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Keep The Magic Secret!

Merlin-FF: Neue Zeiten (7/?)

Bewertung: 2 Stimmen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 5,00.
Juchu! Da bin ich wieder ... und siehe da, es hat diesmal nicht bis zum Wochenende gedauert!

Aber ich muss zugeben, dass sich dieses Kapitel auch praktisch von alleine geschrieben hat. Und nachdem Sinaida so nett war, dem ersten, etwas ... aeh, untypischen Teil dieses Kapitels ihr "Okay" aufzudruecken (Danke noch mal! ), lief der Rest fast wie geschmiert.

Und ja, dieser Teil ist tatsaechlich noch laenger geworden als der letzte, aber kommt nicht auf den Gedanken, dass das jetzt so bleibt ... das kann und will ich nicht versprechen .. *gg*

Nun gut, dann bin ich mal gespannt, was ihr sagt ...



~~~ Teil 7 ~~~


Seine ganze Welt beschränkte sich auf simple Sinneseindrücke – nass und trocken, kalt und warm, bequem und unbequem – und Stimmen. Stimmen, deren Worte keinen rechten Sinn ergeben wollten, aber von denen er wusste, dass sie irgendwie wichtig waren ... oder etwa nicht? Natürlich gab es da noch dieses nicht enden wollende, dumpfe Hämmern in seinem Kopf, aber das ignorierte er. Er glaubte einfach nicht, dass ein kleiner Mann, der ununterbrochen von innen gegen seine Schädeldecke klopfte, ihm in irgendeiner Weise behilflich sein konnte, seine derzeitige Lage zu erfassen. Empfindungen und Stimmen, ja, das war etwas, mit dem er arbeiten konnte. Also versuchte er, sich darauf zu konzentrieren.

Angefangen hatte es mit Kälte, ziemlich nasser Kälte, um genau zu sein, aber es war seltsam bequem gewesen. Dazu hatte sich eine Stimme gesellt. In seinem Kopf. Was hatte eine Stimme in seinem Kopf zu suchen? Hatte sie ein Schwätzchen mit dem Hammermann halten wollen? Nein, er war sich sicher, dass sie zu ihm gesprochen hatte. Ihr Tonfall war dringend gewesen, wenn auch ein bisschen nervig.

Irgendwann war die Kälte nicht mehr ganz so nass gewesen, nur noch halb-nass. Gab es einen solchen Zustand überhaupt? Auf jeden Fall war die dringend-nervige Stimme dann plötzlich verschwunden und für eine Weile hatte seine Welt nur noch aus eben dieser halb-nassen Kälte bestanden, die leider aber nicht mehr ganz so bequem gewesen war. Doch er hatte sich nicht beschweren wollen, denn etwas ganz Wichtiges war ihm von da an leichter gefallen. Er konnte beim besten Willen nicht sagen, was es gewesen war, nur, dass es wirklich wichtig gewesen sein musste.

Später war eine neue Stimme aufgetaucht und hatte ihn aus der halb-nassen Kälte gezogen. Konnten Stimmen jemanden ziehen? Diese Stimme hatte anders geklungen, immer noch ein wenig nervig, aber doch anders. Und zum Glück war sie nicht in seinem Kopf gewesen. Denn mal ehrlich, Stimmen in seinem Kopf zu hören, konnte einfach kein gutes Zeichen sein, richtig?

Diese neue Stimme hatte ihn eine ganze Zeit begleitet, mal freundlich, meistens nervig, aber manchmal sogar besorgt. Das hatte er nicht verstanden. Seine Welt war doch besser geworden. Sie war nicht mehr halb-nass, sondern nun eher halb-trocken gewesen, und er wusste mit Bestimmtheit, dass die Kälte irgendwann wohliger Wärme gewichen war. Er war sich sicher, dass man das unter ‚besser’ einstufen durfte. Nur was die Bequemlichkeit angegangen war, hätte er gerne mit der Stimme über andere Konditionen verhandelt. Dummerweise war er jedoch nicht im Stande gewesen, seine eigene Stimme einzusetzen. Etwas, das er als extrem unfair empfunden hatte. Warum war es scheinbar jedem erlaubt, seine Stimme benutzen, nur ihm nicht? Oder hatte er am Ende gar keine eigene Stimme? Unsinn! Jeder hatte eine Stimme. Oder nicht? Er hätte gerne eine Antwort für dieses Dilemma gefunden, aber der Mann in seinem Kopf hatte sich in diesem Moment entschieden, einen größeren Hammer zu benutzen. Und da hatte er es für klüger gehalten, doch wieder in seiner halb-trockenen, unbequemen, aber wenigstens warmen Welt zu versinken – notfalls eben ohne Stimme.

Doch dann war es kompliziert geworden. Zu der ersten Stimme – die Stimme in seinem Kopf zählte er besser nicht – hatte sich gleichzeitig eine zweite Stimme eingefunden. Diese Stimme hatte ebenfalls besorgt geklungen, aber im Gegensatz zu der ersten hatte sie auch sehr beruhigend auf ihn gewirkt. Abgesehen von der Verwirrung, sich auf zwei Stimmen konzentrieren zu müssen, konnte er mit Fug und Recht behaupten, dass seine kleine Welt von diesem Augenblick an immer behaglicher geworden war. Trocken, sehr bequem und warm ... nun, vielleicht etwas zu warm, aber perfekt war ja nichts. Was ihn ein wenig irritiert oder vielleicht sogar geärgert hatte, war die Tatsache, dass die beiden Stimmen nicht mehr mit ihm, sondern vielmehr über ihn gesprochen hatten. Er hatte keine Ahnung, woher er das gewusst hatte, nur, dass es so gewesen war. Und hätte er selbst eine Stimme gehabt, hätte er sicher darauf hingewiesen, dass er auch noch anwesend war. So aber hatte er sich wohl oder übel damit abfinden müssen, ignoriert zu werden. Warum war seine Welt nur so unfair?

Als dann jedoch noch eine dritte Stimme – zugegeben, eine sehr angenehme und warme Stimme – hinzugekommen war und sich in unregelmäßigen Abständen mit der manchmal nervigen und der beruhigenden Stimme abgewechselt hatte, war es ihm allmählich zu viel geworden. Zumal auch der kleine Mann in seinem Kopf wieder heftiger zu hämmern begonnen hatte. Das musste ein Ende haben!

Das war der Moment, in dem er beschloss, seine eigene, kleine Welt zu verlassen und die Welt der Stimmen zu betreten.


