über ihre Haut, als er sprach.
    „ Ist es wirklich das, was du willst?“, säuselte er.
    Teyla nickte. „ Denkst du, ich hätte es soweit kommen lassen, wenn ich es nicht wollte?“ Sie lehnte ihre Stirn gegen seine.
    „ Auch wieder wahr“, grinste John und küsste sie zärtlich auf die Nasenspitze. Er ließ dabei den obersten Knopf ihres dunklen Tops durch seine Finger gleiten.
    „ Ich will es“, erwiderte sie und diesmal entsprach es der Wahrheit. Es war keine Lüge gewesen! Sie machte sich nichts selbst vor. Nein, sie wollte es wirklich!

    John umfasste ihre Taille und zog sie noch näher an sich heran, obschon nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen sie beiden gepasst hätte. Er hob seine Hand und strich ihr mit dem Handrücken zärtlich über ihr Gesicht; seine Finger kitzelten über ihre Wangenknochen, umfassten schließlich ihr Kinn.
    Sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzen, er senkte seinen Kopf, auf halben Weg trafen sie einander und ihre Lippen verschmolzen zu einem Kuss, dessen Intensität und Leidenschaft ihnen beiden den Atem raubte.
    „ Wenn du das willst“, flüsterte John gegen ihre Lippen, ehe er sie wieder küsste. Die wenigen Sekunden, kamen Teyla vor wie eine halbe Ewigkeit. Ihr Herz schlug ihr fast bis zum Hals und drohte vor Glück aus ihrer Brust zu springen. Sie schloss ihre Augen, öffnete sie aber gleich wieder, als er sich aus dem Kuss löste und zärtlich an ihrer Oberlippe zu knabbern begann.

    Sein liebevoller Blick verriet, dass er es nicht eilig hatte, sondern vielmehr den Moment auskosten wollte. Zärtlich strich er ihr eine rostbraune Haarsträhne aus dem Gesicht hinter ihr Ohr und legte seine Lippen dann wieder auf die ihren.
    Diesmal dauerte ihr sehnsuchtsvoller Kuss länger, hielt immer noch, als sie beide sich stolpernd in Bewegung setzten.

    Ihr Bettlaken erschien Teyla nun nicht mehr so kratzig wie noch vor ein paar Stunden und es fühlte sich angenehm kalt unter ihrem Rücken an, als sie sich auf das Bett sinken ließ. Mit den Ellenbogen nach Halt suchend rutschte sie auf der Matratze ein kleines bisschen höher, schob die zwei, im Moment nur störenden Kissen beiseite.

    Als Johns Lippen ihren Hals und schließlich auch ihren Oberkörper und ihren Bauch mit zarten Kuss bedeckten, legte Teyla ihren Kopf in den Nacken und registrierte zum ersten Mal, das riesige Panoramafenster, das in die Wand über ihrem Bett eingearbeitet war. Der schwache Schein der vorbeifliegenden Sterne warf wilde Schatten auf Johns breite Schultern und auf den Rest seines Körpers.
    Teyla fuhr mit ihren Fingern durch seine, in diesem Licht matt schimmernden schwarzen Haare und stellte fest, dass sie sich zum ersten Mal, seit sie auf dieses Schiff gekommen war, richtig wohl fühlte. Johns Wärme gab ihr Geborgenheit und sein sinnlicher Kuss zeugte von Zuneigung- beides etwas, wonach sie sich in den letzten Stunden gesehnt hatte. Und nun hatte sie nicht nur das gefunden, sondern viel mehr…

    Die letzten Stunden- wenn es nicht sogar schon Tage waren- und das ewige Auf und Ab ihrer Gefühle hatten gehörig an ihren Nerven gezerrt. Nachdem, was alles passiert war, sehnte sie sich nach Geborgenheit und Zuneigung. Und sie wusste auch, wo sie danach zu suchen hatte…

    Teyla betrachtete ihn kurz. Warum um alles in der Welt war sie nur so naiv gewesen und hatte diese Verwechselung zugelassen? In ihrem tiefsten Innern hatte sie doch gewusst, dass er es nicht wahr. Ihr John war hier bei ihr, war daran ihr das zu geben, wonach sie sich sehnte.

    Du solltest dich nicht verrückt machen. Genieße es lieber, flüsterte ihre innere Stimme gerade in dem Augenblick, als sie Johns warme Lippen wieder auf den ihren spürte.

    -------------

    Elizabeth seufzte, als sie sich auf das Bett sinken ließ. Einhändig schob sie die schwere Bettdecke beiseite und legte ihren schweren Kopf auf das Kissen. Das Bettlaken war etwas kratzig und staubig und die Kissen und die Bettdecke hatten ihre besten Zeiten auch schon längst hinter sich gelassen, doch das interessierte sie jetzt nicht.
    Der Tag schien nicht enden zu wollen und sie war hundemüde. Es war so viel passiert, da waren ein paar Stunden doch wohl nicht zu viel verlangt.

    Sie zog sich die schwere Bettdecke bis unter die Nasenspitze und sah aus dem riesigen Fenster, das über ihrem Bett war. Die Sterne flogen vorbei, zogen ein jeder einen hell leuchtenden Schweif hinter sich her.
    Elizabeth musste lächeln. Damals, als sie noch klein war, hatte ihr Vater ihr immer Geschichten von Astronauten und von anderen Planeten erzählt. Sie hatte ihm immer gerne zugehört. Vor allem aber seinen tollen Geschichten. Sie hatte sie gemocht… viel lieber als Geschichten über Prinzessinnen, verzauberte Prinzen und über Märchenschlösser. Das war nicht ihr Ding gewesen.

    Leb deinen Traum, Liz, hatte ihr Vater immer zu ihr gesagt. Sie hatte seinen Ratschlag befolgt, hatte ihren Traum gelebt. Allein der Anblick der an ihrem Fenster vorbeifliegenden Sterne verriet ihr, dass sie es tatsächlich geschafft hatte.
    Sie liebte ihren Job und sie wollte ihn um nichts in der Welt missen. Er war mit Abenteuer verbunden und das gefiel ihr. Ihr gefiel auch, dass sie dank ihm in den vergangenen drei Jahren so viele neue Freunde gewonnen hatte. Freunde, die sie wirklich schätzte und ohne die sie sich ihr Leben nicht vorstellen konnte.

    Elizabeth seufzte noch einmal tief, lächelte dann zufrieden und schloss ihre müden Augen. Ja, sie hatte bisher echt Glück in ihrem Leben gehabt… wenn man davon absah, dass sie scheinbar unfähig war eine längere, feste Beziehung zu führen.
    Simon. Der Gedanke an ihren Exfreund schmerzte noch immer, aber so langsam glaubte sie damit durch zu sein. Es gab noch andere Männer. Vielleicht nicht gerade auf Atlantis, aber irgendwo wartete sicher Mr.Right.

    „ Dr. Weir, hier Col. Mitchell. Bitte melden Sie sich!“ Die Stimme des Colonels ließ sie zusammenzucken und von ihrer Matratze hochfahren. Wie im Trance griff sie nach ihrem Head-Set.
    „ Ich höre, Colonel. Was ist los?“
    „ Sie sollten sich unverzüglich im Gateraum einfinden“, antwortete Mitchell. „ Dr. McKay meint, das Schiff sei soeben aus dem Hyperraum gefallen.“
    „ Jetzt schon?“ Elizabeth klang verwundert. „ Ich dachte erst in einer Woche…“
    „ McKay meinte nur irgendwas von, Zeit habe hier keine Bedeutung mehr“, entgegnete Mitchell und man konnte hören, dass er schmunzelte. „ Sie sollten auf jeden Fall so schnell wie möglich kommen. Es scheint, als wüsste das Schiff, dass wir auf diesen Planeten wollen.“
    „ Was meinen Sie damit, Colonel?“
    „ Nun ja, es ist schwer zu erklären“, klang durch ihr Head-Set. „ Das Gate hat sich gerade selbst angewählt.“

    Elizabeth zuckte zusammen und sprang geschickt auf die Beine. Tja, da hatte der Schlaf halt noch zu warten.
    „ Ich komme sofort“, sagte sie. „ Informieren Sie bitte noch Col. Sheppard.“
    „ Das habe ich versucht, Ma’am“, erwiderte Mitchell. „ Er ist nicht erreichbar.“
    Sie nickte. „ Er wird sich hingelegt haben, nachdem was heute alles passiert ist. Ich werde jemanden nach ihm schicken.“
    „ Ja, Ma’am.“
    „ Okay, ich bin in ein paar Minuten da. Weir Ende.“ Sie beendete die Funkverbindung und schlüpfte in ihr Uniformsjackett. Zeit schien auf diesem Schiff in der Tat keine Bedeutung zu haben, ebenso wenig, wie Privatsphäre.

    TBC

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  18. #50
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    Standard

    Wieder ein schöner Teil! Wie süß! Teyla und John, total innig und jetzt werden sie mal wieder gestört. Und wessen Schuld ist es? Rodneys.

  19. Danke sagten:


  20. #51
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    Standard Hello and Goodbye Part II

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Okay, okay, okay, ich gebe mich geschlagen. So wie es aussieht, ist Rodney doch immer der Schuldige. Aber mal ehrlich- wer könnte besser in irgendwelche Szenen platzen als er? (Als Beispiel nehme ich immer zu gern sein 'O nein'... Die Welt scheint in Ordnung zu sein, Atlantis steht noch, Sheppard hat die Frau bekommen, alle sind zufrieden... und Rodney sagt "O nein!"


    Hello and Goodbye Part II

    Liebe ist die Bezeichnung für die stärkste Zuneigung, die ein Mensch für einen anderen Menschen zu empfinden fähig ist... so stand es jedenfalls im Internet.

    Wenn er jetzt so darüber nachdachte, fragte er sich, ob er so etwas je zuvor in seinem Leben gespürt hatte. Natürlich verband er etwas mit dem Wort Liebe, doch wenn man ihn fragen würde, ob er je innige Liebe verspürt hatte…
    Er glaubte den Grund für seine Unfähigkeit Liebe mit Erinnerungen zu verbinden, in seiner Kindheit zu finden. Es war ihm schon damals immer schwer gefallen, Gefühle auszudrücken… vielleicht, weil man ihn so erzogen hatte.
    Seine Mutter war die einzige Person, die er mit dem Wort „Liebe“ verband. Sie war die Reinkarnation der Liebe gewesen, das liebenswerteste Geschöpf, das er je gesehen hatte. Seine Mutter war in vielerlei Hinsicht das perfekte Vorbild gewesen und so hatte es ihn tief getroffen, als sie auf so tragische Art ums Leben gekommen war; er war sieben Jahre alt gewesen, sein kleiner Bruder fünf Jahre, als die Tür zum Wartezimmer aufging.
    Nein, es war nicht ihr Vater gewesen, der ihnen mitgeteilt hatte, dass „Mommy“ nicht mehr wiederkommen würde- es war der Arzt gewesen. Ihr Vater befand sich zu der Zeit in Bangkok.

    Sein Vater- nicht gerade die Person, die er mit dem Wort „Liebe“ verband. Er war oft unterwegs gewesen, manchmal sogar monatelang. Was er auf diesen „Dienstreisen“ unternahm, konnte er damals nur erahnen und als zwei seiner Geschäftspartner sich hinter seinem Rücken über die „feuchtfröhliche Eskapade in Moskau“ unterhielten wurde ihm eines klar: Sein Vater vergnügte sich lieber mit Hostessen oder anderen billigen Flittchen, als sich um ihn und seinen Bruder zu kümmern.
    Wenn der Vater einmal zu Hause war, hatte er sich immer zurückgezogen. Sein Bruder war da ganz anders gewesen; er war ihrem Vater immer um den Hals gefallen und hatte gute Miene zum bösen Spiel aufgesetzt.

    Die seltenen Besuche seines Vaters endeten fast immer in einem Streit, der das ganze Haus erzittern ließ.
    "Du hast den Sturrkopf deiner Mutter geerbt", hatte er immer geschrieen. Es waren hitzige Diskussionen gewesen, die meist darin gipfelten, dass einer von ihnen beiden wutentbrannt das Haus verließ. Da war keine Liebe zwischen ihm und seinem Vater gewesen… noch nicht einmal annähernd.

    Eine der schönsten Seiten der Liebe- das Verliebtsein- lernte er in der Highschool kennen. Ihr Name war Pamela McGee; lange blonde Haare, verträumte eisblaue Augen, ein nettes Lächeln, schlanken Körperbau und Beine, die bis sonst wo hinreichten. Sie war seine erste große Liebe, war fast dreieinhalb Jahre mit ihm zusammen gewesen, bis ihr Vater in eine andere Stadt versetzt worden war und sie mit ihm gehen musste.
    Danach- während seiner Collegezeit- folgten viele weitere: Susan, Therese, Rachel, Ashley, Sam, Kitty, Sarah… um nur einige zu nennen. Alle seine Beziehungen hielten nicht länger als höchstens drei Monate, die meisten waren nur Bettgeschichten, die er schnell wieder vergessen wollte.

    Und darin lag sein Problem. Er fürchtete sich vor seinen eigenen Gefühlen! Und zwar so sehr, dass er vor ihnen davon lief. Immer wenn es in einer Beziehung „ernst“ zu werden drohte, lief er davon. Damals wusste er noch nicht einmal, warum er das tat, doch heute wusste er es: Er hatte Angst verletzt zu werden, wie schon sooft in seinem bis dahin recht kurzen Leben.

    Doch dann kam Nancy Emmerson. Er lernte sie auf einem Empfang kennen, auf den ihn sein Vater mitgeschleppt hatte. Mr. Emmerson war ein Geschäftspartner seines Vaters und so sahen es beide nur zu gern, dass ihre Kinder miteinander anbändelten.
    Sie beide waren damals jung gewesen- er war 23 Jahre alt, sie gerade einmal 20. Nancy war hübsch- das ließ sich nicht verleugnen: Sie hatte lange dunkle Haare und geheimnisvolle braune Augen, in denen er sich immer verloren hatte, wenn sie zusammen waren. Ihr Gesicht war hübsch und im Gegensatz zu den anderen so genannten „Collegeschönheiten“, wie zum Beispiel die Cheerleader, hatte sie sogar was im Kopf.

    Er lernte sie schätzen und schließlich auch lieben. Doch er hätte erkennen müssen, dass ihre Hochzeit nur ein genialer Schachzug ihrer beider Väter gewesen war. Es hatte ihn auch gewundert, dass sein Vater mit dieser Ehe einverstanden gewesen war. Sie beide waren nur Marionetten ihrer Väter gewesen- sein Vater wollte sich seinen lukrativen Kunden nicht durch die Lappen gehen lassen und ihr Vater benutzte sie, um seinen Geschäftspartner zappeln zu lassen.
    Schon bald nach ihrer Hochzeit hatten sie erkannt, dass man auf der Basis von oberflächlichen Gesprächen und Sex keine Ehe führen konnte. Es ging einfach nicht.

    Der Tag, an dem er zu seinem Vater ging und ihm erklärte, dass er sich von Nancy scheiden lassen wollte, war der Tag, an dem er entschied zur Air Force zu gehen.
    Damals glaubte er, es sei das richtige für ihn- man musste nicht über Gefühle oder gar über Liebe reden. Perfekt!
    Doch auch hier merkte er schnell, dass ihm Entscheidendes fehlte. Er vermisste Zuneigung und Geborgenheit. Die Zeit der One-Night-Stands mit Kolleginnen begann…

    Wenn er jetzt so auf sein Leben zurückschaute, konnte er durchweg behaupten, dass man ihn nicht dazu erzogen hatte zu lieben. Seine Mutter hatte es versucht, sein Vater hatte ihn geprägt und die Enttäuschungen in seinem Leben hatten ihn niedergeschmettert. Er lief seinen Gefühlen davon. Er ließ sie nicht zu. Er hatte es schon immer getan. Seit jeher. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Warum sollte er diesmal zulassen, dass seine Gefühle ihn leiteten und nicht sein Verstand?

    John lag auf dem Rücken und starrte die Decke an. Sein Kopf rauchte von dem ganzen Nachdenken, also beschloss er es sein zu lassen.
    Er schloss seine Augen und seufzte leise. Das Brummen des Antriebs dröhnte in seinen Ohren und das Knacken in den Schiffswänden ließ ihn fortan zusammenzucken.
    Er fröstelte leicht, obwohl sein ganzer Körper mit feinem Schweiß bedeckt war. Seine Zehen drohten einzuschlafen, deswegen bewegte er sie schnell. Das Rascheln der Bettdecke, die locker oberhalb seiner Hüften auflag, war zu hören.

    Er seufzte wieder, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schaute zu dem Fenster hinauf, welches sich über dem Bett befand; es war riesig, ein Panoramafenster. Man konnte wirklich alles sehen. Die Sterne sausten nun nicht mehr in wahnwitziger Geschwindigkeit vorbei, was ihm verriet, dass das Schiff wohl aus dem Hyperraum gefallen sein musste.
    Er fragte sich, ob es nicht vielleicht besser war, wenn er sein Headset wieder einschaltete. Nur für den Notfall, natürlich…

    „ Sag mir, worüber denkst du nach?“ John legte seinen Kopf auf die rechte Seite und starrte in Teylas braune Augen; die Athosianerin lag auf der Seite, ihren Kopf in ihre Hand gestützt, die Augen aufmerksam auf ihn gerichtet.
    „ Über Vergangenes“, antwortete er, streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus und fuhr mit dem Finger über ihre Wange.
    „ Hat es sich gelohnt?“, fragte sie, ihr warmes Gesicht gegen seine Handfläche lehnend.
    John schüttelte mit dem Kopf. „ Über so etwas lohnt es sich nicht nachzudenken.“ Er hörte ein leises Rascheln, sah Teyla näher zu sich heranrutschen. Der Rest der Bettdecke hatte ihren schlanken, fein mit Schweiß benetzten Körper umhüllt. Ihre rostbraunen Haare fielen ihr locker und ein kleines bisschen zerzaust auf ihre nackten Schultern.
    „ Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte sie und strich mit ihren Fingerkuppen über seine Brust, ohne dabei ihren Blick von seinem Gesicht loszureißen.
    „ Gute Frage.“ John lächelte. „ Es sind keine schönen Erinnerungen gewesen, also denke ich nicht weiter darüber nach.“
    „ Hast du deine Kindheit gedacht?“, fragte Teyla.
    „ Ja“, antwortete er.
    „ Hast du an deine Eltern gedacht?“
    Er nickte. „ Ja, ich habe an meine Eltern gedacht.“
    „ Erzähl mir von ihnen“, bat Teyla. Sie rutschte noch näher an ihr heran, schmiegte sich an ihn und lehnte ihren Kopf gegen seine Schultern. Ihre Fingerspitzen tänzelten über seinen Brustkorb und strichen dann über das glatte, glänzende Metall seiner Hundemarke.

    John zog die Bettdecke etwas höher, sodass sich der schwere Stoff über ihrer beider Körper legte.
    „ Meinen Vater habe ich nicht oft gesehen“, begann er. „ Er war sehr oft auf Reisen in andere Länder. Mein Bruder und ich waren fast das ganze Jahr über allein zu Haus. Naja, es waren noch andere Leute da. Personal. Der Stallbursche. Das Zimmermädchen.“
    „ Aber dennoch hat er dir nicht gefehlt“, bemerkte Teyla. „ Warum?“
    „ Es fing eigentlich schon viel früher an, aber mit dem Tod meiner Mutter ist es mir erst richtig bewusst geworden.“

    John schluckte. Er hatte noch nie jemanden so viel erzählt- selbst Nancy nicht, als sie beide verheiratet waren. Es war ein seltsames Gefühl, aber dennoch sehnte er sich merkwürdigerweise danach, sich jemanden anzuvertrauen. Und er wusste, dass man Teyla alles anvertrauen konnte!
    Er legte ihr einen Arm um die Schulter und zog sie noch näher zu sich, bis sich ihre Schultern berührten. Ein stiller Seufzer der Erleichterung für durch seinen Körper; er mochte es, sie neben sich zu spüren. Er mochte es, ihrem leisen Atem zu lauschen, der über seine Haut kitzelte.

    „ Bevor meine Mutter gestorben ist, war mir nie aufgefallen, wenn er weg war“, fuhr John fort. „ Da war sie nämlich immer da und hat sich mit mir und mit meinem Bruder beschäftigt. Doch nach ihrem Tod… Ich habe nicht die Tage gezählt, an denen mein Vater weg war, sondern die, an denen er zuhause war und das waren nicht wirklich viele. Nicht mal zu Weihnachten war er da.“
    „ Das muss schwer für dich und deinen Bruder gewesen sein“, murmelte Teyla leise.
    „ Nein.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „ Es war leichter, wenn er nicht da war. Manchmal habe ich gehofft, dass er von einer seiner Reisen nicht zurückkommt… ich meine jetzt nicht, dass er stirbt. Nein, ich wollte, dass er einfach dablieb. Es hätte mich nicht gestört.“

    „ Erzähl mir von deiner Mutter.“ John hörte in Teylas Stimme, dass es ihr unangenehm war, ihn über seinen Vater sprechen zu lassen. Doch das musste ihr nicht unangenehm sein. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt damit umzugehen und die schlimmsten Erinnerungen aus seinem Kopf zu verbannen. Trotzdem fühlte er sich besser, als sie ihn nach seiner Mutter fragte.
    „ Meine Mum war eine wunderbare Person“, erwiderte er und spielte gedankenverloren mit einer rostbraunen Strähne ihres Haares, wickelte sie sich immer wieder um den Finger. „ Sie war das genaue Gegenteil meines Vaters: lieb, zuvorkommend, mitfühlend, sie hatte immer ein offenes Ohr für Leute, die Kummer hatten.“ Er musste unwillkürlich schmunzeln. „ Ich frage mich heute noch, wie die beiden überhaupt zueinander gefunden haben.“
    „ Weil sie einander geliebt haben“, sagte Teyla.
    „ Mein Vater hat das mit der Liebe nie richtig ernst genommen“, seufzte John. „ Er hatte ein Dutzend Affären und meine Mum… sie wusste davon, hat ihn aber nie zur Rede gestellt.“
    „ Deine Mutter muss dich und deinen Bruder sehr geliebt haben, wenn sie diese Demütigung über sich ergehen ließ.“

    Teyla hatte recht! Seine Mutter hatte von den unzähligen „Liebeleien“ ihres Mannes gewusst, aber dennoch hatte sie es nie an die große Glocke gehängt. Sprach sie jemand darauf an, hatte sie nur tapfer gelächelt. Damals hatte er gedacht, sie tat das, weil sie nicht wusste, was ihr Mann hinter ihrem Rücken tat. Doch Teylas Worte ergaben einen Sinn: Sie wollte ihre Söhne schützen!

