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Thema: 2036: a Union at war

  1. #1
    Autor der ungelesenen FF Avatar von Protheus
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    Standard 2036: a Union at war

    Titel: 2036: a Union at war
    Autor: Protheus
    Serie: Stargate SG1 / SGA / SGU
    Rating: R (Belastende Themen, Üble Sprache, Gewalt)
    Staffel: Fortführung von 2034 - Das neue Sternentor

    Anmerkung des Autors:
    Die einzelnen Folgen dieses Spinn-Offs werden in unregelmäßigen Abständen ins Forum gestellt. Eine Folge pro Woche gilt als angestrebter Richtwert. Die Verwendung von Inhalten von TGE als Hintergrund erfolgt mit Billigung von Atlan und Colonel Maybourne.

    Disclaimer:
    Stargate: SG-1 und Stargate: Atlantis und alle Stargate-Charaktere und alles, was dazu gehört ist Eigentum von MGM/UA, Double Secret Productions, Gekko Productions und dem SciFi Channel.
    Die Rechte an selbst erfundenen Charakteren und die Story gehören dem Autor.
    Diese FF ist nur aus Spaß geschrieben worden, nicht, um Geld zu verdienen.

    Charaktere:
    Die gezeigten Charaktere variieren von Folge zu Folge, einige treten öfters in Erscheinung als Andere. Alle Charaktere, auch die, die von realen Personen inspiriert sind, sind rein fiktional. Die Charaktere von Stargate: The German Experience sind geistiges Eigentum von Atlan und Colonel Maybourne.

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    Heute beginnt also die zweite Staffel meiner Reihe "Das neue Sternentor". Hier werden künftig Ankündigungen für die Serie und ein Glossar stehen. Für interessierte Leser kann sich ein Blick in dieses Posting also lohnen.

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    Allgemeines zur Serie:
    Die hier eingestellte Geschichte basiert auf meinen Spinn-Offs zu Atlans und Colonel Maybournes Stargate: the german experience. Ich möchte neuen Lesern deshalb nahelegen sich zuerst einmal TGE anzusehen. Für ein tieferes Verständnis des hier beschriebenen Szenarios ist außerdem folgende Lektüre zu empfehlen:

    Heureka Teil1, Teil2, Teil3, Teil4
    Magellan Teil1, Teil2, Teil3, Teil4
    Elysium Teil1, Teil2

    In diesen Geschichten wird das zu Grunde gelegte Szenario vorgestellt und mehrere Charaktere haben ihren ersten Auftritt. Es ist nicht zwingend nötig sie zu lesen, aber wenn man Schwierigkeiten hat der Geschichte zu folgen, kann es wahrscheinlich ein paar gute Erklärungen liefern.

    Die Staffel ist wie die letzte auf 21 Folgen ausgelegt. Feedback ist sehr erwünscht. Wenn mir niemand sagt, wie die Geschichten ankommen, ist damit auch niemandem geholfen.


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    Dramatis personae:

    Harry Mayborune
    Spoiler 
    Name: Harrold Maybourne
    Alter: ca. 70 Jahre
    Rang: General
    Position: Kommandant des neuen Sternentorprogramms der EU
    Kurzbeschreibung:
    Nach einem ziemlich wechselvollen Leben, dessen Wendepunkt die Ereignisse im zweiten amerikanischen Bürgerkrieg (siehe Pilot) darstellten, ist Maybourne von seinem Leben Agent und Offizier des alliierten Geheimdienstes abgerückt und in den Dienst der EU getreten. Ausschlaggebend dafür war seine Beteiligung an den Ereignissen auf Magellan, durch die er einen Atomkrieg verhinderte, dafür aber zum Hochverrat an der Allianz gezwungen war.

    Ernst Allert
    Spoiler 
    Name: Ernst Allert
    Alter: 59 (Antiagatika)
    Rang: Oberst
    Position: Stellvertreter von General Maybourne und Feldkommandant des Sternentor-Regiments
    Kurzbeschreibung:
    Nicole Degenhardt-Allerts Mann hat nach der Zerstörung der ersten irdischen Sternentore zuerst der Bundeswehr und danach dem Eurokorps auf irdischen Kriegsschauplätzen gedient. Anders als seine Frau und sein Schwiegervater stand er der Vereinigung Europas nicht kritisch gegenüber. Er hat sich im Korps bis zum Oberst hochgearbeitet und zählt zu den meistdekorierten Offizieren der EU.


    Nicole Degenhardt
    Spoiler 
    Name: Nicole Degenhardt-Allert
    Alter: 52 (Antiagatika)
    Rang: Major
    Position: Kommandantin in EKST1
    Kurzbeschreibung:
    Als die Bundeswehr im Eurokorps aufging, wurde auch Nicole, die zuvor beim STK gedient hatte, mit in die neue Truppe übernommen. Die Beteiligung ihres Vaters am Putschversuch von 2017 warf jedoch ein schlechtes Licht auf sie und sorgte dafür, dass sie lange Zeit auf die schlechtesten Posten abgeschoben und am Weiterkommen gehindert wurde. Sie selbst hält die Vereinigung Europas für ein Verbrechen und ist, wie ihr Vater, eine überzeugte deutsche Nationalistin, zugleich jedoch auch Realistin genug, um einzusehen, dass auch Deutschland stark vom Zusammenschluss profitiert hat. Als sie schließlich mit der Untersuchung des Angriffs auf die Heureka-Kolonie beauftragt wurde, nutzte sie die Gelegenheit, um den Namen ihrer Familie wieder reinzuwaschen. Sie gehörte zu den ersten Offizieren, die für das neue STK angeworben wurden.

    Fathi Asena
    Spoiler 
    Name: Faith Asena
    Alter: 32 (Antiagatika)
    Rang: Oberleutnant
    Position: Stellvertretender Kommandant von EKST1. Sanitäter
    Kurzbeschreibung:
    Fathi Asena, gebürtig in Istanbul, damals noch souveräne Türkei, später EU, ist ein Offizier, mit einer beinahe makellosen Karriere. Er meldete sich nach dem Beitritt der Türkei in die vereinigte Union, bei dem diese als einziger Staat seine Souveränität freiwillig aufgab, zum Eurokorps. Er absolvierte eine Ausbildung zum Fallschirmjäger und besuchte später die Offiziersakademien in Paris und Izmir, wo er jeweils als fünft und drittbester seines Jahrgangs abschloss. Während seiner Akademiezeit studierte er auch einen reduzierten Medizinstudiengang im Nebenfach, der im Korps zum Sanitäter qualifiziert. Später diente er im istanbuler Fallschirmjägerregiment. Seine Laufbahn erfuhr jedoch einen Knick, als er sich während der europäischen Intervention im Libanon 2028 einen direkten Befehl verweigerte, den auszuführen bedeutet hätte die meisten Männer seiner Kompanie in den Tod zu schicken. Der Angriff geriet zum Desaster und nur seine geschickte Intervention, die jedoch im Widerspruch zu den Befehlen stand, konnte eine Niederlage abwenden. Jedoch schob sein kommandierender Offizier später die Schuld für die Verluste auf seinen Ungehorsam, weshalb er in einem Disziplinarverfahren zum Oberfähnrich degradiert wurde. Erst Jahre später erhielt er seinen alten Rang zurück.

    Gene Hunt
    Spoiler 
    Name: Eugene Hunt, gennant 'Guv'
    Alter: 43 (Antiagatika)
    Rang: Hauptfeldwebel
    Position: Soldat in EKST1
    Kurzbeschreibung:
    Hunt hatte ein bewegtes Leben, über das er nur ungern spricht. Der Weg, der ihm zu STK führen sollte, begann bei der Polizei in Belfast. Als Sohn von Einwanderern aus Manchester war er bei seinen vor allem irischen Kollegen nicht besonders beliebt, so dass er mit Ungleichbehandlung zu kämpfen hatte. Als er schließlich rausgeschmissen wurde, nachdem er einen Verbrecher im Verhör zu hart angefasst hatte, versuchte er sich zuerst bei der Armee, wurde aber nicht genommen. So landete er bei Söldnern, mit denen zusammen er einige Jahre lang die dritte Welt unsicher machte. Wie er es selbst beschreibt, waren sie Bastarde und Dreckschweine, kaum besser als die verbrecherischen Diktatoren, gegen die sie oft kämpfen mussten. Am Ende stellte er sich gegen seinen Hauptmann, als es um die Entführung eines EU-Diplomaten ging, der in einem Kriegsgebiet einen Frieden aushandeln sollte. Er rettete den Diplomaten, der ihm einen Platz im Korps verschaffte. Doch obwohl er nun die europäische Uniform trägt, wird seine Vergangenheit ihn wohl nie wieder loslassen.

    Corinna Silkermann
    Spoiler 
    Name: Corinna Silkermann
    Alter: 47 (Antiagatika)
    Rang: Oberfeldwebel
    Position: Waffenspezialistin von EKST1
    Kurzbeschreibung:
    Corinna ist die ungefähr 15 Jahre jüngere Schwester von Ralf Silkermann, dem Scharfschützen des alten ST1. Anders als ihr Bruder bevorzugt sie jedoch schwere Waffen. Sie neigt zu unüberlegtem und impulsivem Verhalten, kann jedoch mit ihrer Infanterierailgun, wie Nicole schwört, jeden Panzer auseinandernehmen, wie eine Konservenbüchse. Wie ihr Bruder, der beim Putschversuch von 2017 als Soldat unter Reineke starb, es war ist sie antieuropäisch eingestellt. Tatsächlich ist sie sogar Mitglied einer schon in der BRD verfassungsfeindlichen rechten Kameradschaft. Jedoch ist sie bestenfalls minimal rassistisch und vor allem eine Nationalistin. Ihre hauptsächliche Loyalität gilt jedoch Nicole, mit der sie eine langjährige Freundschaft verbindet. Sie würde sie nicht hintergehen, weshalb sie bereit war zumindest in weiten Teilen Nicoles pragmatischere Haltung anzunehmen.

    Philippe Abrams
    Spoiler 
    Name: Philippe Abrams
    Alter: 30
    Rang: Oberfeldwebel
    Position: Computerspezialist und Techniker von EKST1
    Kurzbeschreibung:
    Abrams ist einer der besten Computerexperten des Eurokorps und ein begnadeter Programmierer. Zu seinen größten Leistungen gehörte es ein adaptives Computerprogramm zu kreieren, das fast jedes außerirdische Computersystem hacken kann. Zudem verfügt er über beträchtliches physikalisches und chemisches Wissen, das er gezielt einbringen kann, auch wenn er nicht an einen voll ausgebildeten Wissenschaftler heranreicht. Er ist ebenso scharfsinnig, wie Hunt grobschlächtig und ebenso reaktionsschnell, wie Corinna aggressiv, ist jedoch der schwächste Kämpfer im Team, weshalb Corinna normalerweise die Aufgabe zufällt ihn zu beschützen.

    Elias Falkner
    Spoiler 
    Name: Elias Falkner
    Alter: 42 (Antiagatika)
    Rang: Major
    Position: Kommandant von EKST2
    Kurzbeschreibung:
    Elias Falkner ist mehr als alles andere ein Überlebenskünstler. Er begann seinen Dienst als Soldat 2010 bei der Bundeswehr und beantragte direkt nach der AGA eine Versetzung zum Eurokorps. Diese wurde ihm 2011 gewährt, nachdem er seine Ausbildung als Fallschirmjäger abgeschlossen hatte. So gehörte er 2012 zu den Einheiten, die die Einigung der EU durchsetzten. Später studierte er an einer Offiziersakademie. Manche Leute sagen ihm einen Hang dazu nach sich nur in permanenten Krisensituationen wohl zu fühlen, was durchaus nachvollziehbar scheint, meldet er sich doch immer wieder freiwillig für die schlimmsten Krisenherde. Er ist Veteran der Kaukasuskrise und des Ganymed-Einsatzes. Später diente er in Afghanistan. Er wurde mehrfach im Dienst ausgezeichnet. Einige seiner Kameraden halten ihn für einen unerträglichen Idealisten, andere für einen harmlosen Spaßvogel. Tatsache ist, dass beides Facetten einer gezeichneten Persönlichkeit sind. Er hat genug gesehen, um politisch desillusioniert zu sein, hat dabei jedoch etwas, dass er wohl als Soldatenehre bezeichnen würde, als einzigen Rettungsanker erfahren.

    Julius von Sachleben
    Spoiler 
    Name: Julius Gideon Matthäus Siegfried von Sachleben
    Alter: 23
    Rang: Feldwebel
    Position: Soldat von EKST2
    Kurzbeschreibung:
    Als jüngerer Sohn der Familie Sachleben, wurde Julius von Geburt an auf eine Rolle als stellvertretender Leiter des Unternehmens seines Vaters vorbereitet, das sein älterer Bruder eines Tages erben sollte. Nach einem erstklassigen Abschluss in Salem, wandte er sich jedoch gegen den für ihn vorgeplanten Lebensweg. Dadurch überwarf er sich für kurze Zeit mit seinem Vater. Zuerst reiste er mit einem Freund um die Welt. Gerüchten zu Folge sollen sie eine Zeit lang an der Seite kommunistischer Rebellen in Lateinamerika gekämpft haben. Nach drei Jahren kehrte er alleine nach Europa zurück und meldete sich mit dem Ziel an einer Offiziersakademie zu studieren freiwillig zum Eurokorps und diente im Infanterieregiment in Chabarowsk. Erst, als er wenige Jahre später, als ein neues Sternentorprogramm angekündigt wurde, eine Möglichkeit fand das Leben seiner Mutter zu retten, söhnte er sich wieder mit seinem Vater aus und wurde wieder zu einem anerkannten Mitglied der Familie (Was nebenbei eine Wiedereinsetzung ins Testament mit sich brachte).

    Arya Akunin
    Spoiler 
    Name: Arya Akunin
    Alter: 27
    Rang: Hauptmann
    Position: Stellvertretende Kommandantin von EKST2 / Designated Marksman
    Kurzbeschreibung:
    Arya wurde in Tiflis, Georgien, als Tochter eines georgischen Offiziers und einer indischen Diplomatin geboren. Sie verbindet mit dem geeinten Europa sowohl gutes, als auch schlechtes. In ihrer Jugend erlebte sie, wie der Anschluss an die EU half die Kaukasusstaaten nachhaltig zu stabilisieren und die Lebensumstände der Bewohner zu verbessern. Um dieses Gute zu verteidigen trat sie dem Eurokorps bei. Dort wurde sie während der Intervention europäischer Kräfte im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah jedoch mit der grausamen Wahrheit des Krieges konfrontiert: Europas Freiheit musste jeden Tag aufs neue mit Blut, Schweiß und Tränen verteidigt werden. Während der Intervention geriet ihr Trupp durch eine Fehlentscheidung ihrerseits in eine Konfrontation mit israelischen Einheiten, was ihrem Vertrauen in ihre eigenen Kommandofähigkeiten einen nachhaltigen Schlag versetzt hat. So ist sie eine vorbildliche Stellvertreterin für Major Falkner und gute Kämpferin, neigt aber zu Unsicherheit, wenn sie allein in Verantwortung ist.


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    Chronologie der Ereignisse (aktualisiert):
    Spoiler 
    1928: Das Sternentor wird in Ägypten entdeckt. Jahrzehntelang versuchen Wissenschaftler ihm sein Geheimnis zu entreißen.

    1987: Das Eurokorps wird als multinationale Eingreiftruppe der westeuropäischen Staaten unter Kommando der EU gegründet.

    1998: Das Sternentorprogramm wird ins Leben gerufen.

    2000: Frankreich, Irland und Japan werden mit in das Programm einbezogen.

    2002: Die Geheimhaltung scheitert. Die Existenz des Tores wird der Weltöffentlichkeit bekannt.

    2004: Die Erdallianz, das Bündnis der Sternentornationen, zerbricht. Die EU ergänzt das Eurokorps um die EU-Battlegroup.

    2006: Ein ST-Team macht durch einen Unfall die Ori auf die Existenz von intelligentem Leben in der Milchstraße aufmerksam.

    2006: Die globale Finanzkrise erschüttert das Wirtschafts- und Staatsgefüge der Erde.

    2007: Die Ratifizierung des Vertrages von Lissabon scheitert im ersten Anlauf an Irland.

    2008: Im zweiten Jahr des Ori-Feldzuges sind ihre Glaubenskrieger unter der Führung der Priore gezwungen die Bevölkerung des Planeten Zion völlig zu vernichten, um ihn zu erobern. Die Überlebenden wählen nach wochenlangem Kampf den Freitod.

    Ungebrochen starker Widerstand durch freie Jaffa, Goa’uld, Tau’Ri und Kaiserliche lässt sie ihre Strategie überdenken.

    2009: Der Vertrag von Lissabon wird schlussendlich ratifiziert.

    Die Ori wählen alle Sternentore der Milchstraße gleichzeitig an und bringen eine Waffe zum Einsatz, die die Tore überlädt. 90% des Tornetzwerkes werden zerstört, Milliarden getötet. Das eine irdische Sternentor wird vor der Explosion ins All gebracht, das andere explodiert vor Erreichen des Orbits einige hundert Kilometer vor der sibirischen Nordmeerküste. Die letzte Verbindung zur restlichen Galaxis sind Raumschiffe.

    2010: Rettungsversuche für die globale Wirtschaft scheitern. Massive Produktionseinbrüche und soziale Spannungen sind die Folge.

    Der Klimawandel macht sich zusehends bemerkbar.

    China beginnt die Einführung einer neuen Weltwährung zu agitieren und baut seine Dollar-Reserven durch ausgedehnten Einkauf von Rohstoffvorkommen in Afrika ab. Amtsträger der europäischen Kommission und des Parlaments lassen das Korps und die Battlegroup im Geheimen auf eine neue europäische Verfassung vereidigen. Beide Einheiten werden mit neuer, z.T. außerirdischer Technologie ausgerüstet.

    2011: Ohne die Sternentore und ausreichend Schiffe sind die meisten Jaffa-Welten auf sich gestellt an die Ori gefallen. Eine Ori-Flotte greift die Erde an und wird unter massiven Verlusten zurück geschlagen. Zahlreiche Städte auf der Erde werden zerstört, darunter Lyon, Bonn, Tokio, Los Angeles, Washington D.C., Shanghai, Peking, Odessa, Sao Paulo und Ankara. Eine halbe Milliarde Menschen sterben. In den meisten Staaten der Welt bricht Chaos aus.

    2012: Auf Befehl der Kommission und des Parlamentspräsidenten besetzten das Korps und die Battlegroup binnen weniger Stunden alle wichtigen Regierungseinrichtungen und Schlüsselpunkte der Infrastruktur der Mitgliedsstaaten. Die EU setzt die neue Verfassung mit Zwang durch und leitet umfangreiche Reformen an, um die soziale und ökologische Not in Folge von Wirtschaftskrise und Klimawandel zu bekämpfen und das seit dem Angriff der Ori herrschende Chaos in vielen Gegenden Europas zu beenden. Die britische Regierung und Königsfamilie fliehen ins kanadische Exil.

    2014: Die Union wird offiziell zum geeinten Staat ausgerufen.

    China beginnt eine aggressive Politik der Ausweitung seines Einflusses in Asien.

    In Folge der Reformen hat sich die Lage in Europa stabilisiert.

    Schwule Nazis demonstrieren bei einem Sankt-Pauli-Spiel gegen Tierversuche.

    2017: Reaktionäre Kräfte, bevorzugt aus Militärkreisen versuchen in mehreren EU-Ländern die alten Nationalstaatsgefüge in koordinierten Staatsstreichen wieder herzustellen. Nach anfänglichen Erfolgen brechen alle Aufstände binnen weniger Wochen durch den Widerstand der Zivilgesellschaft und der EU zusammen.

    Groß Britannien gelingt unter Verlust von Nordirland die Loslösung aus der EU. Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil verkündet die britische Regierung ein permanentes Bündnis mit den USA, Kanada und Australien (Die angloamerikanische Allianz, kurz nur ‚Allianz’).

    In Deutschland werden die Aufständischen unter Alexander Reineke und Sebastian Degenhardt zur Aufgabe gezwungen. Reineke wählt den Freitod, Degenhardt wird unehrenhaft aus der Armee entlassen und wegen Hochverrats zu einer Haftstrafe verurteilt.

    2019: China versucht seine Kontrolle über die Rohstoffmärkte zu nutzen, um den Westen in die Abhängigkeit zu treiben. Gleichzeitig wird versucht im großen Stil Patente aufzukaufen, um den schon stark geschrumpften technologischen Rückstand endgültig ins Gegenteil zu verkehren. Die EU und die Allianz reagieren unabhängig voneinander mit Abschottung ihrer Märkte. Die Allianz versucht die Rohstofflager Südamerikas unter ihre Kontrolle zu bringen, die EU geht eine strategische Partnerschaft mit Russland ein.

    2020: Der diplomatische Ton verschärft sich. Alle drei Machtblöcke rüsten auf. Internationale Gespräche kommen zum Erliegen.

    Die EU versucht Kapital aus der Sternentortechnologie zu schlagen und beginnt ein groß angelegtes Programm zur Kolonisierung fremder Welten. Kurz darauf folgen die anderen Blöcke mit ähnlichen Vorhaben. Durch Naquadamangel werden irdische Adaptionen und Technologien wieder zum wichtigsten Element der Raumfahrt.

    2022: Das Wettrüsten im All wird zur wichtigsten Machtfrage. EU und Allianz bauen zwischen 2020 und 2022 je vierzehn und sechzehn Schlachtschiffe.

    Nordkorea startet unter Kim Jong-un, Sohn von Kim Jong-il, eine Invasion Japans. Die Nordkoreanische Armee wurde mit modernen, z.T. auf Goa’uld-Technologie basierenden Waffen ausgerüstet und zerschlägt den japanischen Widerstand in wenigen Wochen und mit äußerster Brutalität. Eine Beteiligung Chinas wird von Seiten der Koreaner heftig bestritten. Geheimdienste der Allianz vermuten hinter der Invasion ein von China lanciertes Manöver, um die letzte Konkurrenz in Ostasien auszuschalten und die Technologien der ehemaligen Sternentornationen zu erbeuten.

    2026: Der seit zehn Jahren von verschiedenen Konzernen für Forschung und kostengünstige Produktion benutzte Mond Ganymed, offiziell ein souveränes Staatsgebiet, wird Schauplatz eines Sklavenaufstandes. 4 Millionen Männer und Frauen, vor allem aus Ländern der dritten Welt stammend, die von den Konzernen mit Versprechungen eines besseren Lebens nach Ganymed gelockt und versklavt wurden, erheben sich. Berichte über die Zustände auf Ganymed, die während des Aufstandes zum ersten Mal die Erde erreichen, erschüttern die Weltgemeinschaft und führen zur Entsendung einer Flotte unter UN-Mandat. Die Operation gerät zum Desaster. Nur unter massiven Verlusten gelingt es den Blauhelmen die deutlich moderner ausgerüsteten und für die Verhältnisse auf Ganymed besser ausgebildeten Söldner der Konzerne und der Regierung des Mondes niederzukämpfen. Die Kämpfe um Ganymed führen zu einer grundsätzlichen Neuausrichtung der Flotten und verschiedenen Heeresreformen

    China startet sein erstes denen des Westens im Artillerieduell ebenbürtiges Schlachtschiff. Ein Bauprogramm für dreißig Einheiten wird aufgelegt.

    2028: Die EU baut die Sternenfestung und Orbitalstadt ‚Aurora’ geostationär über Europa, um das starke Aufkommen an Frachtschiffen bewältigen zu können. China und die Allianz empfinden die Station als Provokation und Bedrohung ihrer eigenen Sicherheit. Um die Lage zu entschärfen wird sie offiziell unter das Kommando von UN-Friedenstruppen gestellt.

    2030: Die Allianz versucht den gesamten Schiffsverkehr aus dem Sonnensystem durch den Bau einer Raumstation beim Pluto zu kontrollieren. Kernstück ist eine vom Antiker Janus konstruierte Maschine, die von Atlantis mitgebracht und im Chaos nach dem Ori-Angriff nach Area 51 geschafft wurde. China antwortet mit dem Start seiner Schlachtflotte. Zwei Wochen nach Inbetriebnahme wird die Station in einer Schlacht zwischen Chinesischen und alliierten Schiffen so stark beschädigt, dass sie das Störfeld nicht mehr aufrechterhalten kann.

    Europa entsendet im diplomatischen Werben um die letzte Blockfreie Großmacht der Erde, Indien, Truppen nach Zentralasien, um die Kämpfe im ehemaligen Afghanistan und Pakistan zu beenden, die auf Kaschmir überzugreifen drohen.

    2031: Die europäische Kolonie auf Sarpedon hat zehn Jahre nach ihrer Gründung eine Einwohnerzahl von zwölf Millionen erreicht und wächst weiter um mehr als eine Million Einwohner pro Jahr. Insgesamt leben 2301 auf Europas Kolonien 74 Millionen Menschen. Alle irdischen Kolonien zusammen haben eine Bevölkerung von knapp 210 Millionen erreicht.

    2034: Europa hat 600000 Mann in Zentralasien stehen. Heftige Bürgerkriege erschüttern Afrika. Europäische Fremdweltkolonien berichten vom Auftauchen unidentifizierter Flugobjekte. Am 31.5.2034, verstummt die Heureka-Kolonie. Ein zur Untersuchung ausgesandtes Team entdeckt, dass die Kolonie ins Kreuzfeuer eines Krieges fremder Mächte geraten ist. In der folgenden Schlacht um die Kolonie Elysium gelingt die Eroberung eines alten Schiffes der Antiker, das über tausend Sternentore geladen hat. Die Tore werden benutzt um ein neues Tornetzwerk unter irdischer Kontrolle aufzubauen. Am Ende des Jahres nimmt das neue Sternentorkommando den Betrieb auf.

    Im darauf folgenden Jahr wird die Erde tief in einen Krieg zwischen den Anhängern der Goa'uld-Fürstin Nyx und Überresten des Imperium Lanteanum mit hineingezogen. Die Position der Erde verschlechtert sich zusehends. Die einzige Chance aus dieser Entwicklung auszubrechen ist die Gründung der Stellaren Union...


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    Glossar:

    Die Welt 2034


    Die irdischen Machtblöcke:

    Die Allianz
    Spoiler 
    Name: Allianz
    Einflussspähre: Der traditionell englischsprachige Raum ohne Irland; Südamerika; Israel; Teile Südafrikas
    Wahlspruch: As Christ died to make men holy, we shal die to make men free!
    Hymne: The Battle Hymn of the Republic
    Als Europa sich vereinte und China seinen Einfluss in der Welt zusehends ausbaute, sahen sich die traditionell liberalistischen Länder, wie die USA und Australien, mit wachsender Bedeutungslosigkeit konfrontiert. Krieg und Wirtschaftskrise hatten stark an ihrer Substanz gezehrt, so dass sie nicht mehr in der Liga der großen mitspielen konnten. Die logische Konsequenz daraus war es Europa gleich zu tun.
    Als Britannien sich unter Verlust von Nordirland aus der EU löste und den Schulterschluss mit den USA suchte, agitierte Präsident Biden einen Zusammenschluss mit Kanada und Australien. Ein halbes Jahr später wurde der Staatsvertrag unterzeichnet, der das Bündnis besiegelte. Die neu gegründete Allianz kooperierte in vielen Bereichen, ließ ihren Mitgliedern aber immer noch einigen Spielraum und erhielt de facto die nationale Eigenständigkeit, auch wenn eine alliierte Regierung den nationalen übergeordnet wurde.
    Das herausragendste Merkmal der Allianz ist kompromissloser Liberalismus. Die Freiheit des Individuums steht im Vordergrund, auch wenn böse Zungen sahen, dass der Freiheit des Kapitals mehr Beachtung geschenkt wird. Die Gesellschaft der Allianz krankt an starken sozialen Disparitäten, denen man dadurch zu begegnen versucht, dass man den Armen Plätze auf den Kolonien verkauft. Doch durch den beispiellosen Wohlstand der gehobenen Mittelschicht und der Oberschicht, wird die Allianz in der Gesamtheit betrachtet zum Machtblock mit dem höchsten Lebensstandart. Der HDI liegt im Schnitt bei 0,98, ein Ergebnis, das in dieser Form nur möglich ist, weil auf die armen Schlucker am unteren Ende der gesellschaftlichen Hackordnung genügend Leute kommen, deren Lebensstandard schon über die Skala gehen müsste. beziffert werden kann. Es sind Geschichten über diesen Reichtum, die die Allianz zum Ziel für zahllose Glücksritter aus ärmeren Teilen der Welt machen und die Sehnsüchte anfachen, die der soziale Kitt in der Gesellschaft sind. Zudem ist sie die Fraktion mit dem höchsten Wehretat, auch wenn ihr Militär größtenteils veralteten Doktrinen aus der Zeit vor den Goa'uld-Kriegen anhängt.


    Die EU
    Spoiler 
    Name: EU
    Einflusssphäre: Ganz Europa inklusive Russland, den Kaukasusstaaten und der Türkei; Christliche Staaten in Ostafrika; Gemäßigte islamische Länder im nahen Osten
    Wahlspruch: In Varietate Concordia
    Hymne: Ode an die Freude (Offiziell); Est Europa nunc unita (Inoffiziell)
    Die EU erhob sich über ihre Wurzeln als primär wirtschaftlich ausgerichtetes Staatenbündnis, als proeuropäische Kräfte, die sich um die Kommission herum formiert hatten, 2012 eine Einigung des Kontinents erzwangen. Durch rigoroses Durchgreifen gegen Aufhur, umfangreiche sozial- und wirtschaftspolitische Maßnahmen und das geschickte Ausnutzen der Schwäche der am Boden liegenden Finanzmärkte, in denen einige Köpfe Europas sich als listiger erwiesen, als die gesamte Hochfinanz, schaffte die EU schließlich, woran die Nationalstaaten gescheitert waren und rettete den Kontinent aus dem Chaos, das in Folge von Krieg und Rezession um sich gegriffen hatte. Binnen weniger Jahre gelang es die Lage zu stabilisieren und den Führungsanspruch der jungen Nation in der Welt zu untermauern.

    Nur zwei Mal wurde das neue System in Frage gestellt: 2014, als die wachsende Demokratiebewegung durch zivilen Ungehorsam bitter nötige Reformen hin zu Bürgernähe und weniger Bürokratie erreichte und 2017, als nationalistische Gruppierungen und Überreste einiger alter Streitkräfte zu putschen und die Nationalstaaten wieder herzustellen versuchten und erst nach fast zwei Wochen dauerndem Kampf in ihre Schranken gewiesen werden konnten.

    Die EU sieht sich selbst als Bewahrer des Humanismus und der Menschenwürde. Es herrscht allgemeine Anerkennung der Menschenrechte und die Politik ist am Prinzip der Solidargemeinschaft orientiert. Der Staat greift regulierend in den Markt ein, um möglichst vielen Bürgern ein würdiges Leben zu ermöglichen. Zudem sind die Autoritäten permanent bemüht beim Volk ein kulturelle europäische Identität zu schaffen, um Einflüsse durch fremde Mächte einzudämmen. Dies geschieht durch einen zuvor beispiellosen Versuch der Schaffung einer neuen Popkultur, die in europäischer Hochkultur wurzelt, und Bemühungen das Volk nach dem humboldtschen Idealen zu bilden. Gleichzeitig schwankt der Lebensstandard innerhalb der EU allerdings recht stark. Westeuropa, die am dichtesten Besiedelte Region der Union, hat durchgehend hohe HDI-Werte von 0,95 und mehr, während insbesondere die östlichen Länder niedrigere Werte aufweisen. Die am wenigsten entwickelte Region ist Kamtschatka mit einem Wert von 0,801. Dieses Defizit ist vor allem auf dem Land und in Kleinstädten zu spüren, denn die Metropolen des Ostens haben sämtlich Werte klar über 0,9. Balkan und die südlichen Mittelmeeranreiner, wie Griechenland, die Türkei und Spanien, (Italien, das höher entwickelt ist, ausgenommen) liegen irgendwo zwischen diesen Extremen, aber selbst hier ist ein Gefälle zwischen Land und Stadt zu erkennen.

    Manche Leute bezeichnen diesen Staat als Utopie und sehen ihn in naher Zukunft wieder zusammengebrochen. Doch im Moment verteidigt die EU ihren Anspruch darauf zu den Führungsmächten der Welt zu zählen, vehement. Sie ist die treibende Kraft hinter der Kolonisation der lokalen Blase, auch wenn das weniger aus Forscherdrang heraus geschieht, als aufgrund von Notwendigkeiten. Eingeweihte Kreise wissen, dass die EU völlig von den Einnahmen ihrer Kolonien abhängig ist, um den Staatssystem und die Wohlfahrt zu finanzieren. Zugleich ist die EU eine der stärksten Militärmächte im bekannten Raum. Ihre Streitkräfte sind mit knapp 4 Millionen Mann zwar kleiner, als die der Allianz und Chinas, gelten jedoch als die am besten ausgebildeten und haben in der Vergangenheit immer wieder durch außerordentliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit brilliert.


    Die Volksrepublik China
    Spoiler 
    Name: VR China
    Einflusssphäre: China; das erweiterte Nordkorea; Südostasien mit der Ausnahme Singapurs und Neuguineas; die Mongolei; Zentral- und Teile Südafrikas
    Wahlspruch: 世界人民大团结万岁 (Lang lebe die Einheit der Völker der Welt)
    Hymne: 义勇军进行曲 ("Marsch der Freiwilligen")
    Als eines der ältesten Staatsgebilde der Welt, schickte China sich Anfang des 21ten Jahrhunderts an sein Jahrhunderte langes Dasein im Schatten des Westens zu beenden. Dieser vor allem durch wirtschaftlichen Aufschwung getragene Aufstieg der Nation erhielt einen kurzzeitlichen Dämpfer, als die frühe Sternentorallianz sich als neuer Machtpol der Welt formierte. Während man jedoch versuchte zu verhindern, dass China an außerirdische Technologie kam, ein Bestreben, das nicht minder von Vorurteilen und Angst angefacht wurde, als von tatsächlichen moralischen Gründen, ließ man dabei außer Acht, was Chinas lange Geschichte tatsächlich bedeutete. Tatsächlich gelang es chinesischen Archöologen alte Wirkungsstätten der Goa'uld in der Volksrepublik aufzuspüren, in denen noch einige Technologie geborgen werden konnte. Dadurch trat China ohne das Wissen der anderen Nationen schon früh in den Kreis der sternenfahrenden Mächte ein.

    Die ersten Missionen endeten jedoch beinahe in einer Katastrophe globalen Ausmaßes, so dass die Raumfahrtprogramme zunächst auf Eis gelegt wurden und China sich auf seine Ambitionen auf der Erde konzentrierte. Während der Wirtschaftskrisen und nach dem Angriff durch die Ori trat die VR endgültig als Großmacht auf und vergrößerte ihren Einfluss im Machtvakuum, das der zeitweilige Fall der Etablierten hinterlassen hatte. Nur die Gründung der beiden neuen Machtblöcke EU und Allianz gebot ihnen schließlich Einhalt. Doch als die Welt sich wieder von der Krise erholt hatte, war die Volksrepublik mit ihren Verbündeten eine der drei mächtigsten Fraktionen der Welt, stark genug, um den westlichen auf Augenhöhe begegnen zu können.

    Mit der aufkommenden Kolonisation wurde schließlich die alte Technologie wieder reaktiviert und fieberhaft daran gearbeitet die technologischen Rückstände auf Allianz und EU aufholen. Zwar ist 2034 die irdische Technologie der VR immer noch knapp 10 bis 15 Jahre hinter der westlichen zurück, doch in Sachen außerirdischer Technologie hat man gleichgezogen.

    Die VR ist als Einparteienherrschaft mit zentralistischer Ausrichtung organisiert. Für lange Zeit wurde der Staat vor allem mit Repressalien gegen das Volk und einem Modell staatlich gelenktem Kapitalismus in Verbindung gebracht. Dieses Bild ist jedoch in Teilen schon wieder überholt. Zwar kontrolliert der Staat noch immer sämtliche Schlüsselindustrien, doch in den letzten Jahren sorgte eine immer stärker werdende Demokratiebewegung, die sich erstmals in der Geschichte des Landes zentral organisierte, für starken politischen Druck auf die Regierung, unter dem einige Reformen in Angriff genommen wurden. Das Land leidet immer noch unter massiven regionalen Disparitäten in der Wirtschaftskraft und dem Lebensstandard. Insbesondere die Städte entlang der Küste und der großen Flüsse sind im Lebensstandard praktisch nicht mehr von denen des Westens zu unterscheiden, während die Landbevölkerung teilweise noch nicht einmal fließend Wasser zur Verfügung hat. Allerdings lässt ein sehr ehrgeiziges Modernisierungs- und Konjunkturprogramm der Regierung auf Besserung hoffen. Der HDI liegt im Schnitt bei 0,84.

    Von allen drei Fraktionen ist die VR die am stärksten militarisierte. Neben den stehenden Streitkräften gibt es mehrere Millionen Mann starke Reservearmeen und Milizen mit paramilitärischer Ausbildung, so dass die Volksbefreiungsarmee im Kriegsfall jedem Gegner zahlenmäßig deutlich überlegen wäre. Viele dieser Truppen sind jedoch schlecht ausgerüstet. Nur eine Kerntruppe von knapp anderthalb Millionen Berufssoldaten kann tatsächlich mit den Standards des Westens konkurieren. Zugleich gibt es Bestrebungen hoch spezialisierte Eliteeinheiten aufzubauen. Insgesamt macht dies die Streitkräfte der VR auf ihrem eigenen Staatsgebiet praktisch unbesiegbar, schwächt ihre Offensivkraft jedoch deutlich.


    Die galaktischen Großmächte:

    Das Sternenreich von An
    Spoiler 
    Name: Sternenreich von An
    Einflusssphäre: ca.500 Mitgliedswelten v.a. im Perseus-Spiralarm
    Wahlspruch: Für Lord Dumuzi!
    Als die großen Reiche der Goa'uld untergingen schafften es nur wenige der alten Herrscher sich der Rache der entfesselten Sklavenvölker zu entziehen. Unter den wenigen, die den Sturm der Veränderung überlebten, war Dumuzi. Obwohl er unter dem Rat der Systemlords nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatte, gelang es ihm rechtzeitig Kräfte und Technologie in Sicherheit zu bringen, um das Machtvakuum ausnutzen zu können, dass einige Jahre später entstand.

    Mit der Zerstörung der Sternentore gingen auch die letzten Reste alter Strukturen unter. Auf sich allein gestellt gingen viele alte Sklavenwelten unter. Die, denen es gelang zu überleben, kämpften in brutalen Konflikten um die Überreste der alten Zeit. In dieser Situation stieg Dumuzi vom metaphorischen Himmelsthron der alten Systemlords hinab und wurde vom lebenden Gott zum Feldherren. Durch geschickte Adaption von den Tau'Ri übernommener Kriegstaktiken und die Tatsache dass er zu den wenigen gehörte, die noch allein in der Lage waren Raumschiffe zu bauen und zu warten konnte er sein Reich schnell vergrößern. Als sein Imperium eine kritische Masse erreicht hatte, mit der es zu groß wurde, als dass lokale Warlords oder kriegerische Banden ihm noch gefährlich werden konnten, wurde es mit der Zeit zu einer sicheren Zuflucht in der kriegsgebeutelten Galaxie.

    Dumuzi erkannte das Potential dieser neuen Rolle und begann als Protege kleinerer Völker aufzutreten. Er setzte seine Flotte ein, um die knappen Ressourcen bestmöglich zu verteilen und bekämpfte systematisch Plünderer und Kriegsherren. So brachten ihm die Hoffnung auf Frieden, die man auf immer mehr Welten mit ihm in Verbindung brachte, und eine handvoll Essen, die er als einziger den Hungernden gab, die Macht ein, die auch die Legionen der Jaffa den Systemlords niemals hatten garantieren können.

    Die gewaltige Größe seines Reiches täuscht jedoch über die zahlreichen Probleme hinweg, mit denen es zu kämpfen hat. Jahrzehnte des Krieges und die Zerstörung der Sternentore haben die alten Agrarstrukturen zusammenbrechen lassen. Viele Welten sind nicht in der Lage ihre eigene Bevölkerung zu ernähren und nicht einmal Dumuzis Flotten sind groß genug, um alle zu versorgen, so dass immer wieder Phasen des Mangels herrschen. Abgesehen von einer kleinen Zahl alter Thronwelten ist sein Reich kaum industrialisiert und kann nicht mit der wirtschaftlichen Macht anderer Staaten, wie der stellaren Union konkurrieren. Obwohl es knapp 500 Welten umfasst, hat das Reich nur knapp 200 Mrd. Einwohner. Zudem liegen viele Völker des Reiches in heftiger Konkurrenz zueinander, die nur durch Dumuzi selbst klein gehalten wird. Militärisch unterhält das Sternenreich die Armee mit der größten Mannstärke und ist berühmt für seine leichte Infanterie. Das geringe industrielle Potential verursacht allerdings einen ständigen Mangel an Ausrüstung, so dass nur einige Eliteeinheiten bei gleicher Zahl in einer offenen Konfrontation mit irdischen Streitkräften bestehen könnten.


