Ergebnis 1 bis 7 von 7

Thema: Stay alive

  1. #1
    Airman First Class Avatar von Selene
    Registriert seit
    02.01.2009
    Ort
    Würzburg
    Beiträge
    23

    Standard Stay alive

    *vorsichtig um die Ecke guck*

    Hallöchen alle miteinander!!!

    Nach langem Hin und Her habe ich es tatsächlich geschafft und meine erste FF zu Stargate Atlantis fertig gebracht, wenn auch nur ein OS.

    Es geht um John und Rodney ( ich liebe diese beiden^^ - ok, eigentlich liebe ich John, aber die beiden zusammen sind einfach nur toll ) und angesiedelt ist das Ganze so irgendwann Anfang der zweiten Staffel.

    Ein ganz besonderer Dank geht an meine beiden absolut tollen Betaleserinnen Sinaida ( die hier auch im Forum rumschwebt ) und katha. Ihr beide seid einfach nur toll!!!!
    Vielen, vielen Dank für all eure Mühen und Ideen!!!!!!! *gaaaanz doll knuddel*

    Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es gefällt euch!!!!

    *Kuchen und Tee für alle hinstell*




    Stay alive



    „Sheppard?“

    Nur langsam drangen die Worte durch seinen vernebelten Verstand, rissen ihn mit alle Macht aus der wohltuenden Schwärze der Bewusstlosigkeit.

    „Sheppard, hören Sie mich?“

    Er wollte nicht aufwachen. Wollte nicht in die kalte, graue Realität zurück. Warum ließ man ihn nicht einfach schlafen?

    „John?“

    Immer weiter drängte sich sein Bewusstsein zurück an die Oberfläche und je wacher er wurde, desto klarer wurden auch seine Gedanken.
    Die nervende Stimme, die ihn nicht in Ruhe ließ und immer weiter auf ihn einredete, gehörte Rodney McKay. Sie klang panisch.

    „John, bitte!“

    Zusätzlich zu dem nun flehenden Ton, spürte John Rodneys Hand, die vorsichtig, aber unermüdlich an seiner Schulter rüttelte.

    Der rasend aufkommende Schmerz explodierte förmlich in seinem Körper. Hart biss er die Zähne zusammen und dennoch verließ ein gepeinigtes Stöhnen seinen Mund.
    Beinahe sofort verschwand die Hand, nicht jedoch die Stimme.

    „John? Sind Sie wach?“

    Die Schmerzen durchfluteten ihn und er hätte in diesem Moment nicht einmal sagen können, wo es am Schlimmsten war. Er versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen, doch das beklemmende Gefühl auf seiner Lunge erschwerte das.

    Etwas Gutes bewirkten die Schmerzen aber. Sie hatten nicht nur seinen Verstand, sondern auch seine Sinne deutlich aufgerüttelt.
    Unter sich konnte er einen vertraut harten Boden fühlen. Wahrscheinlich der des Puddle Jumpers, in dem er zusammen mit Rodney unterwegs gewesen war.

    Der Geruch nach verschmorten Kabeln und verbranntem Plastik stieg ihm in die Nase und neben sich konnte er McKays leicht beschleunigten Atmen hören.

    Was war geschehen?
    Er konnte sich nicht wirklich daran erinnern. Das Letzte, was er wusste war, dass er mit Rodney diesen Planeten erkundet hatte und dann … nichts mehr. Was war passiert? Rodney? Der Jumper? Er musste …

    Als ihn abermals eine Hand berührte, öffnete er mit einem Ruck seine Augen. Was nicht unbedingt die beste Idee gewesen war.
    Das plötzliche Licht stach wie hunderte kleine Nadeln in seine Pupillen und sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren und er schloss seine Lider sofort wieder.

    Doch scheinbar hatte dieses Lebenszeichen von ihm ausgereicht, denn Rodney atmete neben ihm erleichtert aus.
    „Gott sei Dank! Ich hatte schon Angst, Sie würden mich hier alleine lassen!“

    Da John immer noch nicht wusste, wo genau „hier“ war, versuchte er ein weiteres Mal seine Augen zu öffnen. Diesmal aber um einiges langsamer.
    Blinzelnd, um die verschwommene Sicht ein wenig zu schärfen, sah er den Kanadier an, der sich über ihn gebeugt hatte.

    Eine große Platzwunde zierte dessen Stirn. Die eine Gesichtshälfte war blutverschmiert, ebenso wie der obere Teil seines Hemdes.
    Rodneys Augen waren geweitet, ob vor Angst, oder aus Schock, konnte Sheppard nicht sagen.
    Er ließ seinen Blick prüfend weiter über den Köper des Wissenschaftlers gleiten, konnte aber keine weiteren Verletzungen mehr ausmachen, was ihn ungemein erleichterte.

    „Ist … alles in Ordnung?“
    Seine Worte waren nur ein heißeres Krächzen, doch McKay hatte sie verstanden, denn er schnaubte halb belustigt, halb besorgt auf.
    „Das fragen Sie mich? Haben Sie in den letzten Minuten mal in den Spiegel gesehen, Colonel?“

    Doch der spitze Sarkasmus in den Worten konnte die Sorge, die sich Rodney um John machten, nicht verbergen.
    Und das entging auch diesem nicht. Und das entging auch diesem nicht. Es musste ihn schlimmer erwischt haben, als gedacht, angesichts des panischen Untertons in McKays Stimme.

    Aber warum?
    Gut, die Schmerzen waren heftig, wenn auch inzwischen wieder auf ein halbwegs erträgliches Maß gesunken - zumindest solange er sich nicht bewegte - aber allzu schrecklich fühlte es sich nicht an.
    Oder war es so schlimm, dass er unter Schock stand und sein Körper bereits die Notbremse gezogen hatte?

    Nun, wie auch immer. Im Grunde spielte es gerade auch keine große Rolle. Zu allererst musste er herausfinden, wo sie waren, was passiert war und so gut es ging mögliche Gefahren abwenden.

