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Thema: The core

  1. #21
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Whispers Part I

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Es ist immer schön so nette Worte zu hören. Eine Story mit den wesentlich 'weicheren' Charaktere aus SGA ist doch wesentlich leichter zu schreiben (okay, Ronon mal ausgenommen). Mal sehen, ob du es auch weiterhin so spannend findest.


    So, jetzt geht's weiter. Über das eine oder andere Feedback würde ich mich sehr freuen.

    Whispers Part I

    Carson Beckett betrat mit einem Seufzen die Sektion, die laut den Datenauswertungen die Krankenstation sein sollte. Im Großen und Ganzen ähnelte sie der auf Atlantis, aber dennoch fühlte er sich hier nicht wohl- und das sollte schon was sagen, denn selbst auf einer Krankenstation auf einem Wraithbasisschiff würde er sich wohl fühlen… zumindest irgendwie und vorausgesetzt, dass es so etwas überhaupt gab.

    Natürlich war auch er begeistert gewesen, als es hieß, man habe ein antikisches Raumschiff entdeckt und er war sofort bereit gewesen die Erkundungstrupps zu begleiten, kaum dass Elizabeth um Freiwillige gebeten hatte. Die Aussicht ein Stück der antikischen Technologie zu sehen und möglicherweise noch auf die Datenbank Zugriff zu erhalten, war wirklich verlockend gewesen. Genaugenommen war es das jetzt immer noch, aber… irgendwie auch nicht.

    Die Tatsache, dass das Schiff vor nunmehr fast fünfzehn Stunden in den Hyperraum gesprungen war und sich jetzt sonst wo befand, war mehr als beunruhigend, wenn nicht sogar schon beängstigend- und er hatte während dieser Mission schon so manches Beängstigendes gesehen!

    Der schottische Mediziner runzelte bei dem Gedanken die Stirn, ehe er von seinem knallorangen Erste Hilfe-Köfferchen aufsah und seinen Blick durch die Krankenstation- wenn man es wirklich so bezeichnen konnte- schweifen.
    Sie war in drei Sektionen unterteilt; es gab eine größere, eine mittlere und noch eine etwas kleinere Sektion.

    In der größten Sektion waren mehrere Behandlungs- und Untersuchungstische aufgestellt worden. In der mittleren Sektion befand sich eine Art Labor und die kleinste Sektion war mit sechs Patientenliegen staffiert, je drei pro Seite.
    Ein verschlossener Durchgang stach ihm ins Auge, allerdings reizte ihn es nicht, zu wissen, was sich wohl dahinter befand. In den letzten Stunden war er vorsichtig geworden und zuckte bei jedem noch so kleinem Geräusch zusammen.

    Carson seufzte resigniert und versuchte sich wenigstens etwas auf die Daten zu konzentrieren, die ihm Rodney gereicht hatte. Sonderlich viel hatte er noch nicht herausfinden können- außer vielleicht einige wenige Akten der Besatzung, die sich damals wohl bester Gesundheit erfreut hatten.

    „ Haben Sie schon etwas gefunden, Carson?“, schallte da eine bekannte Stimme hinter ihm und er drehte sich um, entdeckte Dr. Weir, die ihn erwartungsvoll anblickte; sie lehnte ihm Türrahmen und hatte die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt. Es erweckte den Anschein, als hatte sie dort schon länger gestanden und ihn beobachtet.
    „ Nichts, was für uns relevant sein könnte“, antwortete Carson und ließ den Tablettlaptop, den er in den Händen trug, mit einem Seufzen sinken.
    „ Die Daten geben Ihnen keine Auskunft?“, fragte die Expeditionsleiterin und zog die Augenbraue hoch, während sie langsam zu ihm herüber schlenderte.
    „ Außer, dass sich die Besatzung damals in einem geradezu perfekten gesundheitlichen Zustand befunden hat, nein.“ Carson faltete seine Hände und legte sie vor sich auf die Tischplatte. „ Wenn Sie einen Bericht über spannende Experimente haben wollen, dann muss ich Sie leider enttäuschen.“

    Elizabeth lächelte milde. „ Ich habe Rodney schon darauf angesetzt. Er, Col. Sheppard und Mitchell sind vor einer knappen Stunde aufgebrochen.“
    „ Sie lassen das Schiff weiter erkunden?“, fragte Carson.
    „ Ich befürchte, dass uns im Moment nichts anderes übrig bleibt, Carson“, seufzte Elizabeth und strich sich eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „ Hören Sie, wenn ich irgendwie behilflich sein kann…“, setzte Carson an, doch seine Gesprächspartnerin unterbrach ihn gleich wieder.
    „ Ich bin für Ihr Angebot dankbar, aber es wäre mir lieber, wenn Sie sich um die Leute kümmern. Einige hat es arg mitgenommen und ich mache mir Sorgen um ihre Wohlbefinden. Ich versuche keine Panik zu verbreiten, doch alle scheinen zu wissen, dass unsere Lage besser sein könnte. Also…“
    „… werde ich mich bereithalten“, nickte Carson ab. „ Ich verstehe.“
    Elizabeth lächelte ihn erleichtert an. „ Die Lage ist ernster, als ich zugeben möchte.“
    „ Wir werden das schon zusammen schaffen“, sagte Carson, klopfte ihr dabei aufmunternd auf die Schulter.
    „ Wenn Sie sich damit mal nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt haben“, entgegnete die Expeditionsleitern, doch ihre Stimme verlor sich in einem Seufzen.

    ----------

    John seufzte, konnte ein ungläubiges Kopfschütteln gerade noch so unterdrücken, fragte sich, warum ausgerechnet er mit dieser Last behaftet worden war.
    Gerade noch rechtzeitig hatte er einen aufkeimenden Konflikt zwischen einem Marine und einem Wissenschaftler abwenden können, der mit aller größter Wahrscheinlichkeit unschön geendet hätte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, wusste er noch nicht einmal, worüber die beiden Männer sich so aufgeregt hatten.

    „ Das ist ja wohl eine Unverschämtheit“, fauchte Rodney McKay, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand, und hinter einer Steuerkonsole umher wuselte. Empört stemmte er die Hände in die Seiten und seine blauen Augen funkelten erbost. „ Könnte ich erfahren, was Sie da zu tun gedenken?“
    „ Meine Arbeit, und was machen Sie?“ Mike Branton’s braune Augen blitzten angriffslustig, und der Wissenschaftler beugte sich leicht vor.
    „ Oh, werden Sie jetzt bloß nicht frech“, schnaufte Rodney. „ Und gehen Sie von der Konsole weg, sonst machen Sie sie noch kaputt!“
    „ Und Sie denken, dass Sie das besser als ich können?“, wollte Dr. Branton wissen.
    „ Ich denke es nicht nur, ich weiß es!“

    John verdrehte die Augen. Warum in alles in der Welt fiel es diesem selbstverliebten Kanadier so schwer, mit anderen zusammenzuarbeiten?
    „ Okay, genug jetzt“, sagte er schnell, bevor Rodney seinen Kollegen noch weiter beschimpfen konnte. „ Was gibt’s hier für ein Problem?“
    „ Was es hier für ein Problem gibt?“, fragte der angesprochene Kanadier schnippisch. „ Das Herr Folterfutzi hier alles anfasst und alle möglichen Knöpfe drückt, ohne über die Folgen nachzudenken. Das ist los!“
    „ Herr Folterfutzi steht hier drüben und kann alles mithören.“ Branton hob die Hand und funkelte Rodney an, ehe er John ein Lächeln schenkte. „ Sie müssen sich keine Sorgen machen, Colonel. Das ist nur eine kleine Streitigkeit unter Kollegen.“
    „ Oh, das ist jetzt aber sehr weit hergeholt, Branton, finden Sie nicht auch“, schnarrte Rodney.

    „ McKay!“, tadelte John sein Teammitglied. „ Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, bin ich bereit Sie auf unsere derzeitige Situation hinzuweisen: Wir befinden uns auf einen Raumschiff, das vor fast fünfzehn Stunden in den Hyperraum gesprungen ist. Wir wissen weder warum es das getan hat, noch wissen wir wohin uns die Reise führt. Könnten Sie also ihr Ego ein bisschen runterkurbeln und wenigstens so tun, als wären Sie nett?“
    Er hörte, wie Rodney mit den Zähnen zu knirschen begann, ehe er kleinlich nickte.
    „ Sehen Sie, war das denn so schwer?“ John seufzte innerlich in sich hinein. Bis eben hatte er sich für einen recht ausgeglichenen Menschen gehalten und wenn es doch jemand mal geschafft hatte, ihn derart zu reizen, dass er ihm eine Kugel in den Kopf hätte jagen können, war da noch immer seine Soldatenausbildung, die Schlimmeres verhinderte. Doch jetzt…

    „ Ich werde jetzt nach Col. Mitchell und nach Teyla sehen“, sagte er zu den beiden Wissenschaftlern, die einander immer noch anfeindende Blicke zuwarfen. „ Wenn mir irgendwelche Klagen kommen, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass keiner von Ihnen mehr an die Konsolen darf, verstanden?“
    „ Kein Grund, daraus so ein Drama zu machen“, murmelte Rodney leicht angesäuert, während Mike Branton nur nickte und sich dann wieder seiner Arbeit zuwandte.


    Obwohl es sich hierbei um einen ganzen Laborkomplex handelte, fiel es John nicht schwer, die andere Gruppe unter Führung von Cameron Mitchell zu finden; der Colonel stand inmitten eines nicht minder großen Labors und wurde von aufgeregten Wissenschaftlern umwuselt. Weder das aufgeregte Schnattern der Männer und Frauen noch deren Begeisterungsausrufe schienen ihn aus der Ruhe zu bringen; lässig lehnte er gegen einen Pfeiler und beobachtete das Treiben mit leicht gelangweilter Miene.

    „ Wie ich sehe, scheinen Sie sich ja richtig zu amüsieren“, stichelte John ihn, schmunzelte, als sich Mitchell abrupt zu ihm umdrehte und sein Blick lautstark Endlich zu schreien schien.
    „ Haben Sie einen Daniel Jackson in Ihrem Team und dann reden wir weiter“, erwiderte Mitchell lächelnd. „ Das hier ist eigentlich nichts Neues, außer vielleicht, dass wir uns auf einem Raumschiff befinden, das ziellos durchs All geistert.“
    „ Ziellos würde ich nicht unbedingt sagen.“ John schlenderte langsam zu seinem Kameraden herüber, wich dabei immer wieder an ihm vorbei hetzenden Wissenschaftlern aus, die ihn gar nicht beachteten und sonst in ihn hinein gelaufen wären.
    „ Anscheinend verstehe ich unter „ziellos“ etwas anderes als Sie“, meinte Mitchell und verschränkte die Arme vor seinem Brustkorb; seine G36 hing locker an dem Riemen, der an seiner kugelsicheren Weste befestigt war, und baumelte vor sich hin.

    „ Wie läufst so?“, fragte John ihn, woraufhin der Colonel nur die Stirn runzelte.
    „ Das erinnert mich an diesen einen Film, den ich als Kind mal heimlich gesehen habe“, grinste Mitchell. „ Er handelte von riesigen, mutierten Spinnen, die sich auf ihre Opfer gestürzt haben und ihnen das Leben aussaugten, wie einen Milkshake. Sie waren unberechenbar!“
    „ Ja, diese Leute können wirklich unberechenbar werden, wenn es darum geht, wer zuerst an die neuentdeckte Konsole darf.“ John grinste ebenfalls und erinnerte sich daran, wie eine zierliche, blonde Wissenschaftlerin ihn damals zur Seite gedrängelt hatte, als sie eine antikische Konsole fixiert hatte. Er wusste gar nicht, dass ein so zierliches Persönchen so viel Kraft aufbringen konnte- es war fast schon unheimlich!

    „ Und wie läufst bei Ihnen so?“ Mitchells Frage riss ihn aus seinen Erinnerungen.
    „ Ich befürchte, dass sich Rodney und dieser Branton gerade an die Gurgel gehen, aber sonst läuft alles ganz gut“, antwortete er, blickte sich dann leicht irritiert um.
    Cam Mitchell bemerkte seinen verwirrten Gesichtsausdruck. „ Was ist? Suchen Sie jemanden?“
    John löste seinen Blick von zwei Wissenschaftlern, die heftig miteinander diskutierten und sah seinen Kameraden über seine Schulter hinweg an, verzog den Mund. „ Ich frage ungern, aber haben Sie Teyla gesehen?“
    „ Die Athosianerin? Sie sagte, sie wolle dem Korridor weiter folgen. Wieso, ist das ein Problem?“
    „ Nein, sie kann schon auf sich selber aufpassen. Ich habe mich nur gewundert…“
    „ Sie mögen sie, nicht wahr?“
    „ Wie bitte?“ John sah Mitchell fragend an; ein schelmisches Grinsen umspielte die Lippen des Colonels und seine grauen Augen blitzten ihn keck an. „ Wie kommen Sie denn jetzt da drauf?“
    „ Ich hab Antennen für sowas, Sheppard“, erwiderte der Teamleader von SG1 und sein Grinsen wurde noch breiter. „ Mir fällt sowas immer recht schnell auf, wissen Sie.“
    „ Was fällt Ihnen auf?“, fragte John misstrauisch und hatte das Gefühl, dass er die Antwort schon kannte.
    „ Sie wissen schon, was ich meine… Das Knistern in der Luft. Romantische Schwingungen.“ Cameron Mitchell wackelte mit den Augenbrauen und er grinste nun so breit, dass seine Ohren abzufallen drohten.
    „ Sie ist Mitglied in meinem Team“, stellte John klar, da er genau wusste, was da gerade in dem Kopf seines Gegenüber vorging- und das entsprach definitiv nicht der Wahrheit! „ Das ist alles.“
    „ Sind Sie sich sicher?“
    „ Ja, ich bin mir sicher.“
    „ Wirklich?“, hakte Mitchell nach.
    „ Sollten Sie nicht lieber aufpassen, dass Ihre Schützlinge sich nicht in de Haare bekommen, anstatt mir Beziehungstipps zu geben?“
    „ Ich denke, die sind erwachsen genug, um mit einander klarzukommen und denken Sie nicht, dass es mir nicht aufgefallen ist, dass Sie das Thema wechseln wollten.“ Mitchell grinste. „ Außerdem fiel das Wort „ Beziehung“ und das…“
    „ Oh, man.“ John seufzte.
    „ Ach kommen Sie schon! Das ist doch um einiges interessanter, als darauf zu warten, dass diese Leute wieder unter ihren Konsolen hervorgekrochen kommen.“
    „ Wenn Sie meinen.“

    John seufzte wieder und fragte sich, ob er nicht vielleicht wieder zurückgehen und nach seinen beiden Streithähnen in dem benachbarten Labor sehen sollte; irgendwie beunruhigte ihn der Gedanke, dass Rodney und Branton allein waren. Und außerdem führte dieses Gespräch in eine von ihm nicht vorgesehene Richtung…
    „ Sie mögen sie also“, versuchte Mitchell es noch einmal, doch mehr als ein Versuch wurde es nicht.
    „ Ich sollte jetzt wieder nach Rodney sehen“, entgegnete John trocken und nickte ihm kurz zu. „ Rufen Sie mich, wenn Ihnen der Haufen zu sehr auf der Nase herumtanzt.“
    „ Keine Sorge“, rief Mitchell ihm hinterher, „ich…“
    „ Col. Sheppard, das sollten Sie sich ansehen!“ Er hatte schon mit Rodney gerechnet, doch es war Mike Branton’s Stimme, die da aus seinem Headset tönte und den Rest von Cam Mitchells Satz übertönte.
    „ Was gibt’s, Doktor?“
    „ Das sollten Sie sich lieber persönlich ansehen“, kam die Antwort.
    John seufzte. „ Okay, ich bin gleich da.“ Was, um aller Himmels Namen, gab es denn noch, was er sich ansehen sollte?


    --------------

    Zugegeben; der Anblick eines strahlenden Rodney McKays, dem vor Grinsen fast die Ohren abfielen und der friedlich neben seinem Kollegen stand, war schon merkwürdig, und so fiel es ihm zuerst gar nicht auf, dass der Kanadier da etwas in den Händen hielt, was einer dampfenden Kaffeetasse zum Verwechseln ähnlich sah.

    „ Sie glauben nicht…“, empfing ihn Rodney überschwänglich und verlor sich dabei in seiner eigenen Begeisterung; seine blauen Augen waren klar und er wirkte merkwürdigerweise sehr entspannt… zu entspannt.
    John zog die Augenbrauen hoch und seine Verwirrung gipfelte, als Rodney ihm eine Tasse Kaffee in die Hand drückte.

    „ Ja, ganz Recht“, surrte der Kanadier selbstgefällig. „ Soeben von mir entdeckt und erfolgreich genutzt.“
    Johns Augenbrauen wanderten noch weiter gen Haaransatz. „ Sie haben ne’ Kaffeemaschine gefunden?“
    „ Ich bezweifele, dass die Antiker so etwas kannten, aber ja“, erwiderte Rodney, begann dann aber ebenso schnell wieder mit dem Kopf zu schütteln. „ Naja… eigentlich nicht… doch… naja….“
    „ Rodney“, seufzte John, „ bitte drücken Sie sich verständlich aus. Ich bin schließlich her gekommen, weil Sie mir unbedingt etwas Atemberaubendes zeigen wollten.“
    „ Von Atemberaubend war nie die Rede, aber naja…“, meinte Rodney, während er um die Steuerkonsole herumlief und dann auf einen Computer einzutippen begann. Ein kleiner frei schwebender Monitor erschien direkt vor John und er verschluckte sich fast an seinem Kaffee, der wirklich unverschämt gut schmeckte.
    „ Was ist das?“, fragte er.
    „ Das, mein unwissender Soldatenfreund, ist sozusagen der Heilige Gral, die wahrscheinlich größte Entdeckung die wir bisher gemacht haben, wenn man mal davon absieht, dass wir erst seit gut fünfzehn Stunden auf diesem Schiff sind“, antwortete Rodney ihm, immer noch breit grinsend.
    „ Verzeihen Sie mir meine dämliche Fragerei, aber wären Sie so freundlich und würden mir erklären, was das überhaupt ist?“
    Rodney seufzte. „ Erinnern Sie sich an den Asgardtransporter, von dem ich Ihnen erzählt habe?“
    John runzelte die Stirn, nippte an seinem Kaffee. „ Muss ich mich daran erinnern?“
    „ Das werde ich jetzt mal ignorieren“, schnappte Rodney und war auf einmal nicht mehr ganz so nett. „ Ja, Sie sollten sich daran erinnern, weil das erst letzte Woche war.“
    „ Oh…“
    „ Wie dem auch sei“, fuhr Rodney fort, nachdem er die Augenverdreht und leise geseufzte hatte. „ Ich bin dieser Art von Transporter das erste Mal vor rund fünf Jahren begegnet. Sie ist erstaunlich, aber unglaublich kompliziert. Es würde also viel zu lange dauern, es Ihnen ein zweites Mal zu erklären, also werde ich versuchen mich einfach auszudrücken.“
    „ Wie nett von Ihnen“, stichelte John grinsend.
    „ Wenn man einigermaßen begabt ist und die Grundlagen einer solchen Technologie kennt, dann ist es kein Problem dieses Programm zu modifizieren.“ Er machte eine kurze Pause. „ Col. Carter ist dies zum ersten Mal gelungen, als sie und SG1 in dem Zeiterweiterungsfeld gefangen waren.“
    „ War das nicht erst vor ein paar Monaten?“, warf John ein.
    „ Ja, vor rund einem halben Jahr“, antwortete Rodney. „ Also, ihr ist es damals gelungen, den Asgardkern derart zu modifizieren, dass sie fast jeden beliebigen Gegenstand mithilfe der Asgardbeamtechnologie materialisieren konnte und…“

    John unterbrach ihn mit einer schnellen Handbewegung. „ Sie haben einen Materiekonverter entdeckt?“
    Rodney schien kurz nachzudenken, nickte dann. „ Scheinbar kannten die Antiker diese Technologie schon länger und haben sie sozusagen als Standardausrüstung mit eingebaut.“
    „ Materiekonverter, also?“
    „ Ja, wenn Sie es so nennen wollen.“
    „ Und das heißt…“
    „… das ich Ihnen von einer Tasse Kaffee bis zu einer kompletten Golfausrüstung alles bieten kann. Ich muss es nur in den Computer eingeben.“ Rodney grinste selbstzufrieden. „ Und das heißt außerdem, dass ich nicht an einem qualvollen Hungertod sterben werde. Aber…“
    John runzelte die Stirn. „ Sagen Sie bloß…“
    „ Es gibt da ein klitzekleines Problem“, sagte Rodney.
    „ Ach, nur eines?“, fragte John sarkastisch.
    „ Dieses Programm hochzufahren und es zu nutzen, verbraucht immer Unmengen an Energie und ich will bei aller Liebe kein Spielverderber sein, aber ich weiß nicht, wie lang die Energiereserven noch reichen.“
    John zog die Augenbrauen hoch. „ Und das nennen Sie „ ein klitzekleines Problem“? Das ist für mich ein großes Problem!“
    „ Ich gebe bereits mein Bestes und ich werde Elizabeth und Sie sofort informieren, sobald ich Neues herausgefunden habe“, sagte Rodney.
    „ Haben Sie Elizabeth schon informiert?“, wollte John wissen.
    „ Ihr Funkgerät funktioniert nicht, also ist Branton sie suchen gegangen.“
    „ Okay…“ John seufzte und strich sich durch seine wirren Haare. „ Machen Sie weiter und bis auf weiteres möchte ich, dass Sie dieses Ding gefälligst aus lassen.“
    Rodney sah ihn empört an. „ Heißt das…“
    „ Ja, das heißt, dass Sie wohl oder übel auf Kaffee verzichten müssen“, entgegnete John. „ Wir wollen nichts riskieren, verstanden?“
    „ Jaja.“ Rodney nickte.

    John nickte ihm noch einmal auffordernd zu, ehe er ging, um nach Elizabeth zu suchen; die Kaffeetasse hielt er dabei noch immer in den Händen. Wohl oder übel musste er sagen, dass wenigstens dieses Problem einigermaßen geklärt zu sein schien. Verhungern würde niemand! Das war gut…

    TBC

  2. Danke sagten:


  3. #22
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Wieder ein schöner Teil. Ja, es ist wirklich einfach über SGA zu schreiben. Tja, Ronon ist wohl wirklich nicht einfach. Mir ist er bis jetzt nur so leicht gefallen, weil meine Hauptcharaktere eine neue Seite in ihm zum Vorschein bringt.

    Zugegeben; der Anblick eines strahlenden Rodney McKays, dem vor Grinsen fast die Ohren abfielen und der friedlich neben seinem Kollegen stand, war schon merkwürdig, und so fiel es ihm zuerst gar nicht auf, dass der Kanadier da etwas in den Händen hielt, was einer dampfenden Kaffeetasse zum Verwechseln ähnlich sah.

    „ Sie glauben nicht…“, empfing ihn Rodney überschwänglich und verlor sich dabei in seiner eigenen Begeisterung; seine blauen Augen waren klar und er wirkte merkwürdigerweise sehr entspannt… zu entspannt.
    John zog die Augenbrauen hoch und seine Verwirrung gipfelte, als Rodney ihm eine Tasse Kaffee in die Hand drückte.

    „ Ja, ganz Recht“, surrte der Kanadier selbstgefällig. „ Soeben von mir entdeckt und erfolgreich genutzt.“
    Johns Augenbrauen wanderten noch weiter gen Haaransatz. „ Sie haben ne’ Kaffeemaschine gefunden?“
    „ Ich bezweifele, dass die Antiker so etwas kannten, aber ja“, erwiderte Rodney, begann dann aber ebenso schnell wieder mit dem Kopf zu schütteln. „ Naja… eigentlich nicht… doch… naja….“
    Das ist gut... eine Tasse Kaffee!