    Die stellare Union
    Spoiler 
    Name: Stellare Union
    Einflusssphäre: 16 Mitgliedswelten mit 42 größeren Kolonien v.a. in den Spiralarmen Orion und Saggitarius; hunderte kleinerer Außenposten und zahlreiche "wilde" Kolonien
    Wahlspruch: Opus magnum vocat vos
    Die Stellare Union wurde 2035 mit der Ratifizierung der Erklärung von Langara gegründet. Zweck dieser ersten Gründung war es ein strategisches Gegengewicht zum beständig wachsenden Reich von Systemlord Dumuzi zu schaffen. Die Kooperation unter den Mitgliedern geht jedoch deutlich über ein reines Militärbündnis hinaus. So hielt die Erklärung auch den Willen zu gemeinsamer Kolonisation, der Schaffung eines galaktischen Völkergerichts und einer Zollunion fest.

    Das wichtigste Anliegen der Union, Dumuzi in seine Schranken zu weisen, lässt sich allerdings nur erreichen, wenn es gelingt kleinere Völker in ausreichend großer Zahl an sich zu binden. Hierfür wurde neben dem Kolonisationsprogramm für die Ausbreitung des eigenen Einflussgebietes die Erschließung zahlreicher bis dato uninteressanter Welten begonnen, auf denen Flüchtlingen aus den zahllosen Kriegen der Milchstraße eine neue Heimat angeboten werden soll.

    Die Union wird oft als Allianz der freien Völker bezeichnet, was darin begründet liegt, dass sie die größten Demokratien der Menschheitsgeschichte vereint. Zugleich sind die Mitglieder vielleicht nicht die am weitesten fortgeschrittenen, wohl aber die stärksten technisierten Völker der bekannten Welten. Ihre Welten sind außerordentlich dicht besiedelt und zählen schon einzeln zu den größten Volkswirtschaften der Milchstraße. Insgesamt zählen die Planeten im direkten Einflussgebiet der Union ca. 68 Mrd. Einwohner bei einem Bevölkerungswachstum von 2.7% pro Jahr. Sie unterhalten gemessen an ihrer Bevölkerung starke Streitkräfte, die durch den Zugriff auf das Sternentornetzwerk in kürzester Zeit in drei Spiralarmen einsatzbereit sind. Die Serrakin und die Tok'Ra sind die einzigen nichtmenschlichen Mitgliedsvölker.


    Technologie:

    Raumschiffe:

    (EU) Agincourt-Klasse:
    Spoiler 
    Erstes modernes Schlachtschiff der europäischen Raumflotte. Löste die Rommel/Gagarin-Klasse als größte Einheit ab. Die Agincourt-Klasse wurde anhand der Erfahrungen aus den Konzernkriegen konstruiert. Indem man die Atmosphärenflugtauglichkeit opferte, erhielt man ein Schiff mit massiver Rundumverteidigung und deutlich stärkerer Panzerung. Durch den ersten Einsatz ablativer Panzerung wurde zugleich ein verbesserter Schutz gegen Strahlenwaffen konstruiert, der unabhängig von Schilden funktioniert. Zum ersten Mal wurde als Hauptgeschütz ein in Flugrichtung montierter Massebeschleuniger montiert, der fast die halbe Rumpflänge durchmisst. Er kann Geschosse von fast einer halben Tonne Gewicht auf 5% der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Zudem kann das Schiff zwei Staffeln Kampfflieger tragen.


    (EU) Süleyman-Klasse:
    Spoiler 
    Die Süleyman-Klasse stellt eine konsequente Weiterentwicklung der Agincourt da. Man verzichtete auf einen Teil der hohen Geschwindigkeit der Vorgängerklasse und montierte dafür zusätzliche Panzerung und stärkere Schilde, die das Schiff stabiler machen. Auf Kosten der Hangarkapazität, die mit einem Geschwader nur halb so groß ist, wie die der älteren Schiffe, wurde ein zweites Hauptgeschütz eingebaut. Nachdem man festgestellt hatte, dass die Hauptgeschütze der Agincourt viel stärker waren, als es eigentlich benötigt wurde, baute man die beiden Geschütze der Süleyman statt dessen mit geringerem Kaliber, so dass die Geschosse nur maximal 300kg schwer sind, und erreichte dafür eine deutlich höhere Feuerrate, ohne bei der Wirkung eines Einzelgeschosses gegen bekannte Schiffstypen Abstriche machen zu müssen. Die Süleyman-Klasse war nicht als Ersatz für die Agincourt konzipiert, sondern vielmehr als Ergänzung und als neues Schiff für die Hauptkampflinie.


    (Eu) Selene-Klasse:
    Spoiler 
    Die Selene-Klasse ist das wahrscheinlich innovativste Schiffsdesign, dass die Ingenieure der EU seit der Gründung der Raumflotte entwickelt haben. Die Grundidee hinter der Schaffung dieser unter äußerster Geheimhaltung konstruierten Schiffsklasse war die Konstruktion eines Raumers mit Tarnfähigkeiten, der hinter den feindlichen Linien als Späher agieren sollte, zugleich jedoch auch in einer Schlacht mit den Fregatten zusammen eingesetzt werden können sollte. So prägte die Selene die neue Schiffsklasse der Tarnfregatte. Man erreichte die Tarnfähigkeiten durch ein neuartiges Konzept, das im Gegensatz zu den bekannten Technologien der Antiker, Asgard und Goa'uld nicht darauf beruhte EM-Strahlung oder ähnliche zur Ortung einsetzbare Energien umzulenken, sondern die Emissionen des Schiffes zu eliminieren. Dies wird durch interne Energiespeicher erreicht, die die gesamte Strahlungsenergie des Schiffes aufnehmen, so dass das Schiff buchstäblich keine Emissionen von sich gibt. Im Kombination mit einer Hülle, die aktive Scans schluckt, anstatt sie zu reflektieren oder zu streuen ist das Schiff nur mit bloßem Auge zu entdecken. Da die Distanzen im All jedoch sehr groß sind, ist es dann meistens schon so nahe am Ziel, dass es zu spät ist. Für diese Fähigkeiten und ihre außergewöhnliche Geschwindigkeit mussten jedoch auch Abstrichte gemacht werden. So ist das Schiff deutlich leichter bewaffnet, als vergleichbar große Kampffregatten.


    (EU) Andromeda:
    Spoiler 
    Die Andromeda ist der einzige große Träger in der europäischen Raummarine. Das Schiff wurde nach Ganymed als Studie über neue Trägerkonzepte gebaut, als sich in den Konzernkriegen Schiffe mit gemischten Funktionen als stark unterlegen erwiesen hatten. Sie basiert auf einem modifizierten Entwurf der Agincourt-Klasse, wurde jedoch umfangreich an ihre angestrebte Funktion angepasst. Insgesamt kann sie zwei komplette Geschwader Kampfflieger führen, hat zugleich jedoch auch noch mehr als einhundert Landekapseln und -Shuttles an Bord (Die Truppentransportkapazität liegt bei einer Einheit bis zu Batallionsstärke mit schwerem Material). Ihre Bewaffnung besteht aus Nahverteidigungswaffen, vornehmlich leichte Railguns, sowie sechs Batterien aus Strahlengeschützen zur Abwehr gegnerischer Schiffe bis zur Größe eines Zerstörers und Raketenbatterien verschiedener Größe mit insgesamt 500 Schächten. Zugleich ist sie massiv gepanzert und besitzt den stärksten je in ein europäisches Kriegsschiff installierten Schutzschild. Das Konzept erwies sich mit Kosten von über 700 Millionen Euro jedoch als zu teuer für größere Baureihen, weshalb die EU schlussendlich auf kleinere Träger mit Kapazitäten von bis zu zwei Staffeln setzte.

    Spoiler 
    Aussehen: Die Andromeda basiert auf der Rumpfkonstruktion der Agincourt, weshalb sie ebenfalls das hexagonale Grundschema besitzt. Jedoch ist der Hauptrumpf gegenüber den abgeschrägten Segmenten deutlich mächtiger und das Hauptgeschütz fehlt. Statt dessen ist der Rumpf deutlich schwerer gepanzert und an den Flanken durch die Hangars und Schnellstartrampen gekennzeichnet. Die Triebwerke sind deutlich mächtiger, um die Andromeda aus einer Atmosphäre heraus auf Fluchtgeschwindigkeit bringen zu können, sind aber auf die selbe Weise angeordnet, wie bei den Schlachtschiffen. Die Raketenschächte für Orbitalbeschuss sitzen an der Unterseite des Schiffes, während die für den Einsatz gegen Raumziele in Blöcken an den Flanken angeordnet sind.


    (EU) J-305 Jagdbomber:
    Spoiler 
    Die J-305 ist eine direkte Weiterentwicklung der legendären J-301, des Jägers, mit dem die Erde die Goa'uld-Kriege gewann. Die J-305 wurde von der EU ursprünglich als Antwort auf die alliierte F-302 entwickelt, hatte ihre ersten Kampfeinsätze aber während der Konzernkriege auf Ganymed. Während besagtem Konflikt dominierten 'Mercury'-Kampfflieger der Konzerne den Himmel über dem Jupitermond und fegten die J-301er der Blauhelme regelrecht vom Himmel. Lediglich die wenigen F-302er konnten bis zum Einsatz der J-305er dagegen halten. Die J-305 ist das Arbeitstier der europäischen Jagdbomber. Sie ist fähig zu Hypercruising und kann bis zu sechs Ziele gleichzeitig bekämpfen. Des weiteren besitzt sie Stealtheigenschaften und ist atmosphärenflugtauglich. Ihr größter Vorteil ist ihre Adaptivität. Sie kann binnen kürzester Zeit für jedes Einsatzprofil umgerüstet und in fast jeder Umgebung eingesetzt werden. Sie bringt nirgends die gleiche Leistung, wie die spezialisierten Maschinen, aber ihre Vielseitigkeit macht sie zur ersten Wahl für viele Piloten.


    (EU) J-319 'Counterpunch' Raumjäger:
    Spoiler 
    Die J-319er, im Volksmund Counterpunches genannt, sind das Nonplusultra des derzeitigen europäischen Raumjägerdesigns. Schwer gepanzert, schnell, wendig und mit brutaler Feuerkraft ausgestattet, sind schon einzelne Rotten dieser Maschinen fähig einfache Nahdistanzzerstörer zu vernichten. Durch ihre modulare Bewaffnung können sie ohne Weiteres für die Zerstörung schwerer Einheiten ausgerüstet werden. Meistens werden sie jedoch als Support für Bomber des Typs 'Kahn' oder zur Vernichtung von Fregatten- und Korvettengeschwadern eingesetzt. Diese Kampfstärke hat allerdings ihren Preis. So musste die Atmosphärenflugtaugleichkeit geopfert werden, was die Counterpunches zu einer reinen Raumkampfeinheit macht.


    (Allianz) Unity:
    Spoiler 
    Die Unity war mit 2000 Metern Länge nicht weniger, als das größte jemals von Menschenhand gebaute Kriegsschiff. Die ersten Entwürfe setzten vor allem auf sehr starke Hauptgeschütze, erwiesen sich aber als unzulänglich, da das Schiff zwar enorme Feuerkraft gegen größere Ziele aufbieten konnte, jedoch keine Chance gegen kleine und schnelle Einheiten hatte. Deshalb wurde sie noch einmal massiv mit leichten Geschützen nachgerüstet. Trotzdem blieb die mangelhafte Verteidigung gegen kleine Ziele ein Manko, was man dadurch auszugleichen versuchte, dass man die stärksten Schutzschilde in das Schiff einbaute, über die die Menschheit verfügte.

    Insgesamt blieb das Schiff, setzte man die Feuerkraft ins Verhältnis zur Größe unterbewaffnet. Selbst wenn man die Stärke der Geschütze und der mitgeführten Raketen bedachte, hatte die Unity mit einer Hauptbewaffnung von sechs Asgard-Strahlengeschützen, hundertzwanzig Railguns und einhundert Raketenschächten mit Schnellladesystemen nur wenig Offensivpotential. Ihr Ruf war mehr ihrer schieren Größe geschuldet, als allem anderen. Das Schiff ging auf einer Fernerkundungsmission in Kämpfen mit Schiffen der Nyx verloren, da die Waffen des Gegners schildbrechend waren. Hier rächte sich der fatale Verzicht auf Panzerung zugunsten von Geschwindigkeit.

    Das einzige andere Schiff gleicher Klasse, ist die Schwestereinheit 'Royal Souvereign', die 2037 in Dienst gestellt werden sollte, aber nach dem Verlust der Unity wahrscheinlich nicht als Schlachtschiff, sondern als Flottenträger vollendet werden wird.

    (Allianz) Freedom-Klasse
    (Allianz) Alabama-Klasse
    (Allianz) F-302

    Waffen und Rüstungen:

    Kampfrüstungen:
    Spoiler 
    Die ersten Kampfrüstungen waren konsequente Weiterentwicklungen der Schutzkleidung von Polizei- und Militäreinheiten. Sie komplettierten den Schutz, indem mehr und mehr Teile des Körpers mit Kevlar geschützt wurden. Die erste richtige Rüstung wurde 2020 als Schutzkleidung für die alliierte Infanterie eingeführt. Sie bestand aus flexiblem Kevlar und bot gegen die meisten leichten und älteren Faustfeuerwaffen Schutz. Als jedoch immer mehr Nachbauten moderner Sturmgewehre in den Händen von Milizen und Terroristen auftauchten, ließ die Schutzwirkung nach. Als Reaktion darauf verstärkten die Hersteller ihre Rüstungen mit Platten aus Keramik oder Kunststoffen, die lebenswichtige Organe schützten und deutlich stärkere Treffer aushielten. Moderne Rüstungen des Eurokorps sind stark genug, um bis zu 8000 Joule auf dem Quadratzentimeter auszuhalten und mit Zusatzsystemen, wie HUDs verstärkt.

    Spoiler 
    Rüstungen erster Generation: Auch leichte Rüstungen genannt. Einfache Anzüge aus Kevlarfasern, die den Träger vor leichten Schusswaffen bis ca. 3000 Joule schützen. Oft in zivilem Gebrauch oder bei der nicht kämpfenden Truppe zu finden. Neuere Modelle oft HUD nachgerüstet.

    Rüstungen zweiter Generation: Verstärkte Rüstungen mit Panzerplatten. Vom Militär als Reaktion auf stärkere Waffen entwickelt und selbst gegen Sturmgewehre der Jahrtausendwende noch auf mittlere und gegen modernere auf große Distanz effektiv. Modelle für die alliierte und chinesische Infanterie sind mit HUDs nachgerüstet.

    Rüstungen dritter Generation: Die modernsten Rüstungen, die 2034 produziert werden. Sind mit Panzerplatten verstärkt und selbst gegen moderne Sturmgewehre noch bis auf mittlere Distanz durchschlagsicher, weshalb sich die theoretische Kampfdistanz zwischen modernen Armeen auf knapp vierhundert Meter verkürzt hat. Diese Rüstungen können mit Unterlagen versehen werden, die Energiewaffen abblocken und sind standardmäßig mit Sensoren, HUD und integierter Zielhilfe ausgestattet. Sie können auch versiegelt werden, so dass der Träger mit ihnen für bis zu eine Stunde, mit vergrößertem Luftvorrat bis zu vier Stunden, im Vakuum oder in giftiger Umgebung überleben kann. Eliteeinheiten der EU, wie die Fallschirmjäger, Marineinfanterie oder verschiedene Arten von Kommandos sind mit diesen Rüstungen ausgestattet. Andere Einheiten der kämpfenden Truppe tragen Rüstungen zweiter Generation.


    Infanteriewaffen:
    Spoiler 
    Die von der Infanterie geführten Waffen unterscheiden sich in den dreißiger Jahren des einundzwanzigsten Jahrhunderts in vielerlei Hinsicht von denen der Jahrtausendwende. Die wichtigste Neuerung stellten der Einzug der Railguntechnologie und der Strahlenwaffen dar, die teilweise völlig neue Waffenkonzepte ermöglichten, teilweise aber auch alten zu einer Renaissance verhalfen. Zudem sorgten moderne Zielsysteme, intelligente Munition und neuartige Granatenkonzepte für eine deutliche Steigerung der Feuerkraft der Truppen.

    Sturmgewehre:
    Spoiler 
    Obwohl sie optisch immer noch stark an ihre Vorgänger aus den Konflikten des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts erinnern, haben moderne Sturmgewehre in den dreißiger Jahren einige grundlegende Neuerungen erfahren. So haben praktisch alle größeren Armeen mittlerweile auf hülsenlose Munition umgestellt oder befinden sich in dieser Umstellung. Das bringt einen erheblich niedrigeren Rohstoffverbrach und niedrigeres Gewicht der Waffe mit sich. Außerdem hat sich die Handhabung der Waffe durch den Einbau moderner Zielcomputer verändert. Ein Soldat kann nun mit äußerster Genauigkeit aus der Hüfte oder aus der Deckung heraus schießen. Dies wird durch eine Vernetzung der Zielcomputer mit den HUD's erreicht. Vereinzelt wird auch schon einen Schritt weiter gegangen und an der Entwicklung von Sturmgewehren auf dem Railgunprinzip gearbeitet, doch diese Idee ist bisher am hohen Energiebedarf eines solchen Waffenkonzeptes gescheitert, dass Dauerfeuer fast unmöglich macht.


    Railguns:
    Spoiler 
    Bei den Streitkräften der EU und der Allianz haben Railguns die Panzerfäuste als primäre leichte Anti-Panzer-Waffen abgelöst. Dabei handelt es sich je nach Modell um Waffen, die wie ein schweres Gewehr geführt werden - bestes Beispiel hierfür ist die Mortimer des Eurokorps - bis hin zu großen und klobigen Waffen, die wie Miniguns aus der Hüfte heraus abgefeuert werden. Alle diese Waffen verschießen ihre Projektile magnetisch und können sie auf Geschwindigkeiten von bis zu Mach 4 beschleunigen. Ihre Projektile beziehen ihre Wirkung ausschließlich aus ihrer kinetischen Wucht und können gewaltige Zerstörungen verursachen. Standardmäßige Infanterierailguns, die im Einsatz am ehesten Panzerbüchsen ähneln, können bis zu 120mm starken Kompositstahl durchschlagen. Mit schwereren Konstruktionen auf Dreibeinen hat man bis zu 180mm Penetrationswirkung erzielt. Railguns konnten Raketen lediglich dort noch nicht verdrängen, wo vor allem auf zielsuchende Munition Wert gelegt wird.


    Haftgranaten:
    Spoiler 
    Die klassische Handgranate wurde bei den Armeen aller drei großen Machtblöcke mittlerweile durch die neue Granaten ersetzt, die in der Umgangssprache der Soldaten weiterhin als Handgranaten bezeichnet werden, deren technisch korrekter Name jedoch 'selbsthaftende angetriebene Diskus-Granate' lautet. Bei diesen Waffen wurde adaptierte Goa'uld-Technologie eingesetzt, um der Granate einen permanenten Drall zu verleihen, der sie weiter fliegen lässt. Zudem Besitzen sie Antigrav-Systeme, durch die sie mehrere Meter über der Oberfläche einer Schwerkraftquelle fliegen oder schweben können. Dadurch wird die Granate jetzt nicht mehr klassisch geworfen, sondern vielmehr wie ein Stein, den man über das Wasser springen lässt. Ihre Reichweite beträgt bis zu einhundert Meter. Die Zündung erfolgt entweder zeitlich verzögert oder ferngesteuert. Durch den Einsatz moderner Nanotechnologie sind diese Waffen zudem in der Lage an jeder beliebigen Oberfläche zu haften. Die kohäsiven Kräfte werden dabei von feinen Härchen aufgebracht, die zehn Sekunden nach der Aktivierung der Granate ausgefahren werden. Hat der Soldat sie bis dahin noch nicht weg geworfen, klebt sie fast unentfernbar an seiner Hand fest.

    Weiterentwicklungen dieser Technologie gehen dahin den Sprengstoff in diesen Granaten durch effektivere Ladungen zu ersetzen. Insbesondere Antimaterie gilt dabei als vielversprechender Kandidat. Tatsächlich haben Forscher der iranischen Armee in einem gemeinsamen Projekt mit ihren ägyptischen Kollegen in der libyschen Wüste Antimateriegranaten mit einer Äquivalentsprengkraft von bis zu einer Kilotonne TNT gezündet. Auch sollen die Konzernsöldner während des Krieges auf Ganymed solche Waffen eingesetzt haben. Eine Massenproduktion erscheint jedoch aufgrund der enorm hohen Kosten unwahrscheinlich.


    Strahlenwaffen:
    Spoiler 
    Im Krieg gegen die Goa'uld wurden die Streitkräfte der Erde das erste Mal mit Strahlenwaffen konfrontiert. Dabei wurde ihr Interesse an dieser Technologie geweckt, deren Erforschung auf der Grundlage erbeuteter außerirdischer Technologie forciert wurde. Die meisten Projekte wurden jedoch bald wieder eingestellt, da ein großer Vorrat an Beutewaffen bestand und die meisten Strahlenwaffen bei aller Liebe zu ihren ausdauernden Energiespeichern nur miese Zielgenauigkeit vorweisen konnten. Insbesondere die Waffen der Goa'uld streuten auf größere Distanz sehr stark. Erfolgreichere Ansätze zur Verwendung ähnlicher Technologie, deren Wirkung vor allem thermischer Natur ist, waren Waffen nach dem Vorbild derer der Armee von Gaetas, die ionisiertes Gas als Träger der Ladung verwendeten. Jedoch waren die irdischen Wissenschaftler unfähig ein passendes Gas zu synthetisieren. Die wenigen serienreifen Waffen wurden lediglich in sehr kleinen Stückzahlen hergestellt.

    Während der Konzernkriege überraschten die Söldner von Ganymed die Blauhelme jedoch durch den Einsatz voll entwickelter Strahlenwaffen als Hauptwaffe. Ihre Sturmgewehre konnten nach klassischen Definitionen als Lasergewehre eingestuft werden und besaßen genug Leistung, um sich selbst durch Kampfrüstungen zweiter Generation durchzubrennen, die vor allem auf Schutz gegen kinetische Geschosse ausgelegt waren. Durch das Prinzip die Waffenenergie gerichtet, elektromagnetisch und im hohen Frequenzbereich abzufeuern, wurde auch der Energieverlust an die Umgebung minimiert. Nach der Zerschlagung der Konzerntruppen fielen den Blauhelmen mehrere tausend dieser Waffe in die Hände, die sofort von der UN beschlagnahmt und in einem neu eingerichteten Waffendepot für Blauhelmeinsätze blockfreier Truppen, die oft deutlich schlechter ausgerüstet sind, als die großen Armeen, gelagert wurden. Nur wenige Exemplare fanden ihren Weg in die Laboratorien der drei Blöcke, wo sie zu Zwecken des Nachbaus analysiert wurden. Diese Waffen kommen mittlerweile vor allem bei Truppen zum Einsatz, die unter Bedingungen agieren müssen, die einen Einsatz herkömmlicher Waffen nicht zulassen.


    Sonstige Technologie:

    Antiagatika:
    Spoiler 
    Antiagatika sind Medikamente, die dazu dienen können den Alterungsprozess zu verlangsamen. Auf der Erde forschten um die Jahrtausendwende mehrere namhafte Pharmazeuten danach, konnten jedoch keinen Durchbruch vorweisen, bis es ihnen gelang Proben der Substanzen Tritonin und Idunin, außerirdische Medikamente mit antiagatischer Wirkung, in die Hände zu bekommen. Es gelang ihnen daraus eigene Wirkstoffe zu entwickeln, von denen jedoch keiner an die Wirksamkeit der Originale heranreichte. Das stärkste irdische Antiagatikum wird 2034 von einem Unternehmen mit Sitz in Toronto hergestellt, ist jedoch so teuer, dass es nicht für einen breiten Markt geeignet ist. In der EU ist der Wirkstoff AAG739 weit verbreitet. Die meisten Krankenkassen zahlen Behandlungen damit und Angehörige des Eurokorps bekommen die Substanz standardmäßig verabreicht, solange sie die Behandlung nicht ablehnen. AAG739 kann die Alterung von Gelenken und Organen um zehn bis zwanzig Jahre und die äußere Alterung um bis zu acht Jahre verzögern. Da jedoch jeder Mensch individuell darauf reagiert, lassen sich keine konkreten Zahlen benennen. Ähnliche Programme sind auch in der Allianz und den reicheren ostasiatischen Ländern verbreitet, jedoch für die dritte Welt unerschwinglich. So klafft die Lebenserwartung der Menschen in den großen Machtblöcken und der restlichen Welt, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt, immer weiter auseinander.
    Geändert von Protheus (27.08.2010 um 23:39 Uhr)
    Die Freiheit des Bürgers heißt Verantwortung.

    (Joachim Gauck)


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    Episode 1: Allianz der Verzweifelten

    Als er zusammen mit dem Weltenschiff aus dem Hyperraum fiel, schoss der Condordiumskreuzer die Rettungskapseln, in denen Jules und ihre Begleiter saßen, sofort raus und sprang augenblicklich weiter, um dem riesigen Schiff zu entgehen, dessen Trägheit verhinderte es einfach so abzubremsen. Jules steckte in der Kapsel in einem seltsamen Gel, dass sie zusammen mit den Trägheitsdämpfern vor der Beschleunigung schützte. Sonden ähnlich denen, die zur Erstellung von EEG’s genutzt wurden, verbanden ihre Wahrnehmung direkt mit den Sensoren der Kapsel Sie konnte erkennen, dass sie in der Nähe eines in allen Farben des sichtbaren Spektrums schimmernden Nebels herausgekommen waren, dessen Zentrum dabei war sich zu einer Sonne zu verdichten. In den Polachsen bildeten sich schon Materiejets und der Nebel hatte begonnen sich abzuflachen. „Ein entstehender Stern“, hörte sie Naumer über die Kommunikation zwischen den Kapseln murmeln. Sie wollte die anderen fragen, warum sie gerade hierher gebracht worden waren, doch bevor sie den Gedanken mit den anderen Teilen konnte, zeigte der Computer der Kapsel ihr Flugbahnkurven und eine Reihe von Berechnungen, die sie verstehen ließen, dass der Himmelskörper das Weltenschiff würde einfangen und auf eine Umlaufbahn zwingen können. Das war der Plan gewesen…

    Es hatte mehrere Stunden gedauert, bis das große Schiff soweit abgebremst hatte, dass sie in einem der zahllosen Hangars landen konnten, die über die Oberfläche verteilt lagen. Als Jules den Ruck verspürte, der durch die Kapsel ging, als sie auf dem Hangarboden aufsetzte, trat sie sofort energisch gegen die Ausstiegsluke. Für eine Sekunde schien nichts zu geschehen, doch dann lösten die Kabel sich und die Luke schwang auf, wie die Iris eines Sternentores. Der plötzliche Druckabfall ließ das Gel seine Konsistenz verlieren, so dass es sich verflüssigte. Instinktiv hielt sie sich fest, um nicht mitgerissen zu werden. Als um sie herum wieder Luft war, musste sie ein paar Mal heftig husten. Die darin verbliebene Flüssigkeit wurde aus ihren Lungen gepresst. Dann stieg sie aus. War ihr das Flugdeck des Concordiumsschiffes schon groß vorgekommen, dann war dieses nur gigantisch. Es schien ohne weiteres groß genug, um ein Schiff der Walhalla-Klasse aufnehmen zu können. Hunderte kleinerer Fluggeräte standen auf dem Deck oder hingen in großen Halteklammern von der Decke und eine noch ungleich größere Zahl von Menschen wuselte überall herum, wie ein Haufen aufgescheuchter Ameisen.

    Zuerst hatte sie den Eindruck, dass sie versuchten die Schiffe startklar zu machen, doch dann erkannte sie, dass sie verzweifelt dabei waren Teile auszubauen und fortzuschaffen. Die meisten erinnerten sie an Energiezellen aus angereichertem Naquada, wie sie sie von Goa’uld-Schiffen kannte. Nun wurde sie sich auf einmal dem Dutzend Stabwaffen bewusst, die auf sie und ihre Begleiter gerichtet waren. Mehrere Männer in schwarzen Uniformen, deren bleiche Haut von rituellen Tätowierungen bedeckt war, standen vor ihnen und bedrohten sie mit wütenden Blicken. Gleichzeitig machte Naumer sie mit einer verstohlenen Geste auf eine zweite Gruppe aufmerksam, die auf sie zu gerannt kam. Der Reetou gab einen wütend klingenden Laut von sich und seine Silhouette begann zu verschwimmen. Bevor er sich jedoch völlig im unsichtbaren Spektrum verstecken konnte, schoss einer der Männer ihm ein Bein weg. Der Insektoide schrie jämmerlich auf und klappte beinahe zusammen. Dann war die zweite Gruppe bei ihnen.

    Zuerst hoben auch sie ihre Waffen, doch dann glaubte Jules im Blick ihres Anführers so etwas wie Verwunderung zu sehen. Der Krieger zögerte und sagte dann im seltsamen Goa’uld-Dialekt, den diese Leute sprachen: [„Ich kenne sie. Wir haben uns in dieser Kaverne gesehen. Sie hatten mit dem Sucher gesprochen…“] Sie ließ einen verächtlichen Laut vernehmen. [„Ich habe mir nicht jedes einzelne Gesicht gemerkt. Aber eins ist klar: Hätte ich gewusst, dass wir so begrüßt würden, hätte ich den Antikern erlaubt dieses Schiff vom Himmel zu fegen.“] Der Mann schien für einen Moment nachzudenken, dann sagte er etwas zum Anführer der zweiten Gruppe. Die Erwiderung, die dieser gab, klang wenig freundlich, was den Sprecher aber nur dazu verleitete sich noch einmal mit mehr Nachdruck zu wiederholen. Als auch das nichts brachte, ging er zu dem Anderen und drückte seine Stabwaffe nach unten. Nun brüllten die beiden einander beinahe an, sprachen dabei aber so schnell, dass Jules kein einziges Wort verstand. Dann ging alles ganz schnell: Die Männer der ersten Gruppe richteten ihre Waffen auf einmal auf den Anführer der zweiten. Nur eine Sekunde später fielen Schüsse. Die zweite Gruppe schoss die erste gnadenlos über den Haufen. Einige der Arbeiter, die dies mitbekamen, hielten in ihrem Tun inne, doch strenge Blicke der Krieger ließen sie weitermachen.

    Der Anführer wandte sich an Jules und sagte: [„Es tut mir leid, dass wir ihnen diesen Anblick bieten müssen, aber es war der einzige Weg sie zu beschützen. Diese Männer wurden nur noch von Angst getrieben.“] [„Das konnte man sehen. Was ist hier los?“] Der Krieger atmete tief durch. Es klang wie ein Seufzen. [„Dieses Schiff stirbt. Sie mögen uns vor dem Tod durch die Waffen der Antiker bewahrt haben, aber die Schäden sind zu groß. Wir haben keine Hauptenergie mehr. Lebenserhaltung und Wasseraufbereitung laufen nur noch, weil wir jede einzelne Energiezelle, die wir finden können, daran anschließen.“] [„Können sie das Schiff evakuieren?“] Er schüttelte den Kopf. [„Wir könnten nicht mehr als ein paar Tausend retten. Der einzige andere Weg wäre ein zweites Weltenschiff. Und wir sind das letzte.“] Jules dachte kurz nach, dann fragte sie: [„Wer hat hier das Sagen?“] [„Eine Prioris der Hekate versucht unter den Soldaten die Disziplin aufrecht zu erhalten und Notreparaturen anzuleiten.“] [„Nein, ich will mit jemandem sprechen, der die Autorität und den Einfluss hat für jeden einzelnen auf diesem Schiff zu sprechen. Jemand, mit dem ich Absprachen treffen kann.“] Der Mann nickte stumm. Dann sagte er nach einigen Augenblicken: [„Folgt mir.“]

    Er führte die Viererbande aus dem Hangar tiefer in das Schiff hinein. Fast eine halbe Stunde lang gingen sie durch im fahlen Licht der Notbeleuchtung ständig gleich aussehende Gänge. Alles wirkte dunkel und farblos, beinahe monochromatisch. Dabei trafen sie nur recht wenige Menschen und wenn, dann meistens Arbeitsmannschaften, die versuchten die Schiffssysteme am Laufen zu halten. Erst nach und nach wurden die Korridore voller. Immer mehr Menschen drängelten sich hier, so dass die Soldaten schließlich gezwungen waren mit ihren Stabwaffen Leute beiseite zu drängeln, damit sie überhaupt vorankamen. Schließlich erreichten sie eine große Halle erreichten, deren Decke von einem komplexen System von Säulen getragen wurde. In jedem der zahlreichen Gänge, die sternförmig darauf zuführten, drängten sich die Menschen, wie in dem, durch den sie gekommen waren. Alle Aufmerksamkeit schien hier auf einige Frauen in weißen Gewändern gerichtet zu sein, die im Zentrum der Halle ein Ritual zelebrierten. Eine unter ihnen sprach dabei liturgische Verse. Ihre Stimme hallte kraftvoll und klar durch die Halle. Alle anderen waren, wenn sie nicht in kurzen Versen antworteten, so still, dass man wahrscheinlich eine Nadel fallen gehört hätte. Der Anführer der Soldaten, der Jules fragenden Blick richtig verstand, erklärte mit leiser Stimme: [„Das sind Dienerinnen der Prioris. Sie sprechen Gebete für das Volk.“] [„Wozu beten? Hätte Nyx euch retten können, hät…“] Er unterbrach sie mit einer harschen Geste im Satz. Dann legte er sie die Hände auf die Brust und sagte in abgehacktem Deutsch, dass er offenbar beim Sucher aufgeschnappt hatte: „Ich weis.“ Dann machte er mit der rechten Hand eine Geste, die alle im Raum einschloss. „Glaube… hält am Leben.“

    Es war kein weiteres Wort nötig. Sie drückten sich immer am Rand der Halle an der Menge vorbei, bis sie einen anderen abgehenden Korridor erreichten. Hier drängelten sich jedoch keine Gläubigen, die mit verklärtem Blick und voller mühsam unterdrückter Angst den Priesterinnen an den Lippen hingen. Stattdessen standen zwei schwer gerüstete Soldaten vor dem Eingang. Zuerst wollten sie ihnen den Zutritt verwehren, doch nachdem ihr Führer ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte, durften Jules und ihre Begleiter eintreten. Sie gelangten in einen langen Korridor, von dem immer wieder kleine Nebengänge abgingen, von denen man im vorbeigehen erkennen konnte, dass sie sich wiederum verzweigten, so dass durch die Konstruktion eine Zahl kleiner Quartiere gebildet wurde, von denen jedes mehrere Räume zu umfassen schien. [„Das hier sind die Quartiere der Gelehrten und militärische Kommandanten. Gemeine dürfen hier eigentlich nicht rein.“] [„Und wen suchen wir?“] [„Den Gelehrten Atreos.“] Sie gingen bis zum Ende des Ganges, wo dieser zu fast doppelter Breite anwuchs, bevor er sich ein letztes Mal verzweigte.

    Sie betraten schließlich eine der Wohnungen. Durch die Tür gelangten sie direkt in einen Raum, den man wohl am ehesten als Bibliothek hätte bezeichnen können. Nur das kaum eine der Schriftrollen oder eines der Bücher noch im Regal lag. Fast alle waren herausgerissen worden und lagen über den Boden verteilt. Es war pures Chaos, das zu beseitigen sich niemand die Mühe gemacht hatte. Mehr noch verriet die Art, wie sie lagen, dass jemand sie in Rage herausgerissen hatte. Als sie den Raum betraten, schien der Bewohner sie gehört zu haben, denn eine Tür zu einem abgehenden Raum öffnete sich und der Sucher Atreos tauchte darin auf.

    Anders als bei ihrem Treffen in der Kaverne gab er dieses Mal ein erbärmliches Bild ab. Sein Haar war zerzaust, als hätte er sich seit Tagen nicht mehr gekämmt, geschweige denn gewaschen und unter seinen geröteten Augen zeichneten sich deutliche Ringe ab. [„Ah, ddd…d… die Leute von Mura. Hallo schuschammen. Schön dass ihr vorbei kommt.“] Er kicherte zuerst wirr, dann torkelte er einen Schritt auf Jules zu, bevor er das Gleichgewicht verlor und zusammenbrach. Mit einem Satz war sie bei ihm. Er stank furchtbar nach starkem Schnaps und sah mit abwesendem Blick zu ihr hoch. Kurzentschlossen packte sie ihn und zog ihn wieder auf die Füße. Dabei sagte sie den Soldaten: [„Wasser.“] [„Was?“] [„Ich brauche Wasser. Jetzt.“] Einer der Männer öffnete eine der Türen des Raumes, die in eine Art Nasszelle führte. Kaum dass sie ihn hinein geschoben hatte, begann ein dünnes Rinnsal aus einer Art Brause in der Decke zu strömen. Offenbar war der Druck auf den Leitungen nicht mehr besonders hoch. Sie hielt seinen Kopf unter den Strahl. Während er schwach protestierte und sich zu wehren versuchte, fiel ihr Blick auf einen Schieberegler, an dem eine Skala in einer ihr unbekannten Schrift angebracht war, die jedoch wie eine Temperaturskala aussah. Auf verdacht hin schob sie den Regler ganz nach unten. Und tatsächlich wurde das Wasser binnen weniger Augenblicke so kalt, dass sie nach nur wenigen Sekunden Stiche in der Haut verspürte. Atreos begann immer heftiger zu zappeln und versuchte sie zur Seite zu schieben, aber er war ein Alter Mann und wie fast alle Menschen, die in der niedrigen Schwerkraft dieses Weltenschiffes aufgewachsen waren, nicht besonders kräftig. Erst als ihre Hände durch die Kälte fast taub waren, konnte er sich losreißen.

