Hallo zusammen!
Wie es der Zufall will, darf ich mit meinem 1000. Beitrag ein neues Kapitel online stellen. Ja, ich weiß, es hat wieder etwas länger gedauert mit Nachschub. Das lag allerdings daran, dass ich zwischendurch einen Unfall hatte und meine Hände kaum benutzen konnte. Aber jetzt ist wieder alles gut und es geht weiter! Danke für die "Dankes" und die Kritiken!
Kapitel 11: Im Feuer
Chuck der Techniker saß hinter einer Steuerkonsole in Atlantis Torraum und stierte auf das Display eines Laptops. Auf dem Computer sah er eine digitale Uhr, die „+ 6,22“ anzeigte. Hinter Chuck tigerte Jack O'Neill zwischen den Konsolen hin und her. Sheppard, Mitchell und Dex waren mehr als überfällig. Fast sechseinhalb Stunden. Chuck dachte nach. Über Colonel Mitchell wusste er so gut wie nichts. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es Mitchell mit der Pünktlichkeit nicht genauso hielt wie jeder andere Militär in Atlantis. Selbes galt natürlich auch für John Sheppard. In diesem Fall allerdings wusste Chuck, dass die Check-Ins des Colonels immer zur rechten Zeit kamen, sondern auch noch nie ausgeblieben waren – es sei denn, etwas war passiert.
M2C-747, zur gleichen Zeit:
Keiner der drei Soldaten gab auch nur den kleinsten Mucks von sich. Seit mehreren Stunden bereits lagen John, Cameron und Ronon nebeneinander im Dickicht und beobachteten das Sternentor. Nichts hatte sich gerührt, nichts rührte sich und – so vermutete John – nichts würde sich rühren. Der Feind, oder wer immer das Tor zerstört hatte, war vermutlich abgezogen oder hielt sich seinerseits ebenfalls versteckt.
„Was meint ihr, sollen wir es wagen?“, fragte Cameron Mitchell unvermittelt, als hätte er die Gedanken seines Kollegen erraten.
„Was haben wir schon zu verlieren?“, brummte Ronon und machte einen kurzen Satz aus dem Gebüsch heraus. John war, als hätte er den Satedaner leicht schwanken sehen, als dieser aufgestanden war. Er musste sich getäuscht haben. John und Cameron folgten Ronon. Zusammen suchten sie die Umgebung um das Sternentor wieder ab. Wie beim letzten Mal fand das Trio allerdings nichts, was einen Hinweis auf den Saboteur geben konnte.
„Wie lange, denken Sie, werden die brauchen, bis die uns ein Schiff schicken?“, fragte Cameron.
„Das kann dauern. Sam ist ja über das Tor und nicht mit der Hammond gekommen. Und ein stationäres Schiff zur Verteidigung hat Atlantis seit mehreren Jahren nicht mehr“, antwortete John.
„Und wie lange wird die Hammond brauchen, bis sie hier ist?“
„Ich habe keine Ahnung. Wenn sie überhaupt abkömmlich ist. So viel ich weiß, liegt sie gerade im Dock und wird überholt“, sagte John finster.
Ronon schlug nach einiger Zeit vor, für ein Lagerfeuer zu sorgen. Auf diesem Planeten konnte es nachts sehr kalt werden. Auch auf die Gefahr hin, dass der Feind hier immer noch umher schlich und sie beobachtete, stimmten die beiden Colonels zu. John dachte für sich, das würde vielleicht auch ein wenig die Laune heben.
„Hahpfii“, polterte es plötzlich. Ronon hatte niesen müssen.
„Alles in Ordnung, Kumpel?“, fragte John.
„Geht schon.“
„Werden Sie mir bloß nicht krank. Das würde mir noch fehlen, wenn ich Ihnen noch einen Kräutertee kochen müsste.“
Atlantis, einen Tag später:
Rodney McKay saß in seinem neuen Labor und arbeitete. Es war dunkel dort drin, obwohl draußen die Sonne schien. Rodney hatte sie ausgesperrt. Nur die vielen Laptops und Rechentürme mit ihren LED-Lämpchen warfen einen blauen Lichschimmer durch den Raum. Rodney mochte es so, es erinnerte ihn an den Ereignishorizont des Sternentores. Das Sternentor. Rodney dachte immer wieder gerne daran, wie er zum ersten Mal hindurch gegangen war – obwohl ihm damals mehr als unwohl zu Mute gewesen war. Wenn man sich das nur vorstellte. Nur wenige Menschen, so glaubte Rodney, waren überhaupt imstande, zu begreifen, was bei einer Reise durch das Stargate eigentlich passierte. Er verstand es natürlich in vollem Umfang – Sam vielleicht auch, dachte er sich. Es war aber gerade diese Gefahr und dieses tiefe Verständnis für selbige, die Rodney so an dieser Art zu Reisen faszinierte. Körper, Kleidung, Ausrüstung, sogar die Luft um einen herum, wurden in seine Bestandteile zerlegt, digitalisiert und die Daten mit einer für das menschliche Gehirn kaum vorstellbaren Geschwindigkeit durch das Vakuum des Weltalls geschickt, bis der Vorgang auf der anderen Seite rückgängig gemacht wurde. Manchmal fragte sich Rodney, ob die Menschheit jemals selbst auf diese Idee gekommen wäre, hatte man das Sternentor der Antiker und ihre Art zu Reisen nie entdeckt.
