Wer im Internet stöbert, hat sie vielleicht schon entdeckt – die Romane zu „Stargate Atlantis“. Leider gibt es sie nur auf Englisch, da sich bisher kein deutscher Verlag dazu bereit gefunden hat, die Bücher in sein Programm aufzunehmen.

Dabei gehen sie - mit Ausnahme des ersten Bandes - einen ganz anderen Weg als die Werke, die hier über viele Jahre in Deutschland erhältlich waren. Es werden wie in diesen früheren Romanen zu Serien keine Folgen nacherzählt, sondern eigenständige Romane präsentiert, die nur auf Informationen und Hinweisen aus der Serie basieren, aber keine Handlung nacherzählen. Wie in der im gleichen Verlag erscheinenden Schwesterserie „Stargate“ sind hier Fans und Kenner des Stargate-Universums am Werk, nicht nur Autoren, die sich schnelles Geld durch das Umsetzen von Drehbüchern in Romanform verdienen wollen.

Seit dem Jahr 2005 sind in der Reihe acht unabhängig von einander lesbare Romane erschienen, für Herbst/Winter 2008 sind bereits zwei weitere Bücher angekündigt. Man kann damit durchaus sagen, dass der kleine Verlag Fandemonium Books drei bis vier Romane zur Serie im Jahr einplant.
Das darin verwendete Englisch ist je nach Autor einfacher oder schwieriger, man sollte aber zumindest etwas fit in dieser Sprache sein und die Vokabeln von drei bis vier Jahren beherrschen, um überhaupt Zusammenhänge verstehen zu können.
Wer diese Voraussetzung vorweisen kann und sich auch nicht scheut, ab und zu mal zum Wörterbuch zu greifen, wird mit spannenden Abenteuern belohnt.

Ich habe diesen Artikel usprünglich für ein Fanzine geschrieben, dachte mir aber, es könnte auch für euch interessant sein. Die Inhaltsangaben und Kommentare geben meine persönliche Sichtweise der Bücher wieder, und sind keine objektiven und absoluten Meinungen.
Es gibt auch schon eine Fortsetzung mit den Büchern 5-8, diese werde ich nach angemessener Zeit auch posten, wenn hier weiter Interesse besteht. Coverscans möchte ich hier noch nicht einbinden, da ich nicht weiß, ob diese erwartet oder erwünscht sind.

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Stargate Atlantis # 1: Rising

Autor: Sally Malcolm
Verlag: Fandemonium Books, UK 2005
188 Seiten mit zusätzlichen 12 Farbtafeln ISBN: 0-9547343-5-1

Der erste Roman der Reihe erzählt - wie könnte es anders für den Auftakt einer Reihe sein - den Pilotfilm nach, um Hintergrund und Personen einzuführen. Er beginnt mit der Entdeckung der Toradresse der verlorenen Stadt durch Daniel Jackson in Antarctica, beschreibt die Eskapaden eines unbedarften Air -Force Majors. schildert die die Reise des Expeditionsteams nach Atlantis und die sie dort erwartenden Schwierigkeiten, erzählt von ihrem Zusammentreffen mit den Athosianern bis hin zu dem ersten Zusammenstoß mit den Wraith und der Befreiung der Gefangenen, die ein noch größeres Übel frei setzt.
Man lernt im Verlauf der Handlung einige der Hauptfiguren etwas besser kennen, denn viele Szenen werden aus ihrer Sicht erzählt.
Auch wenn sich der Roman weitestgehend an die Filmhandlung hält, so gibt es doch einige zusätzliche Szenen und Andeutungen, das da mehr gewesen sein könnte.
Zum Beispiel gibt Jack O’Neill John Sheppard erst im Aufzug hinunter in die Basis die entsprechende Aufenthaltserlaubnis und Elizabeth Weir erinnert sich kurz vor dem Aufbruch - beim Blick über die versammelten Expeditionsteilnehmer - noch sehr gut daran, dass sich Colonel Summer bitterlich über ihre Entscheidung beklagt habe, unbedingt John Sheppard mitnehmen zu wollen, den er als Sicherheitsrisiko betrachte.
Da das Buch eine im Großen und Ganzen reine Nacherzählung ist, ist es nicht möglich, eine entsprechende Wertung abzugeben, dafür ist das Buch zu wenig eigenständig. Man kann ihn als Nicht-Muttersprachler aber gut als Einstieg nehmen, um den Stil der Autoren kennen zu lernen.