    Er drehte sich zu ihr um und brüllte sie wütend an. Auch wenn sie kein Wort verstand, klang es artikuliert und derart komplex, dass sie es automatisch für eine Sprache hielt. Er schob sich an ihr vorbei aus der Zelle heraus und zog seinen total durchnässten Mantel aus. Er rubbelte sich kurz mit dem noch halbwegs trockenen inneren Saumfutter die Haare ab und warf ihn dann beiseite. Als er sich zu Jules umdrehte, die nun ebenfalls aus der Zelle trat, sagte er in klarem und verständlichem Goa’uld: [„Sind sie gekommen, um Zeuge meines Scheiterns zu werden, Julia Thora?“] Er ging in die Knie und begann einige der Bücher und Schriftrollen aufzusammeln. Die Resignation stand ihm dabei ins Gesicht geschrieben. Er wähnte sich als geschlagenen Mann. [„Nein, nicht deswegen.“] [„Dann sollten sie wieder gehen. Denn etwas anderes kann ich ihnen nicht anbieten.“] Seine rechte Hand verkrampfte sich um eine der Schriftrollen, die dabei teilweise zerknüllt wurde. [„Sechzig Jahre Arbeit für nichts und wieder nichts. Sechzig Jahre, weggewischt in einer Sekunde.“] [„Hören sie auf so zu reden.“]

    Er sah zu ihr auf. Ein Anflug von Wut schoss ihm in den Blick. [„Haben sie überhaupt irgendeine Vorstellung, was mit uns passiert ist? Unser Volk ist praktisch ausgerottet und unsere Anführer sind tot. Ich habe während meines Kriegsdienstes ein Dutzend großer Schlachten überlebt, habe Jahrzehnte mit der Suche nach einem Weg verbracht mein Volk aus diesem Teufelskreis aus Tod und Vernichtung zu befreien, in dem wir gefangen waren. Niemand kann mir vorwerfen mich um Kämpfe gedrückt zu haben. Aber jetzt ist es vorbei.“] Überaschenderweise war es Naumer, der das Wort ergriff und Atreos mit scharfem Tonfall anfuhr: [„Verdammt, hören sie mal für fünf Minuten auf sich zu bemitleiden, dann merken sie vielleicht, dass da draußen immer noch tausende Leute versuchen dieses Schiff zu retten. Als wir nach einem Anführer verlangt haben, hat man uns zu ihnen gebracht. Also helfen sie uns jetzt entweder diese Leute zu retten oder sie lassen sich mit dem Sterben verdammt noch mal weniger Zeit und helfen uns damit etwas Sauerstoff zu sparen.“] Für einen Moment starrte Atreos den Söldneroffizier sprachlos an, dann ließ er seinen Blick zwischen ihm und den anderen der Viererbande hin und her wandern und fragte: [„Und was schlagen sie vor?“] Jules antwortete: [„Bringen sie uns zu irgendjemandem, der uns sagen kann, wie es um das Schiff bestellt ist.“] Er nickte. [„Gut. Kommen sie mit.“]

    Etwas später – in den dunklen Gängen des sterbenden Schiffes verlor man schnell das Zeitgefühl – erreichten sie einen großen Raum, dessen Decke zum All hin offen schien. Erst auf den zweiten Blick konnte man an schwachen Reflexionen erkennen, dass eine durchsichtige Kuppel sich darüber spannte. In seinem Zentrum stand ein großer erhöhter Kommandostand, von dem aus mehrere Offiziere die Besatzungsmitglieder koordinierten, die an ihren Kontrollstationen arbeiteten. Und obwohl das Chaos, das in manchen Teilen des Schiffes ausgebrochen war, noch nicht hierher übergegriffen hatte, wirkten die meisten hier abgehetzt. Atreos führte die Gruppe auf den Kommandostand hinauf und steuerte direkt einen Offizier an, der aussah, als habe er seit dem Kampf gegen die Antiker keinen Schlaf mehr gefunden. Als er der seltsamen Gruppe gewahr wurde, wandte er sich an Atreos und fragte: [„Sucher, was wollt ihr hier mit diesen Leuten?“] [„Sie können für sich selbst sprechen, Kapitän.“] Er machte einen Schritt zurück und gab ihm so den Blick auf die Gruppe frei. Mit unübersehbarem Misstrauen musterte der Kommandant sie. Sein Blick wanderte über Jules und Naumer zum verletzten Reeotu, der seinerseits die Umgebung im Auge behielt dabei mit den Mandibeln unsicher wirkende Klicklaute von sich gab, zu Thaliana. Er ließ einen Moment verstreichen, in dem er darauf wartete, dass jemand von sich aus das Wort ergriff. Danach fragte er: [„Wer sind sie und was machen sie auf diesem Schiff?“]

    Jules trat vor und sagte: [„Ich bin Julia Thora. Wir gehören zu denen, die dieses Schiff gerettet haben.“] Er zog die Augenbrauen hoch. [„Gerettet? Vor den Antikern vielleicht. Wahrscheinlich sollte ich ihnen jetzt danken, aber mir ist nicht danach. Unser Tod wurde nur um ein paar Tage hinaus geschoben.“] [„Wie ist die Lage des Schiffes?“] Er zögerte, doch als sie darauf hinwies, dass es sie genauso betraf, erklärte er: [„Als diese Höllenwaffe uns getroffen hat, hat sie das komplette Grundgerüst des Schiffes verformt. Fünfzig Decks sind zusammengefaltet wie dünner Papyrus und weitere neun, die direkt gestreift wurden, sind regelrecht zerfetzt worden. Der Hauptreaktor und drei von vier Nebenreaktoren sind hinüber und das Energieleitungsnetz hat so sehr gelitten, dass die Energie nicht dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Bevor wir alle Schäden in den Leitungen repariert hätten, hätte der Anstieg des Kohlenstoffdioxidgehalts in der Luft uns schon dreimal umgebracht. Außerdem fehlt uns nach diesem Treffer das halbe Haupttriebwerk und ohne Energie können wir sowieso kein Hyperraumfenster öffnen. Mit anderen Worten sitzen wir fest. Das ist unsere Lage.“] [„Irgendwelche Anzeichen für Verfolger?“] [„Nein. Die wahrscheinlich einzige gute Nachricht des Tages.“]

    Jules nickte und warf einen Blick durch die Kuppel hinaus. Die werdende Sonne war das einzige, was sie mit bloßem Auge zu erkennen vermochte. Sah man jedoch in die andere Richtung, waren die Sterne der Galaxie deutlich zu sehen. Die Milchstraße zog sich als breites Band aus funkelnden Lichtern über sie hinweg. Sie waren also wieder in der Scheibe. Die Frage war nur: Wo? [„Warum dieses System?“] [„Was meinen sie?“] [„Warum sind wir hier? Kurz gesagt hat uns ein Fremder geholfen ihr Schiff in Sicherheit zu bringen. Wir wissen selbst nicht, wo er uns abgesetzt hat. Aber er wird sich etwas dabei gedacht haben.“] [„Junge Sterne strahlen gewaltige Energiemengen ab. Das kaschiert wahrscheinlich unsere Anwesenheit“], mutmaßte der Kommandant. [„Ja. Aber es muss unzählige ähnliche Sterne in dieser Galaxie geben. Warum hier? Können wir unsere Position bestimmen?“] [„Möglich, wenn wir wieder Energie auf die Sensoren bekämen.“] [„Wo liegt das Problem?“] [„Darin, dass ich jedes Quäntchen Energie für die Lebenserhaltung brauche.“] [„Egal. Er wird uns irgendwo abgesetzt haben, wo wir auf Hilfe hoffen können. Und wenn die Frage nur ist, ob wir vier Tage überleben, wenn wir nichts tun, oder nur drei, wenn wir nachsehen, dann wähle ich lieber das letztere und hoffe darauf, dass wir Hilfe finden können.“] Der Kommandant wägte einen Moment lang das Für und Wider ab, dann gab er einem seiner Leute einen Befehl, auf den hin dieser sofort davoneilte. [„Also gut. Aber ich wüsste nicht auf wen sie zählen könnten.“]

    Eine gute Stunde später hatten Reparaturmannschaften mehrere Batterien an eine hinreichende Zahl von Sensorenanordnungen angeschlossen und die dazugehörigen Anzeigen auf der Brücke wieder in Gang gesetzt. Nun standen die vier Fremden zusammen mit dem Kapitän und dem Sucher vor einer großen holographischen Anzeige, die ihre Position innerhalb der Galaxie wiedergab. Jules raunte Naumer die Frage „Wo sind wir?“ zu und dieser antwortete mit einer Geste auf die Karte: „Dieses kurze Stück hier ist der Orion-Arm. Dann sind wir bei ungefähr 330° im Centaurus, würde ich schätzen. Keine zehntausend Lichtjahre von der Erde.“ „Irgendwas von Interesse in der Nähe?“ Er suchte die Karte mit Blicken ab. Während dessen deutete Thaliana auf einen Punkt auf einem Ausschnitt der Karte, der nur wenige Lichtstunden von ihnen entfernt lag. [„Was ist das?“] [„Unidentifizierte Energiesignaturen“], antwortete der Kommandant lakonisch. [„Können sie etwas Genaueres herausfinden.“] Er murmelte leise etwas vor sich hin und rief dem Zuständigen Offizier dann zu einen hochauflösenden Scann der Signaturen zu machen. Einige Sekunden später flackerten die Daten über die Anzeige.

    Es war ein ganzer Pulk von ungefähr siebzig Signalen, deren Anblick die Alari lächeln ließ und den Reetou in Aufregung versetzte. „Der Pilgerkonvoi“, konstatierte sie an Jules gewandt. „Können wir ihnen eine Nachricht schicken?“ „Mit Sicherheit.“ Nun musste auch Jules Lächeln, als ihr ein wahrscheinlich simpler, aber dennoch rettender Gedanke kam. „Dann sollten wir zusehen, dass wir zumindest die ‚Argo’ hierher rufen.“ „Wir brauchen schon ein bisschen mehr, als so ein kleines Schiff.“ „Ja. Letztlich brauchen wir einen Planeten. Und ich kenne da jemanden, der auf seinem jede Menge Platz hat.“ Ihr Gesichtsausdruck hellte sich in Überraschung auf, als sie erkannte, worauf Jules hinaus wollte. „Glauben sie, dass das funktionieren kann?“ „Wieso nicht? Kyoto könnte eine Milliardenbevölkerung ernähren. Sechzig Millionen Leute mehr fallen da nicht ins Gewicht. Und eine Allianz mit diesen Leuten wäre für die Chrysantheme nur von Vorteil.“ „Ich weis nicht, ob man es dort genauso sehen wird.“

    „Dann bleibt uns nicht viel mehr, als nachzufragen. Wenn wir uns an eine der Erdregierungen wenden, sind alle auf diesem Schiff tot, bevor die auch nur den Beschluss gefasst haben darüber zu diskutieren, ob man handeln sollte. Die Chrysantheme dagegen hat dabei nichts zu verlieren und viel zu gewinnen.“ „Gut, leuchtet ein. Aber wir brauchen mehr Zeit. Allein der Flug nach Kyoto würde mehrere Tage in Anspruch nehmen.“ „Dann lassen sie mich helfen“, antwortete der Reetou auf einmal mit seiner flachen, künstlichen Stimme. „Wir können dieses Schiff mit Energie versorgen, bis sie Hilfe beschaffen konnten.“ Bei diesen Worten deutete er auf die Lichter, die die Position des Konvois markierten. „Der Beschützer“, verkündete er, „hat für die Rettung dieser Leute das größte aller Opfer gebracht: Seine Seele. Es kann keine größere Tat für uns geben, als sicher zu stellen, dass es nicht vergebens war.“ Jules grinste nur noch breiter und nahm Atreos beiseite. [„Ich nehme an sie haben alles verstanden?“] [„Ja.“] [„Gut. Dann hören sie zu: Egal wie sie sich entscheiden, ich werde mein Schiff rufen. Danach hängt alles von ihnen und ihren Leuten ab. Wenn sie sich von den Reetou helfen lassen – und ich rate ihnen diesen Schub religiös motivierter Hilfsbereitschaft auszunutzen, solange er anhält – kann ihnen dass mehrere weitere Tage verschaffen. In dieser Zeit kann ich versuchen Hilfe für sie zu organisieren. Aber dafür muss ich in ihrem Namen sprechen und Deals eingehen können. Ich brauche ihre Rückendeckung.“] Er nickte. [„Ich rede mit den Offizieren.“]

    Etwas mehr als zwei Tage später saß Jules in der Messe der ‚Argo’ und hing ihren Gedanken nach. Als sie die Teetasse, die vor ihr auf dem Tisch gestanden hatte, an die Lippen setzte, um noch einen Schluck zu nehmen, zuckte sie zurück. Der Tee war kalt und bitter geworden. Ein flüchtiger Blick auf die Papiere, die sie durchgesehen hatte, zeigte ihr, dass die Teeränder an den Stellen, wo die Tasse gestanden hatte, schon eingetrocknet waren. Wie lange war sie in Gedanken gewesen? Mit einem Seufzen stellte sie die Tasse beiseite und zückte wieder den Stift, um sich einige Notizen zu machen. Während sie schrieb, kam Naumer herein. Er setzte sich ihr gegenüber und knuffte die Söldnerin, die als einzige mit im Raum gesessen hatte, gegen die Schulter, um sie aufzuwecken. Die Frau schreckte hoch und sah sich verwirrt um. „Ihre Wache fängt in zehn Minuten an, Corporal. Also hoch.“ Sie nickte und steckte ihr Strickzeug ein, um aufzustehen. Es war ein absurder Anblick gewesen, wie die brutal vernarbte Veteranin mit seligem Lächeln dagesessen und, wie sie sagte für ihren kleinen Neffen, eine schreiend bunte Wollmütze gestrickt hatte. Es waren solche Momente, die Jules daran erinnerten, mit was für einem seltsamen Haufen sie unterwegs war.

    „Na, zu irgendwelchen weltbewegenden Erkenntnissen gekommen?“, erkundigte Naumer sich schließlich bei ihr. „Nicht wirklich. Ich hab mir alles angesehen, was der Bordcomputer über Kyoto ausgespuckt hat. Wenn ich mit den Japanern über Siedlungsraum für unsere neuen Schützlinge verhandeln will, muss ich die Fakten kennen. Aber der Planet scheint noch nicht mal vernünftig erkundet zu sein.“ „Angst die Katze im Sack zu kaufen?“ „Indirekt. Der Hund liegt dabei begraben, dass niemand weis, was das Land wirklich wert ist. Aber wenn wir den Japsen jetzt zum Beispiel ohne es zu wissen die größten Ölfelder des Planeten aus den Rippen leiern…“ Sie brauchte nicht weiter zu sprechen. Er nickte und meinte: „Verschieb das ganze auf Später. Wir machen in ein paar Minuten einen Zwischenstopp. Wenn du noch mal mit Thaliana reden willst, ist das der Zeitpunkt.“ Sie legte den Stift aus der Hand. „Auf zur Brücke.“

    Im Grunde war es kein Problem mit einem im Hyperraum befindlichen Schiff zu kommunizieren. Nur hatte die ‚Argo’ keine ausreichend starken Sender an Bord, so dass sie auf Kombarken angewiesen waren, die von irdischen Organisationen entlang der großen Schifffahrtsrouten platziert worden waren. Ihr Kurs ließ sie die Route zwischen der Erde und Hebridan kreuzen, so dass es keine Probleme bereiten sollte zwischen den Sprüngen eine Barke zu finden. Jules wollte möglichst oft Rücksprache mit Thaliana halten, die beim Weltenschiff geblieben war, um zwischen den Reetou und den Überlebenden an Bord zu vermitteln. Zwar hatten die Kapitäne von dreiundzwanzig Schiffen des Konvois zugestimmt zu helfen, so dass das Weltenschiff nun über Kabel von ihnen mit Energie versorgt wurde, wie ein Fötus über die Nabelschnur, doch schon vor dem Abflug der ‚Argo’ hatten sich, vorsichtig ausgedrückt, theologische Differenzen zwischen den beiden Gruppen gezeigt. Folglich war Jules heilfroh jemand vernünftigen dort zu wissen.

    Kurz nachdem sie sich auf der Brücke eingefunden hatten, fiel das Schiff mit einem sachten Ruck aus dem Hyperraum. Einer der Diensthabenden begann sofort nach den Peilsignalen einer Barke zu suchen, während Naumer zu Jules sagte: „Wir müssen noch eine ganz andere Komponente mit einkalkulieren: Die Reaktionen von der Erde. Selbst wenn wir mit den Japanern übereinkommen und ein Coup auf Kyoto gelingt, hindert einerseits nichts Korea daran eine Flotte zur Rückeroberung zu schicken und andererseits haben diese Leute Krieg gegen die EU geführt.“ Sie schmunzelte ihn an. „Mal ehrlich: War das ein Krieg? Vielleicht ein kleines Grenzscharmützel. Aber wir wissen doch, wie echter Krieg aussieht.“ Er gab einen amüsierten Laut von sich. „Sicher. Aber auch ein Scharmützel kann zu einem Problem werden.“ „Möglich. Aber vertrau mir: Wir haben es hier mit Politikern zu tun. Wenn die sich einen Vorteil versprechen, drehen die ihr Fähnchen schneller nach dem Winde, als du kucken kannst.“ „Nicht zwangsläufig. Die Hochkommissarin steht politisch im Moment zu sehr unter Druck, als dass sie sich einen radikalen Kurswechsel erlauben könnte.“

    Als Jules etwas darauf erwidern wollte, tippte sie auf einmal jemand gegen die Schulter. Sie drehte den Kopf und blickte in das Gesicht des Navigators – ein Syrer mit Namen Abdal Fadil – der ihr einen Zettel hinhielt, auf dem Stand: Wir sind nicht auf Kurs. Im Vertrauen darauf, dass er seine Gründe hatte nicht laut zu sprechen, verzichtete sie darauf ihn offen zu fragen, was er meinte und sah ihn nur fragend an. Er deutete auf die Berechnungen, die er angestellt hatte und zeigte ihr etwas auf einer Sternenkarte. Als sie erkannte, was er meinte, beugte sie sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: „Gehen sie in den Maschinenraum und schalten sie die Maschinen ab.“ Er nickte und stand auf. Nachdem er verschwunden war, wandte Jules sich Naumer zu. „Jemand manipuliert die Navigation.“ Seine Augen weiteten sich vor Schreck. „Was?“ „Wir sind nicht auf Kurs nach Kyoto, sondern zur Erde.“ Er schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein.“ „Überzeug dich selbst.“ Sie machte einen Schritt zur Seite und deutete auf die Sternenkarte. Er trat an die Navigationsstation und warf einen Blick auf die Karte und die genommenen Fixsternpeilungen. Dann griff er zu einem Zettel und rechnete das Ergebnis selbst nach. Als er merkte, wie das Ergebnis ausfallen würde, verhärteten seine Gesichtszüge sich. Sie waren fast dreihundert Lichtjahre von ihrem Kurs entfernt. Zu viel für eine zufällige Abweichung.

    Er drehte sich wieder zu Jules um. Sie sagte: „Glaube ich dem, was du mir gesagt hast, gibt es drei Leute an Bord, die die Navigation manipulieren könnten. Abdal, Vitali und dich. Wer war es?“ „Keine Ahnung. Aber ich werde es herausfinden.“ Er wollte die Brücke verlassen, um die beiden anderen zu suchen, doch sie stellte sich ihm in den Weg. „Ich hasse es diesen Gedanken aussprechen zu müssen, aber ich kann niemandem trauen, der auf der Liste der Verdächtigen steht.“ In diesem Moment wirkte er wirklich verletzt, schwieg allerdings. Sie fragte in die Runde: „Bei unserem Abflug war ein Kurs nach Kyoto eingegeben. Die Änderung muss also während des Fluges erfolgt sein. Ich nehme mal an, dass Abdal es nicht war. Bleiben zwei Verdächtige. War einer der beiden an der Navi-Konsole?“ Es wurde herumgefragt und es ergab sich recht schnell eine Reihe brauchbarer Alibis für Vitali. Jules sah Naumer ernst an. „Hast du etwas dazu zu sagen?“ Bevor er das Wort erheben konnte, hörte man auf einmal Abdals Stimme: „M’am, der `tenant ist der Falsche.“

    Sie drehte sich in Richtung des Eingangs um und sah Abdal mit erhobenen Armen darin stehen. Hinter ihm stand der Maschinist mit vorgehaltener Waffe. Naumer machte einen Schritt vor und fragte: „Master Sergeant O’Haare, was hat das zu bedeuten?“ Es war Abdal, der antwortete: „Ich bin wie befohlen in den Maschinenraum, um die Antriebe abzuschalten, aber dann…“ „Schnauze, Abdal. Lieutenant, der Staff Serg’ war dabei unseren Auftrag zu sabotieren.“ „Wovon zur Hölle reden sie?“ „Die Rückkehr zur Erde.“ Für einen Moment sah der Maschinist Naumer an. Das wütende Gesicht seines Anführers verriet ihm alles, was er wissen musste. „Also doch.“ „Also was?“, fragte Jules. „Sie ignorieren unsere Befehle, Lieutenant. Haben sie nicht immer gesagt, dass der Vertrag an erster Stelle steht?“ „Das hat er für mich nie. An erster Stelle stand das Team. Und ganz abgesehen davon haben sie keinen Vertrag mit Sachleben, sondern mit mir.“ „Es geht hier um eine direkte Anweisung unseres Auftraggebers.“ „Und? Sachleben kann mich mal. Hier geht es um mehr, als ein paar billige Kröten auf die Hand.“ „Diese Aliens? Die können uns nicht bezahlen.“

    Naumer schüttelte den Kopf. „Sie wissen, dass das für mich nicht ausschlaggebend ist.“ „Oh ja. Ich bin dem Lieutenant gefolgt, der uns nie auf ein Himmelfahrtskommando geschickt hat und immer dafür gesorgt hat, dass wir lebend rausgekommen sind. Aber der sind sie nicht mehr. Sie haben doch nur noch Augen für sie.“ Bei diesen Worten deutete er ein Nicken in Jules Richtung an. „Außerdem habe ich durchaus meine eigene Abmachung mit Sachleben. Oder denken sie der lässt jemanden wie sie einfach so von der Leine?“ Abdal glaubte diesen Moment nutzen zu können und wollte sich in die Richtung des Maschinisten drehen, doch der war schneller und drückte dem Navigator die Waffe in den Rücken. Das sorgte für einen Sekundenbruchteil für die Ablenkung, die Naumer brauchte. Er griff mit einer Hand hinter sich unter die Mittelkonsole und riss die dort versteckte Pistole aus ihrem Fach. Er richtete die Waffe sofort auf O’Haare und jagte ihm einen Schuss genau zwischen die Augen. Der Ire war sofort tot. Naumer sah mit wütendem Blick in die Runde und fragte: „Das Ziel ist klar: Kyoto. Also, hat sonst noch jemand vor zu meutern?“ Alle schwiegen. Einige mit unverholener Furcht vor Naumer, andere mit Abscheu gegenüber dem Abtrünnigen in den Augen. Dann sprang das Schiff plötzlich in den Hyperraum. Niemand saß an der Steuerkonsole.

    Erschrocken sahen sie sich um. Abdal murmelte: „Verdammt, ich hab’s geahnt.“ Er trat an die Konsole, die als Gehäuse der KI diente. „Dieser verdammte Blechkasten konnte nicht nur den Kurs ändern, sondern uns auch mit falschen Anzeigen täuschen. Das ist unser Schuldiger.“ Jules sah auf die Konsole und fragte: „Argo?“ „Die Darstellung des Staff Sergeant entspricht den Tatsachen“, antwortete die emotionslose Stimme der künstlichen Intelligenz. „Was soll das ganze?“ „Ich sehe mich gezwungen die Befolgung der Befehle sicherzustellen, nachdem Lieutenant Naumer eine direkte Anweisung von Direktor von Sachleben zur Rückführung der Person Julia Thora zur Erde ignoriert hat.“ „Wa… Wovon redet das Ding?“ „Kurz bevor wir auf das Schiff dieses Riesenkäfers gegangen sind habe ich den Befehl bekommen dich nach Hause zurück zu bringen. Aber du hast dich so auf die andere Sache konzentriert, dass ich es verschwiegen habe.“ „Was stand in dem Befehl?“ „Sofortige Rückkehr zur Erde. Wenn nötig sollte ich dich außer Gefecht setzen.“ Sie sah zuerst ihn, dann die KI an und sagte: „Das wird nicht passieren. Argo, sofortige Rückkehr in den Normalraum und Aufnahme eines Kurses nach Kyoto, Befehl bestätigen.“

    „Ausführung nicht möglich. Ein Befehl des Direktors kann nicht überschrieben werden.“ „Ach?“ Sie ging zur Steuerkonsole. Die Kontrollen waren blockiert. „Schaltet das Ding ab.“ Abdal nickte und ging neben der Konsole in die Knie. Er öffnete eine Abdeckung und wollte nach den Steuerkristallen darunter greifen. Doch als er seine Hände ausstreckte, wurde er von einem Stromschlag getroffen, der ihn zurückschleuderte und zusammensinken ließ. „Ich fürchte das kann ich nicht zulassen.“ Bei diesen Worten öffnete die KI sämtliche Belüftungsschächte auf dem Schiff und begann ein Gas mit narkotischer Wirkung einzuleiten. Als ihr klar wurde, was gerade geschah, nahm Jules Naumer kurzentschlossen die Pistole ab und schoss auf die Steuerkristalle. Alle Systeme an Bord erstarben und das Schiff fiel aus dem Hyperraum.

    Es dauerte einige Sekunden, dann wurde die Dunkelheit vom schein einiger Knicklichter durchbrochen. Einer der Söldner meinte: „Okay, wir stecken ganz tief in der Scheiße.“ „Warum?“ Er deutete zu den dunklen Leuchtpanelen in der Decke. „Die Energiegeneratoren sind in die Triebwerke integriert. Und die bewegen sich ohne die KI keinen Millimeter.“ Jules sah zuerst auf die Waffe in ihrer Hand, dann auf die Konsole. „Dann waren das gerade…“ „Jup. Die Speicherkristalle mit dem Betriebssystem.“ „Verdammt…“ „Okay, Leute“, befahl Naumer, „keine Zeit zu verlieren. Ich brauche sofort jemanden im Maschinenraum, der die Batterien zuschaltet. Außerdem muss jemand dem Doc bescheid sagen, dass Abdal Hilfe braucht und will ich wissen, was an Bord noch funktioniert.“ Sein scharfer Befehlston schien in den Köpfen seiner Leute einen Schalter umzulegen. Ohne Widerspruch stürzten sie los, um die Anweisungen auszuführen. Naumer selbst stellte sich inzwischen an die Navigation. Zuerst holte einige Sternkarten der Region hervor, in der sie sich befanden und auf denen von hier aus sichtbare Fixsterne markiert waren. Dann kramte er aus einer Schublade ein Peilgerät, ähnlich einem Sextanten, heraus und ging in Richtung der nächsten Luftschleuse.

    Jules folgte ihm. „Was für ein blödes System. Hätte ich gewusst…“ „Du hast es nicht gewusst“, unterbrach er sie. „Und ganz abgesehen davon war es genau das Richtige. Die KI kontrolliert abzuschalten hätte einen ganz ähnlichen Effekt gehabt und du hast verhindert, dass das Gas uns ausknockt.“ Er öffnete einen Spind neben der Schleuse und zog einen Druckanzug heraus. „Hilf mir das Ding anzulegen, solange wir noch Schwerkraft haben.“ „Die Schwerkraft? Was ist damit?“ „Sie wird ausfallen. Die Batterien sind nicht stark genug. Was uns im Moment noch am Boden hält ist die Eigeninduktivität der Gravitationsspulen.“ Sie half ihm den Anzug anzulegen. Dann nahm sie sich selbst einen zweiten und sie gingen gemeinsam durch die Schleuse. An der Außenseite des Schiffes klinkten sie zuerst ihre Sicherheitsleinen in eine Führungsschiene ein und kletterten danach auf die Oberseite des Schiffes. Dort rollte Naumer die Karten noch einmal aus und suchte in den Sternen nach den darauf erkennbaren Konstellationen. Als er mehrere Fixsterne gefunden hatte, zückte er das Messgerät und begann über die Sterne zu peilen. „Wonach suchst du?“, fragte Jules. „Ich versuche unsere Position zu bestimmen. Wir können nicht allzu weit von unserer letzten bekannten entfernt sein. Und wenn das so ist, dann…“

    Er führte den Satz nicht zu Ende, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf seine Messung. Dann meinte er: „Heureka. Da ist es ja.“ „Was?“ „Wir sind nur wenige Lichtstunden von Stranger’s Reef entfernt.“ „Was ist das?“ „Ein Hafen der Freihändler. Wird dir gefallen. Ist nur ziemlich weit weg. Wir müssen das Signal verstärken.“ Er packte die Sachen wieder zusammen und sie gingen zurück ins Schiff. Dort war die Schwerkraft mittlerweile soweit gefallen, dass man vorsichtig sein musste, um nicht von einem einzigen schnellen Schritt mehrere Meter weit getragen zu werden. Schon an der Schleuse kam ihnen Omori entgegen. „Lieutenant“, berichtete er, „wir haben die Schiffssysteme überprüft. Wir haben nur noch die Notfallsysteme. Die Antriebssteuerung ist blockiert. Mit Bordmitteln ist da nichts zu machen.“ „Gute Arbeit. Ich hab unsere Position bestimmt. Richte die Funktransmitter auf diese Koordinaten aus und schick einen Notruf.“ Er gab ihm die Sternenkarte, auf der er ihre eigene Position und den Freihafen markiert hatte. Omori nah die Karte entgegen, nickte und eilte los.

    Unterdessen suchten Jules und Naumer nach Eulenkopf. Sie fanden den Doktor dabei vor, wie er Abdal versorgte. Als er die beiden bemerkte, sagte er: „Die gute Meldung des Tages: Er wird durchkommen. Aber wenn wir ihn nicht rechtzeitig in ein voll ausgestattetes Krankenhaus schaffen, wird er dauerhafte Nervenschäden behalten.“ „Sorgen sie einfach nur dafür, dass er stabil bleibt. Danach brauchen wir ihre Hilfe für etwas anderes. Wir setzen einen Hilferuf ab. Bei der Stärke mit der wir senden müssen, reduziert das die Zeit in der wir die Notsysteme betreiben können, auf wenige Stunden. Wir müssen also irgendwie den Sauerstoffverbrauch reduzieren.“ „Stunden? Was ist mit dem Notstromgenerator?“ Naumer zuckte mit den Schultern. „Wir haben keinen.“ „Bitte was?“ „Ursprünglich hatten wir mal einen an Bord, aber der ist ausgebaut worden, um Platz für das vordere Geschütz zu schaffen.“ Zuerst verzog der Arzt mürrisch das Gesicht, dann meinte er: „Ich kann der Crew narkotisieren. Aber nur wenn ich wach bleibe, um ihren Zustand zu überwachen.“ „Gut. Sprechen sie mit den Leuten und fangen sie an, sobald sie können. Ich werde auf der Brücke die Stellung halten.“

    Knapp drei Stunden später saß er, oder schwebte vielmehr, auf der Brücke, die Augen auf die Anzeigen des Funkempfängers gerichtet. Im kalten schein der Knicklichter waren sie die einzigen anderen Lichtquellen. Als er ein Geräusch hinter sich hörte und sich umdrehte, sah er Jules, die sich vorsichtig an den abgeschalteten Konsolen vorwärts zog. „Eulenkopf hat die letzten in Narkose versetzt. Ich hab ihm noch geholfen die Leute warm einzupacken und Handwärmer zusammen zu suchen.“ „Ich sehe er denkt mit. Hier drin wird es ziemlich schnell saukalt werden. Aber was machst du noch hier?“ Sie lächelte. Es wirkte etwas verlegen. „Ich wollte die Gelegenheit nutzen mit dir zu reden. Man hat hier an Bord nicht wirklich viel Privatsphäre.“ „Nein, das stimmt wohl.“ Sie stieß sich noch ein wenig ab, so dass sie knapp einen Meter von ihm entfernt in der Luft zum stillstand kam. „Dieses Missverständnis wegen der Navigation. Ich hab mich wie eine Idiotin verhalten.“ Er zuckte mit den Schultern. „Es war der einzig logische Schluss.“ „Trotzdem war es nicht richtig. Ich fühle mich als wäre ich viel zu schnell bereit gewesen dich zu verdächtigen.“ Er hob abwehrend die Hände. „He, ich würde mich selbst verdächtigen.“ Obwohl es ihr schien, als weiche er ihr aus, lächelte sie. Dann fragte sie direkt: „Warum machst du das alles?“

    „Was machen?“ Mit verächtlichem Tonfall sagte sie: „Kerle.“ Dann hakte sie nach: „Du weist ganz genau was ich meine.“ Nun nickte er. „Den Vertrag mit Sachleben ignorieren, O’Haare töten… Ich könnte behaupten, dass ich es für die Leute auf dem Weltenschiff mache. Sechzig Millionen Leben sind ein guter Vorwand. Aber das wäre gelogen. Ich mache es, weil ich mich wieder wie der dumme Junge von damals fühle, der nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als in einem Sturm der Begeisterung zum Wehrersatzamt zu rennen.“ Sie schwieg, ließ ihn weiterreden. Nach einer kurzen Pause sagte er: „Du weist es vielleicht nicht, aber wir haben uns vor zwanzig Jahren schon mal getroffen. Kurz vor der großen Belagerung. Ich gehörte zu einer vielen Einheiten, die sie rausgehetzt hatten, kaum dass sie mit der AGA durch waren, um kleinere Ziele anzugreifen. Wir sollten eine kleinere Gleiterwerft von Olokun zerstören. Ein Regiment Grünschnäbel ohne Luftunterstützung, schweres Material oder Flankendeckung. Und dann waren die Geheimdienstinformationen über das Ziel katastrophal falsch. Schon beim Marsch auf das Ziel gerieten wir in einen Hinterhalt und werden auf einem Hügel eingekesselt. Zwei Tage später sind der Oberst und achthundert Mann tot, die Munition geht zu Ende und wir verlieren mehr und mehr Männer durch Desertation. Ich selbst war kurz davor das Gewehr wegzuwerfen und zu versuchen zum Sternentor zu entkommen. Und dann, als sie wieder angegriffen haben, bist du aufgetaucht. Du hast mich aus der Feuerlinie gerissen, mir eine gescheuert, dass mir die Ohren dröhnten und mich angeschrieen ich solle weiter kämpfen.“

    Jules sah ihn für einen Moment nachdenklich an. Sie wusste, von welcher Schlacht er sprach. Die ursprüngliche Operation war zum totalen Desaster geraten und ST1 war mit einigen Fallschirmjägern geschickt worden das eingekesselte Regiment zu unterstützen. Aber sie konnte die Bilder, die ihr Gedächtnis ihr zeigte, nicht mit seinem Gesicht in Einklang bringen. Ob es nun ihre lückenhafte Erinnerung war, oder ob er sich so sehr verändert hatte, sie hatte Schwierigkeiten zu glauben, dass der Veteran ihr gegenüber der Rekrut sein sollte, dem sie damals das Leben gerettet hatte. Erst als sie genau hinsah, bemerkte sie die Ähnlichkeit. Ein Granatsplitter hatte dem Rekruten die linke Gesichtshälfte von der Wange bis zum Kiefer aufgerissen. Und an genau dieser Stelle trug der Söldner eine nach all den Jahren kaum noch zu sehende Narbe.

    Sie wusste zuerst nicht was sie sagen sollte, was aber auch nicht nötig war, da er weiter sprach: „Du hast mir damals nicht einfach das Leben gerettet. In dem Moment, als diese Ohrfeige mich zurück in die Wirklichkeit geholt hat, habe ich mich in die Frau verliebt, die vor mir stand. Allein deine Anwesenheit hat gereicht, damit ich mich unbesiegbar fühlte. Der Gedanke an dich hat mich die Schlachten während der Belagerung überstehen lassen. Mit den Jahren dachte ich diese Gefühle unter all der Scheiße, die mein Leben war, begraben zu haben. Aber als du dann von uns verlangt hast, dass wir losziehen, war ich auf einmal wieder der Rekrut in dieser Waldschlacht. Alles was in den letzten zwanzig Jahren passiert ist verblasst gegen die Erinnerung an das letzte halbe Jahr. Ich habe wieder das Gefühl zu leben und zu lieben. Was zählt dagegen schon ein Vertrag?“ Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch Jules erstickte seine Worte, indem sie die Hand ausstreckte, ihn sachte zu sich heran zog und ihn sanft küsste. Sie verharrten für einen Moment in der süßen Berührung. Dann löste sie sich wieder von ihm. Zuerst sah er sie sprachlos an, dann zog er einen Mundwinkel zu einem Lächeln hoch und sagte einfach nur: „Wow.“ Sie lächelte und schlang die Arme um den Körper. Die Berührung hatte ihr klar gemacht, wie kalt es mittlerweile tatsächlich war. Sie meinte: „Bin gleich wieder da.“ Dann verschwand sie kurz in Richtung der Messe, um mit einer einfachen Wolldecke zurück zu kommen. Sie kuschelte sich eng an Naumer und legte die Decke um sie beiden. Keiner von ihnen sagte dabei etwas. Sie wärmten einander nur, bis Rettung kam.

    Einige Stunden später, kurz bevor die CO2-Konzentration kritisch geworden wäre, erscholl Meldung aus den Lautsprechern des Funkgerätes. Knisternd und voller Störgeräusche – die Batterien hatten kaum noch genug Energie für das Funkgerät – war zu hören: „Raumschiff ‚Argo’, hier Shuttle AS9 von Stranger’s Reef. Wir haben ihren Notruf empfangen. Hören sie uns?“ Naumer löste sich von Jules, was sie ob der Kälte um sie herum protestieren ließ, und stieß sich in Richtung des Funkgerätes ab. Er schaltete das Mikrophon an und antwortete: „Shuttle AS9, hier ‚Argo’. Wir hören sie laut und deutlich. Gut, dass sie hier sind.“ Mit belustigt klingender Stimme antwortete der Funker des Shuttles: „Schön zu sehen, dass sich jemand freut, wenn man aufkreuzt. Wenn wir gleich bei ihnen Andocken, erwarten wir keine Waffen zu sehen. Verstanden?“ „Habe verstanden, AS9. Achtung, wir haben keine Schwerkraft an Bord. ‚Argo’ over and out.“ Er drehte sich zu Jules: „Zur Schleuse. Sie werden gleich an Bord kommen.“

    Als die Schleuse sich vor ihnen öffnete, fielen Jules und Naumers Blicke auf drei Männer und eine Frau. Drei von ihnen hielten Schusswaffen bereit und sondierten ihre Umgebung misstrauisch, während der vierte offen in der Schleuse stand und sie kurz prüfend musterte. Ein einziger Blick schien ihm zu genügen, um sicher zu sein, dass sie keinem Hinterhalt aufsaßen, denn auf seinem Gesicht zeichnete sich ein zufriedenes Grinsen ab und er machte einen Schritt auf sie zu. Er war nicht besonders groß, vielleicht ein Meter achtzig und die schlafe Haut seiner Wangen verriet, dass er einmal sehr viel fülliger gewesen war. Er war von der Statur her eher drahtig und als er auf die ‚Argo’ hinüber trat, bewegte er sich, als sei die Schwerelosigkeit sein eigentliches Element. Genau wie seine drei Begleiter trug er eine aus graubrauner Hose, bescher Weste und hellem Hemd improvisierte Uniform. Er stellte sich vor: „Ich bin Karol Semetzki, erster Maat auf der ‚Adam Smith’.“ Naumer nickte und erwiderte: „Armin Naumer, kommandierender Offizier der Besatzung der ‚Argo’. Und das…“ „Jules“, unterbrach sie ihn. „Ich bin Jules.“

    Der Freihändler grinste noch etwas breiter und reichte Naumer die Hand. „Kapitän.“ Die beiden schüttelten die Hände. „Was ist hier vorgefallen?“ „Probleme mit dem Hauptcomputer. Antrieb und Energieversorgung haben sich verabschiedet.“ „Automatisierungsversuch?“ „Jep.“ Semetzki schüttelte den Kopf. „Es ist doch immer wieder das Selbe. Wie viele Leute sind auf dem Schiff?“ „Außer uns einundzwanzig. Unser Schiffsarzt hat die meisten narkotisiert, damit wir mit dem Sauerstoff hinkommen konnten.“ „Gut. Meine Leute werden alles durchsuchen. Wenn wir alles so vorfinden, wie sie es beschrieben haben, schaffen wir ihr Schiff zum Freihafen.“ Er gab seinen drei Begleitern einen Wink, auf den hin diese sich in Bewegung setzten und im Schiff ausschwärmten. Nachdem sie ihm bestätigt hatten, dass niemand ungenanntes an Bord war, sagte der Freihändler: „Kapitän, ich bitte um die Erlaubnis ihr Schiff in Schlepp nehmen zu dürfen.“

    Jules und Naumer verbrachten den Flug auf dem Shuttle, während Eulenkopf Anfing die Mannschaft aufzuwecken. Nachdem sie einen Versorgungsschläuche zur Atmosphärenreinigung zwischen den Schiffen angebracht und Schleppkabel gespannt hatten – ein Vorgang, der insgesamt gut zehn Minuten in Anspruch nahm – war es nur eine Angelegenheit weniger Minuten den Freihafen zu erreichen. Als sie unweit der Station aus dem Hyperraum fielen, bot sich Jules ein Atemberaubender Anblick. Stranger’s Reef selbst war in einen großen Asteroiden hinein gebaut, dessen recht flache Oberseite mit zahlreichen Gebäuden übersäht war. Einige davon waren technische Einrichtungen, wie Solarkraftwerke, die der Versorgung dienten, andere einfach nur Wohnanlagen. An einer der Flanken zog sich eine Front von in den Hangar hineingebauten Hangars entlang, von denen zehn groß genug gewesen wären, um Schiffe von der Größe der Kolonieschiffe aufzunehmen, die sie vor einem halben Jahr nach Yi Shinkyō gebracht hatten. Die anderen waren in erster Linie Andockstellen für Kleinfrachter, wie Tel’taks. Um die Docks herum schwirrten dutzende Schiffe, die auf eine Möglichkeit zum Landen warteten. Es war sogar noch mehr Verkehr, als im Erdorbit. Nur das es hier ungleich chaotischer zuging. Es gab keinen Zoll, der jedes Schiff scannte und keine Flugkontrolle, die penibel auf die Einhaltung der Flugkorridore achtete. Und im offenen Raum um die Station herum war noch eine beachtliche Anzahl anderer Frachter, die offenbar nicht auf ein Dock warten wollten, dabei Waren umzuschlagen.