    „ Wie war ihr Name?“, fragte Teyla und legte ihren Kopf auf seinen Brustkorb.
    „ Isabelle“, antwortete John.
    „ Ein schöner Name für eine starke Frau“, wisperte Teyla gegen seine Brust, er spürte wie sich ihre Lippen im Takt zu ihrer samtenen Stimme bewegten.
    „ Sie hätte dir gefallen.“ Er strich ihre Haare zurück und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „ Du bist ihr sehr ähnlich.“
    „ Wirklich?“ Teyla hob ihren Kopf an und drehte ihn in seine Richtung. Ihre tiefbraunen Augen funkelten in dem schummerigen Licht, das von der Decke ihres Quartiers auf sie hinabschien.
    John nickte. „ Ja, wirklich.“ Das war keine Übertreibung oder gar eine Lüge. Seine Mutter war Teyla in vielen Punkten ähnlich; sie beide hatten eine durchweg positive Ausstrahlung, waren herzlich zu Freunden, waren einfach nur umwerfend.
    „ Ich hätte sie gern kennengelernt.“
    „ Und ich hätte dich ihr gern vorgestellt.“ John legte einen Finger unter ihr Kinn, hob es hoch und hauchte ihr einen sanften Kuss über die Lippen, der von Sekunde zu Sekunde immer mehr an Intensität und feurigem Verlangen zunahm.

    Er rollte sie auf den Rücken, lehnte sich mit seinem Oberkörper über sie und hielt sie mit seinem Körpergewicht gegen die Matratze gedrückt.
    Teyla schlang ihre Arme um seinen Hals und verschränkte sie hinter seinem Nacken, fuhr ihm durch seine dunklen Haare, die noch wilder von seinem Kopf abstanden, als sie es eh schon taten. Sie kicherte leise, als sich ihre Lippen voneinander trennten, damit sie Luft holen konnten.

    John löste eine Hand von ihrem Gesicht und suchte damit die lästige Bettdecke wegzuschieben, doch Teyla war ihm zuvor gekommen und hatte sie mit ihren Füßen weggestrampelt.
    Er musste lächeln und wanderte mit seiner Hand über ihre Hüfte, packte dann nach ihrem Oberschenkel und winkelte ihn vorsichtig an.
    Teylas Fingerkuppen trippelten währenddessen fast schon ungeduldig über seinen Rücken und über seine Schultern. Ihr Atem ging wieder schneller und brannte in seinem Gesicht. Sie gab einen jauchzenden Laut von sich, als er ihre Lippen mit seiner Zunge auseinanderbrachte und ihre Zungenspitzen einander berührten. John merkte, dass sie voll und ganz ihm hingab und das gefiel ihm. Es hatte ihm auch schon vorhin gefallen.

    Er strich ihre beiläufig eine Haarsträhne hinters Ohr, die ihr ins Gesicht gerutscht war. Seine Hände wanderten von ihren Schultern, über ihren Oberkörper und umfassten ihre wohlgeformten Hüften, zogen sie mit einem Ruck nach vorn.
    Teyla japste überrascht nach Luft, ihre braunen Augen zuckten über sein Gesicht. Ein erwartungsvolles Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, ehe sie ihre Lippen mit den seinen zu einem leidenschaftlichen, sinnlichen Kuss verschmelzen ließ und ehe…

    „ Verdammt, Sheppard, melden Sie sich gefälligst!“, krächzte eine nur zu bekannte Stimme plötzlich aus Johns Headset und ihm wurde bewusst, dass er es vorhin wohl doch „vorsichtshalber“ eingeschaltet hatte.
    Teyla und er hielten in ihren Bewegungen inne und sahen einander an. Schuldbewusst seufzte er und lehnte seine Stirn gegen die ihre.
    „ `Tschuldigung“, flüsterte er leise.
    Sie lächelte. „ Rodney klingt ziemlich ungehalten. Vielleicht solltest du…“

    Mit einem Murren rollte sich John auf die Seite, tastete nach seinem Headset und führte es an sein Ohr. „ Ja, ich höre, Rodney.“
    „ Verdammt, Sie sind ja schwerer zu erreichen als der Präsident“, keifte der Kanadier drauf los. „ Wo zur Hölle stecken Sie? Wir versuchen schon seit fast einer Stunde Sie zu erreichen!“
    „ Rodney, beruhigen Sie sich“, mahnte John seinen Teamkameraden und schielte zu Teyla hinüber. „ Ich war…beschäftigt.“
    „ Pah“, machte Rodney. „ Sie sollten Ihren faulen Soldatenhintern jetzt lieber schnellstens hierher schwingen, bevor Elizabeth Sie noch holen lässt!“
    „ Bleiben Sie freundlich, Rodney.“ John schüttelte mit dem Kopf und verdrehte die Augen. „ Sagen Sie Elizabeth, dass ich gleich da bin.“
    „ Mit Vergnügen“, zischelte der Kanadier. „ McKay Ende.“

    John holte tief Luft und stieß sie mit einem Zischen durch seine zusammengebissenen Zähne. Er saß auf der Bettkante, fuhr sich durch seine wirren Haare und seufzte einmal tief, ehe er sich zu Teyla umwandte. Sie lag wieder so da, wie sie es vorhin getan hatte- die Bettdecke um ihren erhitzten Körper geschlungen, den Kopf auf ihre Handfläche stützend.
    „ Geh schon“, sagte sie schließlich.
    „ Ich weiß, ich hätte das Ding auslassen sollen“, murmelte John und richtete sich auf, angelte nebenbei mit der Hand nach seiner Boxershorts und sammelte auf dem Weg seine restlichen, auf dem Boden verstreuten Klamotten ein.

    Er spürte Teylas Blick auf sich liegen, während er sich hastig anzog. Er merkte, wie sie ihren Mund zu einem amüsierten Lächeln verzog, als sich seine Beine verhedderten und er um ein Haar über seine eigenen Füße gestolpert wäre.
    „ Jetzt geh schon“, wisperte sie eindringlich, als er sich zu ihr herunter beugte und ihr einen zärtlichen Kuss über die Lippen hauchte.
    John ließ seinen Finger sanft über ihre Wange gleiten, fixierte sie dabei mit seinem Blick. „ Ich liebe dich.“
    Teylas Mund verzog sich zu einem Lächeln und sie erwiderte seinen Kuss. „ Ich liebe dich auch.“ Sie schlang einen Arm um seinen Hals und strich an seinem Nacken hinab. „ Du solltest gehen, bevor sie noch herausfinden wo du bist und das Quartier stürmen lassen.“

    „ Na, gut.“ John seufzte tief, küsste sie zärtlich auf die Nasenspitze und stieß sich mit seinen Händen von der Bettkante ab. Er lächelte zu auf sie herab, sie lächelte zurück, schlang ihr Bein um die Bettdecke. In dem schummerigen Licht wirkten ihre braunen Augen geheimnisvoll und ihr Blick verführerisch.
    John biss sich auf die Unterlippe, um sich daran zu erinnern zu atmen. Sein Herz begann wieder in diesem merkwürdigen Rhythmus zu schlagen. Es fühlte sich an, als flatterte es. Sein Brustkorb zog sich zusammen, sein Magen machte einen Salto.
    Teyla schien sein Zögern zu bemerken und verdrehte schwach ihre Augen. „ John…“

    „ Ich bin ja schon so gut wie weg“, murmelte er. Es fiel ihm schwer sie zurückzulassen, vor allem da er fand, dass die Stunde, die er bei ihr gewesen war, viel zu wenig Zeit war. Ihre Leidenschaft und ihr gegenseitiges Verlangen hatte sie überrollt wie eine Welle und es hatte nur ein paar Minuten gedauert, bis sie schweißgebadet und nach Atem ringend nebeneinander gelegen hatten, die Gesichter einander zugewandt, ein Lächeln auf den Lippen, ihre Finger ineinander verschränkt.

    Teyla hatte ein ungewohntes Funkeln in ihren Augen gehabt und ihr Lächeln hatte sich über ihr ganzes Gesicht ausgebreitet. Eine verschwitzte Strähne hatte an ihrer Wange geklebt, doch das hatte weder sie noch ihn gestört. Es war geradezu unheimlich gewesen, wie hemmungslos sie übereinander hergefallen waren.

    John ächzte und hauchte ihr einen letzten Kuss auf die Stirn. Er hoffte nur, dass Rodney einen trifftigen Grund hatte, ihn zu rufen, denn sonst würde der Kanadier seines Lebens nicht mehr froh.

    TBC

    Spoiler 
    Oops, schon wieder Rodney*grins*. Das scheint sein Schicksal zu sein! Der absolute Anti- Amor

  21. #52
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    Ja ja... Rodney der Liebeskiller! *lach* Aber ich denke sein Grund ist schon triftig genug. Vielleicht findet er ja auch noch jemanden in den er sich verlieben kann. Schön wär's.
    Wieder ein toller Teil!!!! Freue mich auf mehr.

  22. Danke sagten:


  23. #53
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    Standard Hello and Goodbye Part III

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Du willst mehr? Dann sollst du auch mehr bekommen...Viel Spaß mit zwei neuen Kapitel... und wer weiß- vielleicht findet sich ja auch für Rodney noch eine Herzensdame


    So, es geht weiter mit zwei neuen Kapitel. Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen

    Hello and Goodbye Part III

    Natürlich war er nicht zum ersten Mal hier. Doch es war immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie sehr ihn die Ausmaße dieser Anlage überraschte… so sehr, dass ihm beim ersten Mal glatt die Kinnlade heruntergeklappt war. Und das sollte schon was heißen! Schließlich war er ein Mitglied des Militärs und kein Wissenschaftler, der schon bei der noch so kleinsten Entdeckung hysterische Anfälle bekam. Er redete gern und vor allem viel, manchmal verstand er den Sinn selber nicht, aber das…das verschlug sogar ihm die Sprache.

    „ Großer Gott. Was zur…“ Cameron Mitchell blieb stehen, kaum dass er das Gaterium betreten hatte. Im Gegensatz zu seinem ersten Mal, wirkte es heller und geradezu freundlicher. Wissenschaftler schwirrten wie Bienen um das DHD und um die anderen Konsolen herum, unterhielten sich dabei angeregt. Nicht selten klang es freundlich…

    Cameron folgte einfach der lautesten und imposantesten Stimme. Deren Verursacher schimpfte wie ein Rohrspatz und überhäufte seine „ Untergebenen“ mit Anweisungen, die diese unverständlicherweise sofort ausfüllten.

    Dr. Rodney McKay dirigierte seine Kollegen mit leicht errötetem Kopf herum, balancierte dabei noch seinen Tablettlaptop in seinen Händen und unterhielt sich zu alledem noch mit seiner Vorgesetzten, Elizabeth Weir.
    Neben der Expeditionsleiterin entdeckte Cameron Col. Sheppard stehen. Der ranghöchste Offizier der Atlantisexpedition hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schien im Gegensatz zu Dr. Weir einen nicht ganz so freundlichen Ton Dr. McKay gegenüber angeschlagen zu haben; er hatte die Mundwinkel nach unten gezogen und zog, während er mit Rodney sprach, die Augenbrauen hoch.

    „… dachte, Sie hätten es geschafft“, hörte Cameron den dunkelhaarigen Piloten schimpfen, als er sich ihm und den anderen beiden näherte.
    „ Verzeihen Sie, wenn ich Sie enttäuscht habe, aber Sie erwarten Unmögliches von mir.“
    „ Sie sagten, Sie kriegen das hin“, knurrte Sheppard.
    Rodney McKay verdrehte die Augen. „ Klar, und demnächst teile ich das Rote Meer.“
    Sheppard zog seine Augenbrauen noch ein Stückchen höher, sodass sie fast im Haaransatz verschwanden. „ Rodney, werden Sie jetzt bloß nicht frech.“

    Cameron konnte sich ein kleines amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. Solange er die beiden kannte, hatten sie einander immer nur in den Haaren gehabt. So langsam glaubte er, dass es sich dabei um einen Dauerzustand handelte, aber es war immer etwas Besonderes die beiden bei ihren Streitigkeiten zu beobachten, vor allem da man nie so recht sagen konnte, welcher der beiden Männer denn nun dominant war.

    Rodney McKay hatte ein lautes Sprechorgan, von dem er auch Gebrauch zu machen wusste. Und er verfügte über ein unglaublich streitlustiges Wesen.
    Col. Sheppard schien nicht so offensiv wie der Kanadier vorzugehen, was aber nicht im Geringsten bedeutete, dass er sich schnell unterbuttern ließ. Oh, nein…

    „ Tut mir leid. Ich sagte es schon Elizabeth, aber ich kann es für Sie gern noch einmal wiederholen“, zischelte Rodney provokant.
    Sein Teamleader schüttelte allerdings nur mit dem Kopf. „ Ich bin nicht dumm, Rodney. Ich habe es auch schon beim ersten Mal verstanden.“
    „ Na, da bin ich aber froh.“ Rodney funkelte ihn wütend an, ehe er sich wieder an Dr. Weir wendete, die ein erleichtert klingendes „ Ah, Col. Mitchell“ hervorstieß, kaum dass sie ihn erblickt hatte. Sie kam ihm ein paar Schritte entgegen und man sah ihr an, dass ihr diese ewige Streiterei der beiden Männer gehörig auf die Nerven ging.

    Cameron zog das Tempo ein bisschen an, eilte verlängerten Schrittes über den Steg, der von dem Eingang zum DHD führte. Dieses wiederum war nur wenige Meter neben dem Gate aufgebaut.
    Das Gate- es war größer als das im Stargatecenter, war auch größer als das in Atlantis, war größer als jedes andere, dass ihm auf seinen intergalaktischen Reisen begegnet war. Es hatte goldene statt orangene, beziehungsweise hellblaue, Chevrons, die mit einer solch starken Intensität leuchteten, dass er geblendet die Augen zusammenkneifen musste.

    „ Alles bereit für die große Show?“, meinte er scherzhaft, als er seinen Blick von dem Gate hatte losreißen können.
    „ Ich hoffe, Sie können uns das sagen“, gab Dr. Weir lächelnd zurück.
    „ Nun ja… ich habe die Marines unterrichtet, so wie Sie es sagten“, antwortete Cameron. „ Sie schienen etwas…irritiert zu sein, aber sie waren kooperativ.“
    „ Das heißt, wir können aufbrechen?“, fragte Dr. Weir.
    Cameron nickte. „ Ich habe drei Trupps zusammengestellt, die die Särge überführen werden. Dürfte nicht länger als `ne Stunde dauern.“
    Die Expeditionsleiterin nickte. „ Okay, verstanden. Sie werden mit mir zusammen die Trupps begleiten, wenn es soweit ist.“ Sie räusperte sich leise. „ Bis dahin würde ich Ihnen noch eine andere Aufgabe übertragen, wenn Sie damit einverstanden sind.“
    „ Selbstverständlich, Ma’am“, erwiderte Cameron.

    --------------

    Er hatte sie erst verwundert angeschaut, hatte dann aber genickt und ihr zu verstehen gegeben, dass er sich sofort daran machen werde.
    Elizabeth seufzte, als sie dem Teamleiter von SG1 hinterher blickte, wie er sich durch die Unmenge an Wissenschaftler kämpfte und dann im Korridor, aus ihrem Sichtfeld verschwand.

    „ Und Sie wollen die Trupps wirklich begleiten?“ John war hinter sie getreten und als sie sich zu ihm umwandte, blickte sie in fragende Augen.
    „ Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben“, erwiderte sie. „ Und Ihnen wohl auch nicht.“
    „ Nur, weil… ich…“- John stockte und biss sich auf die Oberlippe, suchte nach den richtigen Worten. Nach kurzen Momenten des Schweigens machte er eine wirsche Handbewegung. „ Hören Sie zu, Elizabeth. Das bin nicht ich und das wissen Sie auch.“
    „ Wie hätten Sie an seiner Stelle reagiert?“, fragte sie ihn. „ Hätten Sie auch so reagiert?“
    Er hob die Augenbrauen. „ Sie wollen mir befehlen, dass ich mitkomme?“
    Elizabeth musste unwillkürlich lächeln. „ Ich werde Ihnen nichts befehlen, John. Sie können uns begleiten, müssen es aber nicht. Aber ich an Ihrer Stelle würde es tun. Ihm zuliebe.“
    John zuckte mit den Schultern. „ Er hat sich nicht gerade sehr beliebt gemacht, finden Sie nicht auch?“
    „ Sie wissen ganz genau, was ich meine“, seufzte Elizabeth. „ Schon klar, dass Sie nicht sonderlich darauf aus sind, aber… Überlegen Sie es sich.“

    Sie sah John nicken. Sie hörte Rodney im Hintergrund mit einem Kollegen schimpfen, vielleicht aber auch mit seinem Computer- das wusste man bei ihm nie so genau.
    Im Augenwinkel vernahm sie, dass immer intensiver und stärker werdende Leuchten der Chevrons. Die satte Farbe des Ereignishorizonts, der flüssigem Gold glich und sich so von allem anderen unterschied, flimmerte in ihren Augen und der Anblick des Gates war einfach nur überwältigend.

    Den Antrieb und dann noch das Gate aktivieren? Halte ich für keine so gute Idee. Das Schiff könnte schlimmstenfalls in Stücke gerissen werden oder die Lebenserhaltungssysteme könnten zusammenbrechen. Rodneys Warnung hallte in ihrem Kopf wider und plötzlich sah sie das Gate nicht mehr als etwas Überwältigendes, sondern vielmehr als eine Bedrohung. Tiefe Sorgenfalten bildeten sich auf ihrer Stirn und es beruhigte sie nicht, dass Rodney ihr versichert hatte, dass nichts passieren würde. Im Gegenteil…

    Das ist ja das Verrückte, hatte er gesagt und dabei gelacht. Die Anzeigen deuten auf keinerlei Energieverlust hin. Es würde mehr Energie verbrauchen, wenn Sie daheim eine Glühbirne anschalten.
    Seine Worte klangen unwirklich und auch nachdem sie sich persönlich davon überzeugt hatte, dass der Kanadier die Wahrheit sprach, blieb sie skeptisch.
    Das Gate hatte fast die doppelte Ausmaße wie ihres daheim in Atlantis, und sollte keine Energie verbrauchen?
    Es lief einwandfrei, keine Mucken, keine Indifferenzen, keine Anomalien, nichts… Alles schien normal zu sein- nach 38 Minuten schaltete es ab, wählte sich nach wenigen Minuten wieder von selbst an.

    Elizabeth traute der Ruhe nicht so ganz, hatte Rodney damit beauftragt näheres über die Funktionsweise des Gates herauszufinden, wenn sie zurückkehrten. Doch jetzt sollte er sich erst einmal darauf konzentrieren, dass die geplante Aktion ohne Probleme über die Bühne lief.

    Sie musste zugeben, dass sie ein kleines bisschen nervös war, obschon sie wusste, was sie ungefähr erwartete.
    Der Planet, der sich am anderen Ende des Wurmlochs befand, bot den Analysen zufolge ein ausgeglichenes Verhältnis von Sauerstoff und Stickstoff und eine relativ hohe Konzentration von Wasser und Kohlenstoff. Beides war wichtig, beides benötigten sie. Wasser, um ihre Trinkwasserreserven aufzufüllen. Kohlenstoff, um die Filteranlagen des Lebenserhaltungssystems zu reinigen, die sich- laut Rodneys Aussage- in einem „katastrophalen Zustand“ befanden.

    Elizabeth ließ ihren Blick noch einmal über das Gate schweifen. Der Ereignishorizont schimmerte golden in dem schummerigen Licht der Wandleuchten. Bei dem Gedanken ihn zu durchqueren, fing es seltsamerweise an in ihrem Magen zu kribbeln. Was, wenn irgendetwas passierte?
    Sie schüttelte hastig mit dem Kopf, hoffte dass die wirren Gedanken schnell wieder verschwanden.

    John und Rodney waren wieder in eine hitzige Diskussion vertieft und beide schienen dabei auf ihr Recht zu pochen. Wenn sie ehrlich sein sollte: Sie wusste noch nicht einmal, worüber sich die beiden überhaupt stritten. Und eigentlich war es ihr auch egal, solange sie nicht aufeinander losgingen- obwohl das im Moment fast danach aussah: Rodney hatte einen hochroten Kopf und machte ausschweifende Handbewegungen, um seine Worte zu unterstreichen. John hatte die Hände in die Hüften gestemmt, funkelte den Kanadier wütend von oben herab an. Er verzog empört das Gesicht, als Rodney etwas sagte.

    Elizabeth seufzte und schüttelte mit dem Kopf. Schnell vergewisserte sie sich noch einmal, dass John und Rodney einander nicht an die Gurgel sprangen und ging dann. Sie hatte wahrhaftig Besseres zu tun, als zwei Männer, die sich regelrecht pubertär verhielten, beim Streiten zuzusehen.

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    Eine gute Freundin von ihr hatte einmal gesagt, dass man überall seine innere Ruhe finden konnte. Es kam nicht auf das Umfeld an; es konnte noch so unwirklich sein. Nein, man musste sich nicht an bestimmte Orte binden. Innere Ruhe war überall zu finden, man musste es nur wollen. Allein der Gedanke zählte, wenn man wahre Erholung und Entspannung suchte.

    Mit geschlossenen Augen saß Teyla in der Mitte ihres Quartiers und hatte eine einigermaßen bequeme Position am Boden eingenommen.
    Die Ereignisse in den letzten Tagen oder vielmehr in den letzten Stunden hatten sie aufgewühlt. Sie war viel zu aufgeregt, um sich ins Bett zu legen und zu schlafen… obschon ihr Körper danach verlangte. Es ging einfach nicht; sie war immer hellwach, wenn sie sich hingelegt hatte, obwohl sie zuvor fast im Stehen eingeschlafen war. Es war zum Verrücktwerden!

    Die Meditation hatte ihr bisher immer geholfen, wenn sie innerlich aufgewühlt war und nicht schlafen konnte. In ihr fand sie Entspannung und sie konnte alles um sich herum vergessen, wenn sie sich in diesem tranceartigen Zustand befand- ihre Atmung war flach, ihr Herzschlag verlangsamt, ihr Puls schlug langsam und gleichmäßig.

    Dennoch brodelte es in ihrem Inneren. Es fühlte sich an, wie ein loderndes Feuer, dessen Flammen ungehindert in ihr wüteten. Sie hatte das Gefühl innerlich zu verbrennen, dass sie etwas von innen heraus auffraß. Sie wollte schreien, obwohl es nicht wehtat.
    Es war kein Schmerz, sondern mehr oder weniger eine Narbe, frisch und noch blutig. Doch da war kein Schmerz, kein Wehmut, wenn sie sie berührte. Nein, es war vielmehr ein nervöses Flattern, ein fast schon befreit klingender Aufschrei. Endlich!

    Teyla seufzte, ohne ihre Augen zu öffnen. Sie konnte sich nicht konzentrieren, obwohl sie es versuchte. Aber vielleicht war das ja der Grund; sie machte sich zu viele Gedanken, die in ihrem Kopf herumschossen, wie aufgeschreckte Tiere. Sie wusste gar nicht, warum sie sich selbst so verrückt machte. Vielleicht lag es daran, dass sie auf diesem Schiff hier gefangen war und dass sie das ewige Herumsitzen nervös, zittrig, flatterig machte.
    Aber vielleicht war es ja auch die Tatsache, dass sie heute mit einem wunderbaren Mann geschlafen hatte, der ungefähr das Gleiche bei ihr auslöste.

