Merlin-FF: Neue Zeiten (5/?)
von
am 23.10.2010 um 18:40 (1942 Hits)
Hi ihrs, bevor ich gleich den naechsten Teil poste, wollte ich kurz was loswerden ... also, ich weiss, dass das hier nach gerade das actionreichste Kapitel auf Erden ist, aber irgendwie ist mir das Ganze etwas aus dem Ruder gelaufen ... *gg* ich verspreche euch, dass sich ab dem naechsten Kapitel etwas mehr tut.
Okay, genug der Vorworte ... jetzt geht es erst mal weiter:
~~~ Teil 5 ~~~
Arthur beschattete seine Augen, als er in die tiefstehende Sonne blickte. Sie berührte fast den Horizont. Nicht mehr lange und es würde zu dunkel werden, um weiterzusuchen.
„Merlin!“
Er wusste nicht, wie oft er seinen Namen in den vergangenen Stunden gerufen hatte. Seine Stimme war rau und heiser. Arthur griff mit einer Hand nach dem Wasserbeutel, den er sich der Einfachheit halber um die Schulter gehängt hatte, und befeuchtete seine trockene Kehle. Mit der anderen Hand hielt er weiter das rote Stück Stoff umklammert. Merlins Halstuch was das Einzige, was er bis jetzt von seinem Diener gefunden hatte. Es hatte sich an einem losen Ast am Flussufer verfangen.
Für einen Moment schloss Arthur die Augen, die Kiefer fest zusammengepresst, während er sich ermattet über das Gesicht fuhr. Er spürte nur allzu deutlich, wie ihn langsam die Hoffnung verließ, Merlin überhaupt zu finden. Selbst wenn er ihn fand, wie standen die Chancen, dass er noch lebte?
„Nein!“, flüsterte er entschieden. Merlin war am Leben. Er wusste es. Und er würde erst ruhen, wenn er ihn gefunden hatte. Er war ein Pendragon, ein Ritter Camelots, und als solcher würde er niemals aufgeben. Er hatte geschworen, die Einwohner seines Landes zu beschützen, wenn nötig mit seinem Leben. Und Merlin war einer dieser Menschen.
Mit neuem Mut schwang er sich – wie so unzählige Male zuvor – aus dem Sattel und ging hinunter zum Fluss.
Nachdem die Felsen, die das Ufer gesäumt hatten, zurückgewichen waren, hatte er für eine Weile direkt am Rand des Flusses entlang reiten können. Ein Umstand, der die Suche sehr vereinfacht hatte, doch unglücklicherweise hatte sich die Vegetation schon bald verändert. Der Boden war morastiger geworden und Schilfgras hatte den sandigen Untergrund abgelöst. So war er gezwungen gewesen, weiter landeinwärts zu reiten und in kurzen Abständen immer wieder Halt zu machen, um das Flussufer zu Fuß abzusuchen. Nicht selten hatte er dabei bis zu den Oberschenkeln in das Wasser hineinwaten müssen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Abermals bahnte er sich seinen Weg durch das hohe Schilfgras, bis er die natürliche Grenze zwischen Vegetation und dem offenen Wasser erreicht hatte und suchte dann jeden Zentimeter des Ufers mit den Augen ab. Mittlerweile hatte sich der Strom so stark verbreitert, dass er nur noch träge dahinfloss.
„Merlin!“ Und wieder verhallte sein Ruf ungehört.
Arthur wollte sich gerade umdrehen und zu seinem Pferd zurückkehren, als er aus den Augenwinkeln etwas bemerkte, das sich uncharakteristisch hell von den immer länger werdenden Schatten abhob. Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen, als ihm klar wurde, was er da vor sich hatte. Eine Hand. Eine fahle Hand, die aus einer abgewetzten, braunen Lederjacke hervorguckte. Der dazugehörige Arm hing schlaff über einem mit Moos bewachsenen Baumstamm.
„Merlin!“, flüsterte Arthur tonlos. So schnell es das wadentiefe Wasser zuließ, stürmte er auf den reglosen Körper zu und fiel neben ihm auf die Knie. Es mochte ein schier glücklicher Zufall gewesen sein, dass Merlin auf dem einzigen, trockenen Stückchen Erde inmitten des sonst sumpfigen Ufers an Land gespült worden war. Er lag bäuchlings neben dem verrotteten Baumstamm, so dass Arthur sein Gesicht nicht sehen konnte, die Beine noch immer halb im Wasser. Das kurze, schwarze Haar klebte feucht an seinem Kopf.
Hastig griff Arthur als Erstes nach Merlins Hand, um nach einem Puls zu suchen, doch beinahe hätte er sie entsetzt wieder losgelassen. Seine Hand war eiskalt, klamm ... leblos. Er biss die Zähne zusammen und suchte weiter. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich ein zwar schwaches, aber regelmäßiges Klopfen unter seinen Fingerspitzen spürte. Erleichtert atmete er auf. Erst jetzt wagte er es, Merlin herumzudrehen. Er wusste nicht, ob er tatsächlich dazu imstande gewesen wäre, hätte er kein eindeutiges Zeichen gehabt, dass Merlin noch lebte. Die Erleichterung hielt jedoch nicht lange an. Als er Merlin schließlich so weit herumgerollt hatte – die linke Hand stützend unter seinem Kopf –, dass er sein Gesicht sehen konnte, keuchte er schockiert auf. Die blutigen Schlieren, die sich von den Wangen und Merlins Stirn über die Augen hinweg zu seiner Nase vorgearbeitet hatten, verwandelten sein Gesicht in eine albtraumhafte Maske. Der unnatürliche Kontrast zu seiner bleichen, fast wächsern wirkenden Haut und den bläulich verfärbten Lippen verstärkte diesen makabren Eindruck noch. Doch woher kam all das Blut? Nervös schluckte Arthur gegen die aufsteigende Übelkeit an. Er konnte keine Verletzungen erkennen, es sei denn ...
Plötzlich wurde er ihm klar, dass Merlins Haare nicht allein wegen des Wassers so feucht waren. Und er sah seine Annahme in grauenhafter Weise bestätigt, als er seine blutüberströmte Hand unter Merlins Kopf hervorzog. Arthur musste sich beherrschen, um nicht entmutigt aufzustöhnen.
„Was noch, Merlin?“, knurrte er und griff nach dem Halstuch, das er sich unter seinen Gürtel geklemmt hatte. „Reicht es nicht, dass du noch nicht einmal Kräuter pflücken kannst, ohne über deine eigenen Füße zu stolpern?“, fuhr Arthur fort, während er behutsam begann, Merlins Gesicht zu säubern. „Nein, du musstest natürlich in den Fluss stürzen und dir dabei gleich noch den Schädel einschlagen.“ Langsam redete er sich in Rage. Es tat gut, seinem Frust, aber vor allem seiner eigenen Hilflosigkeit auf diese Weise Luft zu machen. „Oh, und keine Sorge, Merlin, ich erwarte gar nicht, dass du aufwachst und mir in irgendeiner Weise behilflich bist.“
Nachdem er Merlins Gesicht mehr schlecht als recht von dem Blut befreit hatte, wusch Arthur das Stück Stoff mit etwas sauberen Wasser aus seinem Wasserbeutel aus. Anschließend verband er damit provisorisch die Wunde an Merlins Kopf. „Du bist wirklich ein Idiot!“, verkündete er in einem Tonfall, der selbst, wenn sein Gegenüber bei Bewusstsein gewesen wäre, keine Widerrede geduldet hätte. „Und jetzt siehst du wenigstens auch noch aus wie einer.“
~~~
Arthur wusste nicht, wann er das letzte Mal so erleichtert gewesen war, die Türme von Camelot zu sehen. Mittlerweile war es Abend geworden, doch das Licht des aufgehenden Vollmondes hatte genügend Kraft, um das Schloss in ein fast gespenstisches Licht zu tauchen.
„Wir haben es gleich geschafft, Merlin“, murmelte Arthur und legte nochmals die Hand auf Merlins Stirn. Besorgt kaute er auf seiner Unterlippe, es gab keinen Zweifel, dass sich das Fieber festgesetzt hatte. Selbst durch Merlins noch immer feuchtkalte Kleidung konnte er die Hitze, die der junge Mann ausstrahlte, spüren. „Mach jetzt bloß nicht schlapp. Gaius würde dir das nie verzeihen ... und ich auch nicht“, fügte er noch etwas leiser hinzu, fast so, als ob er nicht wollte, dass Merlin ihn hörte. Das war natürlich Unsinn, denn der hatte auf dem gesamten Rückweg nicht auch nur den kleinsten Laut, geschweige denn eine Regung von sich gegeben.
Nachdem Arthur Merlin am Flussufer notdürftig versorgt hatte, hatte er ihn zurückgetragen und unter einiger Anstrengung vor sich auf das Pferd gehievt. Den linken Arm fest um den Oberkörper des Bewusstlosen geschlungen, die rechte Hand am Zügel war er losgaloppiert – gerade so schnell, wie er es gewagt hatte, ohne zu riskieren, dass Merlin aus dem Sattel rutschte oder sein Pferd sich in der zunehmenden Dunkelheit die Beine brach. Mit den letzten Sonnenstrahlen, hatte er den großen Handelsweg, der Camelot mit den nördlichen Territorien verband, erreicht. Von da an war das Reiten einfacher geworden, doch war es auch der Moment gewesen, in dem Arthur bemerkt hatte, dass Merlin fieberte.
Doch jetzt – das Schloss fest im Blick – wusste er, dass Hilfe nahe war. Er war sich sicher, dass Gwen Gaius über die Ereignisse informiert hatte und der alte Hofarzt voller Ungeduld und Sorge auf ihre Ankunft wartete. Bei diesem Gedanken gab Arthur seinem Pferd ein letztes Mal die Sporen und überbrückte die restliche Distanz in einem schnellen Kanter.
~~~
So schnell es seine alten Knochen zuließen, erhob Gaius sich von den Stufen der großen Schlosstreppe, als er das herannahende Klappern von Hufen auf der Zugbrücke vernahm. Seine Sehkraft mochte über die Jahre schwächer geworden sein, doch seine Ohren taten ihren Dienst wie eh und je. Beunruhigt, aber auch seltsam erleichtert, dass sich endlich etwas tat, wartete er auf die Ankunft des Reiters.
Er hatte sich um die Verletzten des Kampfes gekümmert, als Gwen ihn in dem behelfsmäßigen Lazarett aufgesucht und stockend berichtet hatte, was geschehen war. Sie war den Tränen nahe gewesen. Und auch wenn Gaius sich nach außen hin gefasst gezeigt hatte, hatte er nicht verhindern können, dass sich auch seine Augen mit Feuchtigkeit gefüllt hatten. Allein der Gedanke, den Jungen, der wie ein Sohn für ihn war, zu verlieren, war mehr, als er verkraften konnte. Vielleicht war es ein Segen gewesen, dass schon kurz nach Gwen ein aufgebrachter Uther Pendragon in der Krankenhalle erschienen war und verlangt hatte, dass er sofort nach Morgana sah. So hatte er sich für den Moment von seiner Sorge um Merlin ablenken können.
Morgana hatte aufrichtig betroffen gewirkt. Etwas, das Gaius hinsichtlich der Ereignisse der vergangenen Tage doch sehr irritiert hatte. Nur zu gerne hätte er ihr ein paar unauffällige Fragen gestellt, hatte es aber in Anwesenheit des Königs und Gwen nicht gewagt. Und nachdem er Morgana etwas zur Beruhigung und einen leichten Schaftrunk verabreicht hatte, war diese Möglichkeit vertan und er war wieder seinen eigenen Bedenken ausgeliefert gewesen. Genau diese Bedenken hatten Gaius schließlich auf die große Schlosstreppe getrieben, wo er seitdem im Schein der Fackeln auf Arthurs und hoffentlich auch Merlins Rückkehr gewartet hatte.
Doch obwohl er vorgewarnt gewesen war, konnte Gaius nicht verhindern, dass ihm nun der Schreck in die Glieder fuhr, als das Pferd des Prinzen wenige Meter vor ihm zum Stehen kam. Noch während Arthur eine der Torwachen zu sich rief und mit deren Hilfe Merlin vorsichtig aus dem Sattel hievte, nahm sein jahrzehntelang antrainierter fachmännischer Blick schon all die Details um den Zustand des Jungen auf. Seine schlaffe, bewusstlose Form, die erschreckende Blässe seines Gesichtes, nur unterbrochen von den roten Flecken auf Wangen und Stirn – ein sicheres Anzeichen für Fieber –, der provisorische Verband und die Spuren von Blut, die darüber hinaus auf eine Kopfwunde hindeuteten ... all diese Einzelheiten zeigten Gaius mit erschütternder Klarheit, wie ernst es um Merlin bestellt war.
„Gaius?“
Die Stimme des Prinzen riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. „Ja ... bitte ... bitte bringt ihn in meine Kammer“, entgegnete er heiser, seine Kehle schien plötzlich wie ausgedörrt. ‚Merlin, mein Junge, was ist nur geschehen?’
tbc