    John unterbrach ihn mit einer schnellen Handbewegung. „ Sie haben einen Materiekonverter entdeckt?“
    Rodney schien kurz nachzudenken, nickte dann. „ Scheinbar kannten die Antiker diese Technologie schon länger und haben sie sozusagen als Standardausrüstung mit eingebaut.“
    „ Materiekonverter, also?“
    „ Ja, wenn Sie es so nennen wollen.“
    „ Und das heißt…“
    „… das ich Ihnen von einer Tasse Kaffee bis zu einer kompletten Golfausrüstung alles bieten kann. Ich muss es nur in den Computer eingeben.“ Rodney grinste selbstzufrieden. „ Und das heißt außerdem, dass ich nicht an einem qualvollen Hungertod sterben werde. Aber…“
    John runzelte die Stirn. „ Sagen Sie bloß…“
    „ Es gibt da ein klitzekleines Problem“, sagte Rodney.
    „ Ach, nur eines?“, fragte John sarkastisch.
    „ Dieses Programm hochzufahren und es zu nutzen, verbraucht immer Unmengen an Energie und ich will bei aller Liebe kein Spielverderber sein, aber ich weiß nicht, wie lang die Energiereserven noch reichen.“
    John zog die Augenbrauen hoch. „ Und das nennen Sie „ ein klitzekleines Problem“? Das ist für mich ein großes Problem!“
    *auch sowas haben will* Aber ich geb John völlig Recht, das ist eigentlich kein klitzekleines Problem!

    Bin ja schon gespannt, wie's weitergeht.

  4. Danke sagten:


  5. #23
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Whispers Part II

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Ich bin genau deiner Meinung- erst kommt er Kaffee und dann der ganze Rest, wie z.B. zu hoher Stromverlust


    Whispers Part II

    Elizabeth hatte sich in eines der leer stehenden Quartiere zurückgezogen und studierte gedankenverloren die Datenauswertungen, die Dr. Jackson ihr überlassen hatte- er selbst hatte zum „durchblättern“ dieser Daten nur wenige Minuten gebraucht.

    Sonderlich viel war nicht niedergeschrieben worden und wenn ihr doch etwas ins Augen sprang, dann musste sie nach eifriger Übersetzungsarbeit enttäuscht feststellen, dass sie dies schon wusste; die Artemis war zuzeiten des Krieges mit den Wraith tatsächlich ein Versorgungsschiff gewesen, hatte in regelmäßigen Abständen Außenposten angeflogen. Über herausragende Experimente fand sich rein gar nichts…

    Die Expeditionsleiterin seufzte resigniert und legte den Tablettlaptop beiseite; ihre Augen waren müde und schmerzten von dem vielen Lesen. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, fuhr sich durch ihre dunkelbraunen Haare und rieb sich ihre erschöpften, grünen Augen.
    Sie sollten sich ausruhen, meine Liebe, hatte Carson zu ihr gesagt, als sie ihn vorhin auf der Krankenstation besucht hatte. Sie wollte den Rat des schottischen Mediziners beherzigen, doch sie konnte es nicht. So sehr sie es auch versuchte… sie konnte es einfach nicht!

    Das Brummen des Antriebs war kaum zu vernehmen und als Elizabeth aus dem Fenster ins All hinaus blickte, die Sterne vorbeisausen sah, wirkte es so unwirklich. Die Tatsache, dass sie sich auf einem Raumschiff befand, dass nach Nirgendwo unterwegs war und sie es nicht verlassen konnte, schien noch nicht richtig zu ihr durchgedrungen zu sein. Sie versuchte noch immer das Positive an der Ganzen Sache zu sehen, aber allzu viel Positives gab es nicht.
    Sie befand sich zusammen mit rund fünfzig anderen Personen auf einem Raumschiff der Antiker; bis hierhin war ja noch alles gut und man hätte tatsächlich von einem Glücksfall reden können.
    Sie befand sich zusammen mit rund fünfzig anderen Personen auf einem Raumschiff der Antiker, das sie nicht verlassen können und wovon sie nicht wissen, wohin es sie führt; vielleicht war dies schon eher ein Grund leichte Panik zu schieben.

    Elizabeth wandte ihren Blick ab und versuchte sich vorzustellen, was jetzt im Moment wohl gerade in Atlantis vor sich ging. Vor ihrem Aufbruch hatte sie Major Lorne das Kommando über die Stadt übertragen und sie war sicher, dass kein Mensch befähigter für diese Aufgabe war, als der Major. Doch normalerweise hätten zumindest einige von ihnen jetzt schon seit gut fünf Stunden zurück sein müssen!

    Sie war sich sicher, dass Major Lorne versucht hatte sie über Funk zu erreichen. Er hätte sicherlich auch einen Erkundungsjumper los geschickt, um nach ihnen zu sehen und zu entdecken, dass sich im Orbit des Planeten nichts als Dunkelheit befand.
    Elizabeth seufzte bei dem Gedanken, dass sie und all die anderen jetzt sozusagen als „vermisst“ galten. Sie wusste, wie so etwas geahndet wurde; man würde nach ihnen suchen lassen, versuchen sie irgendwie anderweitig zu kontaktieren. Nach einer gewissen Zeit- etwa nach eineinhalb Monaten- würden Maßnahmen ergriffen werden; man würde ihre Stelle und die Stellen der anderen neu besetzen- es musste schließlich weitergehen! Major Lorne würde höchstwahrscheinlich zum neuen befehlshabenden Offizier der Stadt ernannt werden und...

    „ Nein!“ Elizabeth war überrascht, als dieser widerstrebende Laut über ihre Lippen brach und den ganzen Raum erfüllte. Schnell schüttelte sie mit dem Kopf, versuchte den Gedanken zu verbannen. Irgendwie würden sie den Weg zurück finden. Aber, was wenn nicht? Wenn sie es nicht schaffen würden? Keiner von ihnen wusste wohin sie dieser Weg führte! Sie flogen blind durchs Universum, nicht wissend, was als Nächstes passieren würde!

    „ Dr. Weir?“ Eine männliche Stimme ließ sie zusammenzucken und für einen Moment hatte sie gehofft, dass sie zu John gehörte. Sie wollte sich unbedingt mit ihm aussprechen! Sie wollte das, was da zwischen ihnen in der Messe vorgefallen war, klären! Sie hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen ihm gegenüber; einerseits konnte sie ihn ja verstehen, aber andererseits… Sie sollten miteinander reden!
    Doch es war nicht John, der da im Türrahmen aufgetaucht war und sie erwartungsvoll ansah, sondern Dr. Mike Branton, ein Wissenschaftler, den sie erst vor kurzem Radek Zelenkas Team zugeteilt hatte und dessen Akte viel versprechend war.
    „ Kann ich etwas für Sie tun, Doktor?“, fragte sie ihn und er begann ein wirklich bezauberndes Lächeln zu lächeln.
    „ Eigentlich war ich auf der Suche nach Ihnen“, antwortete Branton und stieß sich mit dem Ellenbogen vom Türrahmen weg, kam langsam zu ihr herüber geschlendert, die Hände in den Hosentaschen verborgen. „ Stör ich Sie wobei?“ Er nickte in Richtung des neben ihr liegenden Tablettlaptops.
    „ Nein, nein.“ Elizabeth schüttelte mit dem Kopf. „ Das sind nur Auswertungen; leider nicht allzu viel versprechende.“
    „ Sind Sie eigentlich immer so?“, fragte Mike Branton plötzlich und sie zog leicht irritiert ihre Augenbrauen hoch.
    „ Was meinen Sie?“
    „ Sie sehen erschöpft aus- vielleicht sollten Sie sich ein bisschen ausruhen.“
    Elizabeth lächelte verlegen. „ Mir geht es gut, aber Ihre Sorge rührt mich, Doktor.“
    „ Nein, nein.“ Branton schüttelte energisch mit dem Kopf. „ Ich mein das wirklich ernst! Sie sollten sich wirklich ausruhen, denn es wäre ja ein Jammer, wenn Sie zusammenbrechen und die wirklich coolen Dinge nicht mitbekommen.“
    „ Sollten Sie Dr. McKay nicht bei der Erkundung des Laborkomplexes helfen?“, fragte Elizabeth ernst, doch innerlich musste sie schmunzeln. Es war wirklich unübersichtlich, dass der Wissenschaftler mit ihr flirtete und wenn sie ehrlich sein sollte- es gefiel ihr! Zumal Mike Branton nicht gerade schlecht aussah; er hatte dunkelbraune, leicht gelockte Haare und tiefbraune Augen, die sie im Augenblick intensiv anstarrten.
    „ Ich habe mich seiner diktatorischen Alleinherrschaft entschlichen“, erwiderte Branton schelmisch grinsend und zwinkernd.
    Elizabeth seufzte und erhob sich. „ Was hat er diesmal so weltbewegendes entdeckt?“ Sie schloss zu Mike Branton auf, der sie aus dem Augenwinkel hinaus spitzbübisch anfunkelte.
    „ Ich glaube er bezeichnete es „ den Heiligen Gral“ oder so“, witzelte der Wissenschaftler, wirkte dann aber, nachdem er sich einmal kurz geräuspert hatte, relativ ernst. „ Verzeihen Sie mir meine Ausdrucksweise, aber er hat irgendwas von der Asgardbeamtechnologie gefaselt und war dann verschwunden.“
    „ Verschwunden?“ Alarmiert blieb Elizabeth stehen.
    „ Ich meine, er war unter der Konsole verschwunden“, sagte Branton schnell. „ Er ist nicht weggebamt worden.“
    „ Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich etwas deutlicher ausdrücken könnten“, erwiderte Elizabeth kühl.
    „ Ich werde mein Bestes geben.“ Wieder zuckte dieses schelmische Lächeln über Branton’s Lippen und ließ sie leicht erröten. Scheinbar wusste nicht nur ein John Sheppard mit seinem Lächeln umzugehen…

    ---------------

    Es war schon fast ein bisschen unheimlich, dass sich überall Wissenschaftler tummelten- wohin er auch ging. Obwohl er zugeben musste, dass sie besser zu ertragen waren als Rodney… obwohl das wiederum auch nicht wirklich der Wahrheit entsprach; die zierliche Deutschte mit den blonden, gelockten Haaren und der runden Brille hatte ihn vorhin wirsch angefahren, er solle gefälligst Platz machen, und ein kleiner, pummliger Franzose, der gewisse Ähnlichkeiten mit Napoleon Bonaparte hatte, war ihm gegenüber ziemlich ungehalten geworden.

    John seufzte, als er das Gaterium des Schiffes betrat und prompt von einem Wissenschaftler- rothaarig und vielleicht gerade einmal einen Meter sechzig groß- beiseite gedrängelt wurde.
    „ Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss da mal durch“, quäkte der Mann mit einem sehr britisch klingenden Akzent.
    Schon etwas entnervt machte John ihm Platz und kam zu dem Schluss, dass er Rodney darauf hinweisen sollte, wie seine Kollegen oder besser gesagt „Untergebenen“ mit ihm zu reden und vor allem umzugehen haben. Im Gaterium wimmelte es nur so vor Wissenschaftlern, die geschäftig mit ihren Computern unterm Arm herumliefen und dabei scheinbar keine Rücksicht auf Verluste nahmen. Um das DHD ähnliche Steuerpult wuselten zwei Männer herum, stritten sich dabei lautstark darüber, wer es denn nun als Erster entdeckt hatte. Um das Gate mit den goldenen Chevrons schwirrten drei Frauen und schienen ebenso wenig einer Meinung zu sein, wie ihre männlichen Kollegen.

    „ Colonel!“ Mit etwas Verzögerung drang die ihm im Laufe der Jahre so vertraut gewordene Stimme durch das Stimmengewirr, welches nun ins mehrsprachige ausgeartet war- der Franzose beschimpfte die Deutschte, die- obwohl sie kein Wort verstand- einen empörten Laut von sich gab.
    „ Ich glaube, die Frage, wie es denn so bei Ihnen läuft erübrigt sich“, meinte er mit einem Nicken in die Richtung der beiden Streithähne.
    Teyla verdrehte schwach die Augen, lächelte dann aber. „ Eigentlich läuft es hier ganz gut- bis auf die kleinen Streitereien. Und bei Ihnen?“
    „ Rodney und Branton sind sich bis jetzt noch nicht an die Gurgel gegangen, Col. Mitchell hat seine Truppe auch noch unter Kontrolle und auf Ronons Bericht warte ich noch“, antwortete John und zuckte leicht zusammen, als zwei Wissenschaftler frontal ineinander liefen, da beide nur auf ihre Computer geachtet hatten und nicht darauf, wo sie hinliefen oder ob ihnen jemand entgegenkam.

    „ Und… wie fühlen Sie sich?“ Teylas Frage riss ihn aus seinem Kopfschütteln; das Lächeln war aus dem Gesicht der Athosianerin gewichen, doch ihr Blick war warm. Er wusste, worauf sie hinaus wollte- auch ihm ging ihr Gespräch von vorhin nicht aus dem Kopf und er musste immerzu daran denken.
    „ Besser“, antwortete er einfach nur, denn ihm war klar, dass sie es merken würde, sobald er anlog. So richtig hatte er sich noch nicht mit dem Gedanken und mit der Situation angefreundet und- zugegeben- es machte ihn fertig, es nicht zeigen zu dürfen. Seine Aufgabe war es eigentlich Elizabeth zu unterstützen- eigentlich. Die Voraussicht auf das Gespräch, das er wegen seines Verhaltens, vorhin der Messe, mit der Expeditionsleiterin zu führen hatte, ließ ihn leicht erschaudern. Aber er bereute seine Reaktion nicht, auch wenn die anderen ihn nicht verstanden.
    „ Wirklich?“, hakte Teyla nach und ihm wurde klar, dass sie ihm kein Wort glaubte. Sie konnte in seinem Gesicht lesen, niemand konnte das- außer ihr. Manchmal war es geradezu unheimlich, wenn sie wusste, was ihn bedrückte, obwohl er es noch nicht einmal gesagt hatte.

    John biss sich kurz auf die Unterlippe und wich ihrem forschenden Blick aus, seufzte leise, bevor er sich um ein möglichst echt aussehendes Lächeln bemühte und sie dann wieder ansah. „ Es geht mir gut. Ich habe mich damit abgefunden.“
    Die Athosianerin schien nicht sonderlich zufrieden mit dieser Antwort zu sein, doch sie nickte. „ Das ist gut.“
    „ Hören Sie zu, ich sollte jetzt…“
    „ Ja, schon verstanden.“
    „ Melden Sie sich, wenn…“
    „ Werde ich machen, John.“
    „ Dann werde ich jetzt…“
    „ Ja.“
    „ Okay.“ Er nickte, ehe er sich umdrehte und sich langsam in Bewegung setzte. Seine Beine fühlten sich schwer an und er zog sie einfach nur hinter sich her, bis er in den Korridor hinaus getreten war und sich dort gegen die Wand lehnte.

    Wie fühlen Sie sich? Ihre Frage hallte in seinem Kopf wieder und wenn er jetzt so darüber nachdachte, wusste er plötzlich nicht mehr, was er darauf hätte antworten sollen; er wusste es einfach nicht.
    Besser. Hatte er gelogen oder fühlte er sich wirklich besser? Alles in ihm war aufgewühlt und es fiel ihm schwer zu sagen, ob er sich nun besser oder immer noch so deprimiert wie vorhin fühlte.

    Wirklich? Er hätte wissen müssen, dass sie ihm das nicht abkaufte und noch einmal nachfragen würden; trotzdem hatte es ihn ein bisschen überrascht.

    Es geht mir gut. Ich habe mich damit abgefunden. Er hatte an ihrem Gesichtsausdruck gesehen, dass sie ihm das auch dieses Mal nicht abgekauft hatte, doch er schätzte es, dass sie nicht weiter gefragt hatte, sondern es dabei belassen hatte.

    John drückte seine P90 eng an seinen Brustkorb, als hätte er Angst, dass hinter der nächsten Ecke ein finsteres Monster hervorkommen und ihn angreifen würde.
    Gesetzten Schrittes ging er durch die Korridore, gedankenverloren, nachdenkend. Er genaugenommen noch die der große Denker gewesen, doch heute schien es für ihn unausweichlich seine Gedanken schweifen zu lassen. Er fragte sich, was wohl gerade in Atlantis alles vor sich ging. Ob man schon bemerkt hatte, dass etwas nicht in Ordnung war? Hatte man ihr Verschwinden bereits entdeckt? Er war sich sicher, dass Major Lorne die richtigen Entscheidungen treffen würde- während seiner Abwesenheit…er war sich sicher, dass sie zurückfinden würden.
    Aber, was wenn nicht?


    -----------------

    Es geht mir gut. Ich habe mich damit abgefunden, hatte er gesagt, doch schon allein wie er es gesagt hatte… hatte sie erkennen lassen, dass er ihr nicht die Wahrheit sagte.

    Es war einfach in John Sheppards Gesicht zu lesen und so war ihr natürlich gleich aufgefallen, als er den Blick abgewandt hatte und versucht hatte ihr nicht in die Augen zu sehen.
    Teyla wusste, was ihm durch den Kopf gegangen war und das er sich genauso gut wie sie, an ihr Gespräch zurückerinnerte; dieses Thema berührte ihn mehr als er zugeben wollte. Mit ihm über Gefühle zu sprechen, besonders wenn es sie seinigen waren, konnte sich kompliziert gestalten. Sie erinnerte sich an das Gespräch, dass sie beiden vor rund einem halben Jahr an Bord der Daedalus geführt hatten.

    „ Wissen Sie, ich bin nicht wirklich gut darin… ähm… Nun ja… ich bin schrecklich, wenn es darum geht... Ich weiß nicht, wie Sie es nennen, ähm…“
    „ Gefühle auszudrücken?“
    „ Ja, sicher. Okay. Der Punkt ist, ich habe keine...ähm…“
    „ Soziale Fähigkeiten?“
    „ Das ist der Grund, warum ich Flugzeuge in die entlegensten Gegenden geflogen habe, bevor dieser ganze Wahnsinn angefangen hat und nun ja, ich habe keine…“
    „… Freunde?“
    „ Nein, ich habe Freunde. Sie, Elizabeth, Ronon, Carson, sogar Rodney. Sie sind für mich wie eine…“
    „… Familie?“
    „ Ich… ich würde alles für einen von Ihnen tun. Wenn ich mein Leben für einen von Ihnen geben müsste… ich würde es tun.“


    Sie hatte ihn noch nie zuvor derartig reden gehört und damals hatte es sie überrascht, dass er so… emotional werden konnte. Sie hatte verstanden, was er ihr damals hatte sagen wollen, auch wenn er es schlussendlich nicht getan hatte; sein Freunde- sie, Ronon, Rodney und die anderen- waren ihm wichtig und er wünschte sich, es ihnen mehr zeigen zu können… doch er konnte es nicht.

    John sprach nicht oft über seine Vergangenheit oder über seine Familie; das Einzige, was er ihr einmal erzählt hatte, war, dass er einen jüngeren Bruder namens Dave hatte, doch so, wie er über ihn sprach, erweckte es den Anschein, dass er nicht gut auf ihn zu sprechen war.
    Deswegen bin ich zur Air Force gegangen, hatte er nur zu ihr gemeint und war dann gegangen. Sie hatte ihm nur nachgesehen, nichts gesagt.

    Teyla seufzte resigniert und schob die Gedanken beiseite, drückte ihre P90 enger an ihren Körper und beobachtete die Wissenschaftler, die unter ihrer Aufsicht standen und geschäftig umher rannten. Einerseits konnte sie ihre Euphorie ja verstehen, andererseits fühlte sie sich doch ein bisschen fehl am Platz.

    Am heutigen Abend würde auf Neu Athos das Erntefest stattfinden und Halling hatte sie schon vor ein paar Wochen gefragt, ob sie die Festivitäten eröffnen wollte. Sie hatte freudig zugesagt und nun… nun befand sie sich auf einem Raumschiff und konnte ihrer Verpflichtung nicht nachkommen. Und das ausgerechnet an einem so besonderen Tag- nicht nur, weil heute ein Feiertag für ihr Volk war, sondern auch, da sie sich erhofft hatte einen alten Freund wiederzusehen.

    Kanaan- sie beide hatten schon als kleine Kinder immer zusammen gespielt, hatten fest zueinander gehalten und einander immer unterstützt. Sie waren wirklich enge Freunde gewesen und dementsprechend hatte sie es mitgenommen, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er Athos verlassen wollte, um die Handelbeziehungen ihres Volkes auszuweiten.
    Heute- fast zehn Jahre später- hatte er seinen Besuch angekündigt und sie hatte sich so darauf gefreut, ihn wiederzusehen und endlich wieder mit ihm sprechen zu können… nach all diesen langen Jahren.

    Doch wie sooft, hatte das Schicksal etwas anderes für sie bestimmt; sie musste die Entscheidung respektieren, auch wenn es ihr schwer fiel.

    TBC
    Geändert von Ailya (11.08.2010 um 21:49 Uhr)

  6. Danke sagten:


  7. #24
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    Standard

    Wieder ein schöner Teil! Hat mir sehr gut gefallen. Irgendwie bin ich gespannt ob sich da irgendwann Beziehungen entwickeln. Jetzt erstmal freue ich mich auf eine Fortsetzung.

  8. Danke sagten:


  9. #25
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    Standard Aussprache und Ausfragerei

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: O, da wird sich mit Sicherheit was entwickeln. Ich bin zu sehr Shipperin, als dass ich die armen Leute ohne "Spaß" auf diesem Schiff versauern lassen. Da kommt auf jeden Fall noch was- vielleicht eher, als du denkst...


    Aussprache und Ausfragerei

    Die tiefsten Tiefen des Weltraums. Da waren Länge und Breite und Höhe, und dann krümmten sich diese Dimensionen hinein in eine verzerrende Dunkelheit, messbar nur an den glitzernden Sternen, die durch die Leere taumelten, bis in die Unendlichkeit hinein schrumpfend. Bis in die tiefste Tiefen.

    Diese Sterne bezeichneten die Augenblicke des Alls. Es gab blaue Zwerge und gelbe Riesen. Es gab zusammenstürzende Neutronensterne, kreisende Sterne, pulsierende Sterne und sterbende Sterne. Da draußen gab es einfach alles und allein schon der Gedanke daran, war beängstigend.

    Elizabeth stolperte langsam zurück in die Realität und löste ihren Blick von der alles umfassenden Leere, die sich vor dem Fenster befand und in welcher sie sich verloren hatte.

    Sie seufzte verhalten und strich sich müde über ihr Gesicht und dann durch ihre dunkelbraunen Haare. Ein flüchtiger Blick auf ihre Uhr, die sie seit jeher an ihrem Handgelenk trug, verriet ihr, dass es Abend geworden war… und so fühlte es sich auch an; ihre Glieder waren schwer, ihre Arme hingen schlaff an ihr herunter, ihre Augen wurden immer kleiner und sie gähnte unentwegt.

    Sie sollten sich hinlegen. Jetzt klang Carsons Rat nicht mehr ganz so abwegig. Sie war wirklich hundemüde, was vielleicht daran lag, dass sie jetzt seit mehr als zwölf Stunden auf den Beinen war. Aber erst nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es für sie nichts mehr zu tun gab, hatte sie sich in eines unzähligen, leer stehenden Quartiere zurückgezogen und hatte es zu ihrem provisorischen „Nachtlager“ auserkoren.

    Zwar vermutete sie, dass alle Quartiere auf dieser Ebene gleich aussahen, dennoch hatte sie sich dieses ausgesucht, da es ihrer Meinung nach am besten zu ihr passte.
    Es war mit einem recht gemütlich aussehenden und vor allem großen Bett staffiert. Drei kleine weiße Sessel waren vor dem riesigen Panoramafenster gruppiert worden und alles in allem hatte dieser Raum eine durchweg positive Ausstrahlung. Wer hier wohl einmal gehaust hatte?

    Elizabeth erhob sich von dem Sessel, in dem sie es sich die letzte halbe Stunde bequem gemacht hatte, und flanierte langsamen Schrittes durch den Raum. Sie fand es falsch, dass sie einfach hier eingedrungen war, obwohl sie wusste, dass der eigentliche Besitzer mit aller größter Wahrscheinlichkeit seit mehreren tausend Jahren tot oder aufgestiegen war. Trotzdem war es ein merkwürdiges Gefühl!

    Auf dem Nachttisch, der neben dem Bett stand, leuchtete eine kleine Lampe und schien auf die Taschenuhr hinab, die ihr ihre Mutter einmal geschenkt hatte. Sie wusste nicht so recht, warum sie sie mitgenommen hatte; eigentlich gab es keinen Grund. Oder hatte sie gar etwas vorausgeahnt? Hatte sie gewusst, dass dieser Tag etwas ganz Besonderes sein würde? Und wenn ja, warum?

