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Rezi: Merlin - Die neuen Abenteuer Vol. 3

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Merlin – Die neuen Abenteuer Vol. 3 (DVD)
Merlin, GB 2009/2010
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Erscheinungstermin: 25. Februar 2011
Spieldauer: 315 Minuten

Zu den bekanntesten europäischen Sagenkreisen gehört wohl der um König Artus und die Ritter der Tafelrunde. Keine anderen Geschichten sind so oft neu erzählt und immer wieder variiert worden. Auch heute noch gehört es für viele englischsprachige Autoren dazu, mindestens einen Werk diesen Mythen gewidmet zu haben, in welcher Form auch immer.
Das hat auch nicht vor Film und Fernsehen halt gemacht. Allerdings müssen sich die Macher dabei schon ein wenig mehr einfallen lassen, als immer wieder die gleichen Inhalte und Handlungsmuster ablaufen zu lassen.

Besonders erfolgreich erweist sich derzeit die britische Fernsehserie „Merlin – Die neuen Abenteuer“. Bereits drei Staffeln mit jeweils dreizehn Folgen sind in Großbritannien gelaufen und sorgten regelmäßig für hohe Einschaltquoten, so dass die Dreharbeiten der vierten Staffel mit wiederum dreizehn Folgen bereits laufen.
In dieser Serie ist Merlin, der treue Weggefährte und Mentor des Sagenkönigs kein väterlicher Freund und weiser alter Mann sondern ein ebenso junger Bursche wie Artus selbst.
Noch herrscht König Uther Pendragon mit harter Hand über das Land und Volk von Camelot. Seine Angst vor Magie in jedweder Form sorgt regelmäßig dafür, dass er Menschen nur bei der kleinsten Andeutung, dass sie Magie gewirkt hätten, hinrichten lässt und auch sonst sehr paranoid und ungerecht reagiert.
An diesen Hof ist Merlin gekommen, ein Jüngling, der über sehr große magische Gaben verfügt. Unter den Fittichen des Hofarztes Gaius und eines unter dem Schloss gefangenen Drachen, lernt Merlin durch ein altes Zauberbuch, seine Kräfte zu beherrschen und gezielter einzusetzen. Denn er ist nicht nur der Gehilfe des alten Mannes, sondern auch der Leibdiener von Prinz Arthur, dem arroganten Sohn und Erben von Uther. Anders als dieser ist er aber Neuem gegenüber etwas aufgeschlossener und mehr als einmal kommt sein gutes Herz zum Vorschein.
Durch das rigorose Vorgehen gegen Magie und ihre Anwender hat sich Camelot viele Feinde geschaffen, die immer wieder versuchen, das Land anzugreifen. Oftmals sind es gerade Arthur und seine Ritter, die die letzte Verteidigungslinie bilden.
In der zweiten Staffel kommt die Gefahr eher von innen und schleichend durch die Hintertüren der Festungsstadt. Da ist zum einen das Grab des Cornelius Sigan, eines vor vielen Jahrhunderten gebannten Hexenmeisters, der von dem habgierigen Cedric geweckt wird und so in dessen Körper seinen unseligen Zauber entfesselt und Camelot fast in den Untergang reißt.
Auch eine zaubermächtige Trolldame samt nichtmenschlichem Diener findet in der Gestalt einer schönen Frau Zugang zu Uther und schafft es sogar, seine Frau zu werden. Nur gut, dass Merlin und Gaius ein wachsames Auge auf die beiden haben, als sie bemerken, das etwas nicht stimmt, und am Ende vor allem für Uther und Arthur schlimmeres verhindern können. Das aber macht den König um so misstrauischer, so dass er schließlich einen Hexenfinder rufen lässt.
Der junge Prinz lernt durch Guinevere, die Leibdienerin von Morgana, dem Mündel des Königs, eine Lektion in Bescheidenheit, als er herausfinden will, ob er wirklich ein so guter Kämpfer ist, oder ihn seine Trainingspartner nur wegen seines Ranges sanfter behandelt haben.
Und nicht zuletzt versucht Morgana herauszufinden, was man vor ihr verheimlicht und macht durch Kontakt mit den Druiden einen ersten Schritt in Richtung der Dunkelheit, denn diese helfen ihr dabei, ihr Erbe zu erkennen.