    Da sich Rodney noch immer in seinem Blickfeld befand, konnte er nicht viel erkennen, außer, dass er tatsächlich im Puddle Jumper und dieser – er musste zweimal blinzeln, um sicherzugehen, dass er sich nicht täuschte – auf dem Kopf stand.
    „McKay, was ist passiert?“

    Der Wissenschaftler zögerte einen Moment, wog ab, ob es sinnvoll war, John erst alles zu berichten, oder sich zunächst um dessen Verletzungen zu kümmern sowie um ihre Sicherheit.
    Andererseits würde Sheppard wohl nicht eher Ruhe geben, bis er wusste, was er wissen wollte.
    Mit einem leisen Seufzer ließ sich Rodney erschöpft auf den Boden sinken, um die Geschehnisse der letzten Stunde wiederzugeben.


    Flashback

    „Ach kommen Sie schon, Sheppard! Es ist nur ein Erkundungsflug, also hören Sie schon das Schmollen auf!“
    Der Blick, den John Rodney daraufhin zu warf, hätte nicht tödlicher sein können.

    „Erstens, ich schmolle nicht! Und zweitens, eben weil es NUR ein Erkundungsflug ist, hätten Sie ebenso gut auch Lorne, Smith oder meinetwegen Parker mitnehmen können. Warum also ausgerechnet ich?“
    John wusste selbst, dass er ein wenig überreagierte, aber Himmel! Das war sein erster freier und vor allem ‚wraithfreier’ Tag seit sehr langer Zeit und den hatte er eigentlich genießen wollen. Schon seit langem plante er, dem nahe gelegenen Strand einen Besuch abzustatten und dort sein neues Surfbrett auszutesten, dass er von seinem Team zum Geburtstag erhalten hatte.

    Aber natürlich war es mal wieder anders gekommen, als geplant. Und so hatte Dr. Weir ihn gleich nach dem Frühstück in ihr Büro gerufen und dort hatte bereits ein sehr aufgeregter Rodney auf ihn gewartet.
    Spätestens da hatte er eigentlich schon gewusst, dass es kein ruhiger Tag werden würde.

    Schlussendlich hatte McKay auf diesem Planeten – PXR432 – eine versteckte Energiequelle lokalisiert, bei der sich aller Wahrscheinlichkeit um ein Antikergerät handelte.
    Und Rodney wollte dem natürlich sofort nachgehen. Aus irgendeinem Grund hatte er darauf bestanden, ihn, John Sheppard, dabeihaben zu müssen.

    Alles Betteln und Flehen hatte nichts genutzt. Scheinbar hatte der Wissenschaftler gute Vorarbeit bei Elizabeth geleistet, denn sie hatte nur gelächelt und gemeint, dass es sich um eine wichtige Errungenschaft für Atlantis handeln könnte.
    Seine Frage, warum dann nicht das ganze Team aufbrechen würde, hatte sie damit beantwortet, dass Rodney ja erstmal nur vom Puddle Jumper aus den genauen Standort auskundschaften sollte.

    So saß er nun schon seit drei Stunden seines freien Tages am Steuer und flog zu den von Rodney angegebenen Koordinaten. Musste das Stargate auch unbedingt so weit davon entfernt liegen?
    Und dabei hätte es so ein schöner Tag werden sollen …

    „Sie schmollen doch! Und außerdem, warum sollte ich mich mit der zweiten Wahl zufrieden geben?“
    John hatte seine Frage beinahe vergessen und sah den Kanadier nun mit großen Augen an.
    „Sie halten mich also für den besten Piloten auf Atlantis, ja?“

    Er konnte sich sein typisches Grinsen einfach nicht verkneifen. Solche Worte aus Rodneys Mund!
    Der verdrehte nur die Augen.
    „Bilden Sie sich ja nichts darauf ein! Ihr Antikergen spielt dabei eine wesentlich größere Rolle, als Ihre Flugkünste!“
    Johns Blick sprach Bände und er schwor sich, dass der Wissenschaftler diesen Satz bei Gelegenheit noch schwer bereuen würde.

    Sie waren etwa eine weitere halbe Stunde unterwegs, keiner der Beiden hatte auch nur ein Wort gesagt, als ein kleiner, blauer Punkt auf dem Radar aufleuchtete.
    Stirnrunzelnd sah Sheppard darauf.
    „McKay, sind Sie sicher, dass diese Energiequelle VOR uns liegt und es auf diesem Planeten keine Lebewesen gibt?“

    Der Wissenschaftler sah irritiert von seinem PC auf.
    „Ja und ja. Warum fragen Sie?“
    John fluchte leise und aktivierte die Tarnung des Flugschiffes in der Hoffnung, dass es dafür nicht schon zu spät war.
    „Weil wir dann höchstwahrscheinlich von einem Wraithschiff verfolgt werden!“

    „Was?!“
    Rodneys Kopf ruckte in Richtung der Kontrolltafel und er sah den Punkt, der sich ihnen inzwischen mit hoher Geschwindigkeit näherte.
    „Verdammt! Warum haben die Sensoren nicht früher Alarm geschlagen?“

    Abwesend zuckte John mit den Schultern. Seine gesamte Konzentration war inzwischen auf das Fliegen gerichtet.
    Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass das gegnerische Schiff sie entdeckt hatte.
    „Das ist im Moment mein kleinstes Problem. Schnallen Sie sich an!“

    John brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Rodney seinem Befehl augenblicklich Folge leistete.
    So gerne der Wissenschaftler auch Anweisungen in Frage stellte, er tat es nie in Notsituationen, wie diesen. Da hatte er gelernt, das zu tun, was man ihm sagte.

    Im Stillen war Rodney verdammt dankbar, dass sie nach einigen unschönen Unfällen mit den Jumpern nun doch so etwas wie Sicherheitsgurte eingebaut hatten.
    Sicher, sie hatten die Trägheitsdämpfer und ohne ging es auch, gerade im Weltraum nicht, aber bereits einige Male waren eben genau diese ausgefallen und dann war es zu ernsthaften Verletzungen gekommen.
    Und zumindest innerhalb der Schwerkraft eines Planeten boten die speziell angefertigten Gurte einen gewissen Schutz.