    Ein leicht blechern klingendes Geräusch- es glich entfernt einem Klingeln- riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie zusammenzucken. Erst nach ein paar stillen Sekunden registrierte sie, um was es sich gehandelt hatte und hielt in ihrem Lauf inne.
    „ Es ist offen“, rief sie. „ Kommen Sie herein.“

    Die Tür zu dem Quartier öffnete sich zischend und ein langer Schatten fiel in den Raum hinein, bildete- als er auf Licht stieß- eine ihr bekannte Silhouette und ließ sie kurz nach Luft schnappen.
    „ Colonel“, brachte sie atemlos hervor und wusste auf einmal nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich die Worte sorgfältig zurecht gelegt, doch jetzt… jetzt waren sie weg!

    Johns Gesicht lag in einem Schatten, sodass sie seine Miene nicht sehen konnte, doch allein die Tatsache, dass er ihm Türrahmen stehen blieb und nicht hinein kam, beunruhigte sie.
    „ Ist es gerade ungünstig?“, hörte sie ihn mit leiser Stimme fragen, die in ihren Ohren entlang kratzte. „ Soll ich später wiederkommen?“
    „ Nein.“ Sie schüttelte mit dem Kopf und bedeutete ihm mit einer Geste, dass er doch herein kommen sollte. „ Kommen Sie doch herein.“

    Er schien zu zögern; ein schwacher Lichtschimmer fiel auf sein Gesicht und sie sah, wie seine Wangenknochen zuckten, so wie sie es immer taten, wenn er nicht wusste, was er zu tun hatte. Sie hörte sein ruhiges Atmen, als er sich langsam in Bewegung setzte.

    Ohne etwas zu sagen, schritt er an ihr vorbei und sein Blick verflüchtigte sich in dem Quartier.
    „ Schön haben’s Sie her“, sagte er, ohne jeglichen Unterton in seiner Stimme, die sie zurückzucken ließ, als hätte sie sich an einer Flamme verbrannt.
    „ Den Umständen entsprechend reicht es“, entgegnete Elizabeth ihrem Militärkommandanten, der gesetzten Schrittes eine kleine Runde in dem Quartier drehte und sich dabei neugierig umsah. Was er erwartet hatte zu finden, wusste sie nicht.

    Sie räusperte sich verlegen, in diese Stille hinein. John blickte zu ihr auf; ihm schien dieses betretene Schweigen ebenso zu missfallen, wie ihr. Über sein Gesicht zuckte etwas, was entfernt an ein Lächeln erinnerte, doch im dämmerigen Licht des Raumes eher einer verzerrten Grimasse glich.

    „ Hören Sie, Elizabeth“, sagte er und war stehen geblieben, blickte sie vollen Ernstes an, Wenn er sie so anblickte, erinnerte er sie an einen strengen Militärkommandanten, der nichts anderes duldete außer sich und seinen Befehlen… doch so ein Mensch war John Sheppard nicht. Er hatte es selber manchmal schwer mit Befehlen und er zeigte seine Missachtung auch. Vielleicht ein Grund, warum er jetzt vor ihr stand…
    „ Was vorhin zwischen Ihnen und mir vorgefallen ist…“, setzte er an, doch Elizabeth unterbrach ihn mit einer schnellen Handbewegung. John schüttelte mit dem Kopf, fuhr unbeirrt fort. „ Sie sollten wissen, dass es mir Leid tut und dass ich in Zukunft Ihre Entscheidungen respektieren werde.“
    „ Respektieren?“, hinterfragte die Expeditionsleiterin leicht irritiert.

    John neigte seinen Kopf leicht. „ Bei allem nötigen Respekt, aber Sie können nicht von mir erwarten, dass ich all Ihre Entscheidungen für richtig halte.“
    „ Sie halten meine Entscheidung nicht für richtig?“
    „ Es hätte andere Möglichkeiten gegeben“, antwortete er verhalten. „ Das heißt nicht, dass Ihre Führungsqualitäten anzweifele, aber…“
    „ Was hätten Sie an meiner Stelle getan?“ Elizabeth überraschte ihr eigener, leicht angesäuert klingender Ton, den sie gar nicht so beabsichtigt hatte.
    „ Wir wissen nicht, wohin uns diese Reise führt“, sagte John einfach in einer monotonen Stimmlage; anscheinend ignorierte er ihren kleinen Ausrutscher. „ Was, wenn es uns nicht gelingt Atlantis oder einen anderen Planeten anzuwählen? Ich will Ihnen nichts vorwerfen, aber haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?“
    „ Natürlich habe ich das und ich kann Ihnen nur sagen, dass ich schon weiß, was ich tue“, erwiderte sie ihm, woraufhin er leicht zu nicken begann.
    „ Das war alles, was ich wissen wollte.“ Seine Hände verschwanden in seinen Hosentaschen und er bewegte sich langsam auf die Türe zu, drehte sich dann aber noch einmal zu ihr um. „ Sie sollten nur wissen, dass ich mich für mein Verhalten vorhin entschuldige.“

    Elizabeth erwiderte sein Nicken. „ Und ich nehme Ihre Entschuldigung an, Colonel.“ Sie seufzte leise, sodass er sie aber nicht hören konnte. „ Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.“
    „ Die wünsche ich Ihnen auch“, schallte es zurück und allein das Zischen der Türe verriet ihr, dass sie sich wieder allein in dem Raum befand. Er war gegangen und sie fühlte sich mies. Es war das Gespräch, das sie sich erhofft hatte, aber irgendwie auch nicht.

    Elizabeth ließ sich auf das Bett sinken und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Irgendwie ließ sie das Gefühl nicht los, dass sie etwas sehr Dummes und Unüberlegtes getan hatte.

    ----------------

    Eigentlich hätte er schon längst im Bett liegen und sich über Radeks Unfähigkeit ärgern sollen. Er hätte sich darüber aufregen sollen, dass er viel zu schlecht bezahlt wurde. Und eigentlich hätte er sich darüber ärgern sollen, dass er von einem Haufen Möchtegerngenies umgeben war…
    Stattdessen war er hier- auf einem Antikerschiff, dass durchs All irrte und er wusste nicht wohin es ihn und die anderen führte. Okay, zumindest war er von Möchtegerngenies umgeben, aber es war einfach nicht dasselbe.

    Rodney seufzte tief und legte seinen Tablettlaptop beiseite. Seit nunmehr sechs Stunden quälte er sich in diesem Labor herum; normalerweise tat er das auch auf Atlantis, doch diesesmal war es irgendwie anders. Er war müde, was wahrscheinlich daran lag, dass man ihm den Kaffee verboten hatte. Seine Beine waren schwer und drohten nachzugeben, was wahrscheinlich daran lag, dass er seit fünf Stunden ununterbrochen stand oder hin und her lief. Und zu allem Überfluss knurrte sein Magen entsetzlich und er sehnte sich nach einem anständigen Abendessen- obwohl es ein leckeres Truthahnsandwich auch getan hätte

    Er ächzte leise und verfluchte sich innerlich selber, ohne den Grund dafür zu wissen. Er beschloss, dass er genug gearbeitet hatte und ging daran es Mike Branton gleichzutun; der Amerikaner war schon vor einer guten Stunde unter dem Vorwand verschwunden, dass er sich jetzt aufs Ohr hauen würde.
    Ein schier unverständlicher Gedanke, schließlich befanden sie sich im Nirgendwo und dazu noch auf einem Antikerraumschiff! Aber jetzt siegte auf bei ihm die Müdigkeit und er konnte sein Bett förmlich rufen hören…

    Rodney schnappte sich seinen Computer und klemmte sich ihn unter den Arm. Schnell warf er einen Blick auf das antikische Steuerpult, dem er sich die letzten beiden Stunden gewidmet hatte, seufzte tief. Er war der Antikiersprache nicht mächtig und es konnte sich nur noch um Tage handeln, bis jedes noch so kleine Detail entziffert hatte.

    Vielleicht sollte ich Elizabeth hinzuziehen, überlegte er, als er das Labor verließ und ihn den Korridor hinaustrat, sich fragend, aus welcher Richtung er noch mal gekommen war. Er wählte rechts; rechts war immer gut und schlimmer, als das er sich verlief und qualvoll verhungerte, konnte es eh nicht kommen. Obwohl…

    Schnell schüttelte er mit dem Kopf, um die lästigen Gedanken zu vertreiben und sich möglich zu konzentrieren. Langsam ging er durch den Korridor und bog dann in einen abzweigenden ein. Großer Gott, diese Dinger sahen aber auch alle gleich aus! Ein Wunder, dass sich noch keiner verlaufen hatte. Obwohl er Dr. Hall schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatte! Und auch Sheppards letzter Besuch lag schon eineinhalb Stunden zurück! Er bezweifelte aber, das Zweitgenannter sich verlaufen hatte, obschon ihm das in Atlantis schon einmal gelungen war…

    Rodney grinste, als er sich daran erinnerte, wie sich John Sheppard- man will es kaum glauben- einmal in den Gängen der Stadt verlaufen hatte und ziemlich aufgelöst, am Hungertuch nagend geschlagene drei Stunden später bei ihm aufgetaucht war. Okay, vielleicht war es ein kleines bisschen übertrieben, aber verlaufen hatte sich der Militär wirklich.

    Wieder ließ er einen Gang hinter sich und zu seiner großen Erleichterung kam ihm der darauf folgende nicht nur äußerst bekannt vor- nein, er stieß auch auf ein vertrautes Gesicht, auch wenn er auf dieses ehrlich gesagt hätte verzichten können.
    „ Sagen Sie bloß, Sie haben sich verlaufen.“ Samantha Carters Stimme war mit allerhand Hohn angereichert und das Lächeln, war über ihre perfekten Lippen zuckte, wirkte schadenfroh.
    „ Iwo, was halten Sie denn von mir“, entgegnete Rodney seiner blonden Kollegin, die stehen geblieben war und auf ihr wartete. „ Denken Sie wirklich, dass ich derartig unterbemittelt bin?“
    Carter zuckte mit den Schultern und lächelte ein breites Lächeln, als sie bemerkte, dass sie ihn damit getroffen hatte. „ Sie sollten nicht immer alles so ernst nehmen, McKay. Das macht das Leben leichter.“
    „ Ich bin durchaus zufrieden mit meinem Leben“, zeterte Rodney leicht angesäuert.

    Sam’s Lächeln wehrte noch einige Sekunden, bis es dann aber langsam verebbte und sie plötzlich ziemlich nachdenklich- ja, gar schon ernst- wirkte.
    Er konnte sich wirklich nicht mit Ruhm bekleckern, was seine Beobachtungsgabe anging, doch selbst ihm entging nicht, dass die blonde Wissenschaftlerin etwas bedrückte.
    „ Alles in Ordnung?“, fragte er sie, worauf sie ihn schwach anlächelte und nicht sonderlich überzeugend nickte.
    „ Jaja, es ist alles okay“, sagte sie schnell. „ Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen.“
    „ Ich mach mir aber welche“, gab Rodney zurück.
    Sam sah ihn an und zog provokant die Augenbrauen hoch. „ Der große Rodney McKay macht sich Sorgen? Ich muss sagen, ich bin gerührt.“
    „ Sie müssen es mir ja nicht sagen“, meinte Rodney.
    „ Da haben Sie wohl Recht“, entgegnete ihm Sam und verdrehte schwach die Augen.

    Sie beide gingen noch eine Weile schweigend nebeneinander her, bis sich der Korridor- dem sie gefolgt waren- in zwei kleinere Gänge abspaltete.
    „ Tja, ich wünsche Ihnen dann mal eine gute Nacht“, sagte Sam und hatte wieder ein Lächeln auf den Lippen. Es sah echt aus, auch wenn das dazugehörige Gesicht müde und erschöpft wirkte. Man sah ihr an, dass es heute ein langer Tag gewesen war… für sie beide. Für alle.
    „ Ähm… ich Ihnen auch.“ Rodney blieb etwas verwirrt ihm Korridor stehen, blickte ihr nach, bis sie erneut abbog und er allein war.

    Er sah sich um, es war kein Mensch zu sehen und er fühlte sich auf einmal allein. Selbst über Sheppards oder gar Radeks Gesellschaft hätte er sich gefreut, doch…
    Er seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. Vielleicht sollte er sich jetzt auch ein Quartier für die Nacht suchen, obschon er stark bezweifelte, dass er überhaupt schlafen könnte

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    Etwas unsicher hatte sich John vor einer Tür postiert, in der Hoffnung, dass diese geschlossen bliebe. Er wusste nicht, was er hier zu suchen hatte, zumal er weit und breit der Einzige zu sein schien, der noch auf den Beinen war. Warum also sollte…

    Er schüttelte mit dem Kopf, versuchte die Selbstzweifel aus seinem Kopf zu verbannen und möglichst positiv zu denken und wenn möglich sich auch noch darauf zu konzentrieren, warum er eigentlich auf die hirnrissige Idee gekommen war.

    Es ist ein sehr bedeutendes Fest für mein Volk und ich würde mich freuen, wenn Sie mich dorthin begleiten würden. Ihr Lächeln war wirklich bezaubernd gewesen, als sie ihn vor dieser Mission gefragt hatte, ob er sie begleiten würde. Normalerweise hätte er es unter solchen Bedingungen vergessen, doch diesmal hatte es sich in sein Gedächtnis eingebrannt- oder vielmehr ihr bezauberndes Lächeln.

    John fuhr sich durch seine schwarzen Haare, die dank Kopfkissen nun noch wirrer von seinem Kopf abstanden, und versuchte sich klarzumachen, dass ihr dieser Tag wichtig war. Sie hatte ihn dazu eingeladen und wenn sie diesen Tag schon nicht bei ihrem Volk sein konnte, dann war es für ihn wohl Ehrensache, dass sie wenigstens etwas Gesellschaft genießen konnte. Zumal ja diese neuen Umstände eingetreten waren

    Er seufzte leise und fuhr mit der Hand über das Wandpanel und gleich darauf zerriss ein blechendes klingelartiges Geräusch die Stille des Korridors, wurde nur noch von dem Brummen des Antriebs übertönt. Die Schiffswände schienen dünn zu sein, denn er hörte, wie sich ihre Schritte der Türe näherten und wie sich diese mit einem Zischen öffnete.

    „ John?“ Sie klang überrascht, aber ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, kaum dass die beiden Türhälften auseinander geglitten waren. „ Was machen Sie denn hier?“
    „ Naja, wir beide haben heute eine Verabredung, wenn mich nicht alles täuscht“, antwortete ihr.
    „ Haben wir das?“, fragte sie, immer noch leicht verwirrt. Ihr Lächeln verrutschte kurz, wurde dann aber umso strahlender und freudiger, als sie sich erinnerte. „ Sie wussten es noch?“
    „ Sie haben mich erst heute Morgen eingeladen, daher…“ Er brach mitten im Satz ab und schenkte ihr ein Lächeln. „ Ja, ich erinnere mich noch daran. Nun ja, ich weiß zwar nicht, wie das bei Ihrem Volk ist und auf sie Gefahr hin, dass ich irgendwas falsch mache… Happy Tandulfest!“

    Es war ein freudiges Lachen, was da aus Teylas Kehle drang und ihre braunen Augen zum Glänzen brachte.
    John zog leicht irritiert die Augenbrauen hoch. „ Ich hoffe ich habe nicht…“
    „ Nein, nein“, unterbrach die Athosianerin ihn schnell. „ Es freut mich, dass Sie sich daran erinnert haben, Colonel.“
    „ Ich mag zwar leicht vergesslich sein, was aber noch lange nicht heißt, dass ich alles vergesse“, erklärte John.
    „ Und was vergessen Sie nicht?“
    „ Ich vergesse nichts Wichtiges“, antwortete er. „ Und schon gar nicht Einladungen zu Festen.“
    Teyla lächelte milde und deutete dann eine kurze Geste an. „ Wollen Sie nicht reinkommen?“
    „ Wenn ich nicht ungelegen komme?“
    „ Wen sollte ich Ihrer Meinung schon erwarten?“, fragte Teyla amüsiert, doch in ihrer Stimme lag ein selten trauriger Unterton, von dem er sagen konnte, dass er ihn leicht beunruhigte.
    „ Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er vorsichtig, als er ihr ins Quartierinnere folgte. Es überraschte ihn, was für eine positive und gemütliche Ausstrahlung der Raum hatte, obwohl er sich nicht wirklich von dem seinen unterschied.
    Die Athosianerin drehte sich halb zu ihm um. „ Wieso sollte mit mir etwas nicht stimmen?“
    „ Sie wissen, dass ich sehe, wenn Sie lügen, oder?“, fragte John zurück und zog die Stirn kraus.

    Teyla seufzte und setzte sich auf einen der beiden Sessel, die vor dem Panoramafenster aufgestellte waren und bedeutete ihm, dasselbe zu tun. Zögernd folgte er ihrer Einladung, ließ sie dabei nicht aus den Augen; sie sah müde und erschöpft aus, aber wahrscheinlich machte er keinen besseren Eindruck auf sie.
    „ Es ist wegen dem Fest heute, oder?“, riet er, doch statt einem Nicken erntete er nur ein weiteres Seufzen.
    „ Ja“, antwortete Teyla und versuchte sich an einem Lächeln. „ Es ist wegen heute Abend.“
    „ Ein Mann?“
    „ Woher…“
    „ Sie laufen immer rot an, wenn es um einem Mann geht“, antwortete John ihr, konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, obwohl er es versuchte.
    „ Sehr witzig.“ Teyla kniff die Lippen aufeinander und verdrehte schwach die Augen. „ Ja, es ist wegen einem Mann.“
    „ Sie beide haben ein heißes Date, nicht wahr?“
    „ So würde ich es nicht gerade bezeichnen, Colonel.“
    „ Kenne ich ihn?“
    „ Warum interessiert Sie das?“
    John zuckte mit den Schultern. „ Ich muss eine Menge Berichte schreiben und da…“
    „ Nein, Sie kennen ihn nicht“, fiel ihm Teyla ins Wort und funkelte ihn vielsagend mit ihren tiefbraunen Augen an. „ Er ist heute nach vielen Jahren zurückgekehrt.“
    „ Hhm, Mr. Unbekannt also“, sinnierte John laut. „ Und hat dieser jemand auch einen Namen?“
    „ Sein Name ist Kanaan“, erwiderte Teyla. „ Wir beide sind seit unserer Kindheit befreundet.“
    „ Also hatte ich Recht mit dem heißen Date, oder etwa nicht?“

    Die Athosianerin seufzte. „ Wir haben uns die letzten zehn Jahre nur sehr wenig gesehen. In den letzten drei Jahren habe ich nur zweimal etwas von ihm gehört.“
    „ Aha, eine Fernbeziehung.“
    „ Könnten Sie wenigstens so tun, als würden Sie das ernst nehmen? Bitte?“
    John nickte. „ Ich werde mein Bestes tun. Nun… dieser Kanaan ist also ihr Freund.“
    „ Er ist nicht das, wofür Sie ihn halten“, erklärte Teyla. „ Er ist mein Freund, ja. Aber nicht in dem Sinne, dass wir beide eine…“
    „… Beziehung hätten?“, beendete John ihren Satz. „ Hhm, verständlich, dass Sie nicht mit mir darüber reden wollen. Ist sicher hart, ihn so lange nicht zu sehen.“

    Teyla lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „ Ich würde Ihnen nie etwas verheimlichen und ja, es ist hart ihn so lange nicht zu sehen.“
    „ Also sind Sie doch mit ihm…“
    „ Nein, wir sind Freunde, das ist alles. Mein Vater hat sich damals gewünscht, dass mehr daraus würde, doch als Kanaan damals seine Reise begann…“
    John räusperte sich, als er sah, wie Teyla seinem Blick auswich und ihren Kopf senkte. „ Verzeihung, ich hätte nicht so neugierig sein sollen.“
    „ Sie haben sich ja nur Sorgen gemacht“, sagte Teyla leise. „ Ich nehme Ihnen das nicht übel.“

    Ein Schweigen überkam sie beide, dass sowohl ihm als auch ihr unangenehm zu sein schien. John wusste nicht wohin er sehen sollte; sie wich seinem Blick aus. Er hasste es, einfach so da zu sitzen und nichts zu sagen- was jetzt aber nicht bedeutete, dass er nonstop am reden war und die Leute mit seinem Geplapper nervte, so wie Rodney es manchmal tat. Nein, er konnte- wenn nötig- auch mal seine Klappe halten, doch heute war es ihm irgendwie unangenehm und er schluckte.

    „ Also…“, begann er zögerlich, um zum einen dieses fast schon peinliche Schweigen zu beenden und zum anderen das Ganze mal ein bisschen voranzutreiben. „ Sie haben mir gar nicht erzählt, warum Ihr Volk dieses Tandulfest überhaupt feiert.“
    „ Wirklich nicht?“ Teyla blickte zu ihm auf und ihre braunen Augen ließen ihn vergessen, was er eben gedacht hatte…

    TBC

  10. Danke sagten:


  11. #26
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    Standard

    Wieder ein sehr schöner Teil... tja, da fliegen sie also durch die Weiten des Weltalls und keiner weiß ob sie wirklich zurückkehren können. Ich will mich ja jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber kann es sein, dass Elizabeth auf John steht, der aber eher was von Teyla will?

  12. Danke sagten:


  13. #27
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    Standard Time Part I

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Das Gefühlskarusell wird sich noch eine Weile lang weiterdrehen- glaub' mir.
    Spoiler 
    Ich muss zugeben, dass ich anfangs mit dem Pairing Shweir geliebäugelt habe, doch schlussendlich.... O Moment mal!!!! Ich will doch jetzt noch nichts verraten. Lies das Kapitel und die wirst es wissen


    Time Part I

    Dreifach kommt die Zeit:
    Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
    pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
    ewig still steht die Vergangenheit

    „ Hören Sie eigentlich auch mal auf zu arbeiten?“ Rodney war gar nicht aufgefallen, dass Elizabeth im Türrahmen des Labors erschienen war, in welches er sich zurückgeschlichen hatte, nachdem er nicht hatte einschlafen können. Die Expeditionsleiterin lehnte gegen den eisernen Türpfosten und bedachte ihn skeptischen Blickes; sie ähnelte stark seiner damaligen Mathelehrerin, die ihn auch immer so angesehen hatte. Miss Wilkinson war seiner Meinung nach eine schrecklich unkompetente Frau gewesen, mit der er sich stetig in die Haare bekommen hatte, das sie leicht von einander abweichende Meinungen in Bezug auf den Mathematikunterricht hatte.

    Und nun stand Elizabeth da und starrte ihn an, als sei er ein Schuljunge, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte.

    „ Ich bin gleich fertig“, sagte Rodney schnell und hoffte inständig, dass sie dies zufrieden stellen würde, doch Elizabeth rührte sich nicht von der Stelle; stattdessen zog sie ihre rechte Augenbraue hoch und er musste unwillkürlich schlucken. Ihr „Diplomatenblick“. Er war verloren…
    „ Ich werde diese Testreihe hier nur noch beenden, dann werde ich mich ausruhen“, beteuerte er abermals, doch seine Stimme klang nicht mal ansatzweise selbstsicher.
    „ Rodney, wir alle sollten uns etwas Ruhe gönnen.“ Elizabeth stieß sich mit ihrem Ellenbogen vom Türrahmen ab und kam langsam auf ihn zu.
    „ Glauben Sie mir, ich…“, sagte er schnell, doch sie unterbrach ihn wieder.
    „ Sie bringen uns allen mehr, wenn Sie ausgeruht sind. Zwingen Sie mich nicht, es Ihnen zu befehlen oder Sie gewaltsam ans Bett fesseln zu lassen.“

    Rodney seufzte verhalten. Genaugenommen hatte er ja eigentlich schon im Bett gelegen; nachdem er sich von Sam verabschiedet hatte, war er noch ein paar Minuten durch die Korridore geirrt, bis er schließlich in ein leer stehendes Quartier abgebogen war und beschlossen hatte, dieses von nun an als „sein Quartier“ zu bezeichnen.