„Hey, was gibt’s Neues?“, fragte Daniel Jackson. Der Archäologe hatte soeben das Büro seines neuen Partners betreten und zwei Tassen Kaffee auf dem Schreibtisch abgestellt. Rodney wischte seine Gedanken bei Seite und sah Daniel erwartungsvoll an.
„Was ist? Hast du mir nicht zugehört?“, fragte Daniel, ob Rodneys Gesichtsausdruck irritiert.
„Ähm ... doch“, Rodney schnippte mit dem Fingern um sich Daniels Frage wieder einzufangen und in den Geist zu rufen. „Ich war gerade dabei ...also vor kurzem habe ... Was wolltest du von mir wissen?“
„Ich habe gefragt, was es Neues gibt“, wiederholte Daniel und musste grinsen. So ungern beide das auch hörten, Daniel fand immer, dass sich Rodney McKay und Samantha O'Neill sehr ähnlich waren.
„Ach, richtig. Nun, vom Rest unseres Teams gibt es immer noch keine Nachrichten. Die Adresse will immer noch nicht einrasten. Sam und ich haben Fehlfunktionen auf unserer Seite ausgeschlossen.“
„Dachte ich mir schon“, sagte Daniel und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Denkst du, sie schicken ein Schiff?“
„Ja, Sam hat heute früh die Hammond angefordert. In zehn Tagen wird sie hier eintreffen, danach sollte es ein kurzer Tripp für das Schiff werden“, schätze Daniel.
„Dann weißt du ja mehr als ich“, meinte Rodney und als ihm bewusst wurde, was das eigentlich bedeutete, fügte er beleidigt hinzu: „Und warum fragst du dann, was es Neues gibt?“
„Ein bisschen Smalltalk. Solltest du auch mal ausprobieren. Kommt gut bei Frauen an.“ Daniel grinste kurz, versenkte seinen Mund dann aber schnell in der Kaffeetasse.
Rodney murmelte ein paar sehr kanadische Flüche in seinen nicht vorhandenen Bart, wandte sich dann aber wieder seinem Laptop zu. „Zur Fehlfuntkion des Tores gestern haben wir auch nichts. Aber das wirst du sicher auch schon wissen“, feixte Rodney.
„Nein, das wusste ich ehrlich nicht.“
Eine Weile schwiegen sich die beiden Wissenschaftler an und vertieften sich in ihre Arbeiten, bis Daniel abermals das Wort ergriff.
„Also, was machen wir zwei denn jetzt eigentlich?“ Er blickte erwartungsvoll drein und rechnete fast schon wieder mit einem schnippischen Kommentar seines Kollegen. Rodney jedoch schien begeistert von dieser Frage. Er hackte kurz auf die Tastatur seines Laptops ein, dann drehte er den Rechner so, dass Daniel das Display auch sehen konnte.
„Ich habe eine Liste gemacht mit Dingen, bei denen ich allein nicht weiter gekommen bin oder die ich hier in Atlantis noch vermute, aber bis jetzt nicht gefunden habe“, sprudelte er los.
„Schön“, meinte Daniel erstaunt. „Und die wären?“
„Soll ich sie jetzt etwa laut vorlesen?“, fragte Rodney irritiert, wobei er wild mit beiden Zeigefingern auf das geöffnete Text-Dokument auf dem Bildschirm deutete. Daniel würdigte diese Frage mit Schweigen und begann, Zeile um Zeile des langen Dokuments zu studieren.
1. Where and how did the ancients build ZPMs?
2. Jumper subroutine Zel 38
3. ZPM!
4. Drones
5. Freaking ZPM-facility wanted!
.
.
.
Jeder zweite Punkt lief auf ZeroPointModule hinaus. Daniel konnte nicht anders, er musste einfach darüber schmunzeln, wie naiv dieser brillante Kopf ihm gegenüber manchmal sein konnte.