    Ohne auf Anweisungen der Flugkontrolle zu warten, manövrierte ihr Pilot das Schiff geschickt durch das Gewirr an Schiffen auf ein Dock zu, das zwischen zwei der großen Hangars lag. In beiden konnte Jules riesige Schiffe erkennen, deren Design noch entfernt an die Jahrtausendwende gemahnte, die aber unübersehbar Frachter waren. Beide wurden mit Raumfrachtcontainern (40m*8m*10m) beladen, von denen jedes Schiff hunderte aufnehmen zu können schien. Als er merkte, wie fasziniert sie die Schiffe betrachtete, sagte Semetzki mit stolzem Grinsen: „Die ‚Adam Smith’ und die ‚Southern Cross’. So was schon mal gesehen?“ „Nicht in dieser Qualität. Nur alte Kriegsschiffe und den Orbit der Erde.“ „Hah! Mit anderen Worten haben sie gar nichts gesehen.“ Sie dockten die Schiffe ein. Während Naumer sich daran machte Eulenkopf mit den anderen zu helfen, fragte Jules Semetzki: „Gibt es hier eine Möglichkeit das Schiff reparieren zu lassen?“ „Reichlich.“ „Es schnell reparieren zu lassen?“ „Wie schnell?“ „Am besten sofort und auf der Stelle.“ Er schnaubte amüsiert. „Unter einer Woche Wartezeit werden sie nicht wegkommen. Sie haben ja gesehen, was hier los ist.“ „Es ist sehr wichtig, dass wir zügig weiter kommen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass es um Leben und Tod geht.“ „Hm. Sehr wichtig?“ „Sie machen sich gar keine Vorstellung.“

    „Ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas höre. Sie müssen mir schon etwas mehr geben, wenn ich etwas für sie tun soll.“ Jules dachte kurz nach. Dann fiel ihr etwas ein, was sie schon fast wieder vergessen hatte. Während des Fluges nach Yi Shinkyō… „Kennen sie einen Kapitän Anton Bartok?“ „Sollte mir der Name etwas sagen?“ „Eigentlich schon. Zumindest wenn sie der hoffnungsfrohe junge Mann sind, von dem er mir erzählt hat, der ihm seine Ausbildung verdankt.“ Semetzki nickte. „Sie kennen ihn also. Was ist mit ihm?“ „Fragen sie ihn nach der Rheinländerin mit den Japanern. Er wird ihnen bestätigen, dass man uns trauen kann.“ Der Freihändler dachte kurz nach. Dann nickte er und sagte: „Also gut. Aber das braucht etwas Zeit. Ich werde dafür sorgen, dass sie für die Nacht ein Quartier bekommen.“ Er wandte sich zum gehen ab, blieb dann aber noch einmal stehen und drehte ihr den Blick zu. Mit fröhlicher Stimme sagte er: „Ich komme morgen zu ihnen. Bis dahin: Willkommen auf Stranger’s Reef. Glauben sie mir: Hier ist jeder willkommen, der die Freiheit wagen will.“

    Später, nachdem alle Söldner soweit wieder auf den Beinen waren, sie alles aus dem Schiff geholt hatten, was sie für die Nacht brauchten und man ihnen ihre Quartiere gezeigt hatte, sahen Jules und Naumer sich noch ein wenig die Station an. Auf den ersten Blick hatte der Freihafen noch Stationen, wie der Aurora, die um die Erde kreisten, ähnlich gesehen, doch beim näheren Hinsehen wurde dieser Eindruck Lügen gestraft. Das Grundgerüst der Station, also die Docks, Verladeeinrichtungen und Infrastruktur zur Schiffsversorgung, waren noch nach einem geordneten Plan errichtet worden. Doch alle späteren Erweiterungen waren willkürlich und nur mit Blick auf aktuelle Bedürfnisse hinzugefügt worden. Zudem zog die Station buchstäblich Wesen aus allen Teilen der Galaxie an. Es war ein kosmopolitisches Gewirr, in dem sich dutzende Kulturen berührten, vermischten und beeinflussten. Ein geradezu babylonisches Sprachgewirr machte die Kommunikation schwierig. In alledem konnte Jules Menschen aller Welten erkennen, aber auch Aliens, wie Serakin und Oanes, oder Kreaturen, die vielleicht einmal menschlich gewesen sein mochten, aber Mutationen aufwiesen. Die meisten schienen hierher gekommen zu sein um Handel zu treiben, und sei es auch nur, um ihr Vorräte aufzufüllen. Und die, die unlautere Absichten verfolgten, verhielten sich ruhig. Jeder, der hier her kam, wusste, dass die Freihändler nur wenige Regeln aufstellten, die vor allem Dinge wie Sklavenhandel, Mord oder Körperverletzung betrafen. Darüber hinaus hatten die Gesetze der selbsternannten zivilisierten Welten hier keine Bedeutung. Unruhestifter allerdings wurden nicht toleriert.
    Die Freiheit des Bürgers heißt Verantwortung.

    (Joachim Gauck)


    "You may belong to any religion[...] - that has nothing to do with the buisness of the state. We are starting with this fundamental principle, that we are all citizens and equal members of one state." (Sir Mohammed Ali Jinnah)

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    Jules genoss die fremden Eindrücke. Die fremdartigen Gesichter, das aggressive Chaos des großen Basars, auf dem hunderte Marktschreier ihre Waren anpriesen und die Farben und Gerüche, die alles zu einem Fest für die Sinne machten. Als sie den Markt verließ, war sie um ein paar hundert Euro ärmer, wofür sie den Grund vor allem beim Geldwechsler suchte, von dem sie glaubte, dass er sie übers Ohr gehauen hatte. Als sie fast wieder bei den Quartieren waren, sagte Naumer: „Jules, wegen dem, was auf der Brücke passiert ist…“ Sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn kampflustig. „Ich hoffe du willst mir jetzt nichts von Sauerstoffmangel oder Nahtoderfahrungen erzählen.“ Er lachte und hob abwehrend die Hände. „Nein. Ich will nur wissen warum. Ich meine du bist verheiratet.“ „Ja, so kann man die Sache sehen. Aber ich kann in Gideon immer weniger den Mann sehen, den ich geheiratet habe. Ich habe es versucht. Ich bin bereit zu glauben, dass er auch für mich so geworden ist. Aber letztlich hat er alles verraten, an das wir mal geglaubt haben. Du nicht. Vielleicht versteckst du es, aber ich habe das Gefühl, dass du immer noch daran glaubst das Richtige zu tun.“ Sie trat direkt vor ihm und legte die Arme um seine Schultern. „Mach dir keine Sorgen. Ich bereue nichts.“ Erwiderte die Umarmung und zog sie dicht an sich. Fast eine Minute später entwand sich sie seinem Griff atemlos und sagte: „Nicht so gierig. Wir sollten zurück zu den Quartieren und versuchen etwas zu schlafen. Morgen wird ein langer Tag.“

    Früh am nächsten Morgen wurden die beiden von lautem Klopfen an ihrer Tür geweckt. Davon aufgeschreckt war Jules binnen weniger Augenblicke hellwach. Sie stand auf und öffnete. Vor der Tür stand Semetzki. „Bartok bürgt für sie“, verkündete er. „Ziehen sie sich was Vernünftiges an. Sie haben in zwanzig Minuten ein Treffen mit meinem Kapitän.“ Sie weckte Naumer und Eulenkopf und machte sich fertig. Danach gingen sie zusammen zum Dock, in dem die ‚Adam Smith’ lag. Der gewaltige Freihandelskreuzer wurde immer noch beladen und es schien, als hätten die Kräne die ganze Nacht über nicht ein einziges Mal still gestanden. Semetzki führte sie in einen Büroraum am Dock, wo sie noch kurz warten mussten. Als der Kapitän eintraf, entpuppte er sich als ein Mann von knapp fünfzig Jahren, der an seiner Uniform nur aufgrund einer vierten matten Metallplakette von seinem ersten Maat zu unterscheiden war, die auf der Weste des Anderen fehlte. Er strahlte jedoch eine natürliche Autorität aus, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass er tatsächlich der Kommandant des Schiffes war. Semetzki stellte sie einander vor. Anschließend erklärte der Kapitän: „Mein Maat hat mir ihr Anliegen geschildert und meint sie hätten einen guten Leumund. Ich will ihnen gerne helfen. Aber ich muss sie darauf hinweisen, dass Reparaturen am Computersystem Wochen dauern können. Wie schnell müssen sie weiter?“

    „Nach Möglichkeit heute noch. Die Sache duldet keinen Aufschub.“ Der Kapitän verschränkte an seinem Schreibtisch die Hände und stützte das Kinn auf die ausgestreckten Daumen. Er sah die drei Fremden über seine Finger hinweg an und überlegte. Dann fragte er: „Darf man fragen, wo es hingehen soll? Im Zweifel können wir ein Schiff mit gleichem Kurs auftreiben.“ „Kyoto.“ „Oha. Wir wollen es ja nicht zu einfach machen, was?“ Eulenkopf ließ den Blick zwischen den beiden Freihändlern wandern und fragte: „Gibt es ein Problem?“ „Könnte man so ausdrücken. Die Koreaner haben Kyoto vor vier Tagen unter Blockade gestellt. Die haben fast jedes hyperraumfähige Schiff ihrer Flotte im Einsatz. Es heißt sie würden den Planeten wieder besetzen wollen.“ „Dann müssen wir umso dringender dort hin.“ Erneut schwieg der Kapitän. Dann rief er auf seinem PDA eine Datei auf und sah sie kurz durch. „Wenn sie wirklich heute schon weiter wollen, wäre der einzige Weg ihnen ein anderes Schiff zu besorgen. Wenn sie einverstanden sind, begehen wir ihres und ich schätze den Wert, für den ich es abstoßen könnte. Dann überlassen sie es mir und ich helfe ihnen zügig ein anderes zu finden.“ Jules sah ihre beiden Begleiter fragend an. Naumer meinte nur: „Ich sage wir machen es. Die Reetou können nicht ewig bei Atreos und seinen Leuten bleiben.“ Eulenkopf nickte zustimmend. „Geschwindigkeit ist unser oberstes Gebot. Ich sage ja.“

    Später am gleichen Tag hatte der Kapitän ihnen geholfen beim Kapitän der Asama Maru ein Schiff auszulösen, das jemand zuvor bei ihm verpfändet hatte. Es war eine gerade einmal fünf Jahre alte Arcova, ein schnelles Frachtschiff, das ursprünglich als militärischer Fernaufklärer konstruiert worden war. In Folge von mangelndem Absatz hatte man die Entwürfe aber abgeändert und das Schiff in einer Zivilvariante auf den Markt geworfen, die sich besser verkaufte. Um das Schiff zu bekommen hatten sie zwar die Mercurys mit drauflegen müssen, doch es entsprach ihren Anforderungen vollauf, zumal es mit einigen Upgrades versehen war, die vermuten ließen, dass der Vorbesitzer kein Freund der Zollbehörden gewesen war. Sie hatten also ihre Ladung auf das neue Schiff umgeschlagen, ihren beiden Helfen noch einmal gedankt und waren dann in Richtung Kyoto aufgebrochen. Jules hatte das Schiff dafür bewusst nicht voll auftanken lassen. Wenn sie auf den Eindruck erwecken konnten sich auf dem letzten Tropfen Treibstoff in den Orbit gerettet zu haben, so das Kalkül, würden die Koreaner sie nicht sofort wieder fortscheuchen können.

    Einen Tag später, Kyoto:

    Das neue Schiff, das Jules mittlerweile auf den Namen ‚Fidelity’ getauft hatte – einer der Söldner hatte zuerst ‚Mangusta’ vorgeschlagen, doch die meisten an Bord hatte zugestimmt, dass der Goa’uld-Krieg vorbei war – war im Hyperraum erheblich schneller, als die ‚Argo’, so dass sie Kyoto binnen eines weiteren Tages erreicht hatten. Als sie aus dem Hyperraum fielen, bot sich ihnen allerdings ein entmutigender Anblick. Drei gewaltige Schlachtschiffe, offenbar stark modifizierte BC408, der japanische Variante einer BC501, und zwei Dutzend kleinerer Kriegsschiffe blockierten den Orbit. Dazu kamen mehrere weitere Schiffe, wie Frachter, Tender und Tanker, von denen viele in ihren Frachträumen oder externen Halteklammern Raumjäger chinesischen Typs trugen. Jedes einzelne Schiff zeigte das Staatswappen Nordkoreas. Omori, der sich wie die meisten anderen auf der überraschend geräumigen Brücke des Schiffes befand, sagte nur leise: „Sie tun es tatsächlich. Sie vernichten uns.“ Jules kam nicht umhin die kaum unterdrückte Wut des Japaners zu bemerkten. „Immer mit der Ruhe. Soweit wir das sehen können, ist das hier erst mal eine Invasion und kein Genozid.“ „Vielleicht kein ethnischer und vielleicht nicht auf den ersten Blick. Aber wissen sie, was die meiner Heimat auf der Erde antun? Wenn die sich hier genauso verhalten, bleibt von unserer Kultur und Identität in ein paar Jahren nichts mehr übrig.“ Sie schmunzelte. „Ich würde die Hoffnung nicht so schnell aufgeben. McGrath meinte sie würden sie ein zweites Mal von dieser Welt jagen, wenn es nötig ist. Und außerdem sind wir auch noch da.“ Sie klopfte dem Piloten auf die Schulter und befahl: „Bringen sie uns runter. Schön langsam. Nicht das die das in den falschen Hals kriegen.“

    Kaum dass sie die Demarkationslinie von 100000 Kilometer zum Planeten, nach irdischen Konventionen die Grenze für direkte nationale Jurisdiktion, passiert hatten, fing eine Rotte Kampfflieger sie ab. Der Rottenführer schnauzte sie über Funk mit aggressivem Tonfall auf Koreanisch an. Ohne die Worte zu verstehen wusste jeder, was gemeint war: Beobachter waren nicht erwünscht. Mit einer Geste ermahnte Jules ihre Leute ruhig zu bleiben und befahl: „Schaltet jetzt die europäischen Transponder zu.“ Einen Augenblick später strahlte ihr Schiff eine europäische Registrierungssignatur ab. Sofort vergrößerten die Flieger den Abstand etwas und nach einigen Minuten meldete sich ein Offizier: „European freighter, this ist battleship ‚Soho’. You are violating an orbital blockade of the korean people’s spaceforces. Retreat, or we will be forced to capture your ship.“ „Battleship ‚Soho’, here freighter ‚Fidelity’. We are running out of fuel and not capable of jumping into hyperspace. We need to fill up our tanks.“

    Es kam keine Antwort. Nur die Flieger zogen das Netz wieder enger und aktivierten ihre Raketen. Jules fügte hinzu: „’Soho’, our flight is registred at the union’s ambassy on Phoenix. Any violation of this ship will get public.“ Für einen Moment blieb es still, dann kam die Meldung: „’Fidelety’, follow the instructions of our pilots. You will be directed to a landing pod on the surface.“ Jules schaltete das Mikro ab und sah mit einem Grinsen in die Runde. „Na, was habe ich gesagt. Und jetzt los, ab in die Verschläge.“ Mit einem Team aus fünf Mann versteckte sie sich in Verschlägen, die der Vorbesitzer des Schiffes, ein überambitionierter Archäologe mit einem Hang zum Arbeiten ohne Genehmigung, zum Schmuggeln von Fundstücken benutzt hatte. Nachdem das Schiff gelandet war, konnten sie hören, wie es von koreanischen Soldaten gestürmt wurde, die die Besatzung abführten. Jetzt hieß es darauf hoffen, dass Naumer und die anderen die Legende aufrechterhalten konnten. Sobald das Schiff wieder leer war, verließen sie ihre Verstecke. Ein Blick auf die Außenkameras verriet, dass das Schiff auf einem Feld weit außerhalb der Stadt gelandet worden war und dass nicht ein einziger Wachposten vor dem Schiff aufgestellt worden war. Stattdessen hatten die Soldaten die externen Kontrollen der Einstiegsluken mit schweren Schlössern blockiert. Dumm nur, dass die inneren immer noch funktionierten. Ein Mann blieb an Bord zurück, während Jules mit den anderen den Geländewagen nahm, der im hinteren Laderaum geparkt war, und in Richtung der Stadt verschwanden.

    Die Situation in der Stadt war, vorsichtig ausgedrückt, katastrophal. Schon vor dem erneuten Einmarsch der Koreaner war die Lage angespannt gewesen, doch als die verhassten Besatzer ihr Gesicht wieder gezeigt hatten, hatten zehntausende sich ihnen entgegen gestellt. Sie hatten die Stadt in ein Kriegsgebiet verwandelt und waren trotzdem niedergeschlagen worden, wie es in der Geschichte immer wieder passiert war, wenn Pflastersteine gegen Panzer geflogen waren. Nur in Vierteln, in denen Zellen der goldenen Chrysantheme aktiv waren, hatte es ernsthaften Widerstand gegeben, der aber deutlich schwächer ausgefallen war, als Jules es erwartet hatte. Mittlerweile kontrollierten die Koreaner fast die gesamte Stadt. Man hatte in Pjöngjang dazugelernt und die Bodentruppen unter das Kommando von General Hwang, dem Schlächter von Tokyo, der schon die größte Stadt der Erde unter Kontrolle gebracht hatte, gestellt. Hwangs Truppen durchkämmten nun schon seit zwei Tagen systematisch die Stadt und trieben alle zusammen, die potentielle Widerstandskämpfer sein konnten. Von politischen Offizieren für besonders gefährlich erachtete Personen wurden sofort öffentlich erschossen, alle anderen vor der Stadt in Lagern zusammengetrieben. Der Rest der Bevölkerung wurde indess brutal terrorisiert und daran gehindert sich irgendwie zu konsolidieren. Hwang prügelte auf die Stadt ein und würde nicht aufhören, bevor sie nicht wimmernd und unfähig wieder aufzustehen vor ihm am Boden lag.

    Sie hatten das Fahrzeug am Stadtrand versteckt und sich danach in die ‚Gewölbe’, jene halb unterirdischen Teile der Stadt, in denen sie sich bei ihrem letzten Besuch vor der Polizei versteckt hatten, durchschlagen wollen. Von einer der oberen Etagen aus hatten sie jedoch sehen können, dass die Koreaner alle größeren Zugänge mit schwer bewachten Barrikaden versperrt hatten. Hwang schien zum Schluss gekommen zu sein, dass er diesen Teil der Stadt nicht ohne massive Verluste stürmen, wohl aber belagern konnte. Sie versteckten sich also in einem Hinterhof. Einer der Männer stand auf der Straße Schmiere und Omori war losgeschickt worden jemanden aufzutreiben, der ein Treffen mit dem Widerstand organisieren konnte. Und tatsächlich meldete der Wachposten nach gut zwei Stunden: „Omori im Anmarsch. Fünf Leute bei ihm. Drei sichtbar bewaffnet.“ „Gut. Weitermachen.“ Jules gab den anderen ein Zeichen und sie verteilten sich über den Hof. Sie selbst suchte hinter einem Müllcontainer Deckung. Sie benutzte die blanke Klinge ihres Messers als Spiegel, um aus der Deckung heraus den Eingang beobachten zu können. Ein paar Augenblicke später kam Omori in Begleitung vom drei Männern und zwei Frauen. Sie erhob sich aus ihrer Deckung und richtete ihre Pistole auf die Gruppe. „Stehenbleiben.“

    Omori kam schlagartig zum stehen und hob die Hände. „Commander, sie können die Waffe runter nehmen.“ Sie sah sich die anderen Japaner – genauso gut hätten es Koreaner sein können, sie konnte die Unterschiede nicht wirklich erkennen – genauer an. Als sie einen von ihnen als Kichirou Hirata, den selbsternannten Leutnant des urbanen Widerstandes, erkannte, senkte sie die Waffe. „Gute Arbeit, Omori. Hirata, wer sind diese Leute?“ Der Leutnant trat mit einem breiten Grinsen vor und meinte: „Ich sehe sie haben mich nicht vergessen.“ Mit einer Geste auf zwei der Männer sagte er: „Das hier sind Major Karou und Leutnant Kutaragi von der Chrysantheme. Die anderen drei sind ihre Eskorte.“ Jules nickte. „Major, Leutnant, ich nehme an man hat sie informiert, wer ich bin.“ „Das hat man“, antwortete Karou. „Auch wenn ich es zuerst nicht glauben wollte. Es heißt sie seien vor fast zwanzig Jahren gestorben.“ „Lange Geschichte. Mein Hiersein hat einen sehr viel aktuelleren Grund. Ich muss zuerst wissen, wie ihre Lage ist. Ich hatte mit mehr Widerstand gerechnet.“ „Den wollten wir auch ausüben. Aber niemand hätte damit gerechnet, dass die Koreaner so schnell reagieren würden. Sie haben uns mit ihrer Invasion überfahren, bevor wir uns mobilisieren konnten. Das Gros unserer Kämpfer auf diesem Planeten versucht sich in der Wildnis neu zu formieren, aber die Blockade ist zu stark, so dass wir keine Verstärkung von außerhalb ranführen können. Unter diesen Bedingungen wird der Kampf sehr einseitig verlaufen.“ „Hm. Dann sollten sie sich freuen. Mit etwas Glück kenne ich jemanden, der ihnen helfen kann. Aber wie sie sich wahrscheinlich denken können, wäre das mit einer Gegenleistung verbunden. Hören sie zu…“

    Während Jules mit den Offizieren sprach, beobachtete Salim Faizal, der zum Wachposten abgestellte Söldner, die umliegenden Straßen. Der Treffpunkt war günstig gewählt. Hier, recht weit oben an der Flanke des Nii-Hiei konnte er die ganze Stadt überblicken und sehen, wenn jemand die Straßen heraufkam. Er hatte es sich im Schatten eines Baumes gemütlich gemacht und bearbeitete einen abgebrochenen Ast mit seinem Messer. Dabei warf er immer wieder Blicke auf die tiefer liegenden Stadtterrassen und die Straße. Es war kein schöner Anblick. Seit fast einer Stunde waren koreanische Soldaten dabei knapp fünfzig Höhenmeter und dreihundert Meter Luftlinie entfernt auf einem Platz Exekutionen durchzuführen. Grob geschätzt einhundert Leuten hatten sie schon über die Klinge springen lassen. Wer noch lebte, musste helfen die Leichen auf Lastwagen zu verladen. Mehr als einmal hatte er den Drang verspürt sich eine gute Position zu suchen und das Todeskommando für ein wenig Zielschießen zu benutzen, hatte sich aber zurückgehalten. Bei diesem Treffen ging es um jeden Bewohner dieser Welt und nicht nur ein paar Zivilisten.

    Als er wieder die Straße hinunter sah, bemerkte er eine japanische Patrouille, die die Serpentinen und Treppen hinaufkam. Er gab über Funk eine kurze Warnung durch und konzentrierte sich dann angestrengt auf Holz und Messer in seinen Händen. Als die Gruppe näher kam, traten zwei Männer an ihn heran, während die anderen die Straße hinunter alle Türen und Einfahrten kontrollierten. Einer der beiden fragte ihn etwas auf Koreanisch, woraufhin er nur demonstrativ mit den Schultern zuckte und sich mit dem Messer einmal an die Ohrmuschel tippte. Als der Soldat sich noch einmal wiederholte, zückte er seinen libanesischen Pass und hielt ihn ihnen unter die Nase. Der Soldat warf einen Blick darauf und fragte dann auf brüchigem Englisch: „There is a general curfew. What are you doing here?“ „Me? I’m stuck here, because of your blockade. And now I’m just triing zu relax an to carve a bit.“ „And what are you carving?“ Ein Blick verriet ihm, dass die Gruppe gerade auf den Hof ging, in dem das Treffen stattfand. „Well… Just an automatic rifle.“ Mit diesen Worten riss er sein unter seiner Jacke verborgen neben ihm liegendes Gewehr hoch. Schneller als die Soldaten reagieren konnten richtete er es auf einen und drückte ab. Mit der anderen Hand rammte er gleichzeitig dem zweiten das Messer ins Auge. Als beide tot zusammensanken, klappte er die Schulterstütze des Gewehrs aus, legte es an und lief auf den Hof zu.

    Nachdem Jules dem Major die Sache dargelegt hatte, sah dieser sie mit einem verständnisvollen Lächeln an, das ihr klar machte, dass seine Antwort nein war, bevor er überhaupt etwas sagte. Ausweichend antwortete er: „So etwas kann ich nicht alleine entscheiden.“ „Dann sagen sie mir wer es kann.“ „Sie scheinen sich nicht ganz…“ „Nein, sie scheinen etwas nicht zu kapieren. Ich bin hier nicht bloß eine Bittstellerin. Ich biete ihnen eine Chance diesen verdammten Krieg ein für alle mal zu ihren Gunsten zu entscheiden und so ganz nebenbei noch Millionen von Leben zu retten. Ich habe verdammt noch mal nicht viel Zeit. Also sparen sie sich ihr Getue und geben sie mir hier und jetzt eine klare Aussage. Gehen sie darauf ein oder nicht?“ „Ich könnte nur für mich selbst sprechen.“ „Gut, wenn es sein muss, überzeuge ich jeden in ihrer Organisation einzeln. Also fangen wir mir ihnen an.“ Der Major setzte dazu an etwas zu sagen, doch eine der Soldatinnen ging dazwischen. Sie trat an die beiden Offizier heran und flüsterte ihnen etwas zu. Die drei traten beiseite und unterhielten sich kurz auf Japanisch. Dann sagte der Major: „Wir sind interess…“

    Salims Warnung unterbrach ihn im Satz. Als Jules es hörte, sagte sie: „Koreaner. In Deckung.“ Sie versteckten sich wieder und warteten. Als sie die Schritte mehrerer Männer in der Einfahrt hörte, verharrte sie regungslos, ja schien sogar den Atem anzuhalten. Trotzdem hörte einer der Männer etwas, denn er ging weiter vor und rief auf Japanisch sie sollten rauskommen. Als er noch ein zweites Mal rief, zückte sie ihr Messer und schob es wieder an der Ecke vor. Sie konnte acht Mann im Durchgang erkennen. War zu schaffen. Sie rollte sich aus ihrer Deckung heraus und feuerte eine Salve auf die vorderen beiden Männer ab. Einer klappte sofort tot zusammen, dem anderen rettete seine Schutzweste das Leben. Er zielte auf sie, wurde aber nur einen Lidschlag später von einer Kugel aus Omoris Waffe niedergestreckt. Das war der Auslöser. Die anderen Soldaten reagierten und brachten ihre Waffen in Anschlag. Der Schusswechsel dauerte nur wenige Augenblicke. Die Söldner und die Japaner schossen die ohne Deckung in der Einfahrt stehenden Koreaner binnen weniger Augenblicke nieder. Als der letzte von ihnen am Boden zusammengeklappt war, richtete Jules sich auf und sagte: „Wir sollten verschwinden.“

    Auch die anderen kamen aus ihrer Deckung hervor. Der Major meinte: „Sie haben recht. Kommen sie mit, ich…“ Er stutzte, als er sah, dass einer der Koreaner noch am Leben war und seine Waffe auf die Gruppe gerichtet hatte. Reflexartig zog er seine Waffe und stellte sich vor eine seiner Soldatinnen. Bevor er dazu kam zu schießen, wurde er von sechs Kugeln getroffen. Sofort reagierten die anderen und erledigten den Koreaner endgültig. Der Major sank vor der Soldatin zusammen, wo er gestanden hatte. Der Leutnant war mit einem Satz neben den beiden und überprüfte, ob die Frau getroffen war. Dann erst ging er in die Knie und fühlte den Puls seines Vorgesetzten. Bei diesem Anblick schlossen Jules Finger ihren Griff um den Knauf der Waffe wieder fester. „Okay“, sagte sie, „ich mag es nicht verarscht zu werden. Wer ist sie?“ Zuerst sah der Leutnant sie verwirrt an und fragte: „Was?“ „Sie.“ Sie richtete ihre Waffe auf die Soldatin und sofort wollte der Leutnant sich in einem Reflex dazwischen stellen. Als er aber Jules finsteres Grinsen bemerkte, wurde ihm klar, dass er sich verraten hatte. „Schon wieder… Als erstes kann sie ihnen Anweisungen geben, dann wirft ihr Major sich für sie in die Kugel und jetzt wollen sie das gleiche machen. Für eine einfache Soldatin. Also kriegen sie die Zähne auseinander: Wer ist sie?“

    Einen Moment lang überlegte der Japaner noch. Dann antwortete er: „Sie ist Mayu, die letzte Tochter von Tenno Naruhito.“ Bei diesen Worten stellte er sich zwischen sie und Jules. Doch es wäre nicht nötig gewesen. Als sie begriff, was ihr gerade eröffnet wurde, ließ sie die Waffe langsam sinken. „Was? Wie kann das sein?“ „Wir erklären ihnen alles. Aber nicht hier und nicht jetzt. Sie hatten angedeutet sie hätten ein Schiff?“ „Ja.“ „Dann bringen sie und dort hin. Ich muss sie in Sicherheit bringen.“

    Sie hatten sich zurück auf die ‚Fidelity’ begeben und solange gewartet, bis die Koreaner die restliche Crew nach ausgiebigen Verhören wieder freiließen und das Schiff auftankten, so dass sie verschwinden konnten. Die ganze Zeit über verweigerte Leutnant Kutaragi ihnen jegliche Erklärung. „Sie werden es verstehen, wenn wir es ihnen zeigen“, hatte er gesagt. Einige Stunden später fiel ihr Schiff am Rand eines großen Asteroidengürtels in einem System, das nur wenige Lichtstunden von Kyoto entfernt lag, aus dem Hyperraum. Kutaragi übernahm hier die Funkstation und sandte eine Nachricht in den Gürtel hinein. Einige Minuten später kam ein Geschwader Kampfflieger mit japanischen Hoheitszeichen in Sichtweite. Sie formierten sich um das Spähschiff herum und eskortierten es in das Feld hinein. Nach kurzem Flug, Jules wurde langsam ungeduldig, sahen sie auf einmal, was die Japaner hier verbargen. Ein fast tausendfünfhundert Meter langer Stahlkoloss schwebte vor ihnen im All. Die Flanken trugen immer noch die aufgehende Sonne Japans und seine massive Bewaffnung erweckte den Eindruck von Unbezwingbarkeit, doch die zahlreichen Schäden, die bei näherem Hinsehen zu erkennen waren, verrieten deutlich mehr über den tatsächlichen Zustand des Schiffes. Als die ‚Fidelity’ schließlich auf dem Hangardeck aufsetzte, sagte Kutaragi: „Willkommen auf der ‚Yamato’.“

    Es dauerte etwas bis sie zu den Anführern der Chrysantheme gebracht wurden. Man zeigte ihnen einen Raum, der früher einmal ein Besprechungsraum gewesen sein mochte, in dem mittlerweile aber nur noch ein niedriger Tisch mit Sitzmatten herum stand. Der Boden war auf eine für ein Kriegsschiff unübliche Weise mit Holz vertäfelt worden und alles wirkte mehr, wie ein Raum in einem alten japanischen Herrenhaus. Dort wurden sie von zwei Männern in Uniformen des Selbstverteidigungsheeres, einem, der die Uniform der Flotte trug und einem in Zivil erwartet. Von den vieren erhob der Kapitän sich als erster, als sie eintraten, und sagte: „Frau Thora, ich möchte sie auf meinem Schiff willkommen heißen. Wir möchten uns bei ihnen für ihren Einsatz bei der Ausrüstung unserer Truppe auf Kyoto bedanken. Außerdem gab man uns zu verstehen, dass sie Fragen haben.“ „Ja. Zuallererst: Was hat das alles hier zu bedeuten? Woher kommt dieses Schiff, wer ist diese Mayu und was ist auf Kyoto los?“ Der Kapitän lächelte, setzte sich wieder und sagte: „Ich will versuchen ihre Fragen zu beantworten. Sie wissen mittlerweile, dass der Widerstand auf Kyoto sich um Abe Takenaka und seine Männer formiert hat. Das geschah noch vor unserer Ankunft hier.“

    „Wie meinen sie das?“ „Zu beginn des Krieges hatte Nordkoreas Invasion uns völlig überrascht. Wir waren nicht verteidigungsbereit und politische Spannungen mit der Allianz hatten erst kurz zuvor zum Abzug der amerikanischen Truppen geführt. Der einzige Widerstand formierte sich dadurch auf Hokkaido, wo wir fast drei Wochen zeit hatten uns Vorzubereiten. Unsere Truppen verteidigten die Insel drei Monate lang. Als die Lage schließlich aussichtslos wurde, zog der kommandierende Offizier möglichst viele Männer und die letzten Schiffe der Flotte zusammen und schickte sie nach Neu-Kyoto. Der Kern der Flotte war die Yamato. Dieses Schiff hier. Wir hatten an Bord, was noch von der Regierung übrig war, die Thoninsignien und die kaiserliche Familie. Die Koreaner jagten uns mit allem, was sie aufbringen konnten. Aber am Ende schafften wir es eines ihrer Geschwader zu zerschlagen und uns hierher zu flüchten. Während der Schlacht wurden der Tenno, der Thronprinz und die ältere Tochter getötet. Mayu, die jüngste, hat als einzige überlebt.“ „Der Verlust der Heimat war für unsere Soldaten eine Katastrophe“, erklärte ein anderer Offizier. „Dutzende Offiziere haben Seppuku begangen und die Männer hatten den Mut verloren. Prinzessin Mayus überleben war für sie ein Symbol. Sie mag zwar nicht den Thron besteigen können, aber sollte sie Heiraten könnte ihr Ehemann es. Aus ihrer Anwesenheit konnten wir Legitimation für unseren Kampf ziehen und den Männern den Glauben daran wiedergeben, dass wir Japan eines Tages wieder befreien würden. Deshalb mussten wir sie im jeden Preis beschützen.“

    „Was machte sie dann in einem Kriegsgebiet?“ Es war der in Zivil gekleidete, der antwortete: „Wir können weniger Leuten in dieser Organisation vertrauen, als wir es uns wünschen würden. Irgendwie ist an die Koreaner durchgesickert, dass sie noch lebte. Es hat ein Attentat auf sie gegeben. Wir fanden später heraus, dass dem Täter die Ausreise seiner Familie in ein Land seiner Wahl versprochen worden war. Fast jeder in der Organisation ist auf diese Art angreifbar. Also haben wir ihr einige der wenigen Männer, denen wir voll vertrauen konnten, zur Seite gestellt und sie als normale Soldatin getarnt. So konnten wir sie beschützen.“ Jules nickte. „Dann bleibt noch eine Frage. Was ist mit Kyoto?“ „Wir wurden überrascht. Außerdem befinden sich noch zehntausend unserer Soldaten auf der Yamato und wir können sie nicht in den Kampf werfen. Wir werden also abwarten müssen, bis die Koreaner ihre Blockade lockern.“ „Nein. Wissen sie, wie es in der Kolonie im Moment zugeht? Es wird niemand mehr da sein, den sie Befreien können, wenn sie so lange warten.“ „Es gibt nichts anderes, was wir tun können. Dieses Schiff ist nicht mehr zu Hyperraumsprüngen fähig. Und mit Kampffliegern wäre eine solche Schlacht nicht zu gewinnen.“ „Dann sollten sie sich anhören, was ich zu sagen habe. Ihre Probleme sind nicht so einzigartig, wie sie vielleicht denken…“


    Zwei Tage später öffnete sich im Asteroidenfeld ein Hyperraumfenster. Mehrere große Schiffe der Freihändler, die an langen Schleppkabeln das Weltenschiff zogen, kamen dicht gefolgt von den Reetou hindurch. Als sie den Hyperraum verlassen hatten, lösten sie die Kabel und sprangen wieder weg. Als sie weg waren, erwachte die Yamato aus dem Stealth-Modus. Sie fuhr ihre mächtigen Triebwerke hoch und erfasste das Weltenschiff mit ihren Schleppstrahlen. Es dauerte fast eine Viertelstunde, in der die Triebwerke auf Hauptschub liefen, das Schiff abzubremsen. Doch alles war genau durchgerechnet gewesen, so dass vorher ein ausreichend langer Korridor im Feld geschaffen worden war und es keine Hindernisse für die Schiffe gab. Als sie standen, verbanden das japanische Schiff und die Reetou sich wieder mit dem Weltenschiff, um die Energieversorgung aufzubauen.

    Während nun die Kapitäne der elf Reetouschiffe, die Offiziere des Weltenschiffes und die Anführer der goldenen Chrysantheme auf der Yamato zu abschließenden Verhandlungen zusammenkamen, trafen Jules und Atreos sich im Maschinenraum des japanischen Schlachtschiffes. Der Sucher hatte schon angefangen sich ein Bild von der Hyperantriebstechnik der neuen Verbündeten zu machen, als Jules ihn entdeckte. Sie ging zu ihm und fragte: „Na, werden sie ihn wieder ans Laufen bekommen?“ Atreos verneinte. „Nicht mit dieser Technik. Die Subraumfeldspulen sind hinüber. Aber wir können Komponenten aus den Dimensionaltransportern des Weltenschiffes ausbauen, um etwas anderes daraus zu bauen.“ „Etwas anderes?“ „Einen Quantenantrieb.“ „Würde er was taugen?“ Der alte Mann grinste breit und sagte mit einem gewissen Enthusiasmus: „Schon mal über die Möglichkeit nachgedacht ein Schiff in Nullzeit zu versetzen?“ Ihre Augen weiteten sich und er lachte fröhlich auf. „Nullzeit?“ „Oh ja. Ich wollte so etwas schon immer mal ausprobieren.“ „Was meinen sie mit ausprobieren?“ „Tja, bis jetzt existiert so ein Antrieb nur auf dem Papier, wie die Menschen sagen. Gut möglich, dass wir das Schiff dabei versehentlich in eine Sonne oder eine andere Dimension katapultieren.“

    Sie beschloss es dabei bewenden zu lassen, doch man konnte ihr ansehen, dass der Gedanke einer Triebwerksmodifikation ihr auf einmal deutlich weniger zusagte. „Und sie“, fragte er, „wie haben sie diese Leute dazu gebracht zusammenzuarbeiten?“ „War weniger schwierig, als es aussieht. Jeder hier ist auf seine Art so verzweifelt, dass er alle Angst verloren hat.“ „Aber irgendetwas müssen sie den Anführern geboten haben.“ „Ja. Den Japanern Freiheit, ihnen Leben und den Reetou Hoffnung.“ „Inwiefern Hoffnung?“ „Ihre Spezies wird seit fast einem Jahrhundert gejagt. Sei es von den Goa’uld oder anderen Mächten. Viele haben Angst vor einer Spezies, deren Reproduktionsrate mehrere hundert Mal so hoch ist wie ihre eigene, die sich von Natur aus unsichtbar machen kann und über derart fortschrittliche Technologie verfügt. Und ich kann es ihnen nicht mal verübeln. Wäre der Krieg gegen die Systemlords etwas anders verlaufen würden sie jetzt wahrscheinlich die Milchstraße dominieren. Aber im Moment sind sie für niemanden eine Bedrohung. Also habe ich die Japaner überzeugt die Reetou gegenüber der neu gegründeten Stellaren Union zu unterstützen. Wenn die es mit ihren Versprechen von Unterstützung für Flüchtlinge und Friedenssicherung ernst meinen, geben wir ihnen eine Chance das unter Beweis zu stellen und helfen ihnen eine neue Heimat zu finden.“ „Und sie selbst? So wie ich das verstanden habe sind sie in ihrer Heimat eine Hochverräterin.“ Sie schmunzelte. „Das ist in meinen Augen das Beste daran: Die Japaner garantieren mir juristische Immunität, wenn das hier klappt. Sehen sie das als zusätzlichen Ansporn diese Triebwerke zum Laufen zu bringen.“ Er hob die Hand zu einer Geste des Schwurs und sagte mit einem Grinsen: „Ich gebe mein Bestes. Aber das kann dauern.“ „Wie lang?“ „Zwei Wochen. Vielleicht drei.“ „Gut. Ich hab auf der Erde nämlich noch was zu erledigen.“ „Und was?“ „Ein paar offene Rechnungen, um die ich mich noch kümmern muss.“
    Die Freiheit des Bürgers heißt Verantwortung.

    (Joachim Gauck)


    "You may belong to any religion[...] - that has nothing to do with the buisness of the state. We are starting with this fundamental principle, that we are all citizens and equal members of one state." (Sir Mohammed Ali Jinnah)

    Meine FF:

    Laufend: 2036 - A Union at War

    Abgeschlossen: 2034 - Das neue Sternentor


  4. #4
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Ein genialer Beginn in die zweite Staffel und es ist bedauerlich, dass es schon wieder mit dem Kapitel vorbei ist.
    Ich kann nur sagen, dass du dir damit sehr viel Mühe gegeben hast und ich davon mehr als nur beeindruckt bin.

    Jules gefällt mir immer besser, sie ist einfach der Chara, an dem alles hängt und die am Ende auch das richtige macht.
    Sie gibt den Menschen Hoffnung und tritt den Bösen mit jedem Mal härter in den Hintern, wie es sein sollte.

    Und die Koreaner werden jetzt noch lachen, aber wenn es erstmal richtig losgeht, geben sie nur noch Fersengeld.

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
    Bis dann.
    Das Leben ist ein Schwanz und wir die Eier, die mitgeschleift werden.


    Meine aktuellen Fanfiction:


    TGE Combined Season 1 Fire of War:

    http://www.stargate-project.de/starg...ad.php?t=11836




  5. #5
    dumm geboren und nix dazugelernt:P Avatar von Santanico Pandemonium
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    OoO, was hat Jules denn vor? Mal ein ernstes Wörtchen mit ihrem Gatten reden?

    War jedenfalls ein tolles neues Kapitel, allerdings häufen sich hier wieder Rechtschriebfehler etc, aber werden es überleben, vor allem bei der Kapitellänge...