    Doch er hatte nicht schlafen können. Die Geschehnisse wirbelten durch seinen Kopf, wie Schneeflocken durch die kalte Winterluft. Es war ihm unmöglich auch nur ein Auge zuzutun. Und wenn er schon nicht schlafen konnte, dann konnte er wenigstens arbeiten. Auf Atlantis machte er das auch immer so und da hatte noch nie jemand etwas gesagt…

    „ Bitte…“- Elizabeth war ihm nun ganz nah- „… tun Sie mir und den anderen diesen Gefallen, Rodney. Ich weiß, dass es Ihnen schwer fällt, zumal wir uns nicht gerade in der besten Situation befinden, aber wir sollten einen klaren Kopf bewahren. Wir sollten es zumindest versuchen.“
    Sie hatte Recht! Rodney gestand sich so etwas nur selten ein, aber diesmal konnte er nicht anders. Das Letzte, was die anderen gebrauchen konnten, war ein verrückter Wissenschaftler. Vielleicht sollte er sich wirklich hinlegen. Aber…
    „ Lassen Sie mich nur noch eine Sache erledigen“, bat er seine Vorgesetzte.
    „ Rodney“, stöhnte Elizabeth und verdrehte leicht entnervt die Augen.
    „ Es ist wichtig. Danach werde ich gehen.“ Er schnappte nach seinem Tablettlaptop und begann die angezeigten Daten zu studieren. Elizabeth beäugte ihn kritisch und lehnte sich wieder gegen die Tür.

    Eigentlich hatte Rodney nicht erwartet, heute noch eine gute Nachricht zu erhalten, also wunderte es ihn nicht, als das Blut in seinen Adern zu gefrieren schien und ein furchtsames „ Oh, nein“ über seine Lippen kam.
    „ Was ist los?“, fragte Elizabeth und ihre Miene wandelte sich von kritisch in sorgenvoll.

    Oh, nein. Oh, nein. Gar nicht gut. Rodney schüttelte mit dem Kopf und drückte ihr seinen Computer in die Hand, eilte zu einer der unzähligen kleinen Konsolen herüber und begann nur noch heftiger mit dem Kopf zu schütteln.
    „ Gar nicht gut“, murmelte er leise. „ Überhaupt nicht gut.“
    „ Bitte sagen Sie mir nicht, dass es ein Problem gibt.“ Elizabeth war ihm gefolgt.
    „ Wenn dem doch nur so wäre“, seufzte Rodney und strich sich mit dem Handrücken über seine Stirn, auf der sich urplötzlich- binnen Sekunden- dicke Schweißperlen gebildet hatten. „ Ich fürchte, wir haben nicht nur eines, sondern mehrere.“

    -----------------

    „ Meditation?“ Teyla konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen, als sich brummelnder Soldat neben sie auf den Boden sinken ließ und sie mit hochgezogner Augenbraue ansah. „ Meditation? Ist das Ihr Ernst? Darum geht’s bei diesem Fest? Um Meditation?“
    „ Für mein Volk ist dieser Tag der Tag des reinen Geistes, und den kann man nur durch intensives und gewissenhaftes Meditieren erlangen“, lehrte sie ihn. Sie holte tief Luft und schloss ihre Augen.
    „ Ich habe das sechs Monate den ganzen Tag lang gemacht“, murrte er leise. „ Und ich habe gehofft, dass nie wieder tun zu müssen. Sie haben meine Hoffnung gerade zerstört.“
    „ Soll ich mich jetzt schlecht fühlen?“, fragte Teyla, ohne ihre Augen zu öffnen und ohne aus ihrem Atemrhythmus zu kommen.
    „ Ja.“
    „ Einverstanden. Dann fühle ich mich jetzt sehr schlecht.“ Sie lächelte still in sich hinein, als sie glaubte sein Gesicht vor sich zu sehen.
    „ Das ist nicht witzig!“ Er seufzte schwer. „ Ich komme hier her, in der Hoffnung auf geselliges Zusammensein und…“
    „ Interessiert es Sie denn gar nicht, wie es nach der Meditation weitergeht?“, fragte sie ihn, denn es schien offensichtlich zu sein, dass er diesem Part der Feierlichkeit nichts abgewinnen konnte.
    Seine Augenbrauen hoben sich. „ Wenn Sie schon so fragen… natürlich interessiert es mich.“

    Teyla schmunzelte und setzte sich ihm im Schneidersitz gegenüber, legte ihre Hände auf ihren Knien ab. Seine haselnussfarbenen Augen glänzten und er sah sie aufrichtig interessiert an.
    „ Vor langer Zeit brachten unsere Vorfahren diesen Tag ins Leben. Sie wollten, dass wir unseren Vorvorfahren gedenken- den Antikern. Als ich kleiner war, wusste ich nicht, warum die Erwachsenen immer so aufgeregt waren, doch nun verstehe ich es.“ Sie machte eine kurze Pause, um sich zu vergewissern, dass John ihr folgen konnte; er war am nicken.
    „ Ein Gedenktag für die Antiker?“, meldete er sich plötzlich und zog die Stirn kraus.
    „ Es gab einige Antiker, die nicht auf die Erde geflohen sind, sondern auf den umliegenden Planeten Schutz vor den Wraith gesucht haben. Leider ist es nur den wenigsten gelungen.“ Teyla seufzte. „ Jahrhunderte später, kehrten Nachfahren der Antiker zurück in diese Galaxie und begannen sie Planeten zu bevölkern. Sie waren die Vorfahren meines Volkes und sie waren es, die diesen Feiertag ins Leben riefen.“
    „ Kompliziert, aber ich glaube, dass ich es einigermaßen verstanden habe“, sagte John, grinste dabei schelmisch.
    „ Mein Volk feiert seitdem ein Fest an diesem Tag“, fuhr Teyla fort. „ Zu Beginn widmen wir uns der Meditation. Der Tag endet mit einem großen Essen.“

    Johns Miene lockerte sich. „ Der zweite Teil gefällt mir schon besser, aber ich bezweifle, dass wir auf die Schnelle ein Festtagsessen zaubern können.“
    Teyla schmunzelte. „ Ja, das könnte sich als schwierig erweisen.“ Sie seufzte wieder, in der Hoffnung, er hätte es nicht gehört. Sie erwartete, dass er einen weiteren Spruch reißen würde- so, wie er es immer tat-, doch er blieb stumm.

    Er saß neben ihr und starrte sie intensiv an- so intensiv, dass sie das Gefühl hatte, sein Blick würde sie durchbohren. Schnell wich sie ihm aus und sah in die andere Richtung.
    „ Alles in Ordnung mit Ihnen?“, hörte sie ihn fragen, traute sich aber nicht ihn anzusehen.
    „ Jaja, alles in Ordnung“, sagte sie schnell, woraufhin sich das Gefühl durchbohrt zu werden verstärkte.
    „ Sie wären jetzt lieber bei Ihrem Volk, oder?“ Vorhin hatte er die Marines im Befehlston angeherrscht, doch davon war nichts mehr übrig geblieben; seine Stimme klang sanft und besorgt.

    Teyla wusste nicht warum, aber plötzlich spürte sie, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und wie sich ihr Herz anspannte. Sie wollte es nicht einsehen, aber er hatte Recht: Sie wollte diesen Abend mit ihrem Volk verbringen. Sie hatte sich seit Monaten darauf gefreut, hatten zusammen mit Halling Pläne geschmiedet und nun… nun war sie nicht da, um die Feierlichkeiten zusammen mit ihrem Volk zu begehen. Und vor allem, um Kanaan willkommen zu heißen.

    Der Gedanke an ihren heimgekehrten Freund ließ ihr Herz schwer werden und sie seufzte tief. Sie hatte ihn so lange nicht gesehen und jetzt war sie nicht einmal da, um ihn willkommen zu heißen… Die Tränen liefen ihre heiße Wange hinab und obwohl sie es zu verhindern versuchte, brach ein Schluchzen über ihre Lippen, die wie Espenlaub zitterten.

    Sie wollte die Tränen mit ihrem Handrücken wegwischen, doch eine andere Hand kam ihr zuvor; seine Finger waren kalt und brannten auf ihrer Haut.
    „ Sie sollten nicht weinen. Das steht Ihnen nicht“, sagte John und lächelte ein unecht wirkendes Lächeln, das sie allerdings nur noch mehr innerlich aufwühlte. Sie zwang sich zu ihm aufzublicken und allein dieser kurze Moment reichte aus, damit ihr bewusst wurde, dass sie ihm nichts vormachen konnte. Eben noch hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihn anzulügen, doch nun geriet ihr Plan mächtig ins Wanken. Ihm konnte sie nichts vormachen! Sie beide kannten sich jetzt schon zu lange, um etwas voreinander verheimlichen zu können und John war wirklich gut darin in ihrem Gesicht zu lesen.

    „ Hören Sie…“, sagte er leise- leiser, als es eigentlich nötig war. „ Ich kann gehen, wenn Sie allein sein möchten. Ich verstehe das.“
    „ Nein.“ Teyla schüttelte mit dem Kopf; sie wollte nicht allein sein. Wenn sie schon nicht bei ihrem Volk sein konnte, dann wollte sie wenigstens angenehme Gesellschaft haben. „ Das wird nicht nötig sein.“
    John nickte verständnisvoll und tupfte ihr mit seinem Hemdärmel die Tränen von der Wange. „ Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass ich verstehe, doch das kann ich nicht.“
    „ Das müssen Sie auch nicht“, erwiderte die Athosianerin. „ Niemand verlangt das von Ihnen, John.“ Sie lächelte scheu und versuchte seinem Blick auszuweichen, was ihr aber nicht gelang. Ihm schien es genauso zu ergehen, denn seine Augen klebten förmlich an ihr.

    Erst irritierte sie das ein wenig, doch dann faszinierte sie sein Blick und der ihre blieb an seinen haselnussfarbenen Augen hängen; in ihnen reflektierte sich das Licht der Sterne. Sie schienen unergründlich zu sein und sie konnte nicht recht in ihnen lesen. Sie wirkten geheimnisvoll und mysteriös, wie ein versiegeltes Buch, was man nicht öffnen konnte. Teyla kniff ihre Augen zusammen, doch dennoch war es ihr unmöglich…

    Plötzlich blitzte etwas vor ihren Augen auf, was definitiv falsch und zu verurteilen war- eigentlich…
    Die Bilder in ihrem Kopf faszinierten sie, schreckte sie nicht ab, weckten in ihr ein falsches Verlangen, welches für sie normalerweise undenkbar war.
    Der brummende Antrieb des Schiffes schien auf einmal nicht mehr existent zu sein und sie glaubte Johns Herz schlagen zu hören. Leicht erschrocken sah sie ihn an, zuckte zurück. Nein, das war nicht sein Herzschlag- es war sein warmer Atem, der über ihre Lippen kitzelte und ihr bewusst machte, wie nah sich ihre Gesichter doch gekommen waren- ihre Nasenspitzen berührten sich fast.

    Sie wollte instinktiv zurückzucken, doch sie tat es nicht. Viel zu sehr hatte sie seine Augen in ihren Bann gezogen- jetzt schimmerten sie nicht mehr haselnussfarben, sondern leicht grünlich, wie der moosige Waldboden auf Neu Athos. Das war ihr noch nie zuvor aufgefallen… vielleicht auch nur, weil sie nie näher hingesehen hatte.

    Das Zucken kam leicht verzögert, nämlich als John mit seinen Finger über ihre Wange streichelte; er blickte sie dabei immer noch an, schien innerlich abzuwägen, ob das richtig war, was er vorhatte zu tun.
    Ihr fielen mindestens hundert Gründe ein, warum dies alles falsch war und warum sie beide aufhören sollten bevor es zu spät war. Zum einem war er sozusagen ihr Vorgesetzter, zum anderen…

    Der Kuss kam nicht überraschend, trotzdem zuckte Teyla zusammen und hielt für einen Augenblick die Luft an. Sie riss die Augen auf, doch sie sah nichts mehr. Ihr Herz hämmerte wie wild und drohte aus ihrem Brustkorb zu springen.
    Seine Lippen waren weich. Der Kuss war zwar überraschend, aber zärtlich, kein bisschen aufdringlich oder gar fordernd. Es war angenehm.

    John umfasste ihre Taille und zog sie näher zu sich heran und obwohl Teyla wusste, dass es aus irgendeinem ihr nicht bekannten Gesichtspunkt sicherlich falsch war, ließ sie ihn gewähren. Sein warmer Atem brannte in ihrem Mund und seine Berührungen ließen ihr schwindelig werden- sie merkte, wie sie leicht nach hinten zu kippen drohte und wie er sich noch fester an sie klammerte.

    „ Col. Sheppard, bitte kommen Sie sich unverzüglich in den Maschinenraum!“ Die verquäkte Stimme, die da aus seinem Headset drang, ließ sie beide erschrocken auseinanderfahren und sie sahen einander irritiert an.
    „ I…ich habe keine Ahnung...“, setzte John atemlos an, fuhr sich unschlüssig durch seine wirren Haare.
    Widerwillig öffnete Teyla ihre Augen- aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass es aufhörte, dennoch…
    „ Ich sollte jetzt besser gehen.“ Seine Stimme glich nur noch einem Flüstern.
    „ J…ja“, sprach die Vernunft aus ihrem Mund, doch innerlich war sie am Schreien und sie hatte das Gefühl, dass sich ihr Ich in den letzten Winkel ihres Körpers zurückgezogen hatte. Dieses Ich schüttelte mit dem Kopf, versuchte ihn zu halten. Nein!

    John erhob sich langsam, hielt dabei noch immer ihre Hand und ließ sie erst los, als er einen Schritt von ihr weg gemacht hatte. Konfus blickte er sie an, öffnete dann den Mund und schien etwas sagen zu wollen, doch dann wandte er seinen Blick plötzlich von ihr ab.

    Die Tür öffnete sich, er ging, die Tür schloss sich hinter ihm und Teyla war allein- allein mit ihren Gefühlen, die gerade Achterbahn zu fahren schienen, und mit dem Verdacht gerade etwas sehr Törichtes getan zu haben.
    Minuten vergingen, erst dann war sie in der Lage zu realisieren, was gerade passiert war. Sie japste nach Luft, leckte sich dann jedoch über ihre Lippen, schmeckte seinen sanften Kuss noch immer…

    TBC

  14. #28
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Schande über mich! Hab gestern doch tatsächlich vergessen zu antworten! Ich war schon fertig mit lesen und hab dann einfach den PC abgeschaltet!

    Wieder ein sehr schöner Teil. *aww* Wie süß! John küsst Teyla. Und wer hat da jetzt gestört? Rodney oder Elizabeth?

  15. Danke sagten:


  16. #29
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Time Part II

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Wer wird da wohl gestört haben? Wer nur allein hat die "Gabe" immer in wichtige (romantische) Situationen zu platzen? Also, mir fällt da nur einer ein


    Time Part II

    Etwas benebelt, von dem, was da eben in Teylas Quartier vorgefallen war, stolperte John durch die Korridore der Artemis. Seine Lippen kribbelten, seine Knie fühlten sich an, als wollten sie unter seinem Gewicht nachgeben und er hatte das Gefühl, abzuheben, wenn er nicht aufpasste.

    Seine Gedanken schossen in seinem Kopf hin und her- wie Bienen in ihrem Bienenstock-, ließen ihm ganz komisch werden. Ein merkwürdiges Gefühl kribbelte durch seinen ganzen Körper, wanderte durch seine Beine, durch seinen Brustkorb und schnürte ihm die Luft ab; schnell japste er nach Luft und blieb stehen.

    Er sah sich flüchtig um- in der Hoffnung, dass niemand gesehen hatte- und strich sich erst über sein Gesicht, dann durch seine wirren Haare. Sein Herz hämmerte ungewohnt schnell in seinem Brustkorb und dieses jämmerliche Gefühl, etwas Falsches, Törichtes oder gar Unverzeihliches getan zu haben, ließ ihm übel werden.
    Verdammt, reiß dich gefälligst zusammen, tadelte er sich selbst und schüttelte mit dem Kopf. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Er hatte nichts Verbotenes getan. Es war vielleicht unangebracht gewesen, mehr aber auch nicht.

    Dennoch ließ ihn dieses miese Gefühl nicht los und je länger er darüber nachdachte und grübelte, desto gnadenloser prügelte es auf ihn ein. Er schloss seine Augen, um ihm zu entkommen, doch das verschlimmerte es eher noch; es war, als versuchte man einen Fettbrand mit Wasser zu löschen- katastrophal!

    John riss die Augen wieder auf, entkam dem dunklen Nichts vor seinen Augen und dieser großen Leere, die ihn zu verschlingen suchte.
    Halt die Klappe, herrschte er die Stimme in seinem Kopf an, die ihm einzutrichtern versuchte, dass er etwas sehr Schlimmes getan hatte und die auf ihn herabblickte, als sei er ein Schwerverbrecher. Wie gesagt, er hatte sich nichts vorzuwerfen…

    Verstohlen wanderte er mit seiner Zungenspitze über seine Lippen, schmeckte ihren Kuss noch immer. Sie hatte sich nicht dagegen gewehrt, so wie sie es damals getan hatte, als er sie während ihres Trainings überwältigt hatte. Ja, sie hatte ihn zurück geküsst und das sollte eigentlich schon Anzeichen genug sein, dass sie beide es gewollt hatten.
    Nichtsdestotrotz meldete sich sein Gewissen und reichte damit der Stimme in seinem Kopf partnerschaftlich die Hand; in Bezug auf ihre derzeitige Situation und dass sie ein Mitglied seines Teams war, war es falsch gewesen. Sie beide hätten es nicht so weit kommen lassen dürfen. Aber…

    John biss sich nervös auf die Unterlippe, als er daran zurückdachte, wie unglaublich erleichtert er sich gefühlt hatte, seine Gefühle nicht länger verstecken zu müssen. Es war nicht zu leugnen, dass Teyla eine attraktive Frau war und durchaus mit ihren Reizen umzugehen wusste; das war ihm schon aufgefallen, als sie sich damals auf Athos zum ersten Mal begegnet waren.

    Ob er sich damals in sie verliebt hatte? Ronon hatte ihm diese Frage einmal gestellt und natürlich hatte er es abgestritten. Wenn er aber jetzt darüber nachdachte, wusste er nicht, was er darauf zu antworten hatte. Sie war seine Kollegin, was eigentlich bedeutete, dass eine Beziehung kritisch beäugt wurde. Er wusste das.

    „ Meine Güte, krieg’ dich mal wieder ein“, sagte John zu sich selbst und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Er und Teyla hatten sich geküsst- es war anders, als beim ersten Mal gewesen, aber was hatte das schon zu bedeuten? Er erinnerte sich daran, wie sein damaliger Ausbilder ihm und den anderen Rekruten eingetrichtert hatte, dass sie sich niemals von persönlichen Gefühlen ablenken sollten. Damals hatte er bezweifelt, dass er diesen Rat jemals zu berücksichtigen hätte, doch nun…

    Teyla hatte ihm schon immer bedeutet, als ihm lieb war. Immer wenn sie auf Missionen gingen hatte er Angst um ihr Wohlbefinden gehabt- weniger um die anderen beiden, da Ronon sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte und wenn nötig auch auf Rodney. Er wusste zwar, dass das auch auf Teyla zutraf, aber dennoch… Sie machte äußerlich einen labilen Eindruck auf ihn und manchmal- wenn sie mit den Marines kämpfte- hatte er Angst, dass die kräftigen Männerhände ihren zierlichen Körper zerquetschten.

    Wenn er jetzt so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass sein Ausbilder Recht gehabt hatte. Und ihm fiel auch auf, was er eigentlich schon längst hätte bemerkten müssen: Er war verliebt! Er war verliebt in eine Frau, die Mitglied seines Teams war und die ihn um den Verstand brachte, wenn sie sich nur in seiner Nähe befand. Er war verliebt in eine Frau, die ihn daran hinderte, als Teamleader unvoreingenommene Entscheidungen zu treffen und einen möglichst klaren Kopf zu behalten.

    Es kann einfach nicht funktionieren, meldete sich da wieder diese verquäkte Stimme in seinem Kopf. Sieh es einfach ein. Du sollest dich nicht an jemanden binden, der dich früher oder später eh verletzt.
    „ Nein!“ Seine eigene Stimme ließ John zusammenzucken. Er hatte das nicht vorgesehen. Er hatte den Kopf einziehen wollen und den Tadel seinerselbst kommentarlos über sich ergehen lassen wollen; doch ein plötzlich in ihm aufkeimendes Gefühl hatte diesen Plan zunichte gemacht. Hatte er Teyla gerade tief in seinem Inneren als eine untreue, verletzende Person bezeichnet? Das war sie aber nicht! Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie zu so etwas fähig war! Oder war es eine reine Abwehrreaktion gewesen?

    „ Sheppard, alles in Ordnung mit Ihnen?“ Er war dermaßen in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie Ronon zu ihm aufgeschlossen war. Der Satedaner war neben ihm aufgetaucht und starrte ihn mit einer Mischung aus Sorge und Misstrauen an.
    „ Ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, sagte John schnell und versuchte möglichst normal zu klingen, doch er konnte hören, wie sehr seine Stimme zitterte.
    „ Sie standen mitten im Gang und sahen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen“, meinte Ronon.
    „ I…ich habe nur nachgedacht.“ John wich dem forschenden Blick seines Teamkameraden aus. Langsam setzte er sich in Bewegung, horchte, ob der Satedaner ihm folgte. Ronons schwere Schritte donnerten in seinem Kopf wie Schüsse.

    Er merkte, wie der Hüne ihn von oben bis unten musterte und er sah im Augenwinkel, wie Ronon den Mund verzog.
    „ Hat McKay Sie auch gerufen?“, fragte er schnell, hoffte inständig, dass Ronon sein Ablenkungsmanöver nicht auffiel.
    Der Satedaner schien zu überlegen, was er ihm antworten sollte, kratzte sich dann am Hinterkopf und meinte: „ Er klang ziemlich aufgebracht.“
    „ Hoffen wir mal, dass es nichts all zu Schlimmes ist“, sagte John und versuchte zu grinsen.
    Ronon nickte, ließ ihn aber noch immer nicht aus den Augen. Ein Funkeln in seinen braunen Augen verriet John, dass der Satedaner genau Bescheid wusste und dass es keinen Zweck hatte zu leugnen. Er war ebenso begabt, wie Teyla, wenn es darum ging in anderer Leute Gesicht zu lesen.

    Dennoch sagte er nichts, schwieg. Ronon sagte auch sonst nicht allzu viel und er schwieg lieber, anstatt große Reden zu schwingen oder große Töne zu spucken. Aber dieses Schweigen machte John nervös und er schielte immer wieder aus dem Augenwinkel zu seinem Kameraden herüber, nur um zu sehen, dass dieser ihn noch immer skeptisch beäugte.

    ------------

    Rodney war ein reines nervliches Wrack; das fiel ihm auf, kaum, dass er und Ronon die Messe betreten hatten. Es war nicht allzu schwer, zu erraten, dass der Kanadier auf Koffein- und Powerbarentzug war; dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn und sein Blick schien förmlich nach Zucker zu lechzen.

    „ Da sind Sie ja endlich!“, schnauzte der Kanadier, als er John und Ronon auf sich zukommen sah. „ Wurde ja auch langsam Zeit.“ Er wirbelte herum und begann auf seinen Tablettlaptop einzutippen- so stark und intensiv, dass einem das Gerät nur Leid tun konnte. Ja, es war offensichtlich, dass sich Rodneys Laune auf Kellerniveau befand.

    Nicht weit von ihm entfernt, entdeckte John Elizabeth, die genau zu beobachten schien, was Rodney tat; sie hatte die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt, hatte eine Augenbraue leicht angehoben und vermied Augenkontakt.
    „ Rodney, könnten Sie uns endlich sagen, was los ist?“, bat sie den Wissenschaftler mit überraschend ruhiger Stimme.