    Eine weitere Warnleuchte zeigte ihnen, dass das Wraithschiff sie inzwischen ins Visier genommen hatte.
    „Mist, die haben uns entdeckt und wissen scheinbar trotz Tarnung, wo wir sind! Festhalten!“

    John riss den Steuerknüppel nach rechts, als das erste Geschoss haarscharf an ihnen vorbeiflog.
    Rodney stieß einen spitzen Schrei aus und das lag nicht daran, dass er sich erschrocken hatte.
    „Sie haben uns nicht trotz Tarnung entdeckt, unsere Tarnung ist gar nicht an!“

    Trotz des riskanten Fluges, schnellte Johns Blick zu ihm herüber.
    „Was meinen Sie damit, sie ist nicht an? Ich habe sie doch gerade erst angeschaltet!“
    Hilflos zuckte McKay mit den Schultern, während er auf seinen Laptop einhämmerte.

    „Es scheint eine Fehlfunktion zu sein. Und bevor Sie fragen, ich bekomme die Tarnung ganz bestimmt nicht online. Zumindest nicht im Moment!“
    John nickte nur, presste die Lippen aufeinander und packte den Steuerknüppel fester.
    „Dann hoffe ich, dass Sie ein gutes Gebet kennen!“

    Die nächsten Minuten verbrachte Sheppard damit, im Zickzackflug den Angriffen des Schiffes zu entgehen und mehr als einmal war es äußerst knapp. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wraith einen Treffer landen würden.

    Und das taten sie.
    John hatte gerade ein weiteres Ausweichmanöver beendet, als ein ohrenbetäubender Knall den Puddle Jumper erfüllte.
    Das laute Bersten und Knirschen von brechendem Metall war zu hören und John wie auch Rodney wurden in ihren Sitzen nach vorne geschleudert.

    Sheppard versuchte alles, um die Kontrolle über das Fluggerät wieder zu erlangen, doch ohne Erfolg. Sie waren manövrierunfähig und nicht nur das. Sie stürzten auch geradewegs auf einen dichtbewachsenen Wald zu.
    Mit all seiner Kraft versuchte John den Puddle Jumper hochzuziehen, in der Hoffnung, ihren Sturz wenigstens ein wenig zu bremsen, aber er wusste selbst, dass das vergebene Mühe war.

    Die Bäume rasten auf sie zu und der Pilot riskierte einen letzten Blick zu Rodney, der ihn aus schreckensweiten Augen panisch ansah, bevor die Welt um ihn herum in Dunkelheit versank.

    ************************

    Mit einem lauten Stöhnen kam Rodney nur wenige Minuten nach dem Aufprall wieder zu sich und fand sich kopfüberhängend auf seinem Sitz wieder.
    Blut tropfte von seiner Stirn auf die Decke – oder den Boden – unter ihm.
    Sein malträtiertes Hirn brauchte ein paar Augenblicke bis es begriff, dass der Puddle Jumper auf dem Kopf stand und er noch immer vom Sicherheitsgurt im Sitz gehalten wurde.

    „Uhm … Sheppard? Ich könnte hier ein wenig Hilfe vertragen!“
    Mühsam drehte Rodney seinen Kopf in Richtung Pilotensessel und erstarrte. Er war leer. Nichts von John zu sehen.
    Einen winzigen Moment regte sich in McKay die Hoffnung, dass sich der Soldat bereits befreit hatte und irgendwo herumgeisterte, bis ihm klar wurde, wie wahnwitzig diese Idee war.

    Mögliche Gefahr hin oder her, John würde ihn nie einfach so hier hängen lassen. Dann wurde ihm etwas Anderes siedendheiß bewusst. Im Gegensatz zu ihm, war Sheppard nicht angeschnallt gewesen.
    Hektisch sah er sich um, hoffend, dass sich seine Befürchtung nicht bewahrheiten würde. Doch dann sah er ihn.

    John lag, begraben unter einigen Gepäckstücken, schräg hinter ihm und rührte sich nicht.
    Trotz des nur mäßigen Lichtes und des leichten Qualmes, konnte er das Blut sehen, dass förmlich den gesamten Körper des Soldaten bedeckte.
    Für einen Moment hatte Rodney das Gefühl, sein Herz würde in seiner Brust gefrieren. So, wie John da lag, sah er aus wie …

    Nein!
    Entschlossen griff der Wissenschaftler nach dem Sicherheitsgurt und versuchte ihn zu lösen. Er würde nicht glauben, dass John … tot … sei, bis er sich selbst davon überzeugt hatte.
    Genervt riss Rodney an dem Gurt, doch er wollte sich einfach nicht lösen. Scheinbar hatten sich die Schnallen verhakt.

    „Verdammt, verdammt, verdammt!“
    Sein Blick glitt abermals panisch zu seinem Teamleiter und Freund, denn das war John für ihn, bevor er sich an das Klappmesser erinnerte, das in seiner Jacke steckte. Auch etwas, was er dem Soldaten zu verdanken hatte. Der bestand auf diesen Ausrüstungsgegenstand.
    Bis jetzt hatte Rodney den Sinn und Zweck dahinter nicht verstanden. Was nutzte ihm schon ein kleines Messer im Kampf gegen böse Außerirdische?
    Nun, jetzt wusste er, warum er es immer dabei haben sollte.

    Mit zittrigen Händen angelte er nach dem gesuchten Gegenstand und für einen fürchterlichen Moment dachte er, das Messer sei ihm bei dem Absturz aus der Tasche gerutscht, doch dann konnte er das kühle Metall an seinen Fingern spüren.
    So schnell es ging säbelte er den stabilen Gurt durch und erst in der Sekunde, in der auch die letzte Faser riss, dachte er daran, dass er ja noch immer kopfüber im Sitz hang.

    Zu spät.
    Augenblicklich folgte McKays Körper dem Gesetz der Schwerkraft und er stürzte mit einem lauten Schrei nach unten.
    Stöhnend hielt sich Rodney einen Moment den Kopf, der ihm diesen erneuten Aufschlag deutlich übel nahm, bevor er sich wieder aufrappelte. Er hatte schnell festgestellt, dass ihm außer der Wunde am Kopf und einer Gehirnerschüttern nichts weiter fehlte.

    Mit zwei Schritten war er bei John, der dieses Glück nicht gehabt hatte. Aus der Nähe betrachtet, sah der Colonel noch schlimmer aus.
    Auch sein Gesicht war, auf Grund einer Platzwunde und zahlreicher kleiner Schnitte blutüberströmt. Nachdem Rodney alle Gepäck- und Trümmerteile entfernt hatte, erkannte er noch weitere Verletzungen.