    Diese Stellare Union ist wohl so eine Art Vereinigung der vertriebenen Völker? Dürfte bei den Betroffenen aber für Motivationsschübe sorgen wenn sie sehen, dass sie nicht die einzigen in ihrer Situation sind.
    WEIR: ... putting your life and other people's lives at risk. You destroyed three quarters of a solar system!
    McKAY: Well, five sixths. It's not an exact science.
    WEIR: Rodney, can you give your ego a rest for one second?

    Ein Jahr später:
    Spoiler 
    CARTER: About a year ago, your brother came across an abandoned alien experiment called Project Arcturus.
    CARTER: It was an attempt to generate zero point energy.
    JEANIE: That would be virtually limitless power. What happened?
    McKAY: A slight problem. It was the creation of exotic particles in the containment field.
    CARTER: He destroyed a solar system.
    JEANIE: Meredith! (She smacks his arm.)
    McKAY: It was uninhabited!

  6. #6
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    Hallo Protheus,

    ich hab mich heute extra angemeldet um dir fuer deine hervorragende Arbeit zu gratulieren. Du hast eine wirklich fantastische Welt innerhalb des TGE-Universums geschaffen, die mitreisst und fesselt. Deine Geschichten sind eine echte Bereicherung des TGE-Universums und des SG-Multiversums. Ich denke, wenn keine rechtlichen Fragen aufkommen, koenntest du die Geschichten auch ohne weiteres Puplizieren, die Qualitaet haetten sie.

    Mit freudlichen Gruessen und voller Hochachtung
    Alexander Thomas

    Edit: Nachtrag

  7. Danke sagten:


  8. #7
    Autor der ungelesenen FF Avatar von Protheus
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    Wie der Brite sagt: The show must go on. An dieser Stelle zunächst, wie gewohnt, die Antworten.

    @Colonel Maybourne: Vielen Dank für die positive Einschätzung. Es freut mich, wenn der Einstieg in die neue Staffel gelungen ist. Es hat quälend lang gedauert dieses Kapitel zu schreiben, weil ich einen wirklich guten Anfang hinlegen wollte. Was Jules betrifft kann ich nur sagen, dass dieser Charakter genau so gewollt ist. Sie sollte mit ihren "Lösungsansätzen" einen Gegenentwurf zum STK darstellen, was sich vor allem darin äußert, dass sie keine Angst hat sich die Hände nicht nur schmutzig, sondern blutig zu machen. Die Schlacht um Kyoto wird allerdings erst im sechsten Kapitel kommen. Aber ich kann dir versprechen, dass General Hwang nicht wissen wird, was über ihn und seine Leute kommt.

    @Santanico Pandemonium: Danke für das Lob. Über Jules Pläne will ich an dieser Stelle nur soviel verraten: Es wird eine sehr julesmäßige Aktion werden. Ich bin noch am überlegen, ob ich entweder das entsprechende Kapitel entschärfen oder es mit einem Warnhinweis versehen soll. Und die Stellare Union ist das Bündnis, dessen Gründung auf Langara verhandelt wurde. Die haben sich ja tatsächlich Hilfe für schwächere Völker auf die Fahnen geschrieben. Darauf wird im folgenden Kapitel noch ein wenig eingegangen. Aber... Wenn du meine Texte so gründlich nach Rechtschreibfehlern durchsuchst, darf ich das als freiwillige Meldung für den schon lange vakanten Posten des Beta-Lesers deuten?

    @xeeleeuniversum/Alexander: Hurra, solche Kommentare bauen auf^^ Aber ich bin selbstkritisch genug, um zu wissen, dass es für eine kommerzielle Publikation nicht reichen würde. Außerdem: Würde jeder, dessen Arbeit in diesem Forum die nötige Qualität hätte, um damit zu einem Verlag zu gehen, es auch tun, würde man ziemlich schnell ziemlich arm werden, wenn man für das Lesen der Texte überall bezahlen müsste. So gesehen ein dreifaches Vivat! auf das nichtkommerzielle Veröffentlichen.

    Und noch ein herzliches Dankeschön an alle, die den Danke-Button gedrückt haben. Nun weiter zur nächsten Episode. Länge 14 Seiten, die Gedanken von Maybourne im zweiten Absatz sind Zitate aus einem Gedicht von Percy Bysshe Shelley, auf die ich keine Ansprüche erhebe. Bleiben sie uns treu, empfehlen sie uns weiter, viel Spaß beim Lesen.


    Episode 2: Die Gesetze des Kartells

    Etwas kam Harry Maybourne am Wind, der ihm ins Gesicht wehte, seltsam vor. Vielleicht war es die Tatsache, dass alle Gerüche von Pflanzen, Tieren, kurz jedweden Lebens fehlten. Vielleicht aber auch, dass er keine anderen Geräusche mit sich trug, als das Heulen in den Schluchten zwischen den Türmen. Mura. Während er seinen Blick über die kahlen Felsmassive hinweg, die sich zu seinen Füßen ausbreiteten, hin zu den Türmen der nächstgelegenen Anlage wandern ließ, überkam ihn das Gefühl etwas unglaublich Altem gewahr zu werden. Etwas, das so alt war, dass es alles Leben dieser Welt überdauert hatte. Er stand auf einem Gebäudevorsprung eines Turms, der in einer Gruppe von sechsen Stand. Knapp hundert Kilometer entfernt ragten die Türme des großen Hauptkomplexes auf. Was war diese Welt? Ein Monument für eine Vergangenheit jenseits menschlicher Vorstellungskraft? Es schien ihm, als hätten die Erbauer dieses Ortes versucht etwas zu schaffen, das die Schöpfung selbst in unendlicher Majestät überragte. Vielleicht tat er ihnen Unrecht, doch für ihn waren diese Türme ein Werk von einer Größe, zu der fast unermessliche Arroganz gehörte. Trotzdem waren sie vergessen.

    Nur noch das kahle Gerippe der Stadt ragte über allem auf, wie ein vergessenes Monument aus dem Wüstensand. „Look on my works, ye mighty and dispair.“, murmelte er leise. „Nothing beside remains, round the decay of that colossal wreck, boundless and bare, the lone and level sands strech far away.“ Die Erinnerungen, die zusammen mit diesen Versen in ihm aufstiegen ließen ihn das Gesicht schmerzlich verziehen. Er hatte das Gedicht, dessen Worte er gerade zitiert hatte, von einem Soldaten gelernt, der 2012 unter seinem Kommando gefallen war. Er schüttelte den Kopf und wandte sich zurück zum Eingang in den Turm. Gedanklich erweiterte er seine Liste der Dinge, an denen man erkannte, dass die Zeit nicht spurlos an einem vorübergegangen war, um einen weiteren Punkt. Wenn die Bilder, die in solchen Momenten vor dem inneren Auge vorüberzogen, vornehmlich solche von Tod und Krieg waren, hatte man im Leben schon zu viel gesehen.

    Im Inneren des Turmes hallten die Stimmen und der Arbeitslärm dutzender Vermessungsteams und Ingenieure wieder und erinnerten ihn an den eigentlichen Zweck seines Hierseins. Der Interimsrat, jenes Gremium von Diplomaten, das die Bildung der Stellaren Union beaufsichtigte, hatte entschieden, dass Mura zum Sitz des Rates werden sollte, der in absehbarer Zukunft über die Geschicke hunderter Welten entscheiden sollte. Was immer auch zu dieser Entscheidung geführt hatte – Harry konnte es sich nur so erklären, dass man einen neutralen Ort hatte wählen wollen, um von vornherein den Eindruck zu vermeiden ein Mitglied habe in besonderem Maße Einfluss auf die Union – sie zog unmittelbar eine Menge Arbeit nach sich. So mussten die Türme genau vermessen und auf Schäden untersucht werden, bevor man sie wieder auf irgendeine Weise nutzen konnte, eine riesige Logistik organisiert werden und gemeinsame materielle wie informationelle Standards ausgehandelt werden. Über ein Dutzend Arbeitsgruppen aus der Taufe gehoben worden, die sich um die unterschiedlichen Aspekte kümmerten. Maybourne selbst war für ein Treffen führender Militärs der Bündnispartner hier, die Vorschläge für die Aufstellung einer auf Mura stationierten Schutztruppe aushandeln sollten.

    Er durchquerte die Hallen, in denen bald das militärische Sternentor Muras stehen sollte. Der Planet sollte in wenigen Wochen zwei Sternentore erhalten. Das eine sollte unter Kontrolle der Schutztruppe stehen, das andere zur zivilen Nutzung freigegeben sein. Die Aufstellung von ersterem unterlag dabei dem STK, unter dessen Kontrolle es auch stehen würde, bis es an die neue Truppe übergeben werden konnte. Er ignorierte die Ingenieure, die dabei waren den dafür vorgesehenen Turm zu vermessen und stieg in die Gitterkabine, die als Provisorium in einen der Aufzugschächte dieser Etage eingesetzt worden war, und fuhr damit einige Stockwerke tiefer. Dort ging er zu einer der Garagen, in denen die Wagen der Fahrbereitschaft standen, mit die auf den Brücken unterwegs waren.

    Kaum dass er den militärischen Sperrbereich verlassen hatte, kamen auch schon zwei Herren im Nadelstreifen und mit teuren Aktenkoffern auf ihn zu und suchten das Gespräch. Sie versuchten dabei auch höchst würdelose Art und Weise sich am anderen vorbei zu drängeln und heischten um seine Aufmerksamkeit. Er hingegen stöhnte nur lautlos und versuchte ihnen möglichst schnell zu entkommen. Seit erste Details über im Zuge der Gründung der Union geplante Maßnahmen bekannt geworden waren, gaben sich die Wirtschaftsvertreter in den Büros der Entscheidungsträger die Klinke in die Hand. Selbsternannte Wirtschaftsweise witterten in der Standardisierung des Materials für Mura schon den Vorläufer gemeinsamer Wirtschaftsnormen, so dass jede Volkswirtschaft krampfhaft versuchte ihre Standards durchzusetzen und zu allem Überfluss hatte eine ganz andere Aussicht sie Blut lecken lassen: Geplante Investitionen im Milliardenbereich, die in den nächsten Jahren anstehen würden. Es ging um Summen, die nicht weniger waren, als der Zorn Gottes in Bar, so dass im Moment die Samthandschuhe abgelegt und die Scheckbücher gezückt wurden, um irgendwie größere Verträge an Land zu ziehen. Allein drei größere Waffenhersteller hatten in der letzten Woche versucht Maybourne zu bestechen, wurde doch von ihm erwartet in Kürze eine Empfehlung für die Ausrüstung der Mura-Schutztruppe abzugeben. Hätte er auch nur eines dieser Angebote angenommen, hätte ihn das zu einem sehr reichen Mann gemacht. Aber er war alt und anders als erschreckend viele Menschen, die einer Illusion ewiger Jugend aufgesessen waren, hatte er diese Tatsache akzeptiert. Er strebte in der kurzen Zeit, die ihm noch blieb, nicht nach Ruhm oder Reichtum. Es ging ihm vielmehr darum, welches Bild die Nachwelt von ihm haben würde. Und er hoffte, dass es das eines Mannes sein würde, der geholfen hatte der Milchstraße eine Zukunft zu geben. Er würde also tun, was unter diesem Ziel das Beste war und nicht, was ihm am meisten einbrachte.

    Er gab also den Wachposten, die an den Eingängen des Sperrbereiches standen, einen Wink, auf den hin zwei von ihnen kamen und die Lobbyvertreter abdrängten. Maybourne ging weiter in Richtung der Garage. Dort sah er, wie sein indischer Kollege, General Asrani Singh, der die zum Sternentorprogramm abgestellten indischen Einheiten kommandierte, in einen der Wagen einstieg. Er machte mit Rufen auf sich aufmerksam und beschleunigte seine Schritte, so dass er den Wagen noch erreichte, bevor der Fahrer abfuhr. Er setzte sich neben Singh in den Fond und atmete kurz durch. Dann schüttelte er die ihm angebotene Hand und fragte: „Haben sie auch die Arbeiten inspiziert?“ Der Inder nickte. Ein Lächeln huschte ihm dabei über das von einem dichten, schwarzen Vollbart eingerahmte Gesicht. „Ja. Ich habe mir angesehen, was die Eurondaner in den Flugdecks an der Spitze des Turms machen. Ihre Jägertechnologie soll ja herausragend sein.“ Harry nickte. „Ich habe davon gehört. In Berichten alter Sternentormissionen ist von Maschinen die Rede, die per Gedankenkontrolle gesteuert werden. Sicher, die gehörten den Rassisten, die Vaselov damals aufgemischt hat, aber mit etwas Glück haben unsere Verbündeten die Technologie bei Kriegsende erbeutet.“

    Das Lächeln des Inders verriet, dass seine Gedanken in genau die gleiche Richtung gingen. Sie sprachen noch über verschiedene andere Themen, während der Fahrer den Wagen mit hoher Geschwindigkeit über die Brücke zum Hauptkomplex lenkte, wo das Treffen der Militärs stattfinden sollte. Harry sah dabei aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft. Nach einiger Zeit, sie waren inzwischen fast auf der Hälfte des Weges angelangt, murmelte er schließlich: „Ich muss zusehen, dass ich hier verschwinde. Dieser Planet macht mich depressiv. Was wollen wir überhaupt hier?“ „Was zieht uns hierher? Eine interessante Frage. Ein Grund ist sicherlich, dass unsere neuen Verbündeten von dem Archiv erfahren haben, das eure Soldaten hier gefunden haben. Aber ich sehe noch einen wichtigeren Grund.“

    Harry drehte sich wieder zu Singh um, der mit der Linken nacheinander seinen Turban, den eisernen Reif, den er am rechten Arm trug, und den gebogenen Dolch an seinem Gürtel berührte. „Warum trage ich die Symbole der Khalsa offen zur Schau? Nicht weil es eine Vorschrift ist oder weil ich um Bewunderung heischen will, sondern weil ich andere zum Nachdenken anregen will. Ich will ein Zeichen setzen. Und genau das machen wir hier. Ja, der gemeinsame Einsatz für die Flüchtlinge und für Stabilität in der Milchstraße ist wahrscheinlich noch wichtiger. Aber Mura ist trotzdem unverzichtbar. Wir wissen beide, wie der Mensch denkt. Was ihn wirklich antreibt sind seine Emotionen, nicht die Ratio. Aber er kann große und komplexe Entwicklungen nicht emotional begreifen. Deshalb machen wir diese Welt zu einem Symbol für die ganze Entwicklung. Wir geben ihm ein Zentrum, auf das er schauen kann, in dem er die Union sehen kann. Wir gehen ihm einen einzigen Ort, ein einziges Symbol, das er betrachten und in das er seine Hoffnungen legen kann. So können wir tatsächlich etwas bewirken und verändern.“

    Er nickte. „Etwas bewirken… Ich hoffe es. Aber die Galaxie scheint mehr daran interessiert uns Steine in den Weg zu werfen.“ „Wie meinen sie das?“ Harry griff in die Innentasche seiner Uniformjacke und zog seinen PDA hervor. Er rief einen darauf gespeicherten Bericht auf und reichte Singh das Gerät. „Drei Erschließungsprojekte für Flüchtlingskolonien wurden überfallen. Die Angreifer konnten bis jetzt noch keiner bekannten Gruppe zugeordnet werden. Aber sie sind koordiniert und professionell vorgegangen.“ Singh las die entsprechenden Abschnitte im Bericht schnell durch, dann sah er mit einem Stirnrunzeln zu Harry und fragte: „Ausgebildete Militärs?“ „Zumindest sind sie paramilitärisch organisiert. Aber alle Berichte über die Überfälle kommen von Zivilisten, so dass die Einschätzungen nicht wirklich verlässlich sind.“ „Wie wurden die Projekte verteidigt?“ „Ein kolonialer Sicherheitsdienst. Die Angreifer haben sich immer an die Ziele mit der geringsten Präsenz an Verteidigern gehalten.“ „Habt ihr schon Abwehrpläne?“ Harry schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Wie sie wissen, ist das Gros des Regiments im Moment in einer Operation gegen die Aschen gebunden und die Kommandoteams haben nicht genug Personal übrig, um bei allen gefährdeten Projekten gleichzeitig in ausreichender Stärke aktiv zu sein.“

    Singh nickte. Vor wenigen Tagen hatte der Flug einer europäischen Fregatte durch Aschen-Territorium die Militärs beider Seiten alarmiert. Die Aschen-Hegemonie zählte zu den wenigen Militärmächten des bekannten Raumes, die eine ernsthafte Bedrohung für die Erdmächte darstellte. Und obwohl mittlerweile feststand, dass die verantwortlichen Soldaten durch ihr eigenmächtiges Handeln sehr viel größeren Schaden abgewehrt hatten, hielt das Säbelrasseln beider Mächte, der Aschen wie Europas, die in die Vorgänge Eingeweihten im Moment in Atem. „Ich habe mit General Fayolle und Admiral Ciliax gesprochen, aber Korps und Flotte stecken in einer ähnlichen Lage. Das Heer verfügt im Moment nur über sechs Korps, deren Einheiten raumverlegbar sind. Jedes einzelne davon ist im Moment anderweitig gebunden. Und Ciliax will die Marineinfanterie in Reserve halten, falls es tatsächlich zum Krieg mit den Aschen kommt. Alles was er mir zugestehen würde, wären Schiffe.“ „Mit welcher Truppenstärke wurden die Angriffe ausgeführt?“ „Jedes Mal ungefähr 150 bis 200 Mann. Dazu einiges an Schiffen.“ „Wie viele Schiffe könnte eure Flotte stellen?“ „Bis jetzt war von zweien die Rede.“ „Gut. Ich werde Ghatak-Teams und ein weiteres Schiff anfordern. Damit sollten alle Standorte geschützt werden können. Und wenn diese Bastarde sich wieder zeigen…“

    Zwei Tage später, irgendwo im Perseus-Arm:

    Ungläubig starrte Philippe Abrams auf den Maschinenkern. Er zückte seinen Handscanner und wollte ihn anschalten. In allerletzter Sekunde zögerte er. Sein Finger verharrte nur eine Haaresbreite über dem Schalter. Er sah zum leitenden Techniker, der neben ihm stand. Der Mann grinste ihn breit an und tätschelte die Maschine dabei mit einer Hand, wie ein braves Kind, dass ohne Furcht den prüfenden Blicken eines strengen Lehrers standhielt. „Ihr habt wirklich Stücke aus der Kernhülle entfernt?“, fragte der Franzose mit ungläubig klingender Stimme. Der Techniker zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab das Metall gebraucht um ein Leck im Luftaufbereiter zu reparieren.“ „Im Luftaufbereiter?“ „Jep.“ „Mit radioaktiv verstrahltem Material?“ Offenbar amüsiert über Abrams Naivität, aber nicht im geringsten von Schuldbewusstsein geplagt, antwortete der Mann: „Wieso? Es hatte doch nur 130 Kerel.“ 130 Kerel. Aus dem Maßeinheitensystem der Goa’uld umgerechnet in SI-Einheiten machte das umgerechnet in die Äquivalentdosis… 2, 5, 7, einer im Sinn… Merde, ging es ihm durch den Kopf, das hatten sie die letzten drei Tage eingeatmet? Plötzlich wollte er gar nicht mehr wissen, wie hoch die Werte in diesem Raum waren.

    Fast schon hastig steckte er den Scanner wieder ein und ging einige Schritte vom Kern zurück. Er war sich in diesem Moment sehr sicher, dass die schwarzen Punkte im Gesicht des Mannes keine Leberflecken waren. „Wird sie einen weiteren Sprung überstehen?“ „He, ich halte dieses Schiff seit mehr als zwanzig Jahren ohne Ersatzteile am Laufen. Da schaffen wir auch noch einen weiteren Sprung.“ Abrams nickte, wandte sich ab und verließ den Maschinenraum mit hastigen Schritten, unter dem Gelächter der Techniker. Auf dem Korridor nahm er tatsächlich den Scanner zur Hand und überprüfte die Umgebungsstrahlung. Als er das Ergebnis sah, beschloss er, dass sie so schnell wie möglich wieder von Bord verschwinden sollten. Er folgte dem Gang bis zu einem Lift, der ihn auf das Oberdeck bringen konnte. Er musste sich dabei immer wieder zwischen Besatzungsmitgliedern hindurch drängeln. Er wusste mittlerweile, dass mehr als dreitausend Leute an Bord dieses Schiffes lebten. Es war ein uralter Kreuzer, der vor Jahrhunderten einmal vom Volk der Tobin gebaut worden war. Er war über einem weniger Entwickelten Planeten abgestürzt, dessen Bewohner jedoch in der Lage gewesen waren ihn wieder flugtauglich zu machen. Als die Ori schließlich die Sternentore vernichtet hatten und ihre Welt bedrohten, hatten sie den Kreuzer in ein Flüchtlingsschiff verwandelt.

    Sie hatten sich zum gegenseitigen Schutz schnell mit anderen Schiffen zusammengeschlossen und mit der Zeit wuchs der Verband zu einer Flotte von mehr als fünfhundert Schiffen heran, auf denen schätzungsweise – genaue Zahlen hatte niemand, da immer wieder Leute starben oder neue hinzukamen – 1,2 Millionen Flüchtlinge lebten. Die Situation der Flotte war seit Jahren angespannt. Nur wenige Welten verfügten über die Ressourcen oder die Technologie, um die Flotte versorgen zu können und die, die es konnten neigten in diesen Tagen dazu eifersüchtig zu beschützen, was sie hatten. Nach fast zwanzig Jahren, in denen Kriege und Verfolgung sie ständig in Bewegung gehalten hatten, hatten dutzende Kapitäne kurz davor gestanden sich mit ihren Schiffen Systemlord Dumuzi anzudienen, wenn er nur half die Mägen der Besatzung zu füllen. Um einer solchen Revolution durch die Kapitäne zuvor zu kommen, hatte die Führung der Flotte die Absichtserklärungen der Stellaren Union sofort beim Wort genommen und sich mit den noch auf Langara tagenden Diplomaten in Verbindung gesetzt. Bevor die Organisation sich auch nur Ansatzweise hatte konsolidieren können, durfte sie nun also schon zeigen, dass es ihr Ernst war.

    Abrams verließ den Lift auf dem Oberdeck, unweit der Brücke, wo er auf Guv, Asena und Corinna traf, die auf dem Korridor vor dem Büro des Kapitäns, der zugleich ranghöchster Befehlshaber der ganzen Flotte war, auf Nicole warteten. Sie begrüßten ihn freundlich und Asena wollte wissen: „Na, wie steht es um das Schiff?“ „Die wichtigsten Systeme scheinen soweit funktionstüchtig zu sein. Die Flotte kann aus eigener Kraft springen. Aber bevor wir irgendjemanden von diesem Schiff runter lassen, müssen alle durch die Dekontamination.“ „Wie meinst du das?“ Abrams erzählte von den hohen Strahlungswerten. Asena nickte und machte sich eine entsprechende Notiz, die er an den verantwortlichen medizinischen Dienst weiterleiten würde. Dann sagte er: „Die Stichproben auf den anderen Schiffen waren auch positiv. Damit sollten wir soweit fertig sein, wenn unsere furchtlose Anführerin mit ihrem Standesgenossen gesprochen hat. Mit etwas Glück sind wir pünktlich zum sechsten Januar wieder auf der Erde und erleben noch ein zünftiges russisches Weihnachtsfest.“

    Corinna und Abrams seufzten bei diesem Gedanken. Im STK waren für die Dauer der russischen Weihnachtstage keine Missionen angesetzt. Nachdem für die meisten Soldaten unter Maybournes Kommando der letzte freie Tag etwas mehr als ein halbes Jahr zurück lag, war diese Pause vor allem für die Truppenmoral dringend nötig. Jetzt mussten nur noch die Aschen über die Feiertage die Füße still halten. „Ich freue mich drauf“, sagte Corinna. „Nach Russland kommt man zwar nicht der Küche wegen, aber das Festessen soll recht anständig sein. Was wollt ihr über die Tage machen?“ Sie fingen an über ihre Pläne für die freien Tage zu fantasieren. Pläne wagte es niemand auch nur in Gedanken zu nennen, weil sie wussten, dass noch nie ein Schlachtplan eine Begegnung mit dem Feind und noch nie eine Freizeitplanung die Begegnung mit der Realität überstanden hatte. Als Abrams an der Reihe war, versuchte er zuerst sich um eine Antwort zu drücken, was Corinna nur anstachelte nachzuhaken. Als er es dann allerdings sagte, blieb ihr vor Schreck die Sprache weg, während die beiden anderen Männer überrascht lachten.

    Nicole hatte unterdessen ihre Besprechung mit dem Anführer der Flüchtlingsflotte beendet. Sie hatte mit ihm einen Zeitplan ausgehandelt, der der Union genug Zeit ließ eine Welt für die Kolonisation vorzubereiten und die nötigen Ressourcen für diese Gruppe bereit zu stellen. Eigentlich war so etwas Arbeit für Diplomaten, aber angesichts schlechter Erfahrungen, die das STK damit gemacht hatte zivile Vertreter zu derartigen Besprechungen zu schicken – nicht weniger als fünf verschiedene Gruppen hatten 2035 unabhängig voneinander versucht Diplomaten festzuhalten und Lösegeld zu erpressen – hatte man sie geschickt. Eine Stimme aus den sinisteren Tiefen ihres Bewusstseins versuchte zwar ihr einzuflüstern, dass das bedeutete, dass man sie für entbehrlich hielt, doch sie ignorierte diesen Gedanken beflissentlich, als sie das Büro verließ. Vielmehr gestattete sie sich ein selbstzufriedenes Lächeln. Sie hatte die Gespräche auch ohne langwierige Ausbildung auf Diplomatenschulen zum Abschluss gebracht. Wenn man im diplomatischen Korps nicht aufpasste, würde sie dort jeden arbeitslos machen.

    Breit grinsend und mit lässigen Schritten verließ sie das Büro. Sie ging direkt in Richtung des Ringraumes und befahl ihrem Team beiläufig: „Abmarsch. Die Flotte hat sich gemeldet. Wir werden in zehn Minuten abgeholt.“ Auf dem Weg sonnte sie sich noch etwas im Gedanken heute ihren Teil zu etwas Großem geleistet zu haben. Als sie schließlich an der Ringplattform ankamen, merkte sie allerdings, dass Guv und Abrams aufgeregt über etwas diskutierten. Sie wandte sich den beiden zu und fragte: „Gibt es ein Problem?“ Es war Asena, der antwortete. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, trat er neben Abrams, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Der Oberfeldwebel hat vor in naher Zukunft zu heiraten.“ Fröhlich überrascht fragte Nicole: „Oh! Wer ist die Glückliche?“ Etwas zögerlich antwortete Abrams: „Jean Mellér.“ „Me…“ Sie stutzte, als ihr klar wurde, von wem die Rede war. „Das ist doch einer der…“ Abrams nickte, dieses Mal etwas selbstsicherer. „Einer der Ingenieure, die für die Untersuchung der außerirdischen Technologie zuständig sind.“ Für einen Moment war Nicole wie vor den Kopf gestoßen und verstand, warum Corinna so schweigsam gewesen war. Ihre, vorsichtig ausgedrückt, schwierige Einstellung zu diesem Thema, machte es ihr ungleich schwieriger diese Erkenntnis zu verarbeiten. Nach einigen Sekunden sagte sie schließlich „Herzlichen Glückwunsch“, um dann noch hinzuzufügen: „Sind wir zur Hochzeit eingeladen?“

    Abrams lächelte und wollte etwas sagen, doch Guv kam ihm zuvor: „May be that you are the smart guy here, but once listen to me: If you know, what is best for you, you let it be.“ „Guv?“ Der Engländer hob abwehren die Hand und meinte: „Hey, don’t mistake this. He shall marry who he want’s, but I cannot just stand beside, while he makes such a mistake.“ „Wovon reden sie?“ „They want to marry at a nuelist church.“ „Und?“ Er wollte etwas erwidern, hielt dann aber kurz inne, wobei er den Blick niederschlug, bevor er auf Deutsch weiter sprach, was zeigte, wie wichtig ihm dieser Punkt war. „Die Nuelisten sind nicht nur ein komischer New-Age-Haufen mit einer Hohepriesterin, die lustige Predigten hält. Selbst wenn sie nicht das seltene Kunststück hinbekommen hätten von allen sechs großen Weltreligionen als Ketzer angesehen zu werden: Diese Leute sind gefährlich.“ „Ähm… Es ist eine Kirche, Guv.“ „Vielleicht nennen sie sich so. Aber ich habe verdammt noch mal schon auf der anderen Seite des Gesetzes gestanden und dabei erlebt, wozu diese Leute fähig sind.“ In diesem Moment steckte jemand von der Schiffsbesatzung den Kopf durch die Tür und teilte mit, dass das Schiff, das sie abholen sollte, in Reichweite der Ringe war. Nicole sah zu Guv und Abrams und meinte: „Schieben wir das kurz auf.“

    Sie trat auf die Ringplattform. Sobald die anderen bei ihr waren, wurden die Ringe aktiviert und die Welt um sie herum schwand in einem Lichtblitz. Nur einen Lidschlag später standen sie im Ringraum eines anderen Schiffes. Die Ausmaße des Raumes machten ihr sofort klar, dass sie nicht auf dem Kurierschiff waren, das sie eigentlich hatte abholen sollen. Dann sah sie den in weißen Lettern an der Wand prangenden Namen ‚Lamotte-Piquet’. Nach kurzem Kramen in ihrem Gedächtnis fiel ihr ein, dass die Lamotte eine Fregatte der ‚Tordenskjold’-Klasse war, dem Arbeitstier der europäischen Kampffregatten, einer Klasse, der ihre kompakte Bauweise und starke Bewaffnung den Spitznamen Bulldogge eingebracht hatten. Sie begriff, dass aus den Feiertagen in Wolgograd wohl nichts werden würde und sah sich um. Einen Augenblick später trat ein Mann in Flecktarnuniform und purpurnem Barett in die geöffnete Tür zu den Korridoren. Seine dunkler Teint wies ihn als aus südlichen Gefilden stammend aus und die Insignien der Uniform zeigten, dass er Inder war. Er salutierte und sagte mit Blick zu Nicole: „Willkommen an Bord. Ich bin Major Raju Ghai, indische Fallschirmjäger.“ Das Team erwiderte den Gruß. Nicole sagte: „Major Nicole Degenhardt, Sternentorkommando. Ich bin etwas verwirrt. Was machen wir hier?“ „Wir werden ihnen alles erklären. Folgen sie mir bitte.“

    Kurz darauf saßen sie zusammen mit gut vierzig Indern im großen Besprechungsraum der Fregatte. Ghai trat vor die Truppe und erklärte den Grund für ihr Hiersein. Er berichtete von den Angriffen auf die Erschließungscrews, fasste das wenige zusammen, was über den Feind bekannt war und erklärte Maybournes Plan, um die Angriffe zu unterbinden. „Im Moment“, so sagte er, „stehen zusammen mit uns drei Einheiten an Schlüsselpositionen bereit, um einzugreifen, sollten die Angreifer sich wieder zeigen. Laut den Befehlen wird Major Degenhardt das Kommando haben.“ Er sah zu Nicole. „Major, wie lauten ihre Befehle?“ Sie erhob sich und nickte ihm zu. „Danke Major. Die Befehle sind klar. Es sind die des Generals. Wir unterbinden diese Angriffe unter allen Umständen.“ „Der Status des Gegners ist ungeklärt“, warf ein indischer Leutnant ein. „Behandeln wir sie als Kombattanten?“

    Sie dachte kurz nach. Dann meinte sie: „Das überlasse ich ihrem individuellen Urteil, auch wenn ich nicht glaube, dass die Haager Landkriegsordnung hier draußen Gültigkeit besitzt. Ich weis nur eines: Diese Leute haben eine zivile Mission, deren Natur eindeutig zu erkennen war und sich nicht einfach nur mit Plünderungen begnügt, sondern auch unsere Leute verschleppt, wenn sie sie nicht gleich an Ort und Stelle getötet haben. Ich hasse sie für das, was sie getan haben. Ich bin nicht groß genug, um keinen Hass zu kennen, aber groß genug, um mich dafür nicht zu schämen. Ich werde sie nicht töten, wenn sie sich ergeben, aber wenn sie es nicht tun, werde ich sie auch nicht schonen. Major Ghai, machen sie ihre Männer einsatzbereit. Sammeln in einer Stunde im Hangar.“ Ghai nickte. „Wie sie befehlen, Major.“ Er brüllte einen Befehl auf indisch und die Versammlung löste sich auf.

    Eine Stunde später fiel die ‚Lamotte-Piquet’ aus dem Hyperraum. Es gehörte zu Maybournes Plan, dass das Schiff drei Erschließungsteams überwachen sollte, von denen jedes seine Kommunikationsausrüstung benutzte, um ein ständiges Funkfeuer auszustrahlen, dessen Erlöschen ein sofortiges Signal zum Sprung dorthin war, so dass die Fregatte am Überschneidungspunkt der Sendebereiche Stellung bezogen hatte. Zur gleichen Zeit hatte Nicole die Soldaten im Hangar zu einer Inspektion antreten lassen. Als sie die Reihe abschritt, sich von jedem Waffe und Munition zeigen ließ und mit routinierten Blicken die Ausrüstung kontrollierte, kam sie nicht umhin zu bemerken, dass man sich bemüht hatte ihr gute Leute zu schicken. Die Ausrüstung der Inder mochte weniger fortschrittlich sein – ihre Rüstungen boten deutlich weniger Schutz, ihre Waffen verschossen noch Hülsenmunition und da es schien, als wollten sie bewusst auf Sensoren verzichten, mussten sich im Kampf allein auf ihre eigenen Sinne verlassen – doch die Art, wie sie damit hantierten, machte deutlich, dass sie sehr gut wussten, was sie taten. Nach der Inspektion erlaubte sie den Soldaten wegzutreten, befahl aber, dass sie augenblicklich einsatzbereit sein mussten, falls es Alarm gab.

    In den nächsten Stunden schien sich das Vorurteil zu bestätigen, dass das Leben des Soldaten größtenteils aus Warten bestand. Es dauerte einige Zeit, bis im ganzen Schiff auf einmal wieder das leise Heulen und Zittern zu spüren war, das verriet, dass die Triebwerke auf Vollschub hochgefahren wurden. Nur einen Augenblick später befahl eine Durchsage des Kapitäns klar Schiff zum Gefecht. Nicole saß zu jenem Zeitpunkt auf einer Munitionskiste im Hangar. Sie hatte sich von einem Besatzungsmitglied auf Freiwache ein Damespiel ausgeliehen und gegen Corinna gespielt. Als ihr praktisch gleichzeitig mit der Durchsage von der Brücke gemeldet wurde, dass die Arbeitsmannschaft auf P2M-033 angegriffen wurde, sprang sie auf und griff nach ihrem Gewehr. Sie schmiss dabei das Brett um und schenkte dem spöttischen Grinsen ihrer Freundin, die gerade dabei gewesen war das Spiel zu gewinnen, keine Beachtung. Per Funk rief sie alle Soldaten in den Hangar. Binnen zwei Minuten waren alle zusammengelaufen. Hektische Aktivität brach aus, als jeder seine Waffe durchlud und sie einander in die Sprunggeschirre halfen und die Sauerstoffmasken aufsetzten. Wenig später merkte man an einem leichten Ruck, der durch das Schiff ging, dem das Heulen der Waffen folgte, dass sie den Hyperraum verlassen und in den Kampf eingegriffen hatten.

    Der Kapitän ließ das Schiff augenblicklich in die obere Mesosphäre des Planeten eintauchen. Die Aufzüge auf die oberen Decks wurden versiegelt und am Hangartor flammten rote Warnlichter auf, die niedrigen Außendruck signalisierten. Nicole wandte sich noch einmal an das Team. Sie musste Brüllen, um den Countdown für die Öffnung des Tores zu übertönen: „Wir gehen in der Nähe der Koloniekerns runter. Sobald sie unten sind, schwärmen sie aus und sichern sie die Kolonie!“ Sie machte eine kurze Kunstpause, in der sie demonstrativ ihr Gewehr durchlud. Dann erhob sie noch einmal die Stimme: „Die Menschheit soll sich daran erinnern, dass fünfzig Helden hier und heute die Zukunft gerettet haben! Schreiben wir Geschichte!“ Die Soldaten antworteten mit einem lauten Kampfschrei, der im Lärm des sich öffnenden Hangartors und der entweichenden Atmosphäre unterging. Aber Nicole verstand ihn trotzdem. Dann drehte sie sich in Richtung des offenen Tors, rannte los und sprang.

    Ein Orbitalsprung war ungleich intensiver, als ein gewöhnlicher Fallschirmsprung. Selbst bei High-Altitude-Sprüngen lagen die Absprunghöhen selten über 12000 Meter. Ein Orbitalsprung bedeutete fast siebzig Kilometer freien Falls. In den ersten Sekunden war die Atmosphäre dabei noch so dünn, dass man den Sturz kaum kontrollieren konnte. Als sie Widerstand durch die Atmosphäre spürte, drehte Nicole sich kurz um, um einen Blick auf den Rest der Einheit zu werfen. Alle Soldaten waren ihr im Abstand von wenigen Sekunden gefolgt und sie fielen nun in einer über fast drei Kilometer gezogenen Linie dem Planeten entgegen. Die Fregatte hatte für einen Moment über ihnen verharrt, um ihre Position mit ihren Schilden abzuschirmen, dann wieder beschleunigt und sich in den Kampf mit der Angriffsflotte gestürzt. Von ihrer Position aus konnte Nicole mindestens zwei Hatak und einige kleinere Schiffe erkennen, die sich dem europäischen Schiff entgegen warfen. Sie hatten noch keine erkennbare Gefechtsformation eingenommen, was zeigte, dass das plötzliche Auftauchen der Eingreiftruppe sie völlig überrascht hatte.

    Sie drehte sich wieder um behielt die Höhenanzeige ihres HUD im Auge. Langsam wurde der Widerstand stärker und sie spürte, wie die Reibung, die ihr immer schnellerer Fall erzeugte, es in ihrer Rüstung immer wärmer werden ließ, so dass sie anfing zu schwitzen. Die ersten Orbitalspringer hatten noch spezielle Schutzanzüge aus hitzebeständigem Material tragen müssen, um nicht zu verglühen. Neuere Rüstungen sollten der Hitze von sich aus standhalten. Trotzdem glaubte Nicole zu sehen, wie die Keramikversiegelung der Panzerplatten teilweise weggebrannt wurde. Ihr Herz begann zu rasen, als die Wolkendecke immer näher kam und sie hörte über Funk einen der Soldaten laut jubeln. Sie konnte es ihm keineswegs verübeln. Kaum etwas anderes ließ Blut und Adrenalin so in den Adern toben. Auf zehn Kilometern Höhe öffneten sie kleine Lenkschirme, die den Sturz kaum abbremsten, es aber erlaubten mit guter Genauigkeit den Kurs zu kontrollieren. Dann, knapp zweitausend Meter über Grund, lösten sie ihre Gleitschirme aus. Zuerst einen kleineren, der die Geschwindigkeit nahezu halbierte – ein abrupteres Abbremsen hätte schwere Verletzungen verursachen können – und dann auf knapp achthundert Metern den eigentlichen Schirm, der sie sicher aufkommen ließ.

    Am Boden warf Nicole den Fallschirm ab, nahm das Gewehr vom Rücken und lief zu einem großen Findling, der im Feld stak und die nächste mögliche Deckung darstellte. Sie wartete, bis der Rest des Teams bei ihr war, dann warf sie einen Blick in Richtung Kolonie. Der Koloniekern, von dem sie gesprochen hatte, war nichts weiter, als ein provisorischer Raumhafen aus Fertigbauteilen, um den herum sich die Wohncontainer des Erschließungsteams befanden. Er wurde benutzt, um das Material und die Maschinen einzufliegen, die für den Bau einer kolonialen Infrastruktur gebraucht wurden, auf der die spätere Bevölkerung aufbauen konnte. Nicole konnte von ihrer Landezone aus zwei Tel’taks erkennen, von denen eines auf einem der Landefelder stand, während das andere mit einem Al’kesh über der Kolonie schwebte. Sie warf einen Blick in die Runde und deutete dann auf eine kleine Ansammlung von Lager- und Wohncontainern, die am Rand der Wiese standen, auf der sie gelandet waren. „Wir sichern die vorgeschobenen Gebäude. Corinna, sobald dort jemand seine Visage sehen lässt, der nicht zu uns gehört, niederhalten.“ Die Soldatin, die ihre Railgun für diesen Einsatz gegen ein Maschinengewehr getauscht hatte, nickte, „Dann los.“

    Sie verließen die Sicherheit, die der Felsen versprach und liefen los. Auf dem offenen Feld boten sie ein leichtes Ziel, so dass Nicole einmal mehr für dankbar für die Tatsache war, dass sie eine Rüstung trug, als auf halbem Wege um sie herum Kugeln in den schweren Lehmboden einschlugen. Die Infrarotsensoren ihres Helms registrierten das Mündungsfeuer von sechs Waffen aus Richtung der Container. Corinna schien sie ebenfalls bemerkt zu haben, denn sie verlangsamte ihre Schritte um besser zielen zu können und drückte ab. Ihre Waffe heulte auf und pumpte in rasender Kadenz Kugeln in Richtung der Ziele. Nicole und die anderen nutzten die Atempause, die ihnen dadurch verschafft wurde, und sprinteten so schnell sie konnten weiter. Nicole drehte sich auf den letzten Schritten, so dass sie mit dem Rücken gegen den ersten Container prallte, und schob sich vorsichtig an der Wand entlang. Während Corinna immer noch kurze, gezielte Salven feuernd auf sie zukam, bewegten sie sich so um den Container herum.

