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Thema: 530 (SGA) Alternatives Universum

  1. #1

    Standard 530 (SGA) Alternatives Universum


    by Mella

    Titel: 530
    Autor: Aisling
    Fandom: Stargate Atlantis
    Personen: John Sheppard, Rodney, Teyla, Ronon,
    Kategorie: AU, Action, Gen
    Inhalt: Im Jahre 530 v. Chr. ist Massalie eine blühende Hafenstadt. Der Befehlshaber der griechischen Schutztruppen - John Sheppard - muss nicht nur für den Schutz der Händler sorgen, die alljährlich versuchen, mit den Barbaren im Hinterland Handel zu treiben, er muss auch dafür sorgen, dass die Perser - Griechenlands größter Feind - nicht den Außenposten erobern.
    Hilfe und Last zugleich ist Rodney McKay, sein Sklave persischer Herkunft. Frei geboren und alles, nur nicht unterwürfig.
    Unterstützung bekommt er von Teyla einer keltischen Kriegerprinzessin und Ronon einem Barbaren aus Afrika.
    Danke: An Antares, für ihr schonungsloses Beta. Es hat der Story sehr gut getan. Die letzten Fehler hat Mella rausgepickt.
    Fanart: Mella. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es schafft, Bilder zu zeichnen, die meiner eignen Vorstellung von John, Rodney und Elizabeth in dieser Zeit entsprechen. Aber sie hat es getan. Danke, deine Zeichnungen haben mich sprachlos gemacht.
    Kommentar: Diese Story wurde für SGA Wort und Bild - Fanfic trifft Fanart geschrieben. Ich hatte die Freude und Ehre mit Mella zusammen zu arbeiten.



    Mit sicherer Hand lenkte John seinen Streitwagen durch das Haupttor seines Anwesens. Die hohe Mauer, die einen Einblick in den von mehreren Wirtschaftsgebäuden und dem Haupthaus flankierten Innenhof verhinderte, stieß direkt an die Stadtmauer. So lag sein Anwesen noch innerhalb der Stadtbefestigung, aber war weit weg von der hektischen Betriebsamkeit der Innenstadt und der Garnison. Die Festung schmiegte sich auch an die Stadtmauer, war aber auch in unmittelbarer Nähe zur Rhone angelegt, damit kein Barbar versuchen konnte, die Stadt über den Fluss zu erobern.
    Anfangs war es John gar nicht recht gewesen, so weit weg von der Garnison zu wohnen. Inzwischen schätzte er es, denn das hielt seine Untergebenen ab, ihn für Kleinigkeiten aus dem Schlaf zu reißen.

    Vor dem Eingang zum Wohnhaus brachte John die Pferde zum Stillstand. Sofort eilte ein Sklave in einer sauberen. weißen Tunika herbei und übernahm die Zügel.
    „Benötigt Ihr die Pferde noch, Herr?“
    „Nein“, John schüttelte den Kopf. „Richte bitte Zelenka aus, dass sie heute noch etwas Bewegung brauchen. Ich bin nicht dazu gekommen, die Garnison zu verlassen.“ Er hatte den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch verbracht, statt das Training seiner Männer zu überwachen. Nichts war unbefriedigender, als Beschwerden zu diktieren, aber wenn man in Athen meinte, ihm verschimmelte Ausrüstung schicken zu müssen, dann hatte er keine andere Wahl.
    „Ja, Herr.“
    John sah ihm noch einen Moment hinterher, dann überschritt er die Schwelle seines Hauses. Ungestört ging er durch die Eingangshalle zum Innenhof. Dieser wurde durch einen Säulengang, Portico, gesäumt. Ein großer Fischteich in der Mitte sorgte nicht nur regelmäßig für eine Mahlzeit, sondern auch dafür, dass es im Sommer angenehm kühl war.
    In Athen hätte man ihn für die Zurschaustellung seines Reichtums getadelt, hier, in Massalie, war es notwendig, um die Einheimischen zu beeindrucken. Deswegen hatte John auch neben der Küche ein Badezimmer mit vier Sitzbadewannen einbauen lassen. Die Fürsten des Umlandes waren immer begierig, diesen griechischen Luxus zu genießen. Es hatte schon viele Verhandlungen erleichtert.
    Zudem waren die Schreibstube und mehrere Empfangsräume im Erdgeschoss. Alles darauf angelegt, die Besucher zu beeindrucken.
    Im ersten Stock lagen die Frauengemächer und Johns eigenes Schlafzimmer.

    Als John den Innenhof betrat, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Elizabeth – seine Wirtschafterin - empfing ihn. Das war nicht ungewöhnlich aber an ihren zusammengepressten Lippen und wie sie nervös an der Schulter an den Fibeln zupfte, die ihr rotes Kleid, den Peblos, zusammen hielten, erkannte er, dass in seinem Haushalt etwas passiert war, was sie ärgerte.
    „Hallo, Elizabeth.“
    „John!“ Sie neigte den Kopf. „Wie war Ihr Tag?“
    „Anstrengend. Die Frachtschiffe, die von der Daedalus eskortiert wurden, haben zusätzlich zu der Ware und den Kaufleuten auch ein Kontingent Fußsoldaten, Hopliten, mitgebracht, um die Garnison zu verstärken. So dankbar ich Peisistratos für seine Unterstützung bin, er hat mir nur Jungen geschickt, die noch nicht einmal ihre Grundausbildung beendet haben. Dazu kommt noch, dass ein Teil des Nachschubes unbrauchbar angekommen ist.“
    Elizabeth ging einen Schritt hinter John, als er den Portico durchquerte und einen weiteren Empfangsraum betrat. Er ließ zu, dass sie ihm den Mantel abnahm und setzte sich auf die Bronze-Kline, eine Ruheliege mit aufgebogenem Kopfende, die mit feinen Kissen gepolstert war. Elizabeth hockte sich vor ihm nieder und schnürte ihm die Stiefel auf und zog sie ihm aus. Innerlich aufseufzend legte er die Füße hoch und lehnte sich zurück.
    Elizabeth reichte ihm einen Weinpokal. Er nahm ihn, trank einen Schluck und betrachtete nachdenklich seine Wirtschafterin. John hatte sie vor fünf Jahren in Athen auf dem Sklavenmarkt gekauft.
    Sie war ihm als sehr zuverlässig empfohlen worden. In einer Kolonie weit weg von Athen hatte sie bewiesen, dass sie jede Drachme wert gewesen war.
    Mit ihrer schlanken Gestalt, ihrer hellen Haut und ihren im Dutt mit Bändchen zusammengehaltenen und geschmückten dunklen Haaren, konnte man sie auch für die Hausherrin halten. Den feinen roten Wollstoff, den er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, hatte sie mit einer Borte verziert. Den Peblos hatte sie gegürtet und an der Taille in eleganten Falten gebauscht
    Nachdem seine Frau im Kindbett verstorben war, hatte John nicht vor, erneut zu heiraten. Egal wie sehr man versuchte, ihm ständig junge Mädchen anzupreisen. Deswegen war es ihm sehr recht, dass Elizabeth dem Haushalt vorstand und fast alle Entscheidungen eigenständig traf. Nur ganz selten beriet sie sich mit ihm. Was wohl heute der Fall war.
    John trank noch einen Schluck, dann stellte er sich dem Unvermeidlichen.
    „Was ist passiert?“
    „Rodney sollte heute Trierarch Stephanos treffen, um mit ihm über den Proviant für die Rückfahrt nach Athen zu verhandeln. Gleichzeitig ging es um die Abgaben, die wir an Athen leisten müssen.“
    „Das stimmt. Rodney hat das die letzten Male immer gemacht und kann das viel besser als ich. Er hat schließlich ausgerechnet, welche Mittel wir brauchen, um das nächste Jahr zu überstehen.“
    „Soweit habt Ihr auch Recht“, Elizabeth nickte zustimmend. „Aber als ich auf dem Weg in die Vorratskammern an dem Empfangsraum vorbei ging, hörte ich, dass Rodney Stephanos einen besserwisserischen, machtgierigen Idioten nannte.“
    John zuckte mit keiner Wimper. Er hatte Schlimmeres erwartet. „Du hast eingegriffen?“
    „Wenn nicht, dann stünde Stephanos jetzt vor Ihnen und würde eine drastische Strafe verlangen. Ich bin mir wohl bewusst, dass es sich nicht schickt, fremden Männern gegenüber zu treten, doch der Schaden, den Rodney angerichtet hatte, musste begrenzt werden.“
    In Griechenland war es nicht üblich, dass ein nicht dem Haushalt zugehöriger Mann die Hausherrin zu Gesicht bekam und in Athen hätte Elizabeths Verhalten für einen Skandal gesorgt. Hier in Massalie würden nur die neuen Siedler darüber tuscheln. Wer schon länger in Massalie lebte, hatte sich daran gewöhnt, dass Frauen selbstständiger waren. Die Händler hatte sich daran gewöhnt, dass sie nicht mit Bürgermeister Halling, sondern mit seiner Stellvertreterin Teyla verhandeln mussten, Wer das nicht konnte, fuhr mit dem nächsten Schiff nach Hause.
    „Wie ging es weiter?“
    Elizabeth atmete tief ein.
    „Ich habe Rodney für heute in die Ställe geschickt und mich bei Stephanos entschuldigt. Er war sichtlich geschmeichelt, dass ich mich dieses Vorfalls angenommen habe; und dass Rodney meinem Befehl folgen musste, hat ihm sichtliche Genugtuung bereitet. Eine endgültige Entscheidung müsst Ihr treffen.“
    John konnte sich das gut vorstellen, dem Befehl einer Frau gehorchen zu müssen, war in Athen eine Demütigung. Aber nicht in Massalie.
    Rodney war zwar seit fünf Jahren sein Sklave, aber eigentlich gehörte er zur Familie. Genau wie Elizabeth. Es war ein tiefes Band, über das sie nicht sprachen.
    „Dann werde ich mich darum kümmern“, ging er auf sie ein. „Bitte sorge dafür, dass ein Bad bereit ist, wenn ich zurückkehre.“
    „Wie Ihr wünscht.“ Elizabeth verließ lautlos den Raum.
    John trank noch einen Schluck, dann stand er auf. In seinem Haus hielt er sich nicht damit auf, die Stiefel wieder anzuziehen, das Schwert trug er jedoch noch an seiner Seite – nur weil er vorsichtig war, war er erst vor kurzem einem Attentat entgangen.

    Massalie war eine Kolonie im Gebiet der Kelten. Die meisten Barbaren begrüßten den Luxus, den sie zu erschwinglichen Preisen bekamen. Einige wenige sahen die Griechen als Invasoren und bekämpften sie mit allen Mitteln.

    Schon von weitem hörte John, wo Rodney eingesetzt war. Seine Flüche waren nicht zu überhören.
    „Du verdammtes, störrisches Vieh, beweg dich von der Wand weg, damit ich die andere Seite striegeln kann.“
    Diplomatie gehörte wirklich nicht zu Rodneys Stärken – nicht einmal Pferden gegenüber.
    John ging näher heran. Rodney war so damit beschäftigt, Chiron zur Seite zu schieben, dass er nichts mitbekam.
    Die Stute hatte den Kopf gedreht, so dass sie Rodneys Aktionen beobachten konnte und John hatte den Eindruck, dass sie sich über die vergeblichen Versuche amüsierte.
    Lässig lehnte John sich an einen Stützbalken. Ein Schnalzen mit der Zunge und Chiron drehte den Kopf und kam zu ihm getrottet.
    „Hey! Hau nicht ab, ich bekomme kein Abendessen, wenn du nicht geputzt bist!“
    Als er John sah, veränderte sich Rodneys Gesichtsausdruck. Er wurde verschlossen, abweisend.
    „Reicht es nicht aus, dass Elizabeth mich vor Stephanos’ Strafe retten musste? Bekomme ich jetzt die Abreibung, wie Stephanos es verlangt hatte?“ Auch wenn Rodney es nicht aussprach, konnte John die Frustration und die Wut in seiner Miene ablesen. Als Sklave hatte Rodney keine Rechte, sondern war seinem Herrn ausgeliefert.
    John wuschelte durch Chirons Mähne bevor er antwortete.
    „Elizabeth hat mir nur von einer Auseinandersetzung berichtet, die sie mitbekommen hatte. Du solltest mich gut genug kennen, dass ich deine Version des Vorfalls hören möchte, bevor ich ein Urteil spreche.“
    Rodney senkte den Kopf. Doch John sah, dass er errötete. Er atmete tief ein und aus, dann sah er wieder hoch.
    „Ihr habt Recht, entschuldigt. Ich ärgere mich am meisten über mich selbst. Dass ich über seine Kommentare die Beherrschung verloren habe und ihn beschimpft habe.“
    „Erzähle!“
    „Zuerst lief alles wie vorgesehen. Ich teilte ihm mit, wie viel Personal wir für die Entladung des Konvois vorgesehen hatten und dass wir ihm Korn und Sklaven für den Rückweg verkaufen wollten.“
    „Zu den Preisen, die wir besprochen hatten?“
    Sie gaben Stephanos die Möglichkeit, in Athen einen guten Gewinn zu erzielen. So dass es sich für ihn lohnte, regelmäßig diese unsicheren Gewässer zu durchqueren.
    „Ja. Statt darauf einzugehen und wie üblich zu feilschen, fragte er mich, wie lange es her sei, dass ich meine persische Heimat gesehen hatte. Dann wollte er wissen, ob ich es mir vorstellen könne, dass Ihr eine Garnison im persischen Grenzgebiet übernehmen würdet, wenn ich entsprechenden Einfluss auf Euch ausüben würde.“
    John nickte. „Will er etwa Befehlshaber von Massalie werden? Reicht ihm die Macht, die er als Besitzer und Befehlshaber der Daedalus hat, nicht aus?“
    Stephanos war einer der wenigen Trierarchen, die nicht nur ihr Geld in den Schiffsbau investiert hatten, sondern auch erfahren genug waren, gleichzeitig die Triere erfolgreich durch jeden Kampf zu steuern.
    Rodney machte ein zustimmendes Geräusch, dann gab er sich daran, die Stute weiter zu striegeln. „Er versuchte, mich zu bedrängen, nutzte aus, dass er mir körperlich überlegen ist und dann behauptete er auch noch, dass jeder Sklave bestechlich und es nur eine Frage des Preises sei, um mich zur Zusammenarbeit zu bewegen. Seine Ruderer, die behaupten freie Menschen zu sein, mag er zwar mit Geld bestechen können, aber er hat ernsthaft geglaubt, dass ich Euch für Geld verraten würde! Ihr habt mich vor den Silberminen bewahrt und ich habe, abgesehen von der bescheidenen Tatsache, dass ich ein Sklave bin, ein besseres Leben, als so manch ein Freier.“
    „Idiot!“, rutschte es aus John hinaus. Dabei fragte er sich die ganze Zeit, was Stephanos mit dieser Aktion bezweckte. In den letzten Jahren hatte er sich immer vollkommen korrekt verhalten und John hatte den Eindruck, dass es ein Detail gab, das Rodney bei dieser Auseinandersetzung übersehen hatte.
    Johns Kommentar reichte, dass Rodney sich sichtlich entspannte, der Sklave gestattete sich sogar den Hauch eines Lächelns.
    „Genau das habe ich ihm auch gesagt. Bevor es weiter eskalieren konnte, betrat Elizabeth den Raum und rettete mich. Stephanos verlangte von ihr, dass ich sofort ausgepeitscht werden sollte, doch Elizabeth schickte mich in die Ställe. Dir ist schon bewusst, dass ich gerade die Arbeit eines Sklaven mit einem wesentlich niedrigeren Bildungsstand und einer wesentlich höheren Körperkraft verrichte? Morgen wird mir alles wehtun.“
    „Immer noch besser, als gepeitscht zu werden.“ Es war nicht einfach, das Grinsen angesichts Rodneys Lamentierens zu unterdrücken - besonders da er sich soweit entspannt hatte und wieder beim Du angekommen war. John schaffte es. „Da Elizabeth dich immer in die Ställe schickt, wenn sie dich beim Fluchen erwischt, bist du diese Arbeit gewohnt. Hör auf zu jammern. Du solltest stattdessen froh sein, dass dein Gelehrtenbauch fast verschwunden ist.“
    Rodneys empörter Blick amüsierte John.
    „Ihr mit eurem Sportswahn. Zu viel ist schädlich. Dass du als Kommandant ein Vorbild sein musst und deswegen jeden Morgen eine lange Strecke läufst, kann ich ja noch verstehen, aber warum Elizabeth und die anderen Dienerinnen jeden Morgen von Teyla unterrichtet werden, ist mir ein Rätsel.“
    „Teyla kommt auf meinen ausdrücklichen Wunsch. Massalie liegt weit ab von der Heimat und das Leben ist hier nicht ungefährlich. Ich mache mir nicht so viele Sorgen, wenn mein Haushalt in der Lage ist, sich zu verteidigen. Du könntest dort auch mitmachen.“
    „Und mich vor den Frauen blamieren? Nein, dann miste ich lieber die Ställe aus.“
    Hufgeklapper ertönte und durch das andere Tor führte Zelenka Hylonome in den Stall. Selbst im Halbdunkeln konnte John die bunt gestreifte Hose leuchten sehen, die der Skythe trug. Im Sonnenlicht konnte man die Farben kaum ertragen, doch da Zelenka einer seiner besten Männer war, hatte John es sich abgewöhnt, darüber etwas zu sagen.
    „Musst du sie auch noch putzen?“, wollte John wissen
    „Nein“, Rodney schüttelte den Kopf. „Nicht heute. Zelenka wollte sich um sie kümmern. Er hatte den Eindruck, dass ihr Gang nicht sauber war."
    „Sie war übermütig und brauchte noch zusätzliche Bewegung“, korrigierte Zelenka Rodneys Aussage. „Du solltest nicht über Dinge reden, von denen du nichts verstehst. Von Pferden hast du überhaupt keine Ahnung, sonst bräuchtest du nicht fürs Putzen doppelt so viel Zeit. Hylonome war so frech, dass sie versucht hat, nach mir zu schnappen. Herr, Ihr müsst sie mehr bewegen. Die Tiere sind nicht ausgelastet.“
    Der Skythe führte Hylonome in ihre Box und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps aufs Hinterteil. „Noch einmal so frech und du bekommst die Peitsche zu spüren.“
    Dann drehte er sich um und blickte John durch zusammen gekniffene Augen an. Er konnte nicht gut sehen, deswegen konnte er die Tiere nur auf dem kleinen Trainingsplatz bewegen.
    John gab ihm Recht, das reichte nicht für die temperamentvollen Stuten.
    „In wenigen Wochen werde ich den Konvoi ins Landesinnere begleiten. Dann werde ich sie mitnehmen und sie werden mehr als genug Bewegung bekommen.“
    „Wenn du aufhörst, Chiron zu kraulen, dann könnte ich sie in ihre Box bringen. Fertig gestriegelt ist sie.“ Rodneys Stimme war immer noch ein wenig angespannt.
    John wuschelte noch einmal durch die Mähne, dann trat er bedauernd einen Schritt zurück.
    Die Verwaltungsarbeit hielt ihn viel zu oft davon ab, Hylonome und Chiron vor seinen Kriegswagen zu spannen und mit ihnen Erkundungstouren zu unternehmen.
    Rodney führte Chiron in die Box, gab ihr noch ein Stück Obst, dann ging er zum Ausgang.
    Am Tor drehte er sich um.
    „Kommst du? Ich kann erst baden, wenn du auch da bist und den Pferdegestank möchte ich schnell loswerden. Was für eine Strafe bekomme ich dafür, dass ich Stephanos beleidigt habe?“
    Kopfschüttelnd folgte John ihm. Bei Rodney fragte er sich oft, wer nun Herr und wer Sklave war.
    „Elizabeth hat dich schon für das Fluchen in die Ställe geschickt. Was dein Verhalten gegenüber Trierarch Stephanos angeht, behalte ich mir eine Entscheidung vor. Ich muss noch seine Version hören und will herausbekommen, warum er so gehandelt hat.“
    Damit schaffte er es, Rodneys Laune einen Dämpfer zu verpassen.
    Geändert von Aisling (09.02.2009 um 11:05 Uhr)
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  2. #2
    Major Avatar von claudi70
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    Hallo Aisling,
    deine Story gefällt mir schon mal sehr gut. Ist mal was anderes

    Und Rodney,als Sklave im Stall hoffentlich leidet er hier nicht auch an diversen Allergien

    Und die gute Elisabeth, die Wirtschafterin na das passt ja gut

    Bin gespannt wie das weiter geht, hoffe auf baldige Fortsetzung. Bin gespannt wer noch alles auftauchen wird und welche Charaktere sie darstellen.

    LG Claudi

  3. #3
    Captain Avatar von Maxi
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    Interessant ... klingt echt spannend und man wartet auf immer mehr leute und v.a. in welch rollen sie schlüpfen ...
    Elizabeth ist ja richtig nett zu Rodney !
    Und John ist ein guter Herr !
    Zelenkas Hose stell ich mir sehr komisch vor !
    Rodney ist bestimmt auch ein totaler Pferdefreund ... wie er eben alle Tiere mag !
    Freu mich schon auf's nächste Kapitel ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  4. #4

    Standard

    Danke für die Kommentare.

    Spoiler 
    claudi70: deine Story gefällt mir schon mal sehr gut. Ist mal was anderes
    Das war auch für mich die Herausforderung. Meine historische Detailbesessenheit mit den Charaktern aus Atlantis zu beleben. Ich hoffe, dass es auch weiter fesseln wird.


    Und Rodney,als Sklave im Stall hoffentlich leidet er hier nicht auch an diversen Allergien
    Er ist ja nur ausnahmsweise im Stall, normalerweise ist er Schreiber...


    Und die gute Elisabeth, die Wirtschafterin na das passt ja gut
    Find ich auch *strahl* In Atlantis hat sie doch auch alles verwaltet.


    Bin gespannt wer noch alles auftauchen wird und welche Charaktere sie darstellen.
    Einige *g* lass dich überraschen.

    Maxi: Interessant ... klingt echt spannend und man wartet auf immer mehr leute und v.a. in welch rollen sie schlüpfen ...
    Da kommen noch einige...


    Zelenkas Hose stell ich mir sehr komisch vor !
    Ich stell ihn mir SO vor:


    Aber nicht lange. Als sie das Bad betraten, sah John, dass Elizabeth zwei Wannen vorbereitet hatte.
    Rodney kam zuerst seinen Pflichten nach, er half John aus seiner Tunika und übergoss ihn mit warmem Wasser, bevor er sich selbst in seine Wanne setzte.
    Amüsiert beobachtete John, mit was für einem verzückten Ausdruck Rodney sich zurück lehnte.
    Auch John entspannte sich einige Minuten, bevor er den Schaber nahm und sich den Schweiß mit langen Strichen vom Körper schabte. Als er damit fertig war, stand Rodney bereit und übergoss ihn erneut mit heißem Wasser, dann füllte er die Wanne mit den bereit stehenden Krügen, damit John sich noch einmal hinsetzten konnte.
    Er lehnte sich zurück und genoss die Wärme und den wohl riechenden Dampf.
    „Was gibt es außer Stephanos’ Ankunft noch für Neuigkeiten?“
    Rodney setzte sich auch wieder hin und schloss die Augen.
    Es war einer der angenehmsten Momente des Tages. Sauber und entspannt in der Wanne zu sitzen und sich von Rodney über den neuesten Tratsch und Klatsch informieren zu lassen.
    „Als Teyla heute hier war, kam es zu einem kleinen Unfall, weil Laura zu übereifrig war. Sie hat sich das Handgelenk gebrochen und wird die nächsten Wochen nur für leichte Arbeiten einsetzbar sein. Ich sage doch schon immer: ‚Sport ist Mord’, aber auf mich hört ja keiner.“
    Rodney lamentierte aber nicht weiter, sondern nahm den Faden wieder auf. „Elizabeth hat Carson, den Arzt, rufen lassen, der sie dann behandelt hat. Ich könnte wetten, dass er dich demnächst aufsuchen wird, und sich nach Lauras Preis erkundigen wird.“
    „Wer nimmt die Wette an?“
    „Niemand, noch nicht einmal Zelenka. Sie alle sind der Meinung, dass er bis über beide Ohren in Laura verliebt ist.“
    John schloss die Augen.
    „Wenn Laura sich auch für ihn interessiert, werde ich ihnen nicht im Weg stehen. Will er sie nur als Sklavin, oder wird er ihr die Freiheit geben?“
    „Die Wetten stehen fünfzig zu fünfzig. Da ich versuche, Carson aus dem Weg zu gehen, kann ich den Zustand der Beliebtheit nicht beurteilen.“
    „Du solltest ihm dankbar sein.“
    „Er erprobte sein magisches Wissen an mir aus. Mich wundert, dass er mich nicht ganz verhext hat.“
    „Er hat dir das Leben gerettet“, erinnerte John ihn mit einem leisen Tadel in der Stimme.
    „Ja, indem er mir die Luftröhre angeschnitten hat und ein Schilfrohr hineingesetzt hat. Nur durch Magie kann man damit atmen.“
    John erinnerte sich zu gut an die Panik, die er empfunden hatte, nachdem Rodney wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft geschnappt hatte. Durch seine zugeschwollene Kehle konnte er nicht mehr atmen, so dass sein Gesicht langsam blau anlief
    „Du bekamst keine Luft mehr, nachdem du die kleine saure Frucht gegessen hattest, es war die einzige Möglichkeit, dass du nicht erstickst.“
    Manchmal hatte John noch Alpträume von diesem Moment. Er erinnerte sich, wie erleichtert er war, als Rodney nach dem Einsetzen des Schilfrohrs wieder atmen konnte.
    „Ich habe davon eine Narbe zurück behalten.“
    „Aber du lebst. Gibt es sonst noch etwas?“
    „Nur ein persönlicher Eindruck.“
    „Ja?“ Träge öffnete John ein Auge. Viel länger sollte er nicht in dem Wasser sitzen, sonst würde er einschlafen.
    „Stephanos, er wirkte extrem angespannt, fast schon gehetzt. Als ob er verfolgt würde. Verrückte Idee, aber so wirkte er auf mich.“
    „Genau so wie sein Verhalten dir gegenüber überhaupt nicht zu seinem sonstigen Verhalten zu passen scheint.“
    „Genau. Und wenn selbst ich das schon merke, ist es extrem auffällig gewesen.“
    Jetzt griff auch Rodney zum Schaber, um den Schweiß zu entfernen. Danach wusch er sich mit frischem Wasser ab, stand auf und hielt John ein Handtuch hin.
    Lächelnd blickte er zu seinem Sklaven hoch.
    „Was ist?“
    „Hast du es eben nicht gerochen? Es gibt Huhn und dazu frisches Sesambrot. Nachdem ich heute so hart gearbeitet habe, habe ich mir das Abendessen redlich verdient. Komm schon, ich verhungere.“
    Kopfschüttelnd stand John auf. Ließ sich von Rodney abrubbeln und genoss es, als sein Sklave anschließend Öl auf seine Haut verteilte und es mit geschickten Händen einmassierte.
    Dann zog er die frische Tunika an, die Rodney ihm reichte.

    Obwohl es im Esszimmer insgesamt sieben Speiseliegen gab, wurden für das Abendessen nur drei belegt. John hielt nichts davon, mit großem Aufwand zu essen und liebte es im kleinen Kreis die wichtigste Mahlzeit einzunehmen. Zelenka und Rodney leisteten ihm fast immer Gesellschaft, nur ganz selten lud er Gäste ein.
    Da sie unter sich waren, bediente Elizabeth sie und aß mit.
    Das Gespräch drehte sich recht schnell um die Felder, die John im fruchtbaren Hinterland besaß, um die Ernteerwartungen und um den neuesten Klatsch aus der Stadt. Es ging das Gerücht um, dass ein wilder Krieger bei Halling zu Gast war und um Teyla warb.
    Die Wetten, dass er sie bekommen würde, standen gegen ihn.
    Das Huhn war noch nicht ganz verzehrt, als John Unruhe im Portico bemerkte. Fast gleichzeitig betrat Kavanagh – einer der Haussklaven und Rodney unterstellt - den Raum.
    „Herr, Kommandant Evangelos ist da und möchte Euch dringend sprechen.“
    Alarmiert blickte John hoch. Wenn sein militärischer Stellvertreter so spät kam, musste etwas passiert sein.
    „Lass ihn hinein.“
    Kavanagh verließ gefolgt von Elizabeth den Raum. Da Evangelos erst vor kurzem nach Massalie versetzt worden war, hatte er sich noch nicht an die hiesige Sitte gewöhnt und dachte, dass ehrbare Frauen nur über die Kinder und die Handarbeit reden könnten.
    Bedauernd blickte John ihr hinterher. Er schätzte ihren Rat und wünschte sich mehr als ein Mal, dass die Etikette anders wäre.
    John setzte sich auf und da betrat Evangelos auch schon den Raum.

    "Entschuldigt die späte Störung, Herr, aber eben kam ein Leuchtsignal vom Berg, dass fremde Schiffe gesichtet wurden.“
    „Wie viele?“
    „Wahrscheinlich sechs. Keine Handelsschiffe, Triere. Wir konnten noch nicht herausfinden woher sie kommen, dafür waren sie noch zu weit weg. Doch wenn die Dämmerung einsetzt, werden sie vor Anker gehen und die Besatzung wird am Ufer übernachten. Ich möchte einen Erkundungstrupp vorschicken, um sie zu beobachten. Ohne den Aussichtspunkt auf dem Berg hätten wir sie nicht entdeckt. Sie haben so viel Abstand gehalten, dass sie selber denken, außerhalb unserer Sichtweite zu sein. Die fremden Schiffe werden wahrscheinlich mehrere Stadien westlich von der Rhone-Mündung an Land gehen.“
    John nickte zustimmend. „Wenn sie nicht damit rechnen, dass wir sie gesehen habe, werden sie nachlässig sein. Wo denken Sie, werden sie vor Anker gehen? Östlich von Massalie ist es mit den Steilküsten und den weit ins Meer ragenden Klippen zu gefährlich, um vor Anker zu gehen.“
    „Das stimmt, Herr. Auf der vorgelagerten Inselgruppe sind Wachen stationiert. Ausgerüstet mit Katapulten, um Brandbomben zu werfen, wissen sie sich zu wehren, dass kein feindliches Schiff dort ankert.“
    „Dann bleibt nur der Westen. Wenn es stürmen sollte, werden die Schiffe aufs Ufer gedrückt, aber wenn sie nur für eine Nacht dort ankern, dürfte nichts passieren.“ John stand auf und ging unruhig auf und ab. Dann entschied er sich, selbst nach zu sehen. „Zelenka, lauf und veranlasse, dass Hylonome für mich gesattelt wird. Ich werde selber gehen“. Endlich eine Chance der ungeliebten Verwaltungsarbeit zu entkommen. Als Kommandant fühlte er sich oft mehr wie ein Verwalter, als ein Soldat.
    Wortlos stand der Skythe auf und verließ das Esszimmer.
    „Herr, nehmt meine Eskorte mit. Es ist zu gefährlich für Euch, ohne Begleitung unterwegs zu sein.“ Evangelos sparte sich eine deutlichere Anspielung auf das Attentat.
    John seufzte, natürlich hatte sein Stellvertreter Recht.
    „Aus wem besteht die Eskorte? Stavroúla und Bábis?“
    Evangelos nickte.
    „Es sind hervorragende Hopliten, aber als Kundschafter sind sie nicht zu gebrauchen. Mit ihnen ist die Gefahr entdeckt zu werden, größer als ohne sie.“ John schüttelte den Kopf. „Ich verstehe Ihre Sorge, aber ich werde sie nicht mitnehmen.“
    Evangelos’ resignierter Gesichtsausdruck sagte alles, aber er widersprach nicht weiter.
    „Ihr könnt nicht alleine gehen“, protestierte stattdessen Rodney. John funkelte ihn wütend an, aber nach einem Moment des Nachdenkens hielt er einen bösen Kommentar zurück und sah ihn stattdessen herausfordernd an.
    „Bis ich in der Garnison bin und die Männer ausgewählt habe, ist es zu spät. Aber wenn Du mich nicht alleine gehen lassen willst, kannst Du mich natürlich begleiten.“
    „Gebt mir einen Bogen und ich bin Euer Mann.“
    John konnte seine Überraschung nicht verbergen. Er hatte damit gerechnet, dass Rodney angesichts der Gefahr einen Rückzieher machen würde. Schließlich war er nur ein Gelehrter und kein Soldat. Dass er auch Bogen schießen konnte, war etwas ganz neues. Verbrachte er so viel Zeit mit der Verwaltung seiner Soldaten, dass er nicht mitbekommen hatte, dass Rodney zu kämpfen gelernt hatte? Falls er es wirklich beherrschte, war es eine sehr positive Nachricht.
    „Du weißt, wo die Waffen sind. Bring mir meine Rüstung mit.“
    „Ja, Herr!“ Rodney nahm sich noch ein Stück Brot und verließ dann den Raum. Kopfschüttelnd blickte ihm John hinterher. Rodney würde sich niemals die Blöße geben, mit einer Fähigkeit zu prahlen, die er nicht besaß, deswegen hatte John volles Vertrauen zu ihm und grübelte nicht weiter darüber nach, sondern kümmerte er sich um die anderen dringenden Dinge. „Evangelos?“
    „Ja, Herr?“
    „Reite zurück zur Garnison und versetze sie in Alarmbereitschaft. Wenn etwas schief läuft, wird Rodney ein Feuer entzünden und wir brauchen Hilfe. Ein Kontingent Hopliten sollte dann reichen, um uns aus der Misere zu helfen.“
    „Ja, Herr.“
    Evangelos ging und John nutzte die Zeit, um noch ein Stück Fleisch zu essen. Wenn er die Situation richtig einschätzte, würden sie ungefähr zwei Stunden unterwegs sein, um den Küstenstreifen zu erreichen, wo die Schiffe vor Anker lagen.
    Er würde sich anschleichen müssen, um die Fremden zu beobachten. Er brauchte jemanden, damit er sich um sein Pferd kümmern würde. Genau die richtige Aufgabe für Rodney.
    Er wischte sich gerade die Hände an einem Tuch ab, als Kavanagh erneut das Esszimmer betrat.
    „Herr, Teyla und ein unbekannter Mann möchten Euch sprechen.“
    Dabei hatte seine Stimme einen verächtlichen Unterton. Zwar hatte John Kavanagh genau wie Rodney und Elizabeth vor fünf Jahren gekauft, aber im Gegensatz zu ihnen, war er zu John devot und unterwürfig, verachtete aber alles, was in seinen Augen einen niedrigeren Status als er selbst hatte. Also Frauen, Barbaren und Feldsklaven.
    John mochte so ein Verhalten nicht – genau so wenig, wie er Kavanagh mochte, aber weil der Mann ansonsten gute Arbeit leistete, war es noch nie zum Disput gekommen.
    „Ich habe nicht viel Zeit, bring sie in den großen Empfangsraum, ich komme nach. Dann gehe zu Zelenka und sag ihm, dass er beide Stuten satteln soll.“
    John zupfte seine Tunika zurecht, überzeugte sich, dass sein Schwert richtig saß, dann folgte er.

    Teyla und ein Fremder standen schon im Empfangsraum, als John ihn betrat.
    Der Unbekannte war sehr groß, muskulös und schien in seinem Blut afrikanische Vorfahren zu haben. Er trug eine Lederhose und eine einfache Leinentunika. Die langen Haare hatte er nach der Sitte seiner Vorfahren in Rastalocken geflochten. Die Knochen, die als Schmuck eingeflochten waren, hatten große Ähnlichkeit mit Menschenknochen.
    An seiner Seite trug er ein bronzenes Kurzschwert und einen Pfeilköcher. In dem Lederschlauch, den er über den Rücken trug, hatte er wohl seinen Bogen verstaut.
    Teyla wirkte klein gegen ihn und noch zierlicher als sonst. Sie trug einen weiten, bodenlangen Rock und eine kurzärmelige helle Tunika. John wusste, dass der erste Eindruck täuschte. Sie war eine Kriegerin, die ihr Handwerk verstand. Er hatte oft genug zugesehen, wie sie den Frauen seines Haushaltes den Stockkampf beibrachte und achtete ihre Geschwindigkeit und ihre Stärke. Der Stock, den sie locker in ihrer linken Hand hielt, war nicht zum Wandern gedacht.
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  5. #5
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    So, dann sind die wichtigsten Protagonisten ja fast alle aufgetaucht.

    Und Ronon und Teyla kann ich mir 530 v. Chr. wirklich gut vorstellen!

    Ach ja, eine Liege zum essen hätte ich manchmal auch gerne!

  6. #6
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Ich find es klasse, wie du gekonnt alle Charaktere einbindest, so dass man sie manchmal durch die Namensanpassung erst im Nachhinein entdeckt.

    Es ist wieder sehr gut geschrieben, und ich kann mir denken, dass du auch eine Menge Zeit auf die Genauigkeit verwendet hast, was die historischen Fakten angeht.

    Ich freue mich auf die Fortsetzung.

    LG Val
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    ***


  7. #7
    Major Avatar von claudi70
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    Wieder sehr gutes Kapitel.

    Langsam sind alle Charaktere mit von der Partie. Selbst der allbeliebte Kavanagh

    Ach ja, das Foto von "Zelenka", sehr passend. *lach* So kann ich ihn mir auch gut vorstellen.

    Und Rodney als Bogenschütze...super!

    Also bis bald Lg Claudi

  8. #8
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Was mir hier so außerordentlich gut gefällt, sind die vielen historischen Details, die diese ansonsten so fremde Welt lebendig werden lassen. Man sieht die Szenen richtig vor sich und es ist deutlich zu merken, wie viel Zeit du in die Recherche gesteckt hast. Und die Rollenverteilung der Charaktere ist klasse.
    Und die Zeichnung von Mella ist einfach umwerfend.

  9. #9

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    Danke für die Kommentare.

    Spoiler 
    Antares: So, dann sind die wichtigsten Protagonisten ja fast alle aufgetaucht.

    Und Ronon und Teyla kann ich mir 530 v. Chr. wirklich gut vorstellen!
    Die meisten... aber die anderen haben nur Nebenrollen, Teyla und Ronon passen in jede vorindustrielle Gesellschaft.

    Ach ja, eine Liege zum essen hätte ich manchmal auch gerne!
    Hmmpr und viel Übung, um ohne zu kleckern zu essen - das ist nicht einfach.

    Claudi70: Langsam sind alle Charaktere mit von der Partie. Selbst der allbeliebte Kavanagh
    Ja, ich konnte nicht wiederstehen und habe ihn mit eingebunden. Es macht wirklich Spaß, mit ihm zu spielen.

    Ach ja, das Foto von "Zelenka", sehr passend. *lach* So kann ich ihn mir auch gut vorstellen.
    Nichtwahr - einfach nur schrecklich bunt.

    Und Rodney als Bogenschütze...super!
    In der Serie hat er ja auch schießén gelernt und ganz hilfolos wollte ich ihn nicht lassen. Speerwerfen und Schwertkampf hielt ich aber für unpassend, da die Verletzungsgefahr zu hoch ist.

    Valdan: Ich find es klasse, wie du gekonnt alle Charaktere einbindest, so dass man sie manchmal durch die Namensanpassung erst im Nachhinein entdeckt.
    Ich habe die Story zuerst mit den richtigen Namen geschrieben und erst ganz zum Schluss durch passendere Namen ersetzt. Ich war lange versucht, auch Johns und Rodneys Namen zu ändern, habe es dann aber gelassen.

    Es ist wieder sehr gut geschrieben, und ich kann mir denken, dass du auch eine Menge Zeit auf die Genauigkeit verwendet hast, was die historischen Fakten angeht.
    Sinaida: Was mir hier so außerordentlich gut gefällt, sind die vielen historischen Details, die diese ansonsten so fremde Welt lebendig werden lassen.
    Ich habe versucht, es wie einen fremden Planeten zu beschreiben. Das scheint zu klappen.

    Man sieht die Szenen richtig vor sich und es ist deutlich zu merken, wie viel Zeit du in die Recherche gesteckt hast.
    Die meiste Zeit habe ich mit dem Schreiben verbracht - beim Recherchieren ist es nur wichtig zu wissen, wo man was nachlesen kann...

    Und die Rollenverteilung der Charaktere ist klasse.
    Ja, irgendwie scheint es zu passen, dass Rodney 'nur' ein Sklave ist. Das hätte ich nicht gedacht.

    Und die Zeichnung von Mella ist einfach umwerfend.
    Das finde ich auch.


    „Teyla!“ John neigte zur Begrüßung den Kopf.
    „Kommandant Sheppard!“ Auch sie neigte den Kopf. Es war eine anmutige Geste, die nichts Unterwürfiges an sich hatte.
    „Ich möchte Euch Ronon Dex vorstellen. Er ist Gast in meinem Haus.“
    „Willkommen. Ich habe schon einiges über Sie gehört.“
    „Danke“, auch Dex senkte seinen Kopf. „Und das wäre?“
    „Dass ein Fremder von hohem Wuchs Teylas Gefährte geworden ist.“
    „Nur Freund und Kampfgefährte.“
    John unterdrückte ein Grinsen. Rodney würde sich über die Information freuen. Er hatte darauf gewettet und würde von Zelenka Geld einfordern.
    „Was ist der Grund eures Besuches?“
    John hasste es, sich zu lange mit Floskeln aufhalten zu müssen, außerdem musste jeden Moment Rodney mit der Ausrüstung zurückkommen.
    „Es sind fremde Schiffe gesichtet worden. Sind sie eine Bedrohung?“
    Als Vertreterin des Bürgermeisters hatte Teyla das Recht, ihn zu fragen. John konnte nur mit den Schultern zucken.
    „Ich weiß es noch nicht. Ich habe die Information erst vor wenigen Augenblicken erhalten und werde diese Nacht die Landungsstelle erkunden. Kommt morgen früh noch einmal her, dann kann ich euch mehr sagen.“
    Teyla und Ronon wechselten einen Blick.
    „Ihr geht allein?“ Teylas Frage verriet pure Neugierde.
    John schüttelte den Kopf.
    „Ich habe Begleitung. Zu zweit ist das Risiko, entdeckt zu werden, recht gering.“
    Wieder tauschten die Beiden einen Blick, wieder ergriff Teyla das Wort.
    „Acht Augen sehen mehr als vier. Wir würden euch gerne begleiten. Halling wird sehr erfreut sein, wenn er von mir einen Bericht aus erster Hand bekommt.“
    Innerlich seufzte John auf. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Um Halling nicht zu beleidigen durfte er Teylas Angebot nicht ablehnen. Sie war auch nicht das Problem, er vertraute ihr und wusste, dass sie kampferprobt war. Aber er kannte Dex nicht. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er den Mann einschätzen sollte und wusste nicht, ob er ihm sein Leben anvertrauen konnte.
    Es war gut möglich, dass er Karthager war und sich als Spion eingeschlichen hatte.
    John sagte nichts, seufzte nur leise und sah Teyla fragend an.
    „Ronon, zeig ihm deinen Rücken.“
    Was Teylas Aufforderung mit der Vertrauenswürdigkeit des Fremden zu tun hatte, war John ein Rätsel. Fragend zog er eine Augenbraue hoch.
    Bevor Dex dazu kam, Teylas Bitte zu erfüllen, betrat Rodney mit Johns Rüstung in den Händen den Raum. Er hielt seinen Kopf demutsvoll gesenkt, wie es sich für einen Sklaven gehörte.
    „Herr, Eure Rüstung. Möchtet Ihr sie jetzt anlegen oder wollt Ihr später nach mir rufen?“
    „Bleib hier“, entschied John. „Es dauert nicht mehr lange, es lohnt sich nicht, dass ich dich wegschicke.“
    Auffordernd sah John Dex an.
    Dieser erwiderte den Blick und zuckte mit keiner Wimper.
    Da John es nicht einsah, zuerst zur Seite zu blicken – er war nicht nur der Herr im Haus, sondern auch noch der militärische Kommandant von Massalie und von einem Barbaren würde er sich schon mal gar nicht niederstarren lassen – kam es zu einem Blickduell.
    Als Dex nach einer kleinen Ewigkeit mit einer energischen Bewegung die Tunika auszog und sich umdrehte, fühlte John sich nicht als Sieger, sondern war erleichtert, dass es vorbei war. Er hätte diesen Kampf nicht viel länger durchgestanden.
    „Oh ihr Götter!“
    Rodneys entsetzter Ausruf ließ John näher hinsehen.
    Dex Rücken war vor Jahren fürchterlich zugerichtet worden. Man musste ihn ausgepeitscht haben, bis die Haut in Fetzen vom Körper hing, anders konnte John sich die Narben nicht erklären.
    „Was ist passiert?“

    Im Gegensatz zu Rodney war John nicht entsetzt, sondern fühlte nur eine gewisse Neugierde. Er hatte schon zu oft erlebt, wie Männer zur Strafe für ein Vergehen ausgepeitscht wurden, als dass ihn die Narben noch schocken konnten. Er hoffte nur, dass der Barbar sich kurz fassen würde, denn die Dämmerung war nah und er wollte den Weg zur Küste im Hellen zurücklegen.

    „DAS habe ich Karthago zu verdanken. Zudem hat man versucht, mich in die Sklaverei zu zwingen und meinen Stamm abgeschlachtet.“
    Kein ungewöhnliches Schicksal. John wusste, dass es ihn auch treffen konnte, sollte er in einem Kampf unterliegen. Statt das Mitgefühl – das er empfand – zu zeigen, verschränkte er die Arme vor der Brust und seine Miene blieb ausdruckslos.
    „Das sieht übel aus, aber ich habe schon mehr als ein Mal befohlen, dass ein Mann für sein Fehlverhalten ausgepeitscht werden soll. Erzähle mehr von dir, damit ich dich einschätzen kann.“
    Dex’ grimmiges Lächeln ließ Johns Nackenhaare zu Berge stehen, aber auch die Gefühlsregung konnte er unterdrücken.
    „Es waren Sklavenjäger, die mein Volk ausrotteten. Ich war auf der Jagd und kam zurück, als das Gemetzel vorbei war. Statt mich zu töten, spielten sie mit mir. Ich nutzte meine Chancen und tötete die Bestien. Der letzte Schlächter meines Clans hat überlebt und irgendwann wird er in meine Hände fallen. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum Sie mir vertrauen sollen. Das ist alleine Ihre Entscheidung. Doch solange ich lebe, werde ich mit aller Kraft, die ich habe, Karthago bekämpfen.“
    Ronon verschränkte die Arme vor der Brust und sah John herausfordernd an.

    John sah in die furchtlosen Augen und traf eine Entscheidung.
    „Ich vertraue Teyla. Sie hat schon oft bewiesen, dass sie Menschen besser einschätzen kann als ich. Und da sie in dir einen wertvollen Verbündeten sieht, nehme ich dich auf dieser Erkundungstour mit und du kannst beweisen, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist.“
    „Du wirst es nicht bereuen“, entgegnete er ernst.
    Für diese Mission waren die Gefahren recht gering, da John nur vorhatte, herauszufinden, wie viele Kampfschiffe es waren und wie stark die Bewaffnung war. Er hatte nicht vor, sich in unmittelbare Feindesnähe zu begeben. Genau das Richtige, damit er Dex besser kennenlernen konnte.
    John drehte sich um.
    „Rodney, jetzt kannst du mir beim Anlegen der Rüstung helfen.“ Gleichzeitig legte John den Schwertgurt ab und zog sich die Tunika über den Kopf.
    „Wir werden draußen auf euch warten.“ Teyla neigte den Kopf und verließ gefolgt von Dex fluchtartig den Raum.
    Da erst wurde John bewusst, dass es über Teyla viele Gerüchte gab, aber keins irgendeinen Wahrheitsgehalt hatte. Wahrscheinlich hatte er gerade irgendeine ihrer Sitten verletzt – im Gegensatz zu Ronon, der eine Hose trug, hatte er außer der Tunika nichts anderes angehabt.
    Seufzend massierte John sich den Nacken. Für ihn war sie eine Kriegerin, deswegen hatte er auch nicht nachgedacht, als er angefangen hatte, sich auszuziehen. Er würde sich bei ihr entschuldigen müssen. Irgendwann und er hoffte, dass er es schaffte, ohne zu stottern.
    Er wurde abgelenkt, als Rodney ihm die seidene Tunika gab. Er zog sie an, dann schlüpfte er in den Bronzepanzer, der aus einem Vorder- und Rückenteil bestand.
    Das Metall war poliert und würde in der Sonne glänzen und seine Position verraten, aber wenn sie bei den Trierern ankamen, würde es schon dunkel sein.
    Effizient half Rodney ihm in den Panzer und schloss sorgfältig alle Schnallen, dabei achtete er darauf, dass das Metall richtig saß.
    Die Schuhe zog John sich selbst an, doch Rodney schnürte sie und prüfte, dass das Leder nicht in die Haut schnitt.
    Anschließend reichte er John die bronzenen Beinschienen. Sie waren vor vielen Jahren auf seine Beinform angepasst worden und saßen immer noch wie angegossen. Einige wenige Polster verhinderten, dass das Metall die Haut wund scheuerte. Dann schnallte John sich den Schwertgurt um.
    Fertig angezogen, betrachtete John seinen Sklaven. Rodney trug immer noch seine einfache Tunika. Auf dem Boden lagen ein Pfeilköcher und ein skythischer Reiterbogen.
    „Kannst du damit sicher umgehen? Nicht, dass mich ein verirrter Pfeil trifft.“
    „Zelenka hat es mir beigebracht. Er hatte es als Kind gelernt, als seine Augen noch gut waren. Für die olympischen Spiele bin ich nicht gut genug, aber es reicht, um im Notfall die Frauen zu verteidigen.“
    „Warum hat mir Elizabeth nie von deinem Training berichtet?“
    „Weil sie dann immer von Teyla unterrichtet wurde. Es reicht, dass Zelenka meine Technik kritisiert, da brauchte ich keine Horde kreischender Frauen um mich.“
    Das erklärte Rodneys heftige Weigerung, überhaupt am Kampftraining teilzunehmen. John war zufrieden, dass Rodney eine Alternative für sich gesucht hatte.
    „Und warum hast du es mir nicht erzählt?“
    „Ich bin perfekt in der Buchführung, ich kann mathematische Probleme lösen und ich kenne alle Gestirne, die am Himmel stehen. Schließlich bin ich ein Gelehrter. Außer dir hat noch niemand körperliche Fitness von mir erwartet und dementsprechend schwer fiel es mir, das Schießen zu erlernen. Frag nicht, wie lange es dauerte, bis ich endlich die Scheibe traf und ich wollte es dir erst erzählen, wenn ich mit meiner Trefferquote zufrieden bin. Ich bin nicht mehr weit davon entfernt, aber es reicht, um dich zu begleiten. Wollten wir nicht los?“
    John kannte Rodneys Hang zum Perfektionismus und ahnte, wie gut er schon sein musste. Er brauchte sich um seinen Sklaven keine Sorge zu machen.
    „Ja, aber erst brauchst du noch einen Panzer. So ungeschützt nehme ich dich nicht mit.“
    „Du hattest mir dazu keine Anweisung gegeben.“
    Genervt verdrehte John die Augen.
    „Sonst denkst du auch mit.“
    „Nicht in der Öffentlichkeit. Ich muss nicht zurück, sondern nur ins Esszimmer, da habe ich vorsorglich einen Panzer deponiert. Geh schon mal vor in die Ställe, ich komme sofort nach.“
    Rodney drückte ihm noch den Bogen in die Hand und verschwand ins Esszimmer.
    Kopfschüttelnd folgte John Rodneys Anweisung.

    Zelenka hatte Hylonome und Chiron bereits gesattelt. Die Stuten scharrten ungeduldig mit den Hufen.
    John streichelte sie kurz, dann stieg er auf. Zelenka reichte ihm den Schild, den er über den Rücken hängte und den Helm befestigte er an den Sattel.
    Er nahm den Zügel, als Rodney mit einer einfachen Leinenrüstung bekleidet zu ihm kam, sich mit Zelenkas Hilfe aufs Pferd schwang und misstrauisch nach unten blickte.
    „Bist du bereit?“ John grinste ihn an.
    „Nicht wirklich. Ich frage mich, warum ich dir überhaupt angeboten habe, mitzukommen. Ich bin ein Gelehrter, kein Krieger. Morgen wird mir wahrscheinlich alles weh tun.“
    John ignorierte das Gejammere. Ein Schnalzen mit der Zunge und die Tiere fielen in einen leichten Trab. John lenkte Hylonome durch das Eingangstor. Dahinter warteten Teyla und Dex auf sie. Sie waren auch beritten, so dass John sein Pferd antreiben konnte, ohne sich Sorgen zu machen, dass sie zurück bleiben würden.
    Dabei ignorierte er Rodneys fast schon panischen Aufschrei, denn Chiron gehorchte nicht ihm, sondern lief wie vor dem Streitwagen direkt neben Hylonome.
    John genoss die Geschwindigkeit, mit der Hylonome lief. Sie war nicht nur schnell, sondern ließ sich auch leicht lenken. Ein leichtes Zupfen am Zügel, ein Ruf und sie folgte dem Befehl.
    Bis zur Küste hatten sie nur offenes Gelände, wo vereinzelt Pinienbäume Schatten spendeten vor sich. Er spornte Hylonome an und genoss den Rausch der Geschwindigkeit.

    Am liebsten hätte er die ganze Strecke im gestreckten Galopp zurückgelegt, doch nach kurzer Zeit drosselte er das Tempo. Die Tiere sollten am Ziel nicht erschöpft sein, sondern mussten die ganze Strecke auch noch zurück laufen.

    Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt als sie den Küstenstreifen erreichten. John hatte befürchtet, mehrere Buchten absuchen zu müssen, um die fremden Schiffe zu finden.
    Seine Sorge war unbegründet. Vor ihm war zwar offenes Wasser und der Strand war unberührt, doch nachdem er vom Pferd abgestiegen und vorsichtig auf einen Hügelkamm geklettert war, konnte er die Masten der Trieren zwei Buchten weiter sehen.
    Dex hatte es auch erkannt und lenkte sein Pferd in die Richtung. Da es inzwischen zu dunkel war, um mehr als Umrisse zu erkennen, trotteten die Tiere im Schritt voran. Das Sternenlicht reichte jedoch aus, um ihnen den Weg zu weisen.
    Als Ronon jetzt die Führung übernahm, hielt John sich zurück. Schließlich wollte er die Kampfeigenschaften von ihm herausfinden und dafür musste er ihn in Aktion erleben.
    Rodney saß inzwischen wesentlich entspannter auf Chiron. Er hatte seine Panik überwunden und sich damit abgefunden, dass er nur Passagier war. Was ihn aber nicht daran gehindert hatte zu fluchen, wann immer er einen Grund fand. Die Sonne, die blendete, das Gras, das ihm zum Niesen brachte. Er hatte viele Gründe gefunden.
    „Alles in Ordnung, Rodney?“ Rodney schnaubte. „Ich bin durchgerüttelt worden und werde morgen viele blaue Flecken habe. Zudem habe ich bei deinem Tempo Angst gehabt, dass Chiron jeden Moment über einen Stein stolpern würde und wir uns den Hals brechen würden. Danke der Nachfrage, mir geht es blendend.“
    Der sarkastische Unterton bracht John zum Grinsen.
    „Das tut gut zu hören“, war seine trockene Antwort. „Wenn wir gleich die Bucht erreichen, bleibst du bei den Tieren und bist still. Das Wasser trägt Töne sehr weit und ich möchte dich nicht auf dem karthagischen Sklavenmarkt suchen müssen. Falls wir in einer Stunden noch nicht zurück sein sollten, dann zündest du ein großes Feuer an, damit Evangelos zu unserer Rettung ausrückt.“
    „Ja, Herr. Und wenn alles schief geht, dann schlage ich mich in die Büsche und bete, dass mich weder die Fremden, noch eine Schlange finden werden.“
    „Du bist freiwillig hier, warum jammerst du?“
    „Ich jammere nicht. Dann würde ich dir sagen, dass ich schon von unzähligen Insekten gestochen worden bin und dass ich mehr Staub geschluckt habe, als sonst in zwei Monaten.“
    John schüttelte amüsiert den Kopf, sagte aber nichts.

    Kurz darauf hielt Ronon an und deutete auf einen Pinienhain. Sie waren nicht mehr weit von dem Hügelkamm entfernt, hinter dem sich die Küste verbarg.
    „Wir sollten die Pferde hier lassen!“
    Er war nah genug, dass sie nicht weit laufen mussten und die Äste gaben genug Schatten, um die Pferde zu verbergen.
    John nickte zustimmend und lenkte Hylonome in den Schatten des Baumes. Dort war es dunkler als auf dem offenen Feld und es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

    Als die Pferde anhielten, sprang John ab und nahm sich seinen Schild. Während Rodney die Stuten festhielt, lief er im lockeren Trab zur Hügelkuppel. Teyla und Dex folgten ihm. Kurz bevor sie oben ankamen, hockte John sich hin und kroch das letzte Stück. Im Sternenlicht wäre seine Silhouette weit zu sehen gewesen. Auch die anderen krochen die letzten Meter.
    Sieben Kampfschiffe lagen in der Bucht vor Anker. Alles Trieren und John konnte im Mondlicht die Ruder zählen. Danach schätzte er, dass das kleinste Schiff mit etwa 120 und das größte mit 180 Ruderern besetzt war. Für diesen Bereich des Mittelmeeres war es eine beachtliche Streitmacht.
    Dex lenkte Johns Aufmerksamkeit von den Schiffen ab, als er ihn an der Schulter berührte und auf die Lagerfeuer deutete, die am Strand brannten.
    John konnte nichts Auffälliges erkennen.
    Dort waren erschöpfte Männer, die sich nach einem harten Tag an den Rudern ihr Abendessen zubereiteten.
    Fragend hob er die Schultern.
    Da deutete Ronon auf eine kleine Gruppe, die etwas abseits stand. Es waren die Schiffsführer und Offiziere.
    Zuerst konnte John nicht erkennen, was Dex ihm zeigen wollte, doch als ein Mann sich umdrehte und im Feuerschein seine Rüstung schimmerte, da wusste er, was los war. Er nickte Dex anerkennend zu, dann kroch er zurück.
    Als John weit genug weg war, stand er auf und lief zu seinem Wagen.
    Rodney hatte ihn bereits gesehen, so dass John nur noch den Schild auf den Rücken zu schwingen braucht und die Zügel zu übernehmen konnte.
    Er schwang sich auf den Rücken von Hylonome und lenkte sie Richtung Heimat.
    Am liebsten hätte er seine Stuten angetrieben, um schneller anzukommen. Denn jetzt hatte er noch mehr Fragen, auf die er Antworten brauchte.
    Aber die Dunkelheit und das unbekannte Gelände zwangen John zur Vernunft.
    Solange sie noch nicht weit genug weg waren, war Rodney still. Sogar noch ein ganzes Stück weiter hielt er den Mund, doch dann platzte es aus ihm heraus.
    „Was hast du gesehen? Was ärgert dich so maßlos?“
    „Dass ich jetzt die Erklärung für Stephanos’ seltsames Verhalten habe. Er kann sich auf etwas gefasst machen.“
    Johns Stimme war kalt und hart. Er fragte sich, was der Trierarch sich dabei gedacht hatte, sie im Ungewissen zu lassen. Da war die Wut, das Gefühl, von Stephanos verraten worden zu sein, schließlich kannten sie sich schon seit Jahren. Und die Frage, ob es vielleicht doch eine logische Erklärung dafür gab.

    Es war reines Glück gewesen, dass die Schiffe entdeckt worden waren. Etwas diesigeres Wetter und niemand hätte sie gesehen.
    Unbewusst schnalzte John mit der Zunge. Hylonome und Chiron fielen darauf in einen leichten Galopp.
    „Willst du uns umbringen?“ Rodneys entsetzter Ausruf war nicht unberechtigt.
    John zog an den Zügeln und die Pferde wurden wieder langsamer. John kam es vor, als ob selbst ein Ochsengespann schneller wäre. Dabei war es seine eigene Ungeduld.
    „Kommandant Sheppard?“
    Teyla ritt neben ihm.“
    „Ja?“
    „Was wissen Sie, was wir noch nicht wissen?“
    „Ich weiß nichts“, wehrte John den Vorwurf ab. „Ich habe nur einen Verdacht, mit dem ich Trierarch Stephanos konfrontieren werde.“
    „Das ist der Kommandant der Daedalus, die heute Morgen vor Anker gegangen ist?“
    „Ja, das ist er“, bestätigte John.
    „Dann werde ich mitkommen. Schließlich geht es um die Sicherheit von Massalie, die durch die fremden Schiffe gefährdet wird.“
    Ihre Stimme war sanft, hatte aber einen sehr entschlossenen Unterton, der keinen Widerspruch duldete. Doch John konnte sie nicht einfach so mitnehmen.
    „Das halte ich für keine gute Idee.“
    „Warum nicht?“
    John seufzte. Warum musste er immer die Frauengespräche führen? Besonders mit einer Frau wie Teyla, die bestenfalls nachsichtig lächeln, schlimmstenfalls einen Kampf vorschlagen würde, den er nicht gewinnen konnte. Er versuchte, es zu erklären.
    „Stephanos ist ein sehr konservativer Grieche. Für ihn gibt es nur zwei Sorten Frauen. Ehrbare, die den Haushalt führen und Kinder gebären oder Dienerinnen, die ihm als Tänzerinnen und Gauklerinnen Vergnügen bereiten. Er wird sich weigern, überhaupt eine Frau zu empfangen und diese Schmach möchte ich Ihnen ersparen. Eben weil ich weiß, dass Sie eine großartige Kriegerin und eine ehrbare Frau sind.“
    „Danke Kommandant Sheppard. Ich weiß Ihre Antwort sehr zu schätzen.“ Teyla neigte den Kopf. „Trotzdem werde ich mitkommen.“
    „Wer ihr den Zutritt verweigert, bekommt mit mir Ärger.“ Ronons Stimme war leise, doch John konnte den unterschwelligen Donnergroll hören und musste grinsen.
    Stephanos’ Soldaten waren Seeleute, die vielleicht ein Schiff bedienen und rudern konnten. Aber gegen Ronon hatten sie nicht den Hauch einer Chance.
    Er begann, sich auf die Konfrontation mit Stephanos zu freuen.

    tbc
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  10. Danke sagten:


  11. #10
    Captain Avatar von Maxi
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    Die letzten beiden Kapitel haben mir sehr gut gefallen.
    Es sind wieder ein paar bekannte Charaktere in ihrem vergangenen ich dazugekommen, sehr interessant in welchen gesellschaftlichen positionen sie waren.
    Ich bin jetzt noch nicht so richtig schlau aus diesen schiffen geworden, aber das wird sich im nächsten Kapitel hoffentlich alles aufklären.
    Freu mich auf's nächste Kapitel ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  12. #11
    Major Avatar von claudi70
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    Hallo,
    schön das Ronon nun auch mit von der Partie ist. Er passt auch super in diese Rolle.

    John zieht sich aus und Teyla verlässt fluchtartig den Raum *lach* Schade das er Teyla "nur" als Kriegerin sieht.

    Ronon der Beschützer
    „Wer ihr den Zutritt verweigert, bekommt mit mir Ärger.“
    Bin gespannt auf die Konfrontation und ob Ronon eingreifen muss

    Mir gefällt wie du immer wieder Witz in die Geschichte bringst, da macht das Lesen doppelt spass.

    Lg Claudi

  13. #12
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Und wieder ging es spannend weiter, mit vielen liebevollen Details, die wichtige Informationen bringen, oder einen auch nur schmunzeln lassen.

    Die Begegnung mit der Triarchen wird bestimmt interessant, vor allem da Teyla bestimmt ihre Frau stehen wird - und dann hat sie ja noch genial Rückendeckung!

    Ich warte mit Freude auf die Fortsetzung!

    Gruß Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
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    ***


  14. #13

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    Maxi: Es sind wieder ein paar bekannte Charaktere in ihrem vergangenen ich dazugekommen, sehr interessant in welchen gesellschaftlichen positionen sie waren.
    Das war auch ziemlich kniffelig, immer etwas passendes zu finden. Besonders bei den Wissenschaftlern hatte ich meine Probleme - deswegen sind die meisten auch Slaven, weil es für sie keine entsprechenden Positionen gibt. Warte mal ab, wie es wird, wenn du Chaya und Hermiod kennen lernst *g*

    Ich bin jetzt noch nicht so richtig schlau aus diesen schiffen geworden, aber das wird sich im nächsten Kapitel hoffentlich alles aufklären.
    Das ist eine Kriegsflotte, die Marsillia angreifen und vernichten will. Sie waren damals ein beeindruckender Anblick.
    Claudi70: schön das Ronon nun auch mit von der Partie ist. Er passt auch super in diese Rolle.
    Danke. Er ist halt der schweigsame Krieger und Außenseiter, der einen wunderbaren Leibwächter abgibt. mit dem Background, dem ich ihm verpasst hate, habe ich zwar die Karthager in die Rolle der Wraith gedrängt - was überhaupt nicht zutrifft -, aber wenn die Perser schon die Genii sind, dann passt das irgendwie...

    John zieht sich aus und Teyla verlässt fluchtartig den Raum *lach* Schade das er Teyla "nur" als Kriegerin sieht.
    Wäre besser als Kaanan... als bekennende McSheperin sehe ich das natürlich nicht so

    Mir gefällt wie du immer wieder Witz in die Geschichte bringst, da macht das Lesen doppelt spass.
    Dankeschön.

    Valdan: Und wieder ging es spannend weiter, mit vielen liebevollen Details, die wichtige Informationen bringen, oder einen auch nur schmunzeln lassen.
    das mit den Details hat mich dieses Mal Blut und Wasser schwitzen lassen, weil so gut wie nichts über diese Zeit überliefert ist.

    Die Begegnung mit der Triarchen wird bestimmt interessant, vor allem da Teyla bestimmt ihre Frau stehen wird - und dann hat sie ja noch genial Rückendeckung!
    Es wird wirklich interessant werden, besonders da John in ihm einen Verräter vermutet... mehr im nächsten Teil, spätestens Morgen.

    Danke auch an die 'Danke'-Sager.
    Ich bin nett, höflich, liebenswert
    und zuvorkommend.
    Und garantiert nicht ironisch.
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  15. #14

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    Wie versprochen, kommt jetzt das nächste Kapitel:

    In der Dunkelheit dauerte es drei Stunden, bis sie wieder in Massalie waren. Bevor sie zu Stephanos ritten, hielt John kurz zu Hause an, um einen Bediensteten mitzunehmen. Da es zu so vorgerückter Stunde nicht zu erwarten war, dass Stephanos’ Diener noch wach waren, brauchte er jemanden, um vor dem Haus die Zügel zu halten. Zudem konnte er mit einer Fackel vorlaufen. Kavanagh stand am Tor, um auf sie zu warten und fügte sich seinem Schicksal. John hörte jedoch sein leises Murren, als er sich eine Fackel holte.
    Sie nahmen die Prachtstraße zum Hafen. Alle Privathäuser lagen im Dunkeln, nur im Artemis- und im Apollotempel brannten noch Lichter.
    Stephanos besaß direkt am Hafen ein nicht wirklich kleines Haus. Weit genug weg von den Warenhäusern, die besonders im Sommer schon von weitem zu riechen waren. Dafür ankerte seine Triere in unmittelbarer Nähe.
    Wie alle anderen Wohnungen, war auch Stephanos’ Haus dunkel. John störte sich nicht daran und hielt direkt vor dem Haupteingang, sprang vom Wagen, ging zum Tor und klopfte energisch an. Es dauerte nicht lange und ein Dienstbote schob die Sichtluke zur Seite und hielt eine kleine Öllampe hoch.
    Als er sah, dass es kein Bote vom Schiff war, wurde seine Miene abweisend.
    „Es tut mir leid, Herr“, sein Tonfall war höflich. „Trierarch Stephanos hat sich bereits zurückgezogen und ich darf ihn nicht stören.“
    „Sag ihm, dass Kommandant Sheppard zusammen mit dem Vertreter des Bürgermeisters hier ist“, wie es sich gehörte, übernahm Rodney das Gespräch. „Wenn er uns nicht empfängt, wird es kein Handelsabkommen geben und die Schiffe werden ohne Ladung nach Griechenland zurückkehren. Willst du verantwortlich sein, dass der Trierarch bankrott geht? Sorg dafür, dass er von seiner Gespielin ablässt und uns empfängt.“ Die letzten Worte donnerte Rodney dem Diener entgegen, der verängstigt den Kopf einzog.
    „Ich werde es versuchen“, gab er als Antwort. Er senkte die Öllampe und John wusste, dass er so eingeschüchtert war, dass er wirklich seinen Herrn wecken würde.
    „Willst du uns etwa wie Bettler vor der Tür stehen lassen?“
    Bevor Rodney noch etwas sagen konnte, wurde ein Riegel zur Seite geschoben und der Diener ließ sie herein und deutete auf einen größeren Raum.
    „Bitte wartet dort.“
    „Sorge dafür, dass wir etwas zu essen bekommen.“
    Rodneys herrischer Tonfall war zu viel für den armen Mann. Er zuckte zusammen, nickte und dann lief er weg.
    John ging in den Raum, auf den der Diener gedeutet hatte. Es war ein prächtig ausstaffierter Empfangsraum. Die Klinen waren aus polierter Bronze gefertigt und mit feinsten Seidenpolstern bedeckt. Er setzte sich und legte seine Füße hoch, ohne auf die feine Staubspur zu achten, die er auf dem Polster hinterließ.
    Es dauerte nicht lange und ein anderer, verschlafen aussehender Sklave brachte ihnen Wein und Wasser, aber kein Brot.
    „Es tut mir leid, Herr“, entschuldigte er sich bei John. „Aber wir müssen morgen früh erst wieder backen, wenn Ihr wünscht, kann ich Euch Maza oder getrocknete Früchte bringen.“
    „Der Wein ist genug. Danke.“
    Nach einer unterwürfigen Verbeugung verschwand der Sklave.
    John nahm den Wein nicht pur. Er mischte viel Wasser unter, so dass er fast gar nichts mehr schmeckte. Er brauchte für die kommende Auseinandersetzung einen klaren Kopf.
    Er beobachtete, dass Teyla und Ronon nur Wasser tranken, während Rodney ein wenig Wein untermischte.

    Kurz darauf betrat Stephanos – nur mit einer leichten Tunika bekleidet - den Raum. Seine Haare standen ab und er sah nicht halb so Ehrfurcht gebietend aus, wie sonst.
    „Kommandant Sheppard!“ Der Trierarch deutete eine leichte Verbeugung an.
    „Trierarch Stephanos!“ John stand auf und senkte den Kopf nicht einen Millimeter tiefer, als Stephanos es getan hatte.
    „Wie komme ich zu der Ehre Ihres Besuchs? Und wer sind Ihre Begleiter?“
    John lächelte, ohne dass es seine Augen erreichte.
    „Teyla Emmagan“, sie neigte in einer anmutigen Bewegung den Kopf. „Sie ist die rechte Hand des Bürgermeisters Halling. Ronon Dex ist ein versierter Kämpfer und ihr ständiger Begleiter.“
    Damit erweckte John bewusst den Eindruck, dass Teyla einen Leibwächter hatte. Es würde ihre Position stärken. Stephanos blickte irritiert zu den beiden exotischen Gestalten. Nach einem Augenblick des Zögerns neigte er den Kopf zum Gruß. Es war nicht das, was Teylas Position entsprach, aber mehr als John von ihm erwartet hatte. Er sah sie dabei aber nicht direkt an.
    „Kommandant, fassen Sie sich bitte kurz. Warum sind Sie hier?“
    „Wir kommen gerade von einem Erkundungsritt zurück und hielten es für sinnvoll, Sie zu warnen.“
    „Wovor?“ Es war ehrliche Neugierde. Stephanos schien nicht zu ahnen, was für eine Bedrohung nur wenige Buchten weiter vor Anker lag.
    „Feindliche Schiffe.“ John verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Sind zwei keltische Fischerboote unterwegs hierher, um mein Schiff anzugreifen? Das passiert jedes Jahr und bisher haben sie nie wirklich angegriffen, sondern immer versucht, uns ihren Fisch zu verkaufen.“
    Doch als er zu einer Weinschale griff, sah John, dass seine Finger ein wenig zitterten und er einige Tropfen Wein vergoss. Nicht viel, aber genug um John zu zeigen, dass der Trierarch nicht ganz so unwissend war, wie er tat.
    Johns Lächeln verschwand.
    „Nein, sieben persische Trieren sind in einer Bucht zwei Stunden westlich von hier vor Anker gegangen. Und nach dem aufschlussreichen Gespräch, das Sie heute Nachmittag mit meinem Sklaven geführt haben, glaube ich, dass Sie mir mehr darüber sagen können. Sind Sie von Persern verfolgt worden und Sie haben sich so gerade eben in den schützenden Hafen retten können?“ John wusste nicht, was er von Stephanos halten sollte. Er war doch sonst ein ehrlicher Mann. Heimlichtuerei und Hinterhältigkeit passten so gar nicht zu ihm. Er hoffte, dass es eine logische Erklärung gab.
    Statt zu antworten, leerte Stephanos die Schale in einem Zug. Dann goss er nach, ohne den Wein zu verdünnen. Erst als das ausgetrunken hatte, blickte er John an.
    „Ich wusste nicht, dass sie mich bis hierher verfolgen würden. Es ist zu weit, von seinem Einflussbereicht weg. Das müssen Sie mir glauben. Allerdings hatte ich schon kurz nachdem ich Athen verlassen hatte, den Verdacht gehabt, dass Kolya mich verfolgen würde, aber nie einen Beweis. Nur ein Mal hat der Ausguck fremde Schiffe gesehen, und zwar in der Höhe von Sizilien, aber da ist immer viel los, deswegen konnte es meinen Verdacht nicht erhärten.“
    John hatte bemerkt, dass Rodney bei der Erwähnung des Namen Kolya zusammen gezuckt und Stephanos ungläubig angesehen hatte. Er nahm sich vor, seinem Sklaven später darauf anzusprechen, erst brauchte er weitere Informationen.
    „Wer ist Kolya und warum verfolgt er Sie?“
    „Er ist ein Heerführer und ich vermute, dass er unter dem direkten Befehl vom Perserkönig Kyros steht. In Kleinasien kennt man ihn als Piraten, der mit seinen Schiffen kleine Städte überfällt, sie schleift und die Einwohner als Sklaven verkauft. Kurz gesagt, er erledigt die dreckige Arbeit für Kyros, der ein zu edler Herrscher ist, um offiziell so etwas zu machen. Wenige Monate nach den Überfällen, kommt Kyros Armee, um die Piraten angeblich zu vernichten. Das schafft er nicht, da die schon lange weg sind, nutzt aber die Gelegenheit um das Gebiet zu annektieren.“
    John nickte. Erleichterung machte sich in ihm breit. Bisher hörte sich alles logisch und vernünftig an.
    „Von dieser Methode habe ich schon gehört. Doch gibt es keine Beweise, dass Kyros wirklich in Verbindung mit Kolya steht. Fakt ist nur, dass Kyros seinen Einfluss im östlichen Mittelmeer geltend macht und eine Stadt nach der anderen die Seiten wechselt. Doch das ist so weit weg von hier, dass ich mich frage, was Kolya hier will.“
    „Rache.“ Stephanos zuckte mit den Achseln. „Ich habe verhindert, dass er Athos schleifen konnte und dabei eins seiner Schiffe versenkt. Da es kein schnelleres Schiff als die Daedalus gibt, konnte ich ihn bald abhängen. Aber er hat vermutlich in Athen wieder meine Spur aufgenommen. Im Konvoi mit den Frachtschiffen waren wir langsam unterwegs und er konnte Schritt halten. Ich vermute, dass er jetzt Massalie vernichten will.“
    „Das wird ihm nicht gelingen.“ Teylas Stimme hatte einen endgültigen Tonfall. „Trierarch Stephanos, könnt Ihr uns sagen, wie die Trieren bewaffnet sind, damit wir uns erfolgreich verteidigen können? Wenn Ihr es schon einmal geschafft habt, eine Stadt zu retten, so wird es auch ein zweites Mal gelingen.“
    Stephanos sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, dann nickte er.
    „Die Hauptwaffe im Kampf Schiff gegen Schiff ist natürlich der Rammbock. Zusätzlich hat Kolya Katapulte, mit denen er Brandsätze in die Städte hinein schießt. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man es geschafft hat, die Waffen auf dem Schiff zu bauen, ohne dass die Trieren ihre Seefähigkeit verlieren. Ich habe einige Konstrukteure beauftragt, auf der Daedalus auch Katapulte einzubauen, aber bisher haben sie versagt.“
    John sah, dass Rodneys Finger sich um den Becher krampften und er sich mühsam beherrschte, etwas zu sagen. Bevor er seinen Sklaven zu einem Kommentar ermuntern konnte, sprach Stephanos weiter.
    „Wie schon gesagt, werden die Städte beschossen. Erst wenn ein Großbrand ausgebrochen ist, gehen seine Männer an Land. Sie töten die Männer und suchen sich die hübschen Frauen und kräftigen Knaben aus, die sie mitnehmen und später als Sklaven verkaufen. Im Moment wüsste ich keine sinnvolle Strategie, wie wir Massalie ein ähnliches Schicksal ersparen können, aber bis morgen wird mir sicherlich etwas einfallen. Damals hatte er nur vier Trieren, von denen ich eine rammen konnte. Sieben sind eine beachtliche Streitmacht, gegen die die Daedalus ohne Unterstützung keine Chance hat.“
    „Es wird trotzdem nicht reichen, um Massalie einzunehmen.“ Teyla blickte Stephanos an. „Wir haben Stadtmauern und die Inseln sind zur Verteidigung ausgebaut und mit Katapulten bestückt. Auch ist jedes Haus von Gärten umgeben, so dass ein Großbrand fast unmöglich ist. Nach einer Dürre hätte er vielleicht eine Chance, aber jetzt nicht, da wir noch vor wenigen Tagen ergiebige Regenfälle hatten und die Zisternen gut gefüllt sind. Nur weiß ich nicht, wie wir Eure Schiffe gegen die Brandsätze schützen können. Wir sind auf sie angewiesen, um den Handel mit Athen aufrechtzuerhalten.“
    „Danke für Ihre Sorge. Wir werden die Masten abnehmen, so dass die Segel kein Feuer fangen können. Zudem können wir die Planken wässern, damit Brandsätze nur schwer Nahrung finden. Wenn Sie uns Süßwasser zur Verfügung stellen, dann wäre es noch besser.“
    „Das werdet Ihr bekommen, Trierarch. Könnt Ihr mit den Schiffen die Rhone hinauf rudern? Dann wären Sie außer Reichweite der Katapulte.“
    Für John hörte sich Teylas Vorschlag logisch an, doch Stephanos schüttelte den Kopf.
    „Nein, bis auf die Daedalus haben alle Schiffe zu viel Tiefgang und würden auf Grund laufen. Auf dem Fluss würde ich sowohl den Vorteil der Geschwindigkeit, als auch die Manövrierfähigkeit aufgeben. Das will ich nicht.“ Er seufzte. „Zu schade, dass die Daedalus keine Katapulte hat, dann könnte sie aktiv in den Kampf eingreifen. Gegen eine Übermacht von sieben Schiffen, die besser bewaffnet sind, kann ich nur verlieren.“
    Stephanos’ pessimistische Einstellung konnte John nicht teilen, schließlich gab es noch die Katapulte auf den Inseln und die Klippen, die verhinderten, dass die feindlichen Schiffe einfach so ins Hafenbecken rudern konnten.
    Bevor er aber etwas Hitziges erwidern konnte räusperte Rodney sich. Als John ihn fragend ansah ergriff er das Wort.
    „Herr, wenn ich die Daedalus ausmessen könnte, wäre es mir möglich ein Katapult zu konstruieren und es passgenau einzusetzen.“
    Da John wusste, wer das ausgeklügelte Bewässerungssystem auf den Feldern entwickelt hatte, zweifelte er keinen Augenblick an Rodneys Fähigkeiten.
    Anders Stephanos. Er sah den Sklaven zweifelnd an.
    „Du traust dir das zu? Das haben schon andere versucht und sind daran gescheitert.“
    John sah, dass Rodney kurz davor stand, eine ungehaltene Antwort zu geben und knuffte ihn in die Seite. Das brachte ihn soweit zur Vernunft, dass er den Kopf senkte und eine scheinbar unterwürfige Antwort gab.
    „Ja, Herr. Ich weiß wie Kolyas Katapulte konstruiert sind und Eure werden eine größere Reichweite haben und Euch in der Schlacht einen großen Vorteil verschaffen.“
    „Wie lange wirst du dafür brauchen?“ Wenn Rodney für so etwas Wochen benötigen würde, konnten sie den Plan gleich wieder begraben. Bis zum Angriff hatten sie nur zwei bis drei Tage Vorbereitungszeit.
    Mehr Zeit brauchten Kolyas Ruderer nicht, um ausgeruht in ein Gefecht zu gehen.
    Rodney kratze sich am Kopf.
    „Ich weiß es nicht Herr. Ein bis drei Tage. Es kommt darauf an, wie aufwendig der Einbau wird.“
    „Wir könnten morgen nicht nur abgelagertes Holz liefern. Was immer zum Bau benötigt wird, wird, werden wir organisieren.“ Teylas Angebot wurde von Rodney mit einem Nicken akzeptiert.
    „Das wird es beschleunigen. Aber der Trierarch muss entscheiden, ob ich mit der Konstruktion beginnen soll. Schließlich ist es sein Schiff.“
    „Wenn du morgen mit dem Ausmessen fertig bist, kommst du zu mir und sagst, welche Veränderungen wir an der Daedalus vornehmen müssen, damit die Katapulte eingebaut werden können. Danach werde ich entscheiden, ob ich den Einbau zulasse. Ich muss Hermiod informieren, dass er dich morgen früh an Bord lässt. Bitte entschuldigt mich, auf mich wartet jetzt noch viel Arbeit.“
    Stephanos senkte den Kopf, dann verließ er den Empfangsraum.
    John leerte seine Schale, dann gab er Rodney das Zeichen zum Aufbruch.
    Teyla und Ronon folgten wortlos.
    In Gedanken war John weit weg. Er überlegte, was alles getan werden musste, um Massalie auf den Angriff vorzubereiten und wie sie die Perser am besten besiegen konnten. Angesichts der Übermacht würde es nicht einfach sein, aber er weigerte sich, etwas Negatives zu denken. Sie würden die Perser besiegen.

    Vor Stephanos’ Haus verabschiedeten sich die beiden und machten sich auf dem Heimweg.
    Für John war die Erkundungstour noch nicht vorbei. Er übernahm von Kavanagh die Zügel und lenkte seine Stute zur Garnison. Evangelos wartete auf ihn und würde auch erst ins Bett gehen, wenn er wusste, dass sein Kommandant die Mission unbeschadet überstanden hatte.
    John informierte ihn, was er herausgefunden hatte und worauf er sich mit Stephanos verständigt hatte. Zudem veranlasste er, dass noch in der Nacht Späher ausgesandt wurden, um die feindlichen Schiffe zu beobachten. Gleichzeitig wurden die Truppen auf den vorgelagerten Inseln verstärkt.
    Erst danach konnte er sich auf den Heimweg machen. Kavanagh lief wie auf dem Hinweg mit der Fackel voraus.
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  16. Danke sagten:


  17. #15
    Ägypten-Fan Avatar von Valdan
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    Das war ein sehr interessantes Gespräch.

    John hatte bemerkt, dass Rodney bei der Erwähnung des Namen Kolya zusammen gezuckt und Stephanos ungläubig angesehen hatte.
    ... also gibt es da anscheinend irgendwelche Zusammenhänge, die du uns bestimmt bald erklären wirst, vor allem weil...
    „Ja, Herr. Ich weiß wie Kolyas Katapulte konstruiert sind und Eure werden eine größere Reichweite haben und Euch in der Schlacht einen großen Vorteil verschaffen.“
    ...da bin ich ja mal gespannt auf die Erklärung/Auflösung.

    Und als I-Tüpfelchen: Hermiod! Natürlich auf dem Schiff von Stephanos.... Herrlich!

    Das war wieder ein schönes Kapitel, das einen gespannt auf das nächste warten lässt.

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  18. Danke sagten:


  19. #16
    Captain Avatar von Maxi
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    Schließe mich Valdan an, jetzt wirds spannend.
    Mich würde interessieren wie hermiod aussieht ... er müsste ja ein Mensch sein ... hat er eine Glatze ? Ist er auch so schlau wie "normal" ?
    Freu mich auf's nächste Kapitel ...

    LG Maxi
    Ohne Kampf und Krieg gäbe es keinen Frieden,
    denn ohne Krieg wüsste man gar nicht was Frieden ist !

    John Sheppard is the BEST !!!

    Der größte Preis den man im Leben zahlen muss ist der Tod!....

  20. Danke sagten:


  21. #17
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Das ist eine meiner Lieblingsstellen, Rodney voll in seinem Element:

    Sorg dafür, dass er von seiner Gespielin ablässt und uns empfängt.“ Die letzten Worte donnerte Rodney dem Diener entgegen, der verängstigt den Kopf einzog.
    „Ich werde es versuchen“, gab er als Antwort. (...)
    „Willst du uns etwa wie Bettler vor der Tür stehen lassen?“(...)
    „Sorge dafür, dass wir etwas zu essen bekommen.“
    Rodneys herrischer Tonfall war zu viel für den armen Mann. Er zuckte zusammen, nickte und dann lief er weg.
    Kein Wunder, dass der Diener lieber mit dem Zorn seines Herrn vorlieb nimmt, als sich noch länger mit Rodney anzulegen!

  22. Danke sagten:


  23. #18

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    Danke für eure Kommentare:

    Spoiler 


    Valdan:
    John hatte bemerkt, dass Rodney bei der Erwähnung des Namen Kolya zusammen gezuckt und Stephanos ungläubig angesehen hatte.
    ... also gibt es da anscheinend irgendwelche Zusammenhänge, die du uns bestimmt bald erklären wirst, vor allem weil...
    Jupp, John erfährt einiges über Rodneys Vergangenheit. Nicht wirklich einfach, was Rodney durchgemacht hat

    Und als I-Tüpfelchen: Hermiod! Natürlich auf dem Schiff von Stephanos.... Herrlich!
    Auf ihn musst du noch ein wenig warten...
    Maxi: Mich würde interessieren wie hermiod aussieht ... er müsste ja ein Mensch sein ... hat er eine Glatze ? Ist er auch so schlau wie "normal" ?
    Hermiod ist hier natürlich ein Mensch und wie er aussieht - sorry, das kommt später *g*

    Antares: Das ist eine meiner Lieblingsstellen, Rodney voll in seinem Element. Kein Wunder, dass der Diener lieber mit dem Zorn seines Herrn vorlieb nimmt, als sich noch länger mit Rodney anzulegen!
    Ja, hier konnte er endlich einmal loslegen. Als Sklave hat er ja eher selten die Möglichkeit, sich auszutoben.

    Als der Sklave am heimischen Tor klopfte, öffnete Zelenka die Sichtluke. Er blinzelte, dann erkannte er wer Einlass forderte und öffnete sofort das Tor.
    Hylonome und Chiron trotteten nebeneinander über die Schwelle. John hatte sie nicht getrieben, aber sie hatten eine ordentliche Strecke laufen müssen und die Tiere schienen zufrieden und müde zu sein.
    Bis Chiron an Kavanagh vorbei ging, der bei Zelenka stehen geblieben war. Das Pferd bleckte die Zähne und schnappte nach dem Mann.
    Rodney riss hart am Zügel und brachte das Tier wieder unter Kontrolle. Doch es hatte geschafft, kräftig zuzubeißen.
    Mit einem Schmerzensschrei wich Kavanagh zurück.
    John warf Rodney die Zügel zu und sprang von Chiron ab. Er wollte sich die Verletzung ansehen, doch dann sah er im Licht der Fackel einen Striemen auf Chirons Kopf. Er sah ihn sich näher an und erkannte, dass das Pferd brutal geschlagen worden war.
    Seine Miene war ausdruckslos, als er sich umdrehte.
    „Warum hat Chiron dich gebissen?“
    „Ich weiß es nicht, Herr“, Kavanaghs Stimme hatte einen unterwürfigen Tonfall, den John absolut nicht mochte. „Ihr habt es ja selbst gesehen, dass das Vieh gerade ohne Grund auf mich losgegangen ist.“
    Niemand redete so über diese beiden Stuten. Es waren lebhafte Tiere, aber alles nur nicht bösartig. Im Gegenteil. Chiron liebte es, gekrault zu werden. Wieso hatte Kavanagh Chiron geschlagen. Hatte Kavanagh das Tier geschlagen, nur um es zu quälen? Es würde alle Eindrücke, die er von diesem Sklaven hatte bestätigen.
    „Chiron beißt nicht ohne Grund“, mischte Zelenka sich ein. „Sie ist im Gegensatz zu Hylonome viel zu lieb, um so etwas zu machen.“
    „Zelenka, schau dir ihren Kopf an und dann sag mir, was das ist.“
    Der Skythe trat einen Schritt vor, nahm die Fackel und betrachtete die Stute.
    „Man hat sie geschlagen.“ Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut. Dann drehte er sich zu Kavanagh um. „Warum hast du das getan? Die Tiere sind gut erzogen und es reicht, sie einfach nur am Zügel zu halten, damit sie still stehen.“
    „Das stimmt nicht. Sie wollte eben schon nach mir schnappen und ich habe nach ihr geschlagen, damit sie es lässt.“
    John sah, dass Zelenka kurz davor war zu explodieren und griff ein.
    „Diese Tiere werden von niemand außer mir und Zelenka für ihr Fehlverhalten gezüchtigt. Falls das noch einmal vorkommt, Kavanagh, werde ich dafür sorgen, dass du genauso geschlagen wirst, wie du es bei den Tieren gemacht hast. Heute hat Chiron die Strafe übernommen und glaub mir, im Gegensatz zu mir war sie gnädig.“
    Wütend ging John zum Haus. Er wollte seine Sklaven nicht bestrafen und war schon immer der Meinung gewesen, dass ein Lob sie eher zu höheren Leistungen anspornt, als die Androhung einer Strafe.
    Doch bei Kavanagh wusste er nicht weiter. Er war ein guter Schreiber, aber auf Grund seines Verhaltens war er sehr unbeliebt.
    Als er das Haus betrat, brannte in dem kleinen Empfangsraum noch ein Licht.
    Elizabeth musste ihn gehört haben, denn als er näher kam, konnte er noch sehen, dass sie die Spindel zur Seite legte, dann stand sie auf und kam zu ihm in den Portico.
    Ihre Miene zeigte Erleichterung, dass er unversehrt zurück gekehrt war, doch Johns Wut auf Kavanagh musste ihm im Gesicht geschrieben stehen, denn statt ihm willkommen zu heißen, geleitete sie ihn in sein Arbeitszimmer und ging zu einem kleinen Tisch auf dem einige Krüge standen.
    Sie füllte einen Becher und kam mit ihm zurück.
    „Willkommen zu Hause, John!“
    Ihre warme Stimme tat John gut. Er spürte, wie ein Teil seiner Anspannung nachließ. Dankbar nahm John den Becher und leerte ihn in einem Zug. Der Wein war schwer, süß und nur mit wenigen Kräutern versetzt. Eigentlich eine Schande, dass er so schnell getrunken wurde.
    „Danke!“ Lächelnd reichte John ihr den Becher. „Das war genau das, was ich brauchte. Jetzt noch etwas Brot und ich schlafe dir hier ein.“
    Elizabeth erwiderte das Lächeln.
    „Das werde ich verhindern, Euer Bett ist viel bequemer. Soll ich Euch beim Ablegen der Rüstung helfen, Herr?“
    „Nein“, John schüttelte den Kopf. „Rodney hilft noch Zelenka, die Pferde abzuschirren, dann kann er mir helfen.“
    Als die Eingangstür geöffnet wurde, drehte John den Kopf. Zuerst konnte er nicht erkennen, wer das Haus betrat, aber als er den Innenhof betrat, sah John, dass es nicht Rodney, sondern Kavanagh war. Als er in den Lichtkreis der Lampe trat, sah John, dass er von der Bisswunde einen blutigen Flecken in seiner Tunika hatte.
    „Bleib stehen“, rief er Kavanagh zu, bevor er sich in die Sklavenquartiere zurückziehen konnte. John winkte ihn zu sich. Nur zögernd betrat der Sklave das Arbeitszimmer.
    „Elizabeth, kannst du bitte veranlassen, dass seine Wunde jetzt versorgt wird und morgen früh nach Carson schicken?“ Auch wenn Kavanaghs Verhalten unmöglich war, so musste seine Arbeitskraft erhalten werden. „Er ist von Chiron gebissen worden und ich möchte nicht, dass sich die Verletzung entzündet und er für mehrere Tage ausfällt“, erklärte er Elizabeth.
    Bei jedem anderen würde Elizabeth John stehen lassen und sich sofort um die Verletzung kümmern, aber nicht bei Kavanagh. Sie zögerte einen Augenblick, dann nickte sie.
    „Ich werde mich selbst um ihn kümmern. Seinetwegen braucht niemand geweckt zu werden.“ Sie wandte sich an Kavanagh. „Geh schon in die Küche und mach alle Lampen an. Ich bringe dem Herrn etwas zu essen, dann habe ich Zeit für dich.“
    Erstaunt zog John eine Augenbraue hoch. Er war es gewohnt, in solchen Fällen hintenan gestellt zu werden. Wenn selbst Elizabeth Kavanagh so gering achtete, sollte er mit ihr sprechen. Vielleicht war es sinnvoll, für den Sklaven eine neue Heimat zu suchen, wo er glücklich werden konnte.
    Während Elizabeth Kavanagh in die Küche begleitete, stürmte Rodney in das Haus. Er knallte die Tür hinter sich zu und schob eine Wand der Aggressionen vor sich her.
    „Was ist los?“
    Johns ruhige Stimme drang bis zu Rodney durch. Jedenfalls blieb er stehen und massierte seine Nasenwurzel. John füllte seinen Becher nach und reichte ihn weiter.
    Rodney nahm ihn und trank einen Schluck, dann hatte er sich soweit beruhigt, dass er reden konnte.
    „Kavanagh. Chiron hat nicht nur den Striemen am Kopf. Sondern auch an der Seite einige Verletzungen, die nicht mit dornigem Gestrüpp erklärt werden können. Da ich keine Peitsche benutzt habe, kann nur einer das verursacht haben. Ich kann einfach nicht verstehen, warum er das Tier gequält hat. Am liebsten würde ich ihn verprügeln, doch dann frage ich mich, ob er es wert ist, dass ich mich überhaupt über ihn aufrege? Er war schon immer ein Arschloch und wird es immer bleiben. So gut er in der Buchführung auch ist, ich kann ihn nicht ertragen.“
    Das waren deutliche Worte. Danach sagte Rodney nichts mehr und leerte seinen Becher. Dann blickte er John an.
    „Lass uns das Thema wechseln. Es deprimiert mich nur. Warum hast du noch die Rüstung an?“
    „Weil noch niemand die Zeit hatte, mir zu helfen.“
    „Die habe ich jetzt.“
    Rodney setzte den Becher ab, dann bückte er sich und schnürte Johns Stiefel auf.
    Als er John die Beinschienen abnahm, kam Elizabeth mit dem Essen zurück. Sie stellte es auf den Beistelltisch, dann verließ sie den Raum, um kurz darauf mit einer Schale Wasser zum Waschen zurück zu kommen.
    „Habt Ihr sonst noch einen Wunsch, Herr? Müssen für die nächsten Tage Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden?“
    „Nichts, was nicht bis morgen früh Zeit hat. Bitte wecke mich kurz nach Sonnenaufgang, dann werde ich dich über alles informieren. Sorge dafür, dass sich alle Bediensteten vor dem Frühstück im Innenhof versammeln, der gesamte Arbeitsablauf muss neu geplant werden.“
    Er sah die vielen unausgesprochenen Fragen in ihren Augen und war froh, dass er die Besprechung auf den nächsten Morgen verschieben konnte. So bestand nicht mehr die Gefahr, zwischen zwei Fragen einzuschlafen.
    „Ja, Herr.“ Elizabeth neigte den Kopf. „Gute Nacht.“ Dann verließ sie den Arbeitsraum.
    Es dauerte nicht lange und John hatte die Rüstung abgelegt. Seufzend streckte er sich. Es war einer der Momente, in denen er merkte, dass er älter wurde. Früher konnte er die Rüstung tagelang tragen, ohne dass er das Scheuern bemerkt hätte. Aber heute…
    Er schüttelte den Kopf und trat zur Waschschüssel. Schnell wusch er sich den Staub ab, danach aß er im Stehen. Hätte er sich auf die Kline gelegt, wäre er dort wahrscheinlich eingeschlafen.
    Währenddessen zog Rodney seinen Leinenpanzer aus und wusch sich auch. Danach bückte er sich, um die Ausrüstung wegzuräumen, doch John hielt ihn zurück.
    „Lass es liegen. Morgen früh können die anderen es wegräumen. Iß noch etwas und geh dann ins Bett. Du musst morgen ausgeruht sein.“
    Rodney zuckte mit den Schultern und stand auf.
    „Da hast du Recht. Mein Intellekt ist bei solchen Arbeiten wirklich vergeudet. Eigentlich hatte ich auf einen ruhigen Abend gehofft, in dem wir ein weiteres Kapitel lesen würden.“
    John lächelte. Diesen Wunsch hatte er auch gehabt.
    „Die Ilias läuft uns nicht weg. Es wird nicht länger als drei bis vier Tage dauern, bis wir die Schlacht hinter uns haben und dann werden wir uns dafür Zeit nehmen.“

    „John!“ Rodneys Blick hatte eine beunruhigende Intensität.
    „Ja?“ Ohne zu zwinkern hielt John stand.
    „Falls wir unterliegen sollten, töte mich, bevor ich erneut in Kolyas Hände falle.“
    „Wir werden siegen. Sei nicht so pessimistisch, dazu hast du keinen Grund.“
    John kannte Rodney. Wenn er das Gefühl hatte, gedrängt zu werden, würde er gar nichts sagen und einfach das Thema wechseln. Deswegen stellte John keine Frage, sondern wartete ab.
    Abwesend rieb Rodney sich über seinen rechten Oberarm.
    „Ich kenne Kolya. Er kämpft nicht fair. Sei vorsichtig, sonst wird er dich und Stephanos überrumpeln.“
    „Woher kennst du ihn?“
    Rodney atmete tief ein.
    „Ich gehörte zu den Beamten an Kyros Hof und war zusammen mit Cavgesh für die Entwicklung neuer Kriegswaffen zuständig. Dadurch lernte ich Kolya kennen.“
    „Die Katapulte auf seinen Schiffen sind deine Entwicklung?“
    Rodney nickte.
    „Leider. Ich schäme mich, so einem Wesen solch effektive Waffen in die Hand gegeben zu haben. Damals war ich jung und idealistisch und dachte immer, dass Kyros ein weiser und gerechter Herrscher wäre.“
    Wieder rieb Rodney sich über den Arm.
    John setzte sich auf seine Kline und deutete auf den freien Platz neben sich.
    Rodney folgte der Aufforderung.
    „Wie kam es dazu?“
    „Kolya bat mich um eine Waffe, mit der eine Triere sich gegen andere Triere verteidigen konnte. Ich war geschmeichelt, dass er mich und nicht Cavgesh ausgewählt hatte. Wochenlang zeichnete ich Pläne und verwarf sie wieder. Als ich schließlich mit dem Entwurf fertig war, rollte ich den Papyrus auf und eilte zu Kolyas Gemächern, um sie ihm zu zeigen. Ich war so stolz…“ Rodney blickte in die Kerze, dann sprach er weiter. „Unangemeldet betrat ich seine Räume und bekam mit, wie er mit seinen Schiffsführern die Eroberung von friedlichen Städten in Kleinasien plante. Ich Idiot stellte ihn zur Rede und drohte, seine Pläne Kyros mitzuteilen. Ich konnte nicht glauben, dass der diese brutalen Überfälle dulden würde. Ich hätte bei der Wissenschaft bleiben sollen, Menschen konnte ich noch nie gut einschätzen.“
    „Also war Kyros über Kolyas Pläne informiert?“
    Rodney nickte.
    „Um zu verhindern, dass publik wurde, welche Gräueltaten Kolya in Kyros Namen plante, warf man mir vor, Geld unterschlagen zu haben und als Strafe wurde ich in die Sklaverei verkauft. Man war aber gnädig und konfiszierte nur mein Einkommen und machte nicht auch meine Familie haftbar.“
    Rodney nahm seinen Becher und trank einen Schluck. John folgte seinem Beispiel. Nachdenklich sah er seinen Sklaven an. Er hatte schon immer geahnt, dass Rodney nicht als Sklave geboren worden war. Sein ganzes Verhalten passte nicht dazu. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er ein hoher persischer Beamter gewesen war.
    „Wieso bist du noch ein Sklave? Du weißt, dass ich dich jederzeit frei lassen würde – vorausgesetzt, du zahlst mir deinen Kaufpreis zurück.“ John fuhr mit den Fingern durch sein Haar.
    „Mit dem Taschengeld, das ich von dir bekomme, brauche ich noch zehn Jahre, um mich freikaufen zu können.“ Rodney zuckt mit den Schultern. „Außerdem kaufe ich mir viel zu oft Bücher, als dass ich das Geld sparen könnte.“
    „Gibt es denn niemanden, der dir das Geld vorstrecken würde.“ John verstand nicht, warum Rodney die Freiheit scheinbar unwichtig war. Er konnte doch nichts Schlimmeres geben, als in Sklaverei zu leben.
    „Doch meine Schwester, aber…“ Rodney schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mehr zurück. Persien ist nicht mehr meine Heimat und bisher hatte ich gedacht, dass ich hier vor Kolya sicher sein würde. Außerdem habe ich hier ein angenehmes Leben. Genug zu essen, eine nicht zu anstrengende Arbeit und Freizeit, um mich mit Sachen zu beschäftigen, die mich wirklich interessieren. Ich habe keinen Grund zurück zu gehen. Selbst dass ich regelmäßig die Ställe ausmisten muss, stört mich nicht wirklich.“
    John sah Rodney lange an, bis er überzeugt war, dass er wirklich die Wahrheit gesagt hatte. Dann räusperte er sich.
    „Danke. Wieso konntest du so leicht zum Sklaven werden. Hat niemand versucht, dir zu helfen?“
    „Gegen das Urteil des Königs konnte niemand Widerspruch einlegen. Cavgesh und meine Schwester hatten zusammengelegt und versucht, mich bei der Auktion zu ersteigern, doch es war nicht genug. Kolya gab ein Vermögen aus und wurde zu meinem Besitzer.“ Wieder rieb Rodney sich über seinen Oberarm. „Sie hatten zwar meine Pläne, aber niemanden, der sie umsetzten konnte. Kolya befahl mir, die Katapulte zu bauen. Zuerst weigerte ich mich.“
    John konnte sich die Szene viel zu gut vorstellen.
    „Er hat dich gefoltert.“
    „Das wäre zu viel der Ehre.“ Rodney lachte bitter auf. „Ein einziger Stich in meinen Oberarm reichte aus, um mich zu brechen.“ Seine Stimme wurde leiser. „All die Menschen, die starben, weil ich so leicht nachgab.“ Wieder rieb Rodney über den Oberarm. John berührte die Stelle und spürte eine Narbe. Wäre Kolya in der Nähe gewesen, hätte John ihn langsam und grausam getötet. Niemand quälte Rodney. Er schaffte es, seine Wut zu unterdrücken. Damit würde er seinem Freund nicht helfen.
    John atmete tief ein, dann sprach er ruhig weiter.
    „Das“, er berührte erneut die Narbe, dann ließ er los. „War nur der Anfang. Und du weißt es. Früher oder später wärst du daran zerbrochen und hättest gemacht, was er wollte. Du hattest keine Chance, denn niemand war da, um dich zu retten, mach dir deswegen keine Vorwürfe.“
    „Danke. Aber oft genug wache ich auf und frage mich, was ich hätte ändern können. Nur die Tatsache, dass ich dafür gesorgt habe, dass er mit den Katapulten nicht genau zielen kann und sie eine geringe Reichweite haben, gibt mir eine gewisse Befriedigung.“
    Das feine Lächeln sah John nur, weil er Rodney gut kannte.
    „Du hast die Katapulte manipuliert?“
    Anerkennung klang in seiner Stimme mit.
    „Ja, das habe ich.“
    „Dann hast du mehr geleistet, als jeder anderer, der in deiner Situation gewesen wäre. Wie hast du es geschafft, Kolya zu entkommen?“
    Rodney schnaubte.
    „Gar nicht. Nachdem die Katapulte fertig waren, hatte er keine Verwendung mehr für mich. Statt mich einfach zu töten, verkaufte er mich an einen griechischen Sklavenhändler, der die Silberminen belieferte. Er wollte wohl verhindern, dass meine Schwester mich wiederfindet. Wie du weißt, hatte ich Glück und der Händler erkannte meine Bildung und wollte mehr an mir verdienen und bot mich in Athen zum Verkauf an. Die Arbeit in den Minen hätte ich nicht lange überlebt.“
    Rodney nahm ein Stück Fleisch und aß es. Dann sah er John an.
    „Versprichst du mir, mich zu töten, bevor ich in Kolyas Hände falle?“
    Jetzt, da John wusste, was Rodney durchgemacht hatte, konnte er nur nicken. „Ich verspreche es, obwohl es nicht nötig sein wird. Du wirst schließlich die Katapulte für die Daedalus bauen und ich bezweifele, dass Kolya damit rechnet.“
    John stand auf, reckte sich, dann legte er seine rechte Hand beruhigend auf Rodneys Schulter und lächelte ihn an.
    „Geh jetzt ins Bett und schlaf. Wer weiß, wann du in den nächsten Tagen wieder dazu kommst.“
    „Da hast du wohl Recht. Aber erst muss ich noch etwas essen, sonst kipp ich um.“
    Rodney nahm den Teller und schaufelte das Essen in sich hinein. John beobachtete ihn noch einen Augenblick, versicherte sich, dass es ihm an nichts fehlte, dann ging auch er zu Bett.
    Eine Belagerung stand an und die nächsten Tage würden höllisch werden.

    ----

    Der nächste Morgen wurde noch hektischer, als John befürchtet hatte.
    Er war noch nicht aufgestanden, als schon der erste Bote in seinem Zimmer stand, um ihm den ersten Bericht von den Spähern zu bringen.
    Wie erwartet, hatten die Matrosen an Land ihr Nachtlager aufgeschlagen, das gut bewacht war. Zu gut, um zu hoffen, mit einem Überraschungsangriff Erfolg zu haben.
    Was sollten seine 300 Männer auch gegen die Besatzung von sieben Schiffen ausrichten können? John schätzte sie auf etwa 1800 Soldaten, die nicht unbedingt im Kampf von Mann gegen Mann ausgebildet waren, aber durchaus fähig waren, sich zu verteidigen. Gegen zwei oder drei Schiffe hätte John nicht einen Augenblick gezögert, noch in der ersten Nacht einen Überraschungsangriff zu organisieren.

    Während des Frühstücks, das aus mit Honig verfeinertem Maza – erst gequollenes, dann geröstetes Getreide, das anschließend gemahlen wird – bestand, informierte er seinen Haushalt, was zu erwarten war. Dank Elizabeths umsichtiger Art, konnte er ihr die komplette Organisation überlassen und brauchte sich nicht damit zu belasten.
    Als er anschließend das Haus verließ, waren Hylonome und Chiron schon angeschirrt. John streichelte sie, dann stieg er auf die Plattform und übernahm die Zügel, die Zelenka ihm reichte.
    Im leichten Trab ging es zur Garnison.

    Trotz des militärischen Drills hatte John beim Überqueren des Exerzierplatzes das Gefühl, dass seine Männer verunsichert waren. Er kam sich vor, wie in einem Hühnerstall, der von einem Fuchs umkreist wurde. Nicht nur viele Soldaten, sondern auch einige Offiziere schienen planlos über den Platz zu laufen.
    John fuhr bis zum Kommandogebäude, sprang vom Wagen, drückte einem Soldaten die Zügel in die Hand und stürmte in sein Büro. Er würde schon herausfinden, was mit seinen Männern los war.
    Vor seinem Schreibtisch saß Evangelos und raufte sich die Haare.
    „Was ist los?“ wollte John wissen.
    Evangelos blickte hoch. Als er seinen Vorgesetzten sah, riss er sich zusammen.
    „Die neuen Hopliten sind los“, fasste er es kurz zusammen. „In Griechenland kennt man Kolya als einen berüchtigten Piraten, der bisher jede Stadt in Kleinasien zerstört hat, die er ansegelte. Jetzt macht sich Angst breit, dass wir die anstehende Schlacht nicht gewinnen können. Sieben Schiffe halten sie für eine erdrückende Übermacht.“
    Genau das hatte John befürchtet.
    „Lass zum Appell rufen. Ich brauche eine Liste mit den Namen der Männer, die diese Unruhe streuen.“
    „Ja, Herr.“
    Evangelos stand auf und verließ den Raum.
    Aufseufzend setzte John sich an seinen Schreibtisch. Verängstigte Soldaten konnte er nicht brauchen.
    Dreißig Mann hatte Peisistratos geschickt. Dass sie nur mangelhaft ausgebildet waren, hatte John sofort bemerkt, aber er hatte nicht damit gerechnet, Feiglinge zu bekommen. Aber so wie sie sich verhielten, hatte er die Leute bekommen, die kein anderer haben wollte. Und so weit, wie er von Athen entfernt war … Beschwerden waren nutzlos.
    Es war am sinnvollsten, sie von den bewährten Männern zu trennen, damit sie nicht alle verunsicherten, aber John wusste nicht, wie und wo er die Neuen einsetzten sollte.
    Auf der Insel konnte er sie nicht gebrauchen, dort mussten erfahrene Männer die Katapulte bedienen. Auch zur Verteidigung der Stadt konnte er sie nicht einsetzten. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sie an dem Abschnitt standen, an dem die Perser angriffen.
    Die Neuen würden wahrscheinlich kreischend Schutz suchen und alles gefährden.
    Vielleicht konnte Stephanos auf seinen Schiffen noch helfende Hände gebrauchen. Mit den Katapulten brauchte er bestimmt mehr Männer. Doch er bezweifelte, dass sie an den Rudern oder an den Katapulten eine große Hilfe sein würden.
    Frustriert griff John zu einer Papyrusrolle. Es war die Karte von Massalie und der Küstenlinie. Er markierte die Bucht, in der die feindlichen Schiffe lagen.
    Er brauchte einen verdammt guten Plan, um diese Übermacht zu besiegen zu können.
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  24. #19
    Major Avatar von claudi70
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    Hallo,
    melde mich auch mal wieder zu Worte.

    das war ja mal ein langes Kapitel

    Welch Glück für Kavanagh, dass John so gnädig mit ihm war. Ich hätte ihn nicht so leicht davon kommen lassen. Kann ihn mir gut als Pferdeschänder vorstellen. Das Pferd hätte vielleicht noch nach ihm treten sollen und zwar in den "Allerwertesten".

    Gut gefallen hat mir auch der Einblick in Rodneys Vergangenheit. Er hat es ja wirklich nicht leicht gehabt.

    Ich kann gut verstehen, dass er bei John bleiben will, denn eigentlich führt er ja kein richtiges Sklavendasein.

    Witzig fand ich die Stelle:
    „Wieso bist du noch ein Sklave? Du weißt, dass ich dich jederzeit frei lassen würde – vorausgesetzt, du zahlst mir deinen Kaufpreis zurück.“ John fuhr mit den Fingern durch sein Haar.
    „Mit dem Taschengeld, das ich von dir bekomme, brauche ich noch zehn Jahre, um mich freikaufen zu können.“
    Das ist so typisch Rodney.

    Und jetzt hat John auch noch nen Haufen Feiglinge die mit ihm kämpfen sollen. Bin gespannt was das wird.

    Lg Claudi

  25. Danke sagten:


  26. #20
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    Hi Aisling,

    das war ein sehr interessantes Kapitel, welches wieder eine Flut von Informationen enthält, vor allem über Rodneys Vergangenheit und sein Verhältnis zu Kolya.

    Was mir auch sehr gut gefällt ist das Verhältnis von Rodney und John, die eine tiefe Freundschaft verbindet, auch wenn sie Herr und Sklave sind, ansonsten würde John auf Rodney bitte nicht so reagieren:
    „Versprichst du mir, mich zu töten, bevor ich in Kolyas Hände falle?“
    Jetzt, da John wusste, was Rodney durchgemacht hatte, konnte er nur nicken.
    Und dann war das noch unser aller "Liebling" Kavanagh... gibt es irgend jemanden, der ihn mag? Kaum vorstellbar, aber auch solche Figuren muss es ja geben!

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

    LG Val
    "Der Mensch fürchtet die Zeit, doch die Zeit fürchtet die Pyramiden."
    arabisches Sprichwort

    ***


  27. Danke sagten:


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