    „ Woran denkst du gerade?“ Eine raue Stimme, die urplötzlich in ihr Ohr wisperte, und etwas, was über ihre Wange kitzelte, ließ Teyla erschrocken zusammenzucken. Sie hatte in den vergangenen Stunden schon genug erlebt, manches davon war geradezu unheimlich gewesen und so war das alles hier mit Vorsicht zu genießen.
    Sie drehte sich um, doch ehe sie etwas sagen konnte, geschweige denn erkennen konnte, wer sich da so gemein und hinterhältig an sie herangeschlichen hatte, spürte sie, wie sich warme Lippen auf die ihren legten und sich eine maskuline Hand um ihren Taille legte.
    Der Kuss war innig, dauerte bedauernswerterweise nur wenige Sekunden.

    „ Hab ich dich erschreckt?“, fragte John und sah sie fast ein bisschen schuldbewusst an, strich mit seinem Finger an ihrem Kinn entlang.
    Teyla lächelte und erlaubte ihm, seine Arme um ihre Hüften zu schlingen. „ Was machst du hier? Ich dachte, du wärst…“
    „ Ich hab’ was vergessen“, antwortete er ihr, zog sie näher zu sich und hauchte ihr einen Kuss über die Stirn.
    „ Und was?“, wisperte sie gegen seine Wange und verzog ihren Mund zu einem Lächeln.

    John grinste, während er sie küsste, während er an ihrem Top einen Knopf nach dem anderen öffnete, bis die beiden Stoffhälften auseinander glitten und er ihr den Stoff von den Schultern streifte.
    „ Lass es mir dir zeigen.“ Seine warmen Worte kitzelten über ihren Hals. Sie kicherte und schlang ihre Arme seinen Hals, als John ihre Oberschenkel packte und sie hochhob.Eng umschlungen stolperten sie durch das Quartier. Kichernd plumpsten sie auf die Matratzte des Bettes, als John gegen die Bettkante stieß und seine Knie nachgaben.
    Die beiden obersten Knöpfe seines Uniformhemds waren offen und sie sah das Metall seiner Hundemarken im schummerigen Licht aufblitzen.

    Sie strich durch seine dunklen Haare und blickte fasziniert in seine Augen, als er zu ihr aufblickte; die Iris schimmerte am Rand in einem dunklen Grün, das zur Mitte hin heller wurde und sich dann wieder in ein tiefes Braun wandelte. Man konnte sich in seinen Augen verlieren; sie wirkten geheimnisvoll, schienen auf der anderen Seite jedoch wie ein offenes Buch zu sein, das nur darauf wartete gelesen zu werden.

    Ihr Schweigen und ihre faszinierte Betrachtung ließen John schmunzeln und er ließ seine Fingerkuppen über ihren Bauch tänzeln. Sie spürte, wie sich das leichte Trippeln an ihrem Körper hinab bewegte und wie sich seine Finger unter ihren Hosenbund schoben. John reagierte auf ihr Aufstöhnen mit einem schelmischen Lächeln.
    „ Du wirst es gewiss versäumen, einen der Trupps zu begleiten, wenn wir so weitermachen“, wisperte Teyla gegen seine Wange, versucht ihr übersprudelndes Verlangen nach ihm im Griff zu behalten- mit mäßigem Erfolg.
    Ihre Finger bohrten sich in seine nackten Schultern, denn inzwischen war sie seinem Uniformhemd und seinem schwarzen Shirt überdrüssig geworden und hatte es ihm kurzum über den Kopf gezogen.

    John drückte ihr einen sinnlichen und sehnsüchtigen Kuss auf Lippen und sah sie dann leicht verwundert an. „ Woher weißt du…“
    „ Elizabeth war vorhin hier, als du weg warst“, fiel Teyla ihm ins Wort und zog sein Gesicht zu sich runter, presste ihre Lippen auf die seinen… doch er löste sich aus dem Kuss.
    „ Sie war hier? Du hast mit ihr geredet?“

    Teyla schmunzelte. „ Das ist unumgänglich gewesen, John. Wir haben einander seit wir hier sind so gut wie gar nicht gesehen und da…“ Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und ein Seufzen brach über ihre Lippen. Noch eben hatte sie begehrt und hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie beide ihrer Liebe und Leidenschaft Ausdruck verleihen konnten, doch jetzt… jetzt sah sie ihn geradezu ernst an. „ Sie hat mir auch erzählt, dass du sie nicht begleiten willst. Warum?“

    John sog scharf die Luft ein, rollte auf den verbleibenden Rest des Bettes, das für zwei Personen eigentlich viel zu klein war, und schlang einen Arm um ihre Hüfte, presste sein Gesicht gegen ihren Hals.
    „ Ich finde es einfach nicht richtig“, sagte er leise. „ Nachdem was passiert ist... bin ich einfach nicht bereit dafür.“
    „ Ist das der einzige Grund oder liegt es womöglich doch an etwas anderem?“
    Er blickte sie an und in seinen haselnussfarbenen Augen flammte etwas auf, was sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. „ Was macht das für einen Unterschied?“
    Teyla fuhr mit ihren Fingern durch seine dunklen, fast schon schwarzen Haare, und legte ihre Lippen auf seine Stirn. „ Ich würde es nur zu fair finden, wenn du gehst. Außerdem…“- Sie seufzte einmal tief- „… hat mir Elizabeth von dem Jungen erzählt.“
    „ Teyla…“ John schüttelte mit dem Kopf.
    „ Für dich mag das vielleicht kein Grund sein“, fuhr sie unbeirrt fort, ignorierte sein Kopfschütteln. „ Und ich weiß, dass du es nicht wahrhaben willst, dass er so war wie du, aber sein Sohn…“
    John schüttelte wieder mit dem Kopf. „ Damit hat es gar nichts zu tun.“
    „ Ich glaube schon, dass es damit etwas zu tun hat“, meinte Teyla leise. „ Glaub mir, ich verstehe, dass du dich unwohl fühlst.“

    Sie spürte, wie er sich noch enger an sie kuschelte und wie er sein Gesicht in ihren Haaren verbarg. Er atmete gegen ihren Hals, seine Lippen lehnten sich gegen die Konturen ihres Gesichts.
    „ Soll ich mitkommen?“, fragte sie leise und zuerst antwortete er ihr nicht, sondern küsste nur an ihren Gesichtskonturen entlang.
    „ Das würde ich nicht von dir verlangen“, erwiderte John ihr schließlich.
    „ Aber wenn ich es will?“, fragte Teyla zurück und wartete, bis er sie ansah. „ Ich will dich aber begleiten.“
    John schüttelte mit dem Kopf. „ Das musst du nicht tun, Teyla.“

    Sie seufzte und setzte sich nach kurzem Zögern auf seinen Oberkörper, beugte sich nach vorne, sodass ihr Kopf oberhalb seiner Brust ruhte.
    „ Ich will es aber“, flüsterte sie, spürte das kalte Metall seiner Hundemarken unter ihrer Wange, spürte wie sich sein Brustkorb stetig hob und wieder sank, hörte seinen Herzschlag, spürte seine warme Hand, als er über ihren Rücken streichelte.
    Sie wusste, dass John Sheppard von Natur aus stur war und manchmal wahnsinnig dickköpfig sein konnte. Doch sie bezweifelte, dass er ihr diesen Wunsch ausschlagen würde.
    Er küsste sie sanft auf die Stirn und auf ihren Haaransatz, dann auf die Nasenspitze. Nein, er würde ihr diesen Wunsch nicht ausschlagen, auch wenn er nicht begeistert davon war.

    ----------

    Das Gate lag inmitten einer weitläufigen Wiese, deren Ende weitab des Horizonts zu sein schien.
    Bunte Blüten hatten sich überall verstreut, Unmengen an kleinen, bunten Farbklecksen verteilt auf einer riesigen grünen Fläche. Das Gras wuchs wild, kniehoch. Nur am Ufer des kleinen Sees, der die einzige Grenze der Wiese zu sein schien, wuchs es nicht mehr allzu hoch, reichte nur noch knapp über die Knöcheln.
    Fernab der Wiese konnte man die schneebedeckten Gipfel einer Bergkette sehen, doch sie verschwanden fast am Horizont.
    Die Luft war warm, ein angenehm frischer Wind wehte über die Wiese. Kleine Tierchen und Pollen schwirrten durch die Luft, verschwanden in der flimmernden Hitze.

    Weitab des golden schimmernden Ereignishorizont, am Ufer des kleinen, kristallklaren Sees, starrte Elizabeth auf die drei hölzernen, in den Boden gerammten Kreuze hinab. Sie waren schlicht gehalten, angemessen. Cameron Mitchell schien nicht nur mit Waffen umgehen zu können, sondern auch mit Pinsel und Farbe.
    Auf jedem stand etwas geschrieben, auf zwei stand ein Name, auf dem anderen nur ein Spruch oder Bemerkung.
    Lt. Col. John Sheppard stand in elegant geschlungener Schrift auf dem ersten Kreuz.
    Einem Unbekannten, der für sein Land starb stand in ebenso eleganter Schrift auf dem zweiten Kreuz.

    Der Schriftzug des dritten, kleineren Kreuzes ließ Elizabeth unwillkürlich schlucken.
    T.J Sheppard stand dort geschrieben, der Rand verziert mit einer kleinen Blume. Es war wirklich eine Schande, dass der Junge so früh hatte sterben müssen. Zwei Jahre waren nicht viel.

    Elizabeth ließ ihren Blick abermals über die drei Kreuze und die dazugehörigen Erdhügel schweifen. Sie wusste, dass sie etwas sagen sollte, doch sie wusste bei aller Liebe nicht was. Sie hatte diese drei Personen nicht gekannt, wusste nicht, wie sie gewesen waren und wie ihr Leben war. Das machte sie traurig! Nichts hasste sie mehr, als über Leute zu trauern, ohne etwas über sie zu wissen.

    Mit einem wehleidigen Seufzen sah sie auf und traf Johns Blick; der dunkelhaarige Pilot schien dasselbe zu empfinden wie sie, hatte die Lippen fest aufeinander gepresst.
    Teyla stand neben ihm, so dicht, dass sich ihre Schultern berührten und dass es zuerst gar nicht auffiel, dass sie ihre Finger ineinander verschränkt hatten.
    Unweit von den beiden standen Ronon und Rodney. Beide schienen sich verloren vorzukommen.
    Ebenso wie Col. Mitchell, Col. Carter, Daniel Jackson und Vala, die den dritten und letzten Trupp begleitet hatten.
    Es war eine kleine Runde, die im stillen Gedenken ihre Köpfe gesenkte hatte.

    Elizabeth würdigte die Gräber eines letzten kurzen, traurigen Blickes, ehe sie tief Luft holte und gen Gate nickte. Alle schienen sie zu verstehen und setzten sich langsam in Bewegung; zuerst SG1, dann Ronon und Rodney, gefolgt von John und Teyla, die noch immer so dicht beiander liefen, dass ihre Schultern im Laufen gegeneinander stießen, ihre Finger immer noch ineinander verschränkt.

    „ Mögen Sie in Frieden ruhen“, wisperte Elizabeth leise, als sie ihren Freunden folgte. Zurück auf die Artemis. Zurück auf diesen gewaltigen, fliegenden Sarg. Zurück ins Ungewisse.

    Spoiler 
    TBC... und zwar in einer neuen Episode mit dem Titel Fallen angels


    ++ Episode II: Fallen angels ++
    Verdachtsfälle



    In der Luft lag der Geruch von lodernden Flammen und heißen, beißenden Rauch. Der Duft von frischen Kräutern und Gewürzen stieg ihr in die Nase, gab ihr ein wohliges Gefühl.
    Sie hörte Stimmen, lautes Gelächter, jauchzende Kinder und leises Summen. Sie hörte, wie sich das Feuer durch die Holzscheite fraß, wie sie in Asche zusammenfielen. Jemand legte weiteres Holz nach, die Flammen stoben hinauf in den sternenbedeckten Nachthimmel.

    „ Das schmeckt wirklich gut“, erklang eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um, sah einen Mann an ihrem Tisch sitzen, die Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt, vor sich einen Teller stehend. Zwischen den Fingern drehte er eine dunkle Beere hin und her, betrachtete sie eingehend von allen Seiten, ehe seine dunkelbraunen Augen zu ihr aufblickten und er zu lächeln begann. „ Was ist das?“
    „ Kanaan?“ Überrascht machte sie einen Schritt auf ihn zu und über ihre Lippen stahl sich ein Lächeln.
    „ Ich wusste, dass Sie beide eines Tages zusammenkommen“, meinte da plötzlich eine raue Stimme neben ihr. Erschrocken zuckte sie zusammen und wandte ihren Kopf.

    John. Er lächelte sie an, blickte dann zu Kanaan und dann wieder zu ihr, sein Lächeln wurde noch breiter. „ Sie beide passen wirklich gut zusammen.“ Er neigte den Kopf leicht und machte sich daran zu gehen. Sie folgte ihm mit ihrem Blick- verwundert, irritiert-, bis er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war.
    Sie spürte einen warmen Atem in ihrem Nacken und blickte in ihr vertraute braune Augen, als sie sich umdrehte. Sie wirkten traurig, zugleich aber auch wütend.
    Kanaan lächelte nun nicht mehr. Seine Lippen waren ein schmaler Strich, aus dem jede Farbe gewichen war.
    „ Ich wusste nicht, dass du so viel für ihn empfindest“, sagte er mit grollender Stimme.
    Sie sah ihn verwirrt an. „ Was? Wovon redest du?“
    „ Ich rede von dem Colonel“, antwortete er ihr, begann sie zu umrunden und zu mustern. „ Es ist mir unbegreiflich, dass du auf ihn hereinfallen konntest, Teyla.“

    Ihre Stimme klang wie ein nervöses Zittern, als sie sprach. „ Ich verstehe nicht, was du meinst.“ Sie fühlte sich auf einmal unwohl. Kanaans Gesellschaft war ihr plötzlich unangenehm und sein eiskalter Blick ließ sie zusammenzucken.
    „ Du hast dich verändert, Teyla“, hörte sie ihn sagen. „ Seit du nicht mehr hier, sondern in Atlantis lebst. Du bist auf ihn hereingefallen, auf seine charismatische Art. Er spielt nur mit dir. Er wird dir bei nächster Gelegenheit das Herz brechen. Du weißt wie er ist, Teyla. Er kann nicht anders.“ Seine trockene, gleichgültige Stimme verebbte und als sie herumwirbelte war er verschwunden- sie war allein.
    Sie hörte seine Worte in ihrem Kopf widerhallen, sie hörte ihr Herz schlagen, sie hörte ihren Puls rauschen… und sie hörte einen markerschütternden Schrei.

    „ TEYLA!“ Die ihr so vertraute Stimme wurde von dem Dröhnen und dem lauten Kreischen eines Wraithjäger übertönt. Ganz in der Nähe hörte sie Schreie, lautes Weinen und Wimmern.
    „ Vater!“ Sie merkte, wie die Spannung in ihrem Körper außer Kontrolle zu geraten drohte und wie sich ihre Beine in Bewegung setzten. Sie eilte, dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie sich nicht von der Stelle bewegte.
    „ TEYLA, HILF MIR!“, schallte es noch einmal, gerade als sie völlig außer Atem den Zelteingang erreicht hatte. Plötzlich stoben die beiden Stoffhälften auseinander und spitze Fingernägel bohrten sich in ihre Brust, drückten sie vom Eingang weg.

    Seine gelblichen Augen wirkten leblos, sein Gesicht verzerrt. Seine Mundwinkel hingen nach unten, scharfe Zähne blitzten zwischen seinen Lippen hervor. Ein tiefes Grollen drang aus seiner Brust.
    „ J..john“, keuchte sie und stöhnte auf, als sich seine Finger noch tiefer in ihre Brust bohrten und wie warmes Blut zu Boden tropfte. Er knurrte sie an, fauchte, seine Augen funkelten sie hungrig an.
    „ N…nein, nein!“, jammerte sie, versuchte sich zu wehren, ihn wegzustoßen, doch die Schmerzen in ihrer Brust wurden immer stärker und sein selbstgefälliges Grinsen immer breiter. Sie schüttelte mit dem Kopf, sah ihn flehentlich an, doch er ignorierte sie und ihr Jammern.
    „ N…nein, nein, John. B…bitte nicht, nein. Nei… NEIIIIIN!!“


    „ NEIIIIIIN!“ Mit einem Schrei in den Ohren, den sie offensichtlich selbst ausgestoßen hatte, fuhr Teyla Emmagan aus dem Schlaf. Ihr ganzer Körper zitterte, ihre Schultern bebten. Panisch schnappte sie nach Luft, doch unsichtbare Hände hatten sich um ihre Kehle gelegt, erstickten ihren gellenden Schrei.
    Ihr Herz ratterte in ihrem Brustkorb, schien sich fast zu überschlagen. Ihr Puls raste, ihr Blut kochte, rauschte durch ihre Adern, stachelte ihr Herz dazu an, schneller zu schlagen- schneller, als es gut war.

    Teyla stöhnte auf und griff nach ihrer Brust, als ein stechender Schmerz durch ihren Oberkörper fuhr und ihr die Luft abschnürte. Sie japste nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber nur langsam durchflutete er ihre Lungen.
    Schweiß bedeckte ihren ganzen Körper, ließ sie unbewusst frösteln. Ihr Shirt klebte schweißdurchnässt an ihrem Rücken. Das Laken ihres Bettes war zerwühlt, zerknittert. Die Bettdecke hatte sich um ihre erhitzten, zitternden Beine gewunden.
    Jede Faser ihres Körpers schien zu zittern und ihr Kopf fühlte sich an, als stünde er kurz vor der Explosion- ein ziehender, zugleich pulsierender Schmerz zog sich durch ihre Schläfen.
    Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, ihr Magen krampfte sich zusammen, ihre Kehle begann zu kribbeln und sie hörte, wie sie zu würgen anfing.
    Schnell rollte sie sich aus dem Bett, die Hand vor den Mund gepresst und stolperte in die Richtung, wo sie das Bad vermutete. Ihre Beine zitterten und ihre Knie drohten unter ihr nachzugeben. Schwindel überkam sie, verstärkte die Übelkeit nur noch.

    Teyla hatte nicht daran geglaubt, dass sie es noch rechtzeitig ins Bad schaffen würde. Und so wunderte sie es auch nicht, als sie strauchelte und zusammensank, sich gerade noch mit ihren Handflächen abstützen konnte, ehe sie sich auf die dunkeln Fliesen erbrach.
    Verdammt, dachte sie nur und wischte sich mit dem Handrücken über ihren Mund; es brannte sauer in ihrer Speiseröhre und der Geschmack in ihrem Mund, den sie vergeblich zu ignorieren versuchte, war einfach nur Ekel erregend.

    Mit einem Ächzen robbte sie über die dunklen Fliesen- schwach, ausgelaugt, zittrig- und lehnte ihren pochenden Schädel gegen die kalte Wand, versuchte ihre wild in ihrem Kopf umhersausenden Gedanken zu ordnen, was sich ebenso unmöglich herausstellte, wie der Versuch nicht mehr an ihren Traum zu denken.
    Teyla merkte, wie sie wieder zu zittern begann und wie ihr Magen wieder zu rebellieren drohte. Sie biss sich auf die Zähne, schloss ihre Augen, versucht möglichst ruhig zu atmen.
    Sie spürte genau wie ihr Herz im Angesicht des Traum rasend schnell schlug. Nur nach und nach normalisierte sich der Rhythmus wieder.
    Es dauerte noch einige Sekunden, ehe sie wieder einigermaßen Herr über ihre Sinne war und langsam die Augen öffnete.


    Die Umgebung vor ihren Augen war noch ein kleines bisschen verschwommen, dennoch erkannte sie, dass sie es wohl noch ins Bad geschafft hatte… wenn auch nicht mehr ganz bis zur Toilettenschüssel.
    Die sie umgebenden Wände waren mit dunklen Fliesen getäfelt. Links von ihr war eine kleine Duschkabine, gleich daneben eine eckige und ziemlich tiefe Badewanne.
    Ihr gegenüber war ein Waschbecken in die Wand eingelassen, darüber ein breiter Spiegel, der ihr das Grauen offenbarte: Ihr Gesicht war aschfahl und ihr klebten Haarsträhnen in ihrem verschwitzten Gesicht. Außerdem war es nicht gerade appetitlich, sich selbst dabei zu beobachten, wie man seinen Mageninhalt auf den Fliesen verteilte.

    Teyla stöhnte leise, schloss ihre erschöpften, vom Träumen ausgelaugten Augen wieder und sog den Geruch von Aftershave ein, der in ihrer Nase brannte, aber trotz alledem nicht unangenehm war; sie fand es roch nach Schokolade und es wunderte sie, woher er es wohl aufgetrieben hatte.

    Sie hörte, wie im Schlafbereich die schwere Bettdecke beiseite geschoben wurde und wie nackte Füße über den Boden schlurften, immer schneller und lauter wurden. Schließlich waren sie ganz nah, doch sie hatte einfach keine Kraft, um aufzublicken. Sie wusste eh, wer da auf sie zugeeilt kam und neben ihr auf die Knie ging, ihr eine ins Gesicht gerutschte, rostbraune Haarsträhne hinters Ohr strich und einen Arm stützend um ihre Taille legte.
    „ Ssht, ist gut. Alles okay. Es ist alles in Ordnung. Ganz ruhig. Ssht.“ Teyla wimmerte leise, als er mit seiner Hand über ihren Rücken strich, und verbarg ihr Gesicht in seinen Schultern.
    „ Alles okay“, flüsterte er noch einmal. „ Es war nur ein Traum. Ganz ruhig.“

    Teyla konnte nicht anders, als John für sein enormes Mitgefühl zu vergöttern. Seit vier Nächten ging das jetzt schon so: schreiend und schweißgebadet fuhr sie aus dem Schlaf, warf sich im Bett hin und her und vorgestern war sie zum ersten Mal orientierungslos durch die nächtliche Dunkelheit geirrt.
    John zeigte Verständnis, auch wenn er jedes Mal vor Schreck fast aus dem Bett fiel, wenn sie wieder einen Traum hatte.
    „ Wieder ein Alptraum?“, fragte er sie mit gesenkter Stimme, obwohl er ihre Antwort schon kannte.
    Teyla nickte schwach, schluckte. „ J…ja.“
    „ Ist alles in Ordnung?“ Er hob ihr Kinn mit seinem Zeigefinger an, sodass er ihr in die Augen sehen konnte.
    Wieder nickte sie. „ N…nur Kopfschmerzen. Und m…mir ist schwindelig.“
    „ Du solltest zu Carson zu gehen“, meinte John und half ihr vorsichtig wieder auf die Beine. „ Ich will nicht, dass du krank wirst. Das können wir im Moment gar nicht gebrauchen.“

    Teyla seufzte, ergab sich dann aber ihrem Schicksal und nickte. So langsam gingen ihr diese Träume an die Substanz. Sie hatte das letzte Mal vor einer Woche eine Nacht durchgeschlafen, fühlte sich schlapp und ausgepowert.
    Nicht nur John war das aufgefallen, sondern auch Elizabeth. Besorgt hatte sie sie am gestrigen Tag zur Seite genommen und gefragt, ob alles in Ordnung sei. Teyla hatte gelogen und gemeint: „ Alles okay, ich hab nur schlecht geschlafen.“
    Sie wusste nicht, warum sie so schlecht schlief und warum sie so matt war. Aber eines wusste sie: Das musste sich schnellstens ändern. Spätestens, wenn sie ihr Team auf den nächsten Außenwelteinsatz begleiten wollte.

