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Reziwelten

Sieben

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„Die Sieben ist eine machtvolle Zahl. Sie verbindet die vier Elemente unseres irdischen Daseins mit der göttlichen Trinität und bestimmt daher unser Leben von der Geburt bis in den Tod?“ Vater Anselm lächelte. „Wenige wissen, dass dieser Glaube nicht erst das Volk der Bibel erfüllte, sondern auch schon die alten Babylonier. Doch erst in unserer heiligen Mutter Kirche erlangte sie die Vollendung …“

„Wie meint ihr das?“ fragte der junge Novize an seiner Seite. „Kommt die Sieben so in unseren Lehren und in unseren Leben vor? Obwohl sie ja eigentlich heidnischer Mystik entstammt.“

„Nun, manchmal geht der Glauben seltsame Wege, aber vielleicht geschieht das nicht ohne Grund“, lächelte der ältere Mönch sanft und Weise. „Bedenke, schon in der heiligen Bibel kommt diese Zahl oft vor. Unser Herr Jesus Christus sprach am Kreuze seine sieben letzten Worte, fünf Brote und zwei Fische – also sieben Dinge - sättigten die Menschen bei der Bergpredigt. Und das Evangelium des heiligen Matthäus spricht von sieben Wundern Jesu. Und nicht zuletzt besteht auch das Vaterunser aus sieben Bitten.“

Er schwieg einen Moment und musterte seinen Schüler. „Auch in der Offenbarung des Johannes – ein Brief, der an sieben Urgemeinden erging wird von einem Buch mit sieben Siegeln gesprochen und sieben Posaunen verkünden das Herannahen der Apokalypse. Und schließlich sandte Gott bereits durch Mose sieben Plagen über das Volk der Ägypter. Josef sah die sieben fetten und die sieben dürren Jahre im Lande des Nils voraus. Und all diese Worte und Taten sollen uns ein Beispiel sein, darum bestimmt die Sieben auch unser Leben und unseren Glauben. Überlege einmal genauer, mein Sohn, was alles ist mit ihr fest verbunden?“

„Ihr habt recht, Vater“ überlegte der junge Novize. „Da gibt es die sieben Tugenden - Glaube, Hoffnung, Liebe, Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Ihnen stehen die selben Laster entgegen: Stolz, Geiz, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn und Trägheit. „Dann gibt es die sieben Sakramente – Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung – und...“ Er stockte. „Sind es auch nicht sieben Gaben, die der Heilige Geist uns schenkt: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft. Frömmigkeit und Gottesfurcht? Und sollte der Gläubige nicht auch sieben Werke der Barmherzigkeit tun, um ins Himmelreich zu kommen?“

„All das ist richtig. Genau so kennen wir die sieben Schmerzen und Freuden Mariens, von denen ich dir in der letzten Stunde erzählt habe. Ja, selbst unser Gesang während der Heiligen Messe ist von sieben Tönen bestimmt – dem wahrnehmbaren Ausdruck der Weltordnung - und wir billigen die sieben freien Künste auch nur, weil sie den Gaben des heiligen Geistes entsprechen“, erwiderte Vater Anselm ruhig und lächelte.
„Und auch die einfachen Kinder Gottes kennen so manchen Spruch und manche Weisheit, die mit der Sieben verbunden ist – gerade in den Bauernregeln. Und hast du nicht auch deine Siebensachen gepackt, als du zu uns ins Kloster gebracht wurdest? Bestimmt nicht das Wetter zu Siebenschläfer Wohl und Wehe der Bauern in den nächsten sieben Wochen? Sprechen die Gelehrten nicht von sieben Meeren?“

Der Novize lachte. „Ja, und der Onkel hat mich immer als siebengescheit bezeichnet, weil ich zu allem etwas zu sagen hatte. Sieben Tage hat die Woche und das „Verflixte siebte Jahr“ ist die Prüfung einer jeden Ehe“, fügte er eifrig hinzu. „Die Sieben ist wirklich eine mächtige Zahl.“

„Ja“, nickte Vater Anselm. „Und sie wird es bleiben, so lange Menschen daran glauben. Und das sind nicht einmal nur wird, denn auch die Muselmanen kennen und achten die Sieben, ist doch der siebte Himmel für sie der Ort der letzten Verklärung, und bei der Hadsch, ihrer Pilgerfahrt nach Mekka umrunden sie deshalb nicht ohne Grund die Kaaba. Du siehst, so lange Menschen glauben, wird die Sieben niemals ihre Bedeutung verlieren … “
Stichworte: story
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