    Dabei fingen sie zwei Gegner ab, die offenbar das gleiche im Sinn gehabt hatten, um Corinna zu flankieren. Asena, der die Spitze übernommen hatte, schoss sie nieder. Nicole fiel auf, dass diese Gegner zu einer der zahllosen paramilitärischen Gruppen zu gehören schienen, die in den letzten Jahrzehnten versuchten die erfolgreichen Taktiken zu kopieren, mit denen die Erde die Goa’uld geschlagen hatte. Sie trugen schlichte Projektilwaffen, die man wohl am ehesten als Maschinenpistolen bezeichnen konnte, und einfache Schutzwesten aus dick ausgepolstertem Stoff, wie Nicole sie nur aus Mafiafilmen über die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts kannte. Zudem trugen sie Einheitsabzeichen, die in der Tradition der Jaffa als Tätowierungen im Gesicht getragen wurden. Ihr Erscheinungsbild wäre auch ohne die Einschusslöcher, die dort zu sehen waren, wo die Sturmgewehre des ST-Teams die Schutzwesten zu reinen Talismanen reduziert hatte, schon schäbig gewesen und ihr wenig diszipliniertes Verhalten verriet, dass sie nur selten ernst zu nehmenden Gegnern gegenüber gestanden hatten.
    Die Freiheit des Bürgers heißt Verantwortung.

    (Joachim Gauck)


    "You may belong to any religion[...] - that has nothing to do with the buisness of the state. We are starting with this fundamental principle, that we are all citizens and equal members of one state." (Sir Mohammed Ali Jinnah)

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    Auf dem Hof, den die Container bildeten, trafen sie schließlich auf weitere Gegner, die Deckung gesucht hatten, um Corinnas MG-Feuer zu entgehen. Sofort rissen sie ihre Gewehre hoch und schossen. Nicole erledigte vier eng beisammen stehende Männer, übersah aber drei andere, die ihr sehr viel näher standen. Einer richtete seine Maschinenpistole auf sie und feuerte, während die beiden anderen sie im Nahkampf niederringen wollten. Doch bevor sie sie zu fassen bekamen, ging Asena dazwischen. Er schlug einem den Ellenbogen ins Gesicht, so dass er zurücktaumelte und warf sich mit voller Wucht gegen den anderen, den er so gegen eine Containerwand rammte. Dabei zog er sein Messer und stach es ihm in den von der Weste ungeschützten Halsansatz. Nicole erschoss die beiden noch stehenden. Guv hatte unterdessen vier Männer erschossen und sich danach auf zwei weitere gestürzt. Den einen setzte er mit einem wuchtigen Hieb außer Gefecht, der ihn von den Füßen riss, so dass er regungslos liegen blieb. Der andere hatte das Pech nach Guvs erstem Hieb noch zu stehen. Es entbrannte ein kurzer Schlagabtausch zwischen den beiden, an dessen Ende Guv ihn gepackt hatte und ihm mehrmals mit solcher Wucht die gepanzerte Faust gegen das Gesicht rammte, dass es zur Unkenntlichkeit geprügelt war.

    Die letzten noch lebenden Gegner suchten ihr Heil in der Flucht. Nicole lud ihr Gewehr nach und ging dann langsam durch die Anlage. Misstrauisch suchte sie alles mit Blicken ab, das Gewehr dabei an der Schulter, den Lauf nach oben gerichtet. Plötzlich glaubte sie aus einem Container hinter sich Geräusche zu hören. Sie fuhr herum und konnte sich erst in der allerletzten Sekunde beherrschen nicht alles zu durchlöchern. Sie wusste, dass die Kugeln ihres Gewehrs das dünne Metall, aus dem die Behälter bestanden, einfach durchschlagen konnten. Sie richtete ihre Waffe auf den Ausgang des Containers und brüllte: „Rauskommen!“ Nichts passierte. Sie signalisierte Abrams, der angelaufen gekommen war, die Tür zu öffnen. Der Franzose nickte und stellte sich neben die Tür. Er sah noch einmal zu Nicole. Auf ihr Nicken hin betätigte er den Öffnungsschalter. Die Tür glitt zur Seite und Nicole machte einen Satz hindurch. Als sich hastig im Raum umsah, hörte sie einen erstickten Schrei. Sie richtete ihr Gewehr in die Richtung und sah einige Leute, die in einer Ecke kauerten. Sie erkannte, dass es keine Söldner waren. „Wer sind sie? Aufstehen!“ Die drei kamen ihrer Aufforderung sichtlich verängstigt nach. Nun erkannte sie, dass sie zur Agrarmannschaft des Erschließungsteams gehörten. Sie nahm ihre Waffe sofort runter und sagte: „Major Degenhardt, Eurokorps. Keine Sorge, sie sind jetzt in Sicherheit.“

    Ihr war selbst klar, wie absurd dieser Satz klingen musste. Sie ging zu den Leuten und öffnete das Helmvisier. „Sind sie in Ordnung?“ Ein grobschlächtig wirkender Mann, den sie auf ungefähr fünfzig Jahre schätzte, nickte und sagte: „Ja.“ Langsam schienen sie sich wieder zu beruhigen. „Die Arbeitsmannschaften sollten achtzig Leute stark sein“, meinte sie. „Wo ist der Rest?“ „Ich weis es nicht. Wir waren bei der Landvermessung, als sie kamen. Wir haben noch gesehen, wie die Sicherheitsleute versucht haben möglichst viele Leute runter zum Raumhafen zu bringen.“ „Gut. Wir machen uns auf den Weg dorthin.“ Sie zog ihr Reservefunkgerät und hielt es dem Mann hin. „Schließen sie die Tür und verhalten sie sich ruhig. Wenn was ist, erreichen sie mich hiermit auf Kanal elf.“ „Danke.“ Sie verschloss ihren Helm wieder und verließ den Container.

    Vom Raumhafen aus beobachtete derweil ein auf dem Dach des Gebäudes des Sicherheitsdienstes stehender Mann die Landung der Europäer. [„Da sind sie ja“], murmelte er. [„Glaubt ihr, dass sie dabei sind?“], fragte ein anderer. Der Mann lachte. [„Hellsehen kann ich leider nicht, Ceiros. Aber es sind Soldaten von Tau’Ri. Das reicht mir für meine Zwecke. Macht die Bombe scharf.“] Der andere gehorchte und kniete neben einem Sprengkörper nieder, dessen Hülle noch die Stars and Stripes zeigte. Süße Ironie, dass die Tau’Ri durch eine ihrer eigenen Waffen sterben würden, die sie während ihres Krieges gegen die Goa’uld verloren hatten. Es hatte ihn einige Mühe gekostet die Bombe zu beschaffen und zu verstehen, doch nun wusste der andere, wie man sie aktivierte. Und mehr noch: Er hatte sie durch angereichertes Naquada verstärken können. Als er fertig war, sah er zu dem Mann auf und nickte. Dieser legte daraufhin noch eine Kommunikationskugel auf die Bombe und rief dann das in der Luft befindliche Frachtschiff, um sie abzuholen.

    Gleichzeitig hatten Major Ghai und seine Männer ihre Gegner bis zum Hafen zurück getrieben. Hier hatten diese versucht sich zu verschanzen. Einer seiner Leute hatte das gelandete Tel’Tak mit einer gut gezielten Flugabwehrrakete außer Gefecht gesetzt, während das zweite jemanden aufgesammelt zu haben schien und danach die Flucht angetreten hatte. Nun versuchte der Pilot des Al’Kesh auf einem der Landefelder runter zu gehen, um die überlebenden Männer aufzunehmen. Ghai, der im Moment hinter den ausgebrannten Überresten eines Geländewagens in Deckung gegangen war, wollte nicht wagen den Bomber abschießen zu lassen, solange er über dem Raumhafen stand. Doch wenn er landete… Er wagte einen Blick in Richtung des Raumhafens. Die Raketenschützen hatten keinen guten Schusswinkel und den Koloniekern zu umgehen, könnte zu lange dauern. Blieb nur der eine, geradlinige Weg mitten hindurch. Über die staubigen Wege, zwischen den von Schrammen und Dellen, die eine Geschichte davon erzählen konnten, auf wie vielen Welten diese Aufbaumannschaft schon gewesen war, übersäten Containern hindurch. Ungefähr hundert Meter weiter und dann auf die Dächer… Er aktivierte sein Funkgerät und befahl: „Havildar Bhasin, sie müssen die Raketentrupps auf die Container am Ende der Straße bringen. Nageln sie dieses Al’kesh am Boden fest. Halten sie sich bereit, wir sorgen für Deckungsfeuer.“ Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Verstanden, Major. Halten uns bereit.“

    Ghai warf noch einen kurzen Blick zu Bhasin, dessen Trupp die Raketenwerfer führte. Der Havildar kauerte an der Ecke eines Containers gute zehn Meter entfernt und wartete auf das Signal. Ghai lud sein Gewehr noch einmal nach und sagte dann an die Soldaten seines Trupps gerichtet: „Es geht los, Ghatak.“ Er richtete sich hinter der Deckung auf und machte sich schussbereit. „Konzentriert das Feuer auf die Maschinengewehre. Angriff!“ Die weiter den Weg hinunter stehenden Männer begannen massiertes Sperrfeuer auf jeden Gegner zu richten, den sie ausmachen konnten, während Ghai und mehrere andere vorwärts stürmten. Sie schafften es zu den anderen Schützen zu kommen. „Bereithalten… Los! Bhasin, Vorwärts!“ Nun gehörte er zu denen, die Deckung gaben, während mehrere Männer des Schützentrupps und die Raketenschützen vorrückten. Die meisten schafften es. Auch Bhasin schlidderte noch zu Ghai in Sicherheit. Doch einer der Raketenschützen wurde von mehreren Kugeln erwischt. Getroffen und vor schmerzen schreiend blieb er auf dem Weg liegen. Ghai fluchte und Bhasin sagte: „Wir müssen zuerst diese Maschinengewehre loswerden.“ Der Major nickte mit grimmigem Gesichtsausdruck. Die Maschinenpistolen des Feindes waren gegen moderne Rüstungen praktisch nutzlos, doch wie als hätten sie es geahnt, hatten sie auf einem der Container und vor dem Gebäude der Sicherheit zwei Maschinengewehre aufgestellt, die zwar mehr Ähnlichkeit mit vorsintflutlichen Mg08 hatten, das miese Pulver in ihren Patronen allerdings durch ein absurd starkes Kaliber ausglichen. Sie hatten schon einen Mann dadurch verloren. Bald zwei, wenn sie den Verwundeten nicht rausholten.

    Doch genau darauf spekulierten die MG-Schützen. Kaum dass der indische Soldat getroffen zusammengebrochen war, hatten sie ihr Feuer eingestellt und warteten darauf, dass seine Kameraden versuchten ihn zu holen. Doch glücklicherweise waren Ghais Männer diszipliniert genug, um nicht kopflos zu dem Verwundeten zu stürzen. Er dachte fieberhaft nach. Wie kamen sie an diese MG-Nester ran? Er rief sich in Erinnerung, was er beim Absprung von der Umgebung gesehen hatte. Er erinnerte sich an einen breiten Bachlauf, der am Hafen vorbei lief und Deckung bieten konnte. „Havildar, übernehmen sie hier. Geben sie denen ordentlich Feuer. Ich kümmere mich um die Maschinengewehre.“ Bhasin bestätigte und Befahl Deckungsfeuer in die Straße hinein. Ghai lief los. An einem der MGs versuchte der Schütze ihn aufs Korn zu nehmen, doch er war zu schnell. Er rannte in die Deckung auf der anderen Straßenseite. Dort befahl er einem Soldaten: „Naik, kommen sie mit.“ Die beiden liefen zurück zum Rand der ‚Siedlung’, falls man die Ansammlung von Wohncontainern, Lagerräumen und Werkstätten so nennen wollte, zum Bachlauf.

    Das Gewässer war nicht besonders tief, so dass man auf allen vieren hindurchwaten konnte. Am Rand schwammen Pflanzen in einem dichten Teppich auf dem Wasser und der Geruch ließ zumindest die Vermutung zu, dass einige Abwässer des Raumhafens eingeleitet wurden. Ghai zwang sich alles das zu ignorieren und legte sich das Gewehr über die Schultern. Er zog den Riemen fest, damit es nicht hinunterrutschen konnte. Dann stieg er ins Wasser. Die Überböschung war niedrig, so dass er und der Naik auf allen Vieren voran kriechen mussten, um nicht gesehen zu werden. Sie bewegten sich so schnell es ging, ohne sich durch Geräusche zu verraten. Aber glücklicherweise übertönte die Schießerei zwischen Bhasin, seinen Leuten und den Maschinengewehren alle leiseren Geräusche. Als sie ungefähr auf Höhe der Maschinengewehre waren, warf er einen vorsichtigen Blick über die Böschung. Ein einzelner Wachposten behielt die Flanke im Auge. Er hatte sie noch nicht bemerkt. Ghai signalisierte dem Naik die Wache auszuschalten und zog sich die Böschung empor. Flach auf dem Boden kroch er bis zum Container. Dort sah er ein Messer durch sein Sichtfeld fliegen, das den Wachposten am Hals erwischte und zusammenbrechen ließ. Er gab Bhasin ein kurzes Signal, dass er hinter einem der MGs war. Dann nahm er sein Gewehr, pflanzte sein Bajonett auf und kletterte auf den Container. Er überrumpelte die drei Männer, die im Nest saßen, völlig. Er stach einen mit dem Bajonett nieder. Einen anderen, der mit dem Messer auf ihn los wollte, ließ er mit einem Schritt zur Seite an sich vorbei taumeln und versetzte ihm einen Tritt, der ihn vom Container herunter fallen ließ. Der dritte sprang ihn mit bloßen Händen an. Er verlor sein Gewehr, schaffte es aber dem Mann einen Hieb in die Magengrube zu versetzen, der fast zusammenklappen ließ. Dann packte er ihn am Hinterkopf und rammte ihn mit dem Gesicht auf sein hochgezogenes Knie, bevor er ihn auch vom Dach schmiss.

    Als Herr des Schlachtfeldes blieb er allein in der Stellung zurück. Er nahm eine Granate vom Gürtel und warf sie in das Nest vor dem Sicherheitsgebäude. Die Explosion schleuderte einen der Schützen hinter der provisorischen Barrikade hervor und tötete zwei weitere. Die anderen Soldaten nutzten die Gelegenheit nun und stürmten auf das aus Fertigbetonplatten errichtete Gebäude zu, das als einziges in der Kolonie für längere Zeit errichtet schien. Jemand schoss noch mit einer Maschinenpistole aus einem der Fenster, doch ein Scharfschütze brachte ihn schnell zum Schweigen. Ghai sprang vom Container auf die Straße und schloss sich seinen Leuten an, als die das Haus stürmten. Es bestand im Inneren im wesentlichen aus einem einzigen Raum, der von den Arbeitern als Versammlungsort genutzt worden zu sein schien. Zwei Tote, die von der Explosion hinein geschleudert worden waren, lagen am Ende einer Spur aus Blut und Gedärm knapp drei Meter hinter der Tür und ein weiterer hing tot am Fenster. Nur ein einziger, schwer verletzter war noch am Leben. Er hatte sich auf einen Stuhl geschleppt und nestelte nervös am Verschluss seiner Waffe. Als die Inder den Raum stürmten, ließ der die MP fallen und zog stattdessen eine Granate. Ghai tötete ihn mit einem Kopfschuss, bevor er sie entsichern konnte. Er sah sich um. Aus irgendeinem Grund hatten sie diesen Ort besonders hart verteidigt. Es schien, als hätten sie einen in die Wand eingelassenen Tresor knacken wollen. Er ging zu dem Panzerschrank. Das noch darin liegende Geld und der Schnaps zeigten, dass sie nicht hinter dem Inhalt her gewesen waren. Er tastete ihn von innen ab. Dabei entdeckte er, dass der Tresor einen doppelten Boden besaß. Er hebelte die aufgelegte Platte mit dem Messer heraus und förderte ein Eingabefeld zu Tage. Daneben saßen ein Mikrophon und ein Lautsprecher. Auf Verdacht hin betätigte er den neben dem Mikro sitzenden Schalter und fragte: „Hört mich jemand?“

    Nicole und ihr Team erreichten den Raumhafen, als Ghai gerade die Maschinengewehre ausgeschaltet hatte. Sie sah, wie einige seiner Leute auf umliegende Container kletterten und Raketenwerfer in Anschlag brachten. Offenbar wollten sie das Al’Kesh an der Flucht hindern. Als sie das Gebäude der Sicherheit betrat, sah sie den Major gerade von einem offen stehenden Tresor zurücktreten. Nur einen Augenblick später wurde auf einmal ein Teil des Fußbodens unter ihm eingefahren und der Blick auf einen Leiterschacht freigegeben. Ein Mann in der Uniform der Sicherheitsfirma kletterte mit einer MP9 im Anschlag heraus. Als er die Soldaten sah, lächelte er erleichtert und rief etwas in den Schacht hinein. Kurz darauf kamen andere Leute heraus. Ihr Aussehen verriet, dass sie zum Aufbauteam gehörten. Einer der Sicherheitsmänner, der die Rangabzeichen eines Captains trug, kam auf sie zu und nahm Habachtstellung ein. „Good to see you Major“, sagte er mit deutlichem britischem Akzent. „I’m glad we don’t have to share the fate of the other raided teams.“ „Me too. What happened here?“ „Well, we were warned, cause of the attacks on the other Teams. That's why I gave order to do some emergency training. That helped everyone to act quick enough, to allow us bringing thirty people in our vault. Normaly we’re storing our weapons in it, but we would have been able to survive some days down there.“ „Good reaction. Are there other survivors?“ „I don’t know. We ordered everyone who did not make it here to abscond to the nearby forests. It’ll turn out, how many made it.“ „Well done. Stay inside this building and secure the doors. We’ll search the surrounding for remaining hostile forces.“

    Sie verließ das Gebäude wieder und befahl auszuschwärmen und alles noch einmal zu durchsuchen. Während die Soldaten sich verteilten, blieb sie vor dem Gebäude stehen und horchte einmal in den Funk der Flotte rein. Was sie hörte, ließ sie Grinsen. Offenbar hatte noch eine zweite Fregatte, die ‚de Ruyter’, ins Gefecht eingegriffen. Sie warf einen Blick zum Himmel und sah, wie dutzende Wrackteile in der oberen Atmosphäre verglühten. Der Kampf im Orbit verlief offenbar noch um einiges einseitiger, als die am Boden. Sie wurde aus diesen Gedanken gerissen, als Abrams, der das Dach des Sicherheitsgebäudes hatte überprüfen wollen. sich auf einmal bei ihr meldete. „Major, kommen sie sofort zu mir. Ich habe hier etwas gefunden.“

    Mit zügigen Schritten ging Nicole zurück ins Gebäude und die Wendeltreppe hinauf, die der einzige sichtbare Weg nach oben war. Das Haus war als einziges in der Kolonie zweistöckig, so dass sie einen guten Blick bis hin zu ihrer Landezone hatte, als sie den Kopf durch die Dachluke schob. Sie sah sich um und sah Abrams, der vor einem auf dem Dach liegenden Gerät kniete. Sie runzelte die Stirn und kletterte hoch. Als sie sah, was der Franzose gefunden hatte, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. „Ist es das, wofür ich es halte?“ „Wenn sie es für eine amerikanische Mark3 Atomwaffe halten, dann ja.“ Sie deutete auf kleine Metallbarren, die an der Außenseite aufgeschweißt waren. „Und das?“ Er sah sie mit einen verzweifelten Lächeln an. „Waffenfähiges Naquada?“ Der Schreck ließ ihr die Farbe aus dem Gesicht weichen. Sie erinnerte sich dumpf an Tests ähnlicher Waffen während ihrer Dienstzeit im ersten STK. Trotzdem fragte sie, wohl eher um Zeit zu schinden: „Das bedeutet was?“ „Das wir besser sehr weit weg sind, wenn dieses Ding hochgeht.“ „Wie weit?“ „Hm… Ich weis nicht… Frankreich hatte ungefähr 1500 Kilometer von Nord nach Süd, oder?“ Sie warf einen Blick auf den Countdown der Waffe. Es blieben noch vier Minuten. Zu wenig zum entkommen, zu viel um schon an den Tod zu denken. „Können sie sie entschärfen?“ „Mit diesen Dingern wollten die Amerikanern auf dem Rückzug Sternentore sprengen. Die sind so gebaut, dass sie sich nicht deaktivieren lassen.“ „Versuchen sie es trotzdem.“

    Abrams murmelte leise Verwünschungen vor sich hin und öffnete eine Abdeckung an der Waffe. Nicoles Blick fiel indess auf das Kommunikationsgerät, das darauf lag. Als sie es hochhob, wurde es aktiv. Zuerst wurde die Kugel nur halb durchsichtig und sie hörte Stimmen. „Ist das Ding an, Ceiros?“ „Einen Moment noch… Jetzt.“ In der Kugel erschien ein Gesicht, an das sie sich nur allzu gut erinnerte. Ein Jahr war es her, dass sie durch das Fenster einer Luftschleuse auf dem Castellum Stellae in seine wütenden Augen gestarrt hatte. „Sie“, entfuhr es ihr. Sie öffnete ihr Visier, so dass er ihr Gesicht sehen konnte. „Major Degenhardt“, rief er erfreut aus. „Es hätte nicht besser kommen können. Eine wunderbare Ironie, dass gerade sie Teil meiner Rache werden.“ „Was wollen sie“, fragte sie den Verbrecherfürsten, dessen Drogenkartell sie damals im wahrsten Sinne des Wortes gesprengt hatten, mit gefährlich ruhiger Stimme. „Was ich will? Diese letzten Worte, die wir miteinander wechseln werden, in vollen Zügen genießen. Ich habe ja in den letzten Monaten viel von ihnen gehört, Major. Auf vielen Welten wird ihr Name nur noch leise und mit versteckter Ehrfurcht ausgesprochen. Sie sind zu einer Symbolfigur für die Tau’Ri geworden, die wahnwitzig genug sind zu versuchen dieser Galaxie ihre Ordnung aufzuzwingen. Ich hatte immer den Eindruck, dass so einer Reputation mehr gehört, als nur kämpfen zu können. Also will ich ihren Scharfsinn auf eine kleine Probe stellen. Wer meinen sie führt normalerweise ein großes Verbrecherkartell an?“

    „Ein von allen respektierter Anführer?“, mutmaßte sie. „Der, der den meisten Profit macht? Der Schweinehund, der am lautesten knurrt und sich so durch Furcht die Loyalität der brutalsten Kerle sichert, die für ihn alle anderen auf Linie halten?“ Der Verbrecher klatschte zweimal in die Hände. „Wundervoll. Auf seine Art: Alles richtig. Und sehen sie, genau so einer war ich. Ich war der, der den Kassa-Schmuggel kontrollierte, den Handel mit wertvollen Sklaven und der von jedem Verbrechen zwischen Chulak und Dakara einen Anteil erhielt. Das war ich, bis fünf Tau’Ri meinen Sternenpalast verwüsten. Unter den Augen von einem halben Dutzend Geschäftspartnern, die ich geladen hatte.“ Auf seinen Zügen erschien ein sehr grimmiges Lächeln. „Es war mein Absturz. Aber heute werde ich diese Schande ausmerzen. Ich bin Handel eingegangen, habe Versprechen gemacht, gelogen und Verführt. Und das alles nur, um Tau’Ri herausfordern zu können. Ich wusste, dass sie ihren besten Kämpfer schicken würden und dass diese kümmerlichen Plünderer, denen ich etwas von reicher Beute erzählt habe, keine Gegner sein würden. Und in wenigen Augenblicken habe ich meine Rache. Und wenn sie vernichtet sind, wird mein Name wieder gefürchtet werden.“ „Was erwarten sie von mir? Dass ich sie um Gnade anflehe?“ „Nein. Ich erwarte von ihnen, dass sie sterben. Wir sehen uns im Totenreich.“

    Mit diesen Worten beendete er das Gespräch. Wütend warf Nicole das Kommunikationsgerät von sich und sah zu Abrams. Der zuckte nur mit den Schultern, während der Countdown immer weiter lief. Nicole dachte kurz nach, dann funkte sie die Schiffe im Orbit an. „Landungstrupp an Flotte. Major Degenhardt hier. Hat eines ihrer Schiffe Asgard-Transporter an Bord?“ Es dauerte einige Sekunden, bis die Antwort kam. „Major, hier Fregatte ‚de Ruyter’. Unser Schiff ist mit Transportern ausgerüstet.“ „Gut. Peilen sie mein Funkgerät an und expedieren sie in zehn Sekunden alles im Umkreis von einem Meter darum möglichst weit weg ins All.“ Sie klemmte das Gerät unter eine Verstrebung an der Hülle der Bombe und ging zusammen mit Abrams auf Abstand. Sekunden später verschwand sie zusammen mit einem Teil des Daches und einem Schmetterling, der im falschen Moment am falschen Ort war, in einem Lichtblitz. Einige Sekunden lang geschah nichts, doch dann sah man eine gewaltige Explosion am Himmel. Mit verträumtem Gesicht betrachtete Nicole das schillernde Farbenspiel am Himmel und sagte zu Abrams: „Irgendwie… schön, nicht wahr?“ Er nickte. „Wie sagte Oppenheimer: Gleich dem Glanze des Herrlichen.“

    Drei Tage später auf einem Planeten, irgendwo im Perseus-Arm:

    Kalighat war nie ein Ort für Gerechte gewesen. Auch zu Zeiten, zu denen die Goa’uld Kali von ihrem Thron auf dieser Welt aus ihre Jaffa sandte, um die Galaxie zu erobern, waren die prächtigen Tempel und Paläste nicht mehr als Fassaden gewesen, die die Grausamkeit der Herrin dieser Stadt verbargen. Nun hatte jemand der großen Statue der zehnarmigen Göttin, die in der Bucht vor der Stadt stand und von der Macht der Herrin hatte künden sollen, die Augen herausgeschlagen. Die Zerstörerin war blind. Und mit dem verschwinden ihres strengen Blickes war die Maske der Kriegerehre von den Gesichtern der Jaffa gerissen worden, die diesen Ort beherrscht hatten. Sie hatten die Menschen von Kalighat brutal unterdrückt und gezwungen wieder Waffen für einen neuen Krieg zu fertigen, mit dem sie die Führung der Jaffa-Nation an sich hatten reißen wollen. Doch dieses Mal hatten die Menschen sich gewehrt. In der ‚Nacht der Tränen’, wie man sie auf vielen Welten der Jaffa mittlerweile nannte, erhob sich das Volk, stürmte die Paläste der Jaffa und erschlug jeden, der zu finden war. Die Stadt war frei gewesen, doch die neuen Volksregierungen waren schwach und ziellos gewesen. So hatten neue Herren die Macht übernehmen können. Verbrecher, die der Stadt ihre Gesetze aufgezwungen hatten. So war Kalighat zur Stadt der Unmoral geworden.

    Die Brücke, über die Nicole und die sie begleitenden Soldaten in die Stadt gekommen waren, war mit Reliefen der Patrizier geschmückt, die die Macht für sich beanspruchten. Die Aggressive Meeresluft in der Bucht hatte sie schon nach wenigen Jahren konturlos und verschwommen werden lassen. Stattdessen hing an einem Baum neben der Brücke ein Strick, für jeden unvorsichtigen Fremden, der die Gesetze der Kartelle nicht respektierte. Aber genau diese Gesetze zu brechen war ihre Absicht. Sie gingen durch eine enge Marktstraße, wie es sie zu hunderten in der Stadt gab. Die exotischen Eindrucke interessierten sie jedoch genauso wenig, wie die Waren, die die Händler feilboten. Es gelang ihr im Gedränge den Stand auszumachen, zu dem zu gehen man ihr aufgetragen hatte. Wie in den Anweisungen beschrieben ging sie zum Händler und kaufte etwas Bestimmtes. Als sie sich wieder vom Stand abwandte, löste sich ein Mann aus der Menge und kam auf sie zu. „Sind sie die Frau, von der Senator Lions gesprochen hat?“, wollte er wissen. Nicole nickte. „Der Mann, den sie suchen versteckt sich im Tempelhügelviertel.“ Er reichte ihr einen Lageplan. „Das Haus ist hier markiert.“ „Irgendwelche Wachen?“ „Ein Dutzend, vielleicht ein paar mehr. Nichts was dem Senat Schwierigkeiten bereiten dürfte.“ Nicole lächelte und verzichtete darauf zu erwähnen, dass sie nicht zum Senat gehörten. „Ich hoffe ihre Informationen sind verlässlich.“ Der Man gab einen verächtlichen laut von sich. „Glauben sie mir, der Senator bezahlt gut genug für Verlässlichkeit.“ Sie steckte den Zettel ein und ging mit einem erneuten Lächeln zu ihren Leuten zurück.

    In dieser Nacht lernte der Verbrecher aus dem Sternenpalast, wie weit der Arm derer, die er herausgefordert hatte, tatsächlich reichte.
    Geändert von Protheus (23.10.2009 um 22:21 Uhr)
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  10. #9
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Interessantes Kapitel, bei dem wieder mal zu sehen ist, wie weit die Arme von gewissen Organisationen reichen.
    Aber das sicher noch gar nichts im Vergleich zu den Mafiakartellen auf der Erde, wo es eine Spur verschlagener zugeht.
    Und das Maybourne nicht auf der Kohnliste von irgednwelchen Waffenhändlern stehen will, dass kann ich auch gut verstehen.
    Bis dann.
    Das Leben ist ein Schwanz und wir die Eier, die mitgeschleift werden.


    Meine aktuellen Fanfiction:


    TGE Combined Season 1 Fire of War:

    http://www.stargate-project.de/starg...ad.php?t=11836




  11. #10
    Master Sergeant Avatar von Jack-ONeil
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    Echt geniales Kapitel. Da sieht man, das man manche Geschwüre ausmerzen muss, bevor sie nervend werden. Die haben sich wohl mit den Falschen angelegt und werden jetzt wohl oder übel das zeitliche Segnen. Ich hab eigendlich erwartet, das es jetzt mit Jules weiter geht, aber das war auch sehr interessant. Der Techniker auf den Schiff wahr auch ein wenig Wahnsinnig. Nimmt Material vom Maschinenkern und setzt es beim Luftaufbereiter ein. Ich will gar nicht wissen, wie Verstrahlt das Schiff ist. Die Leute auf den Schiff werden sicher eine sehr kurze Lebenserwartung haben.

    bis zum nächsten Mal

  12. #11
    dumm geboren und nix dazugelernt:P Avatar von Santanico Pandemonium
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    klasse Kapitel, allerdings war das mit dem A-Bomben wegbeamen irgendwie vorhersehbar, jedenfalls war das mein erster Gedanke um das Teil loszuwerden.
    Außerdem ist dieser liebe Bösewicht jetzt nicht nur tot sondern auch selten dämlich. Einen solch großen Aufwand zu treiben um eine Naquadahverstärkte Erdwaffe zu beschaffen um dann einen mickrigen Kolonialplaneten zu pulverisieren? Selbst wenn SG1 oder sonst wer drauf ginge sehe ich da kein vernünftiges Nutzen-Aufwand-Verhältnis. Der Idiot hätte da einiges mehr bewirken können mit so nem Teil.

    Diese Flüchtlingsflotte erinnert ja irgendwie an BSG, allerdings haben sie doch noch ein wenig Kontakt zu anderen Menschen gehabt. Aber dieser Maschinist oder wer das war hat ja echt ein Rad ab, verstrahlte Materialien in die Lebenserhaltungssysteme einzubauen. Tzzz....
    Aber vllt haben sich die Menschen über die Zeitn ja daran gewöhnt und sind dagegen immun, falls das überhaupt möglich sein kann?
    WEIR: ... putting your life and other people's lives at risk. You destroyed three quarters of a solar system!
    McKAY: Well, five sixths. It's not an exact science.
    WEIR: Rodney, can you give your ego a rest for one second?

    Ein Jahr später:
    Spoiler 
    CARTER: About a year ago, your brother came across an abandoned alien experiment called Project Arcturus.
    CARTER: It was an attempt to generate zero point energy.
    JEANIE: That would be virtually limitless power. What happened?
    McKAY: A slight problem. It was the creation of exotic particles in the containment field.
    CARTER: He destroyed a solar system.
    JEANIE: Meredith! (She smacks his arm.)
    McKAY: It was uninhabited!

  13. #12
    Autor der ungelesenen FF Avatar von Protheus
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    @Colonel Maybourne: Jep, Maybourne ist bei mir zu alt, um noch gierig zu sein. Vielleicht weniger körperlich, immerhin ermöglicht es die Medizin 2036 in ganz anderem Maße die auch in hohem Alter gesund zu bleiben, als vor allem geistig. Und was die Kartelle angeht, gelten auf der Erde, wo es ganz andere Formen von Gesetzen und Institutionen zu deren Durchsetzung gibt, natürlich andere Spielregeln. Die Kriminellen im wilden weiten Weltraum sind mehr mit Räuberbanden des 18. Jhd. zu vergleichen. Ihre Methoden sind sehr viel direkter, sie sind schneller mit der Waffe zur Hand und die Kartelle werden nicht durch Verschlagenheit, sondern durch Stärke dominiert. Das ist so möglich, weil es einfach keine Zentralgewalt gibt, die ihnen Paroli bietet. Wenn es ihnen irgendwo zu heiß wird, ziehen sie einfach zum nächsten Kleinstaat weiter und treiben dort ihr Unwesen, bis die Gewalten sich am ersten Ort beruhigt haben. Vergleich es einfach mit den Räubern im Spessart.

    @Jack-ONeil: Leute, ihr enttäuscht mich. Als ob ein bisschen geistige Verwirrtheit die Qualifikation für den Posten des Cheftechnikers schmälern könnte . Der Mann ist einfach eine typische Figur dieser Story: Er tut, was nötig ist, um zu überleben. Sicher, auf den Schiffen gibt es häufig Krebserkrankungen (der Kommentar auf die Flecken in seinem Gesicht war ein Wink in Richtung Hautkrebs) und ähnliche Langzeitfolgen von Strahlung, aber nach der Logik der Flüchtlinge ist der qualvolle Krebstod der Unterjochung durch Goas, Jaffa oder Ori vorzuziehen

    @Santanico Pandemonium: A-Bomben wegbeamen ist ein echter Klassiker. Genauso wie das Eindringen auf Goa-Schiffe durch die Ringtransporter. Ich sehe es als ein ungeschriebenes Gesetz bei Stargate an, dass entweder die Bomben oder die Personen, die daneben stehen, im letzten Moment weggebeamt werden können und dass Ringräume nie bewacht werden . Der Bösewicht hatte allerdings seine Gründe sich nicht auf größere Ziele einzulassen. Sein Ziel war es den Beweis zu erbringen, dass er Tau'Ri herausfordern kann und damit davon kommt. Die "Wir kidnappen eine Atombombe und nehmen die Erde als Geisel"-Masche ist zwar effektvoll, zieht aber auch sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, die vielleicht gar nicht so erwünscht ist. Indem er es aber bei einer kleinen Welt belässt, die trotzdem wichtig ist (Stichwort Zukunft der Union), stellt er sicher, dass sich nur die Armee an seine Fersen setzt und nicht irgendein sehr viel unangenehmerer Geheimdienst. Und die Bombe hätte ja eigentlich alle Spuren verwischen sollen. Durch die Masche mit dem Beamen hat Nicole aber überlebt und konnte ihn identifizieren. So hängt alles zusammen.
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  14. #13
    Der stille Leser
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    Ich war bis jetzt einer der stillen Leser^^und muss mich doch mal dazu äußern. Also mir gefällt die Story sehr gut muss ich sagen, du beschreibst ziehmlich schön und man kann sich gut was darunter vorstellen auch wenn es manchmal langatmig ist. Die Zammenhänge sind auch sehr gut, man kommt eigentlich immer gut mit auch wenn mal 23 Seiten zu lesen sind, aber ich kämpfe mich gerne durch^^. Eigentlich kann ich nur sagen bitte bitte hab noch viele tolle Ideen und schreib weiter, ich kann nich genug kriegen.

    So und noch mal Hinter-Hintergrundfragen: Hast du du dich bei Dem Planeten Mura und der Selene reinzufällig von Mass Effect inspirieren lassen???^^

    MFG Dante21
    Signaturen werden vollkommen überbewertet!

    ich bin keine Signatur ich bin bloß die Putze

  15. #14
    Autor der ungelesenen FF Avatar von Protheus
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    Fragen über Fragen... Warum wollen alle Leute bloß wissen woher ich meine Inspirationen beziehe? Habt ihr etwa schon mal davon gehört, dass ein Koch seine Rezepte verrät?

    Nein, wen es wirklich interessiert, dem sei gesagt, dass ich mich gerne auf der Seite einer Grafikcommunity umsehe, wenn ich Inspirationen suche. Ich gebe einfach einen Suchbegriff ein, der mir spontan durch den Kopf geht, und sehe mir an, was die Seite ausspuckt. Und manchmal gibt sie mir Sachen, die sofort die Ideen sprudeln lassen. Ein paar Beispiele:

    Spoiler 
    Inspiration für Mura (Hierzu sei noch gesagt, dass der Name in Verbindung mit der Funktion als Sklavenkolonie eigentlich eine Anspielung auf Raumpatrouille Orion sein sollte.)

    Für die Ausrüstung der europäischen Soldaten

    In einiger Abwandlung für die Weltenschiffe (Wobei die Frau im Vordergrund durchaus dem Bild nahekommt, das ich von Jules habe.)


    Darüber hinaus habe ich noch andere Inspirationen, wie Bücher oder Filme. Dazu gehören aber nicht nur SF-Geschichten, sondern jede Menge Zeug bunt durcheinander. Die Situation der Flüchtlingsflotte im jüngsten Kapitel ist beispielsweise als Parabel für die Lage von Bürgerkriegsflüchtlingen in Afrika gedacht, die im Grunde genommen auch niemand haben will und die ihrerseits nichts haben, um aus eigener Kraft dem Elend zu entkommen und so einfach das Beste aus ihrer Lage machen müssen. Ein paar andere Beispiele: Dumuzis Reich hatte die KuK-Monarchie als Vorbild, die Stellare Union die real existente EU, die Allianz das Commonwealth of Nations, die Freihändler die Bukaniere.

    Mura hingegen ist so zu Stande gekommen, weil es eine Uminterpretation gegeben hat. Es sollte im ursprünglichen Konzept nur eine Sklavenwelt sein, auf der ein bisschen Außerirdische Technologie gefunden wurde. Später bin ich dann über dieses Bild gestolpert und habe mir gesagt: Warum nur ein bisschen Technologie? Mach das ganze größer!

    Außerdem habe ich, um diese Frage noch zu beantworten, das Konzept der internen Emissionsspeicher der Tarnfregatten von Mass Effect übernommen.

    Ich folge damit eigentlich nur dem Prinzip meine eigene Geschichte zu schreiben, in die ich immer wieder Inspirationen einfließen lasse, von denen ich glaube, dass sie hineinpassen.

    So, ich hoffe ich war jetzt nicht zu barsch. Nur wurden mir bei dieser Geschichte immer wieder Fragen dieser Art gestellt und einige waren nicht besonders glücklich formuliert. Ich sollte mich wahrscheinlich eher freuen, dass du dich so positiv geäußert hast. Was ich de facto auch tue. So etwas ist immer sehr erfreulich . Ich hoffe also deine Frage beantwortet zu haben und möchte mit entschuldigen, sollte ich unhöflich rüber gekommen sein.
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  16. #15
    Autor der ungelesenen FF Avatar von Protheus
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    Hier das nächste Kapitel. Hat leider länger gedauert, als ich gehofft hatte, aber da für mich am 26. die Vorlesungen wieder angefangen haben, werde ich wohl nur alle zwei Wochen ein Kapitel fertig stellen können. Ich bitte dafür um Entschuldigung.

    Dieses Kapitel dreht sich um unser aller Lieblings (Halb-)Antiker: Cyrus Glick. Gesamtlänge 17 Seiten. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Luke Kelly ein großartiger Interpret ist, dessen Lieder grandios dafür geeignet sind sich für das Schreiben von Geschichten wie dieser hier in die richtige Stimmung zu versetzen. Bleiben sie uns treu, empfehlen sie uns weiter, viel Spaß beim Lesen.