    Die Artemis war am vorherigen Tag aus dem Hyperraum gefallen, kreiste nun in der Umlaufbahn zweier, eng beieinander liegender Planeten, die laut Rodney eine „ höchst menschenunfreundliche“ Oberfläche hatten und nicht nur der Kanadier schien sich zu fragen, warum das Schiff ausgerechnet hier einen Stopp gemacht hatte.
    Zweieinhalb Wochen war es her, seit sie zurück in den Hyperraum gesprungen waren, nachdem sie „das andere Team“ beerdigt hatten. Zweieinhalb Wochen waren eine lange Zeit und Rodney hatte angefangen wie von der Biene gestochen herumzuirren. Für ihn war alles nur „unlogisch“ und wenn man ihn nicht im Labor oder im Maschinenraum antraf, dann aber in der Nähe einer seiner Kollegen- überwiegend Mike Branton-, dem er das Leben schwer machte.

    Teyla seufzte. Sie glaubte zwar nicht, dass sie in den nächsten Tagen oder Stunden- bis die Artemis zurück in den Hyperraum fiel- ausrücken würden, zumal sie von dem Schiff nicht runterkamen, aber dennoch wollte sie sichergehen, dass sie ihr Team dann vollends unterstützen konnte.
    „ Okay, ich werde morgen zu Carson gehen“, meinte sie leise, als sie wieder im Bett lag und sich fröstelnd die Bettdecke bis unter die Nasenspitze zog.
    „ Braves Mädchen“, schmunzelte John und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn; er sah mindestens genauso übermüdet aus wie sie und konnte einem fast leid tun.
    „ Ich liebe dich“, wisperte Teyla gegen seine Wange und kuschelte sich enger an ihn. Er war warm und sein gleichmäßiges Atmen beruhigte sie.
    John murmelte etwas, was man als ein „ Ich dich auch“ interpretieren konnte, ehe sein Kopf zur Seite fiel und er leise zu schnarchen begann. Seine Hand ruhte auf ihrer Schulter, hielt sie fest gegen sich gedrückt, als ob er sie beschützen wollte.

    Teyla legte ihre Hand auf seinen Brustkorb und stützte ihren Kopf darauf. Sie kräuselte ihre Stirn und seufzte tief, dachte über den Inhalt ihres Traums nach, ehe ihre Lider langsam schwerer wurden und sie ganz langsam in einen tiefen, traumlosen Schlaf abdriftete, der erst am nächsten Morgen endete, als der schrille Alarm von Johns Armbanduhr losging und sie merkte, wie sich dieser unter leisem Murren von der Matratze quälte.
    Sie öffnete ein Augen, blinzelte den dunkelhaarigen Piloten müde an, fiel dann aber zurück ins Kissen.

    --------

    „ Merkwürdig, Sie sind schon die zweite Person, die sich mit derartigen Symptomen bei mir meldet“, meinte Dr. Carson Beckett stirnrunzelnd, als er ein kleines orangenes Döschen hervorkramte und dann langsamen Schrittes zum Behandlungstisch ging, wo Teyla sich mit Mittelfinger und Daumen über die Schläfen strich.
    „ Wirklich?“ Sie nahm das Döschen höchst dankbar entgegen und seufzte erleichtert.
    „ Ja.“ Carson nickte und tastete mit seinen Finger nach ihrem Hals. „ Vor nicht mal einer Stunde war Col. Carter hier und hat über Kopfschmerzen und Schwindel geklagt. Sie meinte, sie habe nicht gut geschlafen in der letzten Nacht.“
    „ Da ist sie nicht die Einzige“, seufzte Teyla und schwang sich zu einem schwachen Lächeln- mit mäßigem Erfolg. Ihr Kopf schmerzte, kaum dass sie ihre Mundwinkel verzogen hatte und so ähnelte ihr Lächeln doch eher einer schmerzverzerrten Grimasse

    Mit zittrigen Fingern öffnete sie das Döschen und ließ eine kleine, weiße Schmerztablette auf ihre Handfläche kullern.
    „ Tut mir leid, dass ich nichts Stärkeres habe“, sagte Carson. „ Aber es müsste eigentlich genügen, wenn Sie eine davon nehmen. Könnten Sie bitte mal tief ein- und dann wieder ausatmen, meine Liebe?“
    Teyla tat wie ihr geheißen, zuckte zusammen, als Carson das kalte Stethoskop auf ihre Brust legte und atmete tief ein und dann wieder aus.
    „ Glauben Sie mir, Carson“, lächelte sie, „ allein der Gedanke, diese elendigen Kopfschmerzen loszuwerden und eine Nacht durchschlafen zu können, ist sehr… beruhigend."

    „ Haben Sie sonst noch andere Symptome?“, fragte der Mediziner und legte das Stethoskop beiseite. „ Koordinationsschwierigkeiten, Gleichgewichtsschwierigkeiten, Sehstörungen, Übelkeit oder derartiges?“
    Teyla nickte. „ Ich hatte letzte Nacht und vorgestern Morgen Probleme mit dem Magen und musste mich…übergeben.“
    „ Haben Sie eine Ahnung, ob Sie irgendetwas Verdorbenes gegessen haben?“ Carson leuchtete ihr mit einer kleinen, aber sehr grellen Lampe in die Augen, woraufhin sie sie reflexartig zusammenkniff.
    „ Nein.“ Teyla schüttelte mit dem Kopf. „ Nichts, was Sie und die anderen nicht auch gegessen haben.“

    Carson schmunzelte. „ Ich muss zugeben, dass ich mich an den Gedanken noch gewöhnen muss, etwas zu essen, das ein Computer hergestellt hat…bedient von Rodney McKay.“ Er ließ die kleine Leuchte in seiner Hosentasche verschwinden, wirkte wieder ernster. „ Wie lange haben Sie das schon, Teyla?“
    „ Seit einer Woche“, erwiderte sie ihm. „ Und seit vier Nächten kann ich so gut wie gar nicht mehr schlafen.“
    „ Col. Carter hat es mir so ähnlich beschrieben“, sinnierte Carson stirnrunzelnd. „ Also, rein körperlich fehlt Ihnen nichts, meine Liebe, aber… Darf ich Sie etwas Persönliches fragen?“
    Teyla nickte. „ Natürlich dürfen Sie das, Carson.“

    Der schottische Mediziner erwiderte ihr Nicken und zog sich einen Stuhl heran. „ Wenn Ihnen diese Frage unangenehm ist oder Sie nicht darauf antworten wollen, dann verstehe ich das natürlich. Aber vielleicht sollten Sie wissen, dass ich Col. Carter auch danach…gefragt habe. Es könnte relevant sein, also… Teyla, treffen Sie sich mit jemandem?"
    „ Ich verstehe nicht recht“, erwiderte sie.
    „ Ich meine, ob Sie im Moment mit jemanden… es geht mich natürlich nichts an und großer Gott, ich will Sie nicht ausfragen, aber… es könnte wie gesagt relevant sein. Was ich meine... sind Sie auf... sexuellem Gebiet... aktiv?"

    Teyla begegnete der Verlegenheit des Arztes mit Verwunderung, runzelte die Stirn und es dauerte einige Augenblicke, bis sie begriff, was Carson zu sagen versuchte. „ Sie denken, ich bin…"
    „ Das heißt also, Sie…“, setzte er an und seine Miene lichtete sich, als sie nickte. Er räusperte sich und faltete die Hände auf seinem Schoß. „ Ohne einen Test wissen wir natürlich nichts und ich will mich nicht auf eine Vermutung stützen, aber die Symptome passen alle zusammen.“ Er verzog seinen Mund einem ermunternden Lächeln. „ Ich würde gerne einen Test machen, wenn Sie damit einverstanden sind. Nur, damit wir wissen woran wir sind. Es wird nicht lange dauern; ich werde Ihnen Blut abnehmen und dann von dem Computer auswerten lassen. Es dürfte nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Und dann… ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

    Teyla schreckte aus ihren Gedanken und sah den Mediziner an. „ Und was ist, wenn der Test… positiv ist?“
    „ Dann werden Sie ein Baby bekommen“, lächelte Carson. „ Aber noch steht ja nichts fest.“ Er lächelte sein aufmunterndes Lächeln und seine stahlblauen Augen funkelten freundlich. „ Es wird schon alles gut werden, meine Liebe.

    Die Athosianerin war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, als Carson ihr Blut abnahm. Nein, sie zuckte noch nicht einmal zusammen, als sich die Türen der Krankenstation öffneten und ein lautes „ Dr. Beckett“ die Wände erschütterte.

    -----------

    „ Es wird schon alles gut werden, meine Liebe.“ Carson lächelte und tätschelte Teyla über den Arm. Er ließ die junge Frau mit ihren Gedanken allein und versuchte sie möglichst nicht zu stören. Sie schien ihn gar nicht zu bemerken, zuckte noch nicht einmal zusammen, als die Nadel durch ihre Haut piekste. Er fragte sich, welcher Herr es wohl geschafft hatte, das Herz der edlen Kämpferin zu erobern.

    Die sich zischend öffnende Tür und ein lautes, schallendes „ Dr. Beckett“ rissen ihn aus seinen Gedanken zurück auf die Krankenstation.
    „ Oh, großer Gott!“, rief Carson, als er Col. Cameron Mitchell entdeckte, dessen graue Augen rastlos umherirrten. „ Colonel, was ist passiert?“
    Mitchell sah auf Col. Samantha Carter hinab, die regungslos in seinen Armen lag- dunkelrotes, fast schon schwarzes Blut tropfte aus ihren Mundwinkeln auf seine Uniform.
    „ Sie… sie...wir waren in der Mensa, haben was gegessen“, berichtete der Colonel, seine Stimme überschlug sich fast. „ Plötzlich meinte sie, sie fühle sich nicht besonders und sie wolle sich hinlegen gehen.“ Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. „ Dann ist sie… sie ist zusammengebrochen und fing an aus dem Mund zu bluten.“
    „ Legen Sie sie auf die Liege“, wies Carson den Soldaten an und fischte seine kleine Lampe aus der Hosentasche, leuchtete der blonden Wissenschaftlerin damit in die Augen. „ Colonel, können Sie mich hören? Samantha, können Sie mich…“

    Ein dumpfes Geräusch ließ sowohl ihn, als auch Col. Mitchell aufhorchen. Carson wandte einen schnellen Blick über seine Schulter und erschrak, als er Teyla der Länge nach zu Füßen des Behandlungstisches liegen sah; das Gesicht schmerzverzerrt, die Hände um den Bauch geschlungen, dunkles Blut aus dem Mund laufend.
    „ Verdammt, Teyla!“ Col. Mitchell hechtete zu der Athosianerin, schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie vorsichtig hoch. „ Doc!“
    „ Legen Sie sie hin, Colonel!“, rief Carson und schnappte nach seinem Headset. „ Jennifer, hier ist Carson, bitte kommen Sie unverzüglich auf die Krankenstation.“
    „ Was ist denn los?“, erklang die Stimme, der hübschen Ärztin aus Wisconsin wenige Augenblicke später. „ Stimmt irgendetwas nicht?“
    „ Ich würde es Ihnen gern erklären, doch ich brauch Sie hier. Und zwar sofort!“
    „ Verstanden, ich komme sofort!“

    TBC
    Geändert von Ailya (12.09.2010 um 14:19 Uhr)

  24. Danke sagten:


  25. #54
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Zwei schöne Teile! Sie haben also die drei Toten vom Schiff beerdigt.

    Oh... mein ... Gott! Sag bitte, dass es nicht schon losgeht!!!! Nicht mit Teyla und Sam. Bitte, bitte nicht! Ich freu mich auf alle Fälle schon mal auf ein neues Kapitel.

  26. Danke sagten:


  27. #55
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Das Wesen & Lullaby of pain

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Was soll jetzt nicht schon losgehen? Das Kinderkriegen oder das "Wir werden alle zu Zombies"?


    Wieder zwei neue Kapitel und naja, was soll ich sagen? Über ein Feedback von euch würde ich mich sehr sehr freuen...
    LG, eure Ally

    Das Wesen

    " Nur die Sterne leuchten nach dem Tod "


    John keuchte erschrocken auf und schnappte nach Luft, als das harte Holz in seine Kniekehlen schnellte und ihn zu Fall brachte; er machte einen stolpernden Satz nach vorne, versuchte vergebens irgendwo Halt zu finden und fiel der Länge nach auf den kalten Boden.

    Dort blieb er liegen; völlig außer Atem und nassgeschwitzt. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, sein Puls raste und er hörte förmlich das Blut durch seine Adern rauschen.
    „ Sie sind nicht bei der Sache, Sheppard“, bemerkte Ronon Dex trocken und stupste dem dunkelhaarigen Soldaten mit seinem Bantosstab in die Seite.
    John verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und rollte sich schwerfällig auf den Rücken, ignorierte das Brennen in seinen Kniekehlen. Seine Unterarme waren krebsrot und kribbelten. So langsam kam ihm der Verdacht, dass es dem Sateder Spaß machte, ihn leiden zu sehen.

    Ronon grinste und streckte ihm seine prankenartige Hand entgegen, doch John bedachte ihn nur missbilligenden Blickes und stieß sich mit den Ellenbogen vom Boden ab.
    Ächzend kämpfte er sich auf die Beine und verharrte dann einen Moment in seiner Bewegung, als sich alles um ihn herum zu drehen begann, aber daran hatte er selbst Schuld. Er hatte seinen hünenhaften Teamkameraden gebeten nicht zimperlich mit ihm zu sein. Es war etliche Wochen her, dass sie beide zum letzten Mal trainiert hatten- solange, dass er sich schon gar nicht mehr richtig daran erinnern konnte.

    John seufzte tief und fokussierte Ronon, als der Schwindel langsam verflog und seine Gedanken wieder klarer wurden. Es war viel passiert in den letzten Wochen und er musste dringend den Kopf freibekommen. Von dem Training mit Ronon hatte er sich genau dies erhofft, doch so langsam fragte er sich, ob das wohl wirklich eine so gute Idee gewesen war; sein Hinterteil schmerzte, seine Kniekehlen brannten und sowieso erweckte er einen eher geschundenen Eindruck.

    „ Alles in Ordnung? Sollen wir lieber aufhören?“, hörte er Ronon fragen, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und schüttelte mit dem Kopf.
    „ Mir geht’s gut“, erwiderte er schnell, klopfte sich den Staub von seiner Hose und funkelte den Sateder an. „ Lassen Sie uns weitermachen.“
    Ronon zuckte mit den Schultern und nahm wieder seine Angriffsposition ein. „ Wie Sie wollen, Sheppard.“

    Der Sateder begann um ihm herumzupirschen, wie ein Raubtier um sein ahnungsloses Opfer. Geschickt ließ er seinen Bantosstab durch seine Hände gleiten, zuckte manchmal binnen Sekunden nach vorne, täuschte einen Angriff vor.
    Doch John kannte Dromoys lange genug, um zu wissen, dass er auf den richtigen Moment wartete. Ronon würde warten, bis er eine günstige Gelegenheit erhalten würde, um ihn wieder zu Boden zu schicken. Aber das würde ihm nicht gelingen!

    Johns Blick folgte seinem Teamkameraden, nicht einmal das noch so kleinste Muskelzucken entging ihm. Nicht ein Schweißtropfen perlte von der Haut des Sateders ab und tropfte zu Boden, ohne dass er es bemerkte.
    Ronon biss sich auf die Unterlippe und seine scheinbar undurchdringlichen braunen Augen studierten ihn unermüdlich. Er schien in seinem Kopf abzuwägen, wie er ihn überrumpeln wollte, wie er ihn demütigen wollte. Das würde nicht schwer werden, hatte er sich erst einmal für eine Methode entschieden.
    Ronon hatte mit ansehen müssen, wie die Wraith seinen Planeten vernichtet hatten, wie sie seine Freunde getötet hatten. Jahrelang war er vor ihnen davongelaufen, war eine Art Freizeitbeschäftigung für diese Monster geworden. Er hatte sich nicht lange an einem Ort aufhalten können, ohne Vernichtung über ihn zu bringen.

    John konnte sich nicht vorstellen, wie der Sateder diese Jahre der Einsamkeit hinter sich gebracht hatte. Wahrscheinlich damit, dass er kämpfte…
    Er kämpfte wie kein Zweiter, konnte jeden Gegner binnen Sekunden einschätzen und wenn nötig ausschalten. Im Großen und Ganzen war er eine Bereicherung für das Team, auch wenn er es am Anfang schwer gehabt hatte.

    Ronons tiefe Narben an seinem Arm stachen John ins Auge. Schon bei ihrem ersten Treffen hatte er begreifen müssen, dass der Sateder eine Nummer zu hoch für ihn war. Und selbst jetzt- eineinhalb Jahre später- war er sich darüber im Klaren, dass sie sich nie ebenbürtig werden würde.

    Im Gegensatz zu ihm und Teyla. Seit sie einander kannten, hatte sie versucht ihn in die Kunst des traditionellen athosianischen Kampfes einzuweisen und inzwischen konnte sie sogar recht zufrieden mit ihm sein… meinte er zumindest. Im Laufe der Jahre hatte er sich verbessert, war nicht mehr ganz so tollpatschig wie zu Anfang und konnte seine Bewegungen besser koordinieren. Hatte sie ihn damals noch mühelos besiegen können, so musste sie sich jetzt anstrengen. Er nahm sich sogar die Freiheit zu behaupten, dass sie sich im Kampf ebenbürtig waren… auch wenn sie beide sich während ihres letzten Trainings nicht unbedingt auf den Kampf konzentriert hatten.

    John musste schmunzeln, als er sich daran zurückerinnerte, wie Teyla und er versucht hatten, sich gegenseitig zu Fall zu bringen. Jeder hatte versucht den Kampf für sich zu entscheiden… der schließlich unentschieden in seinem Bett geendet hatte.

    Er schürzte die Lippen, als ihm wieder einfiel, was heute Nacht geschehen war. Es war in letzter Zeit öfters passiert und er hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass Teyla regelmäßig schreiend aus dem Schlaf fuhr und dabei wild um sich schlug. Doch diese Nacht war es so schlimm wie noch nie gewesen!
    Er hatte nur gehört, wie sie mit einem kehligen Schrei erwacht war, wie sie sich aus dem Bett gekämpft hatte, in Richtung Bad gestürmt war und sich dort mit einem gurgelnden Laut erbrochen hatte. Merkwürdigerweise war er noch eine Weile liegen geblieben, bis er sich aufgerafft hatte und zu ihr geeilt war.
    Sie war blass, wenn nicht schon aschfahl, gewesen und sah ausgelaugt aus. Diese scheinbar nicht enden wollenden Träume machten sie fertig und es war allerhöchste Zeit gewesen, dass sie zu Carson ging…

    Seufzend schloss John die Augen für einen kurzen Augenblick, und sich- als er sie wieder öffnete- auf dem Boden zu Ronons Füßen liegend wiederfand, den Bantosstab des Sateders in die Seite gepresst, sein Knie in seiner Wirbelsäule spürend.
    „ Sie sind nicht bei der Sache“, meinte Ronon wieder und es kam John vor, als klang leichte Belustigung in der Stimme seines Freundes mit. Er wollte ihm etwas erwidern, doch es überraschte ihn, als außer einem Krächzen nichts über seine Lippen kam, und er einen stechenden Schmerz verspürte, als er sich aufrichten wollte.

    Ronon schien zu merken, dass er den Luftwaffenoffizier überrumpelt hatte, beugte sich nach vorne, reichte ihm seine Hand und zog ihn mit einem Ruck hoch.
    John stöhnte leise auf und das Knacksen in seiner Rückengegend gefiel ihm überhaupt nicht, ebenso wenig der Schmerz, der Sekunden später durch seinen Rücken fuhr und ihn nach Luft schnappen ließ.
    „ Stimmt etwas nicht?“, fragte Ronon und schleuderte seinen Bantosstab in eine Ecke des Raumes. Als er ihn ansah, zuckte er mit seinen mächtigen Schultern. „ Sie scheinen mir nicht bei der Sache zu sein.“
    „Ach, wie kommen Sie denn da drauf?“, fragte John spitz, tat es seinem Kameraden gleich und humpelte hinter ihm her. Plötzlich sehnte er sich nach einem heißen Bad… und nach seinem I-Pod- nichts auf der Welt war in so einer Situation besser als Johnny Cash.

    Er sah Ronon mit den Schultern zucken und dann nach seinem Handtuch angeln.
    „ Ich weiß nicht“, brummelte er in das Handtuch hinein, als er sich das Gesicht trocken wischte. „ Vielleicht bedrückt Sie ja irgendwas. Kann ja mal vorkommen.“
    John hob die Augenbrauen, wusste genau worauf der Sateder hinauswollte. Rein zufällig hatte Ronon erfahren, dass Teyla und ihn inzwischen etwas mehr als nur Freundschaft verband- er war unfreiwillig in einen mehr oder weniger leidenschaftlichen Kuss geplatzt und hatte sich mindestens genauso erschrocken, wie sie beide.
    Erst war der Sateder skeptisch gewesen und John konnte ihm das nach den Geschehnissen vor zwei Wochen nicht verdenken… aber schlussendlich hatte er unter Zwinkern und Grinsen versprochen, dass ihr Geheimnis bei ihm sicher sein würde.

    „ Nein, alles in Ordnung“, log John, nachdem er sich den Schweiß mit dem Handtuch vom Gesicht gewischt und es über seine Schulter geworfen hatte.
    „ Sie wissen, dass ich merke, wenn Sie mich anlügen, Sheppard?“, sagte Ronon, ohne ihn dabei anzusehen.
    John runzelte die Stirn. „ Warum sollte ich Sie jemals anlügen, Kumpel?“
    Ronon zögerte mit dem antworten, als sie beide aus dem Trainingsraum hinaus auf den Korridor traten und sich auf den Weg in Richtung Mensa machten.

    Der Korridor war hell erleuchtet und wirkte nun nicht mehr so düster und unheimlich wie noch bei ihrer Ankunft. Sie befanden sich auf der Ebene mit den Quartieren der Besatzung. Fast das ganze alltägliche Leben spielte sich hier ab; wen es nicht auf seinem Quartier hielt, vertrieb seine Zeit in der Mensa oder im Trainingsraum. Unter lautem Protest hatte Rodney jedem Expeditionsmitglied eine persönliche Sache zugesprochen, die er mithilfe des antikischen Materiekonverters generierte, was zur Folge hatte, dass Elizabeth sich vollends in ihr Quartier zurückgezogen hatte, um sich der Malerei hinzugeben, während Carson Beckett seine musikalische Seite zu entdecken versuchte.

    Ronon hatte noch immer nicht geantwortet, als sie um die Ecke gebogen waren, die Mensa in Sicht kam und sich eine Stimme mit starkem schottischen Akzent aus seinem Headset meldete: „ Col. Sheppard, bitte kommen Sie unverzüglich auf die Krankenstation!“
    Er und Ronon blieben mitten auf dem Korridor stehen und sahen einander verwirrt an.
    „ Was ist passiert, Carson?“, fragte John.
    „ Sie sollten sich lieber beeilen, Colonel“, erwiderte der schottische Mediziner. „ Das sollten Sie sich persönlich ansehen.“
    John runzelte die Stirn und nickte, obwohl er wusste, dass Carson das nicht sehen konnte. „ Ich komme sofort.“
    „ Beeilen Sie sich, bitte“, schallte es abermals aus seinem Headset, als er sich in Bewegung setzte.