    Eine lange, tiefe Schnittverletzung verlief über den rechten Oberschenkel bis zum Knie, sie blutete noch immer stark.
    Panik erfasste ihn, als der den vielen Lebenssaft sah, der aus der Wunde strömte und den Boden tränkte.
    Fahrig fuhr er sich durch die Haare und sah sich hektisch nach dem Erste-Hilfe-Kasten um, den er aber in all dem Chaos auf die schnelle nicht ausmachen konnte.

    „Denk nach, Rodney! Was würde Carson in solch einer Situation als erstes tun?“
    Sein Blick verweilte ein weiteres Mal auf der Verletzung, als ihm eine der Erste-Hilfe-Stunden, die Carson regelmäßig hielt, in den Sinn kam
    Abbinden. Er musste das Bein abbinden und so die Blutung stoppen!

    Ohne großes Zögern fingerte McKay an seinem Gürtel herum, bis er endlich die Schnalle geöffnet hatte und zog ihn aus der Hose.
    Er verharrte einen Moment, unsicher, ob er das auch wirklich tun sollte, doch ein Blick in der blasse und verschwitze Gesicht von John reichte aus, um ihm den Gürtel straff um den Oberschenkel zu binden.

    Nachdem das erledigt war, besah er sich den Rest.
    Einige kleinere und größere Kratzer und Schnitte, die aber nicht lebensbedrohlich waren.
    Da Johns Atmung ein wenig schwer ging, waren wohl auch einige Rippen betroffen und sein rechter Arm sah merkwürdig verdreht aus.

    Er konnte nur hoffen, dass er Sheppard wach bekommen würde, denn ansonsten hatten sie beide keine Chance, hier lebend heraus zu kommen.

    Flashback ende


    Mit jedem Wort waren Johns Erinnerungen langsam wiedergekommen. Zeitgleich damit die Erkenntnis, dass er wohl doch schwerer verletzt war, als gedacht und, was noch viel schlimmer war, sie beide noch immer in allerhöchster Gefahr schwebten.
    Viel Zeit konnte seit ihrem Absturz noch nicht vergangen sein, was erklärte, warum die Wraith sie noch nicht erwischt hatten. Ab das war nur noch eine Frage der Zeit.

    „Helfen Sie mir auf!“
    Fassungslos wurde er von Rodney angesehen.
    „Bitte was?“
    Knirschend biss John die Zähne aufeinander. Eine weitere Schmerzwelle war über ihn hereingebrochen, als er versucht hatte, selbst hochzukommen. Daran war nicht mal zu denken. Sein gesamtes Blickfeld begann sich zu drehen und schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen.

    „Verdammt Sheppard, bewegen Sie sich nicht! Ich hab keine Ahnung, wie ernst Ihre Verletzungen sind, aber …“
    Genervt verdrehte John die Augen. Er wusste ja, dass der Kanadier in Extremsituationen immer das reden anfing, aber jetzt war ihm das einfach zu viel.
    „Halten Sie den Mund und helfen Sie mir endlich hoch! Ich muss sehen wie es steht, damit ich unsere Lage einschätzen kann!“

    „Sparen Sie sich Ihren Heldenkomplex für bessere Zeiten! Es gibt nicht viel, was Sie sehen könnten! Der Jumper steht auf dem Kopf, der gesamte vordere Bereich ist zerstört und so, wie ich das sehe, sind so gut wie alle Systeme funktionsunfähig.“
    John schluckte. So etwas in der Art hatte er sich schon gedacht, aber es half nichts. Sie konnten nicht einfach hier bleiben.

    „Hören Sie, McKay! Ich weiß, das wird Ihnen jetzt nicht gefallen, aber wir können nicht einfach hier sitzen bleiben und nichts tun! Also entweder, Sie helfen mir jetzt auf, oder Sie warten ab, bis die Wraith hier sind und uns abholen!“
    Er konnte es förmlich in Rodneys Hirn arbeiten sehen und schlussendlich lenkte der Wissenschaftler ein. Was für eine Wahl hatte er auch?
    „Ok, Sie haben gewonnen. Was soll ich tun?“


    Schweißüberströmt und schwer nach Luft schnappend saß John fünf Minuten später an die Wand des Jumpers gelehnt.
    Er wusste nicht, für wen von beiden diese Aktion schlimmer gewesen war. Für ihn, der kaum gewusst hatte, wie er die Schmerzen ertragen sollte oder für Rodney, der bei seinem leisen Aufschrei noch blasser geworden war.

    Aber wenigstens bekam er jetzt ein bisschen besser Luft und er kam sich nicht mehr ganz so hilflos vor.
    Er gönnte sich einen Moment Ruhe und sah McKay zu, der verzweifelt nach dem Medi-Pack suchte, bevor er sich einer ersten Bestandsaufnahme seines Körpers zuwandte.

    Sein Kopf fühlte sich an, als ob eine Band aus fiesen, kleinen Wraith darin Schlagzeug spielen würde, aber damit konnte er leben. Es war nicht die erste Gehirnerschütterung in seinem Leben.
    Die Rippen waren stark geprellt, einige bestimmt auch gebrochen. Auch kein allzu großes Problem, jedenfalls nicht, solange sie ihm nicht in die Lunge stachen.

    Problematisch wurde es beim Rest.
    Sein Arm war gebrochen. Mindestens an zwei Stellen und das Taubheitsgefühl, das sich langsam in seinen Fingern ausbreitete, konnte kein gutes Zeichen sein. Noch mehr Sorgen bereitete ihm allerdings sein Bein.

    Gut, er war als Soldat so einiges gewohnt, aber es war immer etwas anderes, solche Verletzungen bei einem selbst zu sehen. Diese hier sah wirklich nicht gut aus. Zumindest blutete sie nicht weiter, was aber wohl an Rodneys Gürtel lag und sehr viel genauer wollte er sie sich auch gar nicht ansehen.
    Weit würde er so nicht kommen, das stand fest.