    Der Angesprochene verharrte kurz und blickte sarkastisch in die Runde; John bemerkte Col. Carter und Col. Mitchell, die das Geschehen aus dem Abseits aus beobachteten. „ Soll ich damit anfangen, dass wir schon sehr bald alle tot sein werden oder damit, dass dieses Schiff allmählich auseinanderfällt, was logischerweise zur Folge hat, dass wir alle bald sterben werden?“
    „ Hören Sie auf mit Ihren Späßen, Rodney“, tadelte John ihn und verdrehte schwach die Augen. „ Ich denke, wir alle wissen jetzt, dass Sie schlechte Laune haben.“

    Rodney funkelte ihn böse an. „ Ach nein, sogar Ihnen ist das aufgefallen?“
    „ Ich bezweifele, dass uns Ihre kleine Auseinandersetzung weiterbringen wird“, ging Elizabeth dazwischen, ehe das ganze eskalieren konnte. Sie warf Rodney einen kurzen Blick zu. „ Wenn Sie uns nun bitte sagen würden, warum Sie uns alle herbestellt haben.“
    Rodney schnaubte verächtlich in Johns Richtung und quetschte sich mit theatralischer Miene an ihm vorbei, rammte ihn dabei seinen Ellenbogen in die Seite. John quittierte dies mit einem warnenden Blick, den Rodney allerdings geflissentlich ignorierte. Stattdessen baute er sich vor Elizabeth auf.
    „ Zuerst ist es mir nicht aufgefallen, aber jetzt…“- Er tippte nervös auf seinen Computer ein- „… es gab einen Energieverlust auf mehreren unteren Ebenen, den Gateraum eingeschlossen.“
    „ Was bedeutet das?“ Cameron Mitchell war etwas aus dem Schatten heraus getreten.
    „ Ein Dutzend Ebenen sind ohne Energie, sprich die Lebenserhaltungssysteme und die Stromversorgung sind zusammengebrochen“, antwortete Rodney. „ Die Ebene, auf der sich der Gateraum befindet, scheint noch relativ stabil zu sein, aber ich weiß nicht wie lange noch.“

    Elizabeth zog ihre Augenbrauen hoch. „ Wollen Sie damit etwa andeuten, dass auch hier bald alles zusammenbrechen wird?“
    Rodney wandte sich zu ihr um. „ Ich kann Ihnen nicht sagen, wann es passieren wird, aber es wird passieren. Und dann wird’s hier ziemlich ungemütlich.“
    „ Können wir das irgendwie verhindern?“, fragte Col. Mitchell. „ Es muss doch irgendwas geben, was wir tun können.“
    „ Und damit kommen wir zu unserem zweiten Problem“, sagte Rodney.
    „ Ach, dass wir alle bald jämmerlich ersticken werden, ist also nicht Problem genug?“ John konnte den leichten Anflug von Sarkasmus in seiner Stimme nicht verbergen.
    „ Naja, es ist nicht wirklich ein Problem“, warf Rodney ein. „ Ist Ansichtssache.“ Er blickte kurz in die Runde. „ Sie erinnern sich doch sicher an den Planeten, den dieses Schiff ansteuert, oder?“
    Elizabeth nickte. „ Sie sagten eine Woche…“

    „ Genau das ist das Problem.“ Rodney tippte auf seinem Computer herum und Sekunden später erschien mitten im Raum eine Projektion in Form einer Sternenkarte. Rodney zeigte mit den Finger erst auf einen blau leuchtenden Punkt, dann auf einen rot leuchtenden Punk. „ Das sind wir- also die Artemis- und das ist der Planet. Verzeihen Sie mir meine selten dämliche Frage, aber fällt Ihnen etwas auf?“

    „ Oh, großer Gott!“ Samantha Carter, die sich bis jetzt zurückgehalten hatte, trat vor und betrachtete die Sternenkarte mit weit aufgerissenen Augen. „ Bitte sagen Sie nicht, dass es das ist, wofür ich es halte.“
    „ Sie wissen, wie ungern ich Ihnen widerspreche“, entgegnete Rodney mit einem sarkastischen Unterton, „ aber ja… es scheint genau das zu sein, wofür Sie es halten.“
    „ Rodney“, seufzte Elizabeth, „ wären Sie freundlicherweise bereit, uns aufzuklären?“
    „ Der Energiezusammenbruch ist nicht nur unser einziges Problem“, antwortete der Kanadier. „ Wir waren uns sicher, dass wir den Planeten in rund einer Woche erreichen würden, doch nun sieht es ganz danach aus… nun ja, wenn mich meine Berechnungen nicht täuschen, werden wir innerhalb der nächsten Stunde aus dem Hyperraum fallen.“
    John runzelte die Stirn. „ Sie sagten eine Woche, Rodney.“
    „ Wie es aussieht, scheint die Zeit viel schneller zu vergehen, Colonel“, meinte Carter.
    „ Es ist schwer zu erklären, zumal ich auch noch nicht mehr weiß, aber dieses Schiff scheint sich in einer anderen Zeit zu bewegen, als wie wir gewohnt sind“, fügte Rodney hinzu, woraufhin Elizabeth ihn verwirrt ansah.
    „ Und was bedeutet das jetzt genau?“
    „ Das bedeutet, dass wir nicht wissen, wie viel Zeit in Wirklichkeit vergangen ist“, beantwortete Rodney ihre Frage. „ Es kann sein, dass man in Atlantis unser Verschwinden noch nicht einmal bemerkt hat. Es kann aber auch sein, dass man unser aller Posten bereits neu besetzt hat.“

    „ Okay, ich fasse zusammen, was ich verstanden habe.“ John trat einen Schritt vor. „ Soll das etwa heißen, dass wir sozusagen „zeitlos“ sind?“
    „ Wenn Sie es so ausdrücken wollen… ja.“ Rodney nickte.
    „ Und was sollen wir jetzt tun?“, fragte Ronon.
    Elizabeth seufzte. „ Ich schlage vor, dass wir irgendeinen Weg finden sollten, wie wir auf diesen Planeten gelangen. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass wir dort Antworten finden werden.“

    TBC

  17. Danke sagten:


  18. #30
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Wieder ein toller Teil! Ja ja... die Liebe hat zugeschlagen. *grins* Ich find das lustig, John im gedanklichen Streit mit sich selbst. Oh mein Gott! Das Schiff fällt auseinander? Hoffentlich finden sie auf dem Planeten einen Weg zurück, sofern sie diesen überhaupt erreichen.

  19. Danke sagten:


  20. #31
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Planet X

    Spoiler 
    @Delilah Blue: O ja, die werden was auf dem Planeten finden- besonders unserem Johnnyboy wird der Planet gefallen ...


    Planet X

    Walking through a dream
    I see you
    My light in darkness breathing hope of new life

    Wind und warmer Regen peitschten in ihr Gesicht; Regentropfen perlten von ihren Lippen ab. Die Feuchtigkeit kribbelte auf ihrer Haut, hatte sich wie ein dünner Schleier über sie gelegt.
    Das Trommeln ihrer Füße schien im Einklang mit der Melodie des Waldes zu sein; ihr Vater hatte ihr schon früh gelehrt, dass ihr Volk und der Wald miteinander verbunden waren. Sie gehörten zusammen und selbst der Tod konnte sie nicht trennen. Wenn ihre Seelen aus ihren Körpern ausgingen, nahm der Wald sie auf- sie lebten fortan in ihm weiter. Naié – so hieß er bei ihnen- Mutter.

    Sie rannte weiter durch den Wald; Wasserläufe, umgestürzte Bäume, taubedeckte Farne flogen an ihr vorbei. Die Schlingpflanzen, die die knorrigen Stämme der majestätischen Bäume emporkletterten, schimmerten im Zwielicht des Waldes. Lichtstrahlen brachen durch das dichte, schier undurchdringbar erscheinende Gewirr der Baumkronen und beleuchteten den feuchten Boden wie Scheinwerfer.
    Ihre Nasenflügel bebten- nicht, weil das Laufen sie erschöpfte. Nein, der Duft des Waldes erfüllte sie. Es roch nach feuchtem Waldboden, nach Moos und nach allerlei Blüten- sie dufteten süßlich.

    Der Wasserlauf, dem sie gefolgt war, endete in einem See, dessen Wasseroberfläche im Sonnenlicht glitzerte, wie feinster Edelstein. Unter der Oberfläche sah sie Fische hin und her flitzen, die versuchten der Gewalt des auf die herabdonnernden Wasserfalls zu entkommen.
    Sie hob ihren Kopf, blickte an dem Wasserfall empor, der nicht enden wollte. Elegant schlängelte er sich an der kalten Felswand entlang, wirkte dennoch kraftvoll.
    Sie ging auf die Knie und berührte die Wasseroberfläche mit ihren Fingerspitzen.
    „ Ciato miá celtana“, wisperte sie und schloss ihre Augen. Die Energie des Flusses durchströmte ihren Körper und sie fühlte sich mit ihm verbunden. Früher als sie klein gewesen war, hatte sie ihre Mutter immer hierher begleitet. Es war schön gewesen, bis…

    Liberación está na man. Erschrocken riss sie die Augen wieder auf, stolperte zurück. Sie begann am ganzen Körper zu zittern; die plötzlich auftretende Stille des Waldes erschrak sie. Ängstlich richtete sie ihre Augen gen azurblauen, wolkenlosen Himmel.
    „Liberación está na man“, wiederholte sie leise und sprang auf die Beine.

    ---------------

    „ He, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ John bemerkte nicht, dass Cameron Mitchell joggend versuchte ihn einzuholen. Erst als er begann seinen Namen zu rufen, wandte er sich halb zu ihm um, blieb jedoch nicht stehen.
    Col. Mitchell schloss schnell zu ihm auf und passte sich dann seinem Tempo an. „ Sie wollen also den Jumper nehmen, huh?“
    John nickte. „ Eine Gatereise wäre mir lieber, aber Rodney meint, dass wir das nicht riskieren können.“
    „ Sieht so aus, als würde es Ihnen wirklich ernst sein mit dem Planeten“, meinte Mitchell.
    „ Ihnen etwa nicht?“ John warf ihm einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu. „ Er könnte unser einziger Weg zurück nach Hause sein.“
    „ Oder unser Ende“, fügte Mitchell hinzu. „ Ich verstehe, dass Sie wieder zurück nach Atlantis wollen, aber…“
    „ Wir sollten es wenigstens versuchen, Mitchell. Ich bin mir des Risikos bewusst, aber ich habe damals einen Eid geschworen, dass ich alles unternehmen werde, um die Mitglieder der Expedition zu schützen. Und Elizabeth hat dasselbe getan. Auch wenn ich mich verweigere… sie würde es trotzdem tun.“
    „ Ich meine ja nur…“
    „ Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss mich auf einen Einsatz vorbereiten“, unterbrach John und zog das Tempo an. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war jemand, der ihm das Ganze auszureden versuchte- das hatte schon Rodney versucht.


    Es war seine Idee gewesen, mit dem Jumper zu dem Planeten zu reisen, sobald sie aus dem Hyperraum fielen und bestätigt war, dass der Planet keine Gefahr für sie darstellte. Sie wollten das Gestirn einmal überfliegen, sich vergewissern, ob es ein Gate gab mit dem sie Atlantis anwählen konnten. Laut den Aufzeichnungen, die Rodney und Dr. Jackson der Datenbank des Schiffes entnommen hatten, sollte es auf diesem Planeten zwar ein Sternentor geben, aber man konnte ja nie wissen.
    Sie wussten nicht, was sie auf dem Planeten erwartete, also sollten drei Marines das Team begleiten; er glaubte zwar kaum auf bestialische Monster oder gar auf Wraith zu stoßen, aber die Sicherheit hatte allerhöchste Priorität.

    John betrat den Hangar mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Er wusste nicht, was ihn und die anderen erwarten würde, sobald sie das Schiff verlassen hatten. Rodney hatte in der Datenbank entdeckt, dass es sich um einen Waldplaneten mit einem hohen Vorkommen an Öl und Eisenerz handelte- es war also eher unwahrscheinlich, dass die Artemis grundlos hier einen Zwischenstopp machte.

    Auf der Sternenkarte waren insgesamt sieben dieser „Zwischenstopps“ eingezeichnet und Dr. Jackson war daran sie zu entschlüsseln. Bei den ersten beiden war er sicher, dass es sich um ehemalige Antikerstützpunkte handelte, die den Schiffen während des Krieges mit den Wraith als Anlaufpunkte gedient hatten.
    „ Viel versprechend“, hatte Elizabeth das Ganze nur kommentiert und ihre Augen hatten dabei geglänzt- so, wie sie es immer taten, wenn in ihrer Gegenwart von Antikertechnologie sprach.

    John blieb im Eingang stehen. Er wusste nicht, was er von dem Verhalten seiner Vorgesetzten halten sollte. Einerseits hatte sie natürlich Recht: Sie waren in diese Galaxie gekommen, um die Geheimnisse der Antiker zu erforschen. Andererseits keimte in ihm der Verdacht auf, dass ihr nichts ausmachte, dass sie sich weit weg von zuhause befanden und nicht wussten, wie oder ob sie jemals wieder zurückkommen würden. Er wollte ihr keine schlechten Beweggründe vorwerfen, dennoch hatte er für sich beschlossen, sie im Augen zu behalten.

    Mit einem langgezogenen Seufzen bog er um die Ecke, erblickte nebst des Jumpers eine ihm vertraute Silhouette stehen und blieb abrupt stehen.
    „ Ich hatte gehofft, hier mit Ihnen unter vier Augen sprechen zu können“, meinte Teyla und sah ihn dabei unschlüssig an. Als sich ihre Blicke trafen, begann sie scheu zu lächeln, doch man konnte ihr ansehen, wie nervös und unbehagen sie sich fühlte.

    John hatte diesen Augenblick kommen sehen, doch er hatte gehofft, dass sie ihm noch etwas Zeit lassen würde. Es war noch nicht allzu lange her und seine Gedanken hatten sich noch nicht geordnet; er bezweifelte, dass er jetzt schon bereit war, darüber zu sprechen. Er versuchte seine Nervosität mit einem Lächeln zu überspielen, stemmte die Hände in die Hüften.
    „ Was gibt’s?“, fragte er und hoffte, dass sie das leichte Zittern in seiner Stimme nicht bemerkte.
    „ Wie gesagt; ich dachte, wir könnten vielleicht reden“, entgegnete sie ihm. Sie umklammerte unbehagen ihren Körper und biss sich auf die Unterlippe, wich seinem Blick aus.
    „ Teyla, was da zwischen uns passiert ist…“ John hielt inne, suchte in seinem Kopf nach den richtigen Worten, die sich aber partout nicht finden lassen wollten.
    Er hatte es sich überlegt, auch wenn er nicht wusste, wie er ihr das beibringen sollte.
    „ Sie sind ein Mitglied meines Teams“, setzte er an und merkte, wie ihre braunen Augen auf ihm lagen. „ Und ich… wir… also wir beide…“
    „ Sie halten es für einen Fehler?“, fragte Teyla vorsichtig und die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

    John seufzte. „ Ich meine nur… also…“ Er seufzte erneut. „ Wir alle befinden uns in einer schwierigen Situation und das vorhin… ich verlange nicht, dass Sie es vergessen, und ich betrachte es auch nicht als Fehler, aber…“
    Teyla neigte ihren Kopf und kniff die Lippen zusammen. „ Ich verstehe, was Sie meinen… Colonel.“

    Hatte sie gerade wirklich das verstanden, was er dachte, was sie verstanden hatte? John versuchte seine Überraschung über die förmliche Anrede der Athosianerin zu verbergen und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, was aber binnen Sekunden wieder verebbte.
    „ Hören Sie, Teyla“, begann er noch einmal von neuem und machte dabei einen Schritt auf die zu. „ Ich möchte nicht, dass wir es als Fehler ansehen, weil es das nicht war. Aber die Umstände…“
    „ Ich habe schon verstanden, was Sie mir damit zu sagen versuchen“, sagte Teyla leise. „ Und Sie sollten wissen, dass ich ebenso denke.“
    John zog eine Augenbraue hoch. „ Wirklich? Oh!“ Er trat einen Schritt zurück.
    Teyla räusperte sich verhalten. „ Wir sollten uns jetzt besser auf die Mission vorbereiten.“

    „ Ja.“ John nickte und war überrascht. Er hatte Schlimmeres erwartet. Doch so war es nicht gekommen und irgendwie erleichterte ihn das.
    „ Ich bin froh, dass wir das geklärt haben“, meinte Teyla und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „ Ja, ich auch“, lächelte er. „ Fühlt sich gleich viel besser an.“ Er trat noch einen Schritt zurück, weil ihre Hand sich irgendwie in seine Schulter einzubrennen zu schien. Teyla bemerkte seinen Versuch und zog ihre Hand zurück an ihren Körper.
    „ Nun ja…“- John strich sich durch seine Haare- „… Rodney meint, dass wir…“

    Der Boden unter ihren Füßen fing leicht an zu zittern, dann wurde es stärker und schließlich bebte er, die Wände wackelten und innerhalb des Jumpers fielen Instrumente aus ihren Halterungen.
    Teyla gab einen überraschten Laut von sich, als sie umknickte und zurückstolperte.
    „ Hoppla. Vorsicht!“ Johns Arme schnellten nach vorne und bekamen die Athosianerin gerade noch rechtzeitig zu fassen. Schnell zog er sie hoch und sie beide drückten sich gegen den Jumper.
    Das Beben dauerte nicht lang, verschwand ebenso schnell, wie es begonnen hatte.
    Einen Moment lang lauschten sie beide in die Stille hinein; das Einzige, was zu hören war, war ihr Atmen.
    „ Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte John.
    „ Es geht schon“, antwortete Teyla und sah ihn verwirrt an. „ Was war das?“
    John stieß sich vom Jumper ab. „ Naja, ich denke mal…“
    „ Col. Sheppard, wir haben soeben den Hyperraum verlassen.“ Es war unverkennbar Rodneys Stimme, die aus seinem Headset drang.
    „ Verstanden, Rodney. Geben Sie mir Bescheid, wann wir starten können“, entgegnete John.
    „ Wenn Sie startbereit sind…“, kam es von dem Kanadier. „ Alle Messungen sind abgeschlossen; es gibt Luft zum Atmen und Elizabeth hat ihre Einverständnis erteilt.“
    John nickte, obwohl Rodney dies nicht sehen konnte. „ Sagen Sie allen Bescheid, dass wir uns im Hangar treffen. Sheppard Ende.“

    --------------

    Aufgeregt stürmte sie durch die Menschenmasse, vorbei an den Marktleuten, die ihre Ware an den Mann zu bringen versuchten. Einige sahen ihr irritiert nach, andere schüttelte mit dem Kopf und wieder andere riefen ihr etwas empört klingendes nach. Doch sie ignorierte es.
    Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust und sie japste nach Luft.
    „ Paré! Paré!“
    „ Pass doch auf!“, pöbelte ein dicklicher Mann erbost und wedelte mit der Faust in der Luft.
    Sie blickte sich nicht zu ihm um, sondern rannte weiter. Ihr wurde schwindelig von dem schnellen laufen, doch sie musste weiter.
    „ Paré! Paré!“, rief sie erleichtert, als sie ihren Vater erblickte, wie er mit zwei anderen Männern aus dem Zelt trat.
    „ Inessa“, grüßte er sie und schloss sie in eine Umarmung, aus der sie sich schnell wieder frei zappelte. „Apa itu? Was ist geschehen, meine Tochter?“
    „Liberación está na man“, wiederholte sie die Worte, die ihr der Wind vorhin am Wasserfall zugeflüstert hatte. „ Ich weiß, dass sie kommen werden. Schon sehr bald.“
    „Putriku.“ Er lächelte und streichelte ihre Wange. „ Wer hat dir das gesagt, Tochter?“
    „ Naié“, antwortete sie. „ Sie werden kommen. Ich weiß es.“

    -------------


    „ Na, das nenne ich mal nen’ geeigneten Platz für ein Sommerhaus“, scherzte John und setzte sich seine Sonnenbrille auf die Nase, strich sich den Schweiß von der Stirn. Die Luft war schwül und alles- die Umgebung und das Klima- erinnerte ihn an einen Regenwald.
    Er hatte den Jumper auf einer kleinen Lichtung gelandet, die von majestätischen Bäumen umgeben war und deren geschlossene Kronen Schutz vor der den beiden Sonnen bot.

    „ Matthews, Scott, sichern Sie die Umgebung ab“, wies er die beiden Marines an. „ Miller, Sie und Teyla kommen mit mir. Ronon, Sie begleiten Rodney und Dr. Branton.“
    „ Und nach was- wenn ich fragen darf- suchen wir eigentlich?“ Rodney zuppelte an etwas herum, was einem Cap irgendwie ähnlich sah.
    „ Wieso fragen Sie mich das?“ John zuckte mit den Schultern. „ Sie sind doch der Wissenschaftler.“
    „ Wie charmant Sie heute wieder sind“, knurrte Rodney zurück und setzte sich das Cap auf den Kopf, was zur Belustigung der begleitenden Marines und Ronon beitrug. Wütend funkelte Rodney die verhalten kichernden Männer an. „ Was? Was ist?“
    John seufzte, musste aber auch schmunzeln, denn dieses „ Ding“, was Rodney da auf seinem Kopf trug, sah wirklich… gewöhnungsbedürftig aus.
    „ Rodney, Sie begleiten Ronon und Dr. Branton und gehen in diese Richtung.“ - Er deutete auf einen kleinen Pfad, der sich vom Jumper gen Norden hin durch das Unterholz schlängelte- „ Suchen Sie nach allem, was für uns interessant sein könnte.“
    „ Oh, wie ich Ihre präzisen Aussagen doch mag“, brummelte Rodney und seufzte dann. „ Okay, Ronon Sie gehen vor.“
    Der Satedaner kräuselte die Augenbrauen, tat dann aber so, wie ihm geheißen und die Truppe zog ab.

    „ Matthews, Scott, Sie bleiben beim Jumper“, ordnete John die beiden verbliebenen Marines an. „ Funkkontakt alle zehn Minuten. Melden Sie sich, wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt, verstanden?“
    „ Ja, Sir.“ Sergeant Matthews- ein farbiger Soldat aus Minnesota- nickte.
    „ Okay…“- John wandte sich zu Teyla und zu Lt. Miller um, die ihn erwartungsvoll ansahen. –„… wir gehen in die andere Richtung.“ Er trat an den beiden vorbei und marschierte in die entgegengesetzte Richtung; auch hier führte ein kleiner Trampelpfad in den Wald hinein. Fußabdrücke waren im feuchten Waldboden zu erkennen und John runzelte die Stirn. Konnte es sein, dass…Und wenn ja, wie… Was, wenn…
    Er biss sich auf die Unterlippe und sah kurz über seine Schulter hinweg; Teyla und Miller folgten ihm im kurzen Abstand.

    TBC

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  22. #32
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Wieder ein sehr schöner Teil. Bin ja schon gespannt ob sie auf diese Personen vom Planeten schon bald treffen werden. Ich freu mich auf eine Fortsetzung.

  23. Danke sagten:


  24. #33
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard T’hiak und Inessa

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: So viel kann ich dir schon mal verraten: Sie werden interessante Personen treffen


    T’hiak und Inessa

    When my heart was never open
    and my spirit never free
    to the world that you have shown me
    but my eyes could not division

    Der Wald, durch den sie sich kämpften, wirkte unwirklich. Die riesigen Bäume ragten in die Höhe, Schlingpflanzen schlängelten sich die Baumstämme empor. Lichtstrahlen brachen vereinzelt durch die dicht ineinander verwachsenen Baumkronen und beleuchteten den feuchten Waldboden wie Schweinwerfer.
    Die Stämme der meisten Bäume waren kahl, andere hingegen waren dicht bewachsen mit Schlingpflanzen und anderem Gewächs, was dem von der Erde sehr ähnelte.
    Auf den Blättern glitzerte noch der Tau. Es roch nach feuchtem, modrigem Waldboden, nach feuchtem Holz und der süßliche Duft der riesigen, rosafarbenen Blüten kitzelte leicht in der Nase- die Blüten sahen aus wie kleine Orchideen, auch auf ihnen glitzerte noch der Tau.

    Die unbeschreibliche Schönheit des Waldes bestaunend, folgte John einem kleinen Trampelpfad, der tiefer in das immer dichter werdende Unterholz führte- an manchen Stellen hatten immense Sträucher mit ebenso großen Blüten den Pfad überwuchert.

    Ganz in der Nähe hörte er einen Wasserlauf plätschern… und sah ihn sah ihn dann auch, wie er sich durch die Botanik schlängelte. Das kühle Nass glitzerte verlockend und John blieb stehen. 'Warm' war gar kein Ausdruck: es war unerträglich schwül, die feuchte Luft schnürte die Lungen zusammen und trieb einen den Schweiß auf die Stirn. Er war schon in vielen abgelegenen Dschungeln gewesen, doch das hier war kein Vergleich!

    John atmete schwerlich aus und strich sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Er ließ seine Uniformjacke- deren er sich bereits vor etlichen Minuten entledigt hatte- einfach fallen und setzte sich auf einen großen Stein. Das Plätschern des Wasserlaufes wurde immer aufdringlicher und schien förmlich nach ihm zu rufen.