~~~


Langsam öffnete Merlin die Augen. Er hätte es schneller getan, wenn er dazu fähig gewesen wäre. Aber irgendwie schienen seine Lider sich weigern zu wollen, fast so, als ob er sie zu lange nicht benutzt hätte. Doch kaum hatte er sie einen Spaltbreit geöffnet, kniff er sie auch schon wieder fest zusammen und ächzte gequält auf. Ihm war, als hätte er geradewegs in die Hölle geblickt. Grelle Flammen tanzten auf seinen Netzhäuten, so dass ihm selbst hinter seinen geschlossenen Augenlidern die Tränen kamen. Nur vage vernahm er die Schritte, die sich ihm näherten.

„Merlin?“

Und plötzlich fiel ein wohltuender Schatten auf seine strapazierten Sehnerven und schirmte ihn von dem Feuer ab. Als er sich sicher war, dass der Schatten keine Ausgeburt seiner Phantasie war, wagte er einen erneuten Versuch. Dieses Mal noch ein wenig vorsichtiger. Zunächst konnte er nur verschwommene Schemen wahrnehmen, doch als er die Flüssigkeit in seinen Augen erfolgreich weggeblinzelt hatte, erkannte er seinen Mentor, der ihn besorgt anschaute. Erst jetzt bemerkte Merlin, dass er auf Gaius’ Bett lag und sein Gesicht direkt dem Feuer in dem Kamin zugewandt war. Also doch keine Hölle, das war beruhigend.

„Gaius?“ Er erschrak beim Klang seiner Stimme. War dieses heisere Krächzen wirklich aus seiner Kehle gekommen? Er probierte es noch einmal. „Gaius ...“

„Merlin, mein Junge, dem Himmel sei Dank! Ich dachte schon, du wolltest gar nicht mehr aufwachen.“

Nicht mehr aufwachen? Warum sollte er nicht mehr aufwachen wollen? Doch als ob diese Frage ein Licht in seinem Kopf entzündet hätte, erwachten plötzlich auch seine Erinnerungen und brachen in einem Strom aus verworrenen Fragmenten über ihn herein. Aber schon bald hatten sich die einzelnen Teile zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Das Bild seiner letzten klaren Erinnerung, bevor er hier bei Gaius aufgewacht war.

„Es tut mir leid, Gaius“, flüsterte Merlin, als ihm schließlich die ganze Tragweite dessen, was passiert war, bewusst wurde.