    „Ich hab’s!“
    Rodneys triumphierender Aufschrei riss John aus seiner Selbstdiagnose.
    Den roten Koffer, wie eine Trophäe vor sich her schwingend, kam der Wissenschaftler wieder an seine Seite und begann sofort, wie ein Verrückter, darin herumzuwühlen.
    Und das, war er zuerst zu Tage förderte, behagte John überhaupt nicht.
    „Was wollen Sie mit der Spritze, McKay?“

    Rodney schenkte ihm einen dieser „was-werde-ich-schon-damit-wollen-Blicke“, während er die Flüssigkeit aufzog.
    „Was denken Sie wohl, Sheppard? Ich muss mich um ihre Verletzungen kümmern, nicht dass ich scharf darauf bin, aber Sie sind vor lauter Schmerzen ja jetzt schon kaum noch bei Verstand.“

    „Kein … Morphium …“
    John musste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorquetschen, da die Schmerzen inzwischen tatsächlich kaum noch auszuhalten waren.
    Entnervt stöhnte Rodney auf.
    „Ich habe es vorhin schon gesagt, Colonel! Sie sollen dieses Heldengetue sein lassen! Es wird Sie niemand für Schwach halten, nur weil Sie sich Schmerzmittel geben lassen!“

    „Das … ist es nicht …“
    Mühsam versuchte der Soldat die richtigen Worte herauszubringen.
    „Das Zeug vernebelt meine … meine Sinne … und dann …“
    Er musste den Satz nicht zu Ende sprechen. Rodney wusste auch so, was John ihm sagen wollte.

    Sheppard war der Teamleiter. Er fühlte sich für sein Team, in diesem Falle für Rodney, verantwortlich. Seine Verletzungen schränkten ihn schon ziemlich ein und er hatte Angst, dass ihm die Schmerzmittel auch noch das letzte bisschen Chance raubten, diese Stellung zu halten und seine Pflicht zu erfüllen.

    Insgeheim bewunderte McKay John dafür. Er stand immer für Andere ein, war jederzeit bereit, sein Leben für seine Freunde zu geben und selbst jetzt, wo er vor Schmerzen kaum noch klar denken konnte, dachte er zu allererst an ihn, Rodney.

    Und trotzdem. Vielleicht gerade deshalb, war der Wissenschaftler felsenfest davon überzeugt, dass er diesmal dem Colonel helfen würde und nicht umgekehrt. Er würde das schon schaffen.
    Ohne auf eine weitere Diskussion einzugehen und ohne lange zu fackeln, rammte Rodney John die Spritze ins Bein und drückte ab.

    Er ignorierte Sheppards Protestgeschrei, da er zufrieden zur Kenntnis nahm, dass das Medikament recht schnell seine Wirkung zeigte.
    John wurde zusehends ruhiger, seine Muskeln lockerten sich und seine verkrampfte Körperhaltung ließ nach.
    Schließlich verstummte er und seufzte einmal leise auf, was ein gewinnendes Lächeln auf Rodneys Gesicht zauberte.
    Manchmal musste man den Colonel eben zu seinem Glück zwingen.

    McKay hatte Johns mangelnde Gegenwehr ausgenutzt und sich um dessen Verletzungen gekümmert. Viel konnte er nicht tun. Er hatte die Wunden gesäubert, das Bein, sowie den Kopf verbunden und den Arm provisorisch geschient.
    All das hatte John mehr oder weniger klaglos über sich ergehen lassen, lediglich das ein oder andere leise Wimmern war zu hören gewesen, wenn die Schmerzmittel bei einer Behandlung nicht ausgereicht hatten.

    Der Wissenschaftler packte gerade wieder das Verbandszeug zusammen, nachdem er seine eigene Verletzung notdürftig behandelt hatte, als Johns leicht verklärter Blick den seinen traf.
    „... M`kay…“
    Der Angesprochene runzelte bei den undeutlich genuschelten Wörtern nachdenklich die Stirn.
    Ok, vielleicht war die Dosierung des Morphiums doch ein wenig zu hoch gewesen.

    „McKay wir …“
    Ärgerlich über sich selbst, dass er nicht mal einen vernünftigen Satz herausbekam, zog John die Augenbrauen zusammen.
    Sollten sie das hier überleben, und das würden sie, dann musste er erstmal ein ernstes Wort mit Beckett reden.

    „Kriegen … Schutzschild … an?“
    Diese drei Wörter herauszubekommen, bedurften Johns ganzer Konzentration, etwas, was Rodney nicht entging, weshalb er sich auch jeglichen Kommentar darüber ersparte, dass der andere gerade wie in Dreijähriger klang.
    „Das Schutzschild? Was wollen Sie denn damit?“

    Einige tiefe Atemzüge halfen John dabei den Nebel in seinem Kopf wenigstens ein wenig zu lichten.
    „Die Wraith, sie werden gleich hier sein.“
    Mit großen Augen sah Rodney ihn an. Daran hatte der Wissenschaftler in all der Aufregung und Sorge gar nicht mehr gedacht. Zweifelnd ließ er seinen Blick über das noch immer rauchende Innenleben des Jumpers gleiten.
    „Ich glaube nicht, dass ich …“

    „Sie schaffen … das … einzige Chance …“
    Rodney musste den Klos, der sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunterschlucken. Niemals hätte er gedacht, dass John solche ein Vertrauen in ihn setzte. Er würde den Teufel tun, dieses Vertrauen zu enttäuschen.
    „Ich tue, was ich kann!“

    ************************

    Wie ein Besessener flitzte McKay von einem Teil des Jumpers zum anderen, verkabelte hier und dort etwas und fluchte immer wieder leise vor sich hin. Dass die ganzen Armaturen und Schalter auf dem Kopf standen, half ihm auch nicht gerade bei seiner Arbeit.

    John beobachtete seinen Freund bei dessen Tun. Er würde es niemals zugeben, aber er war stolz auf ihn.
    Er hatte in den letzten Jahren eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. Zwar war auf den Wissenschaftler von Anfang an Verlass gewesen, aber er war eben genau das. Ein Wissenschaftler. Ein Zivilist und weiß Gott nicht immer einfach im Umgang.
    Aber er hatte gelernt, auch mit grenzwertigen Situationen umzugehen und eine Waffe fast so sicher zu beherrschen wie jeder andere im Team.

