Antiker Buchtipp: Anabasis von Xenophon
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am 19.11.2010 um 21:44 (5955 Hits)
Für alle, die ein wenig mit antiker Historie anfangen, interessanten Geschichten epischer Natur etwas abgewinnen, auch mit einem rein englischen Text umgehen können und noch nicht Angst bekommen haben, denen kann ich etwas ganz besonderes ans Herz legen, was ich kürzlich im Internet aufgelesen habe:
Anabasis von Xenophon
Die englische Übersetzung des kompletten Originaltexts ist einfach nur beeindruckend. Ein historischer Roman nach wahren Begebenheiten, niedergeschrieben vom athenischen Historiker Xenophon. Doch worum geht's in Anabasis:
In jungen Jahren zögerte Xenophon keine Sekunde, als ein Freund ihn zu einer besonderen Expedition einlädt: Er verlässt seinen Meister Sokrates und schließt sich quasi als eine Art Krisenreporter einem bunt zusammengewürfelten Söldnerheer an. 13.000 Soldaten aus allen Poleis Griechenlands. Allesamt Veteranen des Peloponnesischen Krieges, die jedoch nie etwas anderes als die Kampfkunst gelernt hatten und sich daher heimatlos durch diese turbulenten Zeiten schlugen.
Diese Griechen, unter dem Kommando des spartanischen Strategos Klearchos werden vom persischen Kronprinzen Kyrus angeheuert, angeblich um einen aufmüpfigen Statthalter irgendwo im gewaltigen Perserreich in die Schranken zu weisen, doch bald merken die Truppen, dass der ambitionierte Monarch weit größere Pläne hat: Er will seinen eigenen Bruder, den Großkönig Artaxerxes II stürzen und sich selbst zum Großkönig machen.
Nach anfänglichem Murren der überrumpelten Söldner ziehen sie weiter, wohl auch wegen dem Versprechen auf unsagbare Reichtümer, die sie in Babylon erwarten. Jedoch kommt es nicht so weit, denn bei der Entscheidungsschlacht bei Kunaxa, bei der das persische Heer vernichtend geschlagen wurde, wird Kyrus schwer verletzt.
Als er stirbt, war der Feldzug gescheitert, Kyrus' persisches Heer löste sich auf und als zu allem Überfluss auch noch Klearchos und sein Generalstab beim Versuch, über den Rückzug der Söldner zu verhandeln, von Artaxerxes Gefangen genommen werden, stehen über 10.000 Griechen führungslos vor den Toren Babylons.
Xenophon beschreibt nun nicht nur die verzwickte Lage, sondern auch, wie die Soldaten den Mut nicht verlieren, sich stattdessen zigtausend Kilometer durch Persien schlagen, ohne Versorgung, ohne Freunde, gejagt vom Heer des Großkönigs. Nur mit dem einen Ziel vor Augen: Das schwarze Meer zu erreichen und bis dahin zu überleben.
Fazit: Eine wirklich epische Geschichte, die wir Xenophon (und den fleißigen Übersetzern vom Projekt Gutenberg ) zu verdanken haben. Sie fasziniert mit jedem Wort, egal ob nun blutige Gefechte oder hochdemokratische Abstimmungen beschrieben werden, manchmal gibt es sogar ein paar Anekdoten Xenophons:
Wenn Kyrus versucht, einer lokalen Königin mit seinen exerzierenden Phalangen zu imponieren und die Hopliten ihr stattdessen mit einem scherzhaften Scheinangriff der gefürchteten Griechen Angst einjagen, dann zaubert das einem schon ein Lächeln auf die Lippen.
Und hier der komplette Roman:
Anabasis von Xenophon
Viel Spaß