    ----------------

    Wie schon sooft in den vergangenen Minuten blickte Carson auf, kaum dass das Stöhnen seiner Patientin an sein Ohr drang. Mit einem fast schon wehleidig klingenden Seufzen beobachtete der Mediziner, wie sie sich nervös hin und her warf. Schweißtropfen traten wie Blutstropfen gleich über ihre Stirn, bahnten sich schwerfällig ihren Weg über ihr vom Fieber erhitztes Gesicht. Ihre Lippen und ihre Schultern bebten. Ihr zerbrechlich wirkender Körper wurde von immer neuen Fieberattacken geschüttelt; sie packten sie, ließen sie zusammenzucken und sich nervös auf die andere Seite werfen.
    Immer wider stöhnte und ächzte sie leise, verzog ihr Gesicht unter den Schmerzenswellen. Ihre Augen zuckten rastlos unter den geschlossenen Lidern.
    Ihr ganzer Körper war mit Schweiß bedeckte, ihr Top klebte nassgeschwitzt an ihrem vom Fieber gebeutelten Körper. Immer wieder wurde er von neuen Krämpfen geschüttelt. Immer wieder sank sie unter Ächzen und Stöhnen in sich zusammen. Immer und immer wieder…

    Carson tat es unglaublich weh, zu sehen wie sehr sich Teyla quälte und zu wissen, dass er nichts tun konnte. Er hatte alles nur Erdenkliche und in seiner Macht Stehende getan, um der jungen Frau zu helfen, doch er wusste nicht, was ihr fehlte. Seit scheinbar nicht enden wollenden Minuten wurde sie von Krämpfen und Fieberattacken geschüttelt, doch egal was er auch versucht hatte… nein, die Athosianerin war auf nichts angesprungen. Es war fast zum Verzweifeln!
    Diese Ungewissheit machte ihn verrückt! Es gab nichts, was er mehr hasste, als nicht zu wissen, was seinem Patient fehlte. Das hatte er schon damals auf der Universität gehasst und er hasste es heute immer noch.

    Carson seufzte wieder, als Teyla sich wieder unter Stöhnen wand und ihr Kopf rastlose Ruhe auf dem Kopfkissen fand. Im Gegensatz zu Col. Carter, die überraschend nach ein paar Minuten erwacht war und sich jetzt mehr oder weniger normal fühlte, hatte sich der Zustand der Athosianerin verschlechtert. Weder er, noch seine neue Kollegin Dr. Keller wussten mit ihr etwas anzufangen.

    „ Machen Sie mir ja keinen Unfug, meine Liebe“, sagte Carson leise und legte seine Handfläche auf Teylas vom Fieber erhitzte Stirn. „ Wir brauchen Sie hier doch noch.“ Er bezweifelte, dass sie ihn hören konnte, aber er konnte nicht einfach nur dasitzen und zusehen, wie sie litt. Es war einfach nur unerträglich, nicht zu wissen, wie ihr man ihr helfen konnte!
    Das metallene Rasseln in Teylas Brust, ihr leises Jammern und ihr Winseln wurden von dem Zischen der sich öffnenden Türe und von den heraneilenden Schritten übertönt… doch Carson wandte sich erst um, als er aus dem Augenwinkel heraus sah, dass sich ihm jemand näherte.

    „ Was ist mit ihr?“ Col. Sheppard klang besorgt. Seine Atmung war beschleunigt, wahrscheinlich weil er den Weg von wo immer er auch gewesen war bis hierher gerannt war.
    Carson wandte sich seufzend zu dem dunkelhaarigen Soldaten um, blickte ihn verständnislose haselnussfarbene Augen, die nach einer Antwort suchten.
    „ Ich weiß es nicht.“ Das war die einzige Antwort, die Carson auf diese Frage zu geben wusste. Die Reaktion, die darauf folgte, hatte er schon erwartet: ein Schatten legte sich über das Gesicht des Colonels und seine Miene wurde ausdruckslos. Er presste die Lippen so fest aufeinander, dass das Blut aus ihnen wich.

    Ein Moment der Stille folgte. Teylas Aufstöhnen ließ den Soldaten zusammenzucken und aus seiner Starre erwachen.
    „ K…kann ich…“, brachte er stotternd zustande. Carson nickte, wusste was er wollte.
    „ Gehen Sie zu ihr, mein Junge“, sagte er und trat einen Schritt von Teylas Bett weg, beiseite, machte Platz, gewährte Privatsphäre. Langsam entfernte er sich immer weiter, sah nur noch, wie der Colonel nach der Hand der Athosianerin griff und sie fest umklammerte, als wollte er sie festhalten.

    Jennifer hatte gemeint, dass die beiden Teamkameraden eine innige Freundschaft verband und sie war es auch gewesen, die vermutet hatte, dass ihre Beziehung weit über Freundschaft hinausging. Eine Vermutung, die Carson schon viel früher gekommen war, die er aber immer wieder verworfen hatte. Doch diesmal…

    Nein, dieses Mal ließ es sich nicht leugnen; zärtlich und behutsam strich der Zeigefinger des Colonels über Teylas zitternde Hand. Er hatte neben ihrem Bett Platz genommen, hatte ihre Hand an seine Lippen geführt. Er schien irgendetwas gegen ihre Handflächen zu wispern, doch Carson verstand es nicht. Wenn er es sich genau überlegte, wollte er es auch nicht wissen.
    Im Schatten eines Pfeilers sah er den hünenhaften Ronon Dex stehen, der scheinbar auch beschlossen hatte, den beiden einen Moment allein zu gönnen. Als sich ihre Blicke trafen, nickte der Sateder nur und verschränkte die Arme vor seinem muskulösen Brustkorb.

    Carson nahm wieder Platz, schob mit einem missmutigen Laut seinen Tablettlaptop beiseite- er hatte jetzt einfach keinen Nerv dafür. Er hatte die letzten Tage immer wieder darauf gestarrt und so langsam machte ihn das Flimmern des Bildschirms verrückt.
    Sein Blick fiel auf ein unscheinbares, weißes Blatt Papier, welches schon länger auf seinem Schreibtisch gelegen hatte, er es aber noch nicht angesehen hatte- es war einfach zu viel passiert, er hatte keine Zeit gefunden.
    Vorsichtig, als hätte er Angst die Schrift zu verwischen, strich er mit seiner Fingerkuppe über das raue Papier, auf dem in ebenso unscheinbarer Schrift das kleine Wörtchen 'negativ' zu lesen war- schwarz auf weiß.

    Er seufzte und sah wieder zu dem Paar herüber; Teyla wurde wieder von einem Krampf geschüttelt, der Colonel ließ ihre Hand nicht los, hatte die Zähne fest aufeinander gebissen und schien um seine Beherrschung kämpfen zu müssen.
    Sie jammerte auf, er zuckte zusammen. Sie stöhnte auf, er umklammerte ihre Hand noch fester, drückte seine Lippen noch fester gegen ihre Handfläche. Vielleicht war es besser so. Vielleicht war es besser, dass der Test negativ ausgefallen war…

    ------------

    Das Erste, was sie spürte, als ihre Sinne langsam zu ihr zurückkehrten, war der beißende Geruch nach Rauch. Dann spürte sie Schmerz, großen Schmerz in ihrem Kopf. In ihrem Magen. In ihren Beinen. Schmerz einfach überall.
    Sie wollte ihre Augen öffnen, doch da war nichts außer Dunkelheit, Schwindel, Übelkeit und noch mehr Schmerz. Kälte kroch durch ihre Glieder, ließ sie frösteln.
    Das Blut schien in ihren Adern zu gefrieren und sie fühlte sich, als hätte sie mehrere schlaflose Nächte hinter sich.
    Ihr Mund und ihre Lippen waren trocken. Ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. Es brannte, als sie mit ihr über ihre trockenen, aufgesprungenen Lippen leckte.

    Miéa kalina. Tuá miuó dué est. Eine sanfte Stimme erreichte ihr Ohr, fuhr durch ihren Körper, gab ihr die Kraft ihre Augen zu öffnen und dem Licht zu widerstehen, das viel, viel zu hell war.
    Sie merkte, wie die Energie der Stimme durch jede Faser ihres Körpers strömte, merkte wie ihre Beine sich vom Boden abstießen. Ihr Magen begann zu flattern und sie hatte das Gefühl zu schweben.

    Die Stimme, die sie aus dem tiefen schwarzen Loch gezogen hatte, war verebbt. Stattdessen drang ein leises, stetiges Brummen an ihr Ohr. Der Vorhang, der sich vor ihre Augen gelegt hatte, fiel… und sie sah einen hell erleuchteten Korridor vor sich liegen. Die Wände wurden von Leuchten beschienen und waren über und über mit Symbolen versehen, die sie nicht zu deuten wussten.
    Langsam setzte sie sich in Bewegung. Mit jedem Schritt wurde sie sicherer. Sie spürte den kalten Boden unter ihren nackten Füßen. Die Kälte fraß sich durch ihre Fußsohlen, an ihrem Bein hinauf, ließ sie erschaudern und ihre Arme um ihren Körper schlingen.

    Helia. Die sanfte Stimme ertönte wieder hinter ihr und sie drehte sich um, sah einen Mann mittleren Alters vor sich stehen. Er hatte dunkle Haare, warme haselnussfarbene Augen, die sie liebevoll und überrascht zugleich anfunkelten, und einen Dreitagebart. Er kam ihr vertraut vor und sie überkam ein warmes Gefühl, als sie sein Gesicht endlich einem Namen zuordnen konnte.
    „ John“, stieß sie hervor und erschrak sogleich. Ihre Stimme war ein melodisches, silbernes Klirren. Es klang nicht nach ihr, es klang fremd. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und blickte zu ihm auf; er lächelte sie an, streckte die Hand nach ihr aus und unwillkürlich setzte sie sich wieder in Bewegung, schwebte geradezu über den Boden.

    Sie näherte sich einer riesigen Glasfront, langsam, stetig, und erschrak, als sie ihr Spiegelbild erblickte, was dennoch nicht das ihre war. Vor ihr stand ein geradezu vollkommenes Wesen mit langen honigblonden Haaren und bezaubernden blassgrünen Augen. Ihr Gesicht war gleich Porzellan- nicht die kleinste Unebenheit zeigte sich. Ihre Gesichtszüge waren weich, bildeten eine perfekte Harmonie zu ihren gelockten Haaren und ihren vollen Lippen.

    Dieses perfekte Geschöpf starrte sie an und ihr wurde bewusst, dass etwas nicht stimmen konnte…



    Lullaby of pain

    I am holding on to the hope I have inside
    with you I will stay through every day
    putting my understanding aside

    Ein Tag, der mit einem schlechten Kaffee begann, konnte nur in einer Katastrophe enden, wobei ihm langsam der Verdacht kam, dass sich solche Tage in letzter Zeit häuften.
    Mit einem missmutigen Seufzen schielte Rodney über den Rand seiner Tasse hinab, nur um gleich angewidert die Lippen zu schürzen- dieses Zeug, was sich „Kaffee“ nannte, war dünn und roch nach Spülwasser. Statt einer satten karamelfarbenen Farbe, schimmerte es leicht gräulich, und der kleine Keks, den ihm die Köchin daheim in Atlantis immer daneben gelegt hatte, fehlte zu allem Überfluss auch noch. Es war einfach zum Verzweifeln!

    Mit dem Entschluss, seine Kaffeesucht zukünftig in den Griff zu bekommen, stellte Rodney seine Tasse beiseite und widmete sich wieder seinem Tablettlaptop, welches ihm nichts Besonderes verriet, außer vielleicht das, was er schon seit geraumer Zeit wusste: Er war umgeben von Idioten!
    „ Das… das ist… das kann doch nicht…“ Sein Puls rauschte in die Höhe und fast im selben Augenblick lechzte sein Mund nach einem Schluck Kaffee, doch allein der Gedanke an dieses bittere, gräuliche, müffelnde Zeug war ekelerregend und Rodney beschloss es lieber nicht zu riskieren. Er hing an seinem Leben und war eigentlich ganz zufrieden damit…

    Außer vielleicht mit der Tatsache, dass er mit einem Haufen unbefähigter Schwachköpfen zusammenarbeitete, die sich allesamt für die Reinkarnation von Einstein persönlich hielten! Das war einfach nur zu Verrücktwerden! Eine Farce!
    „ Branton“, grummelte Rodney und kniff die Augen zusammen, während er die Berechnungen seines jungen Kollegen noch einmal überflog, dann aber zu dem Schluss kam, dass selbst seine Nichte Madison intelligenter war als dieser Kerl! Seine Berechnungen- falsch! Da brauchte er noch nicht einmal hinsehen! Das konnte er schon aus hundert Metern Entfernung riechen! Gegen den Wind!
    Er konnte solche Möchtegernwissenschaftler nicht ausstehen und er hatte es Elizabeth nie verziehen, dass sie Mike Branton seinem und nicht Zelenkas Team zugeteilt hatte. Hätte diese vorwitzige, arrogante amerikanische Landpomeranze doch viel besser in das Team des Tschechen gepasst…

    Ein leises Zischen drang an sein Ohr. Rodney musste nicht einmal aufsehen, um zu wissen, wer da gerade das Labor betreten hatte und sich ihm schweren Schrittes näherte. Zum einem tat das nur einer freiwillig und zum anderen, hatte er ihn hierher bestellt, hatte aber nicht damit gerechnet, dass er binnen Minuten hier auftauchen würde.

    Seit drei, fast vier Jahren kannten sie einander, doch so hatte Rodney seinen Teamleader noch nie zuvor erlebt. Es war geradezu unheimlich!
    „ Sie sagten Sie hätten was für mich.“ John Sheppards Stimme klang hohl und ausdrucklos- die einzelnen Wörter verschwammen ineinander. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände, wirkte niedergeschlagen. Dunkle Schatten waren unter seinen glanzlosen, trüben Augen. Seine Mundwinkel hingen nach unten- im Großen und Ganzen erweckte er einen erschöpften und müden Eindruck…
    Rodney vermutete, dass er schon seit längerer Zeit kein Auge mehr zugetan hatte und wollte sich deshalb gar nicht erst auf eine Diskussion mit ihm einlassen.
    „ Wie geht’s ihr?“, fragte er vorsichtig. Er hatte schon Elizabeth gefragt, als sie vorhin bei ihm gewesen war, doch zu seinem Bedauern, hatte sie nur gemeint, dass es schon länger her war, dass sie auf der Krankenstation gewesen war und sie die jetzigen Umstände nicht wusste.
    „ Sie… sie kann nicht alleine atmen und ihr Herz schlägt… unregelmäßig“, antwortete John in gleich bleibender Tonlage und presste die Lippen aufeinander. Rastlos wanderte sein Blick durch den Raum, als schien er nach etwas zu suchen, doch seine Suche schien nicht von Erfolg gekrönt zu sein.

    Rodney verkniff sich einen Kommentar, zumal ihm kein angebrachter einfiel, der diese Situation gebessert hatte. Nein, zum wahrscheinlich ersten Mal in seinem Leben hielt er freiwillig seine Klappe und zog es vor zu schweigen. Vielleicht war es auch besser so…
    Es war fast kaum zu fassen, dass schon zwei Tage vergangen waren, seit man Teyla auf die Krankenstation gebracht hatte. Er zog nur ungern Schlüsse aus anderer Leute Aussagen, doch so wie John auf seine Frage geantwortet hatte, stand es nicht gut um die Athosianerin.

    Rodney versuchte sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal bei ihr gewesen war und musste geschockt feststellen, dass er das nicht konnte. War es wirklich schon so lange her? So lange, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte?
    „ Carson meint, dass die nächsten vierundzwanzig Stunden entscheidend sind“, hörte er den dunkelhaarigen Piloten seufzen. Seiner Stimmlage nach zu folgern, glaubte er ebenso wenig daran, wie er es tat. Rodney wusste, dass die ganze Sache seinen amerikanischen Freund mehr mitnahm, als er zugeben wollte, und das da irgendwas war, was er ihm nicht sagen wollte.
    „ Und wie geht’s Ihnen?“, hörte er sich plötzlich fragen, nicht wissend, warum er das getan hatte.

    John blickte zu ihm auf und für einen kurzen Moment glaubte er ein schwaches Funkeln in seinen haselnussfarbenen Augen zu erkennen- doch es verschwand wieder, bevor Rodney sicher gehen konnte.
    „ Ein Mitglied meines Teams stirbt! Wie sollte ich mich Ihrer Meinung nach fühlen?“, fragte der Militär trocken zurück und schluckte dann heftig.
    Rodneys Augen weiteten sich, als die Worte des Colonels in seinem Gehirn ankamen. „ Sie wird…“ Er setzte zur Frage an, strauchelte dann aber über seine eigene Zunge, verstummte und sah seinen Gegenüber kopfschüttelnd an. „ Wirklich?“
    Der Luftwaffenoffizier zog seine Mundwinkel noch weiter nach unten und starrte auf die staubigen Spitzen seiner Militärstiefel. „ Carson weiß nicht, was ihr fehlt. Er weiß nicht, ob…“ John schluckte abermals heftig und sah dann erwartungsvoll zu Rodney auf. „ Ich dachte, Sie könnten m… uns vielleicht weiterhelfen. Sie sagten, Sie hätten etwas gefunden.“


    Möglicherweise lag es an dem grottenschlechten Kaffee, der nach einem langsamen, aber fatalen Vernichtungskreuzzug in seinem Magen angekommen war; in seiner Magengegend grummelte und blubberte es verdächtig.
    Aber anderseits glaubte Rodney, dass sein plötzliches Unwohlsein vielmehr auf die Tatsache zurückgeführt werden konnte, dass John es in Betracht gezogen hatte, dass Teyla das Ganze nicht überleben würde! Wie um alles in der Welt konnte er nur so etwas denken?
    John schien seinen entsetzten Gesichtsausdruck deuten zu können und machte einen bedachten Schritt auf ihn zu.
    „ Rodney…“, sagte er mit gesenkter Stimme, zog seine Augenbrauen zusammen. „ Ich weiß, dass das schwer ist, aber…“

    Empört sah Rodney seinen Freund an, schüttelte dann ungläubig mit dem Kopf. Manchmal wunderte er sich über diesen Kerl! Dafür, dass er eben noch eine Miene wie nach sieben Tagen Regenwetter gezogen hatte, wirkte er jetzt doch wieder ziemlich gefasst, geradezu ernst. Wahrscheinlich hatte das Verdrängen von Gefühlen zur Soldatenausbildung gehört, oder so. Wer- außer den Soldaten selber- konnte schon sagen, was auf den unzähligen Stützpunkten alltäglich geschah…
    „ Es interessiert Sie gar nicht, wie es ihr geht?“, fragte er den Soldaten, noch immer mit dem Kopf schüttelnd.
    „ Natürlich interessiert es mich, wie es ihr geht“, konterte John. „ Als Teamleiter muss mich das interessieren!“
    „ Ach, wirklich?“ Rodney kniff die Augen zusammen. Irgendetwas war da noch- etwas, was seinem amerikanischen Kameraden die Sicherheit aus der Stimme nahm. John hatte die Lippen fest aufeinander gepresst und als er ihm geantwortet hatte, klang es eher wie ein hohles Zischen. Die haselnussfarbenen Augen des Militärs waren stur auf ihn gerichtet und als Rodney ihm Desinteresse vorgeworfen hatte, hatten sie wütend und empört zugleich aufgeblitzt.
    „ Sie sagten, Sie hätten etwas für mich“, knurrte John und das Knirschen seiner Zähne verriet Rodney, dass er wohl soeben den wunden Punkt des Amerikaners gefunden hatte. Es stand außer Frage, dass der Colonel alles für jeden Einzelnen seines Teams tun würde und trotzdem hatte Rodney das infrage gestellt.

    Rodney beschloss, nicht weiter auf diesem Thema herumzureiten und seinem Freund das Messer damit noch tiefer in die Brust zu rammen. Stattdessen schnappte er sich seinen Tablettlaptop und minimierte Mike Branton’s „ Chaosberechnungen“ in die Taskleiste- damit würde er sich auch später beschäftigen können.
    „ Ich hab mir den Plan der Ebene, die unter dieser hier ist, noch einmal genauer angeschaut“, begann er und drehte den Laptop leicht nach rechts, sodass John mit hinein schauen konnte. Er deutete mit dem Finger auf eine ziemlich genaue Abbildung. „ Das hier… dieses Labor liegt genau eine Ebene unter dem Maschinenraum. Ich habe das System kalibriert und dabei entdeckt, dass die beiden Räume miteinander verbunden sind und dass das Labor mit einer ziemlichen Menge an Energie gespeist wird.“
    „ Die Räume sind miteinander verbunden?“, fragte John, sich gedankenverloren am Kinn kratzend.
    Rodney nickte. „ Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, aber ich vermute, dass die beiden Räume sich gegenseitig am Leben erhalten“
    John sah zu ihm auf. „ Was hat das mit Col. Carter und Teyla zu tun?“
    „ Vor zwei Tagen konnte ich eines der Programme so umschreiben, dass es mir gelungen ist, mehr Energie aus dem Kern in die Antriebe einfließen zu lassen“, antwortete Rodney. Geschwind ließ er seine Finger über den Display seines Computers gleiten. Aus dem Augenwinkel heraus, beobachtete er Johns Reaktion, wurde bedauernswerterweise aus dem geradezu eingefrorenen Zügen des Colonel nicht schlau.

    „ Was… was ist das?“. fragte der dunkelhaarige Soldat und deutete mit seinem Finger auf eine ziemlich abweichende Zahl. „ Ein Energieanstieg?“
    „ Ja“, sagte Rodney nickend. „ Zuerst ist er mir nicht aufgefallen, weil ich beschäftigt war, und ehe ich mich versah, waren die Energiewerte wieder im normalen Bereich. Ich habe mir dann nichts weiter gedacht, also…“
    „ Elizabeth hat Col. Carter vor zwei Tagen diese Ebene erkunden lassen“, fiel John ihm ins Wort. „ Teyla und Lt. Scott haben sie begleitet.“
    Der Astrophysiker nickte wieder. „ Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, dann würde ich mir diesen Raum noch einmal genauer ansehen.“
    „ Sie glauben also, dass der Energieanstieg etwas mit der Sache und mit Teylas Zustand zu tun haben könnte?“, fragte John.