„Schon gut, Merlin“, entgegnete Gaius und setzte einen Becher mit Wasser an Merlins Mund. „Hier, trink erst mal einen Schluck.“

Und Merlin nahm sowohl das kühle Nass als auch die Hilfestellung dankbar an. Doch sobald er seine trockene Kehle ein wenig erfrischt hatte, fuhr er fort. Es drängte ihn, Gaius zu erklären, dass er Recht gehabt hatte.

„Es tut mir wirklich leid. Ich hätte auf dich hören sollen, Gaius. Sie ...“

„Merlin!“, unterbrach ihn Gaius mit ungewohnter Schärfe in der Stimme. „Es ist alles in Ordnung, mein Junge“, fügte er dann aber sogleich um einiges sanfter hinzu. „Du musst dich jetzt ausruhen.“

Warum sollte er sich ausruhen? Merlin hatte das Gefühl, wirklich lange genug geschlafen zu haben. Und außerdem gab es verdammt noch mal wichtigere Dinge als sich auszuruhen. Er musste ihm erzählen, was Morgana getan hatte.

„Aber versteh doch, Gaius! Ich war so dumm, ich habe mich wieder von ihr einlullen lassen. Ich habe ihr geglaubt, als sie um meine Hilfe bat ...“

„Merlin, nicht!“

„... doch dann hat sie mich niedergeschlagen“, fuhr Merlin unbeirrt fort. „Sie hatte niemals vor, einen anderen Weg zu finden. Manchmal denke ich, Arthur hat Recht. Ich bin wirklich ein Idiot!“

„Wie schön, dass wir uns in diesem Punkt endlich einig sind, Merlin. Aber hättest du vielleicht auch die Güte, mir zu erklären, wer ‚sie’ ist?“

Merlin erstarrte, als er die nur allzu vertraute Stimme in seinem Rücken hörte. Von einem Wimpernschlag zum nächsten schien eine unbekannte Macht sein Blut durch flüssiges Eis ersetzt zu haben. Nur am Rande bekam er mit, wie Gaius auf seinem Stuhl zusammensackte und leise aufseufzend den Kopf senkte. Mit weit aufgerissenen Augen fuhr er im Bett herum. Doch noch bevor er diese Bewegung zu Ende geführt hatte, überschwemmten ihn Übelkeit und Schwindel wie eine Flutwelle; ein sengender Schmerz bohrte sich in seinen Schädel und nahm ihm für eine Sekunde den Atem. Gepeinigt keuchte er auf und ließ sich zurück auf das Kissen fallen.

„Merlin!“

Ihm war relativ egal, wer von den beiden seinen Namen gerufen hatte. Das Einzige, was in diesem Moment für Merlin eine gewisse Bedeutung hatte, war, den Wirbelsturm in seinem Innern zu bekämpfen oder zumindest zu dämpfen. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich ganz darauf, die bittere Galle wieder dorthin zu verbannen, wo sie hingehörte, und Luft in kontrollierten Portionen in seine Lunge zu befördern.

„Du hast eine Gehirnerschütterung, Merlin, und solltest dich besser nicht zu heftig bewegen.“

‚Oh, vielen Dank, Gaius, glaub mir, das habe ich auch gerade gemerkt’, dachte Merlin sarkastisch. ‚Und vielleicht könntest du mich auch das nächste Mal warnen, wenn Arthur in meinem Rücken lauert!’, fügte er an, obwohl ihm bewusst war, dass dieser stille Vorwurf ungerechtfertigt war. Gaius hatte ihn warnen wollen, doch als der Idiot, der er nun einmal war, hatte er die subtilen Hinweise, dass sie nicht alleine waren, nicht zur Kenntnis genommen. Nur half ihm das Selbstmitleid jetzt auch nicht weiter. Wenigstens hatte die Welt aufgehört, sich um ihn zu drehen, und der Schmerz in seinem Kopf war auf ein halbwegs erträgliches Maß gesunken.

„Merlin? Geht es dir gut?“

„Ging mir nie besser, Sire“, krächzte Merlin und versuchte gar nicht erst, den ironischen Tonfall in seiner Stimme zu unterdrücken.

„Na, wenn das so ist, kannst du ja jetzt meine Frage beantworten“, erklärte Arthur süffisant.