    „ Sir?“ Sergeant Ernest Miller kam aus dem Unterholz; ihn schien die Hitze ebenso viel auszusetzen wie ihm, denn auch er trug nicht mehr seine Uniformsjacke, sondern nur noch ein schwarzes T-Shirt, dass verschwitzt an seinem Oberkörper klebte.
    „ Fünf Minuten Pause“, rief John dem Marine zu und bedeutete ihm mit einem kurzen Nicken, dass er in der Zwischenzeit Augen und Ohren offen behalten sollte. Der Sergeant nickte und verschwand wieder zwischen zwei riesigen Farnen.

    „ Sollten wir nicht besser weitergehen?“ Teyla trat ebenfalls auf die kleine Lichtung und trottete langsam zu ihm herüber; sie hatte ihre braunen Haare in einem lockeren Pferdeschwanz zurückgebunden. Ein paar lockere Strähnen fielen auf ihre nackten Schultern, die nur von den dünnen Trägern ihres ledernen Tops bedeckt wurden.
    „ Fünf Minuten haben noch nie jemanden geschadet“, entgegnete ihr John und rückte etwas beiseite, damit sie sich setzen konnte. Die Athosianerin nahm seine Einladung dankend an, setzte sich neben ihn und tauchte ihre nackten Füße in das eiskalte Wasser. Erleichtert seufzte sie auf.
    John musterte sie aus dem Augenwinkel hinaus; der Schweiß perlte auf ihrer Sonnen geküssten Haut und ihre braunen Augen glänzten matt. Sie schien sichtlich erschöpft zu sein. Die Hitze schien wohl auch ihr zuzusetzen…

    „ Ich schlage vor, dass wir bald umkehren werden“, sagte John und schloss die Augen, als ein heller Lichtstrahl durch das Blätterdach brach und auf die Lichtung hinabschien.
    „ Sie denken nicht, dass wir etwas finden werden?“ Teyla zog ihre Füße aus dem Wasser und winkelte ihre Beine an ihren Körper an.
    „ Ich wüsste nicht, wonach wir zu suchen hätten“, erwiderte er. „ Ich hoffe, dass wenigstens die anderen etwas gefunden haben, was uns weiterhilft. Vielleicht sogar das Gate.“
    „ Sie denken wirklich, dass es hier ein Gate gibt, mit dem es uns gelingt Atlantis anzuwählen?“, fragte Teyla und zog die Augenbrauen hoch.
    „ Ja, wieso denn nicht? Ich bezweifele, dass das Schiff diesen Planeten umsonst angesteuert hat.“ John kräuselte die Stirn. „ Ich bin mir sicher, dass es irgendeinen Grund geben wird. Die Antiker wären nicht so dumm gewesen.“

    Er sah, wie sich ein mildes Lächeln über Teylas Lippen zog und wie ihre Gesichtszüge weicher wurden. Er mochte es, wenn sie lächelte! Dann sah sie immer so friedlich aus, selbst wenn sie noch so erschöpft war.

    Dennoch war da etwas, was anders als sonst war. Sie lächelte zwar, doch die Art und Weise war anders. Er musste zugeben, dass ihn das nervös machte.
    John konnte sich vorstellen, woran diese plötzliche Veränderung lag, doch wenn er so darüber nachdachte, wollte er es eigentlich überhaupt nicht.
    „ Stimmt etwas nicht?“, fragte er sie vorsichtig, obwohl er die Antwort darauf ganz genau wusste.
    Teyla sah ihn an und ihr Lächeln verrutschte um ein paar Millimeter, verschwand aber nicht aus ihrem Gesicht. „ Es ist alles okay. Ich habe nur nachgedacht.“
    „ Ah.“ John biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht schwer, zu erraten, worüber die Athosianerin nachgedacht hatte, und er musste zugeben, dass er auch den ein oder anderen Gedanken daran verschwendet hatte. Obwohl „verschwendet“ nicht der richtige Ausdruck dafür war… er hatte es schön gefunden, daran zurückzudenken, vor allem da er jetzt nichts Verkehrtes mehr daran sah. Jetzt, wo es zu spät war.

    Teyla rutschte nervös aus dem kalten Stein herum und sah verlegen auf ihre nackten Füße hinab. „ Co… John. Ich habe noch mal darüber nachgedacht, was Sie vorhin im Hangar zu mir gesagt haben.“
    Oh, Gott. John versuchte sich zu einem möglichst locker aussehenden Lächeln zu zwingen, doch das Ergebnis war niederschmetternd. Eigentlich hatte er so etwas ja schon erwartet- also hätte es keinen Grund zur Nervosität gegeben, doch sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, wie noch nie zu vor in seinem Leben.

    „ Das ist…“ Der Rest seines Satzes ging in einem nervösen Schlucken unter.
    Teyla blickte ihn an. „ Sie meinten, dass Sie es für einen Fehler halten und…“
    „ Das habe ich nie behauptet“, fiel John ihr unschön ins Wort. „ Ich sagte, nur dass die Umstände…“
    „ Ich habe schon verstanden, was Sie mir sagen wollten.“ Teyla strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelockert hatte. „ Und ich wollte nur… ich wollte Ihnen… ich wollte Ihnen danken.“
    „ Vielleicht…was?“ John verstummte, als ihre Worte ihn erreicht hatten, und sah sie verdattert an. Hatte er falsch gehört oder hatte sie sich bei ihm gerade bedankt?

    Die Athosianerin bemerkte seine Verwirrtheit und sie errötete leicht. „ Ich meinte natürlich: Ich bedanke mich, dass Sie vorhin so ehrlich zu mir gewesen sind.“
    John lächelte scheu. „ Ich hatte auch nichts anderes angenommen.“

    Er löste seinen Blick von ihr und starrte auf die im Sonnenlicht silbrig glänzende Wasseroberfläche hinab. Was hatte er eigentlich auch anderes erwarten können? Das sie sich bei ihm dafür bedankte, dass er ihr die Zunge in den Hals gesteckt hatte? Teyla war eine Frau mit Ehre und er… naja, was war er schon? Er war jemand, der über eine Frau herfiel, auch wenn es sich genaugenommen nicht so abgespielt hatte.
    Er wusste, dass Teyla diese ganze Situation ebenso unangenehm zu sein schien, wie ihm. Sie waren zwei erwachsene Leute, aber im Moment kam er sich selber wie ein hirnverbrannter Teenager vor, der vor seinen Gefühlen davon lief. Naja, eigentlich- wenn er genauer darüber nachdachte- hatte er das schon sein ganzes Leben lang getan: Er war immer seinen Gefühlen davongelaufen.

    Warum? Vielleicht hatte er Angst verletzt zu werden. Verlust war etwas, womit er schon früh hatte Erfahrungen machen müssen; erst der tragische Tod seiner Mutter, als er noch so klein gewesen war und dann die Distanziertheit seines Vaters, der lieber auf Dienstreisen gegangen war und sich mit den Hostessen vergnügt hatte, als sich um seine Kinder zu kümmern. Im Gegensatz zu seinem Bruder, Dave, hatte er es nie gelernt, mit tieferen Gefühlen umzugehen und ihm war noch immer unwohl dabei mit jemanden über sie zu sprechen. Immer hatte er Angst, eine ihm wichtige Person dadurch zu vergraulen oder gar lästig zu sein; er hatte irgendwann festgestellt, dass es für ihn besser war, die Menschen nicht zu nahe an sich heran zu lassen um dieses schreckliche Gefühl- demgegenüber auch er machtlos war- zu umgehen.

    Bei Teyla war es etwas anderes- zum ersten Mal seit Jahren schien er endlich wieder zu wissen, was gut für ihn war- nämlich sie-, aber kaum dass er dies erkannte hatte, war da wieder diese Angst, verlassen und allein gelassen zu werden. Er hatte sich verliebt- das war ihm klar geworden-, doch instinktiv setzte er dazu an, sie wegzustoßen… so, wie er es zuvor auch immer getan hatte.

    Johns missmutiges Seufzen wurde je von einem schrillen Schrei unterbrochen, der die Stille des Waldes zerriss- sogar das Plätschern des Wasserlaufs schien für einen Moment zu verstummen.
    Neben ihm war Teyla zusammengezuckt- auch sie schien ihren Gedanken nachgegangen zu sein; ihre braunen Augen waren vor Schreck geweitet.
    „ Was…“
    „ Miller.“ John sprang auf die Beine und lief so schnell es ihm und seinen inzwischen eingeschlafenen Beinen möglich war in die Richtung, in die Sergeant Miller verschwunden war. „Miller!“
    Er hörte es hinter sich rascheln, wandte sich halb um; Teyla folgte ihm auf geringer Distanz.

    Die Sträucher schienen dichter zu werden und kleine bis mittelgroße Zweige peitschten ihm ins Gesicht, hinterließen schmerzhafte Aufschürfungen, die schmerzhaft brannten. Die Schwüle trieb ihm die Tränen in die Augen und er sehnte sich plötzlich nach der eisigen Kälte McMurdo’s.
    Dicke Lianen hingen von den Bäumen hinab, der Trampelpfad wurde an immer mehr Stellen von der Botanik überwuchert, geradezu verschlungen.
    John hielt sich die Hand vor Augen, denn immer mehr Zweige dreschten auf ihn ein; seine Oberarme waren bereits jetzt- nach nur wenigen Metern- übersäet mit Aufschürfungen und Einschnitten.
    „ Miller“, krächzte er kehlig, denn die feuchtwarme Luft bereitete ihm Schwierigkeiten- es war, als drückte man einen nassen Waschlappen vor Mund und Nase.

    Er wusste nicht, wie lange er gelaufen war, aber plötzlich wurde das Unterholz lichter und der Trampelpfad wieder breiter, beziehungsweise wieder sichtbar. Eine Lichtung wurde sichtbar- wenn man es so überhaupt bezeichnen konnte; ein majestätischer Baum war aus dem Boden geschossen und ragte mehrere hundert Meter in die Höhe. Seine gigantischen mit Blättern zugewachsenen Zweige spendeten angenehmen Schatten. Lianen spannten sich von Zweig zu Zweig, von Ast zu Ast.

    Die knorrige Rinde war von Schlingpflanzen und anderem Grünzeug vollkommen umwuchert; es blühte in den schönsten Farbnuancen und es duftete herrlich.
    „ Miller!“ John kam stolpernd zum Stehen, als er den Sergeant gegen den massigen Baumstamm gedrückt entdeckte, und erschrak, als ihm eine zwielichtige Gestalt ins Auge stach, die dem Marine eine glänzende Klinge an die Kehle hielt. Es war ein Mann; er hatte etwa sein Alter, dunkelbraune Haare und einen gebräunten Teint. Er trug eine Art Lendenschurz, über die Schultern hatte er einen Köcher mit sechs Pfeilen gespannt.
    Kunstvolle Tätowierungen zogen sich über seinen Rücken und über seine Schultern; er war kräftig gebaut, schien kamperprobt zu sein und seine Muskelpakete an den Armen zuckten, während er Ernest Miller an den Baumstamm gedrückt hielt.

    Kaum dass John und Teyla aus dem Dickicht auf die Lichtung getreten waren, hatte der Fremde sich zu ihnen umgedreht. Wider seines doch sehr exotischen Aussehens, hatte er azurblaue Augen, die gefährlich und böse funkelten.
    „ Wir wollen Ihnen nichts tun“, begann John vorsichtig auf den Mann einzureden und hob beschwichtigend seine Hände. Dieser Fremde erinnerte ihn an die Urwaldmenschen in den Geschichten, die ihm sein Großvater damals immer vorgelesen hatte. Er erinnerte ihn an einen…Indianer.
    „ Thuá nea chulok!“, zischte der Mann und brachte die Klinge des Messers gefährlich in die Nähe Millers; der Adamsapfel des Sergeant wanderte nervös auf und ab.
    „ Ich fürchte, dass er Sie nicht versteht“, wisperte Teyla erschrocken.
    „ Das ist mir auch gerade aufgefallen“, gab John zurück und machte einen bedachten Schritt auf den Fremden zu.
    „ Hiroá tunia mel aré!“, schallte dieser wutentbrannt und zeigte John seine perlweißen Zähne- wie ein Rautier.

    „ Whoah, schon gut!“ John hob wieder die Hände und machte einen schnellen Schritt zurück. Er fixierte den Fremden, der wütend mit den Augen rollte.
    Teyla stand neben ihm, tat dasselbe. Ihr Atem war schnell und flach, klang erschöpft, dennoch ließ sie den Mann, der Sergeant Miller gewaltsam gegen den Baumstamm drückte, nicht aus den Augen.
    „ Und“, wisperte John ihr zu. „ Was meinen Sie?“
    „ Er scheint mit ein erfahrener Krieger zu sein und ich bezweifele, dass wir beide allein etwas gegen ihn ausrichten können“, antwortete die Athosianerin ebenso leise.

    Der fremde Mann beobachtete sie argwöhnisch, hielt dabei die Klinge seines Messers noch immer an Millers Kehle. Der Soldat hatte die Augen geschlossen und seine Lippen bebte, als ob er leise vor sich hin redete.
    John presste die Lippen aufeinander; seine Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf. Einerseits befand er sich noch halb in der soeben geführten Unterhaltung mit Teyla, anderseits wurde seine Konzentration hier gefragt, wo ein plötzlich aufgetauchter Mann einem seiner Soldaten ein Messer an die Kehle hielt und offenbar keinen Skrupel hatte, die Waffe auch einzusetzen.

    „ T’hiak, uma tecalá!“, hallte da plötzlich eine Stimme und der fremde Mann zuckte zusammen; er ließ sein Messer sinken, hielt Miller aber immer noch mit seinen starken Armen fest gegen den Baumstamm gedrückt.
    John zuckte zusammen und seine Augen weiteten sich, als die Stimme- die überraschend aus dem Nichts gekommen war- eine Gestalt bekam; eine junge Frau trat zwischen zwei in die Höhe ragenden Farnen hervor und funkelte den Mann böse an. Sie hätte ähnliche Tätowierungen wie er. Ihre schlanken, grazilen Körper bedeckte sie mit ein paar Lederfetzen, die von glasigen Perlen und Schnüren zusammengehalten wurden. Sie schien zu ihm zu gehören- zumindest trat der Mann zurück, als sie etwas für John Unverständliches zu ihm sagte.

    Mit eleganten Bewegungen tänzelte sie über die Lichtung, zu dem Mann herüber; ihre langen Haare waren ebenso dunkelbraun, wie die des Mannes. Sie hatte auch dieselben azurblauen Augen, die im Sonnenlicht wie Edelsteine funkelten.
    Der Mann schien über ihre Anwesenheit nicht sonderlich erfreut zu sein, denn er verzog den Mund, als sie zu ihm herüber kam und sich bedrohend vor ihm aufbaute; sie war gute zwei Köpfe kleiner als er, doch das schien sie nicht zu stören.
    „ Whicé haloí tuá mé“, herrschte sie ihn an und ihre aufgebrachte Stimme verriet, dass sie ihm gegenüber nicht friedsam gesinnt war. Ihre blaue Augen funkelten ebenso böse, wie seine es vor ein paar Minuten getan hatten.
    „ Mucla tuá mieá uhcí“, zischelte der Mann zurück, woraufhin ihre Augenbraue gen Haaransatz wanderte.

    John konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie ein Messer zog und es dem Mann an die Kehle hielt, der entsetzt nach Luft schnappte und Miller losließ; der Soldat fiel kraftlos zu Boden.
    „ Jiaó ruia mi“, hörte John die junge Frau knurren, was den Mann dazu brachte sie empört anzufauchen; er schnaubte ein letztes Mal, funkelte zu ihm und zu Teyla herüber und ließ von der Frau ab. Diese wiederum ließ ihr Messer sinken, bedachte ihn warnenden Blickes und wandte sich dann um. Ein warmherziges und irgendwie erleichtert aussehendes Lächeln umspielte ihr elfengleiches Gesicht.

    Es war fast so, als würde sie über den Waldboden schweben, als sie sich umdrehte und auf John zukam. Er zuckte zurück, woraufhin ihr Lächeln aber nur noch strahlender wurde.
    „ Ihr müsst das Verhalten meines Bruders entschuldigen“, sagte sie und ihre kristallklare Stimme erfüllte die ganze Lichtung. „ T’hiak ist manchmal etwas… forsch mit Fremden.“
    John musste schlucken. Ihre Stimme verzauberte ihn und ihre Schönheit war geradezu überwältigend; jetzt- wo sie näher kam-, blendete ihre Ausstrahlung ihn.

    „ S…sie sprechen unsere Sprache?“, brachte er heraus.
    „ Mir wurde es von meiner Mutter gelehrt“, antwortete sie immer noch lächelnd. Ihre dunkelbraunen Haare glänzten wie Seide, als sie sich halb zu ihrem Bruder umdrehte. „ T’hiak versteht sie ebenfalls, doch er ist sehr eitel und voreingenommen.“ Sie wandte sich wieder zu ihm um. „ Ihr wurdet von meinem Volk bereits erwartet und es für mich eine Ehre Euch in unser Dorf zu führen und Euch meinem Vater vorzustellen.“
    „ Ich weiß nicht, ob…“, setzte John an, doch ein Seitenhieb von Teyla ließ ihn aufblicken. Etwas blitzte in ihren rehbraunen Augen auf, wovon er wusste, dass sie Recht hatte. Er begann zu nicken. „ Und uns wäre es eine Ehre, Sie zu begleiten.“ Er setzte sein gewinnbringendes Grinsen auf. „ Ach, wo ist mein Benehmen geblieben? Ich heiße…“

    „ Ich weiß, wie Ihr heißt“, unterbrach die Frau ihn. „ Wir alle wissen es. Unsere Prophezeiungen erzählen von euch.“
    John hob die Augenbraue. „ Ach, wirklich?“
    „ Ich werde es Euch erzählen, wenn ich Euch meinem Vater vorgestellt habe.“ Sie lächelte würdevoll und drehte sich um. Ihrem Bruder flüsterte sie etwas zu, woraufhin er protestierend die Nase rümpfte und dann Miller, der noch immer recht wackelig auf den Beinen war, unter die Arme griff und ihn über seine Schulter hievte.
    „ Kommt, folgt mir!“ Einladend mit der Hand wedelnd bedeutete die junge Frau John ihr und ihrem Bruder zu folgen. Er tat wie geheißen, vergewisserte sich, dass Teyla folgen konnte und zog dann das Tempo an, bis er mit der hübschen Frau Fuß gefasst hatte.
    „ Und wie ist Ihr Name?“, flötete er. „ Sie haben ihn mir noch nicht genannt.“
    Sie lächelte und antwortete: „ Mein Name ist Inessa.“

    TBC

  25. Danke sagten:


  26. #34
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Wieder ein schöner Teil! John kann es einfach nicht lassen! Erst Teyla und jetzt Inessa? Wo soll das noch hinführen?

    Spoiler 
    Gut, dass sie ihn bei mir bereits gezähmt hat.

  27. Danke sagten:


  28. #35
    Die nach den Sternen greift Avatar von Ailya
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    Standard Die Einladung

    Spoiler 
    @Delilah Blue: Unseren Johnnyboy und zähmen? Kann man das überhaupt? Man kann einem Kirk doch nicht zähmen! Oder etwa doch? Hhm, zwei Frauen und ein Kerl- wo soll das bloß hinführen?


    Die Einladung

    „ Wissen Sie, ich habe erst letztens so einen Film gesehen…“- Rodney streckte seine Beine lang aus und lehnte sich gegen den hölzernen Pfeiler. Ein erschöpftes, aber zugleich murrendes Geräusch kam über seine Lippen.
    „ Interessiert mich nicht“, brummelte Ronon, der ihm gegenübersaß, die Arme vor seinem muskulösen Oberkörper verschränkt hatte und die Augen geschlossen hielt.

    Rodney achtete nicht auf den Unwillen des Sateders; und ebenso wenig auf den von Mike Branton, der schwach die Augen verdrehte und seinen Kopf entnervt nach vorne plumpsen ließ. „ Ich glaube der Titel lautete irgendwas mit „Fluch der Südsee“ oder so. Sehr interessant, die Effekte waren sehr gut gemacht, aber dieser Kraken- der war mir ein kleines bisschen…“
    „ McKay!“ Ronon hatte die Augen aufgerissen und starrte ihn wütend an.
    „ Ich meinte ja nur…“, gab der Kanadier daraufhin kleinlaut zurück und sank in sich zusammen. „ Vielleicht sollte ich erwähnen, dass die Kannibalen die Hauptperson zum Schluss verspeisen wollten.“
    Dr. Branton seufzte laut auf. „ Also, ich muss schon sagen, dass Sie einem echt Mut machen können.“
    „ Kein Grund gleich so sarkastisch zu werden, Doktor“, zischelte Rodney mit zusammengekniffenen Augen. „ Ich will ja niemanden daran erinnern, wer Schuld an dieser Misere ist.“
    „ Ach, jetzt ist es also meine Schuld?“, fragte Branton aufgebracht. „ Ich bin nur einer Energiesignatur gefolgt.“
    „ … und haben dabei scheinbar die allerhöchste Gottheit dieser Leute hier umgenietet“, fügte Rodney hinzu.
    „ Woher um alles in der Welt sollte ich das denn wissen? Das war ein Farn! Ein stinknormaler Farn! Sowas wächst bei uns in Kalifornien wie Unkraut!“
    „ Wir sind aber nicht in Kalifornien“, meinte Rodney wissend.
    „ Oh, verdammt, halten Sie die Klappe!“ Ronon richtete sich mit einem Ruck auf und baute sich bedrohend vor den beiden Wissenschaftlern auf, funkelte sie böse an. „ Und zwar alle beide. Das macht einen wahnsinnig!“

    Rodney seufzte resigniert. War es denn nicht schon Strafe genug, dass er auf einem gottverdammten Schiff festsaß, dass ziellos durch die Galaxis bummelte? Da konnte er dieses staubige Ding schon einmal verlassen, und was passierte?
    Naja, eigentlich, wenn er so darüber nachdachte, war es vielleicht nicht allein Branton’s Schuld, dass sie drei in einer Art Käfig aus massiven Bambusstäben gefangen waren, die selbst Ronon nicht zu verbiegen vermochte, obschon er es versucht hatte. Die Energiesignatur, die Branton empfangen hatte: Er hatte angeordnet, dass sie ihr folgen und hatte Mike Branton vorausgeschickt. Wäre er vorausgegangen, hätte er vielleicht diesen Farn umgenietet und nicht Branton…

    Rodney schüttelte mit dem Kopf. All dies änderte nichts daran, dass er zusammen mit einem muffeligen Satedaner und einem neurotischen Wissenschaftler gefangen war… und zu allem Überfluss knurrte auch noch sein Magen. Verdammt.

    Als er wieder aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit zurückkam, sah er, dass Branton und Ronon die Köpfe zusammengesteckt hatten und miteinander redeten. Ronon war nicht der große Redner, also stutzte Rodney. Langsam wanderte seine Augenbraue gen Haaransatz, doch bevor er diesen halbnackten Mann, der sie bewachte, anflehen konnte, ihn doch frei zu lassen, weil seine Kameraden einen hinterhältigen Anschlag auf ihn planten, um ihn außer Gefecht zu setzen und möglicherweise dann zu verspeisen, ereilte ihn eine Stimme, die er schon sooft gehört hatte.

    „ Schon gut, Chewie. Lassen Sie ihn leben!“ Er kannte nur einen, der Ronon so nannte, und er war ausnahmsweise froh, als er John Sheppard auf sich oder vielmehr auf die Zelle zukommen sah. Eine junge Frau begleitete den dunkelhaarigen Soldaten, der sichtlich fasziniert von ihr zu sein schien. Sie hatte lange dunkle Haare, die wild über ihre Schultern fielen. Bekleidet war sie mit einem Hauch von Nichts; vielleicht war das auch der Grund, dass Sheppards Augen förmlich an ihr zu kleben schienen.

