SG 2007 - Serienjunkie aus Leidenschaft (20) - "Absetzungen"
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am 29.10.2010 um 18:53 (875 Hits)
Hallo zusammen,
Jeder Seriefan kennt es, jeder Serienfan hasst es und jeder Serienfan fürchtet es. Die Absetzung.
Diese dunkle Wolke schwebt wohl früher oder später über allen Serien - Egal ob nach einer oder zehn Staffeln. Gerade wieder zeigte uns das aktuelle Beispiel "Caprica", dass man sich niemals sicher sein kann.
Doch was für den geneigten Zuschauer oftmals unwillkürlich und unfair scheint, hat oftmals einen seriösen Hintergrund.
Also wie kommt es zu einer Absetzung, wer entscheidet es und was für Konsequenzen hat es?
Nun, zu erst einmal ist auch eine Serie nur zu einem Zwecke gut. Sie soll Geld einbringen. Money, Money, Money. Dass sich die Studiobosse dabei manchmal etwas gierig anstellen, ist ja hinlänglich bekannt.
Eine Serie ist, bis auf wenige Ausnahmen, immer auf ihren kommerziellen Erfolg festgenagelt. Stimmt der, tätscheln die Bosse die Köpfe der Produzenten, stimmt der nicht, werden sie möglichst schnell "rausgekickt".
Also viel Konfliktpotential zwischen Zuschauern, Produzenten, Studiobossen und Senderbossen. Das einzige, was diesen Hühnerhaufen zusammenhält ist, welche Überraschung, der Kommerz.
Aber wie kommt es nun zur schmerzlichen Absetzung einer Serie?
Der Hauptfaktor bei der Absetzung sind natürlich die Quoten, wobei DVR Aufnahmen natürlich nicht zählen. Was ja auch logisch ist, weil man da ja locker die Werbung, um die es ja schließlich geht, wegdrücken kann. Auch Auslands- und DVD-Verkäufe sind eigentlich nur nebensächlich.
Der Hauptfaktor ist der Sender. Hier muss Profit bei rausspringen. Natürlich über Werbeeinnahmen. Sind die Quoten neidrig, bedeutet das weniger Einnahmen für den Sender. Irgendwann sind die Quoten so niedrig, dass die Gewinnspanne nur noch minimal ist oder der Sender dadurch sogar Verluste macht. Dann greift der Sender zum Rotstift.
Natürlich liegt das nicht immer an der Serie selbst, sondern oft auch einfach an der kolossalen Blödheit der Senderbosse, die sich irgendwelche Kongenialen Programmpläne ausdenken, die in der Praxis aber nicht funktionieren. So kommt es dann halt auch mal, dass man eine Serie so programmiert, dass ein Flop schon, man beachte den Wortwitz, vorprogrammiert ist. Dass sich dann natürlich Serienfans die Haare raufen, ist nur allzu verständlich.
Noch übler wird es aber, wenn die Serie so rasch bzw. ungeschickt abgesetzt wird, dass sie keinen Abschluss bieten kann. Wer von uns hasst es nicht, von einer Serie in den Wolken hängen gelassen zu werden?
Hier muss man den Senderchefs ganz klar Contra geben. Auch wenn es um den Profit geht, kann es doch so schwer wohl nicht sein, noch eine weitere Episode so zu produzieren, dass der Zuschauer halbwegs zufrieden ist. Denn das ist das Mindeste, was der Sender dem Zuschauer schuldig ist. Doch eben das passiert oft nicht - Bestes Beispiel "Firefly". Außerdem schießt sich ein Sender damit nur selbst ins Bein, was die aber wohl nicht checken, weil sie mit ihren Köpfen zu weit in Kalkulationen und ihren eigenen Gehaltschecks stecken. Denn wenn der Zuschauer immer wieder eine Serie vor der Nase weggeschnappt bekommt, hat dieser logischer Weise irgendwann keine Lust mehr, überhaupt noch eine Serie anzufangen zu gucken, weil er ja eh erwarten muss, wieder im Stich gelassen zu werden. Folglich schalten weniger Leute neue Serien ein. Folglich sinken die Zuschauerzahlen für Neustarts. Folglich gibt es weniger erfolgreiche Neustarts. Folglich ärgert sich der Zuschauer. Folglich ärgert sich der Sender. Folglich geht dann doch alles wieder von vorne los!
Natürlich kann man die Senderbosse nicht alle über einen Kamm scheren. Vor allem die kleinen Sender sind mitunter recht kompetent in ihrer Arbeit. Doch es gibt endlos viele Beispiele, in denen man einfach nur Mist gebaut hat. So kommt es dann, dass es zu "Terminator: SCC" oder "Heroes" heute noch keinen Abschluss gibt oder geben soll. Was soll das? Da guckt man vier Staffeln lang "Heroes", ein Serial wohlgemerkt, welches dann zu keinem Abschluss führt. Auch wenn die Quoten im Keller sind, kann sich der Sender doch erbarmen, einen abschließenden Film oder Episode zu spendieren. Das ist, wie schon gesagt, das Mindeste. Alles andere ist einfach nur "verarschung" des Zuschauers und extrem ärgerlich.
Dass eine Serie mit 3 oder 4 Millionen Zuschauern nicht mehr zu tragen ist, ist klar, aber trotzdem sollte man auch die Bedürfnisse des Zuschauer im Blick haben und eine Vertrauensbasis zu ihm aufbauen. Doch auch hier ist der Dienstleister nicht fähig, die Kunden zu verstehen und sie entsprechend zu umsorgen.
Also ist Absetzung oftmals gerechtfertigt und auch total okay. Es ist ein natürlicher Prozess in diesem Buisiness. Aber wie eine Serie oft abgesetzt wird, ist zum aus dem Fenster springen.
Die Konsequenzen für die Fans sind oftmals so schmerzlich, dass man schon wieder wütend ist.
Aber an der Gesamtsituation wird sich wohl nie etwas ändern. Die Fraktion Zuschauer versteht die Fraktion Senderbosse nicht und umgekehrt. So müssen wir Fans eben mit dem Leben, was wir haben und uns klar machen, dass im Seriengeschäft alles vergänglich ist. Selbst die Lieblingsserie.
Aber irgendwie gehört auch das hinzu. Was wäre dieses Hobby, wenn man sich nicht mal so richtig ärgern könnte? Alles ein Teil von dem, was wir lieben.
Da freut man sich doch, dass es Sender wie HBO gibt, die auch mal Serien machen, die einfach nur zum Image des Senders beitragen sollen und niemals die Erwartung zu erfüllen haben, profitabel zu sein. Bestes Beispiel "The Pacific": 200 Millionen Kosten bekommt der Sender nie im Leben wieder rein. Aber hey, die Serie gibt es trotzdem.
So, ich hoffe ich konnte einige Dinge ansprechen, die sich Woody so gewünscht hat. Ich habe einfach mal kurz verfasst, was ich so denke.
Mein TV-Tipp für Heute: "Castle", 20:15 Uhr, Kabeleins