    Natürlich quengelte und nörgelte er noch immer so viel wie früher, aber wenn es wirklich hart auf hart kam, konnte man auf ihn zählen.
    John würde ihm inzwischen jederzeit sein Leben anvertrauen, etwas, was er nicht leichtfertig tat.
    Dazu kam, dass er in dem leicht exzentrischen Wissenschaftler tatsächlich einen guten Freund gefunden hatte.

    Das leise Geräusch von Füßen, die sich vorsichtig über trockenen Waldboden bewegten, ließ ihn aufhorchen.
    Verdammt, die Wraith waren also da.
    „Rodney!“
    Der Kanadier warf ihm einen fragenden Blick zu und John deutete mit einem Kopfnicken nach draußen.
    „Sie sind da.“

    Leicht panisch blickte er Sheppard an, bevor er wie ein Wilder weiter auf seinem Laptop herumhackte, der den Absturz tatsächlich überlebt hatte.
    „Komm schon, komm schon, komm schon!“
    Konzentriert kaute er auf seiner Unterlippe herum und sah aus den Augenwinkeln, wie John mit seiner gesunden linken Hand nach der P90 griff. Nicht, dass er damit wirklich eine Chance gegen eine Horde von Wraith haben würde.

    Das charakteristische Geräusch der Waffe ließ Rodney erkennen, dass sich bereits die ersten Wraith einen Weg zu ihnen hinein suchten. Was nicht schwer war, jetzt wo ein etwa mannsgroßes Loch im Heck des Jumpers klaffte.
    Ein weiterer Blick zu John reichte aus um ihm zu zeigen, dass der nicht mehr lange durchhalten würde.
    Trotz der hohen Dosis Morphium war sein Gesicht schmerzverzerrt und er konnte das hektische Heben und Senken seiner Brust sehen.

    Fieberhaft sah McKay auf seinen Bildschirm. Er hatte es fast geschafft. Entgegen seiner Befürchtung, dass hier alles endgültig tot war, fehlte ihm nur noch eine Schnittstelle, die er richtig anschließen musste und der Schutzschild sollte funktionieren.
    Er musste nur noch …

    Ein Schatten, der über ihm erschien ließ ihn erschrocken herumwirbeln und direkt in das hämisch grinsende Gesicht eines Wraith blicken.
    Er wusste nicht, wie der es hereingeschafft hatte, noch konnte er das Feuer der P90 hören, aber scheinbar waren es einfach zu viele.
    Als sich die Hand des Wraith ihm näherte, wich Rodney instinktiv nach hinten weg, doch beinahe sofort spürte er die massive Wand es Jumpers in seinem Rücken.

    Er schluckte.
    Das war es also. Er würde hier sterben.
    Resigniert schloss er die Augen und wartete auf die Schmerzen, doch sie kamen nicht.
    Stattdessen erlosch plötzlich das Feuer des Maschinengewehrs. Er hörte, wie John seinen Namen schrie und dann einen Aufprall, gefolgt von einem lautem Stöhnen.

    Rodney riss seine Augen auf und konnte kaum glauben, was er da sah.
    Wie auch immer er es geschafft hatte, John hatte sich auf den Wraith gestürzt, der ihn eben noch hatte töten wollen und mit sich zu Boden gerissen.
    Sheppards Anblick, der noch immer auf dem – scheinbar toten – Wraith lag und sein Messer in dessen Brust stieß, holten Rodney aus seinem tranceähnlichen Zustand.

    John hatte ihm – mal wieder – das Leben gerettet. Es sollte nicht umsonst sein.
    Gerade, als sich vier weitere Wraith dem Schiff näherten, fand er die letzte Stelle und aktivierte mit zitternden Fingern den Schutzschild.
    „Bitte, bitte, lass es funktionieren!“

    Für einen Moment tat sich überhaupt nichts und Rodney wollte schon enttäuscht aufschreien, als sich mit einem leisen Surren endlich der Schutzschild aufbaute. Sie waren in Sicherheit. Zumindest vorerst.
    Erleichtert ließ er den Laptop sinken und beruhigte seine angespannten Nerven.
    Von draußen konnte er laute Geräusche hören, als die Wraith versuchten durch den Schild zu dringen. Es würde ihnen gelingen, das war sicher. Rodney hoffte nur, dass ihnen selbst die Zeit reichen würde, um Hilfe zu ordern.

    Ein qualvolles Husten, gefolgt von einem erstickungsähnlichen Keuchen, ließ Rodney zu John eilen.
    Vorsichtig zog er ihn von dem Wraith herunter und stütze ihn in seine Arme. Keuchend und pfeifend zog der Colonel die Luft ein, immer wieder unterbrochen von Hustenanfällen, welche ihn leise wimmern ließen.
    Ein dünnes Rinnsal Blut lief aus seinem Mundwinkel.

    Rodney erbleichte. Bei der Rettungsaktion von eben musste sich eine der gebrochenen Rippen in Johns Lunge gebohrt haben. Er würde ersticken oder an seinem eigenen Blut ertrinken.
    Behutsam richtete McKay ihn noch ein wenig mehr auf, in der Hoffnung, ihm so das Atmen ein wenig zu erleichtern.
    „Kommen Sie schon, Sheppard! Sie können doch jetzt nicht schlapp machen!“

    Er hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet, doch nach ein paar Augenblicken flatterten die Lider des Colonels und er sah Rodney aus fiebrig glänzenden Augen erschöpft an.
    „Sie … sie haben es … geschafft …“
    Zwischen den Worten musste er immer wieder mühsam nach Luft schnappen, doch das war ihm egal.

    John wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er konnte spüren, wie die endgültige Dunkelheit nach ihm griff. Begierig ihn in ihre Finger zu bekommen. Es gab Dinge, die noch gesagt werden mussten.
    „Ich … bin … stolz auf … Sie…“

    „Was?“
    Rodney konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte. Waren diese Worte wirklich aus Johns Mund gekommen?
    Sicher, er wusste, dass Sheppard ihn inzwischen als vollwertiges Mitglied des Teams ansah, aber das?
    Unwillig schüttelte der Wissenschaftler den Kopf. Er ahnte, worauf das hinauslief.