„Merlin – Die neuen Abenteuer Vol. 3“ enthält die ersten sieben Folgen der zweiten Staffel. Die Teilung folgt übrigens der Vorgehensweise in Großbritannien, wo die Serie ebenfalls immer aufgeteilt wurde. Man findet auch in die Geschichte ohne die erste Staffel gesehen zu haben, da schnell klar ist, inwieweit die Figuren miteinander verbunden sind und auch nicht erst ein Cliffhanger aufgelöst werden muss.
Wer die vorhergehenden Folgen kennt, wird aber auch eine Veränderung in den Figuren spüren. Während Uther immer aggressiver auf jeden Hauch von Magie reagiert, beginnt sich Morgana, die zuvor eher eine Rolle im Hintergrund gespielt hat, sich dieser zu öffnen und zu erkennen, was man ihr alles vorenthalten hat.
Merlin geht nun viel sicherer und mutiger mit seinen Kräften um, auch wenn er immer noch sehr genau darauf achtet, wann er sie einsetzt. Und selbst Arthur behandelt ihn nicht mehr ganz so von oben herab wie in der ersten Staffel. Es mischt sich immer mehr freundschaftliches Ärgern darunter, so als wisse er genau, was er an seinem Leibdiener hat.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Arthur und Guinevere setzt sich fort, wenngleich auch durch das Wiederauftauchen von Lancelot klar wird, dass noch eine dritte Person etwas zu sagen haben wird.
Die Folgen setzen auf eine gute Mischung aus Humor und Abenteuer. Während gerade der Auftakt der Staffel und die dritte und siebte Folge eher düster sind, gibt es in der zweiten viel zu schmunzeln, vor allem wenn Arthur versucht bescheidener zu sein. Merlin und Gwenevere müssen nicht einmal viel sagen, der Gesichtsausdruck spricht allein schon Bände. Höhepunkt dieses Teils der Staffel ist die Doppelfolge um die heimliche Trollinvasion – die an Humor und Selbstironie – gerade was Uther Pendragon betrifft, nicht spart.
Gerade weil Autoren und Macher ungezwungen an die Gestaltung der Serie gehen und darauf verzichten eine dramatische Geschichte epischen Ausmaßes zu erzählen und sich lieber auf die zentralen Figuren konzentrieren, belebt „Merlin“ die Interpretation Sage neu und gewinnt ihr durch die Einbettung anderer keltischer oder britannischer Mythen neue Facetten ab. Gelungen ist dabei auch das Setting das zwar eher ein Fantasy-Mittelalter wiedergibt, aber doch auch immer wieder historische Elemente mit einfließen lässt – nicht zuletzt durch die Umsetzung der Zaubersprüche in angelsächsischer Sprache, so dass sie irgendwie vertraut aber dennoch fremd genug klingen.
Man merkt zwar, dass im Hintergrund das entsteht, was wir alle aus der Sage kennen – es gibt immer wieder kleine Hinweise und Andeutungen – aber das Hauptaugenmerk ist auf dem hier und jetzt. Die Entwicklung der Beziehungsgefüge steht im Vordergrund – und das geschieht mit lockerem Strich und einem Augenzwinkern, das man ohne Vorbehalte genießen kann. Aus diesem Grund macht es auch nichts aus, wenn die Special-Effects vielleicht nicht ganz dem amerikanischen Standard entsprechen, dafür ist sind Folgen wesentlich gehaltvoller und laden zum Spekulieren ein.
Neben den Folgen gibt es ein längeres „Making of“ und zu jeder Folge eine viertelstündige Featurette, die vor allem die zentrale Figur in den Mittelpunkt stellt. Bild und Ton sind ausgezeichnet, so dass keine Wünsche offen bleiben. Einziges Manko ist, dass es nicht einmal ein vierseitiges Beiheft gibt, in dem die Folgen kurz vorgestellt werden.

Man sollte seine Skepsis über Neuverfilmungen der Artus-Sage ruhig ein wenig beiseite schieben und einen Blick in „Merlin – Die neuen Abenteuer“ riskieren, denn die Serie hat alles, was sich ein Fantasy-Fan wünscht: Spannende Abenteuer mit wirklichen Gefahren und interessanten Gegnern ohne dabei jedoch bierernst zu bleiben oder vollständig in unglaubwürdigen Klamauk zu verfallen, so wie es „Hercules“ und „Xena“ passiert ist.
Die Geschichten werden immer mit einem Augenzwinkern und einer gewissen Selbstironie erzählt, so dass man auch gewisse Anachronismen, wie den eher puritanisch wirkenden Hexenfinder, gerne verzeiht.

Entstanden für www.fantasyguide.de

Aktualisiert: 22.03.2011 um 08:42 von Kris

Stichworte: fantasy, rezi
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Kommentare

  1. Avatar von Chayiana
    Schoene Rezi!! Gefaellt mir wirklich gut.

    Ich haette allerdings ein paar kleine zusaetzliche Erlaeuterungen, wenn das okay ist.

    Ja, in England war die Box auch zweigeteilt, aber es gab zumindest auch immer noch ne Komplett-Box, echt schade, dass sie das hier in Deutschland nicht anbieten. Und zumindest auf meiner Box sind Inhaltsangaben der einzelnen Folgen ... gibt es die bei euch gar nicht?
    Das Manko bei der Box sehe ich nach wie vor darin, dass es nur 2.0 Stereo ist, und kein 5.1 Doulby surround. *g*

    Und dann befinden sie sich nicht bei den Vorbereitungen zur 4. Staffel, die haben schon angefangen mit Drehen!