    Episode 3: Glaubensfragen

    Unruhig wie ein Tiger im Käfig ging Cyrus Glick auf dem langen Flur vor dem Audienzzimmer des Papstes auf und ab. Er warf dabei immer wieder hastige Blicke auf seine Armbanduhr. Die Jahrhunderte, die er durchlebt hatte, hatten ihn eigentlich Geduld gelehrt. Er hatte schon mit zweihundert aufgehört seine Lebensjahre aktiv mitzuzählen und durch das lange Leben in Italien hatte er das entspanntere Verhältnis vieler Einheimischer zu Terminen übernommen, doch in diesem Moment fühlte er sich verletzlich. Er hatte sich selbst nachdem er der Kirche seine wahre Natur offenbart hatte geweigert andere Agenten des Rates zu verraten und wusste, dass auch die gründliche Fahndung, die das Officio darauf hin im Umfeld des Papstes und des Kardinalskollegiums gestartet hatte, unmöglich alle hatte enttarnen können. Und obwohl er nichts anderes getan hatte, was die Sicherheit des Volkes gefährden konnte, als das Geheimnis ihrer Existenz zu brechen, das schon seit dem Krieg der Erde gegen die Goa’uld keines mehr war, galt er unter vielen Antikern als Verräter. Einige seiner alten Freunde hatten ihm gesteckt, dass der Ratsvorsitzende Tercio, den er noch nie zu seinen Verbündeten hatte zählen können, lautstark seinen Kopf forderte. Glicks Gründe waren ihm egal. Ihm ging es nur um die Sicherheit seines Volkes, die er nun gefährdet sah. Es machte ihn zum Ziel. Selbst hier, im Herzen kirchlicher Macht. Rom bot ihm keine Sicherheit mehr.

    Man schien ihm seine Ängste ansehen zu können, denn Sergio Aquilani, der auf einem der Stühle vor dem Audienzzimmer gesessen und Zeitung gelesen hatte, legte das Blatt beiseite und sah in seine Richtung. Der Italiener deutete ein beruhigendes Lächeln an und meinte: „Ich habe drei Männer unten stehen und die Schweizergarde hält das ganze Haus unter Bewachung.“ Glick schmunzelte, was dem Polizisten mit dem dichten Dreitagebart und dem zerzausten, nur notdürftig mit einem Kamm gebändigten Haar, amüsiert lachen ließ. „Sind meine Gedanken so offensichtlich, Commissario?“ „Sie sehen sich immer wieder nervös um. Da ist es nicht schwer zu erraten.“ Glick murmelte eine leise Erwiderung, die Aquilani nicht verstand, und begann wieder auf und ab zu laufen. Der Polizist sah ihn noch einen Moment lang an, dann zog er ein Notizbuch aus einer Innentasche seines Jacketts und schrieb einige Zeilen auf. Dabei fragte er: „Warum so nervös?“ „Ich habe mich gegen die einzigen Leute gestellt, die mich an wahrscheinlich jedem Ort dieses Planeten zu Fassen bekommen können. Oder wahlweise mein Gehirn über die nächste Wand verteilen. Mich an einem Platz wie diesem zu zeigen ist schierer Wahnsinn.“ „Also wollen sie sich einfach nur wieder verstecken?“ „Wenn sie es so ausdrücken wollen.“ Aquilani schüttelte den Kopf. „Weglaufen löst keine Probleme.“ „Nun, ich bin wohl nicht besonders mutig“, erwiderte Glick. „Eine Schwäche, die ich mit dem Volk meiner Mutter teile. Sich zu verstecken oder zu fliehen haben uns die letzten Jahrtausende am Leben gehalten. Sie sind allgegenwärtige Lösungen geworden.“ Nun schnaubte Aquilani nur verächtlich. „Vielleicht zu allgegenwärtig mein Freund. Sie sollten versuchen den Menschen in sich zu finden. Das heiße Blut des primitiven Jägers wird ihnen die Angst nehmen.“ Glick lächelte, sah dann aber wieder in Richtung des Teppichs und lief weiter.

    Sie sagten nichts weiter. Glick hatte verstanden, was Aquilani ihm sagen wollte, glaubte aber sich selbst gut genug zu kennen, um zu wissen, dass er diesen Mut nicht besaß. Aquilani hingegen kannte dieses Lächeln, das nie etwas bedeutete, als dass sein Gegenüber dem Thema ausweichen wollte. So dachte er sich nur seinen Teil und machte sich noch einige Notizen. Glick schenkte dem keine weitere Beachtung. Die Angewohnheit des Polizisten seine Gedanken in diesem Buch festzuhalten war ihm nicht verborgen geblieben, doch bis jetzt hatte er sich aber immer strickt geweigert das Buch aus der Hand zu geben. Zwar hatte die Leichtigkeit, mit der der Mensch die Geschehnisse akzeptiert hatte, in die er hineingezogen worden war, Neugier in Glick geweckt. Aber letztlich war der Wunsch einen Blick in die Gedanken des Italieners werfen zu können, nur eine kurzweilige Faszination gewesen, die ihn in der Langeweile der letzten Wochen gepackt hatte. Also wandte er Aquilani den Rücken zu und trat an eines der Fenster, das ihm einen Blick auf den Petersplatz gewährte. Auch heute wuselten hunderte Touristen und Gläubige über den Vorplatz des Petersdomes. Der Anblick weckte zwiespältige Emotionen in ihm. Einerseits hatten die Jahre, in denen er die Soutane eines Kardinals getragen hatte, ihm viel von der Radikalität genommen, mit der er menschlichen Götterglauben abgelehnt hatte. Andererseits fühlte er sich wieder wie der junge Stürmer und Dränger, der gerade erst vom Rat damit beauftragt verdeckt in der Kirche zu operieren den unbändigen Wunsch verspürte sich vor diese Menschen zu stellen, sich das Kreuz abzureißen und ihnen die Augen für die Gottlosigkeit der Realität zu öffnen. Keine Verpflichtung hinderte ihn mehr daran…

    Mit einem Seufzen stützte er sich mit seinem einzelnen verbliebenen Arm – Aquilani hatte ihm den anderen vor Wochen amputieren müssen, um ihm das Leben zu retten – auf die Fensterbank und lehnte den Kopf gegen die Scheibe. Ihm wurde auf schmerzliche Weise klar, was diese neu gewonnene Freiheit eigentlich bedeutete. Er hatte keine Aufgabe mehr. Kaum das er hatte laufen und sprechen können, hatte man angefangen ihn für den Dienst an der Gesellschaft auszubilden. Da sein Vater menschlich gewesen war, hatte er nie wirklich zu den Antikern gehört. Sicher, er hatte zum Schluss sogar im Rat gesessen, den Rang eines Praetors bekleidet, aber bis auf einige wenige, wie Armelia, hatten die ‚Reinblütigen’ ihn immer mit Herablassung behandelt. Er hatte genug Gründe sie zu verfluchen. Und ihre Nachkommen bis in die tausendste Generation mit. Aber trotzdem hatten sie ihm immer Anleitung gegeben und ihm einen Weg gewiesen, auch wenn er nur ihren eigenen Zielen diente. Als er sich das erste Mal offen gegen den Rat gestellt und die Initiative ergriffen hatte, hatte er eine Kette von Ereignissen losgetreten, die wahrscheinlich zu einem beispiellosen Genozid geführt hatten. So etwas hatte nicht spurlos an ihm vorüber gehen können. Es hatte lange gedauert die Selbstzweifel, die Besitz von ihm ergriffen hatten, wieder soweit zum Schweigen zu bringen, dass sie nicht jeden seiner Wachen Augenblicke beherrschten. Dies war einer der Gründe, warum er unterbewusst hoffte, der Papst würde irgendetwas vorbringen, das seine Untätigkeit beendete. Irgendetwas, das ihm half die Stimmen in seinem Kopf zu übertönen, die ihn ständig an das zu erinnern versuchten, was er zu verschulden hatte.

    Nach einigen Minuten öffnete sich schließlich die Tür des Audienzzimmers und ein Mann in dunklem Anzug, der an seiner Statur und der Art, wie er die Umgebung im Auge behielt, als Schweizergardist zu erkennen war, trat auf den Flur. Er sah sich kurz um und meinte dann an Glick gewandt: „Seine Heiligkeit erwartet sie jetzt.“ Glick löste sich von seinem Platz und ging in Richtung der Tür. Bevor er jedoch hindurchtreten konnte, stellte der Gardist sich ihm noch einmal in den Weg. Leise und mit scharfer Stimme sagte er: „Ich habe ein Auge auf sie, Apostat.“ Dann sah er kurz in Richtung von Aquilani, der sich erhoben hatte und ihm einen strengen Blick zuwarf. Glick musste schmunzeln. Der Polizist war wahrscheinlich einer der letzten wirklichen Freunde, die er hatte, auch wenn sie sich erst so kurz kannten. Der Gardist machte schließlich einen Schritt zur Seite und erlaubte es Glick so das Audienzzimmer zu betreten.

    Der Raum war im Stile des sechzehnten Jahrhunderts opulent möbliert. Ein großer Tisch, um den mehrere kunstvoll geschnitzte Stühle standen, beherrschte die Mitte des Raumes. Zwischen den Fenstern standen Kommoden, oder kleinere Beistelltische und an den Wänden hingen Bilder und ähnliche Kunstgegenstände. Trotzdem wirkte der Raum erstaunlich leer. Papst Lukas I, der 266. Papst der katholischen Kirche, hatte kurz nach seiner Amtseinführung allen Luxus aus dem Palast verbannen lassen wollen. Er war durch den Beitritt zum Orden der Franziskaner in den Klerus erhoben worden. Später war er zu den Jesuiten übergetreten, hatte die Priesterweihe empfangen, Naturwissenschaften studiert und war durch die kirchlichen Ränge aufgestiegen. Und doch steckte ihm der Bettelmönch immer noch im Blut. Nur mit Mühe hatten die Präfekten des Haushaltes ihn überzeugen können zumindest Räume mit repräsentativen Funktionen so zu belassen, wie sie waren. Glicks ließ seinen Blick kurz durch den Raum wandern. Lukas stand am großen, reich ornamentierten Kamin und wärmte sich am Feuer die Hände auf. Ansonsten waren sie, abgesehen vom Gardisten, der an der Tür Posten bezogen hatte, allein.

    Glick trat an den Kirchenfürsten heran, verschränkte die Hände vor dem Körper und wartete. Es dauerte einen Augenblick, bis Lukas etwas sagte: „Ich habe nachgedacht, Cyrus. Über das, was passiert ist. Über die Lage, in die sie mich gebracht haben.“ Er hob dem Blick vom Feuer und sah Glick direkt an. „Die Enthüllung, dass ein Mitglied des Kardinalskollegiums und zahlreiche Männer und Frauen, die wir mit wichtigen Ämtern innerhalb unserer Kirche betraut hatten, einem fremden Volk angehören… welche Rolle wir über die Zeit in ihren Plänen gespielt haben, hat für einige Unruhe in der Kurie gesorgt. Es hat einige Mühe gekostet die Wogen zu glätten. Es fällt mir allerdings schwer zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Die Stimmen, die fordern ich solle sie fallen lassen, sind laut. Ich muss deshalb eines wissen: Warum?“ Glick sah ihn fragend an. „Warum was?“ „Warum haben sie ihre Maske fallen lassen und sich gegen die Führer ihres Volkes gestellt?“ Glick zögerte einen Moment. Er hatte den Eindruck, dass Lukas von seiner Antwort auf diese Frage viel abhängig machen würde, weshalb er genau nachdachte, bevor er antwortete: „Ich wollte das Richtige tun.“

    Der Papst lächelte und drehte sein Gesicht wieder dem Feuer zu. Der Schein der Flammen ließ ein diffuses Spiel aus Licht und Schatten auf seinem Gesicht erscheinen. „Was ist das Richtige?“ „Ich kann keinen absoluten Maßstab benennen, wenn es das ist, was sie wollen. Ich hatte nur mein persönliches Unrechtsempfinden. Die Männer, die ich aufhalten wollte, waren zu Völkermord bereit, und unsere Anführer verschlossen die Augen davor. Mein Empfinden sagte mir, dass ich nicht untätig zusehen durfte.“ Lukas nickte. „Aber wenn ich es richtig verstanden habe, haben sie selbst bei Elysium geholfen Mord an diesem Volk zu begehen.“ Bei der Erwähnung dieser Ereignisse verkrampften sich Glicks Eingeweide. Er hatte in der Schlacht um die Kolonie Elysium geholfen eine Wurmlochwaffe zu bauen, die ein Weltenschiff mit über sechzig Millionen Menschen vernichtet hatte. „Ich kann es nicht bestreiten.“ „Warum dann der Sinneswandel?“ „Ich… Ich denke es war, weil es dieses Mal nicht darum ging etwas zu schützen. Bei Elysium ging es um nicht weniger, als das Schicksal der Erde. Sie wäre ins Kreuzfeuer des Konfliktes geraten und ich entschied, den Krieg um jeden Preis von dieser Welt fern zu halten.“ Lukas lächelte unerschütterlich weiter. Er schien zu glauben etwas zu wissen, das Glick nicht wusste. „Ich glaube ihnen nicht“, sagte er schließlich.

    Verwirrt und auch etwas wütend hob Glick abwehrend die Arme. „Ich lüge nicht.“ „Vielleicht nicht bewusst. Aber in all den Jahren, in denen sie in meinem Auftrag der Kirche gedient haben, habe ich in ihnen nie eine Person gesehen, die bereit gewesen wäre so etwas zu akzeptieren. Der Mann, der zögerte die Agenten des Officio einzusetzen, um die große Geiselnahme im Bischofssitz von Daressalam zu beenden, weil er um das Leben von einhundert Geiseln fürchtete, rechnet nicht kaltblütig Millionen gegen Milliarden auf.“ Er seufzte und ging mit langsamen Schritten zum Tisch, wo er sich setzte. Man sah ihm in Momenten wie diesem sein Alter deutlich an. “Wussten sie wirklich, was sie taten? Wussten sie, welche Kräfte sie freisetzen würden? Ich glaube, sie haben das Potential dieser Technologie, völlig unterschätzt.“ Er schwieg für einen Moment und wartete auf eine Reaktion von Glick. Als die ausblieb, fuhr er fort: „Wenn ich darüber nachdenke, was mehr ihrem Charakter entspricht, komme ich zum Schluss, dass ihr Ziel ein ganz anderes gewesen ist. Sie haben die Geiselnahme damals beendet, indem sie dem Anführer der Terroristen von Angesicht zu Angesicht gegenüber getreten sind und ihn zur Aufgabe überredet haben. Es war eine Machtdemonstration zu zeigen, dass sie keine Furcht kannten. Auf Elysium wollten sie etwas ganz ähnliches tun.

    Nur konnten sie nicht wissen, welche Form die Schlacht annehmen würde. Alles geriet durch eine unglückliche Verkettung von Umständen zur Katastrophe. Die Fremden brachten ein Schiff in den Kampf, das alle für unverwundbar hielten, sie setzten eine Waffe ein, die nicht weniger als die größte künstliche Schwerkraftquelle überhaupt war und der Feind konnte ihrer Wirkung nicht mehr entkommen. So führten sie weniger noblen Wesen die Verwundbarkeit ihrer Feinde vor Augen. Unwissenheit war der Kern der Sache und unmittelbare Ursache aller Ereignisse, die folgten.“ Er schmunzelte, als erheitere ihn dieser Gedanke irgendwie. „Aber vielleicht war es auch einfach nur Naivität über die Natur des Konfliktes und der Kontrahenten.“ „Nein“, warf Glick mit scharfer Stimme ein, „ich werde nicht versuchen mich so herauszureden. Ich habe in vollem Bewusstsein gehandelt. Dutzende meiner Freunde sind beim Versuch mir zu helfen die Wurmlochtechnologie zu schützen gestorben. Wenn ich einfach versuche mich aus der Verantwortung zu stehlen, beschmutze ich ihr Andenken.“

    Erneut schmunzelte der Papst. Er nahm einen Umschlag aus einer Ledermappe, die vor ihm auf dem Tisch lag, und erhob sich. „Ihr seid eine aufrechte Person, Cyrus. Ihr müsst nur noch lernen eurer Ego zu zügeln. Der Herr ist kein Freund zu großen Stolzes.“ Glick deutete ein Kopfschütteln an. „Das spielt für mich keine Rolle. Ich glaube an das, was ich sehen und beweisen kann. Und in Millionen von Jahren der Geschichte der Antiker hat nie jemand einen Beweis für die Existenz von Göttern erbringen können.“ Lukas Gesichtsausdruck veränderte sich. Für einen Moment schien er betroffen. „Nach all den Jahren, glaubt ihr immer noch, dass für mich die Frage im Mittelpunkt steht, ob Christus der Sohn Gottes oder doch nur der eines Menschen war? Cyrus, ich bin kein frömmelnder Gottesdiener, ich bin ein Diener der Menschen. Ich diene ihnen, indem ich helfe ihren Glauben zu bewahren.“

    Er sah Glick direkt in die Augen und hielt ihm den Umschlag hin. „An jedem Morgen, an dem ich in den letzten dreißig Jahren aufgewacht bin, hatten die Menschen die Grenze zwischen die Sterne verschoben, ohne Gott oder seine Heiligen dort zu finden. Jeden Morgen starb in einem weiteren Menschen die Angst vor göttlicher Macht. Nur die rückwärts gewandten und gestrigen stürmten uns voller Angst vor den Veränderungen die Kirche, während die Jungen uns den Rücken zukehrten. Sie vergessen lieber alle Götter und bauen sich eine Galaxie, in der die Gesetze der Natur das einzig unumstößliche sind. Aber gerade dieses Weltordnung ist der lauteste Aufschrei, der die Gläubigen ermahnt an den Lehren Christi festzuhalten. Nehmen sie dieses Universum der Wissenschaften und atomisieren sie es. Zerlegen sie es in seine kleinsten Bestandteile. Und dann zeigen sie mir einen einzigen Funken Güte, ein Teilchen Gerechtigkeit, eine Winzigkeit Liebe. Nichts davon kann gemessen oder wissenschaftlich bewiesen werden. Und trotzdem bringt der Glaube die Menschen dazu sich zu verhalten, als gäbe es eine höhere Ordnung. Das allein ist – losgelöst von der Frage nach der Existenz Gottes – schon Grund genug für mich die Glaubenslehre zu predigen. Also fragen sie nicht, ob Gott existiert. Fragen sie, was seine Gebote für sich bedeuten. Und vielleicht kann der Glaube an ein allmächtiges Wesen sogar sie Demut lehren. Sie stünde ihnen und dem Volk ihrer Mutter gut zu Gesicht. Mag sein, dass auf ihn zu warten ein warten auf Godot ist, aber wenn dieses Warten etwas Gutes bewirkt, tue zumindest ich es gerne.“ Das Lächeln kehrte auf seine Züge zurück. „Und sowieso: Wenn er kommt, sind wir gerettet.“

    Obwohl Glick nicht im geringsten danach zu Mute war das Lächeln des Pontifex zu erwidern, tat er es aus einem reinen Reflex heraus trotzdem. Etwas an seinem Ausdruck schien seinem Gegenüber aber seine wahre Gefühlslage zu verraten, so dass die erwartete Reaktion, ein weiteres Nachhaken, ausblieb. Unschlüssig drehte Glick das Kuvert einmal in den Händen, dann brach der das päpstliche Siegel daran und faltete es auseinander. Als er den Inhalt las, weiteten sich seine Augen und für einen Augenblick starrte er nur völlig überrascht auf die Zeilen, bevor er sich fing und fragte: „Ist das euer Ernst?“ „Es ist nicht wirklich ein Thema, das zu Scherzen einlädt, oder? Nein, jede einzelne Zeile ist in vollem Ernst geschrieben. Dies ist eure Ernennung zum päpstlichen Ehrenkaplan, Cyrus. Es ist der beste Weg euch zu schützen.“ „Aber ich bin kein…“ „Gläubiger?“ „Priester.“ Lukas lachte kurz leise und amüsiert auf, dann sagte er ruhig, aber auch ein wenig schnippisch: „Ihr seid zum Priester geweiht worden, als man euch in die Kirche einschleuste, mein Freund. Der Bischof, der euch die Ordination erteilte, war ein frommer und gläubiger Kirchenmann. Und ich glaube ich muss einem Mann von eurer Bildung nicht erklären, dass die Weihe ewig und über den Tod hinaus bestehen bleibt. Zugegeben fehlt im Kirchenrecht der Präzedenzfall für eine rätselhafte Rückkehr von den Toten, aber darin sehe ich das geringste Problem.“

    „Ich… Ich danke für eure Großzügigkeit. Aber wie soll das hier meine Lage verändern?“ „Der Titel des Ehrenkaplans allein schützt euch natürlich nicht. Aber er gibt euch innerhalb der Kirche die nötige Autorität, die ihr brauchen werdet. Ich habe nämlich vor euch aus Rom wegzuschaffen, bis die Gemüter sich etwas beruhigt haben.“ Glick dämmerte, worauf Lukas hinaus wollte. Er nickte und fragte: „Wohin?“ „Ihr wisst noch, wie es bei Mathäus im achtundzwanzigsten Kapitel, Vers achtzehn bis zwanzig steht, oder?“ Glick nickte. „Da trat Jesus auf sie zu und sagte ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt“, komplettierte Lukas das Zitat. „So steht es in der heiligen Schrift. Dieser Befehl zur Mission macht nicht vor den Grenzen eines einzelnen Planeten halt. Wie ihr wisst, haben wir in den letzten Jahren viele Gemeinden außerhalb der Erde aufgebaut. Solange wir aber auf Schiffe und denkbar unzuverlässige Kommunikationsgeräte angewiesen sind, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben und man uns den Zugang zum Sternentor verwehrt, können wir sie nicht unterstützen. Deshalb ist meine Frage an euch, ob ihr einen Weg seht selbst Tore zu schaffen, die wir benutzen können.“

    Glick dachte nach. Für einen Moment weckte der Gedanke diesen Leuten zu helfen die Technik der Sternentore zu ergründen, in ihm Protest und Ablehnung. Dann machte er sich aber klar, dass es kein Verrat sein konnte, würde er nicht etwa die Technologie stehlen, sondern helfen eigene Tore zu entwickeln. Schließlich hatten auch andere Völker ähnliche Technologie entwickelt, so dass das Beharren der Antiker darauf, die Sternentore seien allein ihr Werk und ihr Privileg, nichts als Anmaßung war. „Ich bin kein Ingenieur für Subraumtechnik“, konstatierte er schließlich, „aber ich kann helfen die physikalischen Grundlagen soweit verständlich zu machen, dass die Erde eigene Tore bauen könnte. Aber dafür brauche ich etwas…“

    Drei Tage später, irgendwo in der Milchstraße:

    „Öffnen. Schließen. Öffnen. Schließen. Öffnen… Sieht gut aus.“ Die Ärztin nahm ein kleines Präzisionswerkzeug, das an eine Uhrmacherzange erinnerte, von der Ablage und justierte noch eine kleine Stellschraube nach. Ihre Augen waren dabei starr auf das Ziel fixiert, das in würde gealterte Gesicht, das die sowohl gegen andere, als auch sich selbst gerichtete Strenge einer alten Ordensschwester ausstrahlte, zu einer Maske der Konzentration verzerrt. Schließlich verschloss sie das künstliche Handgelenk und griff nach einer Sprühdose. Glick, der die ganze Prozedur mit einem geduldigen Lächeln über sich hatte ergehen lassen, gab ihr noch einen Moment Zeit die Dose zu schütteln und dann ein feines Material aufzusprühen, das binnen weniger Sekunden austrocknete und dabei die Beschaffenheit von Haut annahm. Dann griff er mit seiner organischen Hand nach den Riemen, die die Prothese fixierten. Als er sie lösen wollte, hielt die Ärztin seine Hand fest und schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. „Ich kann verstehen, wenn sie weg vollen, aber ich bin noch nicht fertig.“

    Nur mühsam konnte er ein Stöhnen unterdrücken und lehnte sich wieder im Behandlungssessel zurück. Alle Geduld hatte irgendwann ein Ende und seine war kurz davor. Er hatte die letzten vier Stunden auf der Krankenstation der ‚Maria’ verbracht. Die meiste Zeit hatte er einfach nur still sitzen müssen, während die Ärztin und ein Medizintechniker damit beschäftigt gewesen waren die Feineinstellungen an der Prothese vorzunehmen, die auf der Erde für ihn gefertigt worden war. Zuerst hatte er sich die Zeit noch damit vertrieben seine Kenntnisse über ihr Ziel aufzufrischen, doch letztlich war es ihm zu schwer gefallen sich zu konzentrieren, während ihm jemand mit Messern und Nadeln an seiner Schulter herumhantierte, so dass er es aufgegeben hatte und die Prozedur einfach über sich hatte ergehen lassen. Die Ärztin setzte nun an verschiedenen Stellen Elektroden auf die Prothese, an denen feine Nadeln saßen, die bis auf Anschlüsse unter der ‚Haut’ durchgestochen werden konnte.

    Nicht das er etwas davon gespürt hätte. Der künstliche Arm und die für die Montage nötigen Implantate in der Schulter bestanden aus zu künstlichen Muskeln angeordneten Nanofasern, die sich kontrahieren konnten, und auf einem Metallgerüst saßen, dessen Gelenke und Kraftübersetzungen nichts weiter waren, als Kugellager und Getriebe. Es war das Beste, wozu die irdische Technik fähig war, aber letztlich doch nur eine Rekonstruktion. Selbst die ‚Haut’ bestand aus einem weichen Polymergel, auf das Sprühfarbe aufgetragen wurde. Er könnte damit in siedendes Öl fassen oder seine neue Hand unter eine Stahlpresse legen, ohne etwas zu spüren. Sie nahm über die Elektroden noch einige Einstellungen an der Elektronik vor. Dabei ermahnte sie ihn: „Diese Prothese kann theoretisch Kräfte von über vierhundert Kilogramm entwickeln. Ich muss die abgerufene Leistung für ein paar Tage beobachten, um die richtige Kraftdrosselung für sie einzustellen. Solange müssen sie sehr vorsichtig damit sein.“ „Ich wird’s mir merken.“ In diesem Moment summte sein Funkgerät und er bekam die Meldung: „Monsignore Glick bitte auf die Brücke.“ Mit einem lächeln sagte er zu der Ärtzin: „Sie haben es gehört.“ „Ja. Und ich meine es ernst. Ich will nicht, dass sie aus versehen sich selbst oder jemand anderes verletzen.“

    Er verließ die Krankenstation und machte sich auf den Weg zur Brücke. Die ‚Maria’, das Schiff mit dem sie unterwegs waren, war das große Flaggschiff der Vatikanischen Flotte. So wie einmal eine goldene Galeere Flaggschiff der Flotte des Kirchenstaates und Symbol päpstlicher Macht im Mittelmeer gewesen war, war die ‚Maria’ Ausdruck des neuen Verständnisses der Aufgaben der Kirche, zu dem die Kriege im All geführt hatten. Auf dem Höhepunkt des Ori-Krieges hatten tausende unter der Führung der Malteser organisierte Helfer im Auftrag der Kirche in Feldlazaretten Verwundete gepflegt und versucht zwischen die Fronten geratenen Zivilisten zu helfen. Es war nur eine jener Facetten jenes Konflikts gewesen, die dazu geführt hatten, dass manche Historiker mittlerweile vom großen terranischen Krieg sprachen. Um Mensch und Material für dieses Aufgebot zu transportieren hatte der Vatikan damals eine kleine Flotte aus Frachtschiffen ins Leben gerufen, deren Flaggschiff nach Kriegsende die ‚Maria’ werden sollte.

    Das fast 700 Meter lange Schiff war ursprünglich der Prototyp eines schnellen amerikanischen Raumkreuzers gewesen, der die Flanken der großen Raketenträger hatte sichern sollen. Nach dem Krieg hatte der Vatikan das unvollendete Schiff gekauft und nach seinen Bedürfnissen fertig gestellt. So hatte das Schiff zwar keine Waffen an Bord, dafür aber ein voll ausgestattetes Krankenhaus, große Laderäume und eine Bordkapelle, die fast vierhundert Leute zu fassen vermochte.

    Das Innere des Schiffes erinnerte Angesichts dieser Geschichte immer noch an die hastig fertig gestellten, industriell-zweckmäßig gebauten Schiffe des Krieges, die nicht viel mit den deutlich ästhetischeren Kriegsschiffen jüngerer Zeit gemein hatten. Doch die Besatzung bestand vor allem aus Angehörigen eines monastisch organisierten Armes der Malteser, sowie anderer Orden, vornehmlich der Jesuiten, von denen jeder einzelne an ein einfaches Leben gewöhnt war. Kurz vor dem Lift zum Brückendeck begegnete er Bruder Alain, einem Zisterzienser, der als Spezialist für Subraumtechnologie dabei war. Der ergraute Mönch hatte um die Jahrtausendwende zu den Wissenschaftlern gehört, die für die Sternentornationen die Geheimnisse außerirdischer Technologie hatten entschlüsseln sollen. Anders als viele seiner Kollegen hatte er aber nicht mit dem Wissen leben können, wofür ihre Arbeit eingesetzt wurde, so dass er schließlich in ein Kloster eingetreten war, hoffend im kontemplativen Leben eines Mönches Frieden zu finden. Er lächelte fröhlich, als er zu Glick in den Lift stieg. „Hat man euch auch auf die Brücke gerufen, hochwürdigster Herr?“ Glick nickte. „Ja. Ich schätze wir müssten bald in Reichweite von Dagona sein.“ Voller Begeisterung antwortete Alain: „Ich kann es kaum erwarten.“

    Glick schmunzelte. Nachdem der Papst mit der Bitte an ihn herangetreten war bei der Entwicklung eines eigenen Sternentores zu helfen, hatte er darauf hingewiesen nicht die nötigen Kenntnisse zu besitzen. Was er allerdings gewusst hatte war, wo man diese bekommen konnte. Dagona war ein alter Planet der Antiker und in seiner Blütezeit die wahrscheinlich größte Forschungsstätte im ganzen Imperium gewesen. Dort hatten Ingenieure der Antiker die ersten, primitiven Sternentore, die noch lediglich ein einziges Ziel hatten anwählen können, zu jener Variante weiterentwickelt, die schlussendlich über mehrere Galaxien verteilt worden war. Zwar war die Anlage vor Jahrtausenden aufgegeben worden, doch viele Außenposten der Antiker waren damals für die Ewigkeit gebaut worden, so dass die Chancen dort noch etwas zu finden nicht schlecht standen.

    Der Lift erreichte das Brückendeck und die Tür schwang beiseite. Mit schnellen Schritten ging Glick auf den Platz des Kommandanten zu. Vom Navigator, der ihn zuerst bemerkte, auf Glick aufmerksam gemacht, erhob sich die Frau, die dort gesessen hatte und drehte sich zu ihm um. Polly Siobhan McCrea war eine anmutige Frau, in deren grünen Augen man zu versinken glaubte, als habe sie alle Geheimnisse Irlands gesehen, die nun in ihrem Blick gebannt waren. Zusammen mit dem durchtrainierten Körper einer Soldatin, den auch ihre Soutane nicht ganz zu verbergen vermochte und ihrer rauchigen Stimme machte dies die Priesterin – Lukas hatte schon im ersten Jahr seines Pontifikats Frauenordination zugelassen und das Zölibat für Priester und Diakone aufgehoben – zu einer großen Versuchung für alle jüngeren Männer an Bord, zumal sie damit nicht im Geringsten den Klischees über Frauen entsprach, die in den klerikalen Stand gewechselt waren. Für sie war der Dienst an der Kirche aber eine Suche nach Vergebung, so dass sie nach größtmöglicher Reinheit strebte und die Blicke der Männer und auch einiger Frauen, die sie überall auf sich zog, nicht wahrnahm.

    Wie Alain kam auch sie aus der Welt des Sternentormilitärs. Nur war sie während des Krieges keine Wissenschaftlerin, sondern ranghohe Offizierin auf einem irischen Schlachtkreuzer gewesen. Nach der großen Schlacht um Dakara, in der fast dreihunderttausend Kämpfer auf beiden Seiten ihr Leben gelassen hatten, hatte sie schließlich den Orden abgelehnt, den man ihr hatte verleihen wollen, ihren Abschied genommen und sich dem Glauben zugewandt. So wie Alain hoffte, das Bild brennender Welten eines Tages aus dem Kopf zu bekommen, hoffte sie, dass die Schreie der Sterbenden, sie sie während der Schlacht hatte hören müssen, irgendwann verhallen würden.

    Sie deutete eine Verneigung vor Glick an und sagte: „Monsignore, wir empfangen gerade erste Telemetrie der Spähersonden. Ich habe alles in den Besprechungsraum legen lassen.“ „Hervorragend, Kapitän. Kommen sie mit und rufen sie alle zusammen.“ Er machte kehrt und verließ die Brücke nach achtern. Zum Heck hin befanden sich auf dem Brückendeck die Quartiere der höheren Offiziere und Mitreisenden, die Offiziersmesse und der Besprechungsraum. Er ging mit Alain dorthin voraus und schaltete schon einmal den Holoprojektor an. Nach und nach trafen auch die anderen Offiziere dieses Fluges – McCrea, ihr erster Maat, ein Hauptmann der Schweizergarde, mehrere Wissenschaftler, vornehmlich Jesuiten, die wie Alain helfen sollten die Anlage zu untersuchen, und einige Priester verschiedener Kongregationen, die Glick persönlich hinzugezogen hatte – ein und setzten sich an den großen Tisch, der die Mitte des Raumes einnahm. Als alle eingetroffen waren, schaltete Glick die Darstellung der Sondendaten ein. Vor ihnen erschien ein Hologramm eines üppigen, blaugrünen Planeten.

    Mit einem heiterer Stimme sagte Glick: „Da haben wir es: Dagona.“ „Seid ihr sicher, dass es der richtige Planet ist?“, fragte Alain. „Die Form der Kontinente stimmt. Außerdem…“, Er vergrößerte einen Bildausschnitt, in dem Trümmer im Orbit zu sehen waren, „… sieht mir das hier ganz nach den Überbleibseln der Orbitalanlagen aus. Viel ist nicht mehr übrig, aber das hier“, er deutete auf die Überbleibsel eines Satelliten, „war mal ein Verteidigungssatellit des Oppidum-Typs. Die wurden in der Milchstraße nur über sechs Planeten eingesetzt. Und davon liegt Dagona als einziger in diesem Spiralarm.“ „Und was ist mit den Forschungsanlagen?“, wollte einer der Anwesenden wissen. „Die sind aus diesem Winkel nicht zu sehen. Kapitän?“ McCrea nickte und gab über das Mirkophon der schiffsinternen Kommunikation, das bei ihrem Platz in den Tisch eingelassen war, an die Brücke den Befehl die Sonde den Planeten umkreisen zu lassen. Kurz darauf später kamen neue Bilder.

    Der ferngelenkte Späher umrundete den Planeten langsam auf einem Kurs, der über die Forschungseinrichtung hinweg führen musste. Nach einigen Minuten konnte man einen gewaltigen Krater in der Planetenoberfläche sehen, eine riesige, kreisförmige Narbe in der Kruste von Dagona, in deren Mitte einmal das Sternentor gestanden hatte. Direkt im Zentrum war die Erde noch von der Explosion geschwärzt und ein Bereich fast so groß wie die großen Salzseen Nordamerikas schimmerte auf den Bildern, als sei das Erdreich dort zu Glas geschmolzen worden. Dann kam sie schließlich über den Bereich, in dem die Forschungsanlage liegen musste. Tatsächlich war der Sternförmige Gebäudekomplex immer noch zu erkennen. Klar umrissen hob er sich vom Waldgebiet ab, das er überragte. „Die Natur scheint sich viel zurück geholt zu haben. Die Anlage lag einmal im Zentrum einer Kleinstadt. Und da haben wir…“ Glick stutzte und runzelte die Stirn. Er warf einen genaueren Blick auf die Messwerte. Leise murmelte er: „Das ist zu hoch. Viel zu hoch.“ Er begann die Sonde ihre weitere Umgebung absuchen zu lassen.

    Währenddessen trat Alain neben ihn und sah sich selbst die Messwerte an. „Sollte der Energieausstoß der Anlage so hoch sein?“ Glick schüttelte den Kopf. „Eben nicht. Jede Energiequelle dort unten müsste seit Jahrhunderten tot sein.“ Dann sahen sie es. Die Kamera der Sonde schwenkte vom Planeten zum höheren Orbit und erhaschte einen Blick auf ein knapp zweihundert Meter langes Raumschiff. Die längliche Konstruktion, der abgerundete Bug und die klobigen Triebwerke waren eindeutige Zeichen der Schiffsbaukunst der Antiker. Und wie um den letzten Zweifel zu beseitigen trug es das Zeichen der blutenden Flamme, das Wappen der neunten Legion. „Was zur…“ Er verkniff sich in der Anwesenheit der Kleriker den blasphemischen Fluch und rieb sich mit der gesunden Hand den Kopf, während er konzentriert auf das Hologramm starrte. Nach einigen Augenblicken des Wartens fragte der Hauptmann schließlich: „Kennen sie dieses Schiff, Monsignore?“

    „Dieses spezifische nicht. Aber die Schiffsklasse. Ein Fernaufklärer des alten Imperiums.“ „Und was bedeutet das für uns?“ „Dass unsere Pläne hinfällig sind. Die werden uns nicht einfach Technologie einsammeln und abziehen lassen.“ Er schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Als er ihre Optionen durchdachte, wurde ihm schnell klar, dass diese Leute in dieser Situation keinen Antiker als Anführer brauchten. Sie brauchten einen Menschen. Jemanden, der zu irrationalem Handeln fähig war, dessen – wie Aquilani es ausgedrückt hatte – heißes Blut die Angst überspielen konnte. „Hauptmann“, sagte er nach reiflicher Überlegung, „machen sie ihr Team bereit. Wir gehen mit einer kleinen Gruppe runter, schleichen uns in die Anlage und holen uns den Datenspeicher. Und halten sie die Gruppe klein. Ich will nicht auf irgendwelchen Sensoren auftauchen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Kapitän McCrea, suchen sie sich in der Zwischenzeit mit dem Schiff ein gutes Versteck. Wir werden so schnell wie möglich zurück sein.“

    Knapp eine Stunde nach der Besprechung hatte Glick mit ein Team aus fünf Schweizergardisten und zwei Wächtern des Officios, die darauf bestanden hatten ihn zu begleiten, das Schiff mit einem Shuttle verlassen und war in Richtung des Planeten gesprungen. Die Fähre, eine weiterentwickelte, zivile Variante der Walküre mit Hyperantrieb, hatte sie über einen kurzen Umweg auf die dem Spähschiff abgewandte Seite des Planeten gebracht. Von dort aus waren sie inneratmosphärisch so weit geflogen, wie es möglich war, ohne eine Entdeckung zu riskieren. Nun hatten sie die Fähre auf einer Lichtung abgestellt und sich zu Fuß auf den Weg gemacht. Zwei Gardisten hatten die Spitze übernommen und spähten vor der Gruppe aus, während zwei andere nach hinten absicherten. Der Hauptmann hingegen hielt sich bei Glick, der ständig von den beiden Männern des Officios abgeschirmt wurde.