„Sire, ich denke, Merlin sollte sich jetzt ausruhen. Vielleicht könntet Ihr ein andermal wiederkommen ...“

Merlin wusste zu schätzen, was Gaius hier versuchte, doch das würde das unausweichliche Gespräch nur verschieben, aber keinesfalls aufheben. Bei den unzähligen Jagdausflügen mit Arthur, hatte er gelernt, dass dieser niemals willentlich seine Beute entkommen ließ. Und unglücklicherweise war er nun die Beute – oder besser gesagt, das, was er zu sagen hatte. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete wieder seine Augen.

„Ist schon gut, Gaius“, meinte er ruhig. „Irgendwann muss Arthur es erfahren.“ Merlin sah seinen Mentor fest an, bis dieser endlich mit einem stummen Nicken sein Einverständnis gab.

„Was muss ich erfahren, Merlin? Was wird hier gespielt?“ Arthurs Stimme klang verwirrt und bedrohlich zugleich.

Langsam drehte Merlin seinen Kopf, um Arthur in die Augen schauen zu können.

„Als ich eben von ‚ihr’ gesprochen habe, meinte ich damit ...“ Er hielt inne. Wenn er jetzt den Namen aussprach, gab es kein Zurück mehr. Auf der anderen Seite war es doch genau das, was er schon seit Tagen anstrebte und vielleicht bekam er nie wieder eine solche Gelegenheit.

„Merlin, ich warte ...“

„... Morgana!“, platzte er schließlich heraus und wartete dann mit klopfenden Herzen auf eine Reaktion.

„Entschuldige bitte ...?“ Ungläubig starrte Arthur ihn an.

„Ich sagte, sie ist Morgana“, wiederholte Merlin nun doch ein wenig irritiert.

Das habe ich verstanden“, begann Arthur, ein gefährlicher Unterton in seiner Stimme. „Du willst mir also erzählen, dass Morgana, die, wenn mich meine Erinnerung nicht trübt, mindestens einen Kopf kleiner ist als du und außerdem eine Frau, dich erst niedergeschlagen und dann in den Fluss geworfen haben soll? Und das alles, nachdem sie gerade dich – weshalb auch immer – um Hilfe gebeten hat?“

„Ja“, antwortete Merlin schlicht, bevor ihn plötzlich ein Detail aus Arthurs Zusammenfassung verwirrt die Stirn runzeln ließ. „Aber was heißt ‚in den Fluss’?“
Er wusste nichts davon, dass er im Fluss gelandet sein sollte.

„Ich habe dich etwa zehn Meilen stromabwärts von unserem Picknickplatz aus dem Wasser gezogen“, erklärte Arthur ungeduldig. „Morgana hat erzählt, dass sie gesehen hat, wie du beim Kräutersammeln ausgerutscht und dann in den Fluss gestürzt bist. Es tut mir schrecklich leid, aber diese Version der Geschichte hört sich für mich doch wesentlich plausibler an. Wir reden hier immerhin von dir, Merlin.“

Und obwohl er noch immer mit der Tatsache zu kämpfen hatte, dass Morgana ihn, nachdem sie ihn außer Gefecht gesetzt hatte, zusätzlich auch noch ins Wasser geworfen hatte, konnte sich Merlin an diesem Punkt ein leises, abfälliges Aufschnauben nicht verkneifen. Hatte er denn etwas anderes erwartet? Die ehrliche Antwort darauf lautete nein.

„Möchtest du vielleicht noch etwas dazu sagen?“, hakte Arthur nach, der sein Aufschnauben offenbar falsch gedeutet hatte.

„Nur, dass ich die Wahrheit gesagt habe“, entgegnete Merlin mit fester Stimme.

„Also gut, Merlin, dann erleuchte mich! Welchen Grund könnte Morgana wohl gehabt haben, dich töten zu wollen?“

Merlin vermutete stark, dass Arthurs Interesse in diesem Moment größtenteils vorgetäuscht war, aber trotzdem gab er bereitwillig Auskunft und wappnete sich im Stillen schon gegen einen erneuten Ausbruch.

„Weil sie weiß, dass ich ihr und Morgause auf die Schliche gekommen bin. Weil ich weiß, was die beiden getan haben und weil sie befürchten müssen, dass ich mein Wissen weitergebe.“

„Morgause? Was um Himmels Willen hat Morgause mit der ganzen Sache zu tun?“ Fassungslos starrte Arthur erst Merlin und dann Gaius an. Und Merlin spürte genau, welche Wirkung die Erwähnung dieses Namens auf den Prinzen hatte. Er schien nur mit Mühe den alten Zorn auf die Zauberin in Schach halten zu können.