Fazit: Vielleicht inhaltlich nicht unbedingt herausragend und notwendig, aber ein guter Einstieg in die Serie, um sich einzulesen.


Stargate Atlantis # 2: Reliquary
Autor: Martha Wells
Verlag: Fandemonium Books, UK 2006
230 Seiten, ISBN: 0-9547343-7-8

Der Roman ist in der ersten Hälfte der ersten Staffel angesiedelt. Bei der Erforschung von Atlantis stoßen Major John Sheppard und Dr. My Kay in einem verlassenen Labor auf ein Artefakt, das auch eine Toradresse enthält. Da die weiteren Daten andeuten, dass es dort neben einer Forschungsstation der Antiker vielleicht noch ein ZPM geben könnte, bricht das Team zusammen mit ein paar Wissenschaftlern (unter anderem auch Dr. Kavanaugh) auf, um sich genauer anzusehen, was jenseits des Wurmlochs verborgen liegt.
Zunächst sind sie enttäuscht, da sie nur eine vor langer Zeit zerstörte Stadt finden, die von seltsamen, nicht gerade sehr intelligenten Wesen bewohnt wird. Es gibt kleinere Querelen zwischen den Wissenschaftlern.
Aber als John Sheppard, Rodney McKay, Teyla Emmagan und Aiden Ford ihre Nase tiefer in die Ruinen stecken und einen Eingang entdecken, der noch zugänglich ist, spüren sie ein unterirdisches Forschungslabor auf - und einen Mann in Stasis, der durchaus ein Antiker sein könnte. Auch wenn einiges seltsam erscheint, und nicht alle ein gutes Gefühl bei der Sache haben, erwecken sie ihn wieder zum Leben.
Dorane, so der Name des Wiedererwachten, ist ihnen zunächst recht dankbar und erklärt sich dazu bereit ihnen bei allem zu helfen wo er sie unterstützen kann. Doch schon bald ahnt das Team, dass er es nicht ganz so ehrlich meint, wie er ihnen glauben machen will. In diesem Moment lässt Dorane die Maske fallen und zeigt sein wahres Gesicht. Er beeinflusst Teyla mit seinen geistigen Gaben, damit sie ihre Begleiter ausschaltet und injiziert dem gefangenen John Sheppard ein Serum, das ihn langsam aber sicher in eine der Kreaturen verwandelt wird, die den Planeten bewohnen. Nun erst erkennen die Menschen ihren Fehler - doch können sie noch etwas unternehmen, um ihn wieder gut zu machen und den Major zu retten?.

Der Roman ist ein klassisches Abenteuer mit allem, was dazu gehört - unbekannten Orten, undurchsichtigen Gegenspielern und einer nicht zu unterschätzenden Gefahr. Neugierig wie immer - und wie anfangs in der Serie noch sehr blauäugig - schaffen sich die Helden neue Schwierigkeiten, anstatt die zu lösen, die sie ohnehin schon haben. Martha Wells weiß die Spannung geschickt aufzubauen. Man ahnt zwar schon sehr früh, dass Dorane nicht ganz koscher ist, kann aber auch nicht sagen, warum. Und warum stutzt er bei Johns Anblick? Woher glaubt er ihn zu kennen?
Das Buch vermischt gelungen Information und Spannung. Auch ohne die Wraith haben sie mit Gegnern zu kämpfen, die ihnen gehörig zu schaffen machen und müssen einen Wettlauf gegen die Zeit gewinnen, wenn sie Major Sheppard noch retten wollen. Der ist auch nicht bereit, so einfach aufzugeben und nutzt die Fähigkeiten, die er neu gewonnen hat.
Das Englisch ist zwar etwas schwieriger als im Pilotroman, aber durch die spannende Geschichte kommt man schnell in den Text rein. Die Figuren - auch die etwas weniger wichtigen wie Kavanaugh - sind sehr gut getroffen und die Handlung vom Feinsten. Hier lohnt es sich einen Blick zu riskieren.