    „Sparen Sie sich Ihre Worte, Sheppard! Sie werden hier nicht sterben, verstanden? Wozu hätte ich mir denn sonst die ganze Mühe machen sollen?“
    Ein schwaches Lächeln huschte über Johns Gesicht. Er wollte noch so viel sagen, doch er hatte die Kraft dazu einfach nicht mehr.
    Mit letzter Anstrengung brachte er noch, einen für ihn sehr wichtigen, Satz heraus, bevor die Schwärze vollends über ihm zusammenbrach.
    „Danke … für alles … Rodney…“

    „John, nein!“
    Rodney hatte die letzten Worte von John gar nicht richtig realisiert, er sah nur, wie dieser seine Augen schloss und in sich zusammensackte.
    Voller Panik suchte er nach einem Puls und war erleichtert, als er ihn auch endlich fand, wenn auch nur sehr schwach. Lange würde John nicht mehr durchhalten.

    Verzweifelt klammerte sich Rodney an den Colonel. Das durfte einfach nicht passieren. Nicht gerade jetzt, wo er endlich begriffen hatte, dass John in ihm tatsächlich so etwas, wie einen Freund sah und dass er selbst John zu seinen Freunden zählte. Davon hatte er, weiß Gott, nicht viele.
    Atlantis, ihr Team, er selbst, würde ohne John nicht mehr das Selbe sein.

    ************************

    Rodney wusste nicht, wie lange er so da gesessen hatte, John in seinen Armen und das regelmäßige Geräusch der Wraithwaffen auf dem Schutzschild, als er plötzlich ein Knacken in seinem Funkgerät vernahm.
    Aufgeregt drückte er den Kommunikator an sein Ohr und betete, dass das keine Einbildung gewesen war.

    „Colonel Sheppard, Dr. McKay! Können Sie mich hören?“
    In seinem ganzen Leben war Rodney noch nie so froh gewesen, die Stimme von Colonel Caldwell zu hören, wie jetzt.
    Die Gewissheit darüber, dass sie gerettet waren, dass es jetzt doch noch eine Chance für John gab, brach über ihn herein, so dass er kaum noch in der Lage war, auf den Funkspruch zu antworten.

    „Hier Dr. McKay! Colonel Sheppard braucht sofort medizinische Versorgung!“
    Er bekam noch mit, wie sie auf die Deddalus gebeamt wurden, sah in die erleichterten und auch erschrockenen Gesichter seines Teams, bevor er selbst in Ohnmacht fiel, John noch immer schützend an sich gedrückt.
    Sie waren in Sicherheit.

    ************************

    Leise, vertraute Stimmen drängten sich langsam in sein Bewusstsein. Unter sich spürte er ein weiches Bett und ein nur allzu bekannter Geruch stieg ihm in die Nase. John musste nichts sehen, um zu wissen, dass er sich auf der Krankenstation auf Atlantis befand. Er war am Leben und zu Hause.
    „Ich glaube er wacht auf!“

    „John?“
    Kühle Finger strichen sanft über seine Stirn. Teyla.
    Ein wenig mühsam öffnete er die Augen, blinzelte und sah in die erfreut lächelnden Gesichter seines Teams.
    Sie alle waren hier, standen um sein Bett herum.
    Rodney, Ronon, Teyla und natürlich auch Elisabeth und Carson.

    Er sah sie alle an, doch am längsten verharrte sein Blick auf Rodney. Erleichterung durchströmte ihn, als er sah, dass es seinem Freund gut ging. Nur noch der wage Schimmer ein verheilten Wunde war zu sehen.
    „Colonel Sheppard?“
    Carsons Stimme riss ihn von Rodney los und er drehte langsam seinen Kopf in Richtung des Arztes.

    „Wie fühlen Sie sich?“
    Eine gute Frage. John horchte einen Moment in sich hinein, doch bis auf ein leichtes Pochen und die Müdigkeit, fühlte er sich ganz okay.
    „Ganz gut.“
    Seine Stimme war nur ein raues Flüstern und beinahe sofort hatte Teyla ein Glas Wasser in der Hand und half ihm, in kleinen Schlucken daraus zu trinken.

    Die kühle Flüssigkeit tat seiner ausgetrockneten Kehle ungemein gut und er fühlte sich gleich noch ein bisschen besser.
    „Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt!“
    Entschuldigend sah John Dr. Weir an, doch diese lächelte ihn nur an.
    „Was ist passiert?“

    Carson, der gerade seine Werte überprüft hatte, wandte sich ihm wieder zu.
    „An was können Sie sich denn noch erinnern?“
    John überlegt einen Moment, bevor er McKay einen kurzen Blick zuwarf.
    „Rodney hat es geschafft, den Schild zu aktivieren.“
    Dr. Beckett nickte, sichtlich zufrieden mit dieser Antwort und überließ vorerst Elisabeth das weitere Erklären.

    „Nun, nachdem wir Sie nicht mehr erreichen konnten, habe ich Colonel Caldwell, der gerade mit der Deddalus in der Nähe war, gebeten, nach Ihnen zu sehen. Ein weiteres Team konnte ich nicht schicken, da das Stargate blockiert wurde. Von den Wraith, wie wir jetzt wissen.
    Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich konnte Hermiod Sie beide orten und auf das Schiff beamen. Sie waren beide ohne Bewusstsein.“

    An dieser Stelle übernahm Carson das Wort.
    „Rodney hatte nur eine Gehirnerschütterung. Um Sie stand es allerdings sehr ernst. Wir hätten Sie beinahe verloren. Sie haben viel Blut verloren, hatten Fieber und eine Rippe hatte Ihre Lunge durchbohrt, wodurch diese kollabiert ist. Wir mussten Sie bis gestern in ein künstliches Koma versetzten damit alles in Ruhe heilen konnte. Ihren Arm haben wir mit Schrauben stabilisiert und wenn es keine weiteren Komplikationen gibt, wird er wieder vollständig funktionsfähig sein.“

    John schluckte. Scheinbar war er dem Tod diesmal gerade noch so von der Schippe gesprungen.
    „Wie lange?“
    „Fast zwei Wochen. Die ersten Tage stand es nicht sehr gut um Sie, aber inzwischen sind Sie über den Berg, auch wenn Sie noch eine lange Zeit der Erholung und Rehabilitation vor sich haben.“
    Entgegen aller Erwartungen widersprach der Soldat dieser Anordnung nicht, zumindest vorerst.