„Morgause hat sich mit Morgana verbündet, um Euren Vater zu stürzen und Camelot zu zerstören“, antwortete Gaius jetzt, bevor Merlin selbst auf die Frage reagieren konnte.

„Seid ihr jetzt beide von allen guten Geistern verlassen? Das ist doch lächerlich!“, begehrte der Prinz auf und erhob sich abrupt von seinem Stuhl. Überreizt begann er, vor dem Bett auf- und abzulaufen.

„Nein, Sire, es ist leider die Wahrheit“, erwiderte Gaius düster. „Sie haben Euren Vater verzaubert und damit fast in den Wahnsinn getrieben. Und nur deshalb hat Cenred überhaupt die Gelegenheit für einen Angriff nutzen können. Er muss gewusst haben, dass Camelot durch die Krankheit des Königs geschwächt war. Wir gehen davon aus, dass auch er in das Komplott involviert gewesen ist.“

„Was sagt Ihr da?“ Wie angewurzelt blieb Arthur plötzlich stehen. „Sie haben meinen Vater verzaubert? Morgana soll ...?“

„Nun, ich nehme an, Morgause hat den Teil der Zauberei übernommen“, unterbrach Gaius ihn schnell und Merlin atmete insgeheim erleichtert auf. So, wie der Prinz im Moment reagierte, war eine schwerwiegende Enthüllung wohl mehr als genug Öl aufs Feuer. Ihm kamen allmählich Zweifel, ob es wirklich das Richtige gewesen war, Arthur von Morgana zu erzählen. Doch nun war es nicht mehr rückgängig zu machen.

Für ein paar endlos erscheinende Augenblicke sah der Prinz sie nur wortlos an. Dabei wanderte sein Blick immer wieder zwischen Merlin und Gaius hin und her. Und es dauerte nicht lange, bis Merlin sich bei dem kalten, beinahe verachtenden Ausdruck auf Arthurs Gesicht innerlich zu winden begann. Als er schließlich sprach, war sein Tonfall schneidend und unnachgiebig.

„Falls das, was ihr sagt, tatsächlich der Wahrheit entsprechen sollte, stellt sich mir nur eine Frage ...“ Er machte eine Pause und heftete seinen Blick nun vollends auf Merlin. „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“

„Ich habe es versucht, Sire. Zweimal“, entgegnete Merlin leise. „Aber irgendwie ... es ist kompliziert ...“

„Spuck es aus!“

„Ich ...“ Merlin stockte. Unsicher blinzelte er zu Gaius hinüber, der nur unmerklich den Kopf schüttelte. Richtig. Es wäre wahrscheinlich in höchstem Maße unklug, Arthur nun auch noch auf die Nase binden zu wollen, dass er Morgana vergiftet hatte und sie diese Tatsache jetzt dazu benutzte, um sich sein Schweigen zu erpressen. Natürlich hatte er das nur getan, um ganz Camelot vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Aber diese Erklärung würde die Frage aufwerfen, woher er gewusst hatte, dass er Morgana hatte töten müssen, um den Rittern von Medhir und damit Morgause Einhalt gebieten zu können. Und das wiederum würde zu einem gewissen Drachen führen; zufällig derselbe Drache, den er später mit Magie aus seinem unterirdischen Verlies befreit hatte, damit dieser seinen Rachegelüsten frönen und halb Camelot in Schutt und Asche hatte legen können. Etwas, das unzähligen Menschen das Leben gekostet hatte. Nein, dies war sicher nicht der richtige Augenblick für die uneingeschränkte Wahrheit. Zumal er nicht wusste, ob er selbst schon dazu bereit war, die Ereignisse, die ihn noch immer in seinen Träumen verfolgten, in aller Ausführlichkeit zu erörtern. Sogar mit Gaius hatte er noch nicht über alles gesprochen, was damals geschehen war. Allerdings ahnte Merlin, dass sein Mentor ohnehin wusste, was er getan hatte.