Fazit: Vermächtnisse der Antiker, ein Gegner der es in sich hat und eine actionreiche Handlung mit Humor und vielen Informationen - kurzweilig geschrieben und nicht künstlich aufgebläht. Damit wird das Buch sehr lohnenswert.


Stargate Atlantis # 3: The Chosen
Autor: Sonny Whitelaw & Elizabeth Christensen
Verlag: Fandemonium Books, UK 2006
324 Seiten, ISBN: 0-9547343-8-6

Der Roman spielt ebenfalls in der ersten Staffel, vermutlich kurz nach der Besetzung von Atlantis durch Acastus Kolya und seinen Genii. Das Team besucht einen idyllischen Planeten, dessen Bewohner sich in Sicherheit wähnen. Alte Sagen und Legenden berichten von der Antikerin Dalera, die von ihresgleichen ausgestoßen wurde, weil sie sich in einen Menschen verliebt hatte. Um ihn und die gemeinsamen Nachfahren vor den Wraith zu schützen hinterließ sie ihnen einiges an Artefakten in der Zitadelle, unter anderem auch einen EM-Feld-Schildgenerator, allerdings auch strenge Regeln, die sie befolgen mussten. Eine davon war sich nicht zu weit über das Land auszubreiten, um bei einem Angriff schnell in die Zitadelle fliehen zu können.
Allerdings vergaßen die Menschen über die Jahrtausende viele von Daleras Lehren und verteilten sich weiter über den Planeten, und durch die nicht ausbleibende Vermischung untereinander wurde die Zahl der „Auserwählten“ geringer, deren Gen noch stark genug war, um mit der Technologie noch vernünftig umgehen zu können.
Die letzten, die das noch können, leben zurückgezogen in der Zitadelle und ignorieren die Bitten ihrer Landsleute, deren Angst vor einem Angriff der Wraith wächst. Unter einer ruhigen Oberfläche hat sich also genug Groll aufgestaut, um eine Revolution mit fatalen Folgen zu entfesseln.
Davon ahnen John und Rodney nichts, als sie bei einer Attacke der Wraith enthüllen, dass sie ebenfalls das Gen besitzen und damit auch einige Menschen retten. Nun haben sie es mit zwei Problemen zu tun - nicht nur mit ihren Leben fressenden Feinden sondern auch einem Aufstand unter der Bevölkerung.

Man kann es nicht leugnen, Ähnlichkeiten zu Folge 2.16 „Der Turm“(The Tower) sind schon da, auch wenn diese nicht so auffällig sind, wie man zunächst meint. Denn die „Auserwählten“ haben sich nicht unbedingt zu Herrschern auf geschwungen, sondern wollen lieber für sich leben in Ruhe gelassen werden. Wie man sich denken kann, stellt das Team wieder alles auf den Kopf, nur um dann nach und nach wieder Ordnung in die Sache zu bringen.
Zwar sind Hintergrund und Figuren gut gelungen, nur bei den Handlung tun sich die beiden Autoren etwas schwer. Sie ziehen einige Ereignisse zu sehr in die Länge, vernachlässigen andere Details, so dass ein Ungleichgewicht in der Spannung entsteht. Gerade weil man im Mittelteil nicht weiß, worauf die Autoren eigentlich hinaus wollen, hat der Roman einige Längen. Ansonsten ist er wieder recht gut verständlich, wenn auch durch die vielen zu lesenden Seiten höhere Anforderungen gestellt werden.

Fazit: Ein interessantes Thema wird zwar anders als man erwartet umgesetzt, da sich die Autoren aber verzetteln, hat der Roman deutliche Längen.


