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[Rezi] 47 Ronin - Der Roman zum Film von Joan D. Vinge

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Joan D. Vinge
47 Ronin – Der Roman zum Film

Cross Cult, Asperg 01/2014
Taschenbuch, Fantasy, Action, Historie, ISBN 978-3-86425-304-1, 507/1480
Übersetzung von Susanne Döpke, Susanne Picard & Helga Parmiter
Nach dem Drehbuch von Chris Morgan & Hossein Amini
Filmgeschichte von Chris Morgan und Walter Hamada
Titelfoto von Universal Studios

www.cross-cult.de

Mangas und Animes wecken in der westlichen Welt seit zwei Jahrzehnten das Interesse an fernöstlichen Kulturen, seien es nun deren Gebräuche, Geschichten oder Mythen. Doch es genügt nicht, die Filme aus Korea, Japan und China auch in Amerika und Europa auf die Leinwand zu bringen, immer wieder versuchen sich auch westliche Regisseure an fernöstlichen Stoffen, so wie jetzt an die Legende der „47 Ronin“. Joan D. Vinge, eine der großen SF- und Fantasy-Autorinnen der 1980er Jahre hat das Drehbuch nun in einen Roman umgesetzt.

Japan in der Edo-Zeit. Das Land ist befriedet und sorgt durch eine strikte Isolationspolitik dafür, dass die Ordnung aufrecht erhalten bleibt und nicht durch fremde Einflüsse erschüttert wird, schon gar nicht die der Europäer. Auch Mischlinge sind überhaupt nicht gerne gesehen und werden als Kreaturen betrachtet. Dennoch verhindert der weise Fürst Asano, dass seine Samurai einen halbverhungerten Jungen töten, der augenscheinlich ein westliches Elternteil hat. Er nimmt ihn sogar an seinem Hof auf.
Obwohl die Tochter des Fürsten Freundschaft und später Gefühle zu ihm entwickelt, so bleibt Kai doch immer ein Außenseiter, dem trotz seiner Fähigkeiten und Treue die Aufnahme in den Stand der Samurai verweigert wird. Auch Oishi, Burgvogt und treuester Gefolgsmann des Fürsten betrachtet den jungen Mann mit Abscheu.
Dann zwingen die Intrigen von Fürst Kira, der schon lange ein Auge auf das Land und die Tochter Asanos geworfen hat, den weisen alten Mann auf Geheiß des Shoguns zum Selbstmord, den Samurai wird verboten, eine Blutfehde anzuzetteln. Jeder der Kira keinen Eid leisten will, wird zum Ronin.
Nach langer Gefangenschaft ist Oishi jedoch ungebrochen und beschließt, einem alten Gesetz der Samurai folgend, das Gebot des Shoguns zu übertreten, und Gerechtigkeit zu verlangen. Aus diesem Grund sammelt er die anderen verstoßenen Samurai um sich und rettet auch Kai aus den Klauen der Europäer. Als 47 Ronin ziehen sie aus, um ihren Fürsten zu rächen und den wahren Übeltäter zu enttarnen, auch wenn es für sie den Tod in Schande bedeuten könnte – so weit sie den Kampf gegen die übersinnlichen Mächte überleben, die Kira um sich geschart hat.

Ob der Film die Erwartungen der Zuschauer zufrieden stellen wird, sei dahingestellt, das Buch zu „47 Ronin“ tut es und das ist wohl in erster Linie der Erfahrung und den Fähigkeiten Joan D. Vinges zu verdanken, die nicht nur stur das Drehbuch abgearbeitet hat, sondern auch ausführlich recherchierte, um sich in die Welt der Japaner in der Edo-Zeit und speziell der Samurai hinein zu denken. Dadurch kann sie die ansonsten eher simple und eindimensionale Geschichte mit Atmosphäre füllen und auch die Figuren viel lebendiger machen, als man es normalerweise bei einem Buch zum Film erwartet.
Kleine Beschreibungen, die Gedanken und Gefühle der handelnden Personen werden stimmungsvoll in Szene gesetzt. Zudem wachsen einem die Hauptfiguren dadurch ans Herz, so dass man an ihrem Schicksal Anteil nimmt und am Ende auch ihre Entscheidungen nachvollziehen kann. Auch die übernatürlichen Elemente werden ansprechend eingebaut und wirken weder falsch noch übertrieben.
Die Geschichte ließt sich flüssig, ist auf keiner Seite langweilig, obwohl die Handlung erst nach gut hundert Seiten in Gang kommt. Aber die Zeit braucht die Autorin, um das Japan der Shogune zum Leben zu erwecken und verständlich zu machen, wie gerade die gehobenen Klassen die Europäer sehen und warum sich niemand dagegen wehrt, deren Einflüsse fern zu halten. Es mag zwar sein, dass vieles ein wenig westlicher dargestellt wird, als man es erwartet, aber die Mischung funktioniert. Alles in allem dürften sich durch die Geschichte die Fans angesprochen fühlen, die auch Mangas und Animes lesen oder gar Kriminalromane über das Japan in der Edo-Zeit.

Alles in allem erweist sich „47 Ronin“ als ausgesprochen gelungener Roman zum Film, der die Magie und Mythen Japans ebenso verständlich und einfühlsam darstellt, wie die Lebenswelt der Samurai und damit auch die actionreiche Handlung ansprechend auskleidet.
Stichworte: fantasy, rezi
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