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[Rezi] Doctor Who: Shada

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Douglas Adams & Gareth Roberts
Doctor Who: Shada

Doctor Who: Shada, GB 2012
Cross Cult, Asperg 11/2014
Taschenbuch, Science Fiction, ISBN 978-3-86425-444-4, 421/1280
Übersetzung von Claudia Kern
www.cross-cult.de


Deutsche Leser kennen Douglas Adams vor allem durch seine „Per Anhalter ins All“-Reihe, die hierzulande vor allem durch die deutsche Hörspieadaption bekannt wurde. Nur wenige wissen, dass er zu der Zeit, in der er seine Erfolgsromane schrieb, auch als Script-Editor für die britische „Doctor Who“-Serie arbeitete und gelegentlich sogar Geschichten beisteuerte. Eine davon, die abschließende der 17. Season (1979/80) sollte ein trauriges Schicksal treffen.
Aufgrund eines Streiks in der BBC wurden nur vier der insgesamt sechs Folgen des Serials „Shada“ gedreht. Man beschloss später es nicht fertig zu stellen und die Folgen im Archiv verschwinden zu lassen. Erst für die Videoausgabe 1992 wurde das Serial durch eine Nacherzählung der fehlenden Folgen durch den einstmaligen vierten Doktor Tom Baker ergänzt, 2003 gab es eine Hörspieladaption mit dem damals amtierenden achten Doktor Paul McGann in der Hauptrolle.
Der hier vorliegende Roman „Shada ist die Umsetzung des ursprünglichen Skripts von Douglas Adams durch Gareth Roberts und erschien im Jahr 2012.

Der Doktor beschließt mit seiner derzeitigen Companion, der Time Lady Romana einen alten Freund zu besuchen, der sich auf die Erde zurückgezogen hat. Professor Chronotis lebt schon seit vielen hundert Jahren friedlich in der Universitätsstadt Cambridge, um dort seinen Lebensabend zu verbringen, nachdem er seine letzten Regeneration verbraucht hat und nur noch den Tod erwarten kann.
Er hat es dabei geschafft, so wenig aufzufallen, dass bisher niemand versucht hat, herauszufinden, wie lange er eigentlich schon in seinem kleinen Haus lebt und forscht – vielleicht weil bei vielen als exzentrischer, alter Mann mit verrückten Anwandlungen gilt, selbst bei seinen Studenten
Allerdings hat er auch das „Verehrungswürdige und Uralte Gesetz von Gallifrey“ mitgenommen, ein Buch und Artefakt aus dem dunklen Zeitalter der Time Lords, bevor Rassilon Ordnung schuf.
Und genau dahinter ist auch der skrupellose Skagra hinterher, weiß er doch um die Macht der alten Schrift und ihr düsterstes Geheimnis. Er braucht sie, um seine Macht und seinen Willen über das Universum auszudehnen, denn die hellsten Geister der Galaxis in seine Gewalt zu bringen, das genügt ihm schon lange nicht mehr.
Kein Wunder, dass ihm das Auftauchen des Doktors und Romanas ganz und gar nicht in den Kram passt, ist dieser doch eine unbekannte Größe, die seinen Absichten ärgerlicherweise in die Quere kommen könnte …

Es ist immer ein Risiko, sich aus dem reichhaltigen englischen Angebot die Rosinen herauszupicken, die auch deutschen Lesern gut schmecken könnten. Bei „Shada“ mag dafür gesprochen haben, dass Douglas Adams hierzulande sehr bekannt ist und nicht nur von eingefleischten „Science Fiction“-Fans geschätzt wird und die „Doctor Who“-Serie selbst durch ihr 50-jähriges Jubiläum hierzulande sehr populär wurde und durch die Kinoausstrahlungen des Specials viele neue Zuschauer anlockte.
Durch „Shada“ bekommen diejenigen, die erst jetzt auf das Universum gestoßen sind, eine gute Möglichkeit erst einmal unvoreingenommen in die klassischen Geschichten hineinzuschnuppern.
Natürlich baut der Autor auch Bezüge zu den anderen Folgen der zugrunde liegenden Season und ihrer Vorgänger mit ein, aber die Andeutungen halten sich in Grenzen, man muss nicht unbedingt wissen, wer „Morbius“ ist, oder welche Fähigkeiten jemand aus der „Sisterhood of Karn“ besitzt, da die Verknüpfungen nur dazu dienen, den Fans eine Einbettung in die Gesamtgeschichte zu geben, aber für die eigentlichen Ereignisse nicht wirklich relevant sind.
Die wichtigen Hintergründe für den Handlungsverlauf werden jedenfalls ausreichend erklärt, auch die Figuren erhalten Leben – auch wenn Fans gelegentlich das Gefühl haben werden, nicht unbedingt Tom Baker vor sich zu sehen, sondern eher eine Mischung aus allen Doktoren.
Grundzüge des Charakters sind zwar immer vorhanden, aber ansonsten bleibt erstaunlich fremd - und vielleicht distanziert genug, damit jeder Leser sich sein eigenes Bild von der Figur machen kann und nicht an die Darstellung durch einen einzigen Schauspieler gebunden ist. Vermutlich wurde deswegen auch bewusst Bildmaterial der Figuren ausgelassen.
Mit dem ihm eigenen Augenzwinkern nimmt Douglas Adams Klischees und Archetypen der Science Fiction der späten 1970ger Jahre auf die Schippe. Gareth Roberts schafft es, diesen leichtfüßigen Humor des Originalskripts zu bewahren. Für die kleine Liebesgeschichte und etwas mehr Dramatik im Serial sorgen zudem zwei junge Wissenschaftler, die mit von der Partie sind, so dass die Leser auch hier nicht im Regen stehen gelassen werden.
Da immer wieder unerwartete Wendungen die Geschehnisse aufmischen und in eine neue Richtung lenken, bleibt auch die Spannung auf einem guten Niveau, so dass man sich auf keiner Seite langweilt und das Buch am Ende zufrieden beiseite legt.

„Shada“ in Deutschland zu veröffentlichen, ist eine kluge Wahl, macht der Roman des doch auch möglich, auf humorvolle Art und Weise in Episoden der klassischen Ära hinein zu schnuppern, ohne besonderes Wissen mitbringen zu müssen, gerade wenn man nur Episoden der neuen Serie kennt.
Die abwechslungsreiche und verspielte Story macht aber auch altgedienten Fans Spaß, da sie nicht nur mit netten Anspielungen um sich wirft, sondern auch auf gewohnte Art und Weise Klischees und Archetypen in einem spannenden Abenteuer auf den Kopf stellt.
Stichworte: doctor who, rezi
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