    Dass die Special Effects nicht dem amerikanischen Standard entsprechen, wuerde ich ehrlich gesagt auch nicht unbedingt so unterschreiben wollen. *gg* Immerhin arbeitet The Mill an Merlin, die internationalen Ruhm geniessen.

    Und dann habe ich noch ne doofe Frage: Haben die in der deutschen Fassung die Namen so angeaendert, wie du sie schreibst? Also, Gajus und Gwenevere? In der Originalfassung heissen die beiden naemlich Gaius und Guinevere.

    Und ach ja, die Anachronismen ... *lol* Da fand ich den Witchfinder noch harmlos, die Tomaten, das Sandwich oder die Erdbeeren sind da viel offensichtlicher, aber wie du schon sagst, das macht auch den Charme der Serie aus, dass sie eben nicht alles so bierernst nehmen. *g* Immer wieder witzig ist auch, dass sich die Leute ueber diese Anachronismen aufregen, aber nichts gegen einen sprechenden Drachen haben.

    Ansonsten noch mal, eine wirklich gute Rezi! Danke dafuer! Auch wenn ich mir die deutsche Fassung nie zulegen werden ... *gg*
  2. Avatar von claudi70
    Hi,
    kann mich da Chayiana nur anschliessen, hast du wirklich klasse gemacht! DANKE!
    Allerdings muss ich auch sagen, dass mir die englische Version besser gefällt als die Deutsche, aber man kann nicht alles haben. *gg*

    @Chayiana: die Namen in der deutschen Fassung wurden nicht geändert sie heißen auch hier Gaius und Guinevere.

    LG Claudi
  3. Avatar von Chayiana
    Zitat Zitat von claudi70
    @Chayiana: die Namen in der deutschen Fassung wurden nicht geändert sie heißen auch hier Gaius und Guinevere.
    Danke! Dann bin ich ja beruhigt! *gg*
  4. Avatar von Kris
    Danke für die Hinweise. Ich habe die kleinen Korrekturen bei den Namen und Dreharbeiten vorgenommen.

    Was die Zweiteilung der Box angeht, so kann ich mir durchaus vorstellen, das Polyband später auch noch eine "Komplettbox" heraus gibt, bei Primeval und Co. haben sie ja später auch alles zusammengefasst. Aber da das zur Zeit noch nicht sicher ist, habe ich das noch nicht schreiben wollen.
  5. Avatar von stargatefan74
    Ja, die Rezi ist Dir wirklich gelungen.

    Ich habe ja nur die 1. Staffel als deutsche Box. Da ich aber ausschließlich auf englisch gucke und die Gesamtboxen in England viel viel günstiger sind, als hier die getrennte, habe ich nun alle 3 Staffeln der UK-Boxen.

    Wie dem auch sei. Ich habe damals, als ich nur die deutsche Box hatte den englischen Ton genommen, aber den deutschen Sub abspielen lassen und da haben die Guinevere so dermaßen komisch geschrieben, dass ich es schon gar nicht mehr als den Namen entziffern konnte. Ich bekomme es aber auch nicht mehr zusammen, so seltsam war das. Da aber Guinevere in der Regel nur als Gwen ausgesprochen wird, kommt so auch die Schreibweise Gwenevere zustande.

    In der deutschen Synchro wird Gaius in der Tat wie Gajus ausgesprochen.
  6. Avatar von Chayiana
    Zitat Zitat von stargatefan74
    Da aber Guinevere in der Regel nur als Gwen ausgesprochen wird, kommt so auch die Schreibweise Gwenevere zustande.

    In der deutschen Synchro wird Gaius in der Tat wie Gajus ausgesprochen.
    Hm, aber Aussprache und Schreibweise ist doch nicht unbedingt dasselbe ... *gg* Irgendwann schreiben sie noch Moerlin, statt Merlin!

    Nein, im Ernst, die Schreibweise der Chataktere sollte (und wird doch eigentlich auch) immer aus dem Original uebernommen, oder nicht? Oder nicht ... Mist, mir faellt grad ein Beispiel ein, wo sie im Deutschen tatsaechlich die Schreibweise eines Namen geaendert haben. Bei Harry Potter wurde aus Hermione Hermine ... aber das ist doch ne Ausnahme, oder? Oder?

    Hehe, ich stell mir grad vor, wie sie bei Supernatural Dien und Saem schreiben ... *lol*
  7. Avatar von stargatefan74
    Boah, wenn ich nicht so faul wäre, würde ich jetzt ein Stockwerk nach oben rennen und die erste Staffel holen und nachschauen, aber nein ... keine Lust! Irgendwann wird es mir vielleicht nochmal auffallen.

    Naja, Harry Potter basiert auf die Bücher und da heißt Hermine im deutschen Hermine, das ist schon in Ordnung.

    Und ich meinte doch auch nur wegen dem Namen ...