    Das müssen wir herausfinden, dachte Rodney, doch ehe er diese Gedanken in Worte fassen und aussprechen konnte, knackte Johns Headset und eine Stimme mit einem starken schottischen Akzent krähte los: „ Col. Sheppard?“
    Er und John wechselten einen kurzen, fast schon eingespielten Blick, ehe der Amerikaner antwortete: „ Ich höre, Doc. Was gibt’s Neues?“
    „ Es geht um Teyla“, kam prompt die Antwort. „ Vielleicht sollten Sie lieber kommen; sie ist… aufgewacht.“

    Rodney runzelte die Stirn. Ja, es war definitiv schon länger her, seit er das letzte Mal auf der Krankenstation gewesen war und nach seiner athosianischen Freundin gesehen hatte- er wusste nicht, dass es derart schlecht um sie stand!
    „ Bin gleich da“, hörte er John erwidern und dann das Knacken der abbrechenden Funkverbindung. „ Rodney?“
    „ Hhm?“ Der Wissenschaftler blickte ihn fragend an, begann dann aber abweisend mit dem Kopf zu schütteln, als er begriff, worauf der lantianische Befehlshaber hinaus wollte. „ Nein… i…ich sollte besser hier bleiben. Sie wissen ja… die Arbeit.“
    John neigte den Kopf leicht zur Seite und sah ihn schief an. Dennoch schien ihn seine abweisende Art nicht zu stören, denn er begann dann langsam zu nicken. „ Wenn Sie meinen.“

    Deine Ausreden war auch schon mal besser, alter Junge, tadelte sich Rodney selber, als er John hinterher blickte, bis er um die Ecke bog und sich die Tür des Maschinenraums schloss. Die Arbeit hätte er auch noch später erledigen können. Es war viel mehr die Angst, die da aus ihm gesprochen hatte und ihn hatte zögern lassen. Es war die Angst, Teyla in einem Zustand sehen zu müssen, von dem er nie gedacht hatte, sie einmal derartig zu erleben. Wenn er ehrlich sein sollte: Er hatte Angst um die Athosianerin!

    -----------

    „ Carson?“, wandte sich Elizabeth an den schottischen Arzt und beobachtete nervös, wie seine Finger den Hals seiner Patientin abtasteten und mit einer kleinen hellen Lampe in ihre Augen leuchtete. „ Ist sie auch wirklich in Ordnung?“

    Irgendwie machte Teyla nämlich nicht einen sonderlich gesunden Eindruck auf sie. Sie war zwar wach, aber schien trotzdem ganz woanders zu sein. Völlig apathisch saß die Athosianerin kerzengerade in ihrem Bett, die Finger in das Bettlaken gekrallt und den Blick stur nach in die Ferne gerichtet. Ihre Augäpfel zuckten nervös hin und her, doch ihre rehbraunen Augen wirkten leblos und glasig.
    Ihre rostbraunen Haare waren vom Kopfkissen zerzaust und nach zwei Tagen auf der Krankenstation wirkte sie gefährlich blass, aschfahl.

    „ Rein körperlich gesehen fehlt ihr nichts“, antwortete Carson Beckett ihr und seufzte schwer. „ Ihre Atmung ist stabil, ihre Herzrate ist gut und ihr Puls ist normal. Ich wüsste nicht, was ihr fehlen könnte.“
    „ Aber es ist unübersehbar, dass etwas mit ihr nicht stimmt“, sagte Elizabeth.
    „ Wenn ich doch nur wüsste was“, murmelte Carson und seiner Stimme war zu entnehmen, dass er sich große Sorgen um seine Patientin machte; Teyla reagierte so gut wie gar nicht auf äußerliche Einflüsse. Weder auf die Reflexteste hatte sie reagiert, noch als Carson sie direkt angesprochen hatte. Sie saß einfach nur da und hatte ihren Blick scheinbar auf irgendetwas in der Ferne gerichtet.

    „ Wie lange geht das das schon so?“, fragte Elizabeth, ohne ihren Blick dabei von der Athosianerin abzuwenden.
    „ Seit sie aufgewacht ist“, antwortete Carson und sah auf seine Armbanduhr. „ Das war vor nicht einmal einer halben Stunde.“ Besorgt kräuselte er seine Augenbrauen und warf die Stirn in Falten.
    Elizabeth löste ihren Blick für einen kurzen Moment von Teyla und sah den Schotten ungläubig an. „ Und seitdem hat sie sich nicht gerührt?“
    Carson schüttelte nachdenklich mit dem Kopf. „ Nicht einen Zentimeter. Ich mache mir langsam Sorgen, Elizabeth. Sie reagiert auf überhaupt nichts und ich weiß bei aller Liebe nicht, woran das liegen könnte.“

    Die Expeditionsleiterin ließ ihn zu Ende reden und nickte dann. Mit einem Seufzen fuhr sie sich durch ihre dunkelbraunen Locken, strich sie sich aus dem Gesicht und trat einen zögerlichen Schritt auf Teylas Krankenbett zu. Noch immer hatte sich nichts verändert; nach wie vor verharrte die Athosianerin regungslos in derselben Position wie noch vor ein paar Minuten. Einzig und allein ihre Augen zuckten nervöser hin und her und ihre Lider flatterten ab und zu.
    „ Teyla?“, fragte sie vorsichtig und streckte ihre Hand nach der jungen Frau aus, erschrak als ihre Fingerspitzen sie berührten; die Haut der Athosianerin war eiskalt und ein Schauer durchfuhr sie. Elizabeth zog ihre Hand schnell wieder zurück, verzog das Gesicht als hätte sie sich an einer heißen Herdplatte verbrannt.
    „ Sie kann Sie nicht hören“, sagte Carson leise. „ Und wenn sie es kann, dann reagiert sie nicht darauf. Es ist wie verhext!“

    Carson hatte Recht! Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht- das war mehr als offensichtlich. Das war keine Vermutung, das war eine Tatsache!
    Während sie in Teylas ausdrucklose Miene starrte, versuchte sich Elizabeth daran zu erinnern, wann sie die Athosianerin zum letzten Mal herzhaft hatte lachen sehen. Das war gerade einmal zwei Tage her! Oder sollte sie besser sagen, dass es schon zwei Tage her war?

    Sie hatten sich in der Mensa getroffen und zusammen gegessen; an dem Tag hatte es Schnitzel gegeben. Elizabeth musste schmunzeln, als sie sich daran erinnerte, wie Teyla sich über diesen von Rodney eingeführten „Schnitzeltag“ witzig machte. Da war sie noch putzmunter gewesen, hatten gelacht und gescherzt!
    Elizabeth musste zugeben, dass es ihr nicht entgangen war, dass sie Athosianerin aufgelebt war und die Phase der Zurückgezogenheit anscheinend hinter sich gebracht hatte. Sie wusste nicht warum und wenn sie ehrlich sein sollte, interessierte sie das auch nicht.

    Ja, das war vor zwei Tagen gewesen. Jetzt erinnerte gar nichts mehr an die so ausgelassene Athosianerin. Sie saß nunmehr apathisch in ihrem Bett und hielt nach Nichtexistentem Ausschau.
    „ Und wir können wirklich nichts für sie tun?“, fragte Elizabeth, unterlegt mit einem langen, wehleidigen Seufzer.
    Sie sah Carson aus dem Augenwinkel heraus mit dem Kopf schütteln. „ Ich wünschte ich könnte es, Elizabeth. Aber solange wir nicht wissen, was das ausgelöst hat, kann ich nichts für sie tun.“

    Die Tür zur Krankenstation öffnete sich mit einem penetranten Zischen und das Geräusch der schweren Militärstiefel ließ Elizabeth erahnen, wer sich da näherte.
    „ Colonel…“
    John nickte ihr kurz und lieblos zu und es war nicht schwer zu erraten, was ihm wirklich durch den Kopf ging. Am Fußende des Krankenbettes blieb er stehen und umklammerte es mit beiden Händen. Er fixierte die im Bett sitzende Teyla und runzelte seine Stirn.
    „ Wie geht’s ihr?“, fragte er und sah dabei kurz zu Carson.
    „ Ich wünschte ich könnte es Ihnen genauer sagen, Colonel“, antwortete dieser so, wie er vorhin auch ihr geantwortet hatte. „ Körperlich gesehen geht es ihr gut. Alle ihre Werte sind im normalen Bereich, aber… Na, Sie sehen es ja selber.“
    „ Kann sie uns hören?“, fragte John.
    „ Wenn Sie möchten können Sie Ihr Glück versuchen“, meinte Carson seufzend. „ Aber ich befürchte, dass sie nicht reagieren wird. Wir versuchen es schon seit fast einer halben Stunde.“

    Elizabeth bemerkte Johns anfängliches Zögern. Auch Carson schien dies nicht zu entgehen und er drehte sich weg. Warum drehte er sich weg? Gab es etwas, was er als Arzt nicht wissen durfte? Und wenn ja, was? Sollte sie sich auch wegdrehen? Sie sah keinen Grund dazu!
    John war um das Fußende des Bettes herumgegangen, stand nun neben Teylas Seite und betrachtete sie eingehend. Sie sahen sich fast ein bisschen ähnlich- beide starrten! Doch im Gegensatz zu der Athosianerin fing sich John wieder und Elizabeth sah, wie seine Lippen zu beben begannen. Er redete leise…

    So ging das eine ganze Weile lang; er starrte sie einfach nur an und schien leise zu sprechen. Doch dann ging er neben ihr auf die Knie und umschloss ihre Hand mit der seinen. Elizabeth verstand, warum Carson sich weggedreht hatte, beschloss dass auch sie es besser tun sollte. Und sie verstand endlich, warum sich Teyla in den letzten Tagen so verändert hatte.
    Still schmunzelte sie in sich hinein. Insgeheim hatte sie so etwas ja schon länger vermutet- schon damals, daheim in Atlantis-, doch das hier war wohl die Bestätigung.
    Elizabeth schmunzelte abermals. Sie freute sich- für beide. Beide hatten es verdient und sie glaubte, dass es nicht falsch war zu behaupten, dass sie einander verdient hatten…

    Ihre Gedankengänge, die sie nur noch mehr zu Vermutungen anstachelten, wurden je unterbrochen… von einem hohen, spitzen und schmerzerfüllten Schrei.
    Erschrocken wirbelte sie herum, sah nur noch, wie Carson ans Krankenbett stürmte und wie Johns starke Arme eine sich wild windende Teyla zurück in die Kissen drückten.
    „ Was ist…“ Ihre Frage wurde von einem lauten Schrei übertönt, der sie erschaudern ließ. Mit geweiteten Augen versuchte sie einen Blick zu erhaschen, doch Carsons Körper und Johns breite Schultern versperrten ihr die Sicht.
    „ Jennifer!“, hörte sie Carson bellen. „ Ich brauche hier 40 mg Diazepam! Sofort!“
    „ Doc, was ist mit ihr?“, hörte sie John fragen, sah seine Armmuskeln vor Anstrengung zittern. Doch Carson antwortete ihm nicht, sondern kümmerte sich viel mehr darum, seiner epileptischen Patientin das Sedativum, welches ihm Dr. Jennifer Keller herangeschafft hatte, zu verabreichen. Das allerdings gestaltete sich als schwierig…

    Teyla bäumte sich auf, versuchte sich aus Johns festem Griff zu winden und mit ihren Händen nach ihm zu schlagen, doch seinen geübten Militärgriffen konnte selbst sie als Kämpferin nichts anhaben- immer wieder drückte er sie zurück ins Kissen, versuchte sie still zu halten, während Carson ihr das Mittel verabreichte.
    Die Finger der Athosianerin hatten sich in das Bettlaken und in die Bettdecke verkrallt. Unter lautem Stöhnen und Schreien wand sie sich hin und her, bäumte sich immer wieder auf, trat nach allem was ihr im Weg war, fauchte und knurrte durch zusammengebissene Zähne. Ihre braunen Augen waren in ihrem Hinterkopf verschwunden.

    Geschockt und nicht fähig zu denken, beobachtete Elizabeth das ganze Szenario aus einiger Entfernung, sah wie sich Teyla ein erneutes Mal aufbäumte und dabei einen fast animalischen Schrei von sich gab und wie sie nach Johns Schultern packte, ihre Finger in seine Haut bohrte und ihn zu sich herunterzog.
    John stöhnte vor Schmerz auf, versuchte sich aus ihrem Griff zu lösen, doch diesmal war es sie, die ihn unter Kontrolle hatte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.
    „ Tuá est jucándriá“, kam es heiser über ihre Lippen, ehe sie in sich zusammensank und besinnungslos zurück gegen die Kissen fiel. Erschrocken machte John einen Satz nach hinten und auch Carson entfernte sich einen Schritt von dem Krankenbett.

    „ Was zur Hölle…“ John sah erst Carson an und drehte sich dann zu Elizabeth um, die noch immer nicht in der Lage war sich zu bewegen. Nein, das konnte nicht sein!
    „ Ich mag mich vielleicht irren…“, setzte Carson an, kopfschüttelnd, in welches John mit einstieg und sie dann verwirrt ansah.
    „ Was war das da gerade?“, hörte sie ihn fragen, reagierte aber nicht darauf, starrte stattdessen Teyla an, die regungslos auf dem Krankenbett zusammengebrochen war, alle Viere von sich gestreckt. Sie sah vollkommen fertig aus und was immer da gerade geschehen war, hatte sie ausgelaugt und…

    „ Elizabeth!“ Johns energische und zugleich nervöse Stimme riss sie aus ihren Gedanken und erst, als sie ihn und Carson anblickte, war sie in der Lage auf ihre indirekt gestellte Frage zu antworten.
    „ Das… das war antikisch“, haspelte sie, drohte über ihre eigene Stimme zu stolpern. „ Sie hat... antikisch gesprochen!“

    TBC
    Geändert von Ailya (20.08.2010 um 14:44 Uhr)

  28. Danke sagten:


  29. #56
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Also beim Kinderkriegen hätte ich nix dagegen gehabt, da hätten ruhig Sam und Teyla den Anfang machen können, dann Vala, Elizabeth, Jennifer... *träum*
    Ich ab schon das mit dem *wir werden alle Zombies* gemeint
    Schön, dass es zumindest mal Sam besser geht. Oh, hat da etwa jemand Besitz von ihr ergriffen. Könnte ja durchaus sein, wegen der ganzen Energiespitzen. So eine körperlose Form, die nach nem Körper sucht.

  30. Danke sagten:


  31. #57
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Don't forget to breathe

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Wer weiß... vielleicht erfüllt sich dein Wunsch ja und der Klapperstorch verirrt sich auch "ganz zufällig" auf das Schiff- ist beim Replikatorenplanet falsch abgebogen


    Don't forget to breathe


    Das in jeder Hinsicht perfekt scheinende Wesen starrte sie an; der Blick der blassgrünen Augen wirkte kalt, ja fast schon ausdruckslos. Irgendwie hilflos stand es ihr gegenüber, wirkte dennoch stark und unerschütterlich. Es strahlte unfassbare Eleganz und Anmut aus, seine Schönheit war umwerfend, raubte ihr den Atem; sie hatte lange honigblonde Haare, die in sanften Wellen bis zur Mitte ihres Rückens flossen und ihr porzellangleiches Gesicht perfekt umrahmten. Ihre blutroten Lippen, ihre blassgrünen Augen, die leichte Röte ihrer Wangen- einfach alles an ihr schien perfekt! Sie war engelsgleich! Umwerfend, bezaubernd, atemberaubend, wunderschön…

    Ihre Körperhaltung wirkte grazil und anmutig, doch zugleich stark und selbstbewusst. Sie erweckte einen zielstrebigen Eindruck, einen selbstsicheren.
    Ihr athletischer Körper war in ein langes, bis zum Boden reichendes Gewand gehüllt. Das cremefarbene Chiffon schmeichelte ihren wohlgeformten Proportionen; es fiel locker über ihre Hüften, schlängelte sich um ihre schmalen Fesseln.
    Um ihren Hals glitzerte ein goldener Flimmer; die Kette schien edel zu sein, gute Verarbeitung. Ein kleiner, unscheinbarer Anhänger mit einem schimmernden Edelstein war an ihrem Ende, setzte ihren Hals perfekt in Szene, ebenso wie den Rest ihrer beneidenswerten Körpers. Egal wohin man sah, alles an ihr schien perfekt- von der perfekten, makellosen Haut, von ihren glänzenden Haaren bis hin zu ihren vollen, sinnlichen Lippen. Alles an ihr war perfekt…

    Doch statt mit ihrer Schönheit zu prahlen, sich in ihr zu sudeln und sich ihr zu nähern, blieb sie einfach stehen und starrte sie weiter an. Ihre Miene verrutschte nicht um einen Millimeter- sie stand einfach da und starrte sie an. Ihr Blick war durchdringend, dennoch konnte sie sich nicht dazu durchringen, wegzusehen. Es war beinahe so, als ob etwas sie dazu zwang. Eine starke Anziehung ging von dem wunderschönen Wesen aus…

    „ Helia!“ Der Ruf einer heiseren Stimme ließ sie zusammenzucken und die Erinnerungen, die sie mit ihr verband, ließen sie erschaudern. Sie wollte sich zu der Stimme umdrehen, doch der Blick des Wesens hatte sie derartig in ihren Bann gezogen, dass sie es nicht konnte. Aus irgendeinem Grund konnte sie ihren Blick nicht von ihr lösen. Es war fast schon ein bisschen unheimlich.

    Schritte näherten sich, doch noch immer sah sie keinen Anlass sich umzudrehen. Auch, als sie einen eiskalten Atemhauch auf ihrem Hals spürte und sich ihre Nackenhaare aufstellten, drehte sie sich nicht um.
    Etwas kitzelte über ihren Nacken- sie konnte nicht genau bestimmen, was es war. Trotzdem jagte ein Kribbeln durch ihren Körper- von ihren Zehen bis in ihre Haarspitzen- und für einen Moment vergaß sie zu atmen. Ein betörender Duft stieg ihr in die Nase; er roch frisch und süßlich, war ihr vertraut. Andererseits zuckte sie zusammen und wunderte sich, als sich Furcht durch ihren Körper fraß...

    „ Helia?“, hörte sie die Stimme fragen und spürte eiskalte Fingerkuppen über ihren Nacken streichen. Langsam und widerstrebend drehte sie sich um, bis sie in haselnussfarbene Augen blickte, die ihr nur allzu bekannt vorkamen und die ihr ein wohliges Gefühl gaben.
    Die dunkeln Haare standen widerspenstig von seinem Kopf ab. Dunkle Bartstoppeln ließen seine Gesichtszüge härter wirken, als sie eigentlich waren. Er hatte sein Kinn nach vorne geschoben, während er sie betrachtete.

    Sie konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Sein Körperbau war stattlich; er hatte breite Schultern, schmale Hüften, trainierte Arme und einen kräftigen, starken Oberkörper.
    Er trug ein weißes, verblichenes Leinenhemd, das ihm bis knapp über die Hüften reichte, darüber eine Weste aus derberen, dunkleren Stoff. Ein lederner Gürtel lag um seine Hüften, seine Beine steckten in einer dunklen Hose.
    Auch er machte einen starken Eindruck, schien noch unerschütterlicher zu sein, als das Wesen- die Frau. Seine freundlichen haselnussfarbenen Augen passten nicht zu seinem Auftreten- er wirkte wie ein Kämpfer, seine Augen waren die eines leidenschaftlichen Liebhabers.

    „ Du solltet dich ausruhen“, sagte er und streichelte mit einem Finger über ihre Wange. Sie wusste nicht, was sie dazu brachte, das Bewusstsein zu verlieren, die Haftung unter ihren Füßen zu verlieren und wegzusacken, doch plötzlich fühlte sie sich beflügelt und die Sekunden, die sie brauchte, bis ihr Kopf auf den harten Boden aufschlug, kamen ihr vor wie Stunden- Stunden, die nicht enden wollten…


    ------------

    Unbehagen rutschte Ronon auf seinem Stuhl hin und her und fragte sich ernsthaft, was er hier eigentlich tat. Er hätte woanders sein sollen; Dr. Weir hatte eine Besprechung einberufen und als Mitglied von Sheppards Team bestand Anwesenheitspflicht- auch für ihn. Doch irgendwie war ihm nicht nach einer Besprechung…

    Ronon seufzte schwer. Die letzten fast drei Wochen waren eine Qual für ihn gewesen und er glaubte so langsam den Verstand zu verlieren! Er hasste es, wenn er länger an einem Ort sein musste, den er nicht verlassen konnte. Zuletzt hatte er sich in einer solchen Situation befunden, als die Wraith ihre widerwärtigen Experimente an ihm durchgeführt hatten und ihn deshalb wochenlang, manchmal sogar monatelang auf ihren Schiffen gefangen hielten. Das war eine grässliche Zeit gewesen und obwohl das hier eine vollkommen andere Situation war, stiegen Erinnerungen in ihm auf und alte Narben rissen wieder auf.

    Er versuchte sich zwar Abwechselung zu schaffen, doch inzwischen war ihm die Lust am Laufen vergangen und sämtliche Marines zogen es vor doch lieber allein zu trainieren. Dr. Beckett und Dr. Weir hatten ihn sogar gebeten umsichtiger mit den Soldaten umzugehen und Sheppard war in letzter Zeit nur selten auffindbar gewesen. Irgendwas in Ronon vermutete, dass der Mann sich vor ihm versteckte. Warum nur?

    Zweieinhalb Wochen. Für ihn eine lange Zeit, die er bestmöglich zu überbrücken suchte. Niemand auf dem Schiff schien genau zu wissen, wann sie wieder nach Atlantis zurückkehren konnte und ob sie es überhaupt konnten. Aber andererseits schienen sie alle etwas zu wissen…

    Ronon überlegte, ob er sich vielleicht öfters mal an Dr. McKay wenden sollte; schließlich war so ein bisschen wissenschaftliches Wissen gar nicht so schlecht und vielleicht verstand er dann auch, was der Mann von sich gab, wenn er mit ihm sprach.
    Doch der Sateder verwarf den Gedanken schnell wieder, als er sich erinnerte, wie es das letzte Mal ausgegangen war. Ein Glück für McKay, dass Sheppard so ein gutes Timing hatte und so ein kleines „Missgeschick“ gerade noch rechtzeitig verhindern konnte…

    Das regelmäßige Piepsen der Maschinen, riss Ronon aus seinen Gedanken zurück auf die Krankenstation und erinnerte ihn daran, warum er sich eigentlich nicht bei der Besprechung befand; sorgenvoll beobachtete er Teyla und runzelte die Stirn.
    Man hatte ihm von dem Vorfall erzählt und er glaubte daher zu wissen, warum Dr. Weir alle sehen wollte. Sheppard hatte ihm mit ausdruckloser Miene berichtet, was vorgefallen war, und sein Gesichtsausdruck war noch finsterer geworden, als er meinte, dass Dr. Weir sie ans Bett hatte fesseln lassen. Völlig unnötig, hatte er geschimpft.

    Die Athosianerin lag regungslos in dem Krankenbett- allein das nervöse Zucken ihrer geschlossenen Lider und ihr sich flatterhaft aufbäumender Brustkorb verrieten, dass sie noch lebte.
    Ihr zierlicher Körper lag wie erschlagen da, ihr Kopf zur Seite gedreht, ihre rostbraunen Haare wirr und über das ganze Kissen verteilt. Die zerbrechlich wirkenden Handgelenke waren mit ledernen Manschetten an das Gitter des Bettes gefesselt.
    Auch ihre Fesseln waren fixiert worden und Ronon musste schlucken, als er sah, dass das herbe Leder an manchen Stellen ihre Haut aufgeschürft hatte und dunkelrotes Blut in das weiße Bettlaken sickerte. Das alles erschien ihm so falsch! Warum sollten sie sie weiter so behandeln? Sie tat doch niemanden etwas!

    Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, sie von ihren Fesseln zu befreien, doch er ließ es bleiben. Es musste einen Grund geben, warum man das mit ihr getan hatte und nachdem, was Dr. Beckett ihm gesagt hatte, mussten sie –solange sie nicht wussten, was ihr genau fehlte- jederzeit mit einem neuen „Anfall“ rechnen.

