Wildern in fremden Gefilden: Shades of Grey
von
am 28.08.2013 um 08:28 (2118 Hits)
Ich bin jetzt mit der Ausgabe von "Shades of Grey 1", die ich in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden habe, durch und mir ist einfach nur noch schlecht, zudem habe ich mich zum Ende hin nur noch gelangweilt.
Und ich habe mich gefragt, ob das wirklich die Zutaten sind, die heute Bestseller machen:
1) ein psychisch gestörter Held der mehrfach den Tatbestand des "Stalkens" und "Sexueller Nötigung begeht, nur weil er als Fünfjähriger BDSM-mäßig von einer erwachsenen Frau missbraucht wurde (wenn ich das richtig verstanden habe).
Deshalb muss er wohl auch wegen seines "schröcklichen" Schicksals bemitleidet und getröstet und vor allem verstanden oder von der Macke geheilt werden. Außerdem ist er gutaussehend, potent und reich - solche Typen dürfen eh alles.
2) eine Heldin, die auf dem geistigen Stand eines hormongesteuerten Teenies mit vierzehn, fünfzehn stehengeblieben zu sein scheint und genau dem Wunsch-Archetypus der modernen amerikanischen Frau entspricht - hübsch, vor allem auf ihr Äußeres bedacht, halbwegs gebildet, aber nicht gerade intelligent und vor allem nicht selbstbewusst!
3) die Bestätigung aller Vorurteile, dass Frauen ja nur doniniert werden wollen, um absolut glücklich und erfüllt zu sein (wie der gute John Norman es ja schon in den "Gor"-Romanen propagierte)
4) eine nichtssagende Handlung, die nur dazu da ist um abgelutschte Blümchensex-szenen mit ein bisschen "du-du-du ...das tat jetzt aber ein bisschen weh ... und ich fnd's trotzdem geil" zu transportieren.
Am Ende hat meine "innere Göttin" nur noch vor Qual gewimmert und das nächste Klo gesucht.
Leider gab es im zweiten Teil des Buches, dann auch kaum noch Aufheiterungen durch Begriffsneuschöpfungen wie "postkoitale Zöpfe".
Fazit:
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Ich bin definitiv niemand aus der Zielgruppe und ich werde nie verstehen, warum dieses ... so erfolgreich werden konnte.
Da lobe ich mir viele unserer deutschen Autorinnen aus dem Liebesroman-Fach, denn die meisten von denen wissen wirklich schmackhafte und prickelnde Erotik mit Biss zu schreiben, bei denen man die Heldinnen und ihre Lover nicht ständig gegen die Wand klatschen möchte.