    Keinem der Anwesenden entging, dass es John inzwischen sichtlich schwer viel die Augen offen zu halten und so ließen sie sich von Carson bereitwillig nach draußen scheuchen.
    „Der Colonel braucht jetzt viel Ruhe. Und nun, wo er wach ist, braucht er auch niemanden mehr, der Tag und Nacht auf ihn aufpasst.“
    Der Blick, den er dabei Rodney zuwarf, entging auch John nicht und ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus.

    „Danke, Rodney.“
    Der Kanadier wurde sichtlich rot, doch wenigstens hatten die Anderen das Krankenzimmer inzwischen verlassen, so dass es außer John niemand sah.
    „Ach, das war doch nichts. Ich konnte sowieso nicht schlafen und arbeiten konnte ich hier genauso gut, wie in meinem Büro.“
    Sie beide wussten, dass es eine Lüge war, aber das machte nichts.

    Johns Lider wurden immer schwerer, doch er schenkte dem Wissenschaftler noch einmal ein ehrliches Lächeln.
    „Ich meinte nicht nur das. Ganz ehrlich, Rodney. Danke … für alles.“
    John schlief mit dem Lächeln auf dem Gesicht ein und dem Wissen, dass er in Sicherheit und zu Hause war.



    Und? Wie hat es euch gefallen??? Würde mich über das ein oder andere Komi wirklich freuen!!!
    Der Mensch hat keine ZEIT,
    wenn er sich nicht Zeit NIMMT;
    Zeit zu HABEN.

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Major General Avatar von Kris
    Registriert seit
    01.10.2006
    Ort
    NRW
    Beiträge
    3.073
    Blog-Einträge
    163

    Standard

    Also das war eine sehr lebendige und spannende Geschichte, bei der man mitfiebern konnte, auch wenn du sie ja zunächst in eine sehr aussichtslose Lage gebracht hast. Aber das ist auch okay, man merkt ja deutlich, worum es vor allem geht.

    John und Rodney sind sehr gut getroffen, auch ihr Verhalten zueinander. Man merkt, dass das noch recht früh in der Serie angesiedelt ist, wo ihre Freundschaft sich ja nioch vertieft. Aber das macht gerade den Reiz aus.

    Ein gelungener Einstand war das. Nur weiter so!
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  4. #3
    Major Avatar von claudi70
    Registriert seit
    04.01.2009
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    690

    Standard

    Hi Selene,
    habe deine FF bereits an anderer Stelle gelesen und kam nicht umhin sie noch einmal zu lesen. *gg*
    Ich bin ein grosser Fan von Shep-Whump, umso mehr gefiel mir deine Geschichte.
    Die Charaktere hast du sehr gut beschrieben. Mir gefiel, wie Rodney John Mut macht.
    „Sparen Sie sich Ihre Worte, Sheppard! Sie werden hier nicht sterben, verstanden? Wozu hätte ich mir denn sonst die ganze Mühe machen sollen?“
    Sonst ist es ja Sheppard, der Rodney immer wieder aufbaut.
    Würde mich freuen wieder was von dir zu lesen.

    LG Claudi

  5. #4
    Lieutenant General Avatar von Antares
    Registriert seit
    16.09.2007
    Beiträge
    4.809
    Blog-Einträge
    1

    Standard

    Natürlich sind es immer die "ganz einfachen" Erkundungsmissionen, die dann doch noch schief gehen.

    Aber hier haben sie ja noch mal Glück gehabt und viele glückliche Umstände - auch die Anwesenheit der Daedalus - haben ja das Schlimmste verhindert.

    Das mit dem Flashback funktioniert gut, so bekommt man sehr anschaulich mit, was passiert ist.

  6. #5
    toushi
    Registriert seit
    24.03.2008
    Ort
    in Atlantis xd. Wo sonst ?!!
    Beiträge
    82

    Standard

    hey
    ich finde du hast eine sehr gute geschichte geschrieben. würde mich freuen wenn ich wieder mal etwas von dir lesen könnte. weiter so!

  7. #6
    Airman First Class Avatar von Selene
    Registriert seit
    02.01.2009
    Ort
    Würzburg
    Beiträge
    23

    Standard

    Hi!

    Ich danke euch ganz herzlich für die lieben Komis, die ihr mir da gelassen habt!!!! Freut mich sehr, dass es euch gefallen hat!!!!

    Hab bereits was Neues in Arbeit, muss allerdings erst meine Muse wiederfinden, die ist mir irgendwie abhanden gekommen *grummel*
    Sollte sie einer sehen, bitte zu mir schicken!!! Danke^^
    Der Mensch hat keine ZEIT,
    wenn er sich nicht Zeit NIMMT;
    Zeit zu HABEN.

  8. #7
    First Lieutenant Avatar von Jadzia
    Registriert seit
    16.12.2007
    Ort
    NRW
    Beiträge
    297

    Standard

    Wirklich eine gute FF als Einstand in der Welt von SGA!
    Auch ich bin so ein Whump-Liebhaber und deine Story hatte in der Hinsicht ja einiges zu bieten. Vor allem den Moment, als Rodney John am Boden/Decke liegen sah, fand ich sehr mitreißend.

    Nur weiter so! (Und gegen Oneshots ist doch nichts einzwenden, dieser hatte genau die richtige Länge. )
    McKay: You have no idea which way to go, do you?
    Sheppard: Just trying to get my bearings.
    McKay: Translation: "I'm lost."


    SGA FFs: Verloren, Sheppard verliert den Bezug zu dem was real ist und was nicht während sein Team versucht ihn zu finden...
    Im Abgrund, John ist nur ein Schatten seiner selbst und wehrt sich heraus zu finden warum...
    Von Haustieren und ihren Haltern, Lornes Team wird vermisst und bald schon geraten Sheppard und Co auf der Suche in eine gefährliche Situation...
    Monsterjagd, eine Aufklärungsmission wandelt sich schnell in ein Problem als Sheppard spurlos verschwindet...

    Avatar made by Lorien

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •