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Keep The Magic Secret!

Merlin-FF: Neue Zeiten (3/?)

Bewertung: 2 Stimmen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 5,00.
Und weiter geht's ...


Teil 1, Teil 2


~~~ Teil 3 ~~~


Drei Stunden später begannen sich Merlins gereizte Nerven allmählich wieder zu beruhigen. Das Picknick war bis zu diesem Zeitpunkt in sehr entspannter, fast ausgelassener Stimmung verlaufen, und nichts deutete darauf hin, dass sich dies in naher Zukunft ändern würde. Sogar das Wetter spielte mit. Auch wenn es im Schatten der umliegenden Bäumen noch recht kühl war, so verwandelte die frühe Maisonne die Lichtung, auf der sie sich befanden, in eine angenehm warme Oase, nur ab und an durchbrochen durch den leicht frostigen Hauch, der vom nahe gelegenen Fluss herüberwehte. Die Sonne hatte bisher keine Chance gehabt, den Strom, der die Reste der Schneeschmelze von den Bergen zügig an dieser Stelle vorbeiführte, aufzuheizen.

Nachdem Merlin und Gwen den Hoheiten aufgewartet hatten, war ihnen erlaubt worden, sich ebenfalls etwas zu essen zu nehmen und auf dem Gras niederzulassen. Wenig später hatte sich auch Sir Leon zu ihnen gesellt. Merlin vermutete, dass der Ritter, der bis dahin in respektvollem Abstand Wache gestanden hatte, nicht wirklich wusste, was er auf diesem Ausflug mit sich anfangen sollte und insgeheim froh über die Möglichkeit einer ungezwungenen Unterhaltung mit ihnen war. Merlin mochte den hochgewachsenen Mann sehr, der in den vergangenen Jahren seine uneingeschränkte Loyalität zu Arthur oftmals bewiesen hatte. Er fühlte sich in dessen Gegenwart wohler als mit den anderen Rittern, was zu einem großen Teil auch daran lag, dass Sir Leon nicht wie die anderen auf den Standesunterschied pochte, sondern Merlin – sofern die Umstände es zuließen – eher wie einen Gleichgestellten behandelte. Vor allem nach dem Kampf mit dem Drachen hatte sich Sir Leons Verhalten drastisch verändert, er zeigte seither fast schon so etwas wie Respekt gegenüber Merlin.

Und so saßen Merlin, Gwen und der Ritter beisammen und tauschten belanglose Kleinigkeiten aus, wobei keiner von ihnen seine Pflichten vernachlässigte. Sir Leon behielt weiterhin ein wachsames Auge auf die unmittelbare Umgebung, Gwen war immer zur Stelle, wenn es darum ging, die Kelche von Arthur und den anderen aufzufüllen, und Merlin erfüllte nach wie vor seine selbst gestellte Aufgabe, Morgana zu beobachten. Denn auch, wenn es langsam so schien, als ob dieses Picknick tatsächlich nur dazu diente, ihren wiedergewonnenen Status auch im zwischenmenschlichen Bereich zu festigen, blieb ein Rest Misstrauen. Darüber hinaus bedeutete ein engeres Verhältnis zwischen Uther, Arthur und Morgana natürlich auch, dass es für Merlin im Zweifelsfall noch schwieriger werden würde, Morgana zu kompromittieren. Nicht gerade erstrebenswert, doch daran konnte er im Moment nichts ändern.

Als Merlin das nächste Mal zu den drei Adligen hinüberblickte, erhob sich Arthur gerade von der wollenen Decke, auf der sie Platz genommen hatten, und schlenderte zu ihnen herüber.

„Sag mal, Merlin, hast du nicht etwas vergessen“, fragte der Prinz, sobald er sie erreicht hatte.

„Wie? Was?“ Merlin hatte keine Ahnung, worauf Arthur anspielte.

„Gaius? Kräuter? Klingelt es da bei dir?“

„Oh ... ach das. Ja, das wollte ich später noch machen“, wich Merlin aus. Er konnte Arthur ja schlecht erzählen, dass Gaius ihn von dieser Arbeit entbunden hatte, damit er Morgana im Auge behalten konnte.

„Wie wäre es mit jetzt?“, beharrte Arthur und lächelte Merlin verschlagen an. Damit ließ er keine Zweifel offen, dass es sich hierbei eindeutig um einen Befehl und keinesfalls um einen Vorschlag handelte.

Nur sehr widerwillig erhob sich Merlin von seinem Platz, der sofort von Arthur okkupiert wurde. Nichts lag ihm ferner, als seinen „Wachposten“ zu verlassen, aber er hatte gar keine andere Wahl, wollte er sich nicht verdächtig machen.

„Soll ich dir helfen?“, bot Gwen an.

„Danke, Gwen, aber das wird nicht nötig sein“, wehrte Merlin schnell ab, als er den bestürzten Blick seines Herrn und Meisters auffing. „Ich werde sicher nicht lange brauchen.“ Trotz der misslichen Situation konnte er sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen, als er sah, wie Arthur daraufhin erleichtert aufatmete. Natürlich war die Erinnerung an Gaius’ Kräuterliste nur ein Vorwand gewesen. So hatte Arthur sich unauffällig Gwen nähern und sich gleichzeitig eines lästigen Zeugen, der ohnehin schon zu viel wusste, entledigen können – mit Sir Leon als menschlichen Puffer war das Alibi perfekt. Fast hätte Merlin angesichts dieser unvermuteten Raffinesse anerkennend gepfiffen ... aber nur fast.

Er griff sich einen der nun leeren Bastkörbe und ging nach einem letzten Blick auf Uther und Morgana, die sich noch immer angeregt unterhielten, hinunter zum Fluss. Dort angekommen, löschte er zunächst seinen Durst, wusch sich die Essenreste von den Händen und hielt gleichzeitig schon nach dem roten Fingerhut Ausschau, der auf Gaius’ Liste gestanden hatte. Er entdeckte die rosafarbenen, trichterförmigen Blüten ein Stück stromabwärts. Es beeindruckte Merlin immer wieder, wie Gaius aus einer normalerweise tödlich wirkenden Pflanze Medizin herstellen konnte, die Leben rettete. Er wanderte am Ufer entlang, bis er die Stelle erreicht hatte und sammelte ein gutes Dutzend der Gewächse ein. Danach hielt er sich weiter am Rand des Flusses, bis das Gelände unwegsamer wurde. An dieser Stelle verengte sich der Wasserlauf und Felsen lösten den seichten Sandstrand ab, so dass er gezwungen war, die Uferböschung hinaufzuklettern. Mittlerweile war er außer Sichtweite der Picknickgesellschaft. Als er zu Gwen gesagt hatte, dass er nicht lange brauchen würde, hatte er Gaius’ missbilligend hochgezogene Augenbraue praktisch schon vor sich gesehen, dennoch befand er die Situation als ausreichend gerechtfertigt, um ein kleines bisschen Magie anzuwenden. Er konnte schließlich nicht den ganzen Tag mit Kräutersammeln vergeuden. Nachdem er sich noch einmal gründlich vergewissert hatte, dass ihn wirklich niemand sehen konnte, murmelte er leise einen Sammelzauber.

„Gadraþ gearwe, hundeshéafod, boðen!“

Schon kurz nachdem Merlins Augen wieder ihr normales Blau angenommen hatten, kamen die von ihm gewünschten Pflanzen und Kräuter aus verschiedenen Richtungen angeflogen und stapelten sich ganz von alleine zu ordentlichen Häufchen. Mit einem Anflug von Stolz beobachtete Merlin, wie immer mehr Grünzeug den Weg in seinen Korb fand. Doch plötzlich zerriss das Geräusch eines brechenden Zweiges das leise Rascheln der sich sammelnden Pflanzen. Aufgeschreckt brach Merlin den Zauber sofort ab. Ein kurzes, goldenes Aufleuchten seiner Augen und die sich noch in der Luft befindlichen Kräuter fielen zu Boden. Erst jetzt wagte er es, sich nach der Ursache des unerwarteten Lautes umzusehen und sein Herz setzte für einen Schlag aus, als er niemand anderen als Morgana vom Flussufer her auf sich zukommen sah. Sie hielt den Blick gesenkt, so dass Merlin ihr Gesicht nicht sehen konnte. Hatte sie etwas bemerkt? Hatte sie ihn zaubern sehen? Die Ungewissheit ließ sein Herz schmerzhaft gegen seinen Brustkorb hämmern. Sein Atem ging stoßweise, während er nervös auf ihre Ankunft wartete. Als Morgana sich ihm bis auf wenige Meter genähert hatte, schaute sie endlich zu ihm auf und sagte schlicht: „Hallo, Merlin.“

Das völlige Fehlen von Überraschung oder einer ähnlich gearteten Gefühlsregung, zeigte Merlin deutlich, dass es kein Zufall war, dass sie sich hier trafen.

„Morgana“, entgegnete er steif, nur oberflächlich emotionslos, denn in seinem Innern tobte ein wahrer Sturm. Nicht nur, dass er sich noch lange nicht an diese neue Situation zwischen ihnen gewöhnt hatte, jetzt kam auch noch die alles beherrschende Frage hinzu, ob sie hinter sein Geheimnis gekommen war. Merlin betete zu allem, was ihm heilig war, dass sich seine an Verzweiflung grenzende Verwirrung nicht auf seinem Gesicht widerspiegelte. Morgana hingegen schien die Ruhe selbst. Nichts an ihrem Verhalten verriet, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie zeigte sogar die Andeutung eines aufrichtigen, wenn auch neugierigen Lächelns, als sie mit einem fragenden Blick auf seinen Korb deutete.

„Was tust du?“, erkundigte sie sich und machte einen Schritt auf ihn zu.

Unwillkürlich wich Merlin zurück, bevor er antwortete. „Ich sammle Kräuter für Gaius.“ Ihre Frage hatte so echt gewirkt, so ganz ohne Hintergedanken. War es möglich, dass sie tatsächlich nichts bemerkt hatte? Merlin beschloss, einen kleinen Vorstoß zu riskieren. „Die Behandlung der vielen Verletzten hat seine Vorräte aufgebraucht“, fügte er hinzu und gab sich keine Mühe, die offene Anklage hinter seinen Worten zu verhehlen.

Für einen Moment starrte Morgana ihn regungslos an, doch dann wandte sie sich mit einem traurig klingenden Aufseufzen von ihm ab und blickte hinunter zum Fluss. Merlin hatte mit vielem gerechnet, angefangen bei einer hämischen Erwiderung bis hin zu einer dramatischen Rechtfertigung ihres Handelns, aber ganz sicher nicht damit. Was war es? Ein stilles Zugeständnis? Ein Einsehen? Irritiert wartete Merlin auf eine weitere Reaktion von Morgana. Als diese schließlich kam, konnte er seine Verblüffung kaum mehr verbergen.

„Ich habe über deine Worte nachgedacht, Merlin. Darüber, was du in den Katakomben zu mir gesagt hast. Dass ich die Einzige wäre, die Uthers Ansichten über Magie ändern könnte.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um und ging auf ihn zu. Dieses Mal wich Merlin nicht zurück, hin- und hergerissen zwischen Misstrauen und dem Funken Hoffnung, den ihre Reaktion entfacht hatte. Dennoch hielt er sich weiter zurück.

„Du hast gesagt, dass wir einen anderen Weg finden können“, fuhr Morgana fort und machte noch einen Schritt auf ihn zu, sie stand jetzt direkt vor ihm. „Ich möchte, dass du mir hilfst, diesen Weg zu finden.“ Bei diesen Worten legte sie die linke Hand auf seinen Unterarm. „Du bist der Einzige, der von meiner Magie weiß, Merlin. Ich wüsste nicht, wen ich sonst fragen könnte. Bitte, Merlin, hilf mir.“

Und wenn er vorher schon verwirrt gewesen war, so war es doch kein Vergleich zu dem, was Merlin in diesem Augenblick fühlte. Wie ein Tornado wirbelten die Gedanken in seinem Kopf völlig zusammenhanglos durcheinander. War es ein Trick oder meinte sie es ernst? War seine Magie noch immer sicher? Hatte Morgana noch eine Chance? Hatten sie alle noch eine Chance? Was war mit Morgause? Wusste sie hiervon? Ihr flehender Blick zog ihn in seinen Bann. Er musste etwas erwidern, doch er wusste beim besten Willen nicht, was er sagen sollte.

„Morgana, ich ... ich weiß nicht ...“, begann Merlin stockend, doch bevor er auch nur ansatzweise versuchen konnte, den aufgewühlten Mahlstrom seiner Gedanken in sinnvolle Sätze zu verwandeln, veränderte sich der Ausdruck auf Morganas Gesicht plötzlich. Ihr Mund öffnete sich wie zu einem stummen Schrei, ihre Augen waren starr vor Entsetzen auf einen Punkt hinter Merlin gerichtet. Alarmiert fuhr er herum, bereit sich alles und jedem zu stellen ... doch da war nichts. Der Wald lag friedlich wie eh und je vor ihm, die Vögel zwitscherten ungestört in den Bäumen, nur bisweilen unterbrochen von dem Trippeln winziger Füße, die durch das Unterholz huschten.

„Morgana, was ...?“

Er bekam weder die Gelegenheit, sich wieder zu Morgana umzudrehen noch seine Frage zu Ende zu stellen, als etwas sehr Hartes mit voller Wucht auf seinen Hinterkopf prallte. Instinktiv riss er die Arme nach oben, während er gleichzeitig mit einem gequälten Aufstöhnen auf die Knie sank. Übelkeit stieg in ihm hoch, während er darum kämpfte, die Besinnung nicht zu verlieren. Das Rauschen seines eigenen Blutes dröhnte wie ein Wasserfall in seinen Ohren, und es kostete ihn fast das letzte bisschen Kraft, das er noch besaß, um sich auf Morganas Stimme zu konzentrieren.

„Hast du wirklich geglaubt, ich würde es dir so einfach machen, Merlin?“ Er hörte sie leise höhnisch auflachen. „Nein, ich habe andere Pläne. Und du wirst mir dabei nicht mehr in die Quere kommen“, zischte Morgana ihm noch hasserfüllt zu, kurz bevor ein zweiter, weitaus heftigerer Schlag den Schmerz in seinem Schädel explodieren ließ und barmherzige Dunkelheit ihn verschlang.


tbc

Aktualisiert: 17.10.2010 um 23:07 von Chayiana

Stichworte: fanfic, merlin
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Kommentare

  1. Avatar von stargatefan74
    Na, das ist aber nett vor Dir, das hier zu posten, während Merlin im TV läuft! Jetzt läuft das nebenher. Muss ich wohl erst zu Ende gucken, sonst klappt das mit der Konzentration nicht, wo Arthur gerade so schön kämpft.
    So... gewonnen.... (war ja klar)... also weiter im Text.

    „Wie wäre es mit jetzt?“, beharrte Arthur und lächelte Merlin verschlagen an. Damit ließ er keine Zweifel offen, dass es sich hierbei eindeutig um einen Befehl und keinesfalls um einen Vorschlag handelte.
    Ach ja, Gwen... Wie und Gwen will Merlin helfen, wenn sich ihr Prinz neben sie setzt!?

    „Gadraþ gearwe, hundeshéafod, boðen!“

    Schon kurz nachdem Merlins Augen wieder ihr normales Blau angenommen hatten, kamen die von ihm gewünschten Pflanzen und Kräuter aus verschiedenen Richtungen angeflogen und stapelten sich ganz von alleine zu ordentlichen Häufchen.
    WOW. wie praktisch! Könnte Merlin nicht mal bei mir vorbeikommen und mein Unkraut wegzaubern?

    Ihr Mund öffnete sich wie zu einem stummen Schrei, ihre Augen waren starr vor Entsetzen auf einen Punkt hinter Merlin gerichtet.
    Ja, Morgana ist eine verdammt gute Schauspielerin. Armer Merlin.... Morgause ist doch bestimmt nicht weit weg, oder!?

    Ich hatte ja schon fast vergessen, wie sehr Du Deine Cliffhanger liebst.

    Hau in die Tasten und lass mich nicht zu lange warten!

    War wieder ein sehr schönes Kapitel und ich finde, Du triffst Charaktere sehr gut!
  2. Avatar von Chayiana
    OH! Sorry, dass ich dich gestern beim Merlin-Gucken gestoert habe ... *gg* ich hoffe, du kannst mir noch mal verzeihen. *makes puppy eyes*

    Und ja, Gwen wollte helfen, sie halt ein gutes Herz ... und ausserdem war ihr die Situation vielleicht auch ein wenig unangenehm ... *gg*

    Und mal ganz ehrlich, Merlin wuerde bei mir nicht nur Garten was zu zaubern zu haben ...

    Freut mich sehr, dass es dir wieder gefallen hat ... und sorry fuer den Cliffhanger, aber hey, irgendwann musste es einfach mal sein. Immerhin war ich bis jetzt wirklich human, oder? *lol*
  3. Avatar von Liljana
    Oh Mann - wie konnte ich das nur übersehen? Eine Merlin-FF.
    Ich hab's mir gerade ausgedruckt und wenn ich etwas mehr Ruhe um mich herum habe, werd ich darin abtauchen. ^^

    Danke schonmal fürs Posten - Kommi kommt nach.
  4. Avatar von Chayiana
    Zitat Zitat von Liljana
    Oh Mann - wie konnte ich das nur übersehen? Eine Merlin-FF.
    Das fragst du aber nicht mich, oder?

    Dann wuensche ich dir hoffentlich mal viel Spass ... ist ja noch nicht so viel, wird aber noch ... hoffe ich *gg*
  5. Avatar von Sinaida
    „Hast du wirklich geglaubt, ich würde es dir so einfach machen, Merlin?“ Er hörte sie leise höhnisch auflachen. „Nein, ich habe andere Pläne. Und du wirst mir dabei nicht mehr in die Quere kommen“,
    Oh wie fies! Also hat Morgana es auf Merlin abgesehen und will ihn ausschalten -was ihr ja auch erst einmal gelungen ist.

    Den Sammelzauber und wie du den Anmarsch der Kräuter beschrieben hast, fand ich klasse, ebenso wie die anderen Details, (Arthurs Annäherungsversuch an Gwen und sein "Vorschlag", dasss Merlin doch langsam mal die Kräuter sammeln soll ) die du hier so liebevoll untergebracht hast und die diese Geschichte so lebendig machen.