Und so antwortete er, als ein bedeutsames Räuspern ihn aus seinen Gedanken riss, nur: „Morgana ist des Königs Mündel und ich lediglich ein Diener. Wer hätte mir geglaubt?“

„Du hättest es versuchen können“, erwiderte Arthur kühl, doch Merlin hörte auch den Hauch der Enttäuschung, der in seiner Stimme mitschwang. „Nun aber kann ich nur annehmen, dass du deine eigene Unzulänglichkeit mit diesen absurden Lügen übertünchen willst.“

„Aber, Sire, ich ...“

„Nein, Merlin, vergiss es.“ Arthur wich seinem flehenden Blick aus und sah aus dem kleinen Fenster auf der anderen Seite des Labors. „Es ist spät. Du hast eine Kopfverletzung und wahrscheinlich auch noch Fieber. Ich werde zu deinen Gunsten davon ausgehen, dass du nicht bei klarem Verstand bist und nicht weißt, was du sagst. Und was Euch angeht, Gaius, so kann ich nur annehmen, dass Ihr Merlins Lügen durch Euer Alter und Eure Zuneigung zu ihm nur allzu leichtfertig Glauben schenkt“, erklärte Arthur mit ausdrucksloser Miene. Und es war diese berechnende Gleichgültigkeit, die Merlin tief erschütterte. Mit Wut, Zorn, ja selbst mit offener Verachtung hätte er umgehen können, aber das ...?

„Arthur, bitte ...“

„Ich werde für den Augenblick davon absehen, dem König von euren infamen Unterstellungen zu berichten und euch Zeit geben, das Gesagte zu überdenken. Nutzt diese Zeit gut“, beendete der Prinz ungerührt seine kleine Rede und verließ dann ohne ein Wort des Abschieds das Labor.

„Arthur!“

Verzweifelt versuchte Merlin, die Decken, in die er noch immer eingewickelt war, abzustreifen und dabei gleichzeitig das immer stärker werdende Hämmern in seinem Kopf zu ignorieren.

„Merlin, bitte beruhige dich“, bat Gaius eindringlich und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück auf das Bett.

„Aber ich muss mit ihm reden, ich muss es ihm erklären, ich ...“ Schwer atmend brach Merlin ab, der quälende Schmerz in seinem Schädel raubte ihm fast das Bewusstsein.

„Merlin, glaub mir, wir sind nicht die Einzigen, die über das Gesagte nachdenken werden“, fuhr sein Mentor fast beschwörend fort. „Arthur ähnelt in vielerlei Hinsicht seinem Vater, und ebenso wie es Uther oftmals getan hat, wird auch Arthur unsere Worte reflektieren und die Dinge zu gegebener Zeit hinterfragen. Lass ihm diese Zeit, Merlin.“

„Bist ... bist du sicher?“, fragte Merlin erschöpft. Er hatte den Kampf gegen die Laken aufgegeben und ließ sich nun kraftlos auf das Bett zurücksinken.

„Ganz sicher, Merlin“, antwortete Gaius und lächelte ihn aufmunternd an. „Schlaf jetzt, mein Junge.“

Fügsam schloss Merlin die Augen und war eingeschlafen, noch bevor er einen Gedanken daran verschwenden konnte, wie er nach diesem Debakel überhaupt Schlaf finden sollte.


tbc

Aktualisiert: 04.11.2010 um 00:58 von Chayiana

Stichworte: fanfic, merlin
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Kommentare

  1. Avatar von stargatefan74
    Ach, da habe ich mich aber gefreut, dass das Kapitel heute morgen da war. Habe mir die Mail auf die Arbeit weitergeschickt, dort ausgedruckt und dann erstmal gelesen.

    WOW, also ich würde meinen, Du hast Dich selbst übertroffen. Was für ein gefühlsgeladenens Kapitel.

    Den gesamten ersten Teil hast Du unbeschreiblich tiefgehend erzählt. Merlins Gedankenwelt... wirklich beeindruckend. Nass, halb-nass (gibt es das überhaupt ), trocken, halb-trocken, kalt, warm, bequem und unbequem und die Stimmen..(Hammermann). Ach, einfach großes Kopfkino!


    Angefangen hatte es mit Kälte, ziemlich nasser Kälte, um genau zu sein, aber es war seltsam bequem gewesen. Dazu hatte sich eine Stimme gesellt. In seinem Kopf. Was hatte eine Stimme in seinem Kopf zu suchen? Hatte sie ein Schwätzchen mit dem Hammermann halten wollen?
    Das dürfte der Fluss gewesen sein, aber die Stimme von Arthur kam erst später. Stellt sich mir die Frage, wenn er schon im Fluss lag, wessen Stimme das war! Oder war es Morganas Stimme vor dem Fluss?

    Das war der Moment, in dem er beschloss, seine eigene, kleine Welt zu verlassen und die Welt der Stimmen zu betreten.
    Großartig! Ich finde fast keine Worte für den ersten Teil.

    Aber es ging genau so großartig weiter. Merlin, der die Augen öffnet, denkt in der Hölle gelandet zu sein und es ist nur das Kaminfeuer, wo er zufällig hinschaut. Ja, es zieht den Blick immer auf die Lichtquelle.

    Jeder hier wird die Warnung von Gaius verstanden haben, nur Merlin wieder nicht. Aber mit dem Hammermännchen im Kopf, kann man es ihm auch nicht verdenken. Spreche da aus Erfahrung und denken ist einfach nicht drin.

    Warum sollte er sich ausruhen? Merlin hatte das Gefühl, wirklich lange genug geschlafen zu haben. Und außerdem gab es verdammt noch mal wichtigere Dinge als sich auszuruhen. Er musste ihm erzählen, was Morgana getan hatte.

    „Aber versteh doch, Gaius! Ich war so dumm, ich habe mich wieder von ihr einlullen lassen. Ich habe ihr geglaubt, als sie um meine Hilfe bat ...“

    „Merlin, nicht!“

    „... doch dann hat sie mich niedergeschlagen“, fuhr Merlin unbeirrt fort. „Sie hatte niemals vor, einen anderen Weg zu finden. Manchmal denke ich, Arthur hat Recht. Ich bin wirklich ein Idiot!“

    „Wie schön, dass wir uns in diesem Punkt endlich einig sind, Merlin. Aber hättest du vielleicht auch die Güte, mir zu erklären, wer ‚sie’ ist?“

    Merlin erstarrte, als er die nur allzu vertraute Stimme in seinem Rücken hörte. Von einem Wimpernschlag zum nächsten schien eine unbekannte Macht sein Blut durch flüssiges Eis ersetzt zu haben.
    Na, das muss wirklich ein Schock für Merlin und ein wirklich schreckliches Gefühl sein, aber nun ist es endlich raus.

    „Als ich eben von ‚ihr’ gesprochen habe, meinte ich damit ...“ Er hielt inne. Wenn er jetzt den Namen aussprach, gab es kein Zurück mehr. Auf der anderen Seite war es doch genau das, was er schon seit Tagen anstrebte und vielleicht bekam er nie wieder eine solche Gelegenheit.

    „Merlin, ich warte ...“

    „... Morgana!“, platzte er schließlich heraus und wartete dann mit klopfenden Herzen auf eine Reaktion.
    Ohoh...

    Naja, war ja zu erwarten, dass Arthur Merlin keinen Glauben schenkt und es ist wohl für ihn plausibler auch Gaius lieber alt zu nennen und die Zuneigung zu Merlin verantwortlich zu machen, als ihm zu glauben.

    Ich denke mal, Gaius wird in einem Punkt recht haben, nämlich dass Arthur über das Gesagte schon nachdenken wird und ihm ist das seltsame Verhalten von Merlin und Morgana ja schließlich schon mehrfach aufgefallen, von daher werden sich ihm hoffentlich bald die Augen öffnen.

    Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Und von mir aus dürfen es regelmäßig 6 Seiten sein!
    Aktualisiert: 04.11.2010 um 09:57 von stargatefan74
  2. Avatar von claudi70
    Wow, klasse geschrieben.
    Oh man, armer Merlin, ich möchte nicht mit ihm tauschen. Seine Welt ist gerade alles andere als in Ordnung... Seine Gefühlswelt hast du wirklich super geschrieben, fühle mich selbst schon ganz wirr, von all den Stimmen und der Nässe und all dem...Sehr genial geschrieben.
    Als dann jedoch noch eine dritte Stimme – zugegeben, eine sehr angenehme und warme Stimme – hinzugekommen war und sich in unregelmäßigen Abständen mit der manchmal nervigen und der beruhigenden Stimme abgewechselt hatte, war es ihm allmählich zu viel geworden. Zumal auch der kleine Mann in seinem Kopf wieder heftiger zu hämmern begonnen hatte. Das musste ein Ende haben!

    Das war der Moment, in dem er beschloss, seine eigene, kleine Welt zu verlassen und die Welt der Stimmen zu betreten.
    Das kann ich gut verstehen. Aber wenn er gewusst hätte was ihm jetzt erwartet, dann hätte er vielleicht doch in der Chaoswelt bleiben sollen. *fg*

    Morgause hat sich mit Morgana verbündet, um Euren Vater zu stürzen und Camelot zu zerstören“, antwortete Gaius jetzt, bevor Merlin selbst auf die Frage reagieren konnte.

    „Seid ihr jetzt beide von allen guten Geistern verlassen? Das ist doch lächerlich!“, begehrte der Prinz auf und erhob sich abrupt von seinem Stuhl. Überreizt begann er, vor dem Bett auf- und abzulaufen.
    Wenigstens ist es jetzt raus und Gaius hat recht, Arthur muss das Gesagte auch erst einmal verdauen und vielleicht merkt er ja dann doch noch, das das Gesagte stimmt, denn misstrauig gegenüber Morgana, ist er ja bereits.

    , erklärte Arthur mit ausdrucksloser Miene. Und es war diese berechnende Gleichgültigkeit, die Merlin tief erschütterte. Mit Wut, Zorn, ja selbst mit offener Verachtung hätte er umgehen können, aber das ...?
    Der arme, wenn Arthur wüsste, was er nicht weiß...*zwinker*Aber irgentwann, wird er es hoffentlich erfahren.

    Fügsam schloss Merlin die Augen und war eingeschlafen, noch bevor er einen Gedanken daran verschwenden konnte, wie er nach diesem Debakel überhaupt Schlaf finden sollte.
    Das ist wohl das Beste, was er jetzt tun kann.

    Ein wirklich gutes Kapitel, danke für das Kopfkino. *gg*

    LG
  3. Avatar von Chayiana
    Hi, ihr beiden!

    Na, da ist mir aber echt heiss im Gesicht geworden, als ich das gelesen hab ... DANKE!!!! *knuddelt euch ganz doll*

    Vor allem, dass euch der erste Teil so gefallen hat, macht mich total happy! YAY! Ich hatte echt Zweifel wegen dem Teil, ob das ueberhaupt so schreiben kann, deshalb musste Sinaida auch als Versuchskaninchen herhalten ... *gg* ich glaube, ich habe selten (oder noch nie) etwas so Abstruses und Verworrenes geschrieben! Und ja, ich war am Ende selbst etwas verwirrt ... *g*

    @stargatefan74
    Was die erste Stimme, die in Merlins Kopf angeht ... hm, faellt dir da echt niemand anderes ein? *pfeif* Aber ich will jetzt nicht zu viel sagen, weil das hoffentlich/vielleicht noch zur Sprache kommt ... je nachdem, wie sich die Geschichte entwickelt. *g*

    @claudi70
    Hehe, ja, wenn Merlin gewusst haette, was ihn erwartet, waere er sicher noch ein bisschen laenger in seiner kleinen Welt geblieben! *lol* Aber das ist ja das Schoene ... er kann ja nichts machen, wenn *ich* will, dass er da rauskommt! Da muss er dann durch!
  4. Avatar von stargatefan74
    @stargatefan74
    Was die erste Stimme, die in Merlins Kopf angeht ... hm, faellt dir da echt niemand anderes ein? *pfeif*
    Wenn Du so fragst, fällt mir da schon noch jemand ein. Ich warte weiter gespannt auf die Fortsetzung!
  5. Avatar von Sinaida
    Da habe ich doch sehr gerne Versuchskaninchen gespielt.
    Ich fand den Anfang, wie du Merlins Aufwachen beschreibst, wirklich ganz toll geschildert.
    Und die Szene danach geht echt unter die Haut, weil man sich richtig gut in Merlin hineinversetzen kann. Soll er sagen, dass es Morgana war, die ihn angegriffen hat, oder nicht? Und wenn ja, wieviel soll er Arthur verraten? Du hast genau die richtigen Zweifel und Überlegungen angesprochen, bzw. Merlin durch den Kopf gehen lassen, die man als Leser in dieser Situation auch hätte.
    Und der Dreh zu Beginn der Szene, dass Merlin erst einmal nicht merkt, dass Arthur ja auch im Raum ist, als er Gaius erzählt, was passiert ist, hat mir sehr gut gefallen. Denn als Leser weiß man ja, dass Arthur zuhört und wird auch durch Gaius Reaktion noch einmal daran erinnert und sieht das Unvermeidliche kommen. Das fand ich richtig spannend.
  6. Avatar von Chayiana
    Vielen, lieben Dank! Auch noch mal fuers Test-Lesen! *gg* Hehe, ich hab den Abend wirklich wirklich - ueber mich selbst den Kopg schuettelnd - davor gesessen und war zwischen "Das kannst du so nicht schreiben!" und "Irgendwie find ich das witzig!" hin- und hergerissen.

    Und es freut mich echt, dass die Sache mit Arthur geklappt hat, ohne den grossen Holzhammer rauszuholen. *gg*

    Danke noch mal! *hugs*