    Glick wusste, dass die beiden Männer an der Spitze nicht weiter als hundert Meter vor ihnen sein konnten. Trotzdem konnte er sie nicht sehen. Sie verschmolzen förmlich mit dem Unterholz des Mischwaldes und hinterließen kaum eine Spur. Er selbst war nie auf einem Schlachtfeld gewesen, doch die Fähigkeiten, die schon diese unerfahrenen Männer, die ihren Dienst sonst auf den Straßen des Vatikans verbrachten, an den Tag legten, gab ihm eine sachte Vorstellung, wie es den Tau’ri gelungen war die Goa’uld und die Ori zu besiegen. Immer wieder lauschte er in den Wald hinein, konnte aber nicht mehr hören, als die vereinzelten Schreie von Tieren, das Rascheln ihrer Schritte im trockenen Laub des Waldbodens und das leise Summen der Schilde, die die beiden Priester trugen. Als sie dabei waren weite Senke zu durchqueren, deren Boden von Moosen bewachsen und von felsigen Bachläufen durchzogen wurde, kam der Hauptmann, der bisher einige Meter abstand gehalten hatte, damit die Gruppe im Zweifel kein zu verlockendes Ziel darbot – ein Mann war Munitionsverschwendung, vier Mann waren ein gefundenes Fressen, wie er betont hatte – zu ihm. Wie seine Männer trug auch er eine Kampfrüstung neuester Generation, wie sie bei den Spezialeinheiten der Schweizer Armee in Gebrauch war. Neben den Einheitswappen der Schweizergarde trugen sie aber auch ein schwarzes Jerusalemkreuz auf der Uniform, wie Ritter vergangener Jahrhunderte einen schützenden Talisman. „Monsignore“, sagte er leise an Glick gerichtet, „ihr wisst, dass wir nicht einen Schuss schildbrechende Munition dabei haben.“ Glick nickte. „Was sollen wir dann tun, wenn wir in einen Kampf verwickelt werden?“ „Ich hoffe immer noch, dass es nicht dazu kommt, Hauptmann.“

    Nach einem fast dreistündigen Marsch erreichten sie schließlich einen Hügel, von dem aus man eine Siedlung überblicken konnte, die zu beiden Seiten einer Furt errichtet worden war. Es waren einfache Häuser aus Holz, einige aus grob behauenem Stein, die den Eindruck alter Sklavenquartiere erweckten. Am südlichen Ende der Siedlung stand eine massive Pyramide, das wohl größte Gebäude der Stadt. Doch das war es nicht, das Glicks Aufmerksamkeit auf sich zog. Es waren die dichten Rauchschwaden erst kürzlich gelöschter Feuer, die überall aufstiegen. Er nahm sein Fernglas und ließ seinen Blick über die Siedlung schweifen. Er sah, wie Menschen durch die Straßen getrieben wurden. Dann fiel sein Blick auf mehrere Kriegsroboter, welche die Menschen überragten. Die fast dreieinhalb Meter hohen Kolosse verharrten in völliger Ruhe, doch er wusste, wie trügerisch dieser Anblick war. Während des großen Krieges vor 12000 Jahren hatte das alte Imperium auf manchen Schlachtfeldern tausende davon eingesetzt. Mit internen Schilden, starken Waffen und in offenem Gelände regelrecht beängstigender Geschwindigkeit waren sie das Äquivalent der Antiker zu einem schweren Kampfpanzer. Spähschiffe wie das, was im Orbit stand, konnten gute zwei Dutzend davon in externen Halterungen tragen. Aber was taten sie in dieser Siedlung?

    Er wurde abrupt in diesem Gedankengang unterbrochen, als drei der Gardisten auf einmal ihre Waffen hochrissen und langsam auf das Unterholz zugingen. Der Hauptmann rief: „Langsam rauskommen. Und keine Dummheiten.“ Es war nicht anzunehmen, dass wen immer sie auch bemerkt hatten die Worte wirklich verstand, doch der Tonfall schien genug zu verraten, denn einige Augenblicke später tauchten einige Männer aus dem Wald auf. Sie trugen schlichte Tuniken aus grobem Stoff, Mäntel, die mit Fibeln an den Schultern zusammengehalten wurden. Obwohl zumindest der, den Glick für den Anführer hielt – er trug als einziger einen metallischen Schuppenpanzer – sich Mühe zu geben schien ein zivilisiertes Äußeres zu bewahren, weckten die verdreckten, langhaarigen und bärtigen Männer Assoziationen wilder Berserker bei den irdischen Betrachtern. Jeder von ihnen hielt eine Stabwaffe in den Händen und viele trugen auch Zweitwaffen, wie Schwerter oder gewaltige Kriegsäxte. Die Männer musterten die seltsamen Fremdlinge mit wilden Blicken. Einige schlossen ihre Hände fester um die Griffe ihrer Waffen und alle schienen physisch gespannt, als könnten sie binnen eines Lidschlages zum Angriff übergehen.

    Glick trat vor und hob die Hände in einer friedfertigen Geste, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Der Anführer der Männer musterte ihn misstrauisch und fragte ihn etwas. Nach einigen Sätzen glaubte der Übersetzer, den Glick bei sich trug, die Sprache als einen alten gotischen Dialekt identifiziert zu haben. Mit ruhiger Stimme sagte er: „Beruhigt euch. Wir suchen keinen Streit.“ Er sprach diese Worte auf Deutsch aus, doch der Übersetzer synthetisierte seine Stimme mit nur Sekundenbruchteilen Versatz in einer Annäherung an die Sprache dieser Leute. Der Anführer machte einen Schritt zurück und sah ihn mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen an. „Was seid ihr… Zweistimme?“ Glick schmunzelte. „Nicht euer Feind. Lasst uns einfach unserer Wege gehen.“ „Nein. Was wollt ihr hier? Wer schickt euch? Wer seid ihr?“ „Mein Name ist Cyrus Glick. Ich bin Emissär der römischen Kirche, auch wenn ich bezweifle, dass dieser Name euch etwas sagt.“ „Ihr… Ihr seid Priester?“ Er nickte. Zögerlich senkte er seine Stabwaffe, die er bis jetzt auf Glick gerichtet hatte. Dann verneigte er sich und sagte: „Ich bin Reik Athiulf. Ich erbitte eure Hilfe.“

    Sie ließen sich von den Männern zu einer Festung führen, die auf einem Sporn in einer steilen Felswand errichtet worden war. Die Mauern bestanden aus grob aufeinander geschichteten Bruchsteinen, die bestenfalls grob behauen waren. Es war nicht mehr als eine einfache Umfassungsmauer, in der ein wuchtiger Turm stand, an den ein großes, steinernes Langhaus angebaut war. Alle anderen Gebäude waren aus Holz und Reisig gebaut und dicht an die Mauern gepresst. Auf dem schlammigen Hof standen etwas mehr als zwanzig Männer in ähnlicher Kleidung, wie die, die den Reik begleitet hatten, und übten mit Stabwaffen. In synchronen Bewegungen führten sie Kampfmanöver aus, die ihnen ein vernarbter Offizier zubrüllte. Sie ließen sich nicht von der Rückkehr ihres Herrn beirren. Anders als andere Leute, die schnell am Tor zusammengelaufen kamen und die Fremden, die die Männer mitgebracht hatten, neugierig musterten. „Das ist Zweistimme“, sagte der Fürst ihnen, „ein Priester und Zauberer. Ich habe ihn um Hilfe gebeten.“ Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Menge teilte sich und machte den Besuchern respektvoll Platz, so dass Athiulf sie ins Haupthaus führen konnte.
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    Er führte sie direkt in einen großen Raum mit mehreren Schlafstätten, wo ein junger Mann auf einem der Betten lag. Zwei Frauen schienen damit beschäftigt ihn zu pflegen und ein alter Mann hatte einen langatmigen Singsang angestimmt. Vor dem Bett drehte Athiulf sich zu Glick um und sagte: „Mein Sohn ist im Kampf verwundet worden. Unsere Heiler haben diese Art von Wunden noch nie gesehen. Wenn ihr Diener der Götter seid, dann ruft bitte Eir an, sie möge ihm das Leben retten.“ „Ich fürchte wir dienen einem anderen Gott, als ihr annehmt“, antwortete Glick ihm. Unter anderen Umständen wäre er versucht gewesen zu sagen er diene gar keinem Gott, doch die Angst eines Vaters um seinen Sohn, die Athiulf ins Gesicht geschrieben stand, ließ ihn davon absehen. „Dann sagt mir, welches Opfer euer Gott von mir verlangt, um ihn zu retten.“ Glick schielte zu den beiden Priestern, die ihn begleiteten. Einer sah so aus, als wolle er vor Athiulf ausspucken, der andere murmelte leise etwas in seiner Muttersprache vor sich hin. Er klemmte den Übersetzer ab und sagte ihnen: „Beruhigt euch. Es bringt nichts sich aufzuregen.“ „Während dieser Mann dem Herrn lästert?“ „Die Bibel sagt du sollst den Teufel hassen. Nicht die Unwissenheit. Also halt dich zurück.“

    Wieder an Athiulf gewandt sagte er: „Lasst mich euren Sohn erst einmal sehen.“ Er schob sich an dem Gotenfürsten vorbei und sah zu dem Mann hinunter, der im strohgepolsterten Bett lag. Seine Schulter wies schwere Verbrennungen auf, er war blass, sein ganzer Körper von kaltem Schweiß bedeckt und er atmete flach. Glick ging näher an die Wunde heran und roch daran. Sofort stieg ihm ein beißender Zersetzungsgestank in die Nase, den er nur allzu gut kannte. Es war ein Wunder, dass der Junge noch am Leben war. Er winkte den Sanitäter des Gardeteams zu sich. „Hellebardier“, flüsterte er ihm zu, „dieser Mann wurde von einem Kriegsdisruptor getroffen. Es zersetzt langsam sein Nervensystem.“ „Gibt es eine Chance für ihn?“ „Wenn wir nichts tun, überlebt er keine Woche mehr. Ich sehe nur eine winzige Chance, wie wir ihn retten können. Geben sie ihm, was sie an Zellregenerationsmittel haben und verhindern sie, dass die Wunde sich infiziert.“

    Der Gardist machte sich sofort an die Arbeit. Glick richtete sich indess wieder auf und wandte sich Athiulf zu. „Wir kennen solche Wunden und werden versuchen ihm zu helfen. Aber ich will wissen, wie das passiert ist.“ „Wir haben gegen die Thursen gekämpft. Odulf griff einen der Hexer an, der die Thursen anführte, doch dieser verbrannte ihn mit einem Blitzschlag. Ich stürzte mich danach auf ihn und rang mit ihm. Dabei wurde er von seinem eigenen Zauberwerk getroffen. Als er ausgeschaltet war, gelang es uns die beiden Thursen, die er bei sich gehabt hatte, in die Schlucht hineinzuschupsen, an der wir gekämpft hatten.“ „Das meine ich nicht. Er müsste tot sein.“ Der Gote dachte kurz nach. Dann sagte er: „Er versuchte den Zauber mit seinem Schild abzuwehren.“ Glick nickte. Ein metallischer Schutzschild hätte die Wirkung des Disruptors tatsächlich etwas streuen können. „Er hat großes Glück gehabt. Wir werden ihn pflegen.“ Das Gesicht des Mannes hellte sich zu einem glücklichen Strahlen auf. „Danke, edler Herr. Ich stehe in eurer Schuld.“ „Dann begleicht sie, indem ihr mir erzählt, was hier passiert ist. Woher kommen eure Feinde und warum kämpft ihr gegen sie?“

    „Es ist das Weltenende, edler Herr. Die Zeichen waren über all die Jahre offensichtlich. Morrigan, die Tyrannin, die unsere Ahnen hierher in die Sklaverei führte und ihnen den Glauben an die Anses zu nehmen versuchte, verschwand in der Schwärze des Himmels. Dann ging der Steinring in einem großen Feuerball auf und ein langer, harter Winter, in dem die Wölfe so hungrig waren, dass sie über die Dörfer herfielen, folgte darauf. Und auch als die Folge der Jahreszeiten wieder normal wurde, waren die Himmel jeden Abend blutrot. Und nun treffen die Vorboten der Weltenfeinde ein. Sie nahmen die Hallen der Alten in Besitz und begannen dann die Dörfer zu überfallen. Sie treiben die Bewohner zusammen und brennen danach alles nieder. Es ist die letzte Schlacht, Zweistimme.“ Glick verzichtete darauf ihm das Konzept eines nuklearen Winters nach der Explosion eines Sternentores oder einer Verfärbung des Himmels durch Naquadastaub in der Stratosphäre zu erklären und fragte stattdessen: „Was ist mit dem Hexer geschehen, gegen den ihr gekämpft habt?“ „Er ist mein Gefangener. Ich habe ihn in den Kerker werfen lassen. Aber er ist nicht einmal mehr stark genug, um zu stehen.“ „Dann will ich mit ihm reden.“

    Sie brachten ihn zu einem Mann, der in einem feuchten Kerkerraum im Keller des Turms gefangen gehalten wurde. Er lag auf einer Matte aus Stroh, offenbar unfähig sich zu bewegen. Schon als Glick die Treppe herunter kam, roch er den Gestank der körperlichen Zersetzung, der er ausgesetzt war. Als er die durch eine wuchtige Holztür gesicherte Zelle betrat, traten einige Ratten, die darauf zu warten schienen, dass der Antiker endlich starb, wütend quiekend die Flucht an. Er ging neben dem Strohlager in die Hocke und besah sich den Gefangenen für einen Moment. Er trug die Uniform der neunten Legion, wie er sie von Septimus, dem Antiker, den er auf Magellan gerettet hatte, kannte. Seine Hüfte war von einem Disruptortreffer verbrannt, der Stoff der Uniform in das Fleisch hinein geschmolzen. Seine Haut hatte schon fast alle Farbe verloren, so dass man die Adern darunter deutlich erkennen konnte und hatte eine beinahe geleeartige Konsistenz angenommen. Seine Augen waren glasig und leicht getrübt, sein Blick ging ins Leere. Nur sein flacher Atem verriet, dass er noch am Leben war.

    Glick beugte sich mit dem Gesicht über seines. Ihre Nasen berührten einander fast, als er fragte: „Was wollt ihr hier?“ Der Blick des Legionärs wurde für den Bruchteil einer Sekunde klar, als er realisierte, dass jemand mit ihm sprach. Er flüsterte etwas, das aber zu leise war, als das Glick es hätte verstehen können. „Was wollt ihr hier?“ Er presste eine Hand auf das Gesicht des Mannes. Das halb zersetzte Fleisch gab sofort nach, so dass seine Finger beinahe bis auf den Knochen einsanken. Er griff mit allen Sinnen nach den Gedanken des Sterbenden. Der spürte den Antiker in ihm, spürte den Angriff auf sein Bewusstsein. Panisch versuchte er ihn abzuwehren, brachte aber nur noch ein leises Aufbäumen zu Stande. „Nein, du hast nicht mehr die Kraft dich zu wehren“, flüsterte er ihm ein. „Also sag mit: Warum seid ihr hier?“ Seine telepathischen Kräfte waren nie stark genug gewesen, um einen reinblütigen Antiker sondieren zu können, doch hier reichte es.

    Das meiste was er sah, waren diffuse Gedanken eines qualvoll sterbenden, doch er schnappte auch einige Bilder auf, die ihm verrieten, was er wissen musste. Er sah die Legionäre, wie sie in einer großen Offensive die Weltenschiffe zerstörten, ihren Feind binnen eines Augenblicks praktisch ausrotteten. Er spürte den Jubel und den Triumph, den dieser Mann in jenem Moment empfunden hatte. Dann sah er, wie sie zusammen mit anderen neue Befehle bekamen. Während die Schlachtschiffe der Legion die überlebenden Feinde im Halo jagten, wurden Späher ausgesandt, um Welten des alten Imperiums auszukundschaften. Welten, auf die man zurückkehren wollte. Er sah, wie sie Dagona erreichten und die Bewohner aller Siedlungen, die sie finden konnten, zwangen ihre Häuser zu verlassen, sie in einem Sammelgebiet zusammentrieben, um sie auf eine andere Welt umzusiedeln, wenn ein größeres Schiff eintraf. Wie einige aus der Besatzung vorgeschlagen hatten sie einfach an Ort und Stelle zu töten, dieser Mann aber zu denen gehört hatte, die das verhindert hatten. Und wie er schließlich mit zwei Robotern geschickt worden war, um nach dieser Festung zu suchen. Er atmete ein paar Mal tief durch. Dann zog er seine Hand zurück. Er schloss die Augen und ließ die Bilder noch einmal vor seinem inneren Auge passieren. Dann stand er auf und ging wieder. Er verschwendete keinen Gedanken an letzte Worte oder daran sich die Reste der zersetzten Haut von der Hand zu waschen. Statt dessen ging er direkt zu einem der Priester und sagte ihm: „Gehen sie zum Gefangenen und bringen sie mir seine Uniform mit allem, was dazu gehört. Und sorgen sie dafür, dass sie gereinigt wird.“ „Und was ist mit ihm?“ Voller Bitterkeit antwortete er: „Der macht es nicht mehr lang. Sie können ihm ja die letzte Ölung geben, wenn sie wollen.“ Danach ging er zu Athiulf und verlangte mit ihm und den anderen Anführern der Feste sprechen zu können.

    Er traf den Reik und mehrere seiner Unterführer im großen Festsaal, der im größeren der beiden Langhäuser lag. Es war ein fast zehn Meter hoher Raum aus Stein, in dem mehrere große Tische standen, die der kompletten Burgbesatzung und zahlreichen Gästen Platz bieten konnten. Glicks Stimme hinterließ einen deutlichen Nachhall, als er sagte: „Ihr hattet recht, Athiulf. Das hier ist das Ende dieser Welt. Zumindest für euer Volk. Sie wollen diese Welt nicht mit euch teilen, also werden sie euch vertreiben. Die Geschichte zeigt, dass kaum ein Angehöriger eines Volkes, dem so mitgespielt wird, es überlebt. Ihr habt nur eine Chance: Kämpft um euer Land.“ „Was tun wir eurer Meinung nach bisher, Fremder?“, fragte einer der Unterführer. „Ihr kämpft, zugegeben. Aber auf eine Art, auf die ihr nicht gewinnen könnt. Man wird euch vernichten. Ich sehe nur eine Gelegenheit. Aber dafür müsstet ihr alles wagen.“ „Was schlagt ihr vor?“ „Der Feind hat nur wenige Männer. Lasst sie also wissen, wo ihr seid. Das wird viele von ihnen von der Halle der Alten weglocken. Wenn sie dort schwach sind, können meine Männer und ich die Halle angreifen und sie dort besiegen. Wenn ich dort hin gelange, kann ich sie auf dem ganzen Planeten vernichten.“

    „Was ihr sagt ist unmöglich“, erwiderte ein anderer. „Nicht einmal die Blitzstäbe der Tyrannin können die Thursen verletzen. Und die Hexer sind nicht minder gefährlich. Es bräuchte ein Wunder sie zu besiegen. Ruft doch euren Gott an, damit er sie für uns vernichtet.“ Mit gefährlicher Ruhe fragte er: „Ein Wunder?“ Er schüttelte den Kopf und sagte dann aufgebracht: „Ihr wollt ein Wunder? Dann kommt mit. Ich gebe euch eines.“ Mit schnellen Schritten ging er ins andere Langhaus hinüber zum Bett des Verwundeten. Als er sah, dass die Männer ihm gefolgt waren, ging er neben dem Bett auf die Knie, bekreuzigte sich und murmelte leise einige Worte. Er fühlte sich dabei wie ein Schmierenkomödiant, doch ihm war klar, dass die Rolle des Priesters wohl den meisten Eindruck schindete. Er legte schließlich die Hände auf die Brust des Verwundeten und konzentrierte seine Heilkräfte auf ihn. Er hoffte inständig, dass die Medikamente den Schaden bereits genug eingedämmt hatten, dass er mit seinem begrenzten Kräften etwas bewirken könnte. Es war eine schnörkellose Prozedur. Die Menschen dachten sich allerhand spirituellen Unsinn aus, um Heilung durch Handauflegen zu erklären. Sie gaben dem Ganzen Namen wie Heilung des Chi, der körperlichen Energie oder einfach nur Wunderheilung. De Facto verbarg sich dahinter aber nichts anderes, als dass der Antiker die unterbewussten Gedanken des Ziels beeinflusste und seinen Körper zwang in hoher Konzentration Stoffe auszuschütten, die Wundheilung beschleunigen konnten.

    Der junge Mann bäumte sich unter seinen Händen auf und zitterte am ganzen Leib. Als er wieder auf sein Lager zurücksank, stand Glick der Schweiß auf der Stirn, doch das Gesicht des Mannes hatte durch den in die Höhe geschossenen Blutdruck wieder eine gesundere Farbe angenommen. Er winkte die anderen Männer zu sich heran und pulte die Verbrennungen an der Wunde des jungen Mannes ab. Darunter kam perfekt verheilte Haut zum Vorschein. Alle machten einen Schritt zurück. Dann packte Athiulf ihn an den Schultern, zog ihn an sich heran und umarmte ihn herzlich. Glick hatte das Gefühl in den massigen Armen des hünenhaften Reiks förmlich zerdrückt zu werden. Als er ihn wieder losließ, sagte er: „Ihr seid wahrlich gottgesandt, dass ihr meinen Sohn so retten konntet. Wir werden euch helfen. Sagt was ihr braucht.“ „Ich brauche alles, was der Gefangene bei sich getragen hat.“ „Niemand kann seine Talismane benutzen. Sie sind Hexenwerk.“ Glick schmunzelte. „Denkt daran: Ihr selbst habt mich als Zauberkundigen bezeichnet.“ „Wohlwahr. Ich lasse euch alles bringen. Und dann lasse ich alle Krieger antreten und Feuer auf dem Hof anfachen. Sie sollen wissen, dass wir da sind.

    Später am Abend flog eine kleine, silberne Kugel durch den Wald auf die Steilwand zu. Sie entdeckte die Festung auf dem Sporn. Schnell flog sie hinauf, überwand die Mauer und schwebte durch den von riesigen, aus feuchtem Holz entfachten Feuern erhellten Hof. Man konnte die Rauchsäulen der Feuer über Kilometer hinweg sehen, so dass es nicht weiter schwierig gewesen war die Festung zu finden, sobald sie angefacht waren. Geräuschen folgend schwebte die Kugel in eines der Langhäuser. Dort saßen fast fünfzig hochgewachsene, zumeist bärtige Männer in Rüstungen aus Leder oder Metall an den Tischen, tranken und lachten. Einer stand auf einem der Tische, gab mit rhythmischem Stampfen einen Takt vor und sang Verse eines Liedes, auf die die anderen antworteten. Als sie die Kugel bemerkten, sprang der Mann, der am mittleren Platz der Tafel am Kopfende des Raumes gesessen hatte, auf stieg auf den Tisch und schubste den Sänger unsanft hinunter. Er hielt sein goldenes Trinkhorn hoch und brüllte: „Das ist unser Land! Unsere Feste, die wir mit unseren eigenen Händen gebaut haben! Kein Weltenfeind wird sie uns jemals nehmen!“ Er hob die Stimme noch weiter und brüllte, dass es über das halbe Tal zu hören war: „TYZ!“ Alle anderen Männer sprangen auf und fielen mit rauen Stimmen in den Ruf ein. Sie hämmerten dabei mit ihren Fäusten auf den Tisch oder schlugen ihre Waffen gegeneinander. Dann stürzte der Anführer den Inhalt seines Horns herunter, wobei ihm der Met teilweise in den Bart lief, und schmiss das leere Trinkgefäß mit solcher Wucht gegen die Kugel, dass sie kaputt ging.

    Eine gute Stunde danach marschierten zwölf Soldaten mit zehn Kriegsrobotern vor der Feste auf. Sie schossen das Tor in Stücke und gingen über den verwaisten Hof in die Festhalle, aus der immer noch fröhliche Rufe zu hören waren. Als sie die Halle betraten – die Roboter marschierten einfach durch die Tür hindurch – hatten die Krieger sich im hinteren Bereich gesammelt und Schulter an Schulter aufgestellt. Athiulf verspürte Angst, als die gewaltigen Kriegsmaschinen, in denen seine Männer Thursen zu sehen glaubten, auf sie zu marschierten. Dann fiel sein Blick auf die Antiker. Zweistimme hatte ihn gewarnt, dass sie Fähigkeiten zeigen würden, die ihm und seinen Männern beinahe wie göttliche Kräfte erscheinen würden. Doch er hatte sie nicht ohne Verteidigung gelassen. Einer der Eindringlinge trat schließlich vor und sagte mit starkem Akzent in ihrer Sprache: „Ihr habt keine Chance. Gebt einfach auf und erspart es uns euch alle abzuschlachten.“ „In tausend Jahren nicht, Weltenfeind! Stellt euch dem Zorn der Gauten!“ Mit diesen Worten drückte er den Schalter an dem kleinen Gerät, das Zweistimme ihm gegeben hatte. Die Feuersteine, die sie an den Säulen platziert hatten, die die Decke der Halle hielten, explodierten mit brutaler Wucht. Sie sprengten die Säulen und Stücke und die Druckwelle fegte die, die extra im hinteren Bereich gestanden hatten, dessen Decke von anderen Säulen gehalten wurde, Goten von den Füßen. Doch als sie sich wieder aufrichteten, war die Decke eingestürzt und hatte die meisten Antiker unter sich begraben. Auch einer der Roboter war eingeknickt. Athiulf hob die Waffe und stieß einen lauten Kriegsschrei aus. Dann stürmten sie los zur letzten Schlacht um ihre Welt.

    Das einzige, was Glick und sein Team vom Kampf an der Feste bemerkten, war die Explosion, die bis zur alten Forschungsanlage hin zu hören war. Sie hatten sich an den von Behelfskraftfeldern eingedämmten Bereichen vorbei geschlichen, in denen die zusammengetriebenen Leute unter Bewachung mehrerer Kampfroboter eingepfercht waren und die Anlage betreten. Der Oberirdische Bereich war fast völlig von den Elementen geschleift worden, doch die unterirdischen Ebenen, in denen die eigentlichen Laboratorien lagen, waren allem Anschein nach noch intakt. Sie liefen also die Rampen herunter, die unter die Erde führten. Sie schafften es mehrere Korridorbiegungen weit, bis einer der Gardisten etwas hörte. Er benutzte sein Messer, um um die nächste Ecke zu schauen und sah in einer kleinen Halle mehrere Legionäre stehen. Er signalisierte den anderen, was er sah.

    Glick nickte und übernahm die Spitze. Er trug die Uniform des toten Legionärs mit dessen Ausrüstung. Den verbrannten Stoff an der Hüfte kaschierte er mit einem Mantel, den er darüber trug. Die Antiker glaubten zuerst, dass einer von ihnen auf sie zu kam, sahen sie doch den leuchtenden Schildkristall auf seiner Brust und wähnten sich als die einzigen Antiker auf Dagona. Doch als einer einen genaueren Blick auf Glicks Gesicht warf, wurde er misstrauisch. „Halt“, rief er ihm zu, „bleiben sie stehen. Wer sind sie?“ Anstatt zu antworten richtete Glick sofort den Disruptor auf ihn und schoss. Der Energiestrahl durchschlug den Schild des Legionärs und erwischte ihn mit voller Wucht an der Brust. Er war sofort tot. Er erschoss noch einen zweiten, bis die überraschten Antiker reagierten. Sie alle zogen selbst ihre Waffen und erwiderten das Feuer. Glick schaffte es mit viel Glück sich in einer Nische in Sicherheit zu bringen. Dann griffen seine Leute ein. Während die Gardisten mit feuernden Gewehren in den Raums stürmten, rannten die Priester weiter und suchten den Nahkampf. Der eine fasste seine Pistolen am Lauf und schlug damit nach dem ersten Antiker, der andere warf sich einfach mit der Schulter voran auf seinen Gegner. Beide hatten aufgrund der Schilde ihrer Gegner nicht wirklich erfolg, aber es reichte eine Ablenkung zu provozieren, die Glick brauchte.

    Er trat aus der Nische hervor, zückte die Neutronenpeitsche, die er trug, eine ziemlich grausame Nahkampfwaffe, die Schilde durchdrang und höllische Schmerzen aber keinen bleibenden physischen Schaden verursachte, und warf sie einem der Priester zu. Der fing sie auf und traktierte seinen Gegner mit einer rasenden Folge von Schlägen. Der andere hatte sich unterdessen das Gewehr eines der toten Antiker geschnappt und ging sein Gegenüber mit der daran wie ein Bajonett montierten Peitsche an. Glick schoss nun auf die letzten beiden, die durch die Gardisten abgelenkt waren. Als er letzte tot am Boden lag, wollte er seine Leute auffordern weiter zu gehen. Doch dann hörten sie die schweren Schritte eines Kampfroboters. Die Kriegsmaschine stapfte durch eine der Türen herein und pulverisierte den ersten Priester sofort mit einem Schuss aus ihren Energiewaffen. Dann feuerte sie auf die Gardisten. Die zogen sich zurück, doch zwei von ihnen wurden gnadenlos über den Haufen geschossen. Glick feuerte mehrere schnelle Schüsse aus dem Disruptor auf den Roboter, doch obwohl die Schüsse durch den Schild gingen, verpufften sie an der Panzerung.

    Als ihm klar wurde, dass sie so nicht weiter kamen, fiel Glick wieder ein, was die Ärztin über den Arm gesagt hatte. Er zog sich wieder in seine Deckung zurück und zückte sein Messer. Er schnitt sich die künstliche Haut vom Handgelenk, öffnete die Verschalung der Prothese und zog den Chip heraus, der für die Kraftsteuerung zuständig war. Dann rief er dem Hauptmann zu ihm Deckung zu geben und rannte los. Während die Gardisten den Roboter mit Granatwerferfeuer eindeckten und so ablenkten, zog Glick die Energiezelle aus seinem Disruptor. Er knickte sie zwischen den Fingern der künstlichen Hand um, wie einen dünnen Strohhalm. Zellen dieser Art neigten zu fataler Überladung, wenn sie derart beschädigt wurden. Er schleuderte sie gegen den Roboter, wo sie sich entlud und die Schilde ausschaltete. Dann sprang er die Maschine an. Mit der biologischen Hand hielt er sich fest, während er mit der künstlichen durch die dünne Panzerung, die vor allem gegen schildbrechende Energiewaffen, nicht aber gegen physische Angriffe schützte, an die Stelle, wo der Schildgenerator des Roboters sitzen musste. Seine Finger zertrümmerten irgendetwas, von dem er hoffte, dass es der Generator war. Dann schüttelte die Maschine ihn ab.

    Er flog mehrere Meter durch die Luft und landete unsanft auf dem Boden. Als er sich wieder aufrappeln wollte, zielte der Roboter auf ihn. Doch bevor er schießen konnte, pumpten die Gardisten mehrere Magazine in ihn seinen Kopf hinein, so dass er umstürzte und zerstört liegen blieb. Glick kam wieder auf die Füße, zwang sich den Schmerz abzuschütteln und befahl weiter vorzurücken. Sie erreichten den Kontrollstuhl der Anlage. Glick setzte sich hinein und aktivierte die verbliebenen Drohnenarsenale. Er feuerte eine Salve, die alle noch auf den Sensoren erscheinenden Roboter anvisierte und eine zweite, die gegen das Schiff im Orbit gerichtet war. Der Späher wurde vom Himmel gefegt, die Roboter zerschmettert. Sobald er fertig war, schaltete er auf die interne Kontrolle der Anlage um und ließ sich die Lagepläne zeigen. Dann sprang er auf und führte seine Leute zum Raum, in dem sich die Potentias befanden. Die Legionäre schienen frische Module eingesetzt zu haben, als sie die Anlage besetzten. Er entfernte diese, um die Anlage so lahm zulegen und befahl dem Hauptmann sie mitzunehmen. Dann liefen sie zu den Datenspeichern.

    Als die Energie ausfiel, wusste der kommandierende Offizier der Antiker zuerst nicht, was er tun sollte. Die einzige Möglichkeit, wie passieren konnte, was sie gerade erlebten, war ein Verräter in ihren eigenen Reihen. Ein Legionär, der sich gegen sie gestellt hatte. Denn niemand außer einem Antiker konnte ihre Technologie bedienen. Als die Lampen schwarz wurden, wusste er, dass die Potentials sabotiert worden sein mussten. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit die Angelegenheit unter Kontrolle zu bekommen. Auf Dagona war experimentelle Reaktorforschung durchgeführt worden, die Potentias wie Haushaltsenergiezellen wirken ließ. „Dekurio“, befahl er dem bei ihm befindlichen Offizier, „aktivieren sie den Testreaktor und speisen sie die Energie in die Systeme des Außenpostens. Und schicken sie jemanden, um den Kontrollstuhl zurück zu erobern.“ „Zenturio, wir sollten nicht versuchen diese Technologie auf eigene Faust zu aktivieren. Ohre Spezialisten könnte uns ein Fehler unterlaufen.“ „Uns wird kein Fehler unterlaufen, außer dass diese Primitivlinge dort draußen uns alle töten werden, wenn wir nicht wieder die Oberhand gewinnen. Sie wissen selbst, dass Tiere wie die Menschen zu nichts anderem Fähig sind. Also führen sie den Befehl aus!“ „Ja, Zenturio.“

    Glick war gerade dabei den Datenkern mit der Wurmlochforschung aus dem Zentralcomputer zu entfernen, als plötzlich wieder die Energie anging. Beinahe wäre er von der Entladung, die durch die Computer ging, erfasst worden. Gerade noch rechtzeitig zog er die Hände zurück, wobei der Datenkern zu Boden fiel. Er sammelte ihn wieder auf, überprüfte ihn auf Schadstellen und reichte ihn dann an einen Gardisten weiter. Ihm fiel auf, wie unregelmäßig das Licht leuchtete, als folgten immer wieder Energiespitzen auf Spannungsabfälle. Potentials lieferten allerdings absolut gleichmäßigen Ausstoß. Dann fiel ihm siedend heiß ein, was zuletzt hier erforscht wurde. „Dass darf nicht wahr sein.“ „Was ist, Monsignore?“ „Wir müssen in den zentralen Kontrollraum. Sofort!“ Sie bahnten sich ihren Weg. Während sie durch die Korridore rannten, explodierten mehrere Energieleitungen und Leuchtelemente durch plötzliche Energiespitzen. Die Kontrolle über den Reaktor schien schlechter zu sein, als er befürchtet hatte.

    Im Kontrollraum sahen sie zwei Antiker stehen, einen Zenturio und einen Dekurio. Glick erschoss beide und lief zur Kontrollkonsole, an der der rangniedere der beiden gestanden hatte. Er fluchte lautstark und unchristlich, als seine Befürchtung bestätigt wurde. „Was ist los?“, fragte der Hauptmann. „Kurz bevor der Planet aufgegeben wurde, lief hier ein Forschungsprojekt um Nullpunktenergie aus unserem Universum zu ziehen. Es überträgt den Effekt der Potentias auf diese Welt. Aber ganze funktioniert nicht. Ich muss den Reaktor abschalten.“ „Wieso?“ „Es werden Fremdpartikel generiert, die keinen bekannten Naturgesetzen gehorchen. Ein ähnliches Projekt in der Pegasus-Galaxie endete in einer Katastrophe.“ Mit zitternden Finger tippte Glick auf die Konsole ein und versuchte den Reaktor unter Kontrolle zu bringen. Der Hauptmann rief unterdessen einfach nur die ‚Maria’, um sie abzuholen. Als er durch ein Fenster, dass den Blick auf die Reaktorkammer freigab, sah, wie darin Teile zu explodieren begannen, und Glick immer verzweifelter dreinblickte, trat er an ihn heran, schlang ihm von hinten die Arme um den Torso und zerrte ihn mit den Worten „Heute ist nicht der Tag für Märtyrertum“ mit sich. Es dauerte einige Augenblicke, bis Glick seinen Widerstand dagegen aufgab. Dann rannten sie so schnell sie konnten zurück zur Rampe und diese hinauf. Als sie oben ankamen, fiel die ‚Maria’ mit vollem Tempo aus dem Orbit. Kapitän McCrea musste das Hyperraumfenster direkt in der oberen Atmosphäre geöffnet haben, um so schnell herzukommen. Das Schiff ging über ihnen in Position und sie verschwanden in Lichtblitzen.

    Athiulf hob mit letzter Kraft sein Schwert und spaltete dem Antiker, der vor ihm zu Fall gekommen war, den Schädel. Die Wunde aus dem Disruptorstreifschuss, den er am linken Bein erhalten hatte, schmerzte höllisch und er spürte, wie seine Gliedmaßen ihm den Dienst zu versagen begannen. Während zwei seiner Leute einem der Roboter, den sie mit der Hebelwirkung von Lanzen zu Fall gebracht hatten, den metallischen Schädel noch mit ihren gewaltigen Kriegshämmern zertrümmerten, schleppte er sich zu seinem Thron zurück, der von der Explosion umgeworfen am Kopfende der Halle stand. Einer seiner Söhne sah dies und stellte den Thron wieder auf. Als er ihn erreicht hatte, gaben seine Beine nach. Er stürzte, schaffte es aber sich mit den Armen wieder hoch zu ziehen. Er setzte sich hin, rammte das Schwert zwischen den Füßen in das Holz der Empore, auf der er sich befand, und stützte sich darauf, um nicht wieder aus dem Stuhl zu fallen. Durch das fortgesprengte Dach konnte die Halle der Alten im Tal sehen. Helle, blaue Explosionen erschütterten die Anlage und eine große Himmelsbarke, gleich den Erzählungen über den Triumphwagen des Donnergottes, stieg herab. War es das Totenschiff? Dann würden sie an diesem Abend schon in die Hallen der ehrenhaften Toten einziehen und darauf warten, dass die Welt neu geschaffen wurde, sie , die in der Schlacht des Weltenendes gekämpft hatten.

    Glick fand sich plötzlich auf der Brücke der ‚Maria’ wieder. Er sah aus dem Brückenfenster und erkannte, wie eine immer größer werdende Explosion den alten Forschungskomplex verschlang. McCrea rief Befehle durch die Brücke und das Schiff begann wieder in einen Steigflug überzugehen. Kaum dass sie die Atmosphäre verlassen hatten, sprangen sie in den Hyperraum, während hinter ihnen eine Explosion den ganzen Planeten zerriss. Er hörte plötzlich im Gemurmel der Crew McCrea fragen: „Wie viele haben wir mitnehmen können?“ „Knapp zweihundert“, antwortete einer der Offiziere. Bei diesen Worten gaben Glicks Füße nach und er fiel auf die Knie. Es waren tausende Menschen bei der Anlage eingesperrt gewesen und vielleicht zehntausende auf der ganzen Welt. Er fiel zur Seite, rollte sich zusammen, wie ein übergroßer Fötus und versuchte seine Tränen vor den anderen zu verbergen. Dabei verfluchte er ihren Gott im Stillen, dass er das hier zugelassen hatte.
    Die Freiheit des Bürgers heißt Verantwortung.

    (Joachim Gauck)


    "You may belong to any religion[...] - that has nothing to do with the buisness of the state. We are starting with this fundamental principle, that we are all citizens and equal members of one state." (Sir Mohammed Ali Jinnah)

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    Abgeschlossen: 2034 - Das neue Sternentor


  18. #17
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Ein sehr ergreifendes Ende, ein sehr gut geschriebenes Kapitel und eine Kirche, die mehr so ist, wie sie sein sollte (meiner Meinung nach) - was kann man sich mehr wünschen?!
    Ich kann mir in diesem Bezug nicht mehr viel wünschen.

    mfg,
    Azrael
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

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    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
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    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
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    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

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  19. #18
    dumm geboren und nix dazugelernt:P Avatar von Santanico Pandemonium
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    Tolle Fortsetzung, der Vatikan will sich also sein eigenes Tornetzwerk bauen? Würde in Zukunft ein großer Vorteil sein.... Oder würden sie die Technologie mit den restlichen Menschen teilen. Könntest natürlich noch den rüstigen Rentner McKay ausgraben und der verbessert das Tordesign, dass die alten Antiker vor Scham im Boden versinken oder lebt der eh net mehr? Hab ein sehr lückenhaftes Gedächtnis
    WEIR: ... putting your life and other people's lives at risk. You destroyed three quarters of a solar system!
    McKAY: Well, five sixths. It's not an exact science.
    WEIR: Rodney, can you give your ego a rest for one second?

    Ein Jahr später:
    Spoiler 
    CARTER: About a year ago, your brother came across an abandoned alien experiment called Project Arcturus.
    CARTER: It was an attempt to generate zero point energy.
    JEANIE: That would be virtually limitless power. What happened?
    McKAY: A slight problem. It was the creation of exotic particles in the containment field.
    CARTER: He destroyed a solar system.
    JEANIE: Meredith! (She smacks his arm.)
    McKAY: It was uninhabited!

  20. #19
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Der Papst kommt mir sehr bekannt vor... den hast du doch sicher aus Illiminati übernommen da hieß er nämlich auch Lukas.
    Und Click scheint ja persönlich zwischen Himmel und Hölle gefangen zu sein, jetzt wo er für den Vatikan ganz offen arbeitet.
    Zum einen ist er ein Antiker, der an keinen Gott glaubt und dann ist von Gläubigen nur noch so umgeben.

    Aber was diese neue und moderne Katholische Kirche angeht, sie scheint ja langsam wirklich auf dem Weg der Erneuerung zu sein.
    Weibliche Priester, kein Zöllibat mehr, da hat der Papst schon einiges erreicht...
    Bis dann.
    Das Leben ist ein Schwanz und wir die Eier, die mitgeschleift werden.


    Meine aktuellen Fanfiction:


    TGE Combined Season 1 Fire of War:

    http://www.stargate-project.de/starg...ad.php?t=11836




  21. #20
    Master Sergeant Avatar von Jack-ONeil
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    Echt ein cooles Kapitel. Die Kirche scheint, endlich begriffen zu haben, das sie sich modernisieren muss. Dein Papst ist wirklich ein kluger Kopf. Mir tun die Leute auf den Planeten leid. Da haben sie es schon so schwer und dann kommen die dummen, egoistischen Antiker und wollen ihnen ihren Planeten wegnehmen. Hoffendlich, erzählt Glick den Menschen von der Bedrohung. Welches Wissen konnte Glick alles Speichern? Nur die Wurmlochtechnologie, oder auch ein wenig anderes Zeug? Die Technologie der Menschen scheint gegen diese Roboter keine Chance zu haben. Zum Glück konnte Glick diese Roboter unschädlich machen.

    bis zum nächsten Mal

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