    Ronon fand das Wort „Anfall“ abwertend und seufzte einmal schwer, ehe er sich einen Stuhl an das Krankenbett Teylas heranzog und sich setzte. Schweigend beobachtete er, wie sich ihr Brustkorb unter Pfeifen und Zischen hob und dann in sich zusammenfiel, wie ein Kartenhaus. Bei jedem neuen Atemzug rasselte es in ihrer Brust und irgendwie machte ihm das Angst. Was, wenn sie sterben würde? Beckett hatte zwar gemeint, dass er den Teufel nicht an die Wand malen würde und Sheppard hatte protestiert, dass er es so weit nicht kommen ließe, aber was wenn die beiden sich irrten? Was, wenn das hier ihre letzte Mission war? Dann wäre er ganz allein in Atlantis und das wollte er nicht.

    Mit einem weiteren Seufzen gab sich Ronon seinen Erinnerungen hin- die Zerstörung seines Heimatplaneten, die jahrelange Flucht vor den Wraith, die Einsamkeit, die Wut und die überall zu sein scheinende Trauer. Er erinnerte sich an den Tag, an dem Sheppards Team ihn auf diesem gottverdammten Planeten aufgelesen und mit nach Atlantis genommen hatte. Sheppard und Teyla hatten sich um ihn bemüht, McKay und Weir auch- die anderen hatten ihn nur schief angesehen.

    Doch es war immer wieder Teyla gewesen, die ihn aufgemuntert hatte, wenn er kurz davor war, alles hinzuschmeißen und einfach zu verschwinden. Immer wieder hatte sie ihm erzählt, dass auch sie anfangs gegen Misstrauen zu kämpfen hatte, dass sie auch mehrere Male daran gedacht hatte, wieder zurück zu ihrem Volk zu gehen. Doch immer wieder hatte sie dagegen entschieden und war geblieben.

    Mich verbindet etwas mit diesem Ort, mit den Leuten hier, hatte sie zu ihm gesagt und dabei gelächelt. Im Laufe der Jahre, hatte er gelernt sie zu schätzen und war sie anfangs nur eine Anlaufstelle für ihn gewesen, wenn er niedergeschlagen war, so war sie heute mit Abstand seine beste Freundin. Er konnte sich ein Leben ohne sie ehrlich nicht vorstellen. Er wollte nicht, dass sie starb.

    Unsicher und die Lippen fest aufeinander gekniffen beugte sich Ronon ein Stück vorne.
    „ Die sagen, Sie hör’n mich nicht“, sagte er leise. „ Aber Beckett hat gesagt ich kann’s versuchen. Und das mach’ ich. Hören Sie zu… Teyla. Ich wollt mich… ich wollt mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich damals um mich gekümmert haben und das Sie mich immer wieder aufgehalten haben, wegzulaufen. Das war nett.“

    Er verzog den Mund zu einer nachdenklichen Grimasse und räusperte sich, ehe er fortfuhr: „ Beckett meint, dass Sie das Ganze vielleicht nicht…“- Er stockte. Nein, das konnte er ihr doch nicht so sagen! – „ Ähem… Sie sollten nur wissen, dass wir Sie alle hier vermissen und nicht zulassen werden, dass das passiert. Wenn Sie mich hör’n, dann…dann wachen Sie doch bitte auf. Es gibt ein paar Leute, die fast sterben vor Sorge. Sheppard gehört übrigens dazu. Der wird verrückt, der arme Kerl!“

    Ronon musste grinsen. Der dunkelhaarige Luftwaffenoffizier schob Überstunden und ging auf der Krankenstation ein und aus- so hatte es ihm zumindest Carsons Assistenzärztin- Dr. Jennifer Keller- zugeflüstert und dabei mit den Augenbrauen gewackelt und gegrinst.
    Ich habe nicht genau gehört, was er sagt, hatte sie zu ihm gesagt, aber meiner Meinung nach, waren es sehr vertraute Gespräche. Die blonde Ärztin wusste nicht, was er wusste. Und er hatte auch nicht vor, es irgendjemanden zu sagen, zumal er versprochen hatte. Das Geheimnis seiner beiden Teamkollegen und Freunde war bei ihm sicher und er würde es nicht ausplaudern, selbst wenn man ihm Rodney McKay auf den Hals hetzen würde.

    „ Bitte kommen Sie zurück“, sprach er weiter. „ Sie müssen kämpfen! Wir vermissen Sie schrecklich und es wäre für mich, Sheppard und die anderen unverzeihlich, wenn Sie…“

    Die Maschinen schlugen aus und gaben einen entsetzlichen Laut von sich, der ihn bis auf Mark erschütterte.
    Oho, dachte Ronon, als sämtliche Maschinen, an die die Athosianerin angeschlossen war, zu blinken und zu schrillen anfingen. Teylas zierlicher Körper verkrampfte sich, ihre Hände ballten sich zu Fäusten und versuchten in die Höhe zu schnellen, doch die Fesseln hinderten sie daran. Über ihre Lippen brach ein Stöhnen und mit einem spitzen Schrei bäumte sie auf.

    „ Doktor!“, donnerte Ronon und empfand die Sekunden- bis Dr. Keller und eine Krankenschwester endlich herangeeilt kamen- als eine reine Tortur. Die blonde Ärztin eilte an Teylas Seite und versuchte sie zu halten, doch unter ihren Händen zappelte die Athosianerin, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    „ Halten Sie sie fest“, wies Dr. Keller ihn und die asiatische Krankenschwester, von der glaubte, dass die Marie hieß, an.
    „ W…was ist mit ihr? Ich hab nichts gemacht!“ Ronon erschrak; seine Stimme war ein nervöses Flattern.
    „ Das ist nicht Ihre Schult“, erwiderte Dr. Keller und bedachte ihn mit einem schnellen Lächeln, das jedoch zusammenfiel, als eine der Maschinen einen langen, ohrenbetäubenden und nicht enden wollenden Laut von sich gab und Teylas Körper erschlaffte und zusammensackte.

    Nein, dachte Ronon und begann mit dem Kopf zu schütteln. Nein, das konnte nicht wahr sein! Das konnte nicht passieren! Sie konnte nicht sterben! Nein!
    Er sah, wie Dr. Keller mit der einen Hand nach Teylas leblosem Arm griff, dann ihre Finger an ihren Hals legte. Dann sah er, wie sich ihre blauen Augen weiteten, wie beide Hände auf Teylas Brustkorb hinabschnellten und in einem schnellen, regelmäßigem Takt zu massieren begannen. Die Lippen der Ärztin bebten ebenfalls regelmäßig. Eins, zwei, drei… Eins, zwei, drei…

    Ronon trat einen Schritt von dem Bett weg und betrachtete das ganze Szenario, als ob es sich um einen schlechten Traum handelte. Er schüttelte noch immer mit dem Kopf und biss sich auf die Unterlippe, als er sah wie Dr. Keller nach ihrem Headset griff: „ Carson, ich brauch’ Sie hier! Sofort!“

    ----------

    Drei Minuten zuvor

    Beide Ellenbogen auf der kalten Tischplatte abgelegt, das Kinn auf ihre gefalteten Hände gestützt, den Blick nach vorne gerichtet; Elizabeth registrierte jede einzelne Bewegung. Selbst das kleinste Muskelzucken entging ihr nicht.
    Still ließ sie ihren Blick schweifen, sah in die Runde, blickte in Gesichter, die auf Antworten warteten.
    Samantha Carter hatte die Arme um ihren Leib geschlungen, gab ihrem Unbehagen dadurch Ausdruck.
    Col. Mitchell und Daniel Jackson saßen rechts und links von ihr; der Colonel hatte seinen Blick nach vorne, gen Kopfende des Tisches gerichtet, während Dr. Jackson sein Teammitglied besorgt beobachtete.
    Carson saß ihr gegenüber, schien ebenso wie sie darauf zu warten, dass etwas geschah.
    John hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, sah sich in dem Raum um.

    Es war eine Art Besprechungsraum, ähnlich wie der in Atlantis, nur wesentlich größer. Er hatte ebenfalls Flügeltüren, die sich öffneten sobald man darauf zutrat. In der Mitte des Raumes, war ein kleines Podest, um das herum der U-förmige Glastisch aufgebaut war. Den Tisch säumten ein paar Stühle. An jedem Platz erschien eine kleine Projektion auf der gläsernen Tischplatte, sobald sich jemand setzte.
    Die Wände des Besprechungsraumes unterschieden sich nicht wirklich von dem Rest des Schiffes; sie waren über und über mit antikischen Symbolen übersetzt, die die Geschichte von Atlantis und der Artemis erzählten. Sie war mit dunklen und helleren Platten getäfelt, die immer ganz bis auf den Boden reichten.

    Elizabeths Blick war an John hängen geblieben. Er schien nervös zu sein, sein Fuß wippte ununterbrochen auf und ab und hin und her. Er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. Seine Finger vergruben sich in seiner Uniform.
    Sie wusste, dass er nicht hier sein wollte und sie wusste auch, dass er- sobald sie ihn und die anderen entließe- aufspringen und davoneilen würde. Im Großen und Ganzen konnte sie es ihm auch nicht verübeln, jetzt da Carson ihr die „möglichen“ neuen persönlichen Umstände des Colonel „zugeflüstert“ hatte…

    „ Und Sie fühlen sich wirklich gut?“, rutschte ihr da die Frage heraus und sie sah Col. Carter an.
    Diese nickte schwach. „ Ich fühle mich etwas erschöpft und das Beruhigungsmittel hat mich umgehauen, aber … sonst geht es mir gut.“ Sie verzog ihren Mund zu einem wackeligen Lächeln. „ Ich hab’ sogar endlich eine Nacht durchgeschlafen.“ Schnell wurde sie wieder ernst und das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. „ Aber…“
    „ Das ist gut zu hören“, unterbrach Elizabeth sie, ehe sie weiterreden konnte, und riskierte einen schnellen, prüfenden Blick zu John herüber; seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und seine Zähne gruben sich in seine Unterlippe. Wenn man ihn so sah, konnte er einem glatt leid tun…

    Mit einem für die anderen unhörbaren Seufzen wandte sich die Expeditionsleiterin an Carson: „ Und Sie sind sich sicher, dass Col. Carter in Ordnung ist?“
    Carson beugte sich vor und stützte seine Arme auf den Tisch. „ Ihre Werte sind im normalen Bereich.“ Er sah kurz zu den Mitgliedern von SG1 herüber, wandte sich dann aber wieder Elizabeth zu, runzelte die Stirn. „ Ich kann leider nicht sagen, ob wir uns darauf stützen können, da…“ Er verstummte und schien zu überlegen, wie er fortfahren sollte. Leise räusperte er sich, machte eine wirsche Geste und sah wieder Samantha Carter an. „ Sie werden sicher verstehen, dass ich auf Nummer sicher gehen möchte.“

    Die blonde Wissenschaftlerin nickte und ein schwaches Lächeln stahl sich über ihre Lippen. „ Dessen bin ich mir bewusst, Dr. Beckett. Ich habe nicht vor, demnächst das Schiff zu verlassen, es sei denn…“
    „ Dr. McKay arbeitet an dem Problem, sagten Sie?“ Col. Mitchell drehte sich zu Elizabeth und sah sie fragend an.
    Sie nickte. „ Er meinte, dass es uns vielleicht Antworten bringt, wenn er den Komplex, denn Col. Carter erkundet hat, noch einmal überprüft.“
    Mitchell zog die Augenbrauen hoch. „ Und Sie sind sicher, dass er etwas finden wird?“
    Ein heiseres Lachen drang unvermittelt aus Johns Kehle und seine haselnussfarbenen Augen blitzten sein Gegenüber angrifflustig an. „ Bei allem Respekt, aber wir sprechen hier von Rodney McKay.“
    „ Ich bin mir sicher, dass er etwas finden wird“, stimmte Elizabeth ihrem ersten Offizier zu. „ Er wird Antworten finden. Da bin ich mir sicher, Colonel.“

    Die Flügeltüren des Besprechungsraums glitten begleitet von einem leisen Zischen auseinander und wurden dann von einer ihr nur allzu bekannten Stimme übertönt- leicht arrogant klingend: „ Ich versteh’ nicht, warum Sie alle immer in der Zukunftsform sprechen.“ Seinen Tablettlaptop in den Händen haltend, trat Rodney ein und baute sich vor dem Tisch auf, grinsend. „ Er hat etwas gefunden", verkündete der Kanadier- immer noch grinsend.
    John verdrehte schwach die Augen. „ Kommen Sie erst mal wieder runter von Ihrem hohen Ross und setzen Sie sich.“
    „ Kein Grund gleich so ausfallend zu werden“, zischelte Rodney zurück. Er hatte sicher noch einen weiteren, weitaus giftigeren Spruch auf den Lippen, doch bevor es dazu kommen konnte, beschloss Elizabeth dazwischenzugehen.
    „ Sie haben etwas für uns?“, wollte sie von Rodney wissen, der daraufhin zu nicken anfing und sich neben Carson auf einen Stuhl niederließ.

    „ Sie erinnern sich an das Labor, das Col. Carter, Teyla und Lt. Scott erkundet haben?“ Der Kanadier blickte in die Runde, doch schien er die Frage rhetorisch gemeint zu haben, denn er fuhr ohne auf eine Antwort zu warten fort: „ Und Sie erinnern sich an die Energiespitze, die genau dann von den Computern aufgezeichnet wurde, als ich versuchte die Energiespeisung zu kalibrieren."
    Elizabeth schüttelte mit dem Kopf. „ Bitte drücken Sie sich deutlich aus, Rodney. Was wollen Sie damit sagen?“
    „ Sie haben’s kaputt gemacht?“, fragte Dr. Jackson und schloss sich Elizabeths Kopfschütteln an.
    „ Nein!“ Rodney sah zwischen beiden entsetzt hin und her. „ Ich bin ein tollpatschiger Mensch- ja, ich denke das wissen wir jetzt alle-, aber das heißt noch lange nicht, dass ich…“
    John stöhnte auf. „ Rodney, kommen Sie zum Punkt!“

    „ Okay, okay, okay.“ Der Kanadier schnappte sich seinen Computer und ließ seine Finger über den Bildschirm tanzen- so schnell, dass keiner ihm folgen konnte. „ Nachdem ich mit Sheppard gesprochen habe, bin ich mit Branton zusammen noch mal runtergegangen und wir haben uns alles noch mal angesehen.“ Er lachte einmal kurz trocken auf. „ Obwohl, viel zu sehen gab’s da nicht gerade. War alles tot und…“
    „ Nein“, fiel ihm Samantha Carter ihm ins Wort, schüttelte mit dem Kopf und sah ihn irritiert an. „ Nein, das kann nicht sein. Ich erinnere mich daran, dass sämtliche Geräte aktiviert wurden, kaum dass wir den Raum betreten haben.“
    „ Kein Kunststück“, sagte Col. Mitchell. „ Soweit ich mich erinnere hat Lt. Scott das Antikergen.“
    „ Das haben Branton und ich auch“, erwiderte Rodney. „ Aber nichts. Alles tot.“
    „ Können Sie sich das erklären?“, fragte Elizabeth.
    „ Es könnte an der Energiespitze liegen, die ich gemessen habe“, meinte Rodney und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „ Es waren ziemlich hohe und anormale Werte.“ Er sah zu Sam. „ Können Sie sich an irgendetwas erinnern? Sie waren zu dem Zeitpunkt des Energieanstiegs gerade dort unten.“
    Die Angesprochene schüttelte mit dem Kopf. „ Nein, tut mir leid, aber da war nichts Außergewöhnliches. Wir sind rein, haben uns alles angesehen und sind dann wieder gegangen. Teyla meinte, dass wir vielleicht besser mit Daniel zurückkommen sollten, da wir das meiste nicht entziffern konnten. Es scheint ein älterer Dialekt benutzt worden zu sein.“
    „ Wenn Sie noch ein Team zusammenstellen lassen, dann kann ich es begleiten“, meinte Daniel Jackson wissend nickend.
    „ Ich bin auch der Meinung, dass wir es näher untersuchen sollten“, stimmte Carson dem Archäologen zu. „ Wir könnten eine Antwort gut gebrauchen.“

    Elizabeth ließ sich den Vorschlag noch einmal, noch zweimal durch den Kopf gehen und nickte dann langsam. „ Gut, Sie können gehen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Dr. Jackson, wenn Sie Lt. Scott mitnehmen könnten. Er scheint sich in diesen Gefilden auszukennen.“
    Daniel Jackson rückte seine Brille auf seiner Nase zurecht. „ Verstanden, Doktor.“

    Die Expeditionsleiterin stemmte sich mit den Handflächen vom Tisch ab und warf noch einen letzten Blick durch die Runde, ehe sie sagte: „ Sie können jetzt gehen. Vielen Dank.“
    Alle stimmten in ein kurzes Nicken ein, dann wurden die Stühle zurückgerückt und Aufbruchsstimmung legte sich über den Raum. Rodney heftete sich an Dr. Jacksons Fersen. Col. Mitchell begleitete Col. Carter und Carson folgte ihnen.
    Als sie Johns Stuhl knarren hörte, räusperte sie sich leise, sah zu ihm auf und meinte nur: „ Sie nicht, John. Bleiben Sie doch noch einen Moment, bitte.“

    John- halb sitzend, halb stehend- sah irritiert zu ihr, ergab sich dann aber seinem Schicksal mit einem kurzen Seufzen und setzte sich wieder hin. Er faltete die Hände, verschränkte seine Finger ineinander und stützte seine Arme auf die Tischplatte.
    „ Ich weiß, dass das alles schwer für Sie ist“, begann Elizabeth. „ Aber Sie sollten nicht vergessen, dass es auch für uns, für mich, eine vollkommen neue Situation ist, mit der wir fertig werden müssen. Und das noch unter diesen Umständen.“
    „ Sie würden nicht anders, reagieren wenn es sich um ein Mitglied Ihres Teams handeln würde“, entgegnete John ihr und es war zu hören, dass er diese Unterhaltung am liebsten sofort beendet hätte.
    Elizabeth seufzte. „ Sind Sie sicher, dass es nur das ist? Und nicht vielleicht…“ Sie beendete ihren Satz nicht.
    Er blickte zu ihr auf und ihn seinen haselnussfarbenen Augen blitzte Unverständnis auf; sie sprachen mehr als tausend Worte, doch über seine Lippen kam kein Ton.
    „ Ich will Ihnen nichts vorwerfen oder geschweige denn vorschreiben“, sagte Elizabeth sanft. „ Aber Sie sollten eigentlich wissen, wie gefährlich es sein kann, sich auf persönliche Gefühle zu verlassen und ihnen zu gehorchen.“
    John zog die Augenbrauen zusammen. „ Was meinen Sie damit?“
    „ Sie wissen ganz genau, was ich meine, John“, erwiderte sie ihm. „ Wie gesagt, ich will Sie für nichts verurteilen. Es ist Ihre Entscheidung. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen.“
    Er nickte. „ Ich lasse mich selten von persönlichen Gefühlen beeinflussen und ich werde Ihren Hinweis zur Kenntnis nehmen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren erhob er sich, wartete jedoch.
    „ Sie können gehen“, sagte Elizabeth und quittierte sein respektvolles Nicken mit einem Lächeln. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah ihm nach, bis die sich schließenden Flügeltüren ihr die Sicht versperrten.

    ------------

    Ich lasse mich selten von persönlichen Gefühlen beeinflussen. Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Vielleicht hatte er sich vor Elizabeth rechtfertigen wollen, vielleicht hatte er aber auch einfach nur Angst. Angst, die unbegründet war, denn Elizabeth schien zu wissen, dass Teyla und ihn etwas mehr als das Team verband.

    Schnellen Schrittes eilte John durch die Korridore der Artemis. Seine Füße schmerzten von dem ganzen Herumgelaufe in den letzten Stunden und sein Körper verlangte langsam aber sicher nach seinem wohlverdienten Schlaf. Doch das kam für ihn überhaupt nicht infrage! Es war viel zu viel los, als das er hätte schlafen können…

    John bog in einen weiteren Korridor ab, auf dem sich einige Quartiere und die Mensa befanden. Neben der Mensa befand sich der Trainingsraum- ein schneller Blick verriet ihm, dass Ronon nicht hier war. Vielleicht hatte er sich ja zurückgezogen und einfach mal eben so das Briefing geschwänzt. Der konnte sich was erlauben! Einfach nur…

    „ Colonel!“ Eine Stimme mit starkem schottischen Akzent unterbrach seine wirren Gedankengänge und als John sich umdrehte, sah er, dass Carson Beckett scheinbar auf ihn gewartet hatte; der Mediziner stemmte sich von einem Pfeiler weg und kam auf ihn zu.
    „ Doc?“ John blieb stehen, wartete bis Carson zu ihm aufgestoßen war und dann setzten sie beide sich in Bewegung.
    „ Ich hatte gehofft, Sie allein sprechen zu können“, meinte der Arzt leise.
    „ Sie wollten mit mir sprechen, ohne dass Elizabeth es mitbekommt?“
    Carson schmunzelte, doch es ähnelte eher einer schmerzverzerrten Grimasse. „ So kann man es auch ausdrücken.“ Er verbarg seine Hände in seinen Hosentaschen. „ Hören Sie... ich dachte, dass Sie es vielleicht zuerst erfahren sollten, bevor ich zu Elizabeth gehe. Schließlich sind Sie ihr Teamleader, also…“ Eine schnelle Handbewegung beendete seinen Satz.

    John blieb stehen, als er die Regungen im Gesicht des Schotten bemerkte, und runzelte die Stirn. Schließlich sind Sie ihr Teamleader, also… Das, was Carson auf dem Herzen lag, ging weiter hinaus als das, und in ihm keimte ein leiser Verdacht auf.
    „ Wer hat es Ihnen erzählt?“, fragte er den Mediziner. „ Ronon?“
    „ Genaugenommen hat es mir keiner erzählt“, antwortete Carson und lächelte. „ Es war offensichtlich.“
    John verzog den Mund. „ Ein Wunder, dass es noch nicht jeder weiß.“
    „ Sie sollten es vielleicht an Rodney weitergeben, wenn Sie möchten, dass es bald jeder auf diesem Schiff weiß“, scherzte Carson, doch sein Lächeln wehrte nicht lange. Er räusperte sich verlegen. „ Wie dem auch sei… Ich will Ihnen beiden keinen Vorwurf machen und ich freu’ mich ehrlich für Sie und Teyla.“
    „ Danke, Carson.“ John nickte schmunzelnd und setzte sich dann langsam wieder in Bewegung. „ Aber ich denke, es war unnötig mir aufzulauern“, um mir zu gratulieren. Ich befürchte, Elizabeth weiß es schon.“ Carson schloss sich seinem Schmunzeln an.

    'Dr. Beckett, ich brauch’ Sie hier! Sofort!' Eine aufgerecht klingende Stimme, die aus dem Headset des Arztes dröhnte, riss John aus seinen Gedanken und er blickte Carson an, doch der schien ebenso wenig zu wissen, wie er selber.
    „ Jennifer, was ist denn…“, setzte Carson an, wurde jedoch sofort wieder von der blonden Ärztin unterbrochen. 'Sofort, Carson! Es ist Teyla! Sofort!'

    Er wusste nicht, ob es die aufgeregte Stimme der Ärztin war oder das Stöhnen im Hintergrund, dass ihn loslaufen ließ. Jedenfalls fand sich John plötzlich im Laufschritt wieder, Carson war nicht mehr neben sondern vor ihm.
    Irgendwie machte sich in ihm ein furchtbar schlechtes und mieses Gefühl breit, dass ihn völlig außer Atem brachte. Wut, Trauer und Frustration stiegen zugleich in ihm auf, schwemmten als Tränen aus seinen Augenwinkeln.

    ----------

    Carson hörte die donnernden Schritte des Colonels direkt hinter sich, als sie beide in die Krankenstation gerauscht kamen und ihm Jennifer mit bedrückter Miene entgegen kam, das Stethoskop um ihren nackten Hals gelegt.
    Nein. Carson blieb stehen und starrte seine Kollegin fassungslos an. Nein, nein.

    Die blauen Augen der blonden Frau aus Wisconsin waren mit Tränen gefüllt, die im Licht der Lampen glitzerten, als sie ihn und den Colonel ansah und ganz langsam mit dem Kopf zu schütteln begann.
    „ E..es tut mir unendlich leid“, sagte die mit piepsiger Stimme. „ Ich habe alles getan, aber…“- Sie seufzte schwer- „... wir haben Teyla soeben verloren. Es tut mir leid, Colonel.“

    Im Augenwinkel sah Carson, wie die Beine des Luftwaffenoffiziers unter ihm nachgaben und er sich gerade noch rechtzeitig auf einen Stuhl retten konnte und Jennifer fassungslos anstarrte.

    TBC

  32. Danke sagten:


  33. #58
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    *buäh* Du hast Teyla doch nicht wirklich sterben lassen??? Ich bin entsetzt!!! Kein Happy-End für Teyla und John? *schnief*
    Trotzdem ein schöner Teil, besonders Ronon, wie er mit Teyla spricht! Echt toll gemacht!!!

  34. Danke sagten:


  35. #59
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Immortal

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Ich persönlich halte Ronon für eine sehr tiefgründige Person; es hat mir schon immer gefallen, wenn er in schwierigen Situationen mit seinen Freunden "ganz privat" spricht (siehe Teyla in "Echoes" oder Elizabeth in "Adrift").
    Spoiler 
    Dieser Teil wird wichtig für den weiteren Handlungsstrang... also, aufmerksam lesen!


    Immortal

    I hear your voice all the time
    But it doesn´t stop the pain.


    Mark Wahlberg?“ McKay tauchte samt Tablettlaptop unter einer Konsole hervor, ungläubig mit dem Kopf schüttelnd. „ Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?“
    Daniel Jackson sah den Kanadier über seine Brillengläser hinweg an und verzog seinen Mund zu einem süffisanten Lächeln. „ Haben Sie etwa ein Problem damit?“
    „ Mark Wahlberg?“ Der lantianische Chefwissenschaftler schüttelte noch immer mit dem Kopf.
    „ Ich finde, dass er ein sehr begabter Schauspieler ist“, erklärte Daniel und fügte hinzu: „ Und meiner Meinung nach, hat er die Rolle des Captain Leo Davidson sehr authentisch rübergebracht. Ein sehr angenehmer Mensch.“
    „ Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen.“ McKay kam nun endgültig unter der Konsole hervorgekrochen, klopfte sich die Staubflusen von der Uniform und hob die Augenbrauen. „ Sie finden, dass Mark Wahlberg ein besserer Schauspieler als Charlton Heston ist?“
    „ Lassen Sie mich raten: Sie sind anderer Meinung?“, fragte Daniel sarkastisch.

    McKay schnaubte abfällig. „ Charlton Heston hat „Planet der Affen“ geprägt und zu einem der besten Filme aller Zeiten gemacht, auch wenn ich der Meinung bin, dass diese schrottreife Mühle es nicht einmal bis in die Atmosphäre geschweige denn auf einen fernen Planeten geschafft hätte… aber das ist jetzt ein andere Thema.“ Der Kanadier machte einen selbstbewussten Schritt auf ihn zu und funkelte ihn angriffslustig an. „ Im Gegensatz zu Heston, ist Ihr Wahlberg doch nur ein kleiner Wicht!“

    Daniel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „ Wenn Sie das so sehen…“
    „ Ein billiger Abklatsch!“, schimpfte der Kanadier weiter. „ Nur das Original verdient es als „Blockbuster“ bezeichnet zu werden und nicht diese… diese billige, völlig unglaubwürdige, wissenschaftlich nicht vertretbare Nachmache! So etwas sollte verboten werden!“

    Vor sich her schimpfend verschwand McKay wieder unter der Konsole und Daniel sah zu Lt. Matt Scott, der belustigt im Türrahmen lehnte und die ganze Sache mit einem breiten Grinsen verfolgt hatte.
    „ Sagen Sie mir, Lieutenant, irre ich mich oder ist er noch garstiger geworden?“, seufzte Daniel, rückte seine Brille zurecht.
    „ Das kann ich schlecht beurteilen, Doktor“, erwiderte Scott lachend. „ Er war schon immer nervig.“
    „ Hallo?“, schallte es unter der Konsole hervor und die darunter hervorlugenden Beine wippten im Takt der aufgebrachten Stimme hin und her. „ Er befindet sich mit Ihnen in einem Raum und kann Sie hören.“
    „ Nehmen Sie es nicht persönlich, Rodney“, grinste Daniel und wartete auf eine Antwort, die jedoch nicht kam. Es blieb still und wenn er ehrlich sein sollte, machte ihn das nervös.

    Er blickte wieder zu Lt. Scott, doch der junge Soldat zuckte nur mit den Achseln und schien genauso verwirrt zu sein wie er. Anscheinend hatte er es während seiner ganzen Zeit in Atlantis noch nicht erlebt, dass ein Rodney McKay nicht auf eine bissige Bemerkung reagierte.
    „ McKay?“ Daniel beugte sich ein Stück nach vorne, um einen Blick zu erhaschen, wich jedoch schnell wieder zurück, als sich der Gerufene unter Ächzen und Stöhnen unter der Konsole hervorzukrabblen begann. „ Ist alles in Ordnung?“
    Der Astrophysiker rappelte sich auf die Beine. „ Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber ich denke, ich hab’ was gefunden.“ Zwischen seinen Finger hielt er einen zerbrechlich wirkenden, kristallähnlichen Gegenstand. Daniel nahm ihn vorsichtig in die Hand und betrachtete ihn.
    „ Was ist das?“, fragte Lt. Scott und lugte neugierig über seine Schultern hinweg.
    „ Sieht aus wie ein Steuerkristall“, antwortete er ihm und zog die Stirn kraus.
    „ Wie ein ziemlich wichtiges Steuerkristall“, fügte McKay hinzu. „ Ich vermute mal, dass es zu einer der Konsole gehört.“

    Daniel schürzte die Lippen und wendete den zerbrechlichen Gegenstand hin und her. Er war aus einem sehr feinen Glas, war über und über mit winzigen Gravuren bedeckt, die teils ineinander verliefen oder keinen Abschluss fanden, sodass es ihm schwer fiel sie zu entziffern. Genaugenommen vermochte er es überhaupt nicht.
    „ Was ist?“ McKay sah ihn leicht alarmiert an und seine eisblauen Augen sprudelten vor Aufregung, Neugier und Sorge fast über. „ Was steht da?“
    „ Es tut mir leid, aber dieser Dialekt ist mir nicht vertraut“, gab Daniel geknickt zu. „ Die Anordnung der Symbole… sie macht keinen Sinn für mich. Es ist alles so wild durcheinander, ungeordnet. Das reinste Chaos!“
    „ Vielleicht sollten Sie Dr. Weir zu Rate ziehen“, schlug Lt. Scott vor und betrachtete das Kristall ehrfürchtig.
    „ Wir könnten auch einfach versuchen rauszufinden, wozu es gedient hat“, meinte McKay. „ Schließlich sind wir hier um Antworten zu finden.“
    Daniel stieß ein heiseres Lachen hervor. „ Sie wollen das riskieren, obwohl Sie nicht wissen, was passieren könnte? Wir wissen doch noch nicht einmal, zu welcher Konsole es gehört!“

    Der Kanadier nahm ihm das Kristall vorsichtig aus der Hand und grinste dabei mehr als überheblich. Dieses dämliche Grinsen konnte einen nur wahnsinnig machen und so langsam fragte sich Daniel, wie man es in Atlantis nur mit einer solchen Person aushalten konnte, ohne durchzudrehen! Es erschien ihm wie ein Ding der Unmöglichkeit und er glaubte Radek Zelenkas Versetzungsanträge endlich nachvollziehen zu können.
    „ Seien Sie nicht gleich immer so pessimistisch“, sagte McKay und ging zu der Konsole herüber, unter der er bis eben noch herumgekrochen war. Mit einer flapsigen Handbewegung beförderte er seinen Tablettlaptop auf die Oberfläche und schloss das Gerät binnen Sekunden an das Antikerartefakt an.
    „ Ich bin nicht pessimistisch“, erwiderte Daniel und trat neben den Wissenschaftler. „ Ich habe nur einen gesunden und funktionierenden Menschenverstand, der mich manchmal vor Gefahren warnt.“
    McKay blickte kurz von seiner Arbeit auf. „ Mich bezeichnet man als Pessimismus in Person, doch im Moment gibt es wesentlich wichtigere Dinge.“

    Daniel biss sich auf die Zunge und nickte verständnisvoll. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre, war er oft in ähnliche Situationen geraten, und obwohl es so viele waren, dass er sie schon gar nicht mehr zu zählen vermochte, war es immer noch schlimm und schmerzte immer wieder aufs Neue.
    In seinen Augen war es fast so etwas wie Selbstverleugnung, aber er verstand McKay. Er selbst hatte schon oft miterlebt, wie das Leben eines Teammitglieds am seidenen Faden hing, und er erinnerte sich nicht gern daran.
    Es war immer schwer, wenn die Möglichkeit bestand, dass einer vom Team von der Mission nicht zurückkehren würde. Und so einer Situation hatte sich McKay zu stellen…

    „ Ich verstehe“, sagte Daniel daher einfach nur und machte einen Schritt zurück, um eine gewisse Distanz zwischen sich und dem lantianischen Chefwissenschaftler zu wahren.
    McKay bedachte das mit einem scheuen, fast dankbaren Lächeln, ehe er sich wieder in seiner Arbeit verlor.
    Das Kristall in der einen Hand haltend, mit der anderen seinen PC balancierend, wanderte sein Blick über das Steuerungsfeld der Konsole. Ein schneller flüchtiger Blick verriet Daniel, dass es sich um denselben Dialekt wie auf dem Kristall handelte.
    „ Ich glaube ich hab’s gefunden“, murmelte McKay und legte seinen Tablettlaptop beiseite. Seine Finger zuckten über das Bedienfeld und stockten an einer kleinen Vertiefung.
    „ Ist es das?“, fragte Daniel.
    „ Das werden wir gleich herausfinden“, antwortete McKay und ließ das Kristall geschickt in die Vertiefung gleiten.

    Ein ohrenbetäubendes Geräusch und ein markerschütterndes Heulen ließ die beiden Männer zusammenzucken und Daniel würde das miese Gefühl nicht los, dass das da eben ein schrecklicher Fehler gewesen war.

    -----------

    Sie merkte, dass irgendetwas nicht stimmte, anders war. Wie ein elektrischer Schlag war es durch ihren Körper gezuckt und sie verspürte ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Brustkorb. Die dumpfen Schmerzen in ihrem Kopf brachten sie fast um. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, was das Ziehen nur noch mehr verstärkte.
    Bei jedem Atemzug war es, als rammte ihr jemand eine Klinge in die Brust. Es fühlte sich an, als würde ihr ganzer Körper in tausend kleine Stücke zerspringen.
    Beinahe schon panisch schnappte sie nach Luft, stöhnte auf, als ein kribbelnder Schmerz ihr schwarz vor Augen werden ließ und sie zurück in dieses dunkle Loch stoßen wollte, aus dem sie sich mühsam befreit hatte.

    Ihre Kehle war trocken und ihre Lippen sehnten sich nach ein bisschen kühlem Wasser. Ihr Hals brannte wie Feuer und ein bitterer Geschmack in ihrem Mund ließ ihr übel werden.
    Sie merkte, wie ihre Finger zu schmerzen begannen. Es fühlte sich an, als hätte sie den ganzen Tag gekämpft… ja, vielleicht sogar noch länger. Sie wollte sie ausstrecken, entlasten, doch irgendwas hinderte sie daran. Das Gleiche, was sie daran hinderte ihre Augen aufzuschlagen, ihre müden Beine zu bewegen oder sich über ihr Gesicht zu streichen. Irgendetwas blockierte sie, hielt sie fest und wollte sie nicht mehr loslassen. Unsichtbare Fesseln schienen es ihr unmöglich zu machen sich zu bewegen! Doch sie musste sich bewegen! Sie musste es einfach! Das Verlangen nach einem Schluck Wasser wurde immer stärker und ihr Herz setzte immer wieder aus. Ein heißes Kribbeln jagte durch ihren Körper und ihre Körpermitte brannte wie Feuer. Es war fast so, als drohte eine riesige Schmerzenswelle sie zu überrollen… und als sie es tat, riss sie schockiert ihre Augen auf. Der ganze Druck brach unter lautem Stöhnen und Ächzen über ihre Lippen, die sich in einen fast schon animalisch anmutenden Schrei wandelten.

    Überrumpelt von ihrem eigenen Stimmvolumen lag sie einfach nur da, keuchte, wartete bis das Kribbeln sich in den Weiten ihres Körpers verflüchtigte und bis die Welle, die ihr Blut zum Kochen gebracht hatte, langsam verebbte.
    „ Ist alles in Ordnung?“ Die ihr vertraut gewordene Stimme, riss sie aus ihrem erschöpften Zustand, und sie blickte auf, sah ihn haselnussfarbene Augen, die sorgenvoll funkelten.
    Sie spürte wie ihr Herz einen kurzen Aussetzer machte und wie sie langsam wieder die Kontrolle über ihren Körper zurückgewann. Ihre Sinne begannen wieder richtig zu arbeiten und so langsam realisierte so, wo sie sich befand.

    Wieder blickte sie zu ihm auf, brachte aber keinen Ton über ihre Lippen. Er keuchte, ebenso wie sie es getan hatte, japste nach Luft. Seine breiten Schultern bebten, sein muskulöser Oberkörper zitterte. In seinen haselnussfarbenen Augen war etwas, was sie nicht einzuordnen vermochte- war es Verwunderung oder vielleicht doch etwas anderes? Es war unmöglich, das genau zu sagen, denn er hatte etwas Geheimnisvolles!

    Zwei starke Männerhände hatten ihre Handgelenke umfasst. Irgendetwas in ihr sagte, dass sie sich dagegen wehren sollte, doch sie konnte es nicht, denn wie unlösbare Fesseln, aus denen man sich nicht befreien konnte, packten sie zu.
    Sie kniff die Lippen aufeinander und versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch statt Befreiung folgten nur ein weiteres Kribbeln und ein weiteres Brennen in ihrem Unterleib. Fast im selben Augenblick, stöhnten sie beide auf; sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und er verzog seinen Mund zu einem Lächeln. Er beugte sich zu ihr und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss über die Lippen. Hingebungsvoll knabberte er erst an ihrer Oberlippe und liebkoste dann ihren Hals, bedeckte ihn mit zarten Küssen. Seine Hände hatten sie an ihren Oberschenkeln gepackt und noch näher zu sich gezogen.
    Sie spürte, wie das Feuer in ihr brannte, wie der Druck in ihr fast unerträglich wurde. Um sich abzulenken, zog sie sein Gesicht zu sich herunter, fuhr mit ihren Fingern begierig durch seine rabenschwarzen Haare, bedeckte jeden Zentimeter seines Gesichts mit Küssen und hoffte, dass das nie enden würde.

    „ Tuá est haloná quatarea!“, drang es plötzlich irgendwo her und sie sah, wie er aufhorchte.
    „ Nein, nein.“ Sie zog sein Gesicht wieder zu sich, küsste ihn. „ Hör nicht auf, bitte.“
    Er erwiderte den Kuss für einige Augenblicke, streichelte ihr dann liebevoll über ihr Kinn. „ Ich kann nicht. Ich muss gehen.“
    „ Nein, bleib hier“, bat sie ihn, versuchte ihn zu halten, doch er schüttelte nur mit dem Kopf, lächelte und erhob sich von ihr.
    „ Ich kann nicht“, sagte er noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck. „ Du weißt, dass ich es nicht kann.“

    Sie war verwundert, ließ sich aber nichts anmerken. Sehnsüchtig beobachtete sie, wie er seine überall im Raum verstreuten Kleidungstücke aufsammelte und sich anzog- es war fast zu schade, dass man einen so schönen, begehrenswerten Körper unter Stoff versteckte!
    „ Geh nicht“, versuchte sie es noch einmal, doch er lächelte nur wieder und kam noch einmal zu ihr. Er ging auf die Knie und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zärtlich zeichnete er mit seinem Finger ihre Gesichtskonturen nach, ehe er ihr einen Kuss auf die Stirn gab und sich dann wieder aufrichtete.
    „ Te amo“, flüsterte er und ging.

    Sie sah ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, starrte dann kurz die Decke an und rollte sich dann auf die Seite, erstarrte…
    Das Wesen war ihr direkt gegenüber, starrte sie mit ihren blassgrünen Augen an und ihre honigblonde Mähne fiel ihr locker auf die Schultern. Sie wirkte überrascht und zugleich aber auch verängstigt. Ihr perfekter Körper war in ein dünnes, seidenes Bettlaken gehüllt, dass mit ihrem hellen, makellosen Teint harmonierte.

    „ Nein“, wisperte sie erschrocken und begann sich hastig aufzurappeln; das Wesen folgte jeder ihrer Bewegungen- selbst als sie über ihr langes Gewand stolperte, was sie während ihres Liebesspiels verloren hatte. Panik packte sie und auf einmal wusste sie nicht, was sie zu tun hatte. Orientierungslos irrte sie durch das dunkle Quartier, wankte unsicher in Richtung Tür, hatte sie schon fast erreicht, als ein Krampf sie packte und zu Boden gehen ließ. Ein Schmerz erfüllter Schrei dröhnte über Lippen und sie schlang ihre Arme um ihren zitternden Oberkörper. Ihre Knie gaben unter ihr nach und viel zu schnell fand sie sich vor Schmerzen windend, auf dem kalten, staubigen Boden wieder. Scheinbar nicht enden wollende Sekunden vergingen, bis sich ein schwerer schwarzer Schleier vor ihre Augen legte und sich alles in Dunkelheit hüllte.


    --------------

    Schwerfälligen Herzens beobachtete Carson Beckett, wie Teylas lebloser Körper von zwei Marines auf eine andere Liege gehievt wurde und wie Jennifer Keller schweren Herzens und mit verweinten Augen ein makelloses, weißes Laken über sie spannte.
    Es war einfach nur eine Schande, dass eine so junge Frau, die noch so viel vorhatte in ihrem Leben, hatte sterben müssen. Warum konnte die Welt nur dermaßen ungerecht sein? Er verstand das einfach nicht!

    Zu dem Schluss gekommen, dass er es wohl auch nie verstehen würde, drehte sich Carson seufzend um und ließ seinen Blick durch die Krankenstation schweifen. Er entdeckte Col. Sheppard nicht weit von sich auf einem Stuhl sitzend; das Gesicht in seinen Händen verborgen, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Seine bebenden Schultern verrieten, dass er mit den Tränen zu kämpfen hatte oder diesen Kampf bereits verloren hatte.
    Neben ihm stand Dr. Weir, hatte einen Arm um seine Schulter geschlungen und redete auf ihn ein. Sie sah kurz auf, als sie Carsons Blick bemerkte und nickte ihm unmerklich zu.
    Es gab Momente in seinem Beruf, die hatte er schon immer versucht zu vermeiden, doch manchmal ging es einfach nicht anders. Und heute war mal wieder ein solcher Moment gekommen!

    Langsam näherte er sich den beiden und je näher er kam, desto mehr verstärkte sich der Verdacht, dass der Colonel den Kampf verloren hatte. Es zerriss Carson fast das Herz, als er den jungen Mann leise schluchzen hörte, aber zugleich überraschte es ihn auch. Bei John Sheppard, dem kampferprobten Soldaten und Piloten, gab es sowas wie eine verletzliche Seite nicht. Das dachten sicher einige Menschen, doch sie irrten sich…

    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen trat Carson auf den Colonel zu, der daraufhin mit tränengefüllten Augen zu ihm aufblickte. Warum, schien er fragen zu wollen, war aber nicht in der Lage etwas zu sagen.

    „ Es tut mir leid, John“, sagte Carson leise und senkte bedrückt seinen Blick. „ Ich wünschte, ich hätte mehr für Teyla tun können. Es tut mir leid.“
    Der Soldat erwiderte nichts, sondern nickte einfach nur. Carson wusste, was dies zu bedeuten hatte.
    „ Mit Ihrem Einverständnis, würden Dr. Keller und ich…“, setzte er an, doch sein Gegenüber schüttelte mit dem Kopf.
    „ Nein.“
    „ John…“ Elizabeth tätschelte ihm die Schulter und sah ihn verwirrt an.
    „ Ich muss mir das nicht überlegen, Elizabeth“, entgegnete John. „ Sie hätte es nicht gewollt.“
    „ Aber nur so können wir herausfinden, was Teyla gefehlt hat“, meinte die Expeditionsleiterin.
    „ Und ich hatte gedacht, Sie würden meine Entscheidung respektieren“, sagte John leise, klang fast ein bisschen enttäuscht. „ Wenigstens Teylas.“
    „ Wenn Sie das nicht möchten, dann werde ich das auch nicht tun“, mischte sich Carson ein, bevor eine Diskussion losbrach. Er hoffte noch immer auf Ergebnisse von Rodney. Und wenn nicht, dann…


    Ein spitzer Schrei erschütterte ihn bis aufs Mark und ließ sein Herz für einen Moment aussetzen.
    „ Dr. Beckett!“ Es war Dr. Kellers Stimme, die da plötzlich loskreischte und eine hysterische Note hatte.
    Carson zögerte nicht eine Sekunde und lief los- er hörte, dass Elizabeth und John ihr folgten.
    „ Carson!“, rief Jennifer ein zweites Mal und als er sie erreicht hatte, kannte er auch ihren Grund.

    „ Carson, was ist hier los?“, fragte Teyla und schob verwundert das weiße Bettlaken beiseite, ließ ihren Blick durch die Runde schweifen und schwang ihre Beine über die Bettkante. „ Was ist passiert?“

    TBC

    Spoiler 
    nochmal @ Delilah Blue: Wie könnte ich kein Happy End schreiben?

  36. Danke sagten:


  37. #60
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    259

    Standard

    Wieder ein sehr schöner Teil!!! Hat mir gefallen. Ja ja, Rodney die Nervensäge. Ach, Zelenka wollte sich versetzen lassen? Kann ich irgendwie verstehen.
    Juhu!!!! Teyla ist wieder unter den Lebenden. *freu*

  38. Danke sagten:


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