    „ Sheppard.“ Ronon gesellte sich neben Rodney an das hölzerne Gitter und umklammerte es mit seinen Pranken.
    „ Was zum Teufel ist hier los?“, empfing Rodney seinen Teamleader.
    „ Ich freu mich auch Sie wieder zu sehen“, meinte John und verdrehte ebenso die Augen, wie es Branton vorhin getan hatte- der Wissenschaftler war neben Ronon aufgetaucht.
    „ Erwarten Sie, dass ich Luftsprünge mache?“, knurrte Rodney. „ Wer von uns beiden sitzt jetzt schon seit gefühlten hundert Stunden in der brütenden Hitze? Sie oder ich?“
    „ Beruhigen Sie sich, Rodney.“ John hatte sie Stimme gesenkt. „ Ich werde Ihnen später alles erklären.“ Er machte einen Schritt zurück und Rodney entdeckte Teyla und Sergeant Miller.

    „ Tirzá moc cána´.“ Die brünette Frau, die Sheppard begleitet hatte, trat vor, sprach mit dem halbnackten Mann, in den plötzlich die Lebensgeister zurückkehrten; er nickte ihr zu und öffnete im Handumdrehen die Pforte des „Gefängnisses“. Ronon machte einen energischen Schritt auf ihn zu und binnen Sekunden waren fünf in der Sonne gefährlich funkelnde Speerspitzen auf ihn gerichtet und der halbnackte Mann hielt ein Messer an die Kehle des Satedaners.

    „Uma tecalá!“, rief die junge Frau und sogleich beruhigten sich die Männer wieder, ließen ihre Waffen sinken. Sie trat vor, stellte sich vor den Mann, der sie bewacht hatte, und lächelte freundlich. „ Es ist sicher nicht notwendig, dass wir einander befeinden. Ihr seid unsere Gäste.“
    „ Merkwürdige Gastfreundschaft, die Sie da pflegen“, meinte Rodney und blickte sich verstohlen zu der Zelle um.
    „ Ich entschuldige mich, wenn meine Brüder zu forsch mit Euch umgegangen sind und ich hoffe, es mit einem Essen wieder gut machen zu können“, sagte die junge Frau. „ Ich habe bereits mit meinem Vater gesprochen und er ist in großer Erwartung Euch kennenzulernen.“

    Sheppard lächelte ein Lächeln, von dem Rodney schlecht wurde und ihm nur ein Wort in den Kopf kam: Kirk. Es war klar gewesen, dass er seinen unverwechselbaren Charme spielen lassen musste, kaum dass ein weibliches Wesen in der Nähe war.
    „ Es wäre uns eine Ehre Ihren Vater kennenzulernen“, säuselte er und das Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht.

    Die junge Frau erwiderte das Lächeln und bedeutete den Männern, dass sie vorauslaufen sollten. Dann sagte sie: „ Hier entlang.“

    ------------

    Inessa’s Vater war groß gewachsen; erhaben saß er am Kopfende des Tisches aus massiven Holz, der auf der Erde höchstwahrscheinlich ein Vermögen gekostet hätte.

    Sein Name war Gherak und er war der Anführer seines Volkes. Er war schön älter, sein Haar war ergraut, seine Gesichtszüge eingefallen, seine Mundwinkel zeigten nach unten. Doch seine azurblauen Augen strahlten, als er seine Tochter erblickt hatte, die ihm freudig um den Hals gefallen war.
    John hatte das leise Gespräch zwischen Vater und Tochter verflogt, obwohl er kein einziges Wort verstanden hatte. Gherak und Inessa hatten abwechselnd zu ihm und zu den anderen aufgeblickt. Gherak hatte immer wieder mit dem Kopf geschüttelt und war dann aufgestanden.

    „ Willkommen, Fremde.“ Seine Stimme klang warm und herzlich, gar nicht passend zu seinem Aussehen. „ Ich freue mich, Euch in unserer Mitte willkommen zu heißen.“ Er sah sich in der Runde um.
    John räusperte sich leicht und trat vor. „ Es ist schön, dass wir so freundlich empfangen wurden… eure Exzellenz.“ Er hielt kurz inne, als er hörte wie Rodney leise hüstelte, beschloss dann aber, den Kanadier zu ignorieren. „ Mein Name ist Lt. Col. John Sheppard. Das sind Rodney McKay, Ronon…“
    „ Ich weiß, wer Ihr seid, mein Junge“, unterbrach Gherak ihn und setzte sich wieder. „ Meine Tochter hat mir von Euch berichtet. Sie sagte, dass das Orakel Eure Ankunft vorausgesagt hat.“
    „ Das Orakel?“ John hörte Rodney ein leises Na, super nuscheln, Ronon seufzte und Mike Branton holte tief Luft.
    „ Die Prophezeiung“, sagte Inessa. „ Das Orakel sagte Eure Ankunft voraus, um uns…“

    „Putriku.“ Gherak brachte sie mit einer unmerklichen Handbewegung zum Schweigen, lächelte dann freundlich. „ Lass unsere Gäste doch erst einmal zur Ruhe kommen. Sag Celia und Tanya Bescheid, dass sie sich auf den Weg machen sollen, um uns ein Mahl zuzubereiten. Ich bin mir sicher, dass der Colonel dir sicherlich später auch noch zuhören wird.“
    „ Eigentlich…“, setzte John an, doch Inessa’s Vater unterbrach ihn sogleich wieder.
    „ Ihr werdet mit mir und meiner Familie zu Abend essen. Ich hoffe doch, Ihr habt nichts dagegen?“

    John wusste, dass Elizabeth sie in weniger als vier Stunden zurückerwartete und sie hatten noch immer keinen Weg gefunden, um mit der Artemis zu kommunizieren. Ihm war auch bewusst, dass es Ärger geben würde, würden sie hier bleiben, aber die Möglichkeit, etwas zu finden- vielleicht sogar ein Gate-, womit sie Atlantis erreichen konnten, bestand weiterhin.

    Inessa lächelte ihn erwartungsvoll an; sie schien begeistert zu sein, hatte zu ihrem Bruder T’hiak gesagt, dass er sich gefälligst benehmen sollte. Außerdem konnte John nicht verleugnen, dass sie eine wirkliche Augenweide war.
    „ Bitte bleibt doch“, sagte sie bittend. „ Es gibt so vieles, was ich Euch fragen möchte.“
    John spürte die Blicke der anderen im Nacken und merkte, dass sie von ihm erwarteten, dass er eine Entscheidung traf. Er seufzte.
    „ Na klar, wir werden bleiben.“
    „ Hervorragend.“ Gherak klatschte in die Hände und winkte seine Tochter herbei. „ Inessa, zeig unseren Gästen doch die Räumlichkeiten, wo sie sich etwas frisch machen können.“
    Inessa nickte. „ Ja, Vater.“

    TBC

  29. Danke sagten:


  30. #36
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Wieder ein schöner Teil! Ein Glück für Ronon, Rodney und Branton, das sie von Inessa wieder freigelassen wurden. Klingt mir nach nem sypmathischen Völkchen, auch wenn die Männer etwas ungehobelt sind. Inessas Vater wirkt ziemlich nett. Freue mich auf eine Fortsetzung.

    Spoiler 
    Wenn du meine FF für die Challenge kennst, dann weißt du, dass meine Charaktere dort John mehr als nur gezähmt hat.
    Geändert von Deliah Blue (16.08.2010 um 17:37 Uhr)

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  32. #37
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    Standard Eiskalte Wesen

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Der erste Eindruck kann täuschen, sag' ich dir. Und wie er das kann...


    Eiskalte Wesen

    Seine Geschmacksnerven hatten in den vergangenen Jahren schon so einiges mitmachen müssen, aber das… Das hatte selbst seinen Soldatenmagen zum rebellieren gebracht! Und das sollte schon einiges heißen…

    Dieses leicht violette Etwas, was ihn Inessa’s Freundin Celia vorgesetzt hatte, hatte ihn an Kartoffelpüree erinnert- an Kartoffelpüree mit einer Pinknuance.
    Verstohlen hatte sich John umgesehen, als er lustlos mit seiner Gabel in der violetten Masse herumgestochert hatte; Teyla hatte loyal gegessen und sich nichts anmerken lassen. Ronon hatte demonstrativ den Mund verzogen und tiefe Furchen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Mike Branton hatte das ihm vorgesetzte gar nicht erst angerührt und Rodney…nun ja, Rodney war einfach nur Rodney gewesen, hatte das getan, was er immer tat, wenn es sich ums Essen drehte: Er hatte den ganzen Teller aufgegessen oder vielmehr in sich hinein geschaufelt und dabei genüsslich gegrunzt.

    Celia- die schöne Köchin- schien sichtlich erfreut zu sein, dass es ihren Gästen geschmeckt hatte- auch wenn sie die Tatsache ignorierte, dass sich die Gesichtsfarbe eines gewissen Kanadiers binnen Sekunden von rosé zu leicht grünlich verwandelte.

    Gherak hatte ihn gebeten, doch noch ein kleines bisschen zu bleiben, doch es hatte John nach draußen gezogen. Die Luft im überraschend geräumigen und geschmackvoll eingerichteten Zelt war stickig und schwül gewesen und hatte ihm innerhalb weniger Minuten den Schweiß auf die Stirn getrieben. Hier- außerhalb der Zeltwände- war es zwar nicht besser, aber wenigstens wehte eine seichte Brise durch die Baumkronen.

    John war einem kleinen Pfad gefolgt, der von der Siedlung wegführte. Die Blätter raschelten leise, die Äste bewegten sich im Wind hin und her. Ganz in der Nähe plätscherte der kleine Wasserlauf und bahnte sich seinen Weg durch die dichtbewachsene Vegetation.

    Wieder überkam ihn das Verlangen, sich seiner schweren Militärstiefel zu entledigen und seine nackten Füße in das kalte, erfrischende Nass zu tauchen, doch ein leises Rascheln brachte ihn um diese Idee.
    „ Hallo?“ John drehte sich um, seine Augen registrierten eine schnelle Bewegung und fast schon automatisch, aber ebenso unauffällig, wanderte seine Hand an seinem Bein hinab, stoppte erst, als seine Fingerspitzen das kalte Metall seiner 9mm berührten. „ Hallo, ist da jemand?“
    Das Rascheln hörte auf, doch stattdessen drang ein Atmen an sein Ohr; ein Atmen, dass es ihm kalt den Rücken hinabliefen ließ und seine Nackenhaare stellten sich auf.
    Ein paar vertrocknete Blätter segelten lautlos zu Boden, ließen das nervöse, alarmierte Schlagen seines Herzens wie ein Sommergewitter klingen.

    „ Ihr solltet nicht hier sein.“ John zog die Augenbrauen zusammen, denn er kannte die Stimme- er hatte sie heute schon einmal gehört. Sie war tief und ein deutlicher Akzent schwang in ihr mit.
    „ Warum? Warum sollte ich nicht hier sein?“, fragte John vorsichtig und visierte ein farnartiges Gebüsch an.
    „ Es wäre besser- für Euch und für uns“, kam die Antwort, doch die dazugehörige Gestalt blieb noch immer im Verborgenen- unverständlicherweise, denn er wusste, um wen es sich handelte.
    „ Wieso verstecken Sie sich vor mir? Ich bin mir sicher, dass Sie dazu keinen Grund haben.“ Bedacht machte John einen Schritt auf das Gebüsch zu… und konnte gar nicht so schnell reagieren, wie die gefährliche Speerspitze im Sonnenlicht aufblitzte und seinen Hals streifte. Er hielt erschrocken die Luft an und verharrte in seiner Bewegung.
    „ Das muss ich Euch nicht erklären.“ T’hiak trat aus dem Gebüsch- seine Miene hart und verbissen. „ Ich kann Euch nur raten, von hier zu verschwinden.“
    „ Also, genauso genommen sind wir ja noch nicht einmal richtig angekommen und…“, setzte John an, verstummte allerdings sofort wieder, als T’hiak die Speerspitze näher an seine Kehle heranführte. Vorsichtig schielte er hinab, sah das Metall in der Sonne glänzen und spürte das kalte Material an seiner Haut kribbeln. „ Ich denke nicht, dass das ein Grund ist gleich so ausfallend zu werden.“
    „ Seid still“, zischte T’hiak. „ Es gibt viele, die Euch und Eure Freunde sehnlichst erwarten, aber es gibt ebenso viele, die sich nichts sehnlicher als Euren Tod herbei wünschen.“
    John lächelte nervös. „ Glauben Sie mir, da erzählen Sie mir nichts Neues. Es gibt so einige, die…“
    „ Seihen Sie nicht töricht“, knurrte sein Gegenüber erbost und er umklammerte seinen Speer so fest, dass die Sehnen an seinen Handgelenken hervortraten. Seine Mundwinkel begann zu zucken und seine azurblauen Augen verformten sich zu engen Schlitzen. „ Gibt mir einen Grund, Euch aufzuspießen und ich werde es tun.“
    „ Ihr Vater und Ihre Schwester wären nicht erfreut“, sagte John und biss sich auf die Zunge, als sich T’hiak’s Miene nur noch mehr verfinsterte.
    „ Mein Vater ist ein alter Mann, der nicht mehr weiß, was er tut und was für sein Volk gut ist und meine Schwester ist zu abergläubisch, als dass sie unserem Volk wirklich helfen könnte.“

    John wagte es nicht sich zu bewegen, zumal sich T’hiak’s Speerspitze langsam in sein Fleisch bohrte- nicht so, dass es ihn verletzte, doch es schmerzte. Er hielt für einen Moment inne und betrachtete den jungen Mann; über sein Gesicht und über seine Augen hatte sich ein dunkler Schatten gelegt und es war unmöglich diesen zu durchdringen. T’hiak hatte ein ungebändigtes Herz- das war nicht schwer zu erkennen. Er war kein besonders offener Mann, der es mochte, seine Gefühle oder Gedanken mit anderen zu teilen. Und vor allem… stand er allem mehr als kritisch und misstrauisch gegenüber.

    „ Sie glauben nicht an diese Prophezeiung?“, wagte sich John zu sprechen, denn ihm war natürlich nicht entgangen, dass T’hiak dieses Thema ein besonders großer Dorn im Fleisch zu sein schien.
    Sein Gegenüber schnaufte verächtlich. „ Das sind alles nur Hirngespinste! Die Generation meines Vaters glaubte schon daran und die Generation meines Großvaters auch. Warum sollte ich das tun? Nennt mir einen Grund.“
    „ Ich würde Ihnen gerne antworten, doch leider kann ich es nicht“, antwortete John. „ Ich bin mit der Prophezeiung nicht vertraut und kann Ihnen deshalb nichts sagen.“ Er pausierte und starrte T’hiak intensiv an. „ Aber vielleicht können Sie das.“
    „ Was sollte ich Euch schon groß erzählen?“, knurrte T’hiak. „ Ich sollte Euch gar nichts erzählen. Vielmehr sollte ich dafür sorgen, dass Ihr und Eure Freunde hier verschwindet! Das wäre besser für uns alle.“
    „ Ich denke nicht, dass dies der Fall ist“, versuchte John noch einmal auf den jungen Mann einzureden, doch statt ihm zu hören, bohrte T’hiak ihm die Speerspitze nur noch tiefer in sein Fleisch.
    Ein stechender und zugleich brennender Schmerz durchfuhr seinen Körper und John stöhnte leise auf. Er merkte, wie etwas Warmes seinen Hals hinablief und tastete mit seinen zitternden Fingern danach.
    Blut. Warmes, rotes Blut lief seine Finger hinab, tropfte zu Boden. John schluckte und verzog das Gesicht.
    T’hiak hatte seinen Speer wieder gesenkt und funkelte ihn wütend an. „ Ihr solltet verschwinden! Ihr und Eure Freunde! Bevor ich es mir noch einmal anders überlege.“

    John zuckte zusammen und stöhnte auf, als der junge Mann ihm mit der Faust in den Magen schlug und dann im Unterholz verschwand. Verdammter Mistkerl!

    -----------------


    Der Schnitt war nicht sehr tief gewesen und er hatte auch nicht sonderlich viel Blut verloren, dennoch konnte sich John kaum auf den Beinen halten. Erschöpft war er über dem Stuhl kollabiert.

    Er hörte Gherak’s aufgebrachte Stimme, die außerhalb des Zeltes donnerte; er fluchte in einer ihm nicht verständlichen Sprache, doch es war nicht schwer zu erraten, wem dieses Donnerwetter galt.
    „ Ihr müsst Euch keine Sorgen machen…“- Inessa tupfte seinen teils mit Blut verkrusteten Hals sauber, wischte den Schweiß von seiner Stirn- „… mein Vater wird dafür sorgen, dass T’hiak zur Rechenschaft gezogen wird.“
    John erwiderte ein schwaches Nicken; er war nicht in der Lage ihr irgendetwas zu erwidern, denn allein das Schlucken schmerzte und brachte ihn an seine Schmerzgrenze; binnen Sekunden trat eiskalter Schweiß auf seine Stirn und ihm wurde schwindelig.

    Im Gegensatz zu ihm, schienen Inessa und ihr Vater das Vorgefallene sehr ernst zu sehen und obwohl dieser Mistkerl im das Ganze hier angetan hatte, wollte John nicht in T’hiak’s Haut stecken, wenn sein Vater ihn erwischte. Der junge Mann war noch nicht zurückgekehrt- vielleicht schämte er sich für das, was er getan hatte oder er hatte einfach Angst. John vermutete, dass nichts von beiden zutraf.
    „ Ihr solltet Euch ausruhen und versuchen zu schlafen“, sagte Inessa und tupfte ihm wieder über seinen Hals; zu ihren Füßen hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. Er hatte Blut verloren, eine Menge Blut, dennoch nicht so viel, dass es ihm hätte schaden können- ihm war einfach nur furchtbar schwindelig, der metallene Geruch des Bluts brannte unangenehm in seiner Nase und obwohl er daran hätte gewöhnt sein müssen, wurde ihm schlecht.

    Inessa schien dies zu bemerken, legte ihm ihre kalte Hand auf die Stirn und sah ihn mitleidig an. „ T’hiak ist eine gute Seele. Ich weiß auch nicht, warum er das getan hat. Aber er wird eine gerechte Strafe erhalten.“
    John wollte spöttisch lachen, doch er beließ es bei einem leicht schiefen Grinsen. „ S…sie sollten die ganze Sache nicht zu ernst nehmen.“
    „ Er wollte Euch umbringen. Seid Ihr Euch dessen bewusst?“
    „ Ja, dessen bin ich mir bewusst, aber…“, setzte John an, doch Inessa unterbrach ihn mit einem tiefsinnigen Blick; ihre azurblauen Augen wurden leer und undurchsichtig. Sie sah ihn an, doch mit ihren Gedanken schien sie woanders zu sein.
    „ T’hiak ist eine gute Seele“, sagte sie mit, in ihrer Stimme schwang etwas mit, was John nicht deuten konnte. „ Dennoch… er hat sich verändert und das ist nicht nur mir aufgefallen. Auch mein Vater weiß es, doch er ignoriert es… bis heute. Wir alle wissen, was mit ihm passiert, doch die meisten ignorieren es, so wie mein Vater.“

    John merkte, wie sich sein ganzer Körper anspannte, als er sich langsam mit zusammengebissenen Zähnen aufrappelte- Carson Beckett hätte wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn er ihn so gesehen hätte.
    „ Was meinen Sie mit „ wir alle wissen es“? Sie wissen was?“ Er hatte das dämliche Gefühl, dass ihm ihre Antwort nicht gefallen würde, doch irgendetwas in ihm flüsterte, dass er ihr zuhören sollte.
    Inessa sah bedrückt aus, aber wenigstens schien sie wieder gedanklich bei ihm zu sein. „ Jenseits der Berge und der großen Flüsse…“ Sie hielt kurz inne und schien zu überlegen. „ Wir nennen sie die Záturen- schreckliche, eiskalte Wesen. Sie sind blutrünstig und machen sich nichts aus uns. Für sie sind wir nur Sklaven und Nahrung- sie dürsten nach unserem Blut, wie wir nach Wasser dürsten.“

    Wraith. John wollte nicht vorschnell urteilen, doch das erste, was ihm in den Kopf kam, als er Inessa’s atemlosem Bericht lauschte, war Wraith. Diese widerwärtigen Kreaturen, die ihren Opfern die Lebenskraft entrissen, bis nichts als Staub von ihnen übrig war. Er hasste Wraith! Er verabscheute sie!

    Doch als Inessa weitersprach, begann er zu zweifeln: „ Sie waren einmal unsere Brüder, haben unter uns gelebt. Doch dann…“- Inessa sah ihn mit geweiteten Augen an. Ihre Lippen und Schultern bebten- „… mein Vater und die älteren Männer nennen es „die Rebellion“. Einige unserer Brüder haben an unseren Lehren und Weisheiten gezweifelt und sind abtrünnig geworden- sie verließen unser Volk und zogen in die Berge. Ein paar Jahrzehnte später- viele von meinem Volk waren gestorben- kehrten zwei von ihnen zurück. Sie waren irgendwie verändert; ihre Haut war blass, Adern durchzogen ihr Gesicht, von ihren blauen Lippen triefte das Blut, doch es berührte den Boden nicht. Ihre Augen waren starr und da war nichts Menschliches mehr an ihnen. Sie sahen aus wie Geister, wie Tote.“

    Als Inessa verstummte, musste John schlucken. Irgendwie fühlte er sich an die alten Vampirromane zurückerinnert, die er damals verbotenerweise gelesen hatte. Eiskalte Wesen mit blasser Haut und einem schier unstillbaren Durst nach Blut. Das klang nicht nach Wraith…
    „ Und diese… Záturen… gibt es sie immer noch?“, fragte er vorsichtig und zuckte zusammen, als sich Inessa’s Miene verfinsterte.
    „ Ja, sie leben oben in den Bergen, in den Gipfel, weitab von jeder Art von Licht. Man sagt, sie verbrennen bei lebendigen Leibe, wenn die Sonnenstrahlen sie treffen.“

    Okay, dachte John. Er hatte die Vampirromane zwar gelesen, aber ein Freund von ihnen war er nun nicht gerade gewesen.
    Unbeirrt von seiner erschrockenen Miene fuhr Inessa fort, ließ dabei seine Hand in die seine gleiten und strich mit ihrem Daumen gedankenverloren über seinen Handrücken. „ Es gibt einige aus meinem Volk, die ihnen schon gefolgt sind. T’hiak wird ihnen als Nächster folgen.“ Sie senkte die Stimme und sah auf ihre Knie hinab.
    „ U…und Sie sind sich da sicher?“, fragte John, bemerkte gar nicht, dass er auch seine andere Hand in Inessa’s gelegt hatte- er klebte förmlich an ihren Lippen, die bebten, wenn sie sprach.
    Die junge Frau sah ihn mit ihren unergründlichen Augen an, ihre vollen, schwarzen Wimpers warfen lange Schatten auf ihrem Gesicht. „ Ich weiß es einfach. Schon meine Mutter wusste es. Sie wusste es, bevor T’hiak überhaupt auf der Welt war.“

    Inessa sprach mit einer unvergleichlichen Intensität und ihre Stimme klang wie ein Windspiel. Obschon ihre zitternde, aber dennoch kristallklare Stimme zitterte, wirkte die junge Frau gefasst.
    „ Und Sie wissen es auch?“, fragte John mit gesenkter Stimme, leiser als es eigentlich notwendig war. Er wollte sie fragen, woher sie es wusste, doch als sie ihn mit ihren azurblauen Augen ansah, entfielen ihm die Worte.
    Es war nicht zu verleugnen, dass sie wunderschön war, doch erst jetzt fiel es ihm so richtig auf und sein Puls fing an zu rasen, sein Herz wild an zu schlagen.

    Er hätte es eigentlich kommen sehen müssen, aber trotzdem zuckte er leicht zusammen und schloss seine Augen, als Inessa sich zu ihm vorbeibeugte und ihre blutroten Lippen auf die seinen legte.
    Ein Kribbeln jagte im nächsten Augenblick durch seinen Körper und er wusste nicht ob der Schwindeln von der Wunde an seinem Hals rührte, die wieder zu bluten angefangen hatte, oder vielmehr von ihrer atemberaubenden Fähigkeit zu küssen. Vielleicht war auch beides der Fall- so genau wollte er es jetzt nicht zuordnen.
    Jede Sekunde auskosten wollend schlang John einem Arm um Inessa’s Körper und zog sie näher zu sich heran. Er stöhnte leise auf, als sie ihren Arm um seinen Nacken legte, ignorierte das brennende Gefühl seiner blutenden Wunde dann aber.
    Obwohl er vorsichtig begonnen hatte und überraschend über sie beide gekommen war, wurde der Kuss immer intensiver. Inessa legte ihre Vorsicht ihm gegenüber schnell ab und ihre Hände stoben unter sein schwarzes Shirt, wollten es ihm über den Kopf ziehen und…

    „ Colonel, wir…“ Die ihm nur allzu gut bekannte Stimme, ließ John das Blut in den Adern gefrieren und plötzlich fühlte es sich alles so falsch an- die Gefühle, die Inessa in ihm weckte, der Kuss… einfach alles.
    Beinahe schon reflexartig löste er sich aus dem Kuss und von Inessa, schob sie von sich und drehte sich um.

    Teyla stand mit emotionslosem Gesichtsausdruck im Eingang des Zeltes und starrte zu ihnen beiden herüber. Sie sagte nichts und da war auch nichts in ihrer Körpersprache, was man hätte deuten können, dennoch wusste John, was im Kopf der Athosianerin vor sich ging. Plötzlich fühlte er sich schuldig und vielleicht hatte er auch Grund dazu.
    „ Teyla…“ Er erhob sich, doch sie schüttelte mit dem Kopf, machte einen Schritt zurück, als er einen auf sie zumachte.
    „ Nein“, formte sie lautlos mit ihren Lippen und schüttelte wieder mit dem Kopf. Diesmal zuckte etwas über ihr Gesicht, doch noch immer konnte er es nicht richtig zuordnen- Enttäuschung oder gar Trauer?

    „ John?“ Es war Inessa’s Stimme, die ihn viel zu schnell ereilte, und die sich mit einem ohrenbetäubenden, donnernden Geräusch vermischte. John schloss reflexartig die Augen, als ein grelles Licht ihn blendete, und er presste die Lippen aufeinander, als sein Magen sich umzudrehen schien...


    ...Er öffnete die Augen erst wieder, als ein dumpfes Dröhnen und eine ihm ebenfalls bekannte Stimme ans Ohr drangen. „ Col. Sheppard? Ist alles in Ordnung?“
    Elizabeth stand vor ihm und Col. Mitchell; Letzterer hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt.
    „ Was zur…“ John sah sich um. Nein, das hier war kein idyllischer Waldplanet, sondern ein Schiffshangar. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er eine Bewegung; Teyla stand neben ihm und Ronon. Auch Rodney und Mike Branton. Mehr als verwirrt blickten sie erst einander an und dann die Expeditionsleiterin.
    „ Elizabeth, was ist passiert?“, fragte er sie und schluckte, als er nicht nur die tiefen Falten auf Elizabeths Stirn registrierte, sondern auch Teyla’s enttäuschten Blick im Nacken spürte.
    Als er sich zu ihr umdrehte und ihren Blick suchte, wandte sie sich weg.

    TBC

  33. Danke sagten:


  34. #38
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Standard

    Wieder ein sehr schöner Teil. Mir gefällt Inessas Volk immer noch, auch wenn T'hiak etwas seltsam ist. Er wird also zu etwas, das unseren Vampiren gar nicht so unähnlich ist. Wie unheimlich. Bin ja gespannt ob sie wieder zurückdürfen oder ob die Artemis weiterfliegt.

  35. Danke sagten:


  36. #39
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    Standard Zweifel

    Spoiler 
    @ Delilah Blue: Die Geschichte von T'hiak und Inessa werde ich fürs Erste nicht weiter "spinnen", sondern in einer eigenen FF veröffentlichen. Wann weiß ich allerdings noch nicht... bald, auf jeden Fall. Diese beiden Charakteren haben es mir am meisten angetan*seufz*


    Zweifel

    Genaugenommen interessierte es ihn schon, worüber Rodney und Elizabeth diskutierten, kaum dass der Kanadier aus seiner anfänglichen Starre geschreckt war und die Expeditionsleiterin und den sie begleitenden Cameron Mitchell verwirrt- wenn nicht sogar leicht genervt- ansah.

    Rodneys Lippen bewegten sich schnell, Elizabeths ebenso, nur Col. Mitchell schwieg, stand mit vor dem Oberkörper verschränkten Armen daneben und lauschte der Unterhaltung der beiden, wenn man es überhaupt so nennen konnte- Rodney schien aufgebracht zu sein, gestikulierte wild mit den Händen und fuhr Elizabeth mit überspitzter Stimme an.

    John lauschte den beiden nur halbherzig- obwohl es ihn interessierte, was um alles in der Welt da eben passiert war. Seine Gedanken schwirrten wirr durch seinen Kopf und bereiteten ihm Kopfschmerzen. Er wandte seinen Kopf leicht zur Seite, doch da, wo bis vor wenige Minuten noch Teyla gestanden hatte und konsequent seinem Blick ausgewichen war, klaffte jetzt gähnende Leere. Sie war weg.

    Johns Stirn warf tiefe Furchen- ihm war gar nicht aufgefallen, dass die Athosianerin verschwunden war und vor allem wann. Verdenken konnte er ihr es nicht, denn er wusste, dass es falsch war, was er getan hatte, und er konnte sich ungefähr vorstellen, wie sie sich jetzt fühlen musste.
    Obwohl sich sein Verstand dagegen sträubte, beschloss er, sie suchen zu gehen.
    Das ist falsch, murmelte eine kleine verquäkte Stimme in ihm, die er bisher erfolgreich verdrängen konnte.
    Ich denke, er weiß das, sagte eine andere, nicht minder nervige Stimme.
    Und was ist, wenn es doch richtig ist? Wenn es richtig ist, dass er nach ihr sucht? Vielleicht sollte er sich entschuldigen, meinte eine dritte Stimme, brachte die beiden anderen zum verdutzten Schweigen und ihm zum Nachdenken- diese Stimme klang nicht so anklagend wie die beiden anderen, sie klang schon fast einfühlend. Er hatte sie zuvor noch nie gehört…
    Du spinnst, gaben die beiden einstimmig zurück und die Erste meldete sich wieder: So weit wird es nicht kommen.

    Es kostete John einiges an Überwindung, um die drei Stimmen in seinem Kopf auszublenden und zu registrieren, dass er nicht mehr bei den anderen war, sondern in einem verlassenen Korridor der Artemis; die Wände waren mit antikischen Schriftzeichen verziert und an der Decke flackerten die Leuchten auf- er stand inmitten des Korridors, in dem sich die Wohnquartiere befanden.

    Es ist richtig so, sagte da plötzlich die dritte Stimme so leise, dass er sie fast überhörte. Und es ist besser.

    John wusste nicht, ob er auf sie hören sollte oder ob er es lieber bleiben lassen sollte. Seine innere Stimme hatte ihm schon oft Enttäuschungen eingebracht und ihr Rat war nicht immer der Beste gewesen. Doch diesmal machte sich ein merkwürdiges Gefühl in ihm breit, wenn er ihr lauschte. Konnte es sein, dass sie vielleicht Recht hatte? Hatte sie nach so vielen Fehlschlägen endlich einmal Recht und konnte er ihr vertrauen? Woher konnte er wissen, dass es diesmal nicht wieder so enden würde, wie die vielen anderen Male? Woher konnte er wissen, dass man ihn nicht wieder verletzten würde?

    Fragen über Fragen und nur eine Antwort. Die dritte, einfühlsamere Stimme wurde von einem Zischen übertönt und John blickte auf- erschrocken, so wie es ein kleines Kind tat, wenn es sich heimlich einen Keks in den Mund schieben wollte und die Mutter es dabei erwischt hatte.
    Er blickte in ein Paar enttäuscht aussehende braune Augen, die ihm nach dem Warum zu fragen schienen. Es dauerte, bis er es schaffte einen einigermaßen klaren Gedanken zu fassen.
    „ Teyla…hi“, brachte er stammelnd hervor und versuchte sich an einem Lächeln, doch als er sah, wie die Athosianerin ihn ansah- eine Mischung aus Enttäuschung und Unverständnis-, erlosch es wieder. Der Ausdruck in dem Gesicht der jungen Frau, verpasste ihm einen Schlag in die Magengegend und ihre emotionslosen braunen Augen ließen ihn schlucken. Verdammt.

    ------------

    Rodney seufzte und holte tief Luft, um sich selbst davon zurückzuhalten, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Das konnte doch einfach nicht wahr sein!

    „ Und Sie glauben, dass das Schiff sie zurückgeholt hat?“, fragte Daniel Jackson, der mit dieser aufgedrehten Schwarzhaarigen im Schlepptau, soeben den Maschinenraum betreten hatte.
    „ Ich hätte es wohl kaum gesagt, wenn dem nicht so wäre“, erwiderte Rodney und seufzte ein zweites Mal, diesmal noch tiefer als beim ersten Mal. Er hasste es einfach, unverständige Menschen um sich rum zu haben, die dazu noch allzu dämliche Fragen stellten, deren Antwort mehr als offensichtlich waren.

    „ Rodney“, tadelte Elizabeth ihn mit strengem Blick. Sie stand ihm gegenüber, neben Col. Mitchell und hatte wie er die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, wirkte skeptisch und schien an dem zu Zweifeln, was er soeben herausgefunden hatte. „ Sind Sie sich da sicher?“
    Der Kanadier seufzte wieder- es blieb im nichts anderes übrig. „ Ich bin kein Spezialist was die Antikersprache angeht, aber ja… ich bin mir ziemlich sicher. Es ist schwer zu erklären…“
    „ Sie meinen so ähnlich wie, warum das Schiff an bestimmten Planeten aus dem Hyperraum springt?“, fragte Col. Mitchell und der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.

    Rodney rollte mit den Augen. „ Wie ich bereits sagte… ich bin kein Spezialist und das hier ist ein ziemlich altes Schiff. Dr. Jackson und ich sind der Annahme, dass es sogar noch vor Atlantis gebaut wurde.“
    „ Aber ich dachte, es hat der Stadt während des Kampfes gegen die Wraith beigestanden?“, fragte die Schwarzhaarige, die Dr. Jackson begleitet hatte. Ach, Rodney vergaß ihren Namen immer.
    „ Das hat damit rein gar nichts zu tun, meine Liebe“, erwiderte der Kanadier übertrieben freundlich, denn Elizabeth sah ihn warnend an; sie schien zu wissen, dass ihm das Ganze hier gewaltig auf die Nerven ging und dass er lieber allein sein würde.
    „ Aber wie…“, setzte Ronon zur Frage an, doch verstummte dann wieder, als er Rodneys verzerrtes Gesicht sah.
    „ Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als ich weiß“, meinte der Kanadier und sah sich dabei in der Runde um. „ Und bis jetzt weiß ich noch nicht allzu viel, denn wie Sie alle wissen, bin ich es gewesen, der eben noch auf einem wirklich schwülen Planeten gewesen bin und dann überraschend hochgebeamt wurde. Ist es also zu viel verlangt, dass Sie mir etwas Zeit geben, damit ich das genauer untersuchen kann?“

    „ In Ordnung“, sagte Elizabeth schließlich, nachdem alle Anwesenden kurz geschwiegen hatten, und faltete die Hände vor sich. Sie hob eine Augenbraue und sah Rodney an. „ Wir geben Ihnen die Zeit, Rodney. Aber geben sie umgehend Bescheid, wenn Sie etwas finden und…“
    „ Vielleicht müssen Sie gar nicht auf Ergebnisse warten, Dr. Weir.“ Daniel Jackson trat vor, schien dabei vertieft in eine Anzeige seines Computers zu sein und sah erst nach ein paar Augenblicken zu ihr auf; seine Stirn lag in Runzeln, doch sein Blick war wissend. „ Ich wüsste da jemanden, der uns vielleicht helfen könnte.

    ------------

    „ Ich hätte nicht erwartet, dass es Sie so schnell hierher verirrt“, sagte Teyla und John erschrak; ihre Stimme war leer und kein Ausdruck war auf ihrem schönen Gesicht. Ihre rehbraunen Augen, die sonst immer strahlten, wirkten auf einmal wie tot.

    Er musste schlucken und konnte nicht anders, als sich nervös und unschlüssig durch seine wirren Haare zu fahren. Ihre ablehnende Haltung gefiel ihm nicht, obwohl er ihr es anderseits nicht verdenken konnte.
    „ Hören Sie, Teyla…“, begann er. „ Was da vorhin zwischen mir und Inessa… also… wir beide… ich wusste nicht, dass Sie… und…“
    Teyla’s Gesichtsausdruck veränderte sich; Trauer umspielte ihre Mundwinkel, Enttäuschung blitzte in ihren Augen auf. Bedrückt sah sie ihn an; er sah Tränen in ihren Augen glitzern und merkte, wie sehr sie das, was passiert war, mitgenommen hatte.

    „ Ich kann einfach nicht verstehen, wie…“ Sie verstummte und er sah, wie sie sich auf die Zunge biss und sich so selbst zum Schweigen bringen wollte. Doch das hielt nicht lange an; sie blickte ihn wieder an. „ Ich kann einfach nicht verstehen, wie schnell Sie das, was zwischen uns beiden passiert ist, vergessen konnten, John.“
    John sah sie verwirrt an. Nein, das stimmt überhaupt nicht, wollte er ihr erwidern, doch stattdessen kam ein flach und nicht wirklich überzeugend klingendes „ Teyla, ich…“ über seine Lippen.
    Sie schüttelte mit dem Kopf und wandte sich von ihm weg, drehte ihm den Rücken zu. „ Vielleicht hatten Sie Recht, Colonel. Es wäre besser für uns beide, wenn wir das alles…“- Sie schluckte- „…vergessen würden.“
    „ Teyla…“
    „ Das mit dem Kuss, meine ich. Nicht das, was auf dem Planeten zwischen Ihnen und dieser Frau vorgefallen ist. Das ist Ihre Sache, nicht meine. Mich geht das nichts an.“ Ihre Stimme zitterte und obwohl er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte, wusste er, dass sie Tränen in den Augen hatte.
    John schluckte und überlegte für einen Moment seine Hand nach ihr auszustrecken, doch tat es dann nicht. „ Ich weiß nicht, ob…“

    Teyla drehte sich zu ihm um. Ja, sie hatte Tränen in den Augen und Enttäuschung war ihr ins Gesicht geschrieben. „ Ich habe kein Problem damit, es zu vergessen, und Sie?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, ließ sie ihn allein im schwach beleuchteten Korridor stehen.

    John sah ihr nach, bis die sich schließende Tür ihm die Sicht versperrte. Ich habe kein Problem damit, es zu vergessen, und Sie? Ihre Frage hallte unbarmherzig in seinem Kopf wieder- er wusste nicht, was er darauf zu antworten hatte.

    Das warme Gefühl in seinem Herzen und das nervöse Flattern in seinem Bauch waren verschwunden. Stattdessen war da etwas anderes- Leere, gemeine Leere. Und Schmerz. Es fühlte sich an, als hätte man ihm das Herz rausgerissen.
    Er wusste nicht warum, aber auf einmal überkam ihn der Wunsch laut loszuschreien und auf irgendetwas einzuprügeln, doch er presste die Lippen fest aufeinander und schluckte seine plötzlich aufkeimende Wut hinunter. Nein, jetzt war nicht die Zeit dafür.

    „ Col. Sheppard, bitte melden Sie sich umgehend im Maschinenraum.“ Rodneys Funkspruch kam schon fast einer Befreiung nach- der mehr oder minder pflichtbewusste Soldat in ihm meldete sich zu Wort.
    „ Ich bin gleich da“, gab John zurück, setzte sich langsam in Bewegung, zerrte seine Beine hinter sich her, als würden sie Tonnen wiegen; sie schienen im Boden verankert zu sein und ihn zu irgendetwas bewegen zu wollen.
    Und das soll’s jetzt gewesen sein?, fragte die dritte, einfühlsame Stimme ihn.
    Ich hab’s doch gesagt. Es war ein Fehler, sinnierte die zweite Stimme wissend.
    Sie will ihn einfach nicht; das war zu erwarten, fügte die erste, verquäkte Stimme hinzu.
    John ignorierte sie.

    ------------

    Elizabeth merkte sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte; mit hängenden Schultern und einer Miene wie nach sieben Tagen Regenwetter, kam John Sheppard in den Maschinenraum geschlurft und sah lustlos zu ihr und zu Rodney auf.

    „ Was ist Ihnen denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“ Elizabeth warf Rodney einen bösen Blick zu, doch John schien die Frage des Kanadiers nicht einmal wahrgenommen zu haben.
    „ Sie wollten mich sehen. Was ist los?“, fragte der dunkelhaarige Soldat und die Tonlage seiner Stimme erschreckte Elizabeth- er klang niedergeschlagen und auch irgendwie… traurig. Sie hatte John Sheppard noch nie traurig erlebt. Niedergeschlagen schon- nach Aiden Fords Tod-, aber traurig? Nein, so hatte sie ihn noch nie erlebt…

    Sie wollte ihn fragen, was mit ihm los sei, doch John bemerkte ihren Blick und sah sie an; ein bittendes Nein flammte in seinen haselnussfarbenen Augen auf.
    Elizabeth nickte; sie hatte verstanden- wenn er ihr es nicht sagen wollte, dann wollte sie es auch nicht aus ihm herauskitzeln. Sie hatten sich zwar noch immer nicht wirklich ausgesprochen, aber trotzdem war er ihr Freund. Und Freunde taten so etwas nicht- sie respektierten die Wünsche des anderen…
    „ Rodney, sagen Sie dem Colonel, warum er hier ist“, wies sie den Astrophysiker an, ohne ihn anzublicken.
    „ Sollten wir nicht auf Dr. Jackson warten?“, fragte Rodney in einem merkwürdig sensiblen Tonfall, denn auch ihm schien aufgefallen zu sein, dass mit seinem amerikanischen Freund etwas nicht stimmte.
    „ Ich bin nicht in der Stimmung zu warten, Rodney“, sagte John leise und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „ Also fangen Sie schon an.“

    Elizabeth musterte ihn skeptisch von oben bis unten, als Rodney sich räusperte und Sekunden später sein nervöses, flatterhaftes Tippen den Raum erfüllte, sogar das Rattern der Maschinen übertönte.
    „ Hören Sie“, setzte der Kanadier an. „ Ich würde so etwas nie von Ihnen verlangen, wenn ich nicht glaubte, dass Sie das schaffen.“
    „ Rodney.“ John verdrehte sie Augen- er klang ein kleines bisschen genervt, doch dieser eigenartige Unterton lag noch immer in seiner rauen Stimme.
    „ Ja, oh…okay.“ Rodney stellte das Tippen ein und sah ihn an. „ Weshalb ich Sie gerufen habe… weshalb wir Sie gerufen haben… wir möchten Sie um etwas bitten.“ Rodneys Stimme wurde leicht flatterhaft und Elizabeth wusste, dass es Zeit war, dass sie übernahm.

    „ John“, sagte sie voller Einfühlungsvermögen, doch der Blick, den er ihr schenkte, sagte ihr, dass er das nicht wollte. „ Dr. Jackson und Rodney haben eine ganze Weile daran getüffelt, um herauszufinden, was dazu geführt hat, dass Sie und die anderen vorzeitig zurück auf das Schiff geholt wurden und… naja, Dr. Jackson ist auf einen sehr interessanten Aspekt gestoßen, über den Sie vielleicht nachdenken sollten.“
    John neigte seinen Kopf leicht nach links und zog die Augenbraue hoch. „ Und worüber sollte ich nachdenken?“
    „ Dieses Schiff besitzt ein neutrales Interface“, entgegnete Rodney und zuckte mit den Schultern. „ Und da dachten wir, dass…“
    „… dass ich…“, setzte John an, um seinen Satz zu beenden, verstummte dann aber wieder und zog seine Augenbraue noch höher. „ Verstehe ich Sie da richtig… ich soll mit dem Schiff reden?“
    Rodney kräuselte die Lippen. „ Ich würde es eher „Kontakt aufnehmen nennen“…“
    „ Ich soll mit dem Schiff reden?“
    „ Ja, so in etwa.“ Rodney seufzte.
    „ Und wie stellen Sie sich das bitteschön vor? Soll ich durchs Schiff marschieren und sagen „ Hallo, hier bin ich und ich will mich mit dir unterhalten“?“
    „ Rodney und Dr. Jackson sind der Annahme, dass die Antiker eine ähnliche Technologie verwendet haben, wie die auf Atlantis“, sagte Elizabeth.
    „ Sie meinen mithilfe eines Kontrollmoduls?“, fragte John.
    „ Oder eines Kontrollstuhls“, gab Rodney zurück. „ Wir sind uns sicher, dass es so etwas Ähnliches hier auf dem Schiff geben muss und da Sie…“
    „ Sie haben auch das Gen und Lt. Scott und Dr. Wallace ebenso. Warum sollte dann ausgerechnet ich…“
    „ Weil Sie der stärkste Träger des Gens sind“, antwortete Rodney, ohne dass sein amerikanischer Freund die Frage überhaupt fertig ausgesprochen hatte.
    Elizabeth machte einen bedachten Schritt auf den Soldaten zu- sie wusste nicht, was ihn so niedergeschlagen machte und warum er sich so anders verhielt, aber sie wollte nichts riskieren.
    „ John“, sagte sie sanft, „ bedenken Sie, was Sie uns dadurch ermöglichen könnten. Sie könnten das Schiff alles fragen- wenn das wirklich stimmt, was Rodney behauptet.“
    „ Also, ich darf doch bitten!“, warf Rodney empört ein, doch Elizabeth ignorierte ihn, sprach einfach weiter.
    „ Es ist uns nicht gelungen, Atlantis von dem Planeten aus anzuwählen und wir wissen nicht, was passiert, wenn wir dieses Gate hier anwählen. Dr. Jackson hat herausgefunden, dass das Schiff in den nächsten vier Stunden erneut in den Hyperraum springen wird; es wird und zu einem weiteren Planeten führen, noch weiter weg von Atlantis. Wir sollten wirklich…“
    John lauschte ihren Worten und sah dann zu Rodney. „ McKay, Sie sollten dieses Kontrolldingsbums finden.“

    Rodney sah ihn verdutzt an, fing dann aber an zu nicken. „ Ähem… ja, klar. Ich werde… okay.“ Er schnappte sich seinen Tablettlaptop, klemmte sich ihn unter den Arm und drängelte sich mit einem „ `tschuldigung“ an ihnen beiden vorbei.

    Erst als Rodneys Schritte verklungen waren, wagte sich Elizabeth die Stille, die zwischen ihr und John entstanden war, zu brechen. „ Sie wollen das wirklich tun?“
    „ Zweifeln Sie etwa daran?“, fragte der dunkelhaarige Militär mit emotionsloser Stimme zurück.
    „ Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fraget sie.
    „ Nein, alles gut“, antwortete John, aber er wich ihrem forschenden Blick aus.
    „ Sind Sie sich sicher?“

    Er nickte und biss sich auf die Unterlippe. „ Ich sollte jetzt besser Rodney folgen.“ Langsam wandte er sich um, setzte sich in Bewegung. Er hatte die Tür erreicht, hielt dann aber noch einmal inne und drehte sich zu ihr um. „ Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Zweifeln Sie an meiner Loyalität, Elizabeth? Zweifeln Sie, dass ich nicht in der Lage dazu bin?“
    Die Expeditionsleiterin dachte nicht nach, schüttelte mit dem Kopf. „ Ich würde nie an Ihnen zweifeln, John. Und schon gar nicht an Ihrer Loyalität mir oder der Expedition gegenüber.“
    „ Das ist gut“, hörte sie ihn noch sagen, ehe er aus ihrem Sichtfeld verschwand und sich seine Schritte langsam entfernten.

    Zweifeln Sie an meine Loyalität, Elizabeth? Warum sollte sie das tun? John Sheppard war der loyalste Mann, den sie je kennengelernt hatte und sie glaubte nicht, dass er sie je hintergehen würde.
    Und schon gar nicht an Ihrer Loyalität mir oder der Expedition gegenüber. Das waren wahre Worte gewesen. Nie und nimmer würde sie an ihm zweifeln, auch wenn sie mal nicht einer Meinung waren… John Sheppard war einfach nicht die Art Mensch. Andere schon, er nicht.

    TBC

  37. Danke sagten:


  38. #40
    FallenAngel/Dathomir-Hexe/Wächterin Avatar von Deliah Blue
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    Arme Teyla! Ich leide richtig mit ihr, wobei John geht's auch nicht viel besser. Ich hoffe die beiden finden noch zueinander! Wieder ein schöner Teil. Bin ja schon gespannt ob es klappt, dass John mit dem Schiff "spricht"

  39. Danke sagten:


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