Stargate Atlantis # 4: Halcyon
Autor: James Swallow
Verlag: Fandemonium Books, UK 2006
306 Seiten, ISBN: 1-905586-01-9

Der Autor selbst datiert die Geschichte irgendwo in den Zeitraum zwischen Folge 2.3 „Läufer“ (Runner) und 2.10. „Die verlorenen Männer“ (The Lost Boys): Anstelle von Aiden Ford ist jetzt Ronon Dex mit im Team und muss sich mit den anderen gleich einer neuen Herausforderung stellen.
Auf der Suche nach Verbündeten gegen die Wraith entdecken das Team die Welt Halcyon, die ähnlich wie die Hoffaner bereits eine industrielle Zivilisation errichtet haben. Der kriegerische Menschenschlag fürchtet die Wraith nicht, da es ihnen gelungen ist, diese auf ihre Weise zu besiegen und die Gefangenen zu Sklaven zu machen, die in blutigen Jagden zum Vergnügen der Adligen dahin geschlachtet werden.
Zunächst sind John Sheppard und die anderen von den Errungenschaften ihrer neuen Gastgeber sehr angetan, dann aber entdecken sie die Schattenseiten der Gesellschaft. Denn die Halcyoner besitzen eine strenge Gesellschaftsordnung und gerade der Adel behandelt das einfache Volk ähnlich herablassend und grausam wie die Wraith. Ja es hetzt sogar die zu Bluthunden gemachten Gefangen auf Aufrührer und Rebellen.
Doch wie lange kann das gut gehen? Wird es nicht irgendwann einen Wraith geben, der sich und die anderen aus der Gefangenschaft befreit.
Während John Sheppard aufgrund seines Status als Krieger und des in ihm sehr stark ausgeprägten Antikergens in Intrigen des Adels verwickelt wird und kaum eine andere Wahl hat als mitzuspielen, Rodney McKay zusammen mit der Tochter des Herrschers einen Gebäudekomplex aus der Zeit der Antiker untersucht. decken Ronon und Teyla, die als einfaches und unbedeutendes Fußvolk betrachtet werden, immer mehr der dunklen Seiten der Halcyoner auf.
Schließlich kommt es zu der selbst herauf beschworenen Katastrophe. Das Volk will die brutale Herrschaft des Adels nicht länger erdulden, Rodney erweckt das Interesse eines mächtigen Mannes, der ihn in seine Finger bekommen will, die Wraith befreien sich und das Team steckt mittendrin.

Zwar gibt es leichte Ähnlichkeiten im Plot zu „Reliquary“ und „The Chosen“, denn wieder spielen Relikte der Antiker und das genetische Erbe eine größere Rolle in der Geschichte - James Swallow aber schafft es das Thema zu variieren. Einmal durch die Gesellschaft, die etwas höher entwickelt ist und mit Technik umzugehen versteht, die der des frühen 20. Jahrhunderts entspricht, aber andererseits bewusst ein strenges Klassensystem aufrecht erhält, zum anderen durch die auf mehreren Ebenen ablaufende Handlung.
Zum einen ist es spannend mit zu verfolgen, wie sich John und Rodney aus den Intrigen winden, die man um sie spinnt - denn es gibt mehrere Gruppen, die sich für sie interessieren, zum anderen kommt noch die Ahnung hinzu, dass das mit den Wraith irgendwann schief laufen kann. Gerade Ronon und Teyla, die mehr von den Schattenseiten der Gesellschaft mitbekommen, können ein Lied davon singen.
Zwar kommt die Handlung in der Mitte des Romans etwas ins Stocken, „Halcyon“ kann diese Klippen aber eleganter umschiffen als sein Vorgänger und belohnt mit einen gut konstruierten Intrigengeflecht. Allerdings ist auch die Sprache recht komplex und man muss ein wenig mehr Aufmerksamkeit darauf verwenden, um James Swallow verstehen.

Fazit:
Ein spannender Roman für alle Fans von verwinkelten Intrigen und Lügengeflechten. Das Team bekommt zwar auch Gelegenheit zu kämpfen und zu forschen, muss sich aber in erster Linie aus den verbalen Fallen winden, in die man sie schubsen will. Kein leicht zu lesender aber ein spannender Roman.