„Was bedeutet Punkt 2?“, wollte Daniel schließlich wissen.
„Das ist eine Programmsubroutine, die Zelenka schon vor Jahren in den Jumpern entdeckt hat“, sprudelte Rodney los. „Wir haben aber nie herausgefunden, was so besonders an ihr ist oder zu was sie gut sein soll.“
„Ihr markiert die entdeckten Subroutinen mit euren Namen?“, fragte Daniel mit hoch erhobenen Augenbrauen. Er hatte sofort gefolgert, dass das Kürzel Zel 38 für die achtunddreißigste Subroutine stehen musste, die Radek Zelenka entdeckt hatte.
„Ja, ein kleiner Wettbewerb, den wir hier angefangen haben.“
Daniels Gesichtsausdruck schwankte zwischen Belustigung und Entsetzen. Wie konnte man nur so Geltungsbedürftig sein? Von Rodney wusste er, dass er es sehr auf Ruhm und Ehren abgesehen hatte. Aber Zelenka?
„Hey“, meinte Rodney, der Daniels Mine richtig zu deuten schien, „wir waren fast ein Jahr alleine in dieser verdammten Galaxie. Keiner von uns konnte etwas publizieren oder Neuigkeiten aus unseren Fachgebieten einholen. Da blieb uns nur der Wettbewerb gegeneinander.“
„Lass mich raten: Das war deine Idee?!“
Rodneys Blick trübte sich für kurze Zeit, er sah wieder auf den Bildschirm, sagte dann aber wesentlich leiser einen Namen vor sich hin.
„Grodin.“
„Wer ist Grodin?“
„Peter Grodin“, sagte Rodney und blickte Daniel wieder an. „Es war seine Idee, unsere Entdeckungen zu markieren. Er war so etwas wie der Moraloffizier der wissenschaftlichen Abteilung in unserem ersten Jahr hier.“
Daniel kannte diesen Tonfall, diese Stimmmodulation und diese Körperhaltung. Er hatte sie selbst so oft mit ansehen müssen. Wenn jemand von Janet sprach, dann sah das meist genauso aus. Oder wenn er selbst jemandem von Vala erzählte. „Grodin lebt nicht mehr, oder?“, fragte er deshalb.
„Nein“, seufzte Rodney. „Er ist beim ersten Angriff der Wraith ums Leben gekommen.“
Der Kanadier schloss kurz die Augen, sortierte seine Gedanken und sah Daniel dann wieder an. „Dieses Jumper-Protokoll muss etwas besonderes sein“, sagte Rodney. „ Es ist in jeden Jumper programmiert und steht hierarchisch immer an ein und der selben Stelle.“
„Aber?“, fragte Daniel interessiert.
„Die Zeile ist immer eine andere.“
„Aber das würde ja bedeuten, dass sie bei jedem Jumper etwas anderes bewirkt“, schlussfolgerte Daniel.
„Richtig, zumindest fast. Da wir allerdings von einem Programm der Antiker sprechen, können wir wohl getrost davon ausgehen, dass es sich um etwas besonderes handelt. Die haben so gut wie nichts dem Zufall überlassen.“
Daniel gab ihm innerlich recht. Die Antiker hatten Jahrtausende Zeit, ihre eigene Technologie zu verbessern.
„Aber trotzdem glaubst du, dass die Programmzeile immer die gleiche Funktion hat?“
„Ja. Was würde es bringen, jedem Jumper eine individuelle Funktion zu geben? Fällt ein Jumper aus, dann fehlt genau diese Eigenart, wenn nicht ein anderer die gleiche Fähigkeit hat“, stellte Rodney fest.
Daniel dachte über diese Worte nach. Rodney hatte definitv recht. Aber irgendetwas störte Daniel trotzdem an dieser These. Irgendetwas, das er nicht greifen konnte. Der Archäologe ließ sich von seiner Kaffeetasse ablenken. Obwohl nur noch wenig Kaffee daran war, dampfte das Gebräu immer noch heiß vor sich hin. Daniel folgte dem dünnen Dampfschleier, wie er sich aus der Tasse schraubte, ein kleine Kurve zu Rodneys Laptop hinüber machte und sich dann schließlich über Daniels linken Oberarm hinweg schlängelte. Daniels Blick fiel auf den SG1-Aufnäher auf dem olivgrünen Ärmel. Eigentlich hatte er sich schon längst eine dieser schicken grauen Uniformen, wie sie hier auf Atlantis getragen wurden, aus der Kleiderkammer holen wollen. Er war aber nur noch nicht dazu gekommen. Und dann sah er etwas, das ihm schon einmal eine wichtige Erkenntnis gebracht hatte. Das Glyph, das die Erde auf den Sternentoren repräsentierte. Die Pyramide mit der Sonne darüber. At. Hierarchisch. Reihenfolge.
„Was, wenn die Zeilen tatsächlich eine Individualfunktion für jeden Jumper haben?“, fragte Daniel.
Rodney sagte nichts, starrte seinen Gegenüber nur aufmerksam und neugierig an.
„Rodney, gibt es einen Weg, die Jumper miteinander interagieren zu lassen?“
„Sicher, Zelenka und ich haben so etwas schon oft programmiert, das ist...“
„Nein! Nichts, was ihr programmiert habt! Es muss etwas sein, was die Antiker mit den Schiffen gemacht haben!“, sagte Daniel. Er fühlte, dass er einem brauchbaren Lösungsansatz sehr nahe war.
„Achso. Nun, da gibt es vieles. Vom Datenaustausch bis hin zu einfachen Manövern im Formationssflug“, sagte Rodney. Wie immer, wenn es mehr als eine Erklärung gab, ruderte Rodney die einzelnen Möglichkeiten mit seinen Händen herbei.
„Dann glaube ich, hast du das richtige Wort vorhin schon benutzt“, sagte Daniel triumphierend. „Die Zeile regelt die Hierarchie der Jumper untereinander.“
„Aber bei welcher Funktion?“
„Das, Rodney, werden wir herausfinden.“
M2C-747, zur gleichen Zeit:
John erwachte jäh und mit einem Gefühl großen Unbehagens in der Magengegend. Seine Hände waren klamm von der Kälte, die auch das Lagerfeuer über Nacht nicht vollständig hatte fernhalten können. Er hatte nur wenige Stunden geschlafen, da er sich am Abend mit Cameron und Ronon darauf geeinigt hatte, dass immer zwei von ihnen gleichzeitig Wache halten sollten. Wenigstens würde es den anderen beiden auch nicht besser gehen, dachte er sich, hatten sie doch genauso wenig geschlafen. Außer Ronon, erinnerte sich John in diesem Moment selbst, der steckt immer alles weg wie nichts. Doch diesmal täuschte sich der Colonel. Als er die Augen endlich richtig aufbekam und in der einsetzenden Dämmerung seine beiden Teamkollegen erkannte, sah der Satedaner sehr schlecht aus.
„Morgen“, brummte John. „Was Neues?“
Cameron Mitchell wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da brach die Hölle über dem Trio los. Maschinengewehrstöße, Flakgeschütze und endlose Stunnersalven verwandelten die morgendliche Stille in eine Kriegsfront. Ohne ein Wort zu wechseln warfen sich John, Ronon und Cameron bäuchlings auf den Boden und erwiderten aus ihren P90 das Feuer. Ronon schien sofort entschieden zu haben, dass sein Revolver nicht genug Streuung erreichte und hatte ebenfalls zum irdischen Maschinengewehr gegriffen. Seltsam war, aber das fiel keinem der drei Soldaten sofort auf, dass sie alle in verschiedene Richtungen feuerten – weil der Angriff aus allen Richtungen zu kommen schien.
„Wir sind eingekesselt“, schrie Cameron schließlich über das Zischen der Kugeln und Energiesalven über ihren Köpfen hinweg.
„Nicht ganz. Aus meiner Sechs kommt nichts“, brüllte Ronon zurück.
John Sheppard blickte zu Ronon hinüber, feuerte aber gleichzeitig kurve Salven weiter voraus. Mit etwas Glück würde er so einen der Angreifer treffen. Ronon schien recht zu haben. Aus der Richtung, in die die Füße des Satedanders zeigten, kam kein Feindfeuer. Soeben schlug nur wenige Meter vor Cameron ein größeres Geschütz in den Boden. Die Druckwelle hob alle drei vom Grund und wirbelte John und Ronon herum. Stumm nahm das Trio dies zum Anlass, die Flucht zu ergreifen. John schätzte, dass mindestens ein Dutzend Männer auf sie zielte. Sie hatten keine Chance, weshalb sie ihr Glück im Rückzug suchen mussten. So schnell es ging rannten John, Cameron und Ronon von ihrem Lagerplatz weg, wieder in die Wälder hinein. Wieder knallte es und schon nach einem Augenschlag sah John, dass der Feind eine Rauchgranate gezündet hatte. Er verlor Cameron und Ronon